Wortliste
Adel
Brief
Buchstabe
Dialekt
Freiheit
Ironie
ironisch
klassisch
Kritik
Ohr
progressiv
romantisch
Tier
Witz
Brief
Buchstabe
Dialekt
Freiheit
Ironie
ironisch
klassisch
Kritik
Ohr
progressiv
romantisch
Tier
Witz
Struktur
Semantik
Belege
[1]
Herder, Gesch. d. Menschh. III (1787), 177: Selbst in den Resten des neuen griechischen[2] Lustspiels tönt noch diese klagende Stimme[3] der sanften Humanität wider.
[2] A. v. Humboldt, Königr. Neuspanien (1809), 12 f. (13): Hier begnügen wir uns, die Aufgabe einer möglichen Verbindung beider Meere in ihrer ganzen Allgemeinheit zu betrachten. Wir werden neun verschiedene Puncte angeben, [...] welche alle eine größere oder geringere 〈13〉 Möglichkeit zu Canälen oder innern Stromverbindungen darbieten. In einem Zeitpuncte, in dem der neue Continent, Vortheil ziehend aus dem unglücklichen Zwiste europäischer Völker[1], mit Riesenschritten auf dem Wege der Cultur[3] fortrückt; in dem die Handelsverbindungen mit China und der nordwestlichen Küste von America mit jedem Jahre an Ausdehnung gewinnen; in einem solchen Zeitpuncte ist der Gegenstand, der uns in diesem Kapitel beschäftiget [...] von der äußersten Wichtigkeit.
[3] Naubert, Amtmannin I (1788), 124: Josephe, sagte sie, hat sich dem Stande nach etwas besser bedacht als ihre Schwester, aber mein Gott[1], neuer Adel[1], oder gar keiner, ist in meinen Augen auch ziemlich dasselbe.
[4] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 330: Die neue Komödie läßt sich allerdings in gewisser Hinsicht als die zahm gewordene alte[1] bezeichnen, allein in Bezug auf Genialität pflegt Zahmheit nicht eben für einen Lobspruch zu gelten. Die durch Verzichtleistung auf die unbedingte Freyheit[9] des Scherzes erlittene Einbuße suchten die neueren Komiker durch eine Beymischung von Ernst zu ersetzen, welche sie von der Tragödie entlehnten [...]. ➢ Volltext
[5] F. Schlegel, Ath.-Fragm. (1798), 68, Nr. 247: Dante's prophetisches Gedicht ist das einzige System der transcendentalen[1/2] Poesie[11], immer noch das höchste seiner Art. Shakespeare's Universalität ist wie der Mittelpunkt der romantischen[12] Kunst[12]. Goethe's rein poetische[4] Poesie[11] ist die vollständigste Poesie[18] der Poesie[11]. Das ist der große Dreyklang der modernen[1] Poesie[11], der innerste und allerheiligste Kreis unter allen engern und weitern Sphären der kritischen[3] Auswahl der Klassiker[4] der neuern Dichtkunst. ➢ Volltext
[6] Adelung, Gramm.-krit. Wb. II (21796), 1443: In weiterer und gewöhnlicherer Bedeutung werden alle Glieder des ehemahligen Israelitischen Volks[1], und die Bekenner der Religion[1] derselben, Juden[1], und auf eine bestimmtere Art, die ältern[1] Juden[1] genannt, zum Unterschiede von den heutigen und neuern Juden[1], welche ein Überrest der erstern sind, und am häufigsten auch nur Juden[1] schlechthin genannt werden..
[7] Adelung, Gramm.-krit. Wb. IV (21801), 562: Th, der Figur nach ein zusammen gesetzter Buchstab[1], welcher indessen doch nur einen einfachen Laut bezeichnet, einen Laut, welcher dem t gleicht, nur daß er der Regel nach gelinder seyn, und das Mittel zwischen dem weichern d und härtern t halten sollte; Theil, Theer, Thau, Muth, Bethen, Werth. | In den neuern Zeiten[3] hat dieser Buchstab[1] von solchen, welche sich zu Sprachverbesserern aufwarfen, und die Verbesserung der Sprache[3] immer mit der Rechtschreibung anfingen, weil da das Bessern am leichtesten und bequemsten ist, viele Gegner bekommen..
[8] A. v. Arnim, Majorats-Herren (1820), 27: Ein neuer[3] moderner[7] Hut mit einer Feder [...], ein glänzendes Degengehenk, eine neue[3] Uniform mit geschmälerten Rockschößen, verkürzten Taschen an der Weste, und neue[3] schwarze Sammethosen verkündeten eine neue[1] Periode der Weltgeschichte..
[9] Börne, Brf. Paris I (1832), 147 f. (148): Es war ein Kampf zwischen der alten[1] classischen[8] und 〈148〉 der neuen romantischen[14] Parthei in der Politik, und letztere, die schwächste, weil sie die jüngste und unerfahrenste ist, unterlag. Die romantische[14] Parthei will individuelle Freiheit[5], die classische[8] nur nationelle haben..
[10] Brockhaus, Conv.-Lex. IV (1809), 327: Alle westliche Europäischen Sprachen[3], die aus einer Vermischung des Lateins mit den Sprachen[3], der von den Römern unterjochten, oder später von Osten her eingewanderten Völker[1] entstanden waren, wurden im Mittelalter Roman[i]sche[1] genannt; insbesondre aber bezeichnete man mit diesem Namen das Provenzalische Idiom – ein verdorbnes und verstümmeltes Latein, in welchem die ersten dichterischen Versuche der neuern Zeit[3] gemacht wurden, so wie noch jetzt ein in gewissen Gegenden Graubündens übliches Afterlatein die Romanische[8] Mundart[1] benannt wird..
[11] Brockhaus, Conv.-Lex. VI (1809), 373: Im obern und westlichen Theil heben sich die Gebirge mit weniger Wildheit, und sind größten Theils mit Viehheerden bedeckt; wie denn überhaupt Viehzucht ihre Hauptnahrung ausmacht. Eben so verschieden sind auch die Bewohner selbst in Sitten und Sprache[4]; im Allgemeinen haben die Walliser Wohlwollen, Sanftheit der Sitten und die Einfalt des ersten Weltalters. In den neuern kriegerischen Zeiten[3] wurde dieses schöne[1] romantische[3/7] Land leider zum Schauplatz des auswärtigen 〈374〉 Bürgerkriegs, da die Einwohner sich in entgegengesetzte Meinungen theilten, und, von Parteigeist hingerissen, selbst den auswärtigen Kriegsheeren den Zugang öffneten..
[12] Brockhaus, Conv.-Lex. VII (1809), 374: Gaëta, diese in der neuesten Zeitgeschichte so berühmt gewordene, zu Neapel gehörige Festung hat eine der schönsten[1] Lagen [...]. Ihre Gründung ist früher noch, als die von Rom: nach dem Untergange des römischen Reichs hatte sie eine Zeitlang republikanische Verfassung, und wurde darauf von Herzogen regiert, die 〈374〉 den Papst als Lehnsherrn anerkannten. Sie ist eine der stärksten Festungen von Europa, wozu ihre isolirte Lage sehr viel beiträgt, welche nur von der Seite der schmalen Landenge einen Angriff zuläßt. Ihre Umgebungen sind höchst reizend, und die vielen zierlichen Landhäuser der Vorstadt – schon die Römer hatten deren an dieser fruchtbaren Küste eine große Menge – machen das Ganze äußerst romantisch[3]..
[13] Brockhaus, Bild.-Conv.-Lex. III (1839), 734: Für die nationale Richtung der deutschen Literatur und Kunst[4] und die Beurtheilung des Mittelalters ist es im Allgemeinen ersprießlich gewesen, daß in neuerer Zeit namentlich A. W. und Friedr. Schlegel und L. Tieck mit ihren Freunden sich bemühten, das Romantische[13] für die Gegenwart wieder zu beleben, obgleich dadurch mitunter unklare und beschränkte Köpfe zu argen Verirrungen hingerissen worden sind. Mit dieser deutschen Schule der Romantiker[3] darf jedoch die neue Richtung in der franz. Literatur nicht verwechselt werden, deren Anhänger ebenfalls Romantiker[3] genannt werden, allein keineswegs zur mittelalterlichen Romantik[11] sich bekennen, sondern vielmehr dem erstarrten Classicismus gegenüber [...] einen ganz der modernen[8] Zeit[3] und Volksthümlichkeit angehörenden Geschmack in Literatur und Kunst[4] vertreten, den aber noch große Gebrechen entstellen..
[14] Goethe, an C. J. L. Iken (27. 9. 1827), WA IV, 43, 81 f. (82): Es ist Zeit[8], daß der leidenschaftliche Zwiespalt zwischen Classikern[3] und Romantikern[3] 〈82〉 sich endlich versöhne. Daß wir uns bilden ist die Hauptforderung; woher wir uns bilden wäre gleichgültig, wenn wir uns nicht an falschen Mustern zu verbilden fürchten müßten. Ist es doch eine weitere und reinere Umsicht in und über griechische[2] und römische Literatur, der wir die Befreyung aus mönchischer Barbarey zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert verdanken! Lernen wir nicht aus dieser hohen Stelle alles in seinem wahren, ethisch-ästhetischen Werthe schätzen, das Älteste[1] wie das Neuste!.
[15] Goethe, Max. u. Refl. (*?1829; 1836), WA I, 41.2, 246 f. (247): Classisch[[[[BedeutungsVerweis ID='24' Anzeige='5' Formatierung='1']]]/[[[BedeutungsVerweis ID='25' Anzeige='6' Formatierung='1']]]/[[[BedeutungsVerweis ID='27' Anzeige='7' Formatierung='1']]]] ist das Gesunde, romantisch[[[[BedeutungsVerweis ID='103' Anzeige='14' Formatierung='1']]]/[[[BedeutungsVerweis ID='923' Anzeige='4' Formatierung='1']]]/[[[BedeutungsVerweis ID='276' Anzeige='8' Formatierung='1']]]/[[[BedeutungsVerweis ID='63' Anzeige='9' Formatierung='1']]]] das Kranke. 〈247〉 | Ovid blieb classisch[[[[BedeutungsVerweis ID='25' Anzeige='6' Formatierung='1']]]] auch im Exil: er sucht sein Unglück nicht in sich, sondern in seiner Entfernung von der Hauptstadt der Welt. | Das Romantische[[[[BedeutungsVerweis ID='103' Anzeige='14' Formatierung='1']]]/[[[BedeutungsVerweis ID='923' Anzeige='4' Formatierung='1']]]/[[[BedeutungsVerweis ID='276' Anzeige='8' Formatierung='1']]]/[[[BedeutungsVerweis ID='63' Anzeige='9' Formatierung='1']]]] ist schon in seinen Abgrund verlaufen; das Gräßlichste der neuern Productionen ist kaum noch gesunkener zu denken. | Engländer und Franzosen haben uns darin überboten. Körper, die bei Leibesleben verfaulen und sich in detaillirter Betrachtung ihres Verwesens erbauen, Todte, die zum Verderben anderer am Leben bleiben und ihren Tod am Lebendigen ernähren: dahin sind unsre Producenten gelangt! | Im Alterthum[[[[BedeutungsVerweis ID='32' Anzeige='3' Formatierung='1']]]] spuken dergleichen Erscheinungen nur vor wie seltene Krankheitsfälle; bei den Neuern sind sie endemisch und epidemisch geworden..
[16] v. d. Hagen, Vorr. Nibel. (1810), XIII: Unter diesen Umständen bleibt hier für eine kritische[4] Ausgabe nichts anderes übrig, als die älteste[1] Handschrift, welche die stärkste Vermuthung der Ursprünglichkeit für sich hat, zum Grunde zu legen. Solches ist denn auch bei den Nibelungen geschehen und im Ganzen die Hohen Emser Handschrift für die älteste[1] und ächteste angenommen; die anderen, und für jetzo besonders die Münchener, sind jedoch stark zu Rathe gezogen: einmal, weil sie gewiß nicht viel jünger sind, und dann, weil das Nibelungen Lied, gleich dem edlem Golde, durch sich selber und seine eigene Trefflichkeit, sich viel reiner erhalten hat, als viele andere Werke jener Zeit, und namentlich die meisten der noch übrigen Nazionalgedichte. Der eigene Umstand, daß es, eben so unbegreiflich als unverantwortlich, bald nach seiner herrlichen Erscheinung in der jetzigen Gestalt, bis in die neueste Zeit[3], fast gänzlich verschollen und vergessen war, ist, wiewohl für das Deutsche Volk[1] ein nicht zu berechnender Verlust, doch für das Gedicht selbst als ein Glück zu achten, indem es dadurch der besonders verderblichen Hand der späteren Abschreiber entzogen, und so wahrscheinlich der Untergang der guten alten[1] Handschriften verhindert wurde..
[17] Hauff, Bettlerin (1827), SW 2, 373: Muß ich es denn [...] nicht noch alle Tage hören, daß er mit den angesehensten Familien sich hätte verbinden, daß er dieses oder jenes reiche Fräulein hätte heiraten können? Sagt er es mir nicht sooft als er mir zürnt, daß mein Adel[1] neu sei, daß man von dem Geschlecht meiner Mutter gar nichts wisse, und daß sogar einige Tannensee in der Schweiz das von abgelegt haben und Kaufleute geworden seien?.
[18] Hegel [Hotho], Aesth. I (1835), 286: Vorzüglich [...] ist in neuester Zeit[3] die innre haltlose Zerrissenheit, welche alle widrigsten Dissonanzen durchgeht, Mode geworden, und hat einen Humor[2] der Abscheulichkeit und eine Fratzenhaftigkeit der Ironie[1] zu Wege gebracht, in der sich Theodor Hoffmann z. B. wohlgefiel. ➢ Volltext.
[19] Hegel [Hotho], Aesth. III (1838), 105: In der freieren[11] Entfaltung [...] der italienischen Malerei haben wir [...] einen anderen Charakter[1] der Kunst[4] aufzusuchen. Außer dem religiösen Inhalt des alten[1] und neuen Testaments und der Lebensgeschichten von Märtyrern und Heiligen entnimmt sie ihre Gegenstände größtentheils nur aus der griechischen[2] Mythologie, selten dagegen aus den Ereignissen der Nationalgeschichte, oder [...] aus der Gegenwart und Wirklichkeit des Lebens; gleich selten, spät und vereinzelt erst, aus der landschaftlichen Natur[2]. Was sie aber für die Auffassung und künstlerische Ausarbeitung des religiösen Kreises vornehmlich hinzubringt, ist die lebendige Wirklichkeit des geistigen und leiblichen Daseyns, zu welcher jetzt alle Gestalten sich versinnlichen und beseelen. Für diese Lebendigkeit bildet von Seiten des Geistes[19] jene natürliche[2] Heiterkeit[4], von Seiten des Körpers jene entsprechende Schönheit[1] der sinnlichen Form das Grundprincip, welche für sich, als schöne[1] Form schon, die Unschuld, Frohheit, Jungfräulichkeit, natürliche[2] Grazie des Gemüths, Adel[5], Phantasie[1] und eine liebevolle Seele ankündigt. ➢ Volltext.
[20] Heine, Romant. Schule (1836), 31: Lessing war der literarische Arminius, der unser Theater von jener Fremdherrschaft befreite. [...] Aber nicht bloß durch seine Kritik[2], sondern auch durch seine eignen Kunstwerke[3] ward er der Stifter der neuern deutschen Originalliteratur. ➢ Volltext.
[21] Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. IV (1835), 201 f. (202): Die Gesetze der Einheit von Zeit[13], Ort und Handlung[3] wurden nicht nur als die festeste Norm befolgt, sondern sie dienten auch bei der Beurtheilung jedes tragischen Dichtwerks als Maßstab. Eine Verschmelzung dieser Nachahmung der antiken[2] Muster mit dem Geiste[12] der Nation[1] finden wir bei den Heroen der französischen Tragödie Corneille [...] und Racine [...]. Diese beiden und Molière [...] rissen die Bühne aus ihrer ersten Rohheit. Doch blieb immer eine Steifheit, ein geziertes, hochtrabendes Wesen zurück, das selbst Voltaire [...] 〈202〉 [...] nicht verdrängen konnte. [...] Gegen jene klassischen[4/8] Vorbilder erhob sich in neuester Zeit[3] die Schule der Romantiker[3], an deren Spitze Victor Hugo [...] steht. Sie hat zwar die altfranzösische Tragödie nicht verdrängen können, behauptet aber doch siegreich ihren Platz neben ihr, und wie aus allen Kämpfen der Art, so wird auch hier ein vermittelndes Princip aus den Eigenthümlichkeiten beider Schulen ein gutes, erfreuliches Resultat schaffen..
[22] Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. IX (1837), 473 f. (474): Nicht das Talent, nicht seine, keineswegs 〈474〉 so gewichtige eigene Bedeutung ist es, was uns so lange bei Eugen S[ue] verweilen läßt; allein er bezeichnet sehr treffend und eigendst die wüste und sinnauflösende Richtung einer romantischen[14] Schule, welche vor einigen Jahren zuerst in Frankreich ihr skeptisches Haupt erhob, einer neuen Göttin, der Gräßlichkeit, glänzende Altäre baute und der mit Blut geschminkten Muse einen neuen Kranz seltener Art wand aus Rosen und Eingeweiden, aus Lilien und zerstückten Gliedern. Die sogenannte Ironie[2] des Schicksals wurde das wiederkäuende Thema eines sich selbst genießenden Ekels; und wenn die untergehende Sonne wie eine geweihte Rose alle die heiligen Ahnungen der Unendlichkeit liebend entduftete, wenn die Sterne in der schweigenden[3] Mitternacht vorübereilten auf ihren tausendjährigen Bahnen und sich stumm, aber verständnißinnig mit den silbernen Augen zuwinkten gleich ewigen Glaubenshelden der Weltenharmonie: – da sah die neue Romantik[14] in allen diesen Wundern der Schöpfung nur ein Fläschchen voll Opiums, dessen Genuß wollüstig die Adern durchrauscht und uns in den lieblichtäuschenden Traum wiegt von Glauben und Liebe, von Hoffnung und Gerechtigkeit..
[23] Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. VIII (1837), 470: Romanticismus. Die Bildung[10] dieses Wortes[1] ist ein Fund der neuesten[3] Zeit[5], hervorgerufen durch die poetischen[4] Erzeugnisse der neueren[3] Franzosen, als deren Chorführer Victor Hugo, Balzac, Eugen Sue, Jules Janin etc. zu nennen sind. Schon vor dem Ausbruch der Julirevolution begannen die franz. Dramatiker an den Fesseln den [sic] Klassicität zu rütteln, die seit Racine und Corneille den Gedanken in seinem eigenen Schaffen niedergedrückt hatten. Deutschland und England, die sich längst befreit und die alten[1] Formen zerschlagen hatten, um das Leben der neueren[3] Zeit[5] auch neu[1] bilden zu können in künstlerischer Darstellung, gaben keinen geringen Anstoß..
[24] Heyne, Antiquar. Aufs. I (1778), III: Bey der großen Menge Schriften antiquarischen Inhalts scheint das antiquarische Studium noch am weitesten von derjenigen Bearbeitung entfernt zu seyn, welche andere Wissenschaften, selbst die am nächsten mit ihm verwandten, alte[9] Geschichte[4], Kritik[3] und Diplomatik [...] in den neuesten Zeiten[3] erhalten haben. ➢ Volltext.
[25] Heyne, Antiquar. Aufs. I (1778), 88 f. (89): Daß beyde Steintafeln Verzeichnisse von Priesterinnen seyn müssen, läßt sich [...] nicht abläugnen [...] 〈89〉 [...]. Daß beyde Stücke zusammen gehören, halte ich für [...] unwahrscheinlich, da die neu[1] hinzugefügte offenbar neuer[3] ist, und einige Charakter[8] hat, die sich auf der andern nicht finden. ➢ Volltext.
[26] Heyne, Antiquar. Aufs. I (1778), 156: Unter dem Namen Venus Victrix gehen heut zu Tage verschiedne Antiken[3], die diesen Charakter[4] allem Ansehen nach blos dem neuern Künstler[2] zu danken haben, der sie ergänzt hat: er gab ihr einen Apfel in die Hand, die er ansetzte, so war es eine siegreiche Venus. Oft ist doch dieser Apfel sehr ungeschickt angebracht. Das berühmteste Stück dieser Art stehet zu Florenz neben der Mediceischen; [...] sie ist über Lebensgröße. [...] Das Gewand hängt hinterwärts herunter und ist über beyde Arme geschlagen; die rechte Hand hält den Apfel, die linke bedeckt die Natur[14]. ➢ Volltext.
[27] Hirschfeld, Gartenkunst V (1785), 47, Anm.: Ein neues vortreffliches Werk ist: A Collection of one Hundred and Fifty select views in England, Scotland and Ireland, Drawn by P. Sandby Esqu. R. A. Vol. 2. Printed for John Boydell. London 1781. Außer den Abteyen, alten[1] Schlössern, Ruinen, und mancherley herrlichen und romantischen[3] Prospecten, trifft man hier verschiedene überaus feine Vorstellungen von Landhäusern des Adels[2] und Scenen aus den Parks an..
[28] Hoffmann, Rez. Beethoven [Op. 67] (1810), 632: Haydn und Mozart, die Schöpfer der neuern Instrumental-Musik, zeigten uns zuerst die Kunst[8] in ihrer vollen Glorie; wer sie da mit voller Liebe anschaute und eindrang in ihr innigstes Wesen, ist – Beethoven. Die Instrumental-Compositionen aller drey Meister athmen einen gleichen romantischen[8] Geist[12], welches eben in dem gleichen innigen Ergreifen des eigenthümlichen Wesens der Kunst[8] liegt; der Charakter[1] ihrer Compositionen unterscheidet sich jedoch merklich. ➢ Volltext.
[29] Hoffmann, Rez. Beethoven [Op. 86] (1813), 391: Das gewagte Gleichnis, dass die ältere[[[[BedeutungsVerweis ID='429' Anzeige='1' Formatierung='1']]]] Kirchenmusik der Italiener sich zu der neueren deutschen verhalte, wie die Peterskirche zum strassburger Münster, möchte ziemlich treffend seyn. Die grandiosen Verhältnisse jenes Baues erheben das Gemüth, indem sie commensurabel bleiben: aber mit einer seltsamen, inneren Beunruhigung staunt der Beschauer den Münster an, der sich in den kühnsten Windungen, in den sonderbarsten Verschlingungen bunter[[[[BedeutungsVerweis ID='537' Anzeige='2' Formatierung='1']]]], phantastischer[[[[BedeutungsVerweis ID='413' Anzeige='2' Formatierung='1']]]] Figuren und Zierrathen hoch in die Lüfte erhebt; allein selbst diese Unruhe regt ein, das Unbekannte, das Wundervolle ahnendes[[[[BedeutungsVerweis ID='726' Anzeige='3' Formatierung='1']]]] Gefühl auf, und der Geist[[[[BedeutungsVerweis ID='139' Anzeige='19' Formatierung='1']]]] überlässt sich willig dem Traume, in dem er das Ueberirdische, das Unendliche zu erkennen glaubt. Nun, und eben dies ist ja der Eindruck des Rein-Romantischen[[[[BedeutungsVerweis ID='276' Anzeige='8' Formatierung='1']]]], wie es in Mozarts, in Haydns phantastischen[[[[BedeutungsVerweis ID='414' Anzeige='4' Formatierung='1']]]] Compositionen lebt und webt! ➢ Volltext.
[30] A. v. Humboldt, Einl. Königr. Neuspanien (1809), XCIX: Bei der Zeichnung der Gebirgsketten stieß ich auf eine Menge Schwierigkeiten [...]. Ich entschloß mich die Schraffirung, welche eine orthographische Projection andeutet, der ehemaligen unvollkommenen Methode vorzuziehen, welche die Berge im Profil zeichnete, wodurch zweierlei sehr von einander verschiedene Projectionen auf einer und derselben Karte gemischt wurden. Doch ist nicht zu läugnen, dass die ältere[1] Manier einen andern Vortheil gewährt, welcher ihr, ungeachtet aller ihrer Mängel, doch in einer Hinsicht den Vorzug vor der neuern geben sollte. Die Berge der alten[1] Methode sagen weiter nichts als dass ein Land gebürgig ist, dass in dieser oder jener Provinz Berge sind. Je unbestimmter diese, fast möchte ich sagen, hieroglyphische Sprache[2] ist, zu 〈C〉 desto weniger Irrthümer gibt sie Anlaß. Bei den orthographischen Schraffirungen hingegen muß der Zeichner nothwendig mehr sagen, als er weiß; mehr als man von der geologischen Construction eines großen Landes wissen kann..
[31] A. v. Humboldt, Königr. Neuspanien (1809), 111: Auf dem alten[1] Continent sehen wir die Cultur[1] der Cerealien und den Gebrauch der Milch von den ältesten[1] Epochen her, zu denen die Geschichte[4] aufsteigt, eingeführt. Die Bewohner des neuen Continents hingegen bauten keine andere Grasgewächse, als den Mais, [...] und nährten sich von gar keiner Art von Milchwerk, unerachtet ihnen die Lamas, die Alpaka's und zwo ganz eigene, ursprünglich dem Land angehörige, Stiergattungen im Norden von Mexico und Canada Milch im Ueberfluß anboten. – Dieß sind sehr auffallende Contraste zwischen Völkern[1] der mongolischen und americanischen Menschenraçe!.
[32] A. v. Humboldt, Königr. Neuspanien (1809), 113: Weit entfernt, blosse Dialecte[1] einer einzigen Sprache[3] zu seyn, (wie einige Schriftsteller mit Unwahrheit behauptet haben,) sind diese Sprachen[3] vielmehr zum mindesten eben so verschieden von einander, als das griechische von dem deutschen, oder das französische von dem polnischen. [...] Diese Manigfaltigkeit von Idiomen bei den Völkern[1] des neuen Continents, (man darf sie ohne Uebertreibung zu mehrern Hunderten annehmen,) ist, besonders in Vergleichung mit den wenigen Sprachen[3] von Asien und Europa, ein äußerst auffallendes Phänomen..
[33] A. v. Humboldt, Königr. Neuspanien (1809), 167: Keine von allen Städten des neuen Continents, selbst die der vereinigten Staaten nicht ausgenommen, ist im Besitze so großer und fest gegründeter wissenschaftlicher Anstalten, als die Hauptstadt von Mexico. Ich nenne hier nur [...] die Maler und Bildhauer-Academie. [...] Die Regierung hat hier ein geräumiges Gebäude angewiesen, worin sich eine weit schönere[6] und vollständigere Sammlung von Gyps-Abgüßen befindet, als man sie irgendwo in Deutschland antrifft. Man erstaunt darüber, wie der Apoll von Bel〈168〉vedere, die Gruppe des Laocoon und andre noch colossalere Statuen über Gebirgswege, welche wenigstens so eng sind, als die von St. Gotthard, gebracht werden konnten, und ist nicht minder überrascht, die Meisterwerke des Alterthums[3] unter der heißen Zone [...] vereinigt zu sehn [...]. [...] In dem Academie-Gebäude, oder vielmehr in einem der dazu gehörigen Höfe sollte man die Reste mexicanischer Bildhauerei, die kollossalen Statuen von Basalt und Porphyr, welche mit aztekischen Hieroglyphen bedeckt sind, und manche Aehnlichkeit mit dem Styl der Egyptier und Hindu's haben, gesammelt aufstellen; denn es wäre gewiß merkwürdig, diese Denkmale der ersten Cultur[4] unsrer Gattung, diese Werke eines halbbarbarischen Volkes[1], das die mexicanischen Anden bewohnte, neben den schönen[1] Formen zu sehen, welche unter Griechenlands und Italiens Himmel gebohren wurden..
[34] A. v. Humboldt, Cordill. I [TrN. N.] (1810), 5: Was ich romantisches[3] oder grandioses an den Ufern der Saverne, im nördlichen Deutschland, in den euganeischen Gebirgen, auf der Centralkette von Europa, auf dem jähen Abhang des Vulcans von Teneriffa gesehen habe, das Alles findet sich in den Cordilleren der neuen Welt vereinigt. Jahrhunderte würden nicht hinreichen, die Schönheiten[3] zu betrachten, und die Wunder zu entdecken, welche die Natur[2] dort auf einer Strecke von 2500 Meilen, von den Granitgebirgen der magellanischen Meerenge, bis zu den Nachbar-Küsten des östlichen Asiens hin, zerstreut hat. [Original A. v. Humboldt, Vues des Cord. (1810), 4: Ce que j'ai vu de romantique ou de grandiose sur les bords de la Saverne, dans l'Allemagne septentrionale, dans les monts Euganéens, dans la chaîne centrale de l'Europe, sur la pente rapide du volcan de Ténériffe; tout se trouve réuni dans les Cordillères du nouveau monde. Des siècles ne suffiroient pas pour observer les beautés et pour découvrir les merveilles que la nature y a prodiguées sur une étendue de deux mille cinq cents lieues, depuis les montagnes granitiques du détroit de Magellan jusqu'aux côtes voisines de l'Asie orientale.].
[35] A. v. Humboldt, Cordill. II [TrN. N.] (1810), 29: Die Wiener Sammlung, welche fünf und sechzig Seiten hat, ist dadurch merkwürdig geworden, daß sie die Aufmerksamkeit von Doctor Roberton beschäftigte, welcher auch mehrere Seiten davon, ohne Farben, und in bloßen Umrissen, in seinem claßischen[3] Werk über die Geschichte[3] des neuen Continents bekannt gemacht hat..
[36] W. v. Humboldt, Herrm. u. Dor. (1799), 182: [W]enn er, mit dem classischen[3] Geiste[14] der Alten[10] vertraut, und von dem besten der Neueren durchdrungen, zugleich so individuell gebildet ist, daß er nur unter seiner Nation{1] und in seiner Zeit[3] emporkommen konnte, daß alles Fremde[1], was er sich aneignet, danach sich umgestaltet und er sich nur in seiner vaterländischen Sprache[3] darzustellen vermag, in jeder andern aber und zwar gerade für seine Eigenthümlichkeit schlechterdings unübersetzbar bleibt; wenn es ihm nun so gelingt, die Resultate seiner Erfahrungen über Menschenleben und Menschenglück in eine dichterische Idee zusammenzufassen, und diese Idee vollkommen auszuführen – dann mußte, und nur so konnte ein Gedicht, wie das gegenwärtige ist, entstehen..
[37] Immermann, Epigon. (1836), W 2, 459: Ein Unterschied der modernen[1] Zeit[3] von der griechischen[2] besteht darin, daß unter uns Neueren das wahrhaft geniale Schöne[2] fast immer im Gegensatze zu der herrschenden Stimmung erwächst, welche dagegen ihrerseits das als vorhanden zu präkonisieren [›auszurufen‹] pflegt, woran es ihr eben ganz gebricht. Dagegen ging in jener glücklichen griechischen[2] Periode das besondre Genie[2] der Künstler[1] aus dem allgemeinen Talente der Nation[1] hervor. Um an einem Beispiele meine Meinung klarzumachen, so glaubten wir an Klopstocks Oden, Bardieten und an den Nachahmungen derselben eine große vaterländische Poesie[11] zu besitzen, und doch waren diese frostigen Exerzitien am allerfernsten von einer solchen..
[38] Jean Paul, Vorsch. Ästh. I (1804), 121: Ursprung und Karakter[1] der ganzen neuern Poesie[11] läßt sich so leicht aus dem Christenthum ableiten, daß man die romantische[12] ebensogut die christliche nennen könnte..
[39] Kant, Metaph. d. Sitt. II (1797), 128: Dankbarkeit [...] geht [...] nicht allein auf Zeitgenossen, sondern auch auf die Vorfahren, selbst diejenige, die man nicht mit Gewißheit namhaft machen kann. Das ist auch die Ursache, weswegen es für unanständig gehalten wird, die Alten[6], die als unsere Lehrer angesehen werden können, nicht nach Möglichkeit wider alle Angriffe, Beschuldigungen und Geringschätzung zu vertheidigen; wobey es aber ein thörigter Wahn ist, ihnen um des Alterthums[1] willen einen Vorzug in Talenten und gutem Willen vor den Neueren, gleich als ob die Welt in continuirlicher Abnahme ihrer ursprünglichen Vollkommenheit nach Naturgesetzen wäre, anzudichten und alles Neue in Vergleichung damit zu verachten..
[40] S. v. Knorring, Evremont III (1836), 20: Der Graf [...] machte die Wittwe des Herrn St. Julien darauf aufmerksam, daß es auch gerecht sei, daß dessen Adoptivsohn den so lange geführten Namen ablege und den ihm durch die Geburt zukommenden führe. Es war ihm nicht schwer, die Schwester des Grafen Evremont zu überzeugen, daß bei der Wendung, die die öffentlichen Angelegenheiten Frankreichs genommen hatten, dieß für den jungen Mann vortheilhaft sei, um so mehr, da nicht nur dort ein neuer Adel[2] entstand, sondern Napoleon unverkennbar die alten[1] Familien um sich zu sammeln suchte, und man so in der Ferne hoffen konnte, den jungen Mann wieder als Grafen anerkannt zu sehen; eine Hoffnung, die weder dem Grafen selbst, noch der Wittwe St. Juliens gleichgültig war, denn wie der Mensch[1] auch meint sein Herz gereinigt und sich über Vorurtheile erhoben zu haben, so lassen sich doch Gefühle, die von frühester Kindheit an ihm unbewußt genährt werden 〈21〉 und mit ihm gewachsen sind, wohl verläugnen, sie gänzlich auszurotten aber ist er niemals im Stande..
[41] La Roche, Moral. Erz. I (1784), 179: Er bemerkte wohl, daß der Vater einen übertriebenen Stolz auf seinen neuen Adel[1] hatte, daß er niemand achtete, als wer diesen Vorzug hatte [...]. .
[42] Metzger, Heidelbg. Schloss (1829), 108: Die Umgebung war meist mit großen Buchen und Eichbäumen bewachsen, die den Wolfsbrunnen dicht umschlossen und demselben ein romantisches[3/8] Aussehen gaben. Links an dem obersten Weiher stand noch vor 30 Jahren eine uralte Linde, die den Weiher majestätisch überzogen halte und den Ort beschattete. Aus Mangel an Interesse für den schönen[1] Ort und aus Privatnutzen wurde diese schöne[1] Linde umgehauen. Auch das alte[1] Fischerhaus mit dem schönen[1] Röhrbrunnen wurde in neuerer Zeit[3] geschmacklos modernisirt und in gegenwärtigen Zustand umgewandelt..
[43] A. Müller, Beredsamk. (!1812; 1816), 8 f. (9): Ein gewisser allgemeiner Drang zum Vorlesen und Deklamiren der Nationaldichter, so ungeschickt er 〈9〉 sich mitunter auch äußern mag, so vielen Antheil auch zu Zeiten[7] noch die Eitelkeit und der Eigennutz daran haben mögen, ist dennoch ein erfreuliches Zeichen, daß sich die Verzauberung unsres Ohrs[3] und unsrer Stimme[1] wieder allmählich lösen will und daß unsre schöne[2] Literatur von dem lebendigen Odem der Rede wieder ergriffen werden soll. Würde in der Erziehung die Hälfte des ungebührlichen Eifers, den man in neueren Zeiten[3] auf den Mechanismus des Lesenlernens gewendet hat, auf den Ausdruck des Tons[1] und die Geberde der Brust und der Seele im Lesen gewandt, so würde der deutschen Redekunst damit vielleicht mehr gedient als mit Vorlesungen über die Beredsamkeit..
[44] A. Müller, Beredsamk. (!1812; 1816), 62 f. (63): [E]s ist, als wenn [...] 〈63〉 [...] zwischen Parterre und Bühne die Grenze des Proszeniums verschwände, welche die Kunst[2] eigentlich immer aufheben sollte, wie die Alten[10] andeuteten, indem sie die Bildsäule des Gottes[4], die Neueren, indem sie die Musik[9] an diese Grenze hin verlegten..
[45] A. Müller, Beredsamk. (!1812; 1816), 266 f. (267): [E]s drängte diese liebenswürdige Natur[17] [sc. Schiller] sich zu dem Göttlichen zu erheben oder das Göttliche herabzuziehn: er sehnte sich wie jeder ordentliche und vollständige Mensch[1] nach der Verbindung des Göttlichen und Menschlichen [...]. Die griechischen[2] Götter[4] trugen wenigstens Masken von Menschen[1], und so übertrug er in rührendem Irrthume alle jene romantischen[7] Empfindungen seines Herzens, 〈267〉 welche er mit der Luft der neuern Zeiten[3] eingesogen, auf jene alten[10], kalten, geschlechtslosen Gestalten [...]..
[46] Novalis, Allg. Brouill. (*1798), NS 3, 280, Nr. 234: Romant[ik][[[[BedeutungsVerweis ID='656' Anzeige='1' Formatierung='1']]]] etc. Märchen. Nessir und Zulima. Romantisirung der Aline. Novellen. Tausend und Eine Nacht. Dschinnistan. La Belle et la Bète. Musaeus Volksmärchen. Romantischer[[[[BedeutungsVerweis ID='918' Anzeige='2' Formatierung='1']]]/[[[BedeutungsVerweis ID='276' Anzeige='8' Formatierung='1']]]/[[[BedeutungsVerweis ID='69' Anzeige='10' Formatierung='1']]]] Geist[[[[BedeutungsVerweis ID='60' Anzeige='12' Formatierung='1']]]] der neuern[[[[BedeutungsVerweis ID='438' Anzeige='3' Formatierung='1']]]] Romane[[[[BedeutungsVerweis ID='30' Anzeige='1' Formatierung='1']]]]. Meister. Werther. Griechische[[[[BedeutungsVerweis ID='119' Anzeige='2' Formatierung='1']]]?] Volksmährchen. Indische Märchen. Neue[[[[BedeutungsVerweis ID='435' Anzeige='1' Formatierung='1']]]] originelle Märchen. In einem ächten Märchen muß alles wunderbar – geheimnißvoll und unzusammenhängend seyn – alles belebt. Jedes auf eine andre Art. Die ganze Natur[[[[BedeutungsVerweis ID='40' Anzeige='2' Formatierung='1']]]] muß auf eine wunderliche Art mit der ganzen Geisterwelt vermischt seyn..
[47] Novalis, Über Goethe (*1798), NS 2, 641, Nr. 445: Wenn ich die neuesten Freunde der Litteratur des Alterthums[3] recht verstehe, so haben sie mit ihrer Foderung, die klassischen[7/3] Schriftsteller nachzuahmen nichts anders im Sinn[10], als uns zu 〈642〉 Künstlern zu bilden – Kunsttalent in uns zu erwecken. Keine moderne[1] Nation[1] hat den Kunstverstand in so hohem Grad gehabt, als die Alten[10]. Alles ist bey ihnen Kunstwerk[2] – aber vielleicht dürfte man nicht zu viel sagen, wenn man annähme, daß sie es erst für uns sind, oder werden können. Der classischen[7/3] Litteratur geht es, wie der Antike[4]; sie ist uns eigentlich nicht gegeben – sie ist nicht vorhanden – sondern sie soll von uns erst hervorgebracht werden. Durch fleißiges und geistvolles Studium der Alten[10] entsteht erst eine klassische[7/3] Litteratur für uns – die die Alten[10] selbst nicht hatten..
[48] Novalis, an F. Schlegel (31. 1. 1800), NS 4, 318: Das Neueste von mir ist ein bald fertiger Roman[1] – || Heinrich von Afterdingen..
[49] Novalis, Hymn. (1800), 195: Unendlich war die Erde – der Götter[4] Aufenthalt, und ihre Heymath. Seit Ewigkeiten stand ihr geheimnißvoller Bau. Ueber des Morgens rothen Bergen, in des Meeres heiligem Schooß wohnte die Sonne, das allzündende, lebendige Licht. Ein alter[2] Riese trug die selige Welt. Fest unter Bergen lagen die Ursöhne der Mutter Erde. Ohnmächtig in ihrer zerstörenden Wuth gegen das neue herrliche Göttergeschlecht und dessen Verwandten, die fröhlichen Menschen[1]. Des Meers dunkle, grüne Tiefe war einer Göttin Schooß. In den krystallenen Grotten schwelgte ein üppiges Volk[2]..
[50] Novalis, Aftdg I (*1799–1800; 1802), 14 f. (15): Bey der Hofhaltung des Landgrafen ging es nach der Sitte der damaligen Zeiten[[[[BedeutungsVerweis ID='231' Anzeige='3' Formatierung='1']]]] einfach und still zu; und die Pracht und Bequemlichkeit des fürstlichen Lebens dürfte sich schwerlich mit den Annehmlichkeiten messen, die in spätern Zeiten[[[[BedeutungsVerweis ID='231' Anzeige='3' Formatierung='1']]]] ein bemittelter Privatmann sich und den Seinigen ohne Verschwendung verschaffen konnte. Dafür war aber der Sinn[[[[BedeutungsVerweis ID='112' Anzeige='5' Formatierung='1']]]] für die Geräthschaften und Habseeligkeiten, die der Mensch zum mannichfachen Dienst seines Lebens um sich her versammelt, desto zarter und tiefer. Sie waren den Menschen werther und merkwürdiger. Zog schon das Geheimniß der Natur[[[[BedeutungsVerweis ID='40' Anzeige='2' Formatierung='1']]]] und die Entstehung ihrer Körper den ahndenden[[[[BedeutungsVerweis ID='726' Anzeige='3' Formatierung='1']]]] Geist[[[[BedeutungsVerweis ID='139' Anzeige='19' Formatierung='1']]]] an: so erhöhte die seltnere Kunst[[[[BedeutungsVerweis ID='219' Anzeige='13' Formatierung='1']]]] ihrer Bearbeitung[,] die romantische[[[[BedeutungsVerweis ID='64' Anzeige='7' Formatierung='1']]]/[[[BedeutungsVerweis ID='276' Anzeige='8' Formatierung='1']]]] Ferne, aus der man sie erhielt, und die Heiligkeit ihres Alter〈15〉thums[[[[BedeutungsVerweis ID='316' Anzeige='1' Formatierung='1']]]], da sie sorgfältiger bewahrt, oft das Besitzthum mehrerer Nachkommenschaften wurden, die Neigung zu diesen stummen Gefährten des Lebens. Oft wurden sie zu dem Rang von geweihten Pfändern eines besondern Segens und Schicksals erhoben, und das Wohl ganzer Reiche und weitverbreiteter Familien hing an ihrer Erhaltung. Eine liebliche Armuth schmückte diese Zeiten[[[[BedeutungsVerweis ID='231' Anzeige='3' Formatierung='1']]]] mit einer eigenthümlichen ernsten und unschuldigen Einfalt; und die sparsam vertheilten Kleinodien glänzten desto bedeutender in dieser Dämmerung, und erfüllten ein sinniges Gemüth mit wunderbaren Erwartungen. Wenn es wahr ist, daß erst eine geschickte Vertheilung von Licht, Farbe und Schatten die verborgene Herrlichkeit der sichtbaren Welt offenbart, und sich hier ein neues[[[[BedeutungsVerweis ID='435' Anzeige='1' Formatierung='1']]]] höheres Auge aufzuthun scheint: so war damals überall eine ähnliche Vertheilung und Wirthschaftlichkeit wahrzunehmen; da hingegen die neuere[[[[BedeutungsVerweis ID='438' Anzeige='3' Formatierung='1']]]] wohlhabendere Zeit[[[[BedeutungsVerweis ID='231' Anzeige='3' Formatierung='1']]]] das einförmige und unbedeutendere Bild eines allgemeinen Tages darbietet..
[51] H. Sander, Beschr. Reis. II (1784), 230: Wolfenbüttel [...] ist noch mehr befestigt als Braunschweig, [...] übrigens aber schlecht gebaut. | In der Bibliothek, [...] sind keine neue Bücher, aber [...] vortrefliche Handschriften und Bibelkabinette. Besonders merkwürdig waren mir: | 〈231〉 1) Luthers Bibel in 2. Fol. auf Pergament. 1558. angefangen, bis 1560. gedruckt, mit Vignetten. | 2) Zwei Handschriften von der Vulgata, sehr klein. | 3) Die 34ste Ausgabe der Kansteinschen Bibel, wo Exod. 20. V. 14. S. 80. steht: „Du sollst ehebrechen.“ Sie ist konfiszirt. Das hiesige Exemplar ward für 50. Thaler erkauft..
[52] Schiller, an Goethe (26. 6. 1797), NA 29, 88 f.: Wenn ich Sie neulich recht verstanden habe, so haben Sie die Idee, Ihr neues[3] episches Gedicht, die Jagd, in Reimen und Strophen zu behandeln. Ich vergaß neulich, ein Wort[2] darüber zu sagen, aber diese Idee leuchtet mir ein, und ich glaube sogar, daß dieß die Bedingung 〈88〉 seyn wird, unter welcher allein dieses neue[3] Gedicht neben Ihrem Hermann bestehen kann. Ausserdem, daß selbst der Gedanke des Gedichts zur modernen[1] Dichtkunst geeignet ist und also auch die beliebte Strophenform begünstigt, so schließt die neue[5] metrische Form schon die Concurrenz und Vergleichung aus, sie giebt dem Leser eben sowohl als dem Dichte[r] eine ganz andere Stimmung, es ist ein Concert auf einem ganz andern Instrument[3]. Zugleich participiert es alsdann von gewißen Rechten des romantischen[12/2/4] Gedichts, ohne daß es eigentlich eines wäre, es darf sich wo nicht des wunderbaren doch des Seltsamen und überraschenden mehr bedienen, und die Löwen und Tieger-Geschichte[8], die mir immer außerordentlich vorkam, erweckt dann gar kein Befremden mehr. Auch ist von den Fürstlichen Personen und Jägern nur ein leichter Schritt zu den Ritterfiguren, und überhaupt knüpft sich der vornehme Stand, mit dem Sie es in diesem Gedicht zu thun haben, an etwas Nordisches und Feudalisches an; die griechische[2] Welt, an die der Hexameter unausbleiblich erinnert, nimmt diesen Stoff daher weniger an, und die mittlere und neue[9] Welt, also auch die moderne[1] Poesie[22], kann ihn mit Recht reclamieren..
[53] Schiller, Ged. II (1802), NA 2.1, 128: Edler Freund! Wo öfnet sich dem Frieden, | Wo der Freiheit[7] sich ein Zufluchtsort? | Das Jahrhundert ist im Sturm geschieden, | Und das neue öfnet sich mit Mord. || Und die Grenzen aller Länder wanken, | Und die alten[1] Formen stürzen ein, | Nicht das Weltmeer sezt der Kriegswut Schranken, | Nicht der Nilgott und der alte[1] Rhein. || Zwo gewaltge Nationen[1] ringen | Um der Welt alleinigen Besitz, | Aller Länder Freiheit[7] zu verschlingen, | Schwingen sie den Dreizack und den Blitz..
[54] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. I (!1801–02), KAV 1, 367: Nach unsrer allgemeinen Ansicht vom Verhältniß der alten[10] und neueren Kunst[10] werden wir auch in der Musik[4] keine gegen die andre herabzusetzen, sondern die Bedeutung ihres Gegensatzes zu verstehen suchen; und da würde sich vielleicht bey näherer Erörterung finden, daß das vorwaltende in der alten[10] Musik[4] eben das war, was in den übrigen Künsten[10]: das plastische[3], rein classische[5], streng begränzende; in der neueren hingegen das pittoreske[2], romantische[4/8] oder wie man es nennen will..
[55] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. I (!1801–02), KAV 1, 461 f. (462): Weit reiner [findet sich die Scheidung der Dichtarten] in der antiken[2] Poesie[11], weswegen diese vorzugsweise als Kunst[9] 〈462〉 und classisch[5] erscheint. In der romantischen[12/4] Poesie[11] eine unauflösliche Mischung aller poetischen[4] Elemente. Daher daß man sie verkennt. Die eigentlichen Originalwerke der Neueren ganz übersehen, die schlechten Nachahmungen der Alten[10] als das Wichtigste gepriesen. Keinen Sinn[5] für das Chaos. 〈Auch das Universum bleibt der höhern Ansicht immer noch Chaos.〉 Das Streben nach dem Unendlichen ist in der Romantischen[12/4/11] Poesie[11] nicht bloß im einzelnen Kunstwerke[3] ausgedrückt, sondern im ganzen Gange der Kunst[3]. Gränzenlose Progressivität..
[56] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. II (!1802–03), KAV 1, 545 f. (546): Die Neueren haben sich die Kunstausdrücke der Alten[10] von den Gattungen angeeignet, oft aber etwas ganz anderes damit gemeynt. Zuweilen haben sie aber auch die Poesie[1] auf gelehrte Weise getrieben, und sind von der Nachahmung der Alten[10] ausgegangen. Die so entstandnen Werke werde ich, da man sie wegen ihres oft großen Ansehens bey geringem eigenthümlichen Werth und Geist[12], nicht ganz übergehen kann, bey Abhandlung der Griechischen[2] Vorbilder ebenfalls anfügen, um 〈546〉 bey der neueren Poesie[11] die Entwicklung des Romantischen[4] so wenig als möglich zu unterbrechen. Ich nehme den Fall aus, wo ein Werk zwar mit der Intention entworfen worden, classisch[5] zu seyn, wo aber doch romantische[4] Elemente sich ihm eingemischt haben, und vielleicht das beste darin sind, wie es z. B. mit Tasso's befreytem Jerusalem der Fall ist. 〈Tasso hatte nächst dem Virgil wohl den sehr romantischen[4] Camoens vor Augen, und wirkte wieder auf den gar nicht romantischen[4] Milton.〉.
[57] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. II (!1802–03), KAV 1, 709: Die neueren Theoristen haben sich vielfältig mit dem Lehrgedicht herumgeschlagen: einige haben es viel zu wichtig genommen, andre [...] haben es mit Unrecht ganz verworfen und aus dem Gebiet der Poesie[11] verwiesen..
[58] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (!1803–04), KAV 2.1, 12: Romanisch, Romance, nannte man die neuen aus der Vermischung des Lateinischen mit der Sprache[3] der Eroberer entstandnen Dialekte[1]; daher Romane[1], die darin geschriebnen Dichtungen, woher denn romantisch[1/12/4] abgeleitet ist, und ist der Charakter[1] dieser Poesie[11] Verschmelzung des altdeutschen mit dem späteren, d. h. christlich gewordnen Römischen, so werden auch ihre Elemente schon durch den Namen angedeutet..
[59] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (!1803–04), KAV 2.1, 148: Wir haben an dem Gegensatz unsers Zeitalters, dann auch an der nachherigen Entwickelung der romantischen[12] Poesie[1], für welche Dante's Werk vorbildlich und prophetisch war, einen Reflexionspunkt, und können die ganze Synthesis der heterogensten Elemente, welche es darbietet, deutlicher mit den Gedanken fassen, weil wir zugleich mit dem Dichter eins und von ihm durch die neuere Bildung[6/16?] getrennt sind..
[60] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (!1803–04), KAV 2.1, 173: Der Chor [...] war Repräsentant einer harmonisch frey[13] versammelten Menge d. i. eines Volksfestes. Dieß war er immer, wenn er auch, wie in den Tragödien eine ernste ja traurige Handlung[3] feyerte. Es war immer Feyer, ein wirkliches Volksfest konnte sich ja auch auf dergleichen beziehen, denn wir müssen hier ganz unsern rohen Begriff[1] entfernen, die Volksfeste waren die künstlerisch organisirte[7] öffentliche Geselligkeit überhaupt, der schönste[1] Selbstgenuß der Staaten. – So war in der Ode aus der ihr eignen contemplativen Concentration die heiterste[5] Geselligkeit wiederhergestellt. Daher die Neigung zur Fröhlichkeit auch in der höheren Lyrik der Alten[10], die auf uns gekommnen Gesänge des Pindar athmen in der That festliche Freude an einer festlichen Freude. | Bey den Neueren geht nun die Richtung im allgemeinen mehr auf das Subjektive und Ideale, und es findet sich kein solches Gegengewicht, welches den lyrischen Sänger in die äußere Welt zurückriefe. Daher ist der Charakter[1] der eigenthümlich romantischen[12/9] Ode, der Canzone, statt der geselligen Heiterkeit[4] des Chores, vielmehr einsiedlerisch schwermüthig, und es ist ein vorwaltender Hang zur beschaulichen Vertiefung in sich selbst, in die Abgründe des eignen Gemüths, sichtbar..
[61] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (!1803–04), KAV 2.1, 183: Die drey Stifter der romantischen[12] Kunst[3] [sc. Dante, Petrarca, Boccaccio], von denen wir im bisherigen gesprochen, haben durch ihre Werke aufs Stärkste die ursprüngliche Eigenthümlichkeit der neueren Poesie[11] bekundet, und können uns zum Beyspiel dienen, daß für uns in der bloßen und uneingeschränkten Nachahmung des classischen[7] Alterthums[2] das Heil nicht zu suchen ist. [...] Boccaz ist [...] der erste, welcher den ganzen Sprachschatz mit philologischer Gründlichkeit zum Vortheil der Darstellung verwandte, und gleichsam die Gränzen der romantischen[12/1] Prosa[1], von heroischer Würde und leidenschaftlicher Energie bis zum vertraulichen Tone des Scherzes abgesteckt hat. Theils hat er ihr classische[3/7?] Gediegenheit und Großheit in den periodischen Verknüpfungen zu geben gesucht, theils die Sprache[4] des gemeinen Lebens durch geschicktes Anbringen in zierlichen Wendungen geadelt..
[62] A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (!1803–04), KAV 3, 210: Überhaupt darf man die damalige Leibeigenschaft nicht nach dem messen, was sie in den neueren Zeiten[3] besonders in solchen Ländern geworden, wo der Adel[2] aus Deutschen Eroberern bestand, die Unterthanen aber Slawischen Stammes waren. Gegen diese Nation[1] haben die Deutschen immer, vielleicht nicht mit Unrecht, eine große Verachtung gehabt; daß sie von Natur[1] zur Sclaverey bestimmt war, beweist der Zustand der Bauern in Polen und Rußland, wo der Adel[2] von derselben Abkunft ist, und es jenen doch eigentlich nicht besser ergeht, als in den durch Deutsche eroberten Slawischen Ländern..
[63] A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (!1803–04), KAV 3, 280: Es ist merkwürdig, daß, da die Alten[10] die schöne[2] Kunst[1] in die Historie hineintrugen, bey den Neueren hingegen die Historie in die Poesie[11] hinübergezogen worden ist: daß sich die romantische[12] Poesie[11] die Aufgabe gemacht, die Historie ganz der Wahrheit gemäß und doch zum Ausdruck einer Idee zu gestalten..
[64] A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (!1803–04), KAV 3, 337: Über die Neulateinischen Sprachen[3] will ich erst einige allgemeine Bemerkungen voranschicken, und dann sie einzeln in der Kürze charakterisiren. Das Lateinische war keinesweges eine sanfte Sprache[3]: sonor allerdings, jedoch nicht milde, und den Griechen fiel sehr vieles darin als unerträgliche Härte auf. Die Altgermanischen Dialekte[1] der einwandernden Eroberer waren vollends in jener Zeit[3] rauh und ungeschlacht. Und dennoch sind aus der Verschmelzung dieser beyden Bestandtheile die sanftesten und anmuthigsten[1] Sprachen[3] des neueren Europa hervorgegangen..
[65] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 14: [I]n der Musik[1] hat Rousseau den Gegensatz anerkannt, und gezeigt, wie Rhythmus und Melodie das herrschende Prinzip der antiken[2], Harmonie der modernen[1] Musik[1] sey. Er verwirft aber einseitig die letztere, worin wir ganz und gar nicht mit ihm einig seyn können. Ueber die bildenden Künste[2] thut Hemsterhuys den sinnreichen Ausspruch: die alten[10] Mahler seyen vermuthlich zu sehr Bildhauer gewesen, die neueren Bildhauer seyen zu sehr Bildhauer [sc. Mahler]. Dieß trifft den eigentlichen Punkt; denn, wie ich es in der Folge deutlicher entwickeln 〈15〉 werde, der Geist[12] der gesamten antiken[2] Kunst[4] und Poesie[1] ist plastisch[3], so wie der modernen[1] pittoresk[2]. ➢ Volltext.
[66] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 23 f. (24): Und wenn nun die Seele gleichsam unter den Trauerweiden der Verbannung ruhend, ihr Verlangen nach der fremd[4] gewordnen Heimath ausathmet, was andres kann der Grundton ihrer Lieder 〈24〉 seyn als Schwermuth? So ist es denn auch: die Poesie[11] der Alten[10] war die des Besitzes, die unsrige ist die der Sehnsucht; jene steht fest auf dem Boden der Gegenwart, diese wiegt sich zwischen Erinnerung und Ahndung. Man mißverstehe dieß nicht, als ob alles in einförmige Klage verfließen, und die Melancholie sich immer vorlaut aussprechen müßte. Wie in der heitern[4] Weltansicht der Griechen die herbe Tragödie dennoch möglich war, so kann auch die aus der oben geschilderten entsprungene romantische[12/9] Poesie[11] alle Stimmungen bis zur fröhlichsten durchgehen; aber sie wird immer in einem namenlosen Etwas Spuren ihrer Quelle an sich tragen. Das Gefühl ist im ganzen bey den Neueren inniger, die Fantasie[1] unkörperlicher, der Gedanke beschaulicher geworden. ➢ Volltext.
[67] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 329: Da es bloß etwas Verneinendes war, was die neuere[3] Komödie veranlaßte, nämlich die Aufhebung der politischen Freyheit[9] der alten[1], so ist es leicht begreiflich, daß ein Mittelzustand des Schwankens und Suchens nach Ersatz Statt gefunden haben wird, bis sich eine neue[1] Kunstform entwickelt und festgesetzt hatte. ➢ Volltext.
[68] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. II.1 (1809), 30: Um Verwirrung zu verhüten, scheint es doch rathsamer, die verschiednen Litteraturen von einander zu sondern; die fremden[1] Einwirkungen lassen sich dennoch anmerken. Um so mehr, da bey einigen der neueren Nationen[1] ganz entschieden der Grundsatz der Nachahmung der Alten[10], bey andern der romantische[12] Geist[14] oder wenigstens eine um die classischen[7] Muster unbekümmerte Originalität vorgewaltet hat: jenes nämlich bey den Italiänern und Franzosen, dieses bey den Engländern und Spaniern. ➢ Volltext.
[69] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. II.2 (1811), 361: Die Spanier spielen in der Geschichte[1] des Mittelalters eine glorreiche Rolle, welche der neidische Undank der neueren Zeit[5] allzu sehr vergessen hat. Als eine verlohrne Vorwacht des bedroheten Europa gegen die Einbrüche der alles überschwemmenden Araber lagen sie auf ihrer Pyrenäischen Halbinsel wie im Felde, ohne fremden[3] Beystand zu immer erneuerten Kämpfen bereit. Die Gründung ihrer christlichen Königreiche, Jahrhunderte hindurch [...] bis zur gänzlichen Verdrängung der Mauren aus Spanien, war ein einziges langes Abentheuer; ja die Rettung des Christenthums in diesem Lande gegen solche Uebermacht schien das Wunderwerk einer höheren als bloß menschlichen Lenkung zu seyn. Gewöhnt immer zugleich für 〈362〉 seine Freyheit[7] und für seine Religion[2] zu fechten, schloß sich der Spanier mit feuriger Inbrunst an diese an, als ein mit edlem Blut theuer erkauftes Erwerbniß. ➢ Volltext.
[70] F. Schlegel, Fragm. Litt. u. Poes. (*1797), KFSA 16, 111, Nr. 322: Als Form hat die επ [epische] offenbar d[en] Vorzug. Sie ist subjectiv-objectiv –/ Die lyrische ist bloß subjectiv, die dramatische bloß objectiv. – Auch romantisirt[1] zu werden ist das alte[10] Epos ganz ausschließend geschickt. Vom Drama läßt s.[ich] nur die neue Komödie romantisiren[1]..
[71] F. Schlegel, Lyc.-Fragm. (1797), 156, Nr. 93: In den Alten[10] sieht man den vollendeten Buchstaben[8] der ganzen Poesie[11]: in den Neuern ahnet[3] man den werdenden Geist[12]. ➢ Volltext.
[72] F. Schlegel, Philolog. II (*1797), KFSA 16, 72, Nr. 131: Die klass.[ischen][7] Metra können absolut nicht nachgemacht werden in den progr.[essiven][5] Sprachen[3]. – In den Neuern hat die Stammsilbe oft forte und im Maaß vertritt s.[ie] die Länge, und eine andere hat die Höhe, den Akzent. Wir zählen 〈73〉 auch im Sprechen die Sylben; die Engl.[änder] schmeißen sie hastig hin. Südl.[iche] und klass.[ische][7] Nazionen[1] mahlen sie ruhig, lassen jedem Klang s.[ein] Recht widerfahren. Hievon liegt der Grund gewiß sehr tief. 〈[...] Das klassische[7/5] Sprechen ist gleichsam ein ruhiges um s.[einer] selbst willen. Das Progr.[essive][5/3] eilt nach einem Ziel.〉.
[73] F. Schlegel, Gespr. Poes. (1800), 77: Von den Altvordern der Nation[1] lernte er [sc. Dante] das eigenste und sonderbarste, das heiligste und das süßeste der neuen gemeinen Mundart[1] zu classischer[3] Würde und Kraft zusammenzudrängen, und so die provenzalische Kunst der Reime zu veredeln [...]. ➢ Volltext.
[74] F. Schlegel, Gesch. d. europ. Lit. (!1803–04), KFSA 11, 85: Für die neueren dramatischen Dichter verdienen wohl die Gegenstände aus der romantischen[13] Zeit[3] den Vorzug. Sie liegt gerade in der 〈86〉 Mitte [...]..
[75] F. Schlegel, an A. W. Schlegel (10. 9. 1804), KJ 1, 150: Die neuesten deutschen Gedichte sind mir ordentlich schwer zu verstehn; ich weiß nicht ob ich schon alt[2] geworden bin, oder ob man dort wirklich so rasend romantisch[14] ist, wie es mir vorkommt..
[76] F. Schlegel, Less. Ged. u. Mein. I (1804), 31: Uebrigens zeigt es sich in dieser Tendenz noch ganz besonders, wie fremd[4] den Menschen die Poesie[1] geworden war; das Kunstgefühl war ihnen ein Phänomen, das sie vor allen Dingen zu begreifen und zu erklären wünschten; wodurch aber weder das Verständniß der Kunst[2] eröffnet, noch auch der Dichter selbst gefördert wird. In neuerer Zeit[3] hat man, besonders seit Kant, einen andern Weg eingeschlagen, und durch Zurückführung eines jeden besondern ästhetischen Gefühls auf das Gefühl des Unendlichen, oder die Erinnerung der Freiheit[10] wenigstens die Würde der Poesie[1] gerettet. Für die Kritik[2] aber ist damit immer nicht viel gewonnen, so lange man den Kunstsinn nur erklären will, statt daß man ihn allseitig üben, anwenden und bilden sollte..
[77] F. Schlegel, Spr. u. Weish. d. Ind. (1808), 34: Noch jetzt sind sehr viele Spuren dieser ältern[1] Sprachform im Deutschen[5], im eigentlichen Deutschen[2] mehr, als im Englischen und in den skandinavischen Mundarten[1] übrig; wenn aber im Ganzen hier das Princip der neuern Grammatik, die Conjugation vorzüglich durch Hülfsverba, die Declination durch Präpositionen zu bilden, herrschend ist, so darf uns dieß um so weniger irre machen, da auch die sämmtlichen aus dem Lateinischen abstammenden romanischen[1] Sprachen[3], wie nicht minder alle hindostanische Mundarten[1], wie sie jetzt noch gesprochen werden, die sich zum Sanskrit etwa eben so verhalten, wie jene zum Lateinischen, eine ähnliche Veränderung erlitten haben. ➢ Volltext.
[78] F. Schlegel, Spr. u. Weish. d. Ind. (1808), 176 f. (177): Bedenke man nur, wie sich die lateinische Sprache[3], anfangs nur dem mittlern Italien eigen, da im Norden Celten, im Süden Griechen wohnten, von diesem kleinen Fleck aus, fast über den ganzen Erdkreis verbreitet hat. Noch in ihren Töchtern, den romanischen[1] Sprachen[3], herrscht sie fast in allen Welttheilen; das Italiänische ist die Handels〈177〉sprache des Morgenlandes[2], wie das Portugiesische der afrikanischen und aller indischen Küsten; das Spanische ist die Sprache[3] des größten Theils der neuen Welt geworden; des gesellschaftlichen Einflusses der französischen Sprache[3], des Gebrauchs der ausgestorbenen lateinischen zur Gelehrsamkeit und in mehren Ländern noch jetzt zur Unterredung und zur Religion[8], (wie das Samskrit, oder wenigstens einzelne Formeln desselben in Siam und Thibet liturgisch gebraucht werden), der beträchtlichen römischen Einmischungen endlich in der englischen, deutschen[2] und wallachischen Sprache[3] gar nicht zu erwähnen. ➢ Volltext.
[79] F. Schlegel, Gesch. d. Lit. (1812), Dt. Mus. 1, 468: So wie die spanische Monarchie bis um die Mitte des siebenzehnten Jahrhunderts die größte und glänzendste in Europa, der spanische Nationalgeist der entwickeltste war, so stand auch die Bühne zu Madrid, der lebendige Spiegel dieses Nationallebens, am frühesten in reichem Flor. Diesen Reichthum und die Fülle der Empfindung hat das übrige Europa immer anerkannt, weniger die eigenthümliche Form und Bedeutung, den eigentlichen Sinn[2] und Geist[12] dieses spanischen Schauspiels. Hätte es auch nur den Vorzug, daß es durchaus romantisch[2] ist, so würde es schon dadurch sehr merkwürdig, es würde lehrreich seyn, an diesem Beyspiel zu sehen, welche Art von dramatischer Dichtkunst denn aus der Ritterpoesie, überhaupt aus der dem neueren Europa und dem Mittelalter eigenthümlichen Richtung der Fantasie[1] hervorgehen könne. ➢ Volltext.
[80] F. Schlegel, Gesch. d. Lit. (1812), Dt. Mus. 1, 477: Da die spanische Dichtkunst überhaupt ohne allen fremdartigen Einfluß und durchaus rein romantisch[7] geblieben ist, da die christliche Ritterpoesie des Mittelalters bey dieser Nation[1] am längsten bis in die Zeiten[3] der neuern Bil〈478〉dung[5] fortgedauert, und die kunstreichste Form erlangt hat, so ist hier wohl der rechte Ort, das Wesen des Romantischen[12/7] überhaupt zu bestimmen. ➢ Volltext.
[81] F. Schlegel, Gesch. d. Lit. (1812), Dt. Mus. 1, 483: Je näher die Litteratur uns tritt, je reicher sie in den neuern Zeiten[3] anwächst, je nothwendiger wird es mir, meine Betrachtung nur auf solche Dichter und Schriftsteller zu beschränken, welche den Gipfel der Sprache[3] und Geistesbildung einer Nation[1] bezeichnen, und welche eben darum auch für das Ganze und für andre Nationen[1] die wichtigsten und lehrreichsten sind. ➢ Volltext.
[82] Chr. F. D. Schubart, Jud. (1789), 652: Den Juden[1] | geht jezt ein günstiges Gestirn nach dem andern auf. In Frankreich wird ihnen die Nazionalversammlung große Freiheiten[8] einräumen; in Preussen wird ihr Würkungskreis immer weiter, und unter Joseph dem Zweiten geniessen sie der höchsten Duldung. [...] Joseph [...] ertheilte [...] allen Juden[1] in seinem Reiche das Stadtrecht, wodurch sie Häuser und Herrschaften kaufen, verkaufen, Edelleute, Freiherren und Grafen, und sogar Landstände werden können, alle bürgerliche Gewerbe zu treiben befugt sind, und in Kriegs- und bürgerlichen Bedienungen angestellt werden sollen und müssen. Die Juden[1] verdienen diese hohe Vorrechte, denn schon lange genug haben sie geächzt unter dem Druke der Nazionen[1]; und doch ist die heilige Wahrheit ausgegangen von ihnen auf uns. Ich hoffe, die Zeit[3] soll nahe seyn, wo Christen und Juden[1] so friedlich beieinander wohnen werden, wie das neue und alte[1] Testament in den christlichen Bibeln; denen es ganz wohl ist – in Einem Bande..
[83] Solger, Rez. A. W. Schlegel (1819), 106: Aus triftigen und genügenden Gründen wird die sogenannte mittlere Komödie als eine besondere Gattung ganz geläugnet, da sie höchstens für einen Uebergang von der alten[1] zur neuen gelten kann..
[84] L. Tieck, Phantasus I (1812), 470: Es war den neusten Zeiten[5] vorbehalten, fuhr Lothar fort, den wundervollen Reichthum des menschlichen Sinnes[6] in dieser Kunst[2] [sc. Musik], vorzüglich in der Instrumental-Musik auszusprechen. In diesen vielstimmigen Compositionen und in den Symphonien vernehmen wir aus dem tiefsten Grunde heraus das unersättliche, aus sich verirrende und in sich zurück kehrende Sehnen, jenes unaussprechliche Verlangen, das nirgend Erfüllung findet und in verzehrender Leidenschaft sich in den Strom des Wahnsinns wirft, nun mit allen Tönen kämpft, bald überwältigt bald siegend aus den Wogen ruft, und Rettung suchend tiefer und tiefer versinkt. Und wie es dem Menschen allenthalben geschieht, wenn er alle Schranken überfliegen und das Letzte und Höchste erringen will, daß die Leidenschaft in sich selbst zerbricht und zersplittert, das Gegentheil ihrer ursprünglichen Größe, so geschieht es auch wohl in dieser Kunst[2] großen Talenten. Wenn wir Mozart wahnsinnig nennen dürfen, so ist der genialische Beethoven oft nicht vom Rasenden zu unterscheiden, der selten einen musikalischen[1] Gedanken verfolgt und sich in ihm beruhigt, sondern durch die gewaltthätigsten Uebergänge springt und der Phantasie[3] gleichsam selbst im rastlosen Kampfe zu entfliehen sucht. | Alle diese neuen tiefsinnigen Bestrebungen, sagte Anton, sind meinem Gemüthe nicht fremd[4], sie tönen wie das Rauschen des Lebensstromes zwischen Felsenufern, der über Klippen und hemmendem Gestein in romantischer[3; 8?] Wildniß musikalisch[3; 7?] braust[.].
[85] L. Tieck, Dichterleben I (1826), 28: Aus dieser Rede kann man allein abnehmen, daß dieser gute Mann keine gelehrte Erziehung genossen hat und auf keiner Universität gewesen ist. Denn das haben wir alle dem Umgang mit den Wissenschaften[2] und der Kenntniß der classischen[7] Autoren zu danken, daß wir von frühster Jugend an in einer größern Welt einheimisch werden, als uns die neuere Zeit[3] bieten kann. Es ist gut, wenn die Menge so denkt, wie jener: aber der ausgebildete oder freie[14] Mann holt seinen wahren Lebensathem aus den alten[10] Republiken herüber, und der hohe Olymp muß immer noch die Wohnung unserer Götter[6] bleiben..
[86] J. H. Voß, F. Stolberg (1819), 20: Diese Ansprüche auf Staatswürden ohne Geschick, diese Gier nach Gemeingut, wozu sie nicht beitragen, diesen Dünkel auf Ahnherren, die keiner kennt, nennen sie erhabenes, ihrem Geschlecht eigenes Ehrgefühl. Solches Ehrgefühls rühmte sich, als warmgeschuheter auf den barfüßigen Freund herabblickend, der Graf Stolberg. Und das in den Tagen, wo neuer Adel[2], gleich Pilzen, aufschoß; wo der Wucherer, der Kriecher, der Hebräer, wo jeder für sein Geld, Stammherr fortaltender Geschlechter ward; wo selbst ein ausländischer, mit entehrender Strafe gezeichneter Edelmann unter die deutschen Reichsgrafen drang, und kein Reichsgraf dagegen murrte! Klopstock sagte mir einst: „Der Adel[2] spricht eine moralische Erbschaft an; er muß also mit den etwanigen Tugenden der Ahnherrn auch die sämtliche Schuldenlast ihrer Untugenden übernehmen, von den Vorzeiten der rohen Kraft herab, bis zu den neuesten der rohen Untüchtigkeit. Wen schauert nicht vor einem mit so überschwänglicher Schuld belasteten Erbnehmer!“ ➢ Volltext.
[87] Waagen, Kunstw. Erzgeb. (*1839; 1843), 4: Mit vieler Befriedigung betrachtete ich zwölf für die Aula des leipziger Augusteums von dem liebenswürdigen und talentvollen Professor Rietschel ausgeführte Reliefs, welche grade ausgestellt waren. Es sind in denselben die Hauptmomente menschlicher Cultur[4] von der ältesten[1] vorgeschichtlichen bis zur neuesten Zeit[3] veranschaulicht worden. Die Erfindungen sind meist glücklich, der Styl des sehr erhabenen[1] Reliefs sehr gut, die Angabe der Theile einsichtig auf den hohen Standort, wofür sie bestimmt sind, berechnet..
[88] Wienbarg, Aesth. Feldzg. (1834), 184 f. (185): Goethe vergleicht [...] sehr richtig die französische Sprache[3] mit ausgeprägter Scheidemünze, die jeder in der Tasche bei sich trägt und der er sich auf das schnellste im Handel und Wandel bedienen kann, die deutsche aber mit einer Goldbarre, die sich ein jeder erst münzen und prägen muß; woher es auch ein gewöhnlicher Fall, daß der gemeinste Franzose rasch und fließend spricht, da er seine Wörter[1] ungezählt nur so ausgibt, der Deutsche aber, selbst der gebildete, sich nur selten so rund und voll auszudrücken vermag, als er wohl wünscht. Demselben Umstande hat die französische Prosa[1] ihre Vollkommenheit zu verdanken und sie, die Prosa[1], ist es vor allen Dingen, was den Ruhm und auch den Wert der französischen Literatur gegründet hat, obwohl darüber noch 〈185〉 manche im unklaren sind und die französische Poesie[3], die Trauerspiele eines Corneille, Racine, die gereimten Lustspiele eines Moliere, die Henriade eines Voltaire usw. für die einflußreichsten und am meisten klassischen[3] Produkte der französischen Literatur erachten. Ich weiß nicht, ob die Franzosen ein rein poetisches[4] Produkt zustande gebracht haben, ich wüßte keins, wo nicht der Redner den Poeten überwöge oder wenigstens ihm den Rang abzulaufen versuchte; selbst in der neuesten[3/7] romantischen[14] Schule, an deren Spitze Viktor Hugo steht, und die ohne Zweifel an poetischem[4] Gehalt die altfranzösisch klassische[4/8?] überflügelt, spielt die Rhetorik, die Floskelei, die Tiradensucht die Hauptrolle..
[2] A. v. Humboldt, Königr. Neuspanien (1809), 12 f. (13): Hier begnügen wir uns, die Aufgabe einer möglichen Verbindung beider Meere in ihrer ganzen Allgemeinheit zu betrachten. Wir werden neun verschiedene Puncte angeben, [...] welche alle eine größere oder geringere 〈13〉 Möglichkeit zu Canälen oder innern Stromverbindungen darbieten. In einem Zeitpuncte, in dem der neue Continent, Vortheil ziehend aus dem unglücklichen Zwiste europäischer Völker[1], mit Riesenschritten auf dem Wege der Cultur[3] fortrückt; in dem die Handelsverbindungen mit China und der nordwestlichen Küste von America mit jedem Jahre an Ausdehnung gewinnen; in einem solchen Zeitpuncte ist der Gegenstand, der uns in diesem Kapitel beschäftiget [...] von der äußersten Wichtigkeit.
[3] Naubert, Amtmannin I (1788), 124: Josephe, sagte sie, hat sich dem Stande nach etwas besser bedacht als ihre Schwester, aber mein Gott[1], neuer Adel[1], oder gar keiner, ist in meinen Augen auch ziemlich dasselbe.
[4] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 330: Die neue Komödie läßt sich allerdings in gewisser Hinsicht als die zahm gewordene alte[1] bezeichnen, allein in Bezug auf Genialität pflegt Zahmheit nicht eben für einen Lobspruch zu gelten. Die durch Verzichtleistung auf die unbedingte Freyheit[9] des Scherzes erlittene Einbuße suchten die neueren Komiker durch eine Beymischung von Ernst zu ersetzen, welche sie von der Tragödie entlehnten [...]. ➢ Volltext
[5] F. Schlegel, Ath.-Fragm. (1798), 68, Nr. 247: Dante's prophetisches Gedicht ist das einzige System der transcendentalen[1/2] Poesie[11], immer noch das höchste seiner Art. Shakespeare's Universalität ist wie der Mittelpunkt der romantischen[12] Kunst[12]. Goethe's rein poetische[4] Poesie[11] ist die vollständigste Poesie[18] der Poesie[11]. Das ist der große Dreyklang der modernen[1] Poesie[11], der innerste und allerheiligste Kreis unter allen engern und weitern Sphären der kritischen[3] Auswahl der Klassiker[4] der neuern Dichtkunst. ➢ Volltext
[6] Adelung, Gramm.-krit. Wb. II (21796), 1443: In weiterer und gewöhnlicherer Bedeutung werden alle Glieder des ehemahligen Israelitischen Volks[1], und die Bekenner der Religion[1] derselben, Juden[1], und auf eine bestimmtere Art, die ältern[1] Juden[1] genannt, zum Unterschiede von den heutigen und neuern Juden[1], welche ein Überrest der erstern sind, und am häufigsten auch nur Juden[1] schlechthin genannt werden..
[7] Adelung, Gramm.-krit. Wb. IV (21801), 562: Th, der Figur nach ein zusammen gesetzter Buchstab[1], welcher indessen doch nur einen einfachen Laut bezeichnet, einen Laut, welcher dem t gleicht, nur daß er der Regel nach gelinder seyn, und das Mittel zwischen dem weichern d und härtern t halten sollte; Theil, Theer, Thau, Muth, Bethen, Werth. | In den neuern Zeiten[3] hat dieser Buchstab[1] von solchen, welche sich zu Sprachverbesserern aufwarfen, und die Verbesserung der Sprache[3] immer mit der Rechtschreibung anfingen, weil da das Bessern am leichtesten und bequemsten ist, viele Gegner bekommen..
[8] A. v. Arnim, Majorats-Herren (1820), 27: Ein neuer[3] moderner[7] Hut mit einer Feder [...], ein glänzendes Degengehenk, eine neue[3] Uniform mit geschmälerten Rockschößen, verkürzten Taschen an der Weste, und neue[3] schwarze Sammethosen verkündeten eine neue[1] Periode der Weltgeschichte..
[9] Börne, Brf. Paris I (1832), 147 f. (148): Es war ein Kampf zwischen der alten[1] classischen[8] und 〈148〉 der neuen romantischen[14] Parthei in der Politik, und letztere, die schwächste, weil sie die jüngste und unerfahrenste ist, unterlag. Die romantische[14] Parthei will individuelle Freiheit[5], die classische[8] nur nationelle haben..
[10] Brockhaus, Conv.-Lex. IV (1809), 327: Alle westliche Europäischen Sprachen[3], die aus einer Vermischung des Lateins mit den Sprachen[3], der von den Römern unterjochten, oder später von Osten her eingewanderten Völker[1] entstanden waren, wurden im Mittelalter Roman[i]sche[1] genannt; insbesondre aber bezeichnete man mit diesem Namen das Provenzalische Idiom – ein verdorbnes und verstümmeltes Latein, in welchem die ersten dichterischen Versuche der neuern Zeit[3] gemacht wurden, so wie noch jetzt ein in gewissen Gegenden Graubündens übliches Afterlatein die Romanische[8] Mundart[1] benannt wird..
[11] Brockhaus, Conv.-Lex. VI (1809), 373: Im obern und westlichen Theil heben sich die Gebirge mit weniger Wildheit, und sind größten Theils mit Viehheerden bedeckt; wie denn überhaupt Viehzucht ihre Hauptnahrung ausmacht. Eben so verschieden sind auch die Bewohner selbst in Sitten und Sprache[4]; im Allgemeinen haben die Walliser Wohlwollen, Sanftheit der Sitten und die Einfalt des ersten Weltalters. In den neuern kriegerischen Zeiten[3] wurde dieses schöne[1] romantische[3/7] Land leider zum Schauplatz des auswärtigen 〈374〉 Bürgerkriegs, da die Einwohner sich in entgegengesetzte Meinungen theilten, und, von Parteigeist hingerissen, selbst den auswärtigen Kriegsheeren den Zugang öffneten..
[12] Brockhaus, Conv.-Lex. VII (1809), 374: Gaëta, diese in der neuesten Zeitgeschichte so berühmt gewordene, zu Neapel gehörige Festung hat eine der schönsten[1] Lagen [...]. Ihre Gründung ist früher noch, als die von Rom: nach dem Untergange des römischen Reichs hatte sie eine Zeitlang republikanische Verfassung, und wurde darauf von Herzogen regiert, die 〈374〉 den Papst als Lehnsherrn anerkannten. Sie ist eine der stärksten Festungen von Europa, wozu ihre isolirte Lage sehr viel beiträgt, welche nur von der Seite der schmalen Landenge einen Angriff zuläßt. Ihre Umgebungen sind höchst reizend, und die vielen zierlichen Landhäuser der Vorstadt – schon die Römer hatten deren an dieser fruchtbaren Küste eine große Menge – machen das Ganze äußerst romantisch[3]..
[13] Brockhaus, Bild.-Conv.-Lex. III (1839), 734: Für die nationale Richtung der deutschen Literatur und Kunst[4] und die Beurtheilung des Mittelalters ist es im Allgemeinen ersprießlich gewesen, daß in neuerer Zeit namentlich A. W. und Friedr. Schlegel und L. Tieck mit ihren Freunden sich bemühten, das Romantische[13] für die Gegenwart wieder zu beleben, obgleich dadurch mitunter unklare und beschränkte Köpfe zu argen Verirrungen hingerissen worden sind. Mit dieser deutschen Schule der Romantiker[3] darf jedoch die neue Richtung in der franz. Literatur nicht verwechselt werden, deren Anhänger ebenfalls Romantiker[3] genannt werden, allein keineswegs zur mittelalterlichen Romantik[11] sich bekennen, sondern vielmehr dem erstarrten Classicismus gegenüber [...] einen ganz der modernen[8] Zeit[3] und Volksthümlichkeit angehörenden Geschmack in Literatur und Kunst[4] vertreten, den aber noch große Gebrechen entstellen..
[14] Goethe, an C. J. L. Iken (27. 9. 1827), WA IV, 43, 81 f. (82): Es ist Zeit[8], daß der leidenschaftliche Zwiespalt zwischen Classikern[3] und Romantikern[3] 〈82〉 sich endlich versöhne. Daß wir uns bilden ist die Hauptforderung; woher wir uns bilden wäre gleichgültig, wenn wir uns nicht an falschen Mustern zu verbilden fürchten müßten. Ist es doch eine weitere und reinere Umsicht in und über griechische[2] und römische Literatur, der wir die Befreyung aus mönchischer Barbarey zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert verdanken! Lernen wir nicht aus dieser hohen Stelle alles in seinem wahren, ethisch-ästhetischen Werthe schätzen, das Älteste[1] wie das Neuste!.
[15] Goethe, Max. u. Refl. (*?1829; 1836), WA I, 41.2, 246 f. (247): Classisch[[[[BedeutungsVerweis ID='24' Anzeige='5' Formatierung='1']]]/[[[BedeutungsVerweis ID='25' Anzeige='6' Formatierung='1']]]/[[[BedeutungsVerweis ID='27' Anzeige='7' Formatierung='1']]]] ist das Gesunde, romantisch[[[[BedeutungsVerweis ID='103' Anzeige='14' Formatierung='1']]]/[[[BedeutungsVerweis ID='923' Anzeige='4' Formatierung='1']]]/[[[BedeutungsVerweis ID='276' Anzeige='8' Formatierung='1']]]/[[[BedeutungsVerweis ID='63' Anzeige='9' Formatierung='1']]]] das Kranke. 〈247〉 | Ovid blieb classisch[[[[BedeutungsVerweis ID='25' Anzeige='6' Formatierung='1']]]] auch im Exil: er sucht sein Unglück nicht in sich, sondern in seiner Entfernung von der Hauptstadt der Welt. | Das Romantische[[[[BedeutungsVerweis ID='103' Anzeige='14' Formatierung='1']]]/[[[BedeutungsVerweis ID='923' Anzeige='4' Formatierung='1']]]/[[[BedeutungsVerweis ID='276' Anzeige='8' Formatierung='1']]]/[[[BedeutungsVerweis ID='63' Anzeige='9' Formatierung='1']]]] ist schon in seinen Abgrund verlaufen; das Gräßlichste der neuern Productionen ist kaum noch gesunkener zu denken. | Engländer und Franzosen haben uns darin überboten. Körper, die bei Leibesleben verfaulen und sich in detaillirter Betrachtung ihres Verwesens erbauen, Todte, die zum Verderben anderer am Leben bleiben und ihren Tod am Lebendigen ernähren: dahin sind unsre Producenten gelangt! | Im Alterthum[[[[BedeutungsVerweis ID='32' Anzeige='3' Formatierung='1']]]] spuken dergleichen Erscheinungen nur vor wie seltene Krankheitsfälle; bei den Neuern sind sie endemisch und epidemisch geworden..
[16] v. d. Hagen, Vorr. Nibel. (1810), XIII: Unter diesen Umständen bleibt hier für eine kritische[4] Ausgabe nichts anderes übrig, als die älteste[1] Handschrift, welche die stärkste Vermuthung der Ursprünglichkeit für sich hat, zum Grunde zu legen. Solches ist denn auch bei den Nibelungen geschehen und im Ganzen die Hohen Emser Handschrift für die älteste[1] und ächteste angenommen; die anderen, und für jetzo besonders die Münchener, sind jedoch stark zu Rathe gezogen: einmal, weil sie gewiß nicht viel jünger sind, und dann, weil das Nibelungen Lied, gleich dem edlem Golde, durch sich selber und seine eigene Trefflichkeit, sich viel reiner erhalten hat, als viele andere Werke jener Zeit, und namentlich die meisten der noch übrigen Nazionalgedichte. Der eigene Umstand, daß es, eben so unbegreiflich als unverantwortlich, bald nach seiner herrlichen Erscheinung in der jetzigen Gestalt, bis in die neueste Zeit[3], fast gänzlich verschollen und vergessen war, ist, wiewohl für das Deutsche Volk[1] ein nicht zu berechnender Verlust, doch für das Gedicht selbst als ein Glück zu achten, indem es dadurch der besonders verderblichen Hand der späteren Abschreiber entzogen, und so wahrscheinlich der Untergang der guten alten[1] Handschriften verhindert wurde..
[17] Hauff, Bettlerin (1827), SW 2, 373: Muß ich es denn [...] nicht noch alle Tage hören, daß er mit den angesehensten Familien sich hätte verbinden, daß er dieses oder jenes reiche Fräulein hätte heiraten können? Sagt er es mir nicht sooft als er mir zürnt, daß mein Adel[1] neu sei, daß man von dem Geschlecht meiner Mutter gar nichts wisse, und daß sogar einige Tannensee in der Schweiz das von abgelegt haben und Kaufleute geworden seien?.
[18] Hegel [Hotho], Aesth. I (1835), 286: Vorzüglich [...] ist in neuester Zeit[3] die innre haltlose Zerrissenheit, welche alle widrigsten Dissonanzen durchgeht, Mode geworden, und hat einen Humor[2] der Abscheulichkeit und eine Fratzenhaftigkeit der Ironie[1] zu Wege gebracht, in der sich Theodor Hoffmann z. B. wohlgefiel. ➢ Volltext.
[19] Hegel [Hotho], Aesth. III (1838), 105: In der freieren[11] Entfaltung [...] der italienischen Malerei haben wir [...] einen anderen Charakter[1] der Kunst[4] aufzusuchen. Außer dem religiösen Inhalt des alten[1] und neuen Testaments und der Lebensgeschichten von Märtyrern und Heiligen entnimmt sie ihre Gegenstände größtentheils nur aus der griechischen[2] Mythologie, selten dagegen aus den Ereignissen der Nationalgeschichte, oder [...] aus der Gegenwart und Wirklichkeit des Lebens; gleich selten, spät und vereinzelt erst, aus der landschaftlichen Natur[2]. Was sie aber für die Auffassung und künstlerische Ausarbeitung des religiösen Kreises vornehmlich hinzubringt, ist die lebendige Wirklichkeit des geistigen und leiblichen Daseyns, zu welcher jetzt alle Gestalten sich versinnlichen und beseelen. Für diese Lebendigkeit bildet von Seiten des Geistes[19] jene natürliche[2] Heiterkeit[4], von Seiten des Körpers jene entsprechende Schönheit[1] der sinnlichen Form das Grundprincip, welche für sich, als schöne[1] Form schon, die Unschuld, Frohheit, Jungfräulichkeit, natürliche[2] Grazie des Gemüths, Adel[5], Phantasie[1] und eine liebevolle Seele ankündigt. ➢ Volltext.
[20] Heine, Romant. Schule (1836), 31: Lessing war der literarische Arminius, der unser Theater von jener Fremdherrschaft befreite. [...] Aber nicht bloß durch seine Kritik[2], sondern auch durch seine eignen Kunstwerke[3] ward er der Stifter der neuern deutschen Originalliteratur. ➢ Volltext.
[21] Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. IV (1835), 201 f. (202): Die Gesetze der Einheit von Zeit[13], Ort und Handlung[3] wurden nicht nur als die festeste Norm befolgt, sondern sie dienten auch bei der Beurtheilung jedes tragischen Dichtwerks als Maßstab. Eine Verschmelzung dieser Nachahmung der antiken[2] Muster mit dem Geiste[12] der Nation[1] finden wir bei den Heroen der französischen Tragödie Corneille [...] und Racine [...]. Diese beiden und Molière [...] rissen die Bühne aus ihrer ersten Rohheit. Doch blieb immer eine Steifheit, ein geziertes, hochtrabendes Wesen zurück, das selbst Voltaire [...] 〈202〉 [...] nicht verdrängen konnte. [...] Gegen jene klassischen[4/8] Vorbilder erhob sich in neuester Zeit[3] die Schule der Romantiker[3], an deren Spitze Victor Hugo [...] steht. Sie hat zwar die altfranzösische Tragödie nicht verdrängen können, behauptet aber doch siegreich ihren Platz neben ihr, und wie aus allen Kämpfen der Art, so wird auch hier ein vermittelndes Princip aus den Eigenthümlichkeiten beider Schulen ein gutes, erfreuliches Resultat schaffen..
[22] Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. IX (1837), 473 f. (474): Nicht das Talent, nicht seine, keineswegs 〈474〉 so gewichtige eigene Bedeutung ist es, was uns so lange bei Eugen S[ue] verweilen läßt; allein er bezeichnet sehr treffend und eigendst die wüste und sinnauflösende Richtung einer romantischen[14] Schule, welche vor einigen Jahren zuerst in Frankreich ihr skeptisches Haupt erhob, einer neuen Göttin, der Gräßlichkeit, glänzende Altäre baute und der mit Blut geschminkten Muse einen neuen Kranz seltener Art wand aus Rosen und Eingeweiden, aus Lilien und zerstückten Gliedern. Die sogenannte Ironie[2] des Schicksals wurde das wiederkäuende Thema eines sich selbst genießenden Ekels; und wenn die untergehende Sonne wie eine geweihte Rose alle die heiligen Ahnungen der Unendlichkeit liebend entduftete, wenn die Sterne in der schweigenden[3] Mitternacht vorübereilten auf ihren tausendjährigen Bahnen und sich stumm, aber verständnißinnig mit den silbernen Augen zuwinkten gleich ewigen Glaubenshelden der Weltenharmonie: – da sah die neue Romantik[14] in allen diesen Wundern der Schöpfung nur ein Fläschchen voll Opiums, dessen Genuß wollüstig die Adern durchrauscht und uns in den lieblichtäuschenden Traum wiegt von Glauben und Liebe, von Hoffnung und Gerechtigkeit..
[23] Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. VIII (1837), 470: Romanticismus. Die Bildung[10] dieses Wortes[1] ist ein Fund der neuesten[3] Zeit[5], hervorgerufen durch die poetischen[4] Erzeugnisse der neueren[3] Franzosen, als deren Chorführer Victor Hugo, Balzac, Eugen Sue, Jules Janin etc. zu nennen sind. Schon vor dem Ausbruch der Julirevolution begannen die franz. Dramatiker an den Fesseln den [sic] Klassicität zu rütteln, die seit Racine und Corneille den Gedanken in seinem eigenen Schaffen niedergedrückt hatten. Deutschland und England, die sich längst befreit und die alten[1] Formen zerschlagen hatten, um das Leben der neueren[3] Zeit[5] auch neu[1] bilden zu können in künstlerischer Darstellung, gaben keinen geringen Anstoß..
[24] Heyne, Antiquar. Aufs. I (1778), III: Bey der großen Menge Schriften antiquarischen Inhalts scheint das antiquarische Studium noch am weitesten von derjenigen Bearbeitung entfernt zu seyn, welche andere Wissenschaften, selbst die am nächsten mit ihm verwandten, alte[9] Geschichte[4], Kritik[3] und Diplomatik [...] in den neuesten Zeiten[3] erhalten haben. ➢ Volltext.
[25] Heyne, Antiquar. Aufs. I (1778), 88 f. (89): Daß beyde Steintafeln Verzeichnisse von Priesterinnen seyn müssen, läßt sich [...] nicht abläugnen [...] 〈89〉 [...]. Daß beyde Stücke zusammen gehören, halte ich für [...] unwahrscheinlich, da die neu[1] hinzugefügte offenbar neuer[3] ist, und einige Charakter[8] hat, die sich auf der andern nicht finden. ➢ Volltext.
[26] Heyne, Antiquar. Aufs. I (1778), 156: Unter dem Namen Venus Victrix gehen heut zu Tage verschiedne Antiken[3], die diesen Charakter[4] allem Ansehen nach blos dem neuern Künstler[2] zu danken haben, der sie ergänzt hat: er gab ihr einen Apfel in die Hand, die er ansetzte, so war es eine siegreiche Venus. Oft ist doch dieser Apfel sehr ungeschickt angebracht. Das berühmteste Stück dieser Art stehet zu Florenz neben der Mediceischen; [...] sie ist über Lebensgröße. [...] Das Gewand hängt hinterwärts herunter und ist über beyde Arme geschlagen; die rechte Hand hält den Apfel, die linke bedeckt die Natur[14]. ➢ Volltext.
[27] Hirschfeld, Gartenkunst V (1785), 47, Anm.: Ein neues vortreffliches Werk ist: A Collection of one Hundred and Fifty select views in England, Scotland and Ireland, Drawn by P. Sandby Esqu. R. A. Vol. 2. Printed for John Boydell. London 1781. Außer den Abteyen, alten[1] Schlössern, Ruinen, und mancherley herrlichen und romantischen[3] Prospecten, trifft man hier verschiedene überaus feine Vorstellungen von Landhäusern des Adels[2] und Scenen aus den Parks an..
[28] Hoffmann, Rez. Beethoven [Op. 67] (1810), 632: Haydn und Mozart, die Schöpfer der neuern Instrumental-Musik, zeigten uns zuerst die Kunst[8] in ihrer vollen Glorie; wer sie da mit voller Liebe anschaute und eindrang in ihr innigstes Wesen, ist – Beethoven. Die Instrumental-Compositionen aller drey Meister athmen einen gleichen romantischen[8] Geist[12], welches eben in dem gleichen innigen Ergreifen des eigenthümlichen Wesens der Kunst[8] liegt; der Charakter[1] ihrer Compositionen unterscheidet sich jedoch merklich. ➢ Volltext.
[29] Hoffmann, Rez. Beethoven [Op. 86] (1813), 391: Das gewagte Gleichnis, dass die ältere[[[[BedeutungsVerweis ID='429' Anzeige='1' Formatierung='1']]]] Kirchenmusik der Italiener sich zu der neueren deutschen verhalte, wie die Peterskirche zum strassburger Münster, möchte ziemlich treffend seyn. Die grandiosen Verhältnisse jenes Baues erheben das Gemüth, indem sie commensurabel bleiben: aber mit einer seltsamen, inneren Beunruhigung staunt der Beschauer den Münster an, der sich in den kühnsten Windungen, in den sonderbarsten Verschlingungen bunter[[[[BedeutungsVerweis ID='537' Anzeige='2' Formatierung='1']]]], phantastischer[[[[BedeutungsVerweis ID='413' Anzeige='2' Formatierung='1']]]] Figuren und Zierrathen hoch in die Lüfte erhebt; allein selbst diese Unruhe regt ein, das Unbekannte, das Wundervolle ahnendes[[[[BedeutungsVerweis ID='726' Anzeige='3' Formatierung='1']]]] Gefühl auf, und der Geist[[[[BedeutungsVerweis ID='139' Anzeige='19' Formatierung='1']]]] überlässt sich willig dem Traume, in dem er das Ueberirdische, das Unendliche zu erkennen glaubt. Nun, und eben dies ist ja der Eindruck des Rein-Romantischen[[[[BedeutungsVerweis ID='276' Anzeige='8' Formatierung='1']]]], wie es in Mozarts, in Haydns phantastischen[[[[BedeutungsVerweis ID='414' Anzeige='4' Formatierung='1']]]] Compositionen lebt und webt! ➢ Volltext.
[30] A. v. Humboldt, Einl. Königr. Neuspanien (1809), XCIX: Bei der Zeichnung der Gebirgsketten stieß ich auf eine Menge Schwierigkeiten [...]. Ich entschloß mich die Schraffirung, welche eine orthographische Projection andeutet, der ehemaligen unvollkommenen Methode vorzuziehen, welche die Berge im Profil zeichnete, wodurch zweierlei sehr von einander verschiedene Projectionen auf einer und derselben Karte gemischt wurden. Doch ist nicht zu läugnen, dass die ältere[1] Manier einen andern Vortheil gewährt, welcher ihr, ungeachtet aller ihrer Mängel, doch in einer Hinsicht den Vorzug vor der neuern geben sollte. Die Berge der alten[1] Methode sagen weiter nichts als dass ein Land gebürgig ist, dass in dieser oder jener Provinz Berge sind. Je unbestimmter diese, fast möchte ich sagen, hieroglyphische Sprache[2] ist, zu 〈C〉 desto weniger Irrthümer gibt sie Anlaß. Bei den orthographischen Schraffirungen hingegen muß der Zeichner nothwendig mehr sagen, als er weiß; mehr als man von der geologischen Construction eines großen Landes wissen kann..
[31] A. v. Humboldt, Königr. Neuspanien (1809), 111: Auf dem alten[1] Continent sehen wir die Cultur[1] der Cerealien und den Gebrauch der Milch von den ältesten[1] Epochen her, zu denen die Geschichte[4] aufsteigt, eingeführt. Die Bewohner des neuen Continents hingegen bauten keine andere Grasgewächse, als den Mais, [...] und nährten sich von gar keiner Art von Milchwerk, unerachtet ihnen die Lamas, die Alpaka's und zwo ganz eigene, ursprünglich dem Land angehörige, Stiergattungen im Norden von Mexico und Canada Milch im Ueberfluß anboten. – Dieß sind sehr auffallende Contraste zwischen Völkern[1] der mongolischen und americanischen Menschenraçe!.
[32] A. v. Humboldt, Königr. Neuspanien (1809), 113: Weit entfernt, blosse Dialecte[1] einer einzigen Sprache[3] zu seyn, (wie einige Schriftsteller mit Unwahrheit behauptet haben,) sind diese Sprachen[3] vielmehr zum mindesten eben so verschieden von einander, als das griechische von dem deutschen, oder das französische von dem polnischen. [...] Diese Manigfaltigkeit von Idiomen bei den Völkern[1] des neuen Continents, (man darf sie ohne Uebertreibung zu mehrern Hunderten annehmen,) ist, besonders in Vergleichung mit den wenigen Sprachen[3] von Asien und Europa, ein äußerst auffallendes Phänomen..
[33] A. v. Humboldt, Königr. Neuspanien (1809), 167: Keine von allen Städten des neuen Continents, selbst die der vereinigten Staaten nicht ausgenommen, ist im Besitze so großer und fest gegründeter wissenschaftlicher Anstalten, als die Hauptstadt von Mexico. Ich nenne hier nur [...] die Maler und Bildhauer-Academie. [...] Die Regierung hat hier ein geräumiges Gebäude angewiesen, worin sich eine weit schönere[6] und vollständigere Sammlung von Gyps-Abgüßen befindet, als man sie irgendwo in Deutschland antrifft. Man erstaunt darüber, wie der Apoll von Bel〈168〉vedere, die Gruppe des Laocoon und andre noch colossalere Statuen über Gebirgswege, welche wenigstens so eng sind, als die von St. Gotthard, gebracht werden konnten, und ist nicht minder überrascht, die Meisterwerke des Alterthums[3] unter der heißen Zone [...] vereinigt zu sehn [...]. [...] In dem Academie-Gebäude, oder vielmehr in einem der dazu gehörigen Höfe sollte man die Reste mexicanischer Bildhauerei, die kollossalen Statuen von Basalt und Porphyr, welche mit aztekischen Hieroglyphen bedeckt sind, und manche Aehnlichkeit mit dem Styl der Egyptier und Hindu's haben, gesammelt aufstellen; denn es wäre gewiß merkwürdig, diese Denkmale der ersten Cultur[4] unsrer Gattung, diese Werke eines halbbarbarischen Volkes[1], das die mexicanischen Anden bewohnte, neben den schönen[1] Formen zu sehen, welche unter Griechenlands und Italiens Himmel gebohren wurden..
[34] A. v. Humboldt, Cordill. I [TrN. N.] (1810), 5: Was ich romantisches[3] oder grandioses an den Ufern der Saverne, im nördlichen Deutschland, in den euganeischen Gebirgen, auf der Centralkette von Europa, auf dem jähen Abhang des Vulcans von Teneriffa gesehen habe, das Alles findet sich in den Cordilleren der neuen Welt vereinigt. Jahrhunderte würden nicht hinreichen, die Schönheiten[3] zu betrachten, und die Wunder zu entdecken, welche die Natur[2] dort auf einer Strecke von 2500 Meilen, von den Granitgebirgen der magellanischen Meerenge, bis zu den Nachbar-Küsten des östlichen Asiens hin, zerstreut hat. [Original A. v. Humboldt, Vues des Cord. (1810), 4: Ce que j'ai vu de romantique ou de grandiose sur les bords de la Saverne, dans l'Allemagne septentrionale, dans les monts Euganéens, dans la chaîne centrale de l'Europe, sur la pente rapide du volcan de Ténériffe; tout se trouve réuni dans les Cordillères du nouveau monde. Des siècles ne suffiroient pas pour observer les beautés et pour découvrir les merveilles que la nature y a prodiguées sur une étendue de deux mille cinq cents lieues, depuis les montagnes granitiques du détroit de Magellan jusqu'aux côtes voisines de l'Asie orientale.].
[35] A. v. Humboldt, Cordill. II [TrN. N.] (1810), 29: Die Wiener Sammlung, welche fünf und sechzig Seiten hat, ist dadurch merkwürdig geworden, daß sie die Aufmerksamkeit von Doctor Roberton beschäftigte, welcher auch mehrere Seiten davon, ohne Farben, und in bloßen Umrissen, in seinem claßischen[3] Werk über die Geschichte[3] des neuen Continents bekannt gemacht hat..
[36] W. v. Humboldt, Herrm. u. Dor. (1799), 182: [W]enn er, mit dem classischen[3] Geiste[14] der Alten[10] vertraut, und von dem besten der Neueren durchdrungen, zugleich so individuell gebildet ist, daß er nur unter seiner Nation{1] und in seiner Zeit[3] emporkommen konnte, daß alles Fremde[1], was er sich aneignet, danach sich umgestaltet und er sich nur in seiner vaterländischen Sprache[3] darzustellen vermag, in jeder andern aber und zwar gerade für seine Eigenthümlichkeit schlechterdings unübersetzbar bleibt; wenn es ihm nun so gelingt, die Resultate seiner Erfahrungen über Menschenleben und Menschenglück in eine dichterische Idee zusammenzufassen, und diese Idee vollkommen auszuführen – dann mußte, und nur so konnte ein Gedicht, wie das gegenwärtige ist, entstehen..
[37] Immermann, Epigon. (1836), W 2, 459: Ein Unterschied der modernen[1] Zeit[3] von der griechischen[2] besteht darin, daß unter uns Neueren das wahrhaft geniale Schöne[2] fast immer im Gegensatze zu der herrschenden Stimmung erwächst, welche dagegen ihrerseits das als vorhanden zu präkonisieren [›auszurufen‹] pflegt, woran es ihr eben ganz gebricht. Dagegen ging in jener glücklichen griechischen[2] Periode das besondre Genie[2] der Künstler[1] aus dem allgemeinen Talente der Nation[1] hervor. Um an einem Beispiele meine Meinung klarzumachen, so glaubten wir an Klopstocks Oden, Bardieten und an den Nachahmungen derselben eine große vaterländische Poesie[11] zu besitzen, und doch waren diese frostigen Exerzitien am allerfernsten von einer solchen..
[38] Jean Paul, Vorsch. Ästh. I (1804), 121: Ursprung und Karakter[1] der ganzen neuern Poesie[11] läßt sich so leicht aus dem Christenthum ableiten, daß man die romantische[12] ebensogut die christliche nennen könnte..
[39] Kant, Metaph. d. Sitt. II (1797), 128: Dankbarkeit [...] geht [...] nicht allein auf Zeitgenossen, sondern auch auf die Vorfahren, selbst diejenige, die man nicht mit Gewißheit namhaft machen kann. Das ist auch die Ursache, weswegen es für unanständig gehalten wird, die Alten[6], die als unsere Lehrer angesehen werden können, nicht nach Möglichkeit wider alle Angriffe, Beschuldigungen und Geringschätzung zu vertheidigen; wobey es aber ein thörigter Wahn ist, ihnen um des Alterthums[1] willen einen Vorzug in Talenten und gutem Willen vor den Neueren, gleich als ob die Welt in continuirlicher Abnahme ihrer ursprünglichen Vollkommenheit nach Naturgesetzen wäre, anzudichten und alles Neue in Vergleichung damit zu verachten..
[40] S. v. Knorring, Evremont III (1836), 20: Der Graf [...] machte die Wittwe des Herrn St. Julien darauf aufmerksam, daß es auch gerecht sei, daß dessen Adoptivsohn den so lange geführten Namen ablege und den ihm durch die Geburt zukommenden führe. Es war ihm nicht schwer, die Schwester des Grafen Evremont zu überzeugen, daß bei der Wendung, die die öffentlichen Angelegenheiten Frankreichs genommen hatten, dieß für den jungen Mann vortheilhaft sei, um so mehr, da nicht nur dort ein neuer Adel[2] entstand, sondern Napoleon unverkennbar die alten[1] Familien um sich zu sammeln suchte, und man so in der Ferne hoffen konnte, den jungen Mann wieder als Grafen anerkannt zu sehen; eine Hoffnung, die weder dem Grafen selbst, noch der Wittwe St. Juliens gleichgültig war, denn wie der Mensch[1] auch meint sein Herz gereinigt und sich über Vorurtheile erhoben zu haben, so lassen sich doch Gefühle, die von frühester Kindheit an ihm unbewußt genährt werden 〈21〉 und mit ihm gewachsen sind, wohl verläugnen, sie gänzlich auszurotten aber ist er niemals im Stande..
[41] La Roche, Moral. Erz. I (1784), 179: Er bemerkte wohl, daß der Vater einen übertriebenen Stolz auf seinen neuen Adel[1] hatte, daß er niemand achtete, als wer diesen Vorzug hatte [...]. .
[42] Metzger, Heidelbg. Schloss (1829), 108: Die Umgebung war meist mit großen Buchen und Eichbäumen bewachsen, die den Wolfsbrunnen dicht umschlossen und demselben ein romantisches[3/8] Aussehen gaben. Links an dem obersten Weiher stand noch vor 30 Jahren eine uralte Linde, die den Weiher majestätisch überzogen halte und den Ort beschattete. Aus Mangel an Interesse für den schönen[1] Ort und aus Privatnutzen wurde diese schöne[1] Linde umgehauen. Auch das alte[1] Fischerhaus mit dem schönen[1] Röhrbrunnen wurde in neuerer Zeit[3] geschmacklos modernisirt und in gegenwärtigen Zustand umgewandelt..
[43] A. Müller, Beredsamk. (!1812; 1816), 8 f. (9): Ein gewisser allgemeiner Drang zum Vorlesen und Deklamiren der Nationaldichter, so ungeschickt er 〈9〉 sich mitunter auch äußern mag, so vielen Antheil auch zu Zeiten[7] noch die Eitelkeit und der Eigennutz daran haben mögen, ist dennoch ein erfreuliches Zeichen, daß sich die Verzauberung unsres Ohrs[3] und unsrer Stimme[1] wieder allmählich lösen will und daß unsre schöne[2] Literatur von dem lebendigen Odem der Rede wieder ergriffen werden soll. Würde in der Erziehung die Hälfte des ungebührlichen Eifers, den man in neueren Zeiten[3] auf den Mechanismus des Lesenlernens gewendet hat, auf den Ausdruck des Tons[1] und die Geberde der Brust und der Seele im Lesen gewandt, so würde der deutschen Redekunst damit vielleicht mehr gedient als mit Vorlesungen über die Beredsamkeit..
[44] A. Müller, Beredsamk. (!1812; 1816), 62 f. (63): [E]s ist, als wenn [...] 〈63〉 [...] zwischen Parterre und Bühne die Grenze des Proszeniums verschwände, welche die Kunst[2] eigentlich immer aufheben sollte, wie die Alten[10] andeuteten, indem sie die Bildsäule des Gottes[4], die Neueren, indem sie die Musik[9] an diese Grenze hin verlegten..
[45] A. Müller, Beredsamk. (!1812; 1816), 266 f. (267): [E]s drängte diese liebenswürdige Natur[17] [sc. Schiller] sich zu dem Göttlichen zu erheben oder das Göttliche herabzuziehn: er sehnte sich wie jeder ordentliche und vollständige Mensch[1] nach der Verbindung des Göttlichen und Menschlichen [...]. Die griechischen[2] Götter[4] trugen wenigstens Masken von Menschen[1], und so übertrug er in rührendem Irrthume alle jene romantischen[7] Empfindungen seines Herzens, 〈267〉 welche er mit der Luft der neuern Zeiten[3] eingesogen, auf jene alten[10], kalten, geschlechtslosen Gestalten [...]..
[46] Novalis, Allg. Brouill. (*1798), NS 3, 280, Nr. 234: Romant[ik][[[[BedeutungsVerweis ID='656' Anzeige='1' Formatierung='1']]]] etc. Märchen. Nessir und Zulima. Romantisirung der Aline. Novellen. Tausend und Eine Nacht. Dschinnistan. La Belle et la Bète. Musaeus Volksmärchen. Romantischer[[[[BedeutungsVerweis ID='918' Anzeige='2' Formatierung='1']]]/[[[BedeutungsVerweis ID='276' Anzeige='8' Formatierung='1']]]/[[[BedeutungsVerweis ID='69' Anzeige='10' Formatierung='1']]]] Geist[[[[BedeutungsVerweis ID='60' Anzeige='12' Formatierung='1']]]] der neuern[[[[BedeutungsVerweis ID='438' Anzeige='3' Formatierung='1']]]] Romane[[[[BedeutungsVerweis ID='30' Anzeige='1' Formatierung='1']]]]. Meister. Werther. Griechische[[[[BedeutungsVerweis ID='119' Anzeige='2' Formatierung='1']]]?] Volksmährchen. Indische Märchen. Neue[[[[BedeutungsVerweis ID='435' Anzeige='1' Formatierung='1']]]] originelle Märchen. In einem ächten Märchen muß alles wunderbar – geheimnißvoll und unzusammenhängend seyn – alles belebt. Jedes auf eine andre Art. Die ganze Natur[[[[BedeutungsVerweis ID='40' Anzeige='2' Formatierung='1']]]] muß auf eine wunderliche Art mit der ganzen Geisterwelt vermischt seyn..
[47] Novalis, Über Goethe (*1798), NS 2, 641, Nr. 445: Wenn ich die neuesten Freunde der Litteratur des Alterthums[3] recht verstehe, so haben sie mit ihrer Foderung, die klassischen[7/3] Schriftsteller nachzuahmen nichts anders im Sinn[10], als uns zu 〈642〉 Künstlern zu bilden – Kunsttalent in uns zu erwecken. Keine moderne[1] Nation[1] hat den Kunstverstand in so hohem Grad gehabt, als die Alten[10]. Alles ist bey ihnen Kunstwerk[2] – aber vielleicht dürfte man nicht zu viel sagen, wenn man annähme, daß sie es erst für uns sind, oder werden können. Der classischen[7/3] Litteratur geht es, wie der Antike[4]; sie ist uns eigentlich nicht gegeben – sie ist nicht vorhanden – sondern sie soll von uns erst hervorgebracht werden. Durch fleißiges und geistvolles Studium der Alten[10] entsteht erst eine klassische[7/3] Litteratur für uns – die die Alten[10] selbst nicht hatten..
[48] Novalis, an F. Schlegel (31. 1. 1800), NS 4, 318: Das Neueste von mir ist ein bald fertiger Roman[1] – || Heinrich von Afterdingen..
[49] Novalis, Hymn. (1800), 195: Unendlich war die Erde – der Götter[4] Aufenthalt, und ihre Heymath. Seit Ewigkeiten stand ihr geheimnißvoller Bau. Ueber des Morgens rothen Bergen, in des Meeres heiligem Schooß wohnte die Sonne, das allzündende, lebendige Licht. Ein alter[2] Riese trug die selige Welt. Fest unter Bergen lagen die Ursöhne der Mutter Erde. Ohnmächtig in ihrer zerstörenden Wuth gegen das neue herrliche Göttergeschlecht und dessen Verwandten, die fröhlichen Menschen[1]. Des Meers dunkle, grüne Tiefe war einer Göttin Schooß. In den krystallenen Grotten schwelgte ein üppiges Volk[2]..
[50] Novalis, Aftdg I (*1799–1800; 1802), 14 f. (15): Bey der Hofhaltung des Landgrafen ging es nach der Sitte der damaligen Zeiten[[[[BedeutungsVerweis ID='231' Anzeige='3' Formatierung='1']]]] einfach und still zu; und die Pracht und Bequemlichkeit des fürstlichen Lebens dürfte sich schwerlich mit den Annehmlichkeiten messen, die in spätern Zeiten[[[[BedeutungsVerweis ID='231' Anzeige='3' Formatierung='1']]]] ein bemittelter Privatmann sich und den Seinigen ohne Verschwendung verschaffen konnte. Dafür war aber der Sinn[[[[BedeutungsVerweis ID='112' Anzeige='5' Formatierung='1']]]] für die Geräthschaften und Habseeligkeiten, die der Mensch zum mannichfachen Dienst seines Lebens um sich her versammelt, desto zarter und tiefer. Sie waren den Menschen werther und merkwürdiger. Zog schon das Geheimniß der Natur[[[[BedeutungsVerweis ID='40' Anzeige='2' Formatierung='1']]]] und die Entstehung ihrer Körper den ahndenden[[[[BedeutungsVerweis ID='726' Anzeige='3' Formatierung='1']]]] Geist[[[[BedeutungsVerweis ID='139' Anzeige='19' Formatierung='1']]]] an: so erhöhte die seltnere Kunst[[[[BedeutungsVerweis ID='219' Anzeige='13' Formatierung='1']]]] ihrer Bearbeitung[,] die romantische[[[[BedeutungsVerweis ID='64' Anzeige='7' Formatierung='1']]]/[[[BedeutungsVerweis ID='276' Anzeige='8' Formatierung='1']]]] Ferne, aus der man sie erhielt, und die Heiligkeit ihres Alter〈15〉thums[[[[BedeutungsVerweis ID='316' Anzeige='1' Formatierung='1']]]], da sie sorgfältiger bewahrt, oft das Besitzthum mehrerer Nachkommenschaften wurden, die Neigung zu diesen stummen Gefährten des Lebens. Oft wurden sie zu dem Rang von geweihten Pfändern eines besondern Segens und Schicksals erhoben, und das Wohl ganzer Reiche und weitverbreiteter Familien hing an ihrer Erhaltung. Eine liebliche Armuth schmückte diese Zeiten[[[[BedeutungsVerweis ID='231' Anzeige='3' Formatierung='1']]]] mit einer eigenthümlichen ernsten und unschuldigen Einfalt; und die sparsam vertheilten Kleinodien glänzten desto bedeutender in dieser Dämmerung, und erfüllten ein sinniges Gemüth mit wunderbaren Erwartungen. Wenn es wahr ist, daß erst eine geschickte Vertheilung von Licht, Farbe und Schatten die verborgene Herrlichkeit der sichtbaren Welt offenbart, und sich hier ein neues[[[[BedeutungsVerweis ID='435' Anzeige='1' Formatierung='1']]]] höheres Auge aufzuthun scheint: so war damals überall eine ähnliche Vertheilung und Wirthschaftlichkeit wahrzunehmen; da hingegen die neuere[[[[BedeutungsVerweis ID='438' Anzeige='3' Formatierung='1']]]] wohlhabendere Zeit[[[[BedeutungsVerweis ID='231' Anzeige='3' Formatierung='1']]]] das einförmige und unbedeutendere Bild eines allgemeinen Tages darbietet..
[51] H. Sander, Beschr. Reis. II (1784), 230: Wolfenbüttel [...] ist noch mehr befestigt als Braunschweig, [...] übrigens aber schlecht gebaut. | In der Bibliothek, [...] sind keine neue Bücher, aber [...] vortrefliche Handschriften und Bibelkabinette. Besonders merkwürdig waren mir: | 〈231〉 1) Luthers Bibel in 2. Fol. auf Pergament. 1558. angefangen, bis 1560. gedruckt, mit Vignetten. | 2) Zwei Handschriften von der Vulgata, sehr klein. | 3) Die 34ste Ausgabe der Kansteinschen Bibel, wo Exod. 20. V. 14. S. 80. steht: „Du sollst ehebrechen.“ Sie ist konfiszirt. Das hiesige Exemplar ward für 50. Thaler erkauft..
[52] Schiller, an Goethe (26. 6. 1797), NA 29, 88 f.: Wenn ich Sie neulich recht verstanden habe, so haben Sie die Idee, Ihr neues[3] episches Gedicht, die Jagd, in Reimen und Strophen zu behandeln. Ich vergaß neulich, ein Wort[2] darüber zu sagen, aber diese Idee leuchtet mir ein, und ich glaube sogar, daß dieß die Bedingung 〈88〉 seyn wird, unter welcher allein dieses neue[3] Gedicht neben Ihrem Hermann bestehen kann. Ausserdem, daß selbst der Gedanke des Gedichts zur modernen[1] Dichtkunst geeignet ist und also auch die beliebte Strophenform begünstigt, so schließt die neue[5] metrische Form schon die Concurrenz und Vergleichung aus, sie giebt dem Leser eben sowohl als dem Dichte[r] eine ganz andere Stimmung, es ist ein Concert auf einem ganz andern Instrument[3]. Zugleich participiert es alsdann von gewißen Rechten des romantischen[12/2/4] Gedichts, ohne daß es eigentlich eines wäre, es darf sich wo nicht des wunderbaren doch des Seltsamen und überraschenden mehr bedienen, und die Löwen und Tieger-Geschichte[8], die mir immer außerordentlich vorkam, erweckt dann gar kein Befremden mehr. Auch ist von den Fürstlichen Personen und Jägern nur ein leichter Schritt zu den Ritterfiguren, und überhaupt knüpft sich der vornehme Stand, mit dem Sie es in diesem Gedicht zu thun haben, an etwas Nordisches und Feudalisches an; die griechische[2] Welt, an die der Hexameter unausbleiblich erinnert, nimmt diesen Stoff daher weniger an, und die mittlere und neue[9] Welt, also auch die moderne[1] Poesie[22], kann ihn mit Recht reclamieren..
[53] Schiller, Ged. II (1802), NA 2.1, 128: Edler Freund! Wo öfnet sich dem Frieden, | Wo der Freiheit[7] sich ein Zufluchtsort? | Das Jahrhundert ist im Sturm geschieden, | Und das neue öfnet sich mit Mord. || Und die Grenzen aller Länder wanken, | Und die alten[1] Formen stürzen ein, | Nicht das Weltmeer sezt der Kriegswut Schranken, | Nicht der Nilgott und der alte[1] Rhein. || Zwo gewaltge Nationen[1] ringen | Um der Welt alleinigen Besitz, | Aller Länder Freiheit[7] zu verschlingen, | Schwingen sie den Dreizack und den Blitz..
[54] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. I (!1801–02), KAV 1, 367: Nach unsrer allgemeinen Ansicht vom Verhältniß der alten[10] und neueren Kunst[10] werden wir auch in der Musik[4] keine gegen die andre herabzusetzen, sondern die Bedeutung ihres Gegensatzes zu verstehen suchen; und da würde sich vielleicht bey näherer Erörterung finden, daß das vorwaltende in der alten[10] Musik[4] eben das war, was in den übrigen Künsten[10]: das plastische[3], rein classische[5], streng begränzende; in der neueren hingegen das pittoreske[2], romantische[4/8] oder wie man es nennen will..
[55] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. I (!1801–02), KAV 1, 461 f. (462): Weit reiner [findet sich die Scheidung der Dichtarten] in der antiken[2] Poesie[11], weswegen diese vorzugsweise als Kunst[9] 〈462〉 und classisch[5] erscheint. In der romantischen[12/4] Poesie[11] eine unauflösliche Mischung aller poetischen[4] Elemente. Daher daß man sie verkennt. Die eigentlichen Originalwerke der Neueren ganz übersehen, die schlechten Nachahmungen der Alten[10] als das Wichtigste gepriesen. Keinen Sinn[5] für das Chaos. 〈Auch das Universum bleibt der höhern Ansicht immer noch Chaos.〉 Das Streben nach dem Unendlichen ist in der Romantischen[12/4/11] Poesie[11] nicht bloß im einzelnen Kunstwerke[3] ausgedrückt, sondern im ganzen Gange der Kunst[3]. Gränzenlose Progressivität..
[56] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. II (!1802–03), KAV 1, 545 f. (546): Die Neueren haben sich die Kunstausdrücke der Alten[10] von den Gattungen angeeignet, oft aber etwas ganz anderes damit gemeynt. Zuweilen haben sie aber auch die Poesie[1] auf gelehrte Weise getrieben, und sind von der Nachahmung der Alten[10] ausgegangen. Die so entstandnen Werke werde ich, da man sie wegen ihres oft großen Ansehens bey geringem eigenthümlichen Werth und Geist[12], nicht ganz übergehen kann, bey Abhandlung der Griechischen[2] Vorbilder ebenfalls anfügen, um 〈546〉 bey der neueren Poesie[11] die Entwicklung des Romantischen[4] so wenig als möglich zu unterbrechen. Ich nehme den Fall aus, wo ein Werk zwar mit der Intention entworfen worden, classisch[5] zu seyn, wo aber doch romantische[4] Elemente sich ihm eingemischt haben, und vielleicht das beste darin sind, wie es z. B. mit Tasso's befreytem Jerusalem der Fall ist. 〈Tasso hatte nächst dem Virgil wohl den sehr romantischen[4] Camoens vor Augen, und wirkte wieder auf den gar nicht romantischen[4] Milton.〉.
[57] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. II (!1802–03), KAV 1, 709: Die neueren Theoristen haben sich vielfältig mit dem Lehrgedicht herumgeschlagen: einige haben es viel zu wichtig genommen, andre [...] haben es mit Unrecht ganz verworfen und aus dem Gebiet der Poesie[11] verwiesen..
[58] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (!1803–04), KAV 2.1, 12: Romanisch, Romance, nannte man die neuen aus der Vermischung des Lateinischen mit der Sprache[3] der Eroberer entstandnen Dialekte[1]; daher Romane[1], die darin geschriebnen Dichtungen, woher denn romantisch[1/12/4] abgeleitet ist, und ist der Charakter[1] dieser Poesie[11] Verschmelzung des altdeutschen mit dem späteren, d. h. christlich gewordnen Römischen, so werden auch ihre Elemente schon durch den Namen angedeutet..
[59] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (!1803–04), KAV 2.1, 148: Wir haben an dem Gegensatz unsers Zeitalters, dann auch an der nachherigen Entwickelung der romantischen[12] Poesie[1], für welche Dante's Werk vorbildlich und prophetisch war, einen Reflexionspunkt, und können die ganze Synthesis der heterogensten Elemente, welche es darbietet, deutlicher mit den Gedanken fassen, weil wir zugleich mit dem Dichter eins und von ihm durch die neuere Bildung[6/16?] getrennt sind..
[60] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (!1803–04), KAV 2.1, 173: Der Chor [...] war Repräsentant einer harmonisch frey[13] versammelten Menge d. i. eines Volksfestes. Dieß war er immer, wenn er auch, wie in den Tragödien eine ernste ja traurige Handlung[3] feyerte. Es war immer Feyer, ein wirkliches Volksfest konnte sich ja auch auf dergleichen beziehen, denn wir müssen hier ganz unsern rohen Begriff[1] entfernen, die Volksfeste waren die künstlerisch organisirte[7] öffentliche Geselligkeit überhaupt, der schönste[1] Selbstgenuß der Staaten. – So war in der Ode aus der ihr eignen contemplativen Concentration die heiterste[5] Geselligkeit wiederhergestellt. Daher die Neigung zur Fröhlichkeit auch in der höheren Lyrik der Alten[10], die auf uns gekommnen Gesänge des Pindar athmen in der That festliche Freude an einer festlichen Freude. | Bey den Neueren geht nun die Richtung im allgemeinen mehr auf das Subjektive und Ideale, und es findet sich kein solches Gegengewicht, welches den lyrischen Sänger in die äußere Welt zurückriefe. Daher ist der Charakter[1] der eigenthümlich romantischen[12/9] Ode, der Canzone, statt der geselligen Heiterkeit[4] des Chores, vielmehr einsiedlerisch schwermüthig, und es ist ein vorwaltender Hang zur beschaulichen Vertiefung in sich selbst, in die Abgründe des eignen Gemüths, sichtbar..
[61] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (!1803–04), KAV 2.1, 183: Die drey Stifter der romantischen[12] Kunst[3] [sc. Dante, Petrarca, Boccaccio], von denen wir im bisherigen gesprochen, haben durch ihre Werke aufs Stärkste die ursprüngliche Eigenthümlichkeit der neueren Poesie[11] bekundet, und können uns zum Beyspiel dienen, daß für uns in der bloßen und uneingeschränkten Nachahmung des classischen[7] Alterthums[2] das Heil nicht zu suchen ist. [...] Boccaz ist [...] der erste, welcher den ganzen Sprachschatz mit philologischer Gründlichkeit zum Vortheil der Darstellung verwandte, und gleichsam die Gränzen der romantischen[12/1] Prosa[1], von heroischer Würde und leidenschaftlicher Energie bis zum vertraulichen Tone des Scherzes abgesteckt hat. Theils hat er ihr classische[3/7?] Gediegenheit und Großheit in den periodischen Verknüpfungen zu geben gesucht, theils die Sprache[4] des gemeinen Lebens durch geschicktes Anbringen in zierlichen Wendungen geadelt..
[62] A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (!1803–04), KAV 3, 210: Überhaupt darf man die damalige Leibeigenschaft nicht nach dem messen, was sie in den neueren Zeiten[3] besonders in solchen Ländern geworden, wo der Adel[2] aus Deutschen Eroberern bestand, die Unterthanen aber Slawischen Stammes waren. Gegen diese Nation[1] haben die Deutschen immer, vielleicht nicht mit Unrecht, eine große Verachtung gehabt; daß sie von Natur[1] zur Sclaverey bestimmt war, beweist der Zustand der Bauern in Polen und Rußland, wo der Adel[2] von derselben Abkunft ist, und es jenen doch eigentlich nicht besser ergeht, als in den durch Deutsche eroberten Slawischen Ländern..
[63] A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (!1803–04), KAV 3, 280: Es ist merkwürdig, daß, da die Alten[10] die schöne[2] Kunst[1] in die Historie hineintrugen, bey den Neueren hingegen die Historie in die Poesie[11] hinübergezogen worden ist: daß sich die romantische[12] Poesie[11] die Aufgabe gemacht, die Historie ganz der Wahrheit gemäß und doch zum Ausdruck einer Idee zu gestalten..
[64] A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (!1803–04), KAV 3, 337: Über die Neulateinischen Sprachen[3] will ich erst einige allgemeine Bemerkungen voranschicken, und dann sie einzeln in der Kürze charakterisiren. Das Lateinische war keinesweges eine sanfte Sprache[3]: sonor allerdings, jedoch nicht milde, und den Griechen fiel sehr vieles darin als unerträgliche Härte auf. Die Altgermanischen Dialekte[1] der einwandernden Eroberer waren vollends in jener Zeit[3] rauh und ungeschlacht. Und dennoch sind aus der Verschmelzung dieser beyden Bestandtheile die sanftesten und anmuthigsten[1] Sprachen[3] des neueren Europa hervorgegangen..
[65] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 14: [I]n der Musik[1] hat Rousseau den Gegensatz anerkannt, und gezeigt, wie Rhythmus und Melodie das herrschende Prinzip der antiken[2], Harmonie der modernen[1] Musik[1] sey. Er verwirft aber einseitig die letztere, worin wir ganz und gar nicht mit ihm einig seyn können. Ueber die bildenden Künste[2] thut Hemsterhuys den sinnreichen Ausspruch: die alten[10] Mahler seyen vermuthlich zu sehr Bildhauer gewesen, die neueren Bildhauer seyen zu sehr Bildhauer [sc. Mahler]. Dieß trifft den eigentlichen Punkt; denn, wie ich es in der Folge deutlicher entwickeln 〈15〉 werde, der Geist[12] der gesamten antiken[2] Kunst[4] und Poesie[1] ist plastisch[3], so wie der modernen[1] pittoresk[2]. ➢ Volltext.
[66] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 23 f. (24): Und wenn nun die Seele gleichsam unter den Trauerweiden der Verbannung ruhend, ihr Verlangen nach der fremd[4] gewordnen Heimath ausathmet, was andres kann der Grundton ihrer Lieder 〈24〉 seyn als Schwermuth? So ist es denn auch: die Poesie[11] der Alten[10] war die des Besitzes, die unsrige ist die der Sehnsucht; jene steht fest auf dem Boden der Gegenwart, diese wiegt sich zwischen Erinnerung und Ahndung. Man mißverstehe dieß nicht, als ob alles in einförmige Klage verfließen, und die Melancholie sich immer vorlaut aussprechen müßte. Wie in der heitern[4] Weltansicht der Griechen die herbe Tragödie dennoch möglich war, so kann auch die aus der oben geschilderten entsprungene romantische[12/9] Poesie[11] alle Stimmungen bis zur fröhlichsten durchgehen; aber sie wird immer in einem namenlosen Etwas Spuren ihrer Quelle an sich tragen. Das Gefühl ist im ganzen bey den Neueren inniger, die Fantasie[1] unkörperlicher, der Gedanke beschaulicher geworden. ➢ Volltext.
[67] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 329: Da es bloß etwas Verneinendes war, was die neuere[3] Komödie veranlaßte, nämlich die Aufhebung der politischen Freyheit[9] der alten[1], so ist es leicht begreiflich, daß ein Mittelzustand des Schwankens und Suchens nach Ersatz Statt gefunden haben wird, bis sich eine neue[1] Kunstform entwickelt und festgesetzt hatte. ➢ Volltext.
[68] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. II.1 (1809), 30: Um Verwirrung zu verhüten, scheint es doch rathsamer, die verschiednen Litteraturen von einander zu sondern; die fremden[1] Einwirkungen lassen sich dennoch anmerken. Um so mehr, da bey einigen der neueren Nationen[1] ganz entschieden der Grundsatz der Nachahmung der Alten[10], bey andern der romantische[12] Geist[14] oder wenigstens eine um die classischen[7] Muster unbekümmerte Originalität vorgewaltet hat: jenes nämlich bey den Italiänern und Franzosen, dieses bey den Engländern und Spaniern. ➢ Volltext.
[69] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. II.2 (1811), 361: Die Spanier spielen in der Geschichte[1] des Mittelalters eine glorreiche Rolle, welche der neidische Undank der neueren Zeit[5] allzu sehr vergessen hat. Als eine verlohrne Vorwacht des bedroheten Europa gegen die Einbrüche der alles überschwemmenden Araber lagen sie auf ihrer Pyrenäischen Halbinsel wie im Felde, ohne fremden[3] Beystand zu immer erneuerten Kämpfen bereit. Die Gründung ihrer christlichen Königreiche, Jahrhunderte hindurch [...] bis zur gänzlichen Verdrängung der Mauren aus Spanien, war ein einziges langes Abentheuer; ja die Rettung des Christenthums in diesem Lande gegen solche Uebermacht schien das Wunderwerk einer höheren als bloß menschlichen Lenkung zu seyn. Gewöhnt immer zugleich für 〈362〉 seine Freyheit[7] und für seine Religion[2] zu fechten, schloß sich der Spanier mit feuriger Inbrunst an diese an, als ein mit edlem Blut theuer erkauftes Erwerbniß. ➢ Volltext.
[70] F. Schlegel, Fragm. Litt. u. Poes. (*1797), KFSA 16, 111, Nr. 322: Als Form hat die επ [epische] offenbar d[en] Vorzug. Sie ist subjectiv-objectiv –/ Die lyrische ist bloß subjectiv, die dramatische bloß objectiv. – Auch romantisirt[1] zu werden ist das alte[10] Epos ganz ausschließend geschickt. Vom Drama läßt s.[ich] nur die neue Komödie romantisiren[1]..
[71] F. Schlegel, Lyc.-Fragm. (1797), 156, Nr. 93: In den Alten[10] sieht man den vollendeten Buchstaben[8] der ganzen Poesie[11]: in den Neuern ahnet[3] man den werdenden Geist[12]. ➢ Volltext.
[72] F. Schlegel, Philolog. II (*1797), KFSA 16, 72, Nr. 131: Die klass.[ischen][7] Metra können absolut nicht nachgemacht werden in den progr.[essiven][5] Sprachen[3]. – In den Neuern hat die Stammsilbe oft forte und im Maaß vertritt s.[ie] die Länge, und eine andere hat die Höhe, den Akzent. Wir zählen 〈73〉 auch im Sprechen die Sylben; die Engl.[änder] schmeißen sie hastig hin. Südl.[iche] und klass.[ische][7] Nazionen[1] mahlen sie ruhig, lassen jedem Klang s.[ein] Recht widerfahren. Hievon liegt der Grund gewiß sehr tief. 〈[...] Das klassische[7/5] Sprechen ist gleichsam ein ruhiges um s.[einer] selbst willen. Das Progr.[essive][5/3] eilt nach einem Ziel.〉.
[73] F. Schlegel, Gespr. Poes. (1800), 77: Von den Altvordern der Nation[1] lernte er [sc. Dante] das eigenste und sonderbarste, das heiligste und das süßeste der neuen gemeinen Mundart[1] zu classischer[3] Würde und Kraft zusammenzudrängen, und so die provenzalische Kunst der Reime zu veredeln [...]. ➢ Volltext.
[74] F. Schlegel, Gesch. d. europ. Lit. (!1803–04), KFSA 11, 85: Für die neueren dramatischen Dichter verdienen wohl die Gegenstände aus der romantischen[13] Zeit[3] den Vorzug. Sie liegt gerade in der 〈86〉 Mitte [...]..
[75] F. Schlegel, an A. W. Schlegel (10. 9. 1804), KJ 1, 150: Die neuesten deutschen Gedichte sind mir ordentlich schwer zu verstehn; ich weiß nicht ob ich schon alt[2] geworden bin, oder ob man dort wirklich so rasend romantisch[14] ist, wie es mir vorkommt..
[76] F. Schlegel, Less. Ged. u. Mein. I (1804), 31: Uebrigens zeigt es sich in dieser Tendenz noch ganz besonders, wie fremd[4] den Menschen die Poesie[1] geworden war; das Kunstgefühl war ihnen ein Phänomen, das sie vor allen Dingen zu begreifen und zu erklären wünschten; wodurch aber weder das Verständniß der Kunst[2] eröffnet, noch auch der Dichter selbst gefördert wird. In neuerer Zeit[3] hat man, besonders seit Kant, einen andern Weg eingeschlagen, und durch Zurückführung eines jeden besondern ästhetischen Gefühls auf das Gefühl des Unendlichen, oder die Erinnerung der Freiheit[10] wenigstens die Würde der Poesie[1] gerettet. Für die Kritik[2] aber ist damit immer nicht viel gewonnen, so lange man den Kunstsinn nur erklären will, statt daß man ihn allseitig üben, anwenden und bilden sollte..
[77] F. Schlegel, Spr. u. Weish. d. Ind. (1808), 34: Noch jetzt sind sehr viele Spuren dieser ältern[1] Sprachform im Deutschen[5], im eigentlichen Deutschen[2] mehr, als im Englischen und in den skandinavischen Mundarten[1] übrig; wenn aber im Ganzen hier das Princip der neuern Grammatik, die Conjugation vorzüglich durch Hülfsverba, die Declination durch Präpositionen zu bilden, herrschend ist, so darf uns dieß um so weniger irre machen, da auch die sämmtlichen aus dem Lateinischen abstammenden romanischen[1] Sprachen[3], wie nicht minder alle hindostanische Mundarten[1], wie sie jetzt noch gesprochen werden, die sich zum Sanskrit etwa eben so verhalten, wie jene zum Lateinischen, eine ähnliche Veränderung erlitten haben. ➢ Volltext.
[78] F. Schlegel, Spr. u. Weish. d. Ind. (1808), 176 f. (177): Bedenke man nur, wie sich die lateinische Sprache[3], anfangs nur dem mittlern Italien eigen, da im Norden Celten, im Süden Griechen wohnten, von diesem kleinen Fleck aus, fast über den ganzen Erdkreis verbreitet hat. Noch in ihren Töchtern, den romanischen[1] Sprachen[3], herrscht sie fast in allen Welttheilen; das Italiänische ist die Handels〈177〉sprache des Morgenlandes[2], wie das Portugiesische der afrikanischen und aller indischen Küsten; das Spanische ist die Sprache[3] des größten Theils der neuen Welt geworden; des gesellschaftlichen Einflusses der französischen Sprache[3], des Gebrauchs der ausgestorbenen lateinischen zur Gelehrsamkeit und in mehren Ländern noch jetzt zur Unterredung und zur Religion[8], (wie das Samskrit, oder wenigstens einzelne Formeln desselben in Siam und Thibet liturgisch gebraucht werden), der beträchtlichen römischen Einmischungen endlich in der englischen, deutschen[2] und wallachischen Sprache[3] gar nicht zu erwähnen. ➢ Volltext.
[79] F. Schlegel, Gesch. d. Lit. (1812), Dt. Mus. 1, 468: So wie die spanische Monarchie bis um die Mitte des siebenzehnten Jahrhunderts die größte und glänzendste in Europa, der spanische Nationalgeist der entwickeltste war, so stand auch die Bühne zu Madrid, der lebendige Spiegel dieses Nationallebens, am frühesten in reichem Flor. Diesen Reichthum und die Fülle der Empfindung hat das übrige Europa immer anerkannt, weniger die eigenthümliche Form und Bedeutung, den eigentlichen Sinn[2] und Geist[12] dieses spanischen Schauspiels. Hätte es auch nur den Vorzug, daß es durchaus romantisch[2] ist, so würde es schon dadurch sehr merkwürdig, es würde lehrreich seyn, an diesem Beyspiel zu sehen, welche Art von dramatischer Dichtkunst denn aus der Ritterpoesie, überhaupt aus der dem neueren Europa und dem Mittelalter eigenthümlichen Richtung der Fantasie[1] hervorgehen könne. ➢ Volltext.
[80] F. Schlegel, Gesch. d. Lit. (1812), Dt. Mus. 1, 477: Da die spanische Dichtkunst überhaupt ohne allen fremdartigen Einfluß und durchaus rein romantisch[7] geblieben ist, da die christliche Ritterpoesie des Mittelalters bey dieser Nation[1] am längsten bis in die Zeiten[3] der neuern Bil〈478〉dung[5] fortgedauert, und die kunstreichste Form erlangt hat, so ist hier wohl der rechte Ort, das Wesen des Romantischen[12/7] überhaupt zu bestimmen. ➢ Volltext.
[81] F. Schlegel, Gesch. d. Lit. (1812), Dt. Mus. 1, 483: Je näher die Litteratur uns tritt, je reicher sie in den neuern Zeiten[3] anwächst, je nothwendiger wird es mir, meine Betrachtung nur auf solche Dichter und Schriftsteller zu beschränken, welche den Gipfel der Sprache[3] und Geistesbildung einer Nation[1] bezeichnen, und welche eben darum auch für das Ganze und für andre Nationen[1] die wichtigsten und lehrreichsten sind. ➢ Volltext.
[82] Chr. F. D. Schubart, Jud. (1789), 652: Den Juden[1] | geht jezt ein günstiges Gestirn nach dem andern auf. In Frankreich wird ihnen die Nazionalversammlung große Freiheiten[8] einräumen; in Preussen wird ihr Würkungskreis immer weiter, und unter Joseph dem Zweiten geniessen sie der höchsten Duldung. [...] Joseph [...] ertheilte [...] allen Juden[1] in seinem Reiche das Stadtrecht, wodurch sie Häuser und Herrschaften kaufen, verkaufen, Edelleute, Freiherren und Grafen, und sogar Landstände werden können, alle bürgerliche Gewerbe zu treiben befugt sind, und in Kriegs- und bürgerlichen Bedienungen angestellt werden sollen und müssen. Die Juden[1] verdienen diese hohe Vorrechte, denn schon lange genug haben sie geächzt unter dem Druke der Nazionen[1]; und doch ist die heilige Wahrheit ausgegangen von ihnen auf uns. Ich hoffe, die Zeit[3] soll nahe seyn, wo Christen und Juden[1] so friedlich beieinander wohnen werden, wie das neue und alte[1] Testament in den christlichen Bibeln; denen es ganz wohl ist – in Einem Bande..
[83] Solger, Rez. A. W. Schlegel (1819), 106: Aus triftigen und genügenden Gründen wird die sogenannte mittlere Komödie als eine besondere Gattung ganz geläugnet, da sie höchstens für einen Uebergang von der alten[1] zur neuen gelten kann..
[84] L. Tieck, Phantasus I (1812), 470: Es war den neusten Zeiten[5] vorbehalten, fuhr Lothar fort, den wundervollen Reichthum des menschlichen Sinnes[6] in dieser Kunst[2] [sc. Musik], vorzüglich in der Instrumental-Musik auszusprechen. In diesen vielstimmigen Compositionen und in den Symphonien vernehmen wir aus dem tiefsten Grunde heraus das unersättliche, aus sich verirrende und in sich zurück kehrende Sehnen, jenes unaussprechliche Verlangen, das nirgend Erfüllung findet und in verzehrender Leidenschaft sich in den Strom des Wahnsinns wirft, nun mit allen Tönen kämpft, bald überwältigt bald siegend aus den Wogen ruft, und Rettung suchend tiefer und tiefer versinkt. Und wie es dem Menschen allenthalben geschieht, wenn er alle Schranken überfliegen und das Letzte und Höchste erringen will, daß die Leidenschaft in sich selbst zerbricht und zersplittert, das Gegentheil ihrer ursprünglichen Größe, so geschieht es auch wohl in dieser Kunst[2] großen Talenten. Wenn wir Mozart wahnsinnig nennen dürfen, so ist der genialische Beethoven oft nicht vom Rasenden zu unterscheiden, der selten einen musikalischen[1] Gedanken verfolgt und sich in ihm beruhigt, sondern durch die gewaltthätigsten Uebergänge springt und der Phantasie[3] gleichsam selbst im rastlosen Kampfe zu entfliehen sucht. | Alle diese neuen tiefsinnigen Bestrebungen, sagte Anton, sind meinem Gemüthe nicht fremd[4], sie tönen wie das Rauschen des Lebensstromes zwischen Felsenufern, der über Klippen und hemmendem Gestein in romantischer[3; 8?] Wildniß musikalisch[3; 7?] braust[.].
[85] L. Tieck, Dichterleben I (1826), 28: Aus dieser Rede kann man allein abnehmen, daß dieser gute Mann keine gelehrte Erziehung genossen hat und auf keiner Universität gewesen ist. Denn das haben wir alle dem Umgang mit den Wissenschaften[2] und der Kenntniß der classischen[7] Autoren zu danken, daß wir von frühster Jugend an in einer größern Welt einheimisch werden, als uns die neuere Zeit[3] bieten kann. Es ist gut, wenn die Menge so denkt, wie jener: aber der ausgebildete oder freie[14] Mann holt seinen wahren Lebensathem aus den alten[10] Republiken herüber, und der hohe Olymp muß immer noch die Wohnung unserer Götter[6] bleiben..
[86] J. H. Voß, F. Stolberg (1819), 20: Diese Ansprüche auf Staatswürden ohne Geschick, diese Gier nach Gemeingut, wozu sie nicht beitragen, diesen Dünkel auf Ahnherren, die keiner kennt, nennen sie erhabenes, ihrem Geschlecht eigenes Ehrgefühl. Solches Ehrgefühls rühmte sich, als warmgeschuheter auf den barfüßigen Freund herabblickend, der Graf Stolberg. Und das in den Tagen, wo neuer Adel[2], gleich Pilzen, aufschoß; wo der Wucherer, der Kriecher, der Hebräer, wo jeder für sein Geld, Stammherr fortaltender Geschlechter ward; wo selbst ein ausländischer, mit entehrender Strafe gezeichneter Edelmann unter die deutschen Reichsgrafen drang, und kein Reichsgraf dagegen murrte! Klopstock sagte mir einst: „Der Adel[2] spricht eine moralische Erbschaft an; er muß also mit den etwanigen Tugenden der Ahnherrn auch die sämtliche Schuldenlast ihrer Untugenden übernehmen, von den Vorzeiten der rohen Kraft herab, bis zu den neuesten der rohen Untüchtigkeit. Wen schauert nicht vor einem mit so überschwänglicher Schuld belasteten Erbnehmer!“ ➢ Volltext.
[87] Waagen, Kunstw. Erzgeb. (*1839; 1843), 4: Mit vieler Befriedigung betrachtete ich zwölf für die Aula des leipziger Augusteums von dem liebenswürdigen und talentvollen Professor Rietschel ausgeführte Reliefs, welche grade ausgestellt waren. Es sind in denselben die Hauptmomente menschlicher Cultur[4] von der ältesten[1] vorgeschichtlichen bis zur neuesten Zeit[3] veranschaulicht worden. Die Erfindungen sind meist glücklich, der Styl des sehr erhabenen[1] Reliefs sehr gut, die Angabe der Theile einsichtig auf den hohen Standort, wofür sie bestimmt sind, berechnet..
[88] Wienbarg, Aesth. Feldzg. (1834), 184 f. (185): Goethe vergleicht [...] sehr richtig die französische Sprache[3] mit ausgeprägter Scheidemünze, die jeder in der Tasche bei sich trägt und der er sich auf das schnellste im Handel und Wandel bedienen kann, die deutsche aber mit einer Goldbarre, die sich ein jeder erst münzen und prägen muß; woher es auch ein gewöhnlicher Fall, daß der gemeinste Franzose rasch und fließend spricht, da er seine Wörter[1] ungezählt nur so ausgibt, der Deutsche aber, selbst der gebildete, sich nur selten so rund und voll auszudrücken vermag, als er wohl wünscht. Demselben Umstande hat die französische Prosa[1] ihre Vollkommenheit zu verdanken und sie, die Prosa[1], ist es vor allen Dingen, was den Ruhm und auch den Wert der französischen Literatur gegründet hat, obwohl darüber noch 〈185〉 manche im unklaren sind und die französische Poesie[3], die Trauerspiele eines Corneille, Racine, die gereimten Lustspiele eines Moliere, die Henriade eines Voltaire usw. für die einflußreichsten und am meisten klassischen[3] Produkte der französischen Literatur erachten. Ich weiß nicht, ob die Franzosen ein rein poetisches[4] Produkt zustande gebracht haben, ich wüßte keins, wo nicht der Redner den Poeten überwöge oder wenigstens ihm den Rang abzulaufen versuchte; selbst in der neuesten[3/7] romantischen[14] Schule, an deren Spitze Viktor Hugo steht, und die ohne Zweifel an poetischem[4] Gehalt die altfranzösisch klassische[4/8?] überflügelt, spielt die Rhetorik, die Floskelei, die Tiradensucht die Hauptrolle..
162337 Besucher bislang. ::
Admin Login