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[1] A. v. Arnim, Kronenwächt. I (1817), RuE 1, 634 f. (635): Der Kaiser steht hoch über der Zeit[5], er hat die Welt kennen gelernt, hat sich wie eine Erdbeerpflanze an zehn Stellen eingewurzelt, in Spanien, Portugal, Ungarn, Böhmen, und das alles, um sich gegen dies unser verwirrtes, übermächtiges, deutsches Adelsvolk und die Menge kleiner Fürsten zu sichern; es geht jetzt ins Große, der Adel[2] denkt nur ans Kleine, verachtet den Handel, statt ihn zu nutzen, verachtet das neue Kriegswesen und kann doch mit seiner Art nur bei kleinen Zügen etwas wirken; ⟨635⟩ es möchte noch jeder als Mensch[1] bestehen, während die Geschichte alles zu Nationen[1] zusammenfegt.

[2] Schelling, Philos. d. Erf. (1798), SW I, 1, 470 f.: Was nicht progressiv[3] ist, ist kein Objekt der Geschichte[4]. | Der Begriff[1] von progressiv[3] aber muß genauer bestimmt werden. Der Mechanismus z. B. ist, obgleich eine Folge von Handlungen in ihm stattfindet, nicht progressiv[3], weil diese Handlungen im Kreise gehen, wo dann jeder solcher Cyklus von Handlungen nur Einer (immer wiederholten) Handlung gleichgerechnet werden kann. – So gibt es aus demselben Grunde auch keine Geschichte[1] der Thiere[1], als nur im uneigentlichsten Sinn. Erstens keine Geschichte[1] des einzelnen Thiers[1] (als solchen). Denn es ist eingeschlossen in einem Cirkel von Handlungen, über den es nie hinaustritt; was es ist, ist es auf immer, was es seyn wird, ist ihm durch Gesetze eines höhern zwar, aber doch unverbrüchlichen, Mechanismus vorgezeichnet. Dem Menschen[1] aber ist seine Geschichte[1] nicht vorgezeichnet, er kann und soll seine Geschichte[1] sich selbst machen; denn das eben ist der Charakter[1] des Menschen[1], daß seine Geschichte[1], obgleich sie in praktischer Hinsicht planmäßig seyn soll, doch (eben deßwegen) in theoretischer Rücksicht es nicht seyn kann. – Analogisch nur spricht man von einer Geschichte[1] solcher Thiere[1], in denen ⟨471⟩ Kunsttrieb ist, z. B. von einer Geschichte[1] des Bibers, der Bienen u. s. w., weil man an ihrer produktiven Arbeitsamkeit ein Analogon von Freiheit[10] wahrzunehmen glaubt, obgleich auch das Täuschung ist, weil, wenn wir den innern Mechanismus der organischen[2] Kräfte eines solchen Thiers[1] einsehen könnten, alle Zufälligkeit jener Produkte verschwinden würde – (vom Gedicht, das auf ächt poetische[4] Art entstanden ist, muß keine Geschichte[1] möglich seyn).

[3] Schelling, Syst. transsc. Id. (1800), 416: Die Mythologie läßt die Geschichte mit dem ersten Schritt aus der Herrschaft des Instincts in das Gebiet der Freyheit[10], mit dem Verlust des goldenen Zeitalters, oder mit dem Sündenfall, d. h. mit der ersten Aeusserung der Willkühr beginnen. In den Ideen der Philosophen endet die Geschichte mit dem Vernunftreich, d. h. mit dem goldenen Zeitalter des Rechts, wenn alle Willkühr von der Erde verschwunden ist, und der Mensch durch Freyheit[10] an denselben Punct zurückgekehrt seyn wird, auf welchen ihn ursprünglich die Natur[13] gestellt hatte, und den er verließ, als die Geschichte begann.

[4] Schelling, Syst. transsc. Id. (1800), 422: Wir gehen jetzt [...] zu dem Hauptcharakter der Geschichte über, daß sie Freyheit[10] und Nothwendigkeit in Vereinigung darstellen, und nur durch diese Vereinigung möglich seyn soll.

[5] Schelling, Syst. transsc. Id. (1800), 429 f.: Nun ist [...] hier nicht vom Handeln des Individuums, sondern vom Handeln der ganzen Gattung die Rede. Jenes zweyte Objective, was uns entstehen soll, kann nur durch die Gattung, d. h. in der Geschichte realisirt werden. Die Geschichte aber objectiv angesehen ist nichts anders, als eine Reihe von Begebenheiten, die nur subjectiv, als eine Reihe freyer Handlungen[1] erscheint. [...] ⟨430⟩ [...] [N]icht das Individuum handelt in der Geschichte, sondern die Gattung; also müßte [...] das Objective der Geschichte Eines seyn für die ganze Gattung.

[6] Schelling, Syst. transsc. Id. (1800), 436 (1): Wenn [...] jenes Absolute, welches überall nur sich offenbaren kann, in der Geschichte wirklich und vollständig sich geoffenbart hätte, oder jemals sich offenbarte, so wäre es eben damit um die Erscheinung der Freyheit[10] geschehen. Diese vollkommene Offenbarung würde erfolgen, wenn das freye Handeln mit der Prädetermination vollständig zusammenträffe. Wäre aber je ein solches Zusammentreffen, d. h. wäre die absolute Synthesis je vollständig entwickelt, so würden wir einsehen, daß alles, was durch Freyheit[10] im Verlauf der Geschichte geschehen ist, in diesem Ganzen gesetzmäßig war, und daß alle Handlungen[1], obgleich sie frey zu seyn schienen, doch nothwendig waren, eben um dieses Ganze hervorzubringen. Der Gegensatz zwischen der bewußten und der bewußtlosen Thätigkeit ist nothwendig ein unendlicher, denn wäre er je aufgehoben, so wäre auch die Erscheinung der Freyheit[10] aufgehoben, welche einzig und allein auf ihm beruht. Wir können uns also keine Zeit[7] denken, in welcher sich die absolute Synthesis, d. h. wenn wir uns empirisch ausdrücken, der Plan der Vorsehung vollständig entwickelt hätte.

[7] Schelling, Syst. transsc. Id. (1800), 436 (2): Wenn wir uns die Geschichte als ein Schauspiel denken, in welchem jeder, der daran Theil hat, ganz frey, und nach Gutdünken seine Rolle spielt, so läßt sich eine vernünftige Entwicklung dieses verworrenen Spiels nur dadurch denken, ⟨437⟩ daß es Ein Geist[31] ist, der in allen dichtet, und daß der Dichter, dessen bloße Bruchstücke [...] die einzelnen Schauspieler sind, den objectiven Erfolg des Ganzen mit dem freyen Spiel aller einzelnen schon zum voraus so in Harmonie gesetzt hat, daß am Ende wirklich etwas Vernünftiges herauskommen muß. Wäre nun aber der Dichter, unabhängig von seinem Drama, so wären wir nur die Schauspieler, die ausführen, was er gedichtet hat. Ist er nicht, unabhängig von uns, sondern offenbart, und enthüllt er sich nur successiv durch das Spiel unserer Freyheit[10] selbst, so daß ohne diese Freyheit[10] auch er selbst nicht wäre, so sind wir Mitdichter des Ganzen, und Selbsterfinder der besondern Rolle, die wir spielen. – Der letzte Grund der Harmonie zwischen der Freyheit[10], und dem Objectiven (Gesetzmäßigen) kann also nie vollständig objectiv werden, wenn die Erscheinung der Freyheit[10] bestehen soll. – Durch jede einzelne Intelligenz[2] handelt das Absolute, d. h. ihr Handeln ist selbst absolut, insofern weder frey, noch unfrey, sondern beydes zugleich, absolut-frey, und eben deßwegen auch nothwendig.

[8] A. v. Arnim, Rez. Arndt Pr. Volk (1813), 4.

[9] B. v. Arnim, Frühlingskr. (*1800–04; 1844), 454.

[10] A. F. Bernhardi, Anfangsgr. d. Sprw. (1805), 378.

[11] Brockhaus, Conv.-Lex. I (1809), 27.

[12] Brockhaus, Conv.-Lex. II (1809), 278 f. (279).

[13] v. d. Hagen, Vorr. Lit. Grdriß (1812), VI.

[14] Hegel [Hotho], Aesth. I (1835), 203.

[15] Herder, Gesch. d. Menschh. I (1784), 313 f. (314).

[16] Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. VIII (1837), 471.

[17] W. v. Humboldt, Lat. u. Hell. (*?1806), GS I, 3, 136.

[18] Mereau, Amd. u. Ed. II (1803), 140 f. (141).

[19] Novalis, Poëticism. (*1798), NS 2, 537, Nr. 54.

[20] Novalis, Europa (*1799), NS 3, 510.

[21] Novalis, Europa (*1799), NS 3, 518.

[22] Rottmanner, Krit. Jacobi (1808), 20.

[23] Rottmanner, Krit. Jacobi (1808), 21 f. (22).

[24] Scheibe, Musik. Compos. (1773), 465 f..

[25] Schelling, Syst. transsc. Id. (1800), 421.

[26] A. W. Schlegel, Zeichn. (1799), 208.

[27] A. W. Schlegel, Entw. Krit. Inst. (*1800), SW 8, 51 ff. (52).

[28] A. W. Schlegel, Geist d. Zeitalt. (1803), Eur. 2, 43.

[29] A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (!1803–04), KAV 3, 160.

[30] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 4.

[31] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 13.

[32] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. II.2 (1811), 361.

[33] F. Schlegel, Fragm. Litt. u. Poes. (*1797), KFSA 16, 93, Nr. 96.

[34] F. Schlegel, Vorr. Grch. u. Röm. (1797), XXII.

[35] A. W. Schlegel/F. Schlegel, Eleg. (1798), 127 f. (128).

[36] Chr. F. D. Schubart [L. Schubart], Id. Tonk. (*1784–85; 1806), 48.

[37] Seume, Sommer (1806), 43.

[38] Wackenroder, an L. Tieck (11. 12. 1792), VL 2, 96 f. (97).

[39] Wienbarg, Aesth. Feldzg. (1834), 193.

[40] Winckelmann, Gesch. d. Kunst II (1764), 316.














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