Wortliste
Semantik 
8. ›Abbild eines Tiers1, Tierfigur‹ in der bildenden Kunst (Malerei ebenso wie Plastik) sowie im Kunsthandwerk (auch als Spielzeug für Kinder); Metonymie zu 1. In der Gartenkunst werden nicht alle Tiere8 als gleich geeignet angesehen; speziell bei Springbrunnen gelten nur Figuren von Wassertieren als passend [7].
Belege 
[1] B. v. Arnim, Frühlingskr. (*1800–04; 1844), 194: [V]on dem Töpfer will ich Dir was erzählen, was sehr hübsches, ich hab seine Bekanntschaft auf dem lezten Weihnachtsmarkt gemacht, er hatte einen ganzen Korb voll Thiere gebacken und bunt glaciert die bot er zum Verkauf fürs Kindervolk [...]. Zum Beispiel einen Schlitten hat er gemacht der einen Schwan vorstellt weiß glaciert mit schwarzem Schnabel, ein Mohr steht hinten drauf schwarzbraun glaciert mit einem grünen Kittel. Dieses Kunstwerk ⟨195⟩ besitze ich selbst es steht in meiner Kunstkammer, das heißt unter meinem Bett. – Dem Töpfer hatte ich damals seinen ganzen Thonkunstvorrath abgekauft für die Kinder, jedes ging mit einem Lamm oder Fuchs, oder Wolf, Bär, Löwe etc. ab, ich behielt das Hauptstück den Schlitten; er wollte nun eiligst wieder Neues anfertigen und ich wollte gern mit ansehen wie er damit fertig werde. Und [...] ich hab drei Abende bei dem Mann zugebracht, Frau und Kinder saßen bei der Lampe und machten Thiere die Gott nachträglich noch schaffen muß, wenn er gerecht sein will, oder seine Unendlichkeit bleibt unerwiesen [...]. Ich saß nun auch am Tisch und machte Thonkünste[.] Volltext

[2] S. Boisserée, Denkm. Baukunst (1833), 15: Diese Sitte, Löwen an dem Eingange der Kirchen aufzustellen, scheint in Folge der Kreuzzüge in der ersten Hälfte des 12ten Jahrhunderts entstanden zu seyn. [...] Zu gleicher Zeit kam der Gebrauch auf, allerlei abentheuerliche[3] Bilder, seltsam verschlungene Thiere, Ungeheuer, zum Theil aus Menschen- und Thier-Gestalten zusammengesetzt und Aehnliches [...] zur Verzierung der Kapitäle, Gesimse, Chorstühle u. s. w. in Kirchengebäuden anzuwenden.

[3] Büsching, Volkssagen (1812), VIII: Meine Puppen, meine Baukasten, meine Thiere gefielen mir gar wohl; zu Weihnachten marschirten gar artiges Fußvolk und Reiter auf, alles ging anfangs gut, bis ich immer wieder dahinter kam, daß ich alles that und die unglücklichen Puppen gar nichts.

[4] C. de la Motte Fouqué, Rodrich I (1806), 32: So verlebte ich meine Tage unter Gesang und Gebet, lernte Heiligenbilder zeichnen und fromme Thiere in Holz schnizzen.

[5] Goethe, Ged. (1815), WA I, 2, 211: Die Mütze mußte den Bischof zieren, | Von Goldpapier mit vielen Thieren.

[6] Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. V (1835), 327: Ganz vorzüglich geschickt sind die Tyroler und Schwarzwälder im Schnitzen von Thieren, die, ohne mit Farben bemalt zu werden, doch durch die große Wahrheit ihrer der Natur[10] abgelauschten Formen oftmals als kleine plastische Kunstwerke betrachtet werden können.

[7] Hirschfeld, Gartenkunst II (1780), 127: Allein nirgends ist der gute Geschmack mehr beleidigt worden, als durch die Verzierung, die man mit allerley Bildwerk bey Springbrunnen und Wasserkünsten verschwendete. Man hat das Ueppige und Ungereimte, von den berühmten Cascaden von St. Cloud und Fontainebleau an bis zu den Spielwerken in den Gärten der Krämer, nicht weiter treiben können. Daß das Wasser nicht mit Schicklichkeit von menschlichen Figuren noch von Thieren geworfen werden könne, die auf dem Lande leben, hätte doch dem gemeinsten Verstande einleuchten sollen. Gleichwohl wie viele grobe Vergehungen! Der Garten der berühmten Villa Estense bey Rom z. B. hat eine etliche hundert Schritte lange Wasserallee, wo auf beyden Seiten mehr als dreyhundert Adler, und sogar Blumentöpfe, Wasserstralen ausspritzen. Volltext

[8] Metzger, Heidelbg. Schloss (1829), 100: Die Façade der Grotte [...] war nach Art eines rauhen Sandsteines erbaut und mit einem durchsichtigen Giebel versehen, der mit verschiedenen Thieren geziert war.

[9] L. Tieck, Sternbald I (1798), 339: Ich habe den Mahler, der mir Figuren, oder Bäume und Thiere auf flacher Leinwand hinzeichnet, nie höher angeschlagen, als den Menschen, der mit seinem Munde Vögel- und Thiergeschrei nach⟨340⟩zuahmen versteht. Es ist eine Künstelei die keinem frommt, und die dabei doch die Wirklichkeit nicht erreicht. Volltext

[10] G. Forster, Ansichten I (1791), W 2, 447.

[11] G. Forster, Ansichten I (1791), W 2, 555.

[12] G. Forster, Ansichten II (1791), W 2, 744.

[13] Goethe, Dicht. u. Wahrh. I (1811), 21.

[14] Goethe, Ital. Reise II (1817), WA I, 31, 37.

[15] Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. VII (1836), 8.

[16] Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. VII (1836), 372.

[17] Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. IX (1837), 416.

[18] Krünitz, Oecon. Encycl. LXIV (1794; 21803), 491.

[19] Pückler-Muskau, Brf. Verstorb. IV (1830), 386.

[20] A. W. Schlegel, Zeichn. (1799), 237.

[21] L. Tieck, Phantasus I (1812), 141.

[22] L. Tieck, an F. H. v. d. Hagen (3. 2. 1818), ZMF, 121.

[23] Wackenroder, Herz. (1797 [1796]), 67 f. (68).

[24] Weise, Dürer (1819), 82.

[25] Winckelmann, Gesch. d. Kunst I (1764), 41.














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