Wortliste
Semantik 
7. ›Geschöpf, Wesen, Ding, nicht näher bezeichneter Gegenstand, etwas, das nicht konkreter benannt wird: sei es in abschätziger Redeweise, weil die genaue Bezeichnung dafür nicht bekannt ist oder weil sie vermieden werden soll‹, hyersem ⦿ zu 2. Auch – teils in der Diminutivform – Bezeichnung für ein Mädchen oder eine Frau [1, 7, 9, 16, 21, 23], die freundlich oder liebevoll, jedoch auch abschätzig gemeint sein kann.
Belege 
[1] M. Forkel, Maria I (1784), 306 f. (307): Es befanden sich ein kleiner Knabe und zwey Mädchen von sechs und acht Jahren im Zimmer. Das älteste[3] Mädchen war schön[1], aber schon ganz eines von den Gesichtern, die stets bemüht zu seyn scheinen, es selbst zu sagen. Das jüngste war von den Pocken verdorben worden, hatte aber doch eine gute offne Miene. Ich bemerkte dieses letzte gegen die Mutter. | ⟨307⟩ „Ach! sprach sie, was thue ich mit der offnen Miene, da das Mädchen so häßlich[1] ist wie eine Fratze? Sie glauben gar nicht, was ich für Aerger von ihr habe. Keinen Augenblick kann sie auf einer Stelle sitzen. Ruckst du schon wieder auf deinem Stuhl, du garstiges Thier! Du möchtest wohl gern den ganzen Tag auf der Straße liegen, wie die Bauernkinder, und du hättest doch gewiß nicht nöthig, den Leuten dein Fratzengesicht zu zeigen. Ehe ich michs versehe, entwischt das alberne Mensch[3] vor die Straßenthür, und spricht mit den gemeinen Kindern. Habe ich dir es nicht so oft verboten, du solltest dich nicht mit dem schlechten gemeinen Volk[5] abgeben? [...]“

[2] Goethe, Ged. (1815), WA I, 2, 237: Wer dem Publikum[3] dient, ist ein armes Thier; | Er quält sich ab, niemand bedankt sich dafür.

[3] Herder, Gesch. d. Menschh. III (1787), 53: Sollten sich diese Reiche allesammt jetzt bilden, so würden sie schwerlich werden, was sie vor drei, vier Jahrtausenden wurden; das ganze Thier, das Erde heißt und auf dessen Rücken wir wohnen, ist jetzt Jahrtausende älter[3].

[4] Lichtenberg, Sudelb. J (*1789–93), SuB 1, 820, Nr. 1182: Was der Soldat für ein Tier ist sieht man deutlich aus dem gegenwärtigen Krieg. Er läßt sich gebrauchen Freiheit[6] festzusetzen, Freiheit[6] zu unterdrücken, Könige zu stürzen, und auf dem Thron zu befestigen. Wider Frankreich, für Frankreich und wider Polen!

[5] Löhr, Buch d. Mährch. II (°1820), 182 f. (183): Das Gericht beschloß den einfältigen Menschen loszugeben. Man läßt den Pinsel kommen [...] ⟨183⟩ [...]; der Richter bedauert ihn und spricht: „Geh nach Hause, du armes Thier, und wenn es möglich ist, so sei künftig nicht mehr so grund hageledumm.“

[6] Schiller, an Goethe (18. 1. 1796), NA 28, 168: Wir haben dem armen Thiere, dem Michaelis, doch Unrecht gethan.

[7] C. Schlegel, an J. Gotter (15. 6. 1802), C 2, 333: Emma hat mir ein gestricktes Kräuterküssen für meinen geschwollnen Backen geschickt, das liebe kleine Thier ...

[8] Chr. F. D. Schubart, Ged. (1776), G, 203: Der Tauschhandel | Der Otaheite: Komm her, du fremder[1] kleiner Mann, | Nimm allen unsern Reichthum an, | Hier Goldsand, Perlen aus der Fluth, | Baumleinwand, Purpurschneckenblut! | Und unsre schönen[1] Weiber hier, | Geschickt, dir liebzukosen. | Doch halt – was gibst du uns dafür? | Der Europäer: Kultur[4]! | Der Otaheite: Was ist das für ein Thier? | Der Europäer: 's sind Pocken und F–

[9] M. Forkel, Maria I (1784), 308.

[10] Goethe, Tageb. (1786), WA III, 1, 249.

[11] Goethe, an Herder (2. 3. 1789), WA IV, 9, 92.

[12] Herder, Gesch. d. Menschh. III (1787), 51.

[13] Iffland, Spieler (1796), 189 f. (190).

[14] Kurz, Przss. Pumph. (1767), 22.

[15] La Roche, Brf. Rosal. II (21797), 358.

[16] Miller, Siegwart (1776), 460 f. (461).

[17] J. G. Müller, S. v. Lindenb. (1779), 63 f. (64).

[18] Musäus, Grandison I (1760), 83.

[19] Pfeffel, Ged. I (*1764), 166.

[20] Schiller, Räuber (1781), NA 3, 30.

[21] Schiller, Räuber (1781), NA 3, 54.

[22] Schiller, Fiesko (1783), NA 4, 23.

[23] Schiller, Fiesko (1783), NA 4, 38.

[24] Spindler, Jude I (1827), 187.

[25] L. Tieck, W. Lovell III (1796), 146.














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