Frage: Ich bin Deutschlehrer und soll den Schiedsrichter bei einer Wette spielen: Ein ehemaliger Schüler von mir hat die Redensart wie die Faust aufs Auge passen beim Umzug gebraucht, als eine Kommode gut an ihren vorgesehenen Platz passte, weil sie seiner Ansicht nach in jedem Falle ironisch gemeint ist. Sein Vater aber fand, mit dieser Redensart werde gerade ausgedrückt, dass etwas überhaupt nicht passe. Schließlich gehöre eine Faust nicht aufs Auge. Wer hat nun Recht? Es geht um hundert Euro.

Antwort: Die hundert Euro können sich die Kombattanten teilen, da sie beide Recht haben. Die Redensart passen wie die Faust aufs Auge wird in beiden Bedeutungen verwendet, die Sie angeführt haben. Im Duden 11 (Redewendungen und sprichwörtliche Redensarten. Wörterbuch der deutschen Idiomatik, Mannheim u. a. 1992, S. 538) steht dazu Folgendes: »1. ›überhaupt nicht passen‹ [...]. 2. ›sehr gut, ganz genau passen‹ [...]. Mit dem Vergleich wurde zunächst ausgedrückt, daß etwas überhaupt nicht zu etwas paßt: Faust und Auge passen nicht zusammen, weil es höchst unangenehm ist, einen Faustschlag aufs Auge zu bekommen. Durch häufigen ironischen Gebrauch entwickelte sich die gegenteilige Bedeutung.« – Die Ironie, von der hier die Rede ist, entsteht dadurch, dass die Redensart allzu wörtlich genommen wird. Man denkt dann daran, dass die Faust von der Form her sehr gut auf das Auge passt. Eine solche wörtlich-ironische Verwendung finden wir beispielsweise in dem Roman Der liebe Augustin. Die Geschichte eines leichten Lebens (1921) von Horst Wolfram Geißler (1893–1983): »[...] daß der Name Augustin Sumser zu dem Buben paßte wie die Faust aufs Auge, nämlich sehr gut (wiewohl gedankenlose Menschen, die es noch nicht probiert haben, gewöhnlich der Meinung sind, die Faust passe keineswegs aufs Auge)«.