[1]
Hegel, Solger (1828), W 11, 214 f. (215)
: Eine Menge literarischer Erscheinungen und Urteile, welche 〈215〉 dem Geiste[14] dieser Zeit[5] angehören, gehen in diesem Briefwechsel an unseren Augen vorbei; doch fällt die keckste und blühendste Periode der Ironie[4], Lucinde, Athenäum usf. schon jenseits desselben. [...] Solgers gründlicheres Urteil blieb immer weit hinter dem Standpunkte des Athenäums, ohnehin einer Lucinde zurück, noch weniger konnte er in reiferen Jahren an der höchsten Fratzenhaftigkeit teilnehmen, zu welcher der Humor in den Hoffmannschen Produktionen sich steigerte. – Um einige Beispiele von jener Richtung zu geben, so findet Solger in seiner Jugendzeit in dem angefangenen Roman von Novalis, dem Heinrich von Ofterdingen [...] einen neuen[1] und äußerst kühnen Versuch, die Poesie[14] durch das Leben darzustellen, die Idee einer mystischen Geschichte, einer Zerreißung des Schleiers, welchen das Endliche auf dieser Erde um das Unendliche hält, einer Erscheinung der Gottheit auf Erden, eines wahren Mythos, der sich aber hier in dem Geiste[20] eines einzelnen Mannes bilde.
[2]
Hirt, Baukunst (1809), 3
: Durch das Studium der Geschichte[3] wird der Baumeister mit den Denkmälern aller Völker[1] und Zeiten[3] bekannt [...]. Die geschichtliche Forschung zeigt ihm bestimmt, welche Monumente er zum Vorbild wählen, und welche er für immer verwerfen soll. Dadurch wird seine Einsicht sicher, bestimmt, fest. Keine Constructionsart, und keine Verzierung bleibt ihm fremd[4]: er weiß jedes gehörig zu würdigen, und die Ursache anzugeben, warum er wählt, und warum er verwirft. So wie jetzt das Studium der Baukunst steht, ist eine feste Begründung desselben bloß durch die Geschichte[4] möglich.
[3]
A. v. Humboldt, Königr. Neuspanien (1809), 110
: Es wäre nicht an seiner Stelle, wenn wir hier das große Problem von der asiatischen Abstammung der Tulteken oder Azteken in Anregung bringen wollten; denn die allgemeine Untersuchung über den ersten Ursprung der Bewohner eines Continents liegt außer den Gränzen der Geschichte, und ist vielleicht kein Gegenstand der philosophischen Untersuchung.
[4]
A. W. Schlegel, Geist d. Zeitalt. (1803), Eur. 2, 45
: Endlich wird die Geschichte meistens mit ganz bedingten Zwecken behandelt, staatsrechtliche und staatswirthschaftliche Verhältnisse soll sie erörtern, oft nur zur Brauchbarkeit für den Geschäftsmann einer einzelnen kleinen Provinz. Die Historie, die wirklich diesen Namen verdient, arbeitet für das gesammte Menschengeschlecht und die Nachwelt; sie hat einen unbedingten Zweck, und dies spricht sich in der Form eines Kunstwerkes[2] aus: sie ist die Poesie[1] der Wahrheit. ➢ Volltext
[5]
G. Forster, Leitfad. Gesch. d. Menschh. (1789), 82
: Kaum hatte ich jenes Gedicht wieder gelesen, so reihte sich in meinem Kopf ein ganzes Sistem der sogenannten Geschichte der Menschheit[2] daran. Das Bindungsglied war jener so bekante, als gemißbrauchte Vergleich der verschiedenen Lebensepochen des einzelnen Menschen[1] mit den Stufen der Kultur[4] bei ganzen Familien und Völkern[1]. .
[6]
v. d. Hagen, Vorr. Nibel. (1810), VII
: Es ist hier nicht die Rede von jener höheren Kritik[3], von einer historischen und literarischen Untersuchung der Entstehung, Ausbildung und mannichfaltigen Darstellung der Fabel, kurz, einer vollständigen Geschichte des ganzen alten[1] Werkes, nach Inhalt, Sprache[4] und Form. Eine solche beabsichtigte ich schon in der vorlängst versprochenen Einleitung zu den Nibelungen, und ich werde sie gewiß nicht schuldig bleiben: sie hat sich indessen von selber, durch den innigen Zusammenhang des Ganzen, zu ei〈VIII〉nem eigenen Werke über den gesammten nazionalen Fabelkreis erweitert. Hier meine ich nur die einzele Sprach- und Wort-Kritik, zur wahren Darstellung und Berichtigung des Textes; welche im Grunde freilich auch nicht ohne jene bestehen kann. In Beziehung auf diese bestimmt aber das berührte Verhältniß des alten[1] Heldenliedes zu unserer, wie sehr auch veränderten, doch immer noch lebenden Sprache[3], auf mannichfache Weise die Anwendung dieser, für das fast ganz in sich abgeschlossene Alterthum[2] der todten Sprachen[3] am vollkommensten ausgebildeten Wissenschaft; – durch welches Verhältniß, zur Begegnung übelwollender Beurtheilungen gesagt, zugleich die eigenthümliche Art und Weise jener Übertragung dieses und anderer ähnlicher Werke bedingt, auch durch den Erfolg als trifftig bewiesen ist. Die Arbeit ist hier, beides, leichter und schwerer, willkürlicher und gebundener, als bei den alten[10] Klassikern: jenes, weil so vieles von der alten[1] Muttersprache doch wirklich noch lebt; dieses, weil Zeit[1] und Ort so vieles in der Bedeutung verändert haben, daß man durch die gegenwärtige gar oft getäuscht wird; – eben so wie bei dem Verständniß einer nahe verwandten Sprache[3]..
[7]
Herder, Gesch. d. Menschh. III (1787), 282
: Tacitus [...] wars unmöglich, Begebenheiten zu erzählen, ohne daß er die Ursachen derselben entwickle und das Verabscheuungswürdige mit schwarzen Farben male. Seine Geschichte[7] ächzet nach Freiheit[6], und in ihrem dunkel-verschlossenen Ton[12] beklagt sie den Verlust derselben weit bitterer, als sies mit Worten[2] thun könnte. Nur der Zeiten[3] der Freiheit[6], d. i. offener Handlungen[1] im Staat und im Kriege, erfreuet sich die Beredsamkeit und Geschichte[4]; mit jenen sind beide dahin; sie borgen im Müssiggange des Staats auch müßige Betrachtungen und Worte[2]..
[8]
Heyne, Antiquar. Aufs. I (1778), III
: Bey der großen Menge Schriften antiquarischen Inhalts scheint das antiquarische Studium noch am weitesten von derjenigen Bearbeitung entfernt zu seyn, welche andere Wissenschaften, selbst die am nächsten mit ihm verwandten, alte[9] Geschichte, Kritik[3] und Diplomatik [...] in den neuesten[3] Zeiten[3] erhalten haben. ➢ Volltext.
[9]
Hirt, Baukunst (1809), 24
: Kenner [...] können wir nur denjenigen nennen, der die Theorie oder die vornehmsten Prinzipien, worauf das Wesen der Baukunst beruht, sich zu eigen gemacht hat. Hiermit wird nicht gefordert, daß er selbst in den dem Architekten nöthigen Fertigkeiten geübt sey; wohl aber daß er jede Art architektonischer Entwürfe und Zeichnungen richtig zu beurtheilen verstehe. Hauptsächlich muß durch vieles Beobachten und Vergleichen sein Auge gebildet und sein Urtheil und Geschmack durch das Studium der kritsichen[4] [sic] Geschichte der architektonischen Denkmäler geläutert seyn..
[10]
A. v. Humboldt, Königr. Neuspanien (1809), 111
: Auf dem alten[1] Continent sehen wir die Cultur[1] der Cerealien und den Gebrauch der Milch von den ältesten[1] Epochen her, zu denen die Geschichte aufsteigt, eingeführt. Die Bewohner des neuen[3] Continents hingegen bauten keine andere Grasgewächse, als den Mais, [...] und nährten sich von gar keiner Art von Milchwerk, unerachtet ihnen die Lamas, die Alpaka's und zwo ganz eigene, ursprünglich dem Land angehörige, Stiergattungen im Norden von Mexico und Canada Milch im Ueberfluß anboten. – Dieß sind sehr auffallende Contraste zwischen Völkern[1] der mongolischen und americanischen Menschenraçe!.
[11]
Klein, Rheinreise (1828), 348
: Köln war eine der berühmtesten Universitäten des Mittelalters. Ausser den drei Fakultäten besaß es eine Scola artium [...] für Weltweisheit, Mathematik, Naturkunde, Geschichte, abendländische[1] und morgenländische[1] Sprachen[3]..
[12]
Ramdohr, Landsch. Friedr. (1809), 119
: Jener Modeton wird sich nicht leicht ausbreiten an Orten, wo Geschichte gründlich gelehrt, und das klassische[3] Alterthum[2] mit Geschmack vorgetragen wird [...]. ➢ Volltext.
[13]
Schelling, Philos. d. Erf. (1798), SW I, 1, 470
: Was nicht progressiv[3] ist, ist kein Objekt der Geschichte[4]. | Der Begriff[1] von progressiv[3] aber muß genauer bestimmt werden. Der Mechanismus z. B. ist, obgleich eine Folge von Handlungen in ihm stattfindet, nicht progressiv[3], weil diese Handlungen im Kreise gehen, wo dann jeder solcher Cyklus von Handlungen nur Einer (immer wiederholten) Handlung gleichgerechnet werden kann. – So gibt es aus demselben Grunde auch keine Geschichte[1] der Thiere[1], als nur im uneigentlichsten Sinn. Erstens keine Geschichte[1] des einzelnen Thiers[1] (als solchen). Denn es ist eingeschlossen in einem Cirkel von Handlungen, über den es nie hinaustritt; was es ist, ist es auf immer, was es seyn wird, ist ihm durch Gesetze eines höhern zwar, aber doch unverbrüchlichen, Mechanismus vorgezeichnet. Dem Menschen[1] aber ist seine Geschichte[1] nicht vorgezeichnet, er kann und soll seine Geschichte[1] sich selbst machen; denn das eben ist der Charakter[1] des Menschen[1], daß seine Geschichte[1], obgleich sie in praktischer Hinsicht planmäßig seyn soll, doch (eben deßwegen) in theoretischer Rücksicht es nicht seyn kann. – Analogisch nur spricht man von einer Geschichte[1] solcher Thiere[1], in denen 〈471〉 Kunsttrieb ist, z. B. von einer Geschichte[1] des Bibers, der Bienen u. s. w., weil man an ihrer produktiven Arbeitsamkeit ein Analogon von Freiheit[10] wahrzunehmen glaubt, obgleich auch das Täuschung ist, weil, wenn wir den innern Mechanismus der organischen[2] Kräfte eines solchen Thiers[1] einsehen könnten, alle Zufälligkeit jener Produkte verschwinden würde – (vom Gedicht, das auf ächt poetische[4] Art entstanden ist, muß keine Geschichte[1] möglich seyn). .
[14]
Schelling, Syst. transsc. Id. (1800), 399
: Die Philosophie ist [...] eine Geschichte des Selbstbewußtseyns, die verschiedene Epochen hat, und durch welche jene Eine absolute Synthesis successiv zusammengesetzt wird. | [...] Das progressive[2] Princip in dieser Geschichte ist die ideelle als unbegrenzbar vorausgesetzte Thätigkeit..
[15]
A. W. Schlegel, Entw. Krit. Inst. (*1800), SW 8, 51 ff. (52)
: Ebenso soll die Allgemeinheit, die wir suchen, nur darin be〈52〉stehen, daß wir dasjenige umfassen, was wirklich einen gemeinschaftlichen Mittelpunkt hat, also was den Menschen als Menschen interessiert und einen integrierenden Theil der gesamten höheren Geistesbildung ausmacht. Hiedurch sind also ausgeschlossen alle Bücher, die bloß empirische Data oder positive Sätze ohne Beziehung auf ein System oder Herleitung aus Principien zusammentragen, ingleichen alle bloß technischen Kenntnisse, die lediglich durch ihre Verwendung zu einem bedingten Zwecke einen Werth erhalten. | Unsre Gegenstände würden also folgende sein: | 1) Philosophie in ihrem weitesten Umfange. | 2) Naturwißenschaft. Da alle Naturbeobachtung, die den Namen verdienen kann, zu allgemeinen Naturgesetzen hinstrebt und die Spekulation über die Natur[2] ihre Sätze bis in die speciellste Erfahrung hinein bewährt wißen will, so würde sich die Kritik[7] sowohl über empirische als spekulative Physik verbreiten müßen, und es könnte nicht leicht zu viel in diesem Fache geschehen, da das Interesse des Zeitalters vorzüglich darauf gerichtet ist. [...] | 3) Von der Geschichte dasjenige, was durch seinen Inhalt oder durch seine Form unmittelbaren Werth und Interesse hat und diese nicht erst durch äußerliche Brauchbarkeit erhält: also alles zur Geschichte der Menschheit[1] Gehörige, dann historische Kunstwerke[4]. | 4) Von der Philologie: philosophische Grammatik und Beurtheilung der einzelnen Sprachen[3] nach Principien derselben, philologische Kritik[1] und Auslegungskunst. | Das Studium des klassischen[7] Alterthums[2] fällt unter die beiden vorhergehenden Rubriken, deren Bestimmung ausweist, was davon hier behandelt werden soll. Nur insofern sein Inhalt einen Theil der Kulturgeschichte ausmacht, gehört es in das historische Fach; seine Methode, Hülfsmittel u. s. w. in das philologische oder grammatische. | 5) Schöne[2] Kunst[9] und Theorie derselben. | Poesie[11] in ihrem weitesten Umfange, Beredsamkeit nach ihrer 〈53〉 richtigeren Bestimmung, als schöne[2] Komposition in Prosa[1], und überhaupt was zur schönen[2] Litteratur gerechnet wird, würde den Hauptartikel in dieser Rubrik ausmachen. .
[16]
A. W. Schlegel, Geist d. Zeitalt. (1803), Eur. 2, 46 f. (47)
: Die Philologie ist an sich ein liberales Studium, weil es bloß auf Uebung und Bildung[2] des Geistes[14] im allgemeinen abzweckt, und sich der Gemeinnützigkeit bestimmter Anwendungen entzieht. Man hat sie aber auch in der neueren[5] Epoche diesen unterwürfig machen wollen, 〈47〉 und dadurch auf Abwege geleitet. Die älteren[10] Philologen suchten den Schülern bloß den Buchstaben[11] der alten[10] Autoren zu eröffnen, in der Zuversicht, wenn sie selbigen treufleißig erlernt hätten, würde ihnen der Geist[30] nach dem Maaße ihres Sinnes[5] von selbst aufgehen. Jetzt hat man sie voreilig in diesen einzuweihen gedacht, ohne ihn selbst recht gefaßt zu haben: man hat in Noten viel über die Schönheiten[3] der Dichter gefaselt, man hat die Mythologie nach oberflächlichen Ansichten aus der sogenannten Geschichte der Menschheit[2], d. h. aus Vergleichungen mit andern Nationen[1] auf gleichen Stufen der Cultur[4] [...], zugestutzt, u. s. w. Was ist dabei herausgekommen? Die grammatische Gründlichkeit ist vernachlässigt, und das Höhere nicht erreicht worden. ➢ Volltext.
[17]
A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (
!1803–04), KAV 3, 143
: Das Bestreben ungerechten Kriegen und dabey bezweckten Besitznehmungen von Ländern einen Schein des Rechtes zu verschaffen, hat die Sitte hervorgebracht, vor dem Kriege mit den Waffen einen mit der Feder zu führen, daß heißt eine von einem Rechtsgelehrten abgefaßte Deduction öffentlich bekannt zu machen, worin die alten Ansprüche und Rechte eines Fürsten auf einen gewissen Landstrich oder sonst etwas dargethan werden. Die andre Partey sucht diese dann zu widerlegen, beyde berufen sich auf Diplome, als die gültigsten Beweise, und da ist dann häufig über ihre Auslegung sowohl als Ächtheit gestritten worden. Dieser Umstand macht den Französischen Sprachgebrauch begreiflich, die Staatsbeamten, denen das Geschäft der Unterhandlungen mit andern Staaten aufgetragen ist, unter dem Namen des Corps diplomatique zu begreifen. Auch haben sie ja häufig Diplome abzufassen, denn die öffentlichen Verträge, Friedensschlüße, Bündnisse u. s. w. sind Diplome. Dieser noch fortdauernde Sprachgebrauch steht freylich in stärkstem Contrast mit dem bey der Französischen Revolution beobachteten Verfahren, wo alle Diplomatischen Alterthümer[6], worauf sich die Feudalverhältnisse, die Rechte und Besitzungen der Geistlichkeit und des Adels[2] gründeten, mit Einem Streich vernichtet wurden. Es ist aber nicht bloß die Gültigkeit derselben aufgehoben worden, sondern unzählig viele Diplome sind bey der Plünderung der Archive materiell vernichtet: ein großer Verlust für die Geschichte, so fern sie zum Behuf derselben noch nicht benutzt waren..
[18]
A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (
!1803–04), KAV 3, 273
: Die Einheit eines historischen Kunstwerks[2] ist nun unstreitig von derselben Art wie die poetische[4], nur daß in der Poesie[1] Stoff und Form der schaffenden Fantasie[2] anheim gestellt ist, da hingegen die historische Kunst[2] sich an ein gegebnes anzuschließen hat. Dieß ist es, was ich meynte, wenn ich die Geschichte eine Poesie[1] der Wahrheit nannte, ein Ausdruck den man aus lächerlicher Kurzsichtigkeit und Unwissenheit so lächerlich gefunden hat..
[19]
A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 4
: Die Aesthetik oder die philosophische Theorie des Schönen[2] und der Kunst[2] ist unendlich wichtig in ihrer Beziehung auf die übrigen Untersuchungen über den menschlichen Geist[11]; aber für sich allein ist sie darum noch nicht praktisch belehrend. Dieß wird sie erst durch ihre Verbindung mit der Geschichte[4] der Künste[2]. Kritik[2] nennen wir den Mittelbegriff zwischen der allgemeinen Lehre und der geordneten Erfahrung oder der Geschichte[4]. Die Vergleichung und Beurtheilung der vorhandenen Hervorbringungen des menschlichen Geistes[11] muß uns die Bedingungen an die Hand geben, die zur Bildung[1] eigenthümlicher und gehaltvoller Kunstwerke[2] erfoderlich sind. | Mit der Fackel der Kritik[2] [...] wollen wir die Geschichte[1] der dramatischen Kunst[2] beleuchten. ➢ Volltext.
[20]
A. W. Schlegel, Dramat. Lit. II.2 (1811), 426 f. (427)
: Was die Menge in unsern halb rührenden, halb drolligen Dramen am meisten anzieht, die uns bald nach Peru, bald nach Kamtschatka, bald in die Ritterzeit versetzen, während die Gesinnungen modern[4] und empfindsam bleiben, ist immer eine Fratze des Romantischen[2], die man auch in den abgeschmacktesten Zauber-Opern noch wieder kennt. [...] 〈427〉 [...] Auf hundert Komödienzetteln wird der Name romantisch[2] an rohe und verfehlte Erzeugnisse verschwendet und entweiht; es sey uns erlaubt, ihn durch Kritik[2] und Geschichte wieder zu seiner wahren Bedeutung zu adeln. ➢ Volltext.
[21]
A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (
21817), 3 f. (4)
: Die allgemeine philosophische Theorie der Poesie[1] und der übrigen schönen[2] Künste[1] stellt die Grundgesetze des Schönen[1] auf, die allen mit einander gemein sind. Jede Kunst[2] hat ferner ihre besondere Theorie, welche darauf abzweckt, die Gränzen, die Schwierigkeiten und die Mittel dieser Kunst[2] kennen zu lehren. Hiezu werden wissenschaftliche Erörterungen erfo〈4〉dert, welche dem Künstler nützlich, aber wenig anziehend für solche Freunde der Kunst[2] sind, die nur die Hervorbringungen ausgezeichneter Geister[32] genießen wollen. Die allgemeine Theorie hingegen zergliedert eine der menschlichen Natur[1] wesentliche Eigenschaft: die Fähigkeit das Schöne[1] zu empfinden, woraus das Bedürfniß der schönen[2] Künste[1] und das Wohlgefallen daran entsteht; sie zeigt das Verhältniß zwischen dieser Fähigkeit und allen übrigen sittlichen und erkennenden Fähigkeiten des Menschen. Sie ist also sehr wichtig für den Denker, aber an sich allein reicht sie nicht hin, um zur Führerin bey Ausübung der Kunst[2] zu dienen. | Die Geschichte der schönen[2] Künste[1] lehrt uns, was geleistet worden, die Theorie, was geleistet werden soll. Ohne ein verbindendes Mittelglied würden beyde abgesondert und unzulänglich bleiben. Die Kritik[2] ist es, welche die Geschichte der Künste[2] aufklärt, und ihre Theorie fruchtbar macht. Die Vergleichung und Beurtheilung der vorhandenen Hervorbringungen des menschlichen Geistes[11] muß uns die Bedingungen an die Hand geben, die zur Bildung[1] eigenthümlicher und gehaltvoller Kunstwerke[2] erforderlich sind..
[22]
A. W. Schlegel, Gesch. Dt. Spr. (
!1818–19), 7.4
: Wichtigkeit der Kenntniß der altdeutschen Namen in der Geschichte. [...] Sie sind ein untrügliches Kennzeichen von der Deutschen[5] Stammesart der Eroberer. [...] In der Geschichte der Romanischen[2] Länder. Irrthum der meisten Geschichtschreiber dieser Länder. Sie glauben 〈7.5〉 die Deutschen[5] hätten sich sehr bald entnationalisirt. Gerade das Gegentheil hat Statt gefunden. Kennzeichen bey den Unterschriften der Urkunden, woran man sieht, wann sie die Deutsche[5] Sprache[3] vergessen, u[nd] die Romanische[1] ausschließend angenommen haben: Schreibung der Namen. ➢ Volltext.
[23]
A. W. Schlegel, Gesch. Dt. Spr. (
!1818–19), 12.8
: Eidesformel Carol.[i] Calvi u[nd] seines Bruders. [...] Äußerst wichtiges Document für die Geschichte beyder Sprachen[3], der Fränkischen u[nd] der Romanischen[3]. ➢ Volltext.
[24]
A. W. Schlegel, Vorr. krit. Schr. (1828), XIII
: Unter allen Aufgaben der Kritik[2] ist keine schwieriger, aber auch keine belohnender, als eine treffende Charakteristik der großen Meisterwerke. Wie die schöpferische Wirksamkeit des Genius immer von einem gewissen Unbewußtseyn begleitet ist, so fällt es auch der begeisterten Bewunderung schwer und, je ächter sie ist, um so schwerer, zu besonnener Klarheit über sich selbst zu gelangen. Am besten wird es damit gelingen, wenn die Betrachtung nicht vereinzelt wird, sondern vielmehr den menschlichen Geist[10] in dem Stufengange seiner Entwickelung bis zu dem Gipfel hinauf begleitet. Mit einem Worte[2], die Kunstkritik muß sich, um ihrem großen Zwecke Genüge zu leisten, mit der Geschichte[4], und, so fern sie sich auf Poesie[3] und Litteratur bezieht, auch mit der Philologie verbünden. Mein Versuch über die dramatische Kunst[12] [sc. A. W. Schlegel, Dramat. Lit. (!1808; 1809–11)] ist bisher der einzige in dieser Art geblieben. Jetzt wünschte ich, mehr dergleichen unternommen, meine Kräfte nicht am einzelnen und zuweilen am unbedeutenden verwendet zu haben. Aber in den nicht vollen neun Jahren, vom Sommer 1795 bis zum Frühling 1804, wo ich mich ausschließend dem Schriftsteller-〈XIV〉Berufe widmete, während welcher Zeit das meiste hier Gesammelte, dann meine Nachbildungen des Shakspeare, des Calderon und einzelner Stücke von Italiänischen und Spanischen Dichtern zu Stande gekommen sind, hatte ich mit mancherlei Schwierigkeiten und Beschränkungen zu kämpfen; und die Anfoderungen des Augenblicks ließen mir nicht freie Muße genug, um Gegenstände von großem Umfange zur Behandlung zu wählen, und dazu die vorbereitenden Studien zu machen. Es war längst mein Vorhaben, eine Geschichte[7] der bildenden Künste[2] in ähnlicher Weise auszuführen, wie ich die Geschichte[7] des Theaters entworfen; bei Betrachung der Europäischen Kunstschätze, wovon ich die meisten zu sehen Gelegenheit hatte, war dieß mein beständiges Augenmerk [...]..
[25]
F. Schlegel, Ath.-Fragm. (1798), 124, Nr. 404
: Zur Philologie muß man gebohren seyn, wie zur Poesie[11] und zur Philosophie. Es giebt keinen Philologen ohne Philologie in der ursprünglichsten Bedeutung des Worts[1], ohne grammatisches Interesse. Philologie ist ein logischer Affekt, das Seitenstück der Philosophie, Enthusiasmus für chemische Erkenntniß: denn die Grammatik ist doch nur der philosophische Theil der universellen Scheidungs- und Verbindungskunst. Durch die kunstmäßige Ausbildung jenes Sinns[5] entsteht die Kritik[3], deren Stoff nur das Klassische[3] und schlechthin Ewige seyn kann, was nie ganz verstanden werden mag: sonst würden die Philologen, an deren meisten man die gewöhnlichsten und sichersten Merkmahle der unwissenschaftlichen Virtuosität wahrnimmt, ihre Geschicklichkeit eben so gern an jedem andern Stoff zeigen als an den Werken des Alterthums[3], für das sie in der Regel weder Interesse noch Sinn[5] haben. Doch ist diese nothwendige Beschränktheit um so weniger zu tadeln oder zu beklagen, da auch hier die künstlerische Vollendung allein zur Wissenschaft[1] führen, und die bloße formelle Philologie einer materialen Alterthumslehre und einer humanen Geschichte der Menschheit[2] nähern muß. ➢ Volltext.
[26]
F. Schlegel, Gespr. Poes. (1800), 80
: Die Kunstgeschichte der Spanier, die mit der Poesie[11] der Italiäner aufs innigste vertraut waren, und die der Engländer, deren Sinn[9] damals für das Romantische[12], was etwa durch die dritte vierte Hand zu ihnen gelangte, sehr empfänglich war, drängt sich zusammen in die von der Kunst zweyer Männer, des Cervantes und Shakspeare, die so groß waren, daß alles übrige gegen sie nur vorbereitende, erklärende, ergänzende Umgebung scheint. ➢ Volltext.
[27]
Chr. F. D. Schubart [L. Schubart], Id. Tonk. (*1784–85; 1806), 169
: Zwar ist die musikalische[1] Geschichte keine Dilettantengeschichte; wenn sich aber bloße Liebhaber zu der Höhe empor schwingen, wie die Frau[8] von Schad [sc. Anna von Schaden]; so verdienen sie nicht nur bemerkt, sondern auch angepriesen zu werden. Sie ist eigentlich eine Schülerinn von Beeke; spielt aber weit geflügelter als ihr Meister, und in mehreren Stylen. Ihre Hand ist glänzend, und gibt dem Clavier Flügel. Sie liest mit unbeschreiblicher Fertigkeit; und doch blickt auch bey ihr das Weib[1] hervor. Sie schnellt den Tact, grimmassirt zuweilen, und verkünstelt das Adagio. Nicht eignes Herzblut quillt – wenn sie Empfindungen ausdrückt, sondern immer ist's Manier des Meisters. Was durch Mechanismus vorgetragen werden kann, das trägt sie meisterhaft vor; wo aber Genie[2] gelten soll, da herrscht weibliche Ohnmacht: sie zappelt alsdann auf den Tasten wie eine geschossene Taube, und ihr Leben verlischt..
[28]
Chr. F. D. Schubart [L. Schubart], Id. Tonk. (*1784–85; 1806), 259
: Die ausgebreitete Gelehrsamkeit dieses Mannes [sc. John Hawkins], sein unbeschreiblicher Reichthum an Materialien, indem er sein ganzes Leben hindurch an musikalischen[1] Schriften und Instrumenten[3] einen Vorrath zusammen brachte, der über 100000 Reichsthaler geschätzt wurde; sein tiefdringender Geist[22], seine körnige Schreibart und hauptsächlich seine Unparteylichkeit, machen ihn zu einem Classiker[4] ersten Rangs in der Geschichte der Tonkunst..
[29]
Wackenroder, an seine Eltern (23. 7. 1793), VL 2, 200
: Es kann sehr interressant[1] seyn, alle diese Denkmähler der alten[1] Kunst[4] genau anzugeben, u[nd] zu beschreiben; aus den alten[1] Inschriften ergibt sich vielleicht manches neue Datum zur Landesgeschichte; u[nd] unter den Gemählden u[nd] andren Kunstwerken[4] findet man zuweilen Meisterstücke versteckt, oder doch Seltenheiten in Ansehung des Alterthums[1]..