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[1] Adelung, Gramm.-krit. Wb. IV (21801), 1101: Die Vernunft, [...] die freye, von dem Körper nicht abhängige Vorstellungskraft der Seele, zum Unterschiede von der sinnlichen Erkenntnißkraft; oder nach andern, das Vermögen, den Zusammenhang mehrerer Dinge einzusehen, zu urtheilen und zu schließen, welches doch nur ein höherer Grad, oder eine nähere Anwendung der Vernunft ist. Die Vernunft ist das innere Unterscheidungsmerkmahl des Menschen von den Thieren[1], so wie es die Sprache[1] von außen ist. Verstand[2] ist das Vermögen zu deutlichen Vorstellungen oder allgemeiner Erkenntniß, von welchem die Vernunft nur ein höherer Grad ist, ob gleich beyde im gemeinen Leben häufig mit einander verwechselt werden.

[2] A. v. Arnim, Ged. I (*1806..08; 1856), SW 22, 204: Verstand kommt vom Verstehen, | Wer lahm, der kann nicht gehen [...].

[3] Fichte, Urth. d. Publ. (1793), 407: Wer der Autorität glaubt, sey sein Glaubensbekenntniß so kurz es wolle, ist ein Gläubiger; wer nur seiner eignen Vernunft glaubt, ist ein Freigeist.

[4] Fichte, Rez. Aenesid. (1794), : Die theoretische Vernunft muß über das, worüber sie etwas begreifen soll, doch wenigstens mit sich selbst einig seyn. Nun wird sie allerdings dadurch erst in sich selbst Einheit, daß sie sich eine Welt, als unbedingtes Ganze, mithin eine Ursache dieser Welt, die die erste sey, denkt; aber eben durch den Gedanken einer solchen ersten Ursache geräth sie wieder in einen unauflöslichen Widerstreit mit sich selbst, weil jede Ursache, die sie sich denken mag, den eignen Gesetzen dieser Vernunft zufolge, wieder die ihrige haben muß: mithin, obgleich die Aufgabe, eine erste Ursache zu suchen, bleibt, dennoch keine gefundne diese erste seyn kann. Die Vernunft kann also die Idee einer ersten Ursache nie realisiren, als bestimmt und gefunden annehmen, ohne sich selbst zu widersprechen. Kein Beweis aber, der auf einen Widerspruch mit sich selbst hinaus läuft, kann gültig seyn.

[5] Herder, Gesch. d. Menschh. I (1784), 219 f. (220): Indessen wären alle diese Kunstwerkzeuge, Gehirn, Sinne[4] und Hand auch in der aufrechten Gestalt unwirksam geblieben, wenn uns der Schöpfer nicht eine Triebfeder gegeben hätte, die sie alle in Bewegung setzte: es war das göttliche Geschenk der Rede. Nur durch die Rede wird die schlummernde Vernunft[1] erweckt oder vielmehr die nackte Fähigkeit, die durch sich selbst ewig todt geblieben wäre, wird durch die Sprache[1] lebendige Kraft und Wirkung. Nur ⟨220⟩ durch die Rede wird Auge und Ohr[3], ja das Gefühl aller Sinne[4] eins und vereinigt sich durch sie zum schaffenden Gedanken, dem das Kunstwerk der Hände und andrer Glieder nur gehorchet.

[6] W. v. Humboldt, Rez. Jacobi (1794), 806: In Woldemar haben sich nicht die denkenden und empfindenden Kräfte, beide für sich gebildet und gepflegt, erst in ihrer Reife vereinigt; sie sind gleichsam von Kindheit an mit einander aufgewachsen, und eigentlich haben die ersteren die letzteren erzogen. Denn die Einheit erstrebende Vernunft – die sich immer leichter mit der Phantasie[1], von der sie ihren Ideen Symbole leiht, verbindet – ist stärker in ihm, als der zergliedernde Verstand[1]. Daher sein Ringen nach allem Unvermittelten, Reinen, nach dem absoluten Daseyn. Von ⟨807⟩ diesem allem aber existirt in der Wirklichkeit nichts. Alles ist da vermittelt, gezeugt, vermischt, nur bedingungsweis existirend. So entsteht in Charakteren[6] dieser Gattung Abneigung gegen die empirische Wirklichkeit, und in Rücksicht auf die Empfindungsweise Abneigung gegen die Sinnlichkeit.

[7] W. v. Humboldt, Rez. Jacobi (1794), 813: [I]nsofern man in der höchsten Abstraction die vernünftige Eigenschaft rein absondert, geht der Instinct einer [...] bloßen Vernunft allein auf Personalität mit Ausschließung der Person und des Daseyns, weil beide [...] Individualität verlangen. [...] Dieser Instinct umfasst [...] die doppelte Natur[1] des Menschen[1]. Er geht auf Erhaltung des Daseyns, wie jeder Trieb überhaupt: allein als auch der vernünftigen Natur[1] angehörend, nur auf Erhaltung des dem Menschen[1] eigenthümlichen Daseyns. Die eigenthümliche Natur[1] des Menschen[1] aber ist Vernunft und Freyheit[10]. Vermöge dieses Instincts ist sich der Mensch[1] daher einer Kraft bewußt, mit welcher er, allen Antrieben der Sinne[3] entgegen, allein der Vernunft zu folgen vermag; ja er fühlt sich sogar, dieß zu thun, durch einen unaustilgbaren Trieb gedrungen. Wie dieser Trieb entsteht, wie er wirkt, begreift er nicht; versucht er auch, wenn er weise ist, nicht zu erklären. Denn erklären lässt sich nur das Abhängige, Vermittelte; dieser Trieb aber ist das Letzte, Unvermittelte.

[8] Kant, Crit. rein. Vern. (21787), 24 f.: Aus diesem allem ergiebt sich nun die Idee einer besondern Wissenschaft, die Critik[1] der reinen Vernunft heißen kann. Denn ist Vernunft das Vermögen, welches die Principien der Erkenntniß[1] a priori an die Hand giebt. Daher ist reine Vernunft diejenige, welche die Principien, etwas schlechthin a priori zu erkennen enthält. Ein Organon der reinen Vernunft würde ein Inbegriff derjenigen Principien seyn, nach denen alle ⟨25⟩ reine Erkenntnisse[2] a priori können erworben und wirklich zu Stande gebracht werden. Die ausführliche Anwendung eines solchen Organon würde ein System der reinen Vernunft verschaffen. Da dieses aber sehr viel verlangt ist, und es noch dahin steht, ob auch hier überhaupt eine Erweiterung unserer Erkenntniß[2] und in welchen Fällen sie möglich sey: so können wir eine Wissenschaft der bloßen Beurtheilung der reinen Vernunft, ihrer Quellen und Grenzen, als die Propädevtik zum System der reinen Vernunft ansehen.

[9] Seume, Ged. (31810 [11801]), 87: Menschen[1], Widerspruch im großen Ringe, | Räthsel in der Kette dieser Welt, | Zwischen Thier[1] und Engel Mitteldinge, | Durch Vernunft geadelt und entstellt.

[10] Adelung, Gramm.-krit. Wb. IV (21801), 1146.

[11] A. F. Bernhardi, Sprachlehre I (1801), 42 f. (43).

[12] A. F. Bernhardi, Wiss. u. Kunst (1802), 75.

[13] Ehrmann, Amalie (1788), 117.

[14] Fichte, Urth. d. Publ. (1793), 73 f. (74).

[15] Fichte, Grundl. WL (1794 [1795]), 297.

[16] G. Forster, Menschenraßen (1786), W 2, 100.

[17] G. Forster, Cook (*1787; 1789), W 2, 109 f. (110).

[18] G. Forster, Kunst u. Zeitalt. (1791), 101.

[19] Hegel, Jacobi (1817), 11.

[20] Herder, Gesch. d. Menschh. I (1784), 219 f. (220).

[21] Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. IV (1835), 341 f. (342).

[22] Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. X (1838), 116.

[23] W. v. Humboldt, Rez. Jacobi (1794), 805.

[24] Kant, Crit. rein. Vern. (21787), XXXIII f. (XXXIV).

[25] Kant, Crit. rein. Vern. (21787), XXXVII.

[26] Kant, Crit. rein. Vern. (21787), 674 f..

[27] Kant, Crit. rein. Vern. (21787), 692.

[28] Kant, Crit. d. Urtheilskr. (21793), 258.

[29] Kant, Gemeinspruch (1793), 249 f. (250).

[30] Kant, Metaph. d. Sitt. I (1797), EV.

[31] Kant, Metaph. d. Sitt. II (1797), 111.

[32] Kant, Metaph. d. Sitt. II (1797), 170.

[33] Schelling, Syst. transsc. Id. (1800), 485 f. (486).

[34] Schiller, Anm. u. Würd. (1793), 133.

[35] Schiller, Anm. u. Würd. (1793), 139.

[36] Schiller, Anm. u. Würd. (1793), 187.

[37] Schiller, Anm. u. Würd. (1793), 193.

[38] Schiller, Naiv. u. sent. Dicht. I (1795), 414.

[39] Schiller, Ästh. Erzieh. (1795), NA 20, 321.

[40] Schiller, Ästh. Erzieh. (1795), NA 20, 393.

[41] Schiller, Geisters. (31798), NA 16, 103 f. (104).

[42] Schiller, Nothw. Grenz. (1795 [hier: 21800]), NA 21, 22.

[43] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. I (!1801–02), KAV 1, 243 f. (244).

[44] A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (!1803–04), KAV 3, 51.

[45] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 60.

[46] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 276.

[47] F. Schlegel, Gespr. Poes. (1800), 101 ff. (103).

[48] A. Schopenhauer, Wille u. Vorst. (1819 [1818]), 8.

[49] A. Schopenhauer, Wille u. Vorst. (1819 [1818]), 30.

[50] A. Schopenhauer, Wille u. Vorst. (1819 [1818]), 32 f. (33).

[51] A. Schopenhauer, Wille u. Vorst. (1819 [1818]), 33 f..

[52] A. Schopenhauer, Wille u. Vorst. (1819 [1818]), 53 f..

[53] A. Schopenhauer, Wille u. Vorst. (1819 [1818]), 55.

[54] A. Schopenhauer, Wille u. Vorst. (1819 [1818]), 57.

[55] A. Schopenhauer, Wille u. Vorst. (1819 [1818]), 58 f..

[56] A. Schopenhauer, Wille u. Vorst. (1819 [1818]), 75.

[57] A. Schopenhauer, Wille u. Vorst. (1819 [1818]), 84.

[58] A. Schopenhauer, Wille u. Vorst. (1819 [1818]), 125 f..

[59] A. Schopenhauer, Wille u. Vorst. (1819 [1818]), 190 f. (191).

[60] A. Schopenhauer, Wille u. Vorst. (1819 [1818]), 427.

[61] A. Schopenhauer, Wille u. Vorst. (1819 [1818]), 427 f. (428).

[62] A. Schopenhauer, Wille u. Vorst. (1819 [1818]), 701.

[63] Sulzer, Allg. Theor. I (1771), 3.














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