[1]
F. Schlegel, Transc. (
1800–01), KFSA 12, 104
: Interessant[1] ist, was sich bezieht auf den innern Kampf zwischen dem Guten und dem Bösen, oder was zur Gottheit führt. Jedes Individuum kann und darf Geschichte seyn. | Wir haben einen Begriff[4] zu suchen, der das ausdrückt, was interessant[1] im Individuo ist. Es ist der Begriff[4] des Classischen[3]. Man bezog immer diesen Begriff[4], aber mit Unrecht, bloß auf die Kunst[10]. | Bey den Alten[10] bedeutete classisch[3] die Vollendung des Individuums nach seinem eigenen Ideal [...].
[2]
Herder, Gesch. d. Menschh. II (1785), 183
: Laßet uns also auf die Tugenden des Weibes[1] kommen, wie sie sich in der Geschichte der Menschheit[2] offenbahren. Auch 〈184〉 unter den wildesten Völkern[1] unterscheidet sich das Weib[1] vom Mann durch eine zärtere Gefälligkeit, durch Liebe zum Schmuck und zur Schönheit[3]; auch da noch sind diese Eigenschaften kennbar, wo die Nation[1] mit dem Klima[1] und dem schnödesten Mangel kämpfet. Ueberall schmückt sich das Weib[1], wie wenigen Putz es auch hie und da sich zu schmücken habe [...]. – – Reinlichkeit ist eine andre Weibertugend, dazu sie ihre Natur[12] zwingt und der Trieb zu gefallen reizet..
[3]
Herder, Gesch. d. Menschh. III (1787), 96
: Sammlete Jemand eine Geschichte[7] der Juden[1] aus allen Ländern, in die sie zerstreuet sind; so zeigte sich damit ein Schaustück der Menschheit[1] [...]. Denn kein Volk[1] der Erde hat sich wie dieses verbreitet: kein Volk[1] der Erde hat sich wie dieses in allen Klimaten[2] so känntlich und rüstig erhalten. | Daß man hieraus aber ja keinen abergläubigen Schluß auf eine Revolution fasse, die durch dies Volk[1] dereinst noch für alle Erdvölker bewirkt werden müßte! Die bewirkt werden sollte, ist wahrscheinlich bewirkt, und zu einer andern zeigt sich weder im Volk[1] selbst noch in der Analogie der Geschichte[2] die mindeste Anlage. Die Erhaltung der Juden[1] erklärt sich eben so natürlich als die Erhaltung der Bramanen, Parsen und Zigeuner. | Uebrigens wird niemand einem Volk[1], das eine so wirksame Triebfeder in den Händen des Schicksals ward, seine großen Anlagen absprechen wollen, die in seiner ganzen Geschichte[3] sich deutlich zeigen. Sinnreich, verschlagen und arbeitsam wußte es sich jederzeit auch unter dem äußersten Druck andrer Völker[1] wie 〈97〉 in einer Wüste Arabiens mehr als vierzig Jahr zu erhalten. [...] Zwar ist in Kunstsachen die Jüdische Nation[1], ob sie gleich zwischen Aegyptern und Phöniciern wohnte, immer unerfahren geblieben [...]. Auch sind sie, ob sie gleich eine Zeitlang die Hafen des rothen Meers besassen und den Küsten der mittelländischen See so nahe wohnten [...], dennoch nie ein Seefahrendes Volk[1] worden. Wie die Aegypter, fürchteten sie das Meer und wohnten von jeher lieber unter andern Nationen[1] [...]. Kurz, es ist ein Volk[1], das in der Erziehung verdarb, weil es nie zur Reife einer politischen Cultur[4] auf eignem Boden, mithin auch nicht zum wahren Gefühl der Ehre und Freiheit[7] gelangte. In den Wissenschaften[1], die ihre vortreflichsten Köpfe trieben, hat sich jederzeit mehr eine gesetzliche Anhänglichkeit und 〈98〉 Ordnung, als eine fruchtbare Freiheit[1] des Geistes[22] gezeiget und der Tugenden eines Patrioten hat sie ihr Zustand fast von jeher beraubet. Das Volk[1] Gottes[1] [...] ist [...] fast seit seiner Entstehung eine parasitische Pflanze[1] auf den Stämmen andrer Nationen[1], ein Geschlecht[7] schlauer Unterhändler beinah auf der ganzen Erde, das trotz aller Unterdrückung nirgend sich nach eigner Ehre und Wohnung, nirgend nach einem Vaterlande sehnet..
[4]
Herder, Gesch. d. Menschh. III (1787), 146
: Und so ward jenes einzige Gepräge der griechischen[2] Sprache[3], das nicht von stummen Gesetzen erpreßt, das durch Musik[6] und Tanz, durch Gesang und Geschichte, endlich durch den plauderhaften freien[13/6] Umgang vieler Stämme und Colonien wie eine lebendige Form der Natur[2] entstanden war. Die nordischen Völker[1] Europens hatten bei ihrer Bildung[3] dies Glück nicht. Da ihnen durch fremde[1/5] Gesetze und durch eine Gesanglose Religion[1] ausländische Sitten gegeben wurden; so verstummete auch ihre Sprache[3]. Die Deutsche z. B. hat unstreitig viel von ihrer innern Biegsamkeit, von ihrer bestimmtem Zeichnung in der Flexion der Worte, ja noch mehr von jenem lebendigen Schall verlohren, den sie unter günstigem Himmelsstrichen ehedem hatte. Einst war sie eine nahe Schwester der griechischen[2] Sprache[3] und jetzt wie fernab von dieser ist sie gebildet! [...] Nur die griechische[2] Sprache[3] ist wie durch Gesang entstanden: denn Gesang und 〈147〉 Dichtkunst und ein früher Gebrauch des freien[6] Lebens hat sie zur Musensprache der Welt gebildet..
[5]
Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. VII (1836), 455 f. (456)
: Die höheren Studien verfolgte [Friedrich von] H.[ardenberg] auf den Universitäten Jena, Leipzig und Wittenberg. [...] Im Sommer 1799 ward er als Assessor dem Directorium der Salinen beigesellt, und in die Zeit[3] dieses Aufenthalts fällt sein lebhafterer Verkehr mit denjenigen Literaten, welche man oft kurzweg die Romantiker[3] nennt, mit den Gebrüdern Schlegel, Ludwig Tieck etc., die damals in Jena waren, und mit Hochstellung und größter Verehrung Göthe's, eine neue[1] Dichterschule zu gründen versuchten, die von der Schiller'schen in vieler Art verschieden war. Daß Göthe später den Ultraismus dieser Richtung, welcher sich besonders in Spielerei mit dem Katholicismus ausdrückte, hart und ganz verläugnete und angriff, ließ die Schule zu keiner eigentlichen Reife kommen, sie bleibt aber stets ein sehr wichtiger literarischer Moment 〈456〉 unserer Geschichte, und es muß ihr immer ein tiefer und bedeutender Einfluß zugestanden werden..
[6]
Novalis, an A. C. Just (26. 12. 1798), NS 4, 272
: Wenn ich weniger auf urkundliche Gewißheit, weniger auf den Buchstaben[11], weniger auf die Wahrheit und Umständlichkeit der Geschichte[3] fuße; wenn ich geneigter bin, in mir selbst höhern Einflüssen nachzuspüren [...]; wenn ich in der Geschichte[3] und den Lehren der christlichen Religion[1] die symbolische Vorzeichnung einer allgemeinen, jeder Gestalt fähigen, Weltreligion [...] und wahrhaftig also auch die vollkommenste Offenbarung zu sehen glaube; wenn mir aber eben aus diesem Standpunkt alle Theologien auf mehr oder minder glücklich begriffenen Offenbarungen zu ruhen, alle zusammen jedoch in dem sonderbarsten Parallelism mit der Bildungsgeschichte der Menschheit[2] zu stehn und in einer aufsteigenden Reihe sich friedlich zu ordnen dünken, so werden Sie das vorzüglichste Element meiner Existenz, die Phantasie[3], in der Bildung[1] dieser Religionsansicht, nicht verkennen..
[7]
Schelling, Syst. transsc. Id. (1800), 485
: Wenn [...] diese mit Bewußtseyn freye Thätigkeit, welche im Handeln der objectiven entgegengesetzt ist, ob sie gleich mit ihr Eins werden soll, in ihrer ursprünglichen Identität mit der objectiven angeschaut wird, welches durch Freyheit[10] schlechthin unmöglich ist, so entsteht dadurch endlich die höchste Potenz der Selbstanschauung, welche, da sie selbst schon über die Bedingungen des Bewußtseyns hinausliegt, und vielmehr das von vorn sich schaffende Bewußtseyn selbst ist, wo sie ist, als schlechthin zufällig erscheinen muß, welches schlechthin zufällige in der höchsten Potenz der Selbstanschauung das ist, was durch die Idee des Genie's[2] bezeichnet wird. | Dieß sind die unveränderlichen und für alles Wissen feststehenden Momente in der Geschichte des Selbstbewußtseyns, welche in der Erfahrung durch eine continuirliche Stuffenfolge bezeichnet sind, die vom einfachen Stoff an bis zur Organisation[1] [...] 〈486〉 [...], und von da durch Vernunft[1] und Willkühr bis zur höchsten Vereinigung von Freyheit[10] und Nothwendigkeit in der Kunst[2], [...] aufgezeigt und fortgeführt werden kann..
[8]
F. Schlegel, Ath.-Fragm. (1798), 60, Nr. 222
: Der revoluzionäre Wunsch, das Reich Gottes[1] zu realisiren, ist der elastische Punkt der progressiven[3/5] Bildung[2], und der Anfang der modernen[1/3] Geschichte. Was in gar keiner Beziehung auf's Reich Gottes[1] steht ist in ihr nur Nebensache. ➢ Volltext.
[9]
Chr. F. D. Schubart [L. Schubart], Id. Tonk. (*1784–85; 1806), 238
: Aus dieser skizzirten Geschichte der deutschen Musik[1] muß auch dem Nichtkenner der Gedanke einleuchten: daß musikalischer[1] Geist[21] zu den Hauptzügen des deutschen Charakters[1] gehöre..