Wortliste
Adel
Brief
Buchstabe
Dialekt
Freiheit
Ironie
ironisch
klassisch
Kritik
Ohr
progressiv
romantisch
Tier
Witz
Brief
Buchstabe
Dialekt
Freiheit
Ironie
ironisch
klassisch
Kritik
Ohr
progressiv
romantisch
Tier
Witz
Struktur
Semantik
Belege
[1]
Ahlefeld, Ges. Erz. I (1822), 77: [I]hre Geburt – ein Umstand, der dem ahnenstolzen Minister wohl wichtiger, als das Vermögen seyn mochte – stellte sie durch alten und untadelhaften Adel[1] dreist an seine Seite.
[2] A. v. Arnim, Caboga (1826), 458: Auf, frisch, dir lös' ich gleich die Fesseln mit meiner alten Schlösserpraktik.
[3] Hegel [Hotho], Aesth. I (1835), 208: In dieser Weise hat z. B. die holländische Malerei die vorhandenen flüchtigen Scheine der Natur[2] als vom Menschen neuerzeugte zu tausend und aber tausend Effekten umzuschaffen gewußt. Sammet, Metallglanz, Licht, Pferde, Knechte, alte[2] Weiber, Bauern aus Pfeifenstummeln den Rauch heraus blasend, das Blinken des Weins im durchsichtigen Glase, Kerle in schmutzigen Jacken mit alten[1] Karten spielend, solche und hunderterlei andere Gegenstände, um welche wir uns im alltäglichen Leben kaum bekümmern, da uns selbst, wenn auch wir Karten spielen, trinken und von die〈209〉sem und Jenem schwatzen, noch ganz andre Intressen ausfüllen, werden uns in diesen Gemälden vors Auge gebracht. ➢ Volltext
[4] Herder, Gesch. d. Menschh. III (1787), 51: [D]a [...] die meisten Menschen[1], und noch mehr die großen Staatskörper, sehr harte, eiserne Thiere[7] sind, denen die Gefahr nah ankommen müßte, ehe sie ihren alten 〈52〉 Gang ändern: so bleibt ohne Wunder und Zeichen alles, wie es ist [...].
[5] Herder, Gesch. d. Menschh. IV (1791), 65: Daher die vielen untergeschobenen Schriften der Apostel und Kirchenväter: daher die zahlreichen Erdichtungen von Wundern, Märtyrern, Schenkungen, Constitutionen und Decreten, deren Unsicherheit durch alle Jahrhunderte der ältern und mittlern Christengeschichte, fast bis zur Reformation hinauf, wie ein Dieb in der Nacht fortschleichet.
[6] Hölderlin, Hyp. II (1799), 117: Es ist auf Erden alles unvollkommen, ist das alte Lied der Deutschen. Wenn doch einmal diesen Gottverlaßnen einer sagte, daß bei ihnen nur so unvollkommen alles ist, weil sie nichts Reines unverdorben, nichts Heiliges unbetastet lassen mit den plumpen Händen, daß bei ihnen nichts gedeiht, weil sie die Wurzel des Gedeihns, die göttliche Natur[19] nicht achten, daß bei ihnen eigentlich das Leben schaal und sorgenschwer und übervoll von kalter stummer Zwietracht ist, weil sie den Genius verschmähn, der Kraft und Adel[5] in ein menschlich Thun, und Heiterkeit[3] ins Leiden und Lieb' und Brüderschaft den Städten und den Häußern bringt. ➢ Volltext
[7] Immermann, Epigon. (1836), W 2, 358: Das Bild der heiligen Cäcilia, augenscheinlich der ältesten Kunstepoche angehörend, wenn hier nicht etwa eine geschickte moderne[9] Nachahmung sich ins Mittel geschlagen hatte, sah von einem Pfeiler hernieder.
[8] Jean Paul, Hesp. II (1795), 21: Unser arme Held [...] betrug sich so ernsthaft wie der ältere und jüngere Kato zugleich.
[9] Jean Paul, Vorsch. Ästh. II (1804), 519 f. (520): Die neu-deutschen Wörter[1] haben zwei große Fehler, erstlich daß sich selten Verba und Adjektiva aus ihnen oder umgekehrt machen lassen [...] 〈520〉 [...]; der zweite Fehler ist, daß das neue[1] Wort[1] nur den Gattungs-Sinn, selten den abgeschnittenen individuellen lebendigen des alten zuträgt und daß es folglich dem Witze[2], dem Feuer und der Kürze den halben Wort[1]-Schatz ausplündert. Z. B. Etwas „Alterthümliches“ für „Antike[3]“ ist das Geschlecht statt der Unterart, ja statt des heiligen Individuums; und womit soll uns diese kostbare Anschauung erstattet werden?
[10] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 329: Da es bloß etwas Verneinendes war, was die neuere[3] Komödie veranlaßte, nämlich die Aufhebung der politischen Freyheit[9] der alten, so ist es leicht begreiflich, daß ein Mittelzustand des Schwankens und Suchens nach Ersatz Statt gefunden haben wird, bis sich eine neue[1] Kunstform entwickelt und festgesetzt hatte. ➢ Volltext
[11] Adelung, Gramm.-krit. Wb. II (21796), 1063: Heide, [...] eine Person, welche außer der Erkenntniß[4] des wahren Gottes[1] lebet, ein Ungläubiger in weitern Verstande[7]; daher im alten Testamente alle Völker[1] außer den Juden[1], heut zu Tage aber alle außer den Juden[1], Christen und Türken, Heiden genannt werden, ob man gleich in den mittlern Zeiten[3] auch die Türken mit zu den Heiden zu zählen pflegte. In einigen Gegenden sind die Zigeuner unter dem Nahmen der Heiden in engerer Bedeutung bekannt..
[12] Adelung, Gramm.-krit. Wb. II (21796), 1443: In weiterer und gewöhnlicherer Bedeutung werden alle Glieder des ehemahligen Israelitischen Volks[1], und die Bekenner der Religion[1] derselben, Juden[1], und auf eine bestimmtere Art, die ältern Juden[1] genannt, zum Unterschiede von den heutigen und neuern[3] Juden[1], welche ein Überrest der erstern sind, und am häufigsten auch nur Juden[1] schlechthin genannt werden..
[13] A. v. Arnim, Isabella (1812), 154: [Z]ugleich solle er beschwören, daß er des Allrauns Ältern gekannt, die im Lande Hadeln als gute Christen und alter Adel[2] bekannt gewesen. .
[14] A. v. Arnim, Loch (1813), 15: Ich bin ein Ritter von altem Adel[1], | Ich bin der Ritter ohne Furcht und Tadel, | Ich bin ein Ritter von der Tafelrund. .
[15] B. v. Arnim, Frühlingskr. (*1800–04; 1844), 283 f. (284): Ich hab zwar gar keine Neigung daß etwas vorgehen soll, aber doch wie lezt in der Blaufärberei am Kanal Feuer ausbrach, machte mir das ein unendliches Vergnügen; damit stimmte das Volk[5] mit seinem Schauspielertalent überein. – Eine Verzweiflungs- und Jammergeschrei-Comödie, gewürzt mit den ausgelassensten Scherzen; das ganze war unwiderstehlich, ich bedauerte daß es nicht schicklich war mitzuspielen, sondern nur zuzuhören. [...] Der Blaufärber hatte die großmüthigste Gleichgültigkeit bei diesem Veraschen seiner Einbläuung, und es kamen die närrischsten Witze[4] vor bei der Judenspritze, bei welcher der Blaufärber selber stand und sie fortwährend dirigirte gegen die zwei uralte Linden in seinem Hof, die sein Ururgroßvater, der auch Blaufärber war, gepflanzt hatte, unter denen der Färber seine Hochzeit gehalten. – Wenn ihr mir die erhaltet, sagte er zu den Juden[1], so schenk ich euch zwanzig Thaler. – Nun wurden die Juden[1] so feurig, lauter arme Lumpen! – Es gab ein Gezänk mit der Polizei, sie wollte auf die unnützen Linden kein Wasser verwendet haben, die Juden[1] schrieen mörderlich, als man ihnen den Schlauch entriß, nach dem Blau〈284〉färber; der kam herbei und mußte ihn wieder erobern. „Was solle die alte Bääm[“], sagt der Herr Bolezei! – Wie, Herr Polizei! – Sie schmähen die alten Linden, das Wahrzeichen von Offenbach? – Ei do könnt ganz Offebach abbrenne und die Wahrzeiche bliebe alleen stehe. Die könnten doch das Maul nicht ufthun und erzähle daß Offebach da gestane hat. ➢ Volltext.
[16] B. v. Arnim, Frühlingskr. (*1800–04; 1844), 444: Wie dieser Dekrete ausfertigt und jener auf den Rednerstuhl tritt, so ist der Clemens dazu bestimmt durch sein Leben, das sich in die Begeisterung des Witzes[1/2], der Philosophie, des Eifers und der Experimentenlust verzweigt, die Menschen zu wecken und in der dunklen Kammer eine Kerze anzuzünden, manches Neue[1] alt[7] und manches Alte[1] neu[2] zu machen [...]. ➢ Volltext.
[17] Börne, Schild. Paris IX (1823), SS 2, 44: Die Ultras nämlich suchen die romantische[[[[BedeutungsVerweis ID='43' Anzeige='12' Formatierung='1']]]/[[[BedeutungsVerweis ID='103' Anzeige='14' Formatierung='1']]]/[[[BedeutungsVerweis ID='276' Anzeige='8' Formatierung='1']]]] Literatur aufzubringen und befördern hierdurch den Protestantismus der Wissenschaft und Kunst; die Liberalen hingegen suchen den alten blinden Glauben an die klassische[[[[BedeutungsVerweis ID='27' Anzeige='7' Formatierung='1']]]/[[[BedeutungsVerweis ID='36' Anzeige='8' Formatierung='1']]]] Literatur in Achtung zu erhalten; denn beide politische Parteien kennen zwar ihr Ziel, aber nicht ihren Weg. Den Ultras gefällt die romantische[[[[BedeutungsVerweis ID='43' Anzeige='12' Formatierung='1']]]/[[[BedeutungsVerweis ID='103' Anzeige='14' Formatierung='1']]]/[[[BedeutungsVerweis ID='276' Anzeige='8' Formatierung='1']]]] Literatur, weil sie glauben, die in romantischen[[[[BedeutungsVerweis ID='43' Anzeige='12' Formatierung='1']]]/[[[BedeutungsVerweis ID='103' Anzeige='14' Formatierung='1']]]/[[[BedeutungsVerweis ID='276' Anzeige='8' Formatierung='1']]]] Dichtungen zuweilen vorkommenden Nebel, Gespenster, Kreuze und Jammer wären das Wesentliche dabei, und das alles sei dienlich, das Volk[[[[BedeutungsVerweis ID='153' Anzeige='5' Formatierung='1']]]] furchtsam, abergläubisch, verliebt und dumm zu machen. Aus denselben Gründen sind die Liberalen der romantischen[[[[BedeutungsVerweis ID='43' Anzeige='12' Formatierung='1']]]/[[[BedeutungsVerweis ID='103' Anzeige='14' Formatierung='1']]]/[[[BedeutungsVerweis ID='276' Anzeige='8' Formatierung='1']]]] Literatur abgeneigt..
[18] Börne, Immermann [Tirol] (1829), SS 1, 345 f. (346): Als Hofer vor der Schlacht am Berge Isel mit etwas gesalbter feierlicher Lustigkeit, nach Art des Königs 〈346〉 David, Wein trinkt aus einem silbernen Pokale, auf dessen Deckel das alte Schloß Tirol eingegraben war, bewegt ihn dieser Anblick, denn – sagt er – das erinnere an | Die Freiheiten[8], die Recht' und Privilegien | Der sel'gen, gnäd'gen Frauen Margarete. | Wir sind froh, die Quelle der Anhänglichkeit der Tiroler für ihren alten Landesherrn endlich gefunden zu haben, ob sie zwar publizistisch ist und trübe. Ein schlichter Landmann braucht es freilich nicht zu wissen, daß Freiheit[6/7] besser sei als Freiheiten[8], Gerechtigkeit besser als Rechte, und besser Gleichheit als Privilegien..
[19] Börne, Brf. Paris I (1832), 147: Es war ein Kampf zwischen der alten classischen[8] und 〈148〉 der neuen[3] romantischen[14] Parthei in der Politik, und letztere, die schwächste, weil sie die jüngste und unerfahrenste ist, unterlag. Die romantische[14] Parthei will individuelle Freiheit[5], die classische[8] nur nationelle haben..
[20] Brockhaus, Conv.-Lex. I (1809), 87: Arthur oder Artus [...] ist [...] mit seinen Rittern einer der ältesten Helden der romantischen[12/1?] Dichtkunst..
[21] Brockhaus, Conv.-Lex. VII (1809), 127: Merkwürdig endlich und segensreich sind Bodmers Verdienste um die deutsche Literatur. Er ist gewissermaßen der erste deutsche Kritiker im Felde der Kunst[11], der schönen[2] Wissenschaften und Literatur; er bahnte den Weg, auf welchem späterhin Lessing ging, und widersetzte sich zuerst Gottsched und seinen Jüngern; hob, schützte und vertheidigte die aufblühenden Genies[4], Wieland, Gleim, Klopstock u. s. w., brachte alte vergeßne Dichter, als Canitz, Opitz, Wernicke und die Minnesänger wieder ans Licht, machte die Deutschen mit Miltons verlornem Paradiese bekannt, übersetzte den Homer und fuhr bis an sein Ende fort, mündlich und schriftlich das Wohl der deutschen Literatur zu pflegen. Er versuchte sich selbst als Dichter, z. B. in der Noachide, war aber, wie alle Kritiker, als eigner Schöpfer nicht glücklich. Es konnte übrigens nicht fehlen, daß er sich durch seine bisweilen wirklich harte und eigensinnige Kritik[2] auch viele Feinde zuzog..
[22] Brockhaus, Bild.-Conv.-Lex. I (1837), 23: Zum Beweise alten Adels[1] wird die Ahnenprobe [...] erfodert, z. B. bei Erwerbung von gewissen Ämtern, Pfründen, Orden und besonders früher zur Turnierfähigkeit. – Der Adel[1] geht verloren durch ein Strafurtheil, welches Ehrlosigkeit und den Verlust des Adels[1] ausspricht, ferner durch freiwilliges Aufgeben desselben, oder stillschweigend durch Betreibung bürgerlicher Gewerbe (nicht aber durch Großhandel) und durch Verheirathung einer Adeligen an einen Bürgerlichen. Die Erneuerung eines lange Zeit[6] nicht gebrauchten Adels[1] geschieht durch den Regenten nach dem Beweise, daß der Adel[1] weder aufgegeben noch verloren worden sei..
[23] Brockhaus, Bild.-Conv.-Lex. II (1838), 97: Die Fesseln der Akademie wurden zerbrochen, und wenn auch die moderne[9] Literatur Frankreichs, welche sich als romantische[14] Schule gegen die alte classische[8] geltend gemacht hat, im Allgemeinen, statt wahrhaft frei[11] zu sein und damit die Gesetze der wahren Schönheit[1] an sich auszubilden, einer zügellosen Willkür anheimgefallen ist, so ist doch die Möglichkeit zum Trefflichsten und zum Theil dieses selbst in seinen Anfängen vorhanden. .
[24] Eichendorff, Marmorbild (1818), 389: In einer großen Einsamkeit lag da altes verfallenes Gemäuer umher, schöne[1], halb in die Erde versunkene Säulen und künstlich[1] gehauene Steine, alles von einer üppig blühenden Wildniß grünverschlungener Ranken, Hecken und hohen Unkrauts überdeckt..
[25] Eichendorff, Dicht. u. Ges. (1834), 15: Walter fühlte sich recht wie ein Vogel, der aus dem Käfig entflohen. Er war fast ausgelassen heiter[5], schwenkte den Hut in der Luft, und stimmte alte Studentenlieder an, so daß es den beiden Reitern vorkam, als wären sie nie getrennt gewesen, und zögen nur eben wieder aus dem Thor von Heidelberg den grünen Bergen zu..
[26] Fichte, Urth. d. Publ. (1793), 260: „Alle alten[9] Völker[1] haben ihren Adel[2] gehabt,“ sagen Staatsmänner, die man zugleich für große Geschichtskundige hält; und lassen uns daraus in aller Stille folgern, daß der Adel[2] so alt[1] sey, als die bürgerliche Gesellschaft, und daß in jedem wohlgeordneten Staate einer seyn müsse. Es ist sonderbar, daß eben diese Männer, bei denen die Nothwendigkeit des Adels[2] in jedem Staate sich von selbst versteht, – wenn sie sich etwa zum Ueberflusse noch darauf einlassen, den Ursprung des heutigen Adels[2] zu erklären, sich in Muthmaßungen verlieren, die sie auf nichts, als auf andere Muthmaßungen, stützen können. | Ich rede nicht vom persönlichen Adel[3] – von der Berühmtheit oder den Vortheilen, die der große Mann durch eigene Thaten sich erwirbt; ich rede, wie man es will, vom Erbadel, von der Berühmtheit oder den etwani〈261〉gen Vortheilen, die er durch das Andenken dieser seiner Thaten auf seine Nachkommen überliefert..
[27] Fichte, Red. Dt. Nat. (1808), 335: Nachdem dieser Punct [sc. goldenes Zeitalter] erreicht ist, kann das Volk[1] nicht mehr, denn entweder seine gelungensten Meisterstücke verändert wiederholen, also, dass sie aussähen, als ob sie etwas Neues[1] seyen, da sie doch nur das wohlbekannte Alte sind; oder, wenn sie durchaus neu[1] seyn wollen, zum Unpassenden und Unschicklichen ihre Zuflucht nehmen, und ebenso in der Dichtkunst das Hässliche[1] mit dem Schönen[1] zusammenmischen, und sich auf die Carricatur und das Humoristische legen, wie sie in der Prosa[2] genöthigt sind, die Begriffe[1] zu verwirren und Laster und Tugend mit einander zu vermengen, wenn sie in neuen[1] Weisen reden wollen..
[28] Goethe, an C. J. L. Iken (27. 9. 1827), WA IV, 43, 81 f. (82): Es ist Zeit[8], daß der leidenschaftliche Zwiespalt zwischen Classikern[3] und Romantikern[3] 〈82〉 sich endlich versöhne. Daß wir uns bilden ist die Hauptforderung; woher wir uns bilden wäre gleichgültig, wenn wir uns nicht an falschen Mustern zu verbilden fürchten müßten. Ist es doch eine weitere und reinere Umsicht in und über griechische[2] und römische Literatur, der wir die Befreyung aus mönchischer Barbarey zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert verdanken! Lernen wir nicht aus dieser hohen Stelle alles in seinem wahren, ethisch-ästhetischen Werthe schätzen, das Älteste wie das Neuste[3]!.
[29] v. d. Hagen, Vorr. Nibel. (1810), VII: Gegenwärtige Ausgabe des Liedes der Nibelungen in der Ursprache, zu welcher sich meine frühere Bearbeitung desselben nur wie eine Übersetzung verhält, soll, nach beßtem Wissen und Vermögen, eine wirklich und durchaus kritische[4] sein, in der Art, wie wir sie von den Werken des Griechischen[1] und Römischen Alterthums[2] haben. Über die Anwendung dieser Kritik[3] auf ein altes vaterländisches Werk wird es bei dem vorliegenden, dessen Klassizität vor allen andern schon anerkannt ist, keiner Rechtfertigung bedürfen, und eben so wenig eines Beweises, daß eine solche Bearbeitung hier nöthig sei: denn hoffentlich ist das Nibelungen Lied alt und schwierig genug dazu; noch mehr, als etwa, für ihre Landessprache, Shakspeare und Dante..
[30] v. d. Hagen, Vorr. Nibel. (1810), VII f.: Es ist hier nicht die Rede von jener höheren Kritik[3], von einer historischen und literarischen Untersuchung der Entstehung, Ausbildung und mannichfaltigen Darstellung der Fabel, kurz, einer vollständigen Geschichte[4] des ganzen alten[1] Werkes, nach Inhalt, Sprache[4] und Form. Eine solche beabsichtigte ich schon in der vorlängst versprochenen Einleitung zu den Nibelungen, und ich werde sie gewiß nicht schuldig bleiben: sie hat sich indessen von selber, durch den innigen Zusammenhang des Ganzen, zu ei〈VIII〉nem eigenen Werke über den gesammten nazionalen Fabelkreis erweitert. Hier meine ich nur die einzele Sprach- und Wort-Kritik, zur wahren Darstellung und Berichtigung des Textes; welche im Grunde freilich auch nicht ohne jene bestehen kann. In Beziehung auf diese bestimmt aber das berührte Verhältniß des alten[1] Heldenliedes zu unserer, wie sehr auch veränderten, doch immer noch lebenden Sprache[3], auf mannichfache Weise die Anwendung dieser, für das fast ganz in sich abgeschlossene Alterthum[2] der todten Sprachen[3] am vollkommensten ausgebildeten Wissenschaft; – durch welches Verhältniß, zur Begegnung übelwollender Beurtheilungen gesagt, zugleich die eigenthümliche Art und Weise jener Übertragung dieses und anderer ähnlicher Werke bedingt, auch durch den Erfolg als trifftig bewiesen ist. Die Arbeit ist hier, beides, leichter und schwerer, willkürlicher und gebundener, als bei den alten[10] Klassikern: jenes, weil so vieles von der alten[1] Muttersprache doch wirklich noch lebt; dieses, weil Zeit[1] und Ort so vieles in der Bedeutung verändert haben, daß man durch die gegenwärtige gar oft getäuscht wird; – eben so wie bei dem Verständniß einer nahe verwandten Sprache[3]..
[31] v. d. Hagen, Vorr. Nibel. (1810), XIII: Unter diesen Umständen bleibt hier für eine kritische[4] Ausgabe nichts anderes übrig, als die älteste Handschrift, welche die stärkste Vermuthung der Ursprünglichkeit für sich hat, zum Grunde zu legen. Solches ist denn auch bei den Nibelungen geschehen und im Ganzen die Hohen Emser Handschrift für die älteste und ächteste angenommen; die anderen, und für jetzo besonders die Münchener, sind jedoch stark zu Rathe gezogen: einmal, weil sie gewiß nicht viel jünger sind, und dann, weil das Nibelungen Lied, gleich dem edlem Golde, durch sich selber und seine eigene Trefflichkeit, sich viel reiner erhalten hat, als viele andere Werke jener Zeit, und namentlich die meisten der noch übrigen Nazionalgedichte. Der eigene Umstand, daß es, eben so unbegreiflich als unverantwortlich, bald nach seiner herrlichen Erscheinung in der jetzigen Gestalt, bis in die neueste[3] Zeit[3], fast gänzlich verschollen und vergessen war, ist, wiewohl für das Deutsche Volk[1] ein nicht zu berechnender Verlust, doch für das Gedicht selbst als ein Glück zu achten, indem es dadurch der besonders verderblichen Hand der späteren Abschreiber entzogen, und so wahrscheinlich der Untergang der guten alten Handschriften verhindert wurde..
[32] v. d. Hagen, Zueign. Nibel. (1810), VI: Wenigstens wird das alte vaterländische Heldenlied selbst [...] Ihrer nicht unwürdig sein; so wie diese mit allem, was an mir ist, unternommene Herstellung desselben, auch als der erste Versuch kritischer[4] Bearbeitung eines Altdeutschen Werkes, sich wohl Ihre und aller Geneigten gütige und nachsichtige Aufnahme versprechen darf..
[33] Hegel [Hotho], Aesth. I (1835), 203: In der romantischen[12/4] Kunst[10] zwar geht die Zerrissenheit und Dissonanz des Innern weiter, wie in ihr überhaupt die dargestellten Gegensätze sich vertiefen, und deren Entzweiung kann festgehalten werden. So bleibt z. B. die Malerei[1] in der Darstellung der Leidensgeschichte zuweilen beim Ausdruck des Hohns in den Zügen der peinigenden Kriegsknechte bei dem scheußlichen Verzerren und Grinsen der Gesichter stehn, und mit diesem Festhaften an der Entzweiung besonders in Schildrung des Lasterhaften, Sündlichen und Bösen geht dann die Heiterkeit[3] des Ideals verloren, denn wenn auch die Zerrissenheit nicht in jener Festigkeit bleibt, so tritt doch häufig, obschon nicht jedesmal Häßlichkeit, doch wenigstens Unschönheit an die Stelle. In einem andern Kreise der älteren Niederländischen Malerei[2] zeigt sich wohl in der Rechtschaffenheit und Treue gegen sich selbst, ebenso in dem Glauben und der unerschütterlichen Sicherheit eine Versöhnung des Gemüths in sich, aber bis zur Heiterkeit[3] und Befriedigung des Ideals bringt es diese Festigkeit nicht. Dennoch kann auch in der romantischen[12] Kunst[10] obgleich das Leiden und der Schmerz in ihr das Gemüth und subjektive Innre tiefer als bei den Alten[10] trifft, eine geistige Innigkeit, eine Freudigkeit in der Ergebung, eine Seligkeit im Schmerz und Wonne im Leiden, ja eine Wollust selbst in der Marter zur Darstel〈204〉lung kommen. ➢ Volltext.
[34] Hegel [Hotho], Aesth. I (1835), 206: Die bildliche und äußerliche Seite nun, welche dem Ideal ebenso nothwendig ist als der in sich gediegene Inhalt, und die Art der Durchdringung beider führt uns auf das Verhältniß der idealen Darstellung der Kunst[10] zur Natur[20]. [...] In dieser Beziehung ist der alte immerfort sich erneuernde Zwist, ob die Kunst[10] natürlich[6] im Sinne[1] des Vorhandenen Aeußeren darstellen, oder die Naturerscheinungen verherrlichen und verklären solle, noch nicht beigelegt. Recht der Natur[20] und Recht des Schönen[1], Ideal und Naturwahrheit – in solchen zunächst unbestimmten Wörtern[1] kann man ohne Aufhören gegeneinanderreden. Denn das Kunstwerk[2] soll allerdings natürlich[6] seyn, aber es giebt auch eine gemeine, häßliche[1] Natur[20], diese soll nun wiederum nicht nachgebildet werden, andrer Seits aber – und so geht es ohne Ende und festes Resultat fort. ➢ Volltext.
[35] Hegel [Hotho], Aesth. III (1838), 105: In der freieren[11] Entfaltung [...] der italienischen Malerei haben wir [...] einen anderen Charakter[1] der Kunst[4] aufzusuchen. Außer dem religiösen Inhalt des alten und neuen[3] Testaments und der Lebensgeschichten von Märtyrern und Heiligen entnimmt sie ihre Gegenstände größtentheils nur aus der griechischen[2] Mythologie, selten dagegen aus den Ereignissen der Nationalgeschichte, oder [...] aus der Gegenwart und Wirklichkeit des Lebens; gleich selten, spät und vereinzelt erst, aus der landschaftlichen Natur[2]. Was sie aber für die Auffassung und künstlerische Ausarbeitung des religiösen Kreises vornehmlich hinzubringt, ist die lebendige Wirklichkeit des geistigen und leiblichen Daseyns, zu welcher jetzt alle Gestalten sich versinnlichen und beseelen. Für diese Lebendigkeit bildet von Seiten des Geistes[19] jene natürliche[2] Heiterkeit[4], von Seiten des Körpers jene entsprechende Schönheit[1] der sinnlichen Form das Grundprincip, welche für sich, als schöne[1] Form schon, die Unschuld, Frohheit, Jungfräulichkeit, natürliche[2] Grazie des Gemüths, Adel[5], Phantasie[1] und eine liebevolle Seele ankündigt. ➢ Volltext.
[36] Hegel [Hotho], Aesth. III (1838), 119 f. (120): Bei der Fülle der durcheinandertreibenden Gestalten und der überwiegenden Rohheit der Charaktere[7] fehlt es solchen Gemälden auch leicht an innerer Harmonie, sowohl der Komposition als auch der Färbung, so daß man besonders beim ersten Wiederaufleben des 〈120〉 Geschmacks an älterer deutscher Malerei, bei der im Ganzen geringeren Vollendung der Technik viele Verstöße in Rücksicht auf die Entstehungszeit solcher Werke gemacht hat. Man hielt sie für älter als die vollendeteren Gemälde der eyckischen Epoche, während sie doch größtentheils in eine spätere Zeit[3] fallen. ➢ Volltext.
[37] Heine, Romant. Schule (1836), 164: Mit den ernsten Disciplinen hatte sich Herr Tieck nie sonderlich befaßt. Er studirte moderne[1] Sprachen[3] und die älteren Urkunden unserer vaterländischen Poesie[1]. Den klassischen[7] Studien soll 〈165〉 er immer fremd[4] geblieben seyn, als ein ächter Romantiker[3]. ➢ Volltext.
[38] Heinse, H. v. Hohenth. I (1795), SW 5, 137: Herr von Wolfseck, ein stattlicher Mann, von altem Adel[1], großem Reichthum und vielen Gütern, dessen Vater des Fürsten rechte Hand ist, verlangt Dich zu besitzen, und sich mit unsrer Familie zu verbinden..
[39] Heinzelmann, Grds. d. Wortf. (1798), 143 f. (144): Ob es [...] 〈144〉 gleich keine eigentliche Muttersprache[2] in den jetzt noch übrigen Sprachen[3] giebt, so scheint mirs doch, daß unsere teutsche Sprache[3], und besonders die niederteutsche Mundart[1] derselben, vorzüglich als Mutter der lateinischen und griechischen könne betrachtet, und zur Erklärung und Auflösung der Wörter[1] in denselben am geschicktesten sey. Denn sie ist erstlich der ältesten allgemeinen Sprache[3] von Europa, die man nachher die celtische nannte, welche ich für die Urquelle aller übrigen halte, am ähnlichsten geblieben. Zweitens sind ihre Wörter[1] nicht so in einander geschmolzen und verbunden; auch ist der Ton[2] von der Hauptsylbe nicht abgewichen; kurz sie ist natürlicher[4] und ihrer Mutter getreuer geblieben, z. B. [...] fenestra, fr. fenetre von fente Oeffnung oder offen, d. i. auf uf 'fgewendet, 'f'wendet, und von Thür [...]. Hier ist in fenetre zur Milderung der Aussprache, um das Zusammenstoßen zweier Mitlauter zu vermeiden, ein e zwischen geschoben, und der Ton[2] von der Hauptsylbe auf dies e hinüber gezogen..
[40] Heinzelmann, Grds. d. Wortf. (1798), 146: Wir gehen [...] von alten Bedeutungen der Wörter[1] unvermerkt zu neuen[1] über, indem wir uns bei eben demselben oft nur ein wenig veränderten Tone[8] etwas anderes denken. So macht es ja der gemeine Haufe noch jetzt mit den fremden[1] Wörtern[1], bei denen er sich gar nichts denken kann [...]. Es finden sich immer [...] solche Wörter[1], deren Ton[8] und Bedeutung zugleich zufälligerweise mit einem andern zusammenpassen [...]..
[41] Herder, Urspr. d. Spr. (1772), 11: Die ältesten Morgenländischen Sprachen[3] sind voll von Ausrüfen, für die wir spätergebildeten Völker[1] oft nichts als Lücken, oder stumpfen, tauben Misverstand haben. ➢ Volltext.
[42] Herder, Urspr. d. Spr. (1772), 87: Was so viele Alten[10] sagen und so viel Neuere[5] ohne Sinn[2] nachgesagt, nimmt hieraus sein sinnliches Leben: „daß nemlich Poesie[11] älter[1] gewesen, als Prosa[2]!“ denn was war diese erste Sprache[3] als eine Sammlung von Elementen der Poesie[[11]? Nachahmung der tönenden, handelnden, sich regenden Natur[2]! [...] Ein Wörterbuch der Seele, was zugleich Mythologie und eine wun〈88〉derbare Epopee von den Handlungen[1] und Reden aller Wesen ist! Also eine beständige Fabeldichtung mit Leidenschaft und Interesse! – Was ist Poesie[11] anders? ➢ Volltext.
[43] Herder, Gesch. d. Menschh. I (1784), 45: Amerika ist vielleicht auch deswegen voll so viel kleiner Nationen[1], weil es nord- und südlich mit Flüssen, Seen und Bergen durchschnitten und zerhackt ist. Seiner Lage nach ists von außen das zugangbarste Land, da es aus zwei Halbinseln bestehet, die nur durch einen engen Isthmus zusammenhangen, an dem die tiefe Einbucht noch einen Archipelagus von Inseln bildet. Es ist also gleichsam ganz Ufer; und daher auch der Besitz fast aller europäischen Seemächte sowie im Kriege immer der Apfel des Spiels. Günstig ist diese Lage für uns Europäische Räuber; ungünstig war seine innere Durchschnittenheit für die Bildung[5] der alten[5] Einwohner. Sie lebten von einander durch Seen und Ströme, durch plötzlich abbrechende Höhen und Tiefen zu sehr gesondert, als daß die Cultur[7] Eines Erdstrichs oder das alte[1] Wort[2] der Tradition ihrer Väter sich, wie in dem breiten Asien, hätte bevestigen und ausbreiten mögen..
[44] Herder, Gesch. d. Menschh. I (1784), 46: Das einzige mittelländische Meer, wie sehr ist es die Bestimmerin des ganzen Europa worden! so daß man beinah sagen kann, daß dies Meer allein den Ueber- und Fortgang aller alten und mittlern Cultur[4] gemacht habe..
[45] Herder, Gesch. d. Menschh. IV (1791), 268: Die starken Körper unsrer Vorfahren sind sowohl aus der Geschichte[5], als aus ihren Gräbern und Rüstungen bekannt; ohne sie kann man sich auch die alte und mittlere Geschichte[3] Europa's schwerlich denken..
[46] Herder, Bef. d. Hum. IX (1797), 12: Als aus der alten Romanischen[1] Sprache[3] die Französische sich mit ihren Schwestern, der Italiänischen, Castilianischen, Gallicischen u. f. bildete, zeigte sich bald ihr Charakter[1]..
[47] Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. I (1834), 237: Antike[4], Antiken[3], (vom lateinischen Worte[1] antiquus, längst verflossen, alt[1]) die Kunst[2] der Alten[10], Alterthümer[5]; im scharfen 〈238〉 Gegensatze zur Kunst[2] der Neuen[5] zur modernen[1] oder romantischen[12] Kunst[2]..
[48] Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. IV (1835), 207: Nach der Wiedereinsetzung der alten Bourbon’schen Dynastie regte sich ein neuer[1] Geist[14]. Junge, kühne Männer sprachen entschieden dem strengen Formenwesen der sogenannten klassischen[8] Poesie[1] des Jahrhunderts Ludwig’s XIV. Hohn, und streiften gewaltsam ihre Fesseln ab. – Sie nannten sich im Gegensatze zu den Bekennern jener Schule, Romantiker[3]. An ihrer Spitze steht Victor Hugo. Ihm gesellen sich in diesen Bestrebungen zu: de Lamartine, Alfred de Vigny, Alexander Dumas, Jules Janin, Sainte Beure [sic], Barbier, Barthélemy und Mery, Balzac, E. Sue u. s. w. – Nur der Phantasie[2] gehorchend, sind sie in ihrer Opposition sehr oft zu weit gegangen und haben entweder zu Grausenhaftes und Unnatürliches dargestellt, oder gerade in entgegengesetzter Richtung noch mehr [1]gekünstelt, als ihre Gegner, so daß sie von Verirrungen in der Mehrzahl keineswegs frei zu sprechen sind; doch ist auf der andern Seite vollkommen anzuerkennen, daß sie der Poesie[1] einen neuen, dauernden Schwung verliehen, und daß, wenn erst größere Ruhe und Klarheit in ihre Bestrebungen tritt, wenn der Tag nicht mehr den Tag verschlingt, gerade durch diese anscheinend gewaltsame Erweiterung des Gebietes der Dichtkunst Ausgezeichnetes und Großes werde herbeigeführt werden..
[49] Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. VIII (1837), 470: Romanticismus. Die Bildung[10] dieses Wortes[1] ist ein Fund der neuesten[3] Zeit[5], hervorgerufen durch die poetischen[4] Erzeugnisse der neueren[3] Franzosen, als deren Chorführer Victor Hugo, Balzac, Eugen Sue, Jules Janin etc. zu nennen sind. Schon vor dem Ausbruch der Julirevolution begannen die franz. Dramatiker an den Fesseln den [sic] Klassicität zu rütteln, die seit Racine und Corneille den Gedanken in seinem eigenen Schaffen niedergedrückt hatten. Deutschland und England, die sich längst befreit und die alten Formen zerschlagen hatten, um das Leben der neueren[3] Zeit[5] auch neu[1] bilden zu können in künstlerischer Darstellung, gaben keinen geringen Anstoß..
[50] Hirschfeld, Gartenkunst I (1779), 125: Es kann Gärten geben, sagte Temple, die nichts von Regelmäßigkeit haben, und dennoch angenehmer und schöner[1] ausfallen; dazu wird eine vortheilhafte Lage und sodann Kunst[8] und Fleiß erfordert, um das Unregelmäßige so zu bearbeiten, daß es eine Gestalt erhält, die immer sehr angenehm ist. Er verwarf dabey die nackten Mauern, womit eine alte Gewohnheit die Gärten einsperrte; sie müßten, um die häßliche[1] Wirkung zu verlieren, bekleidet werden. ➢ Volltext.
[51] Hirschfeld, Gartenkunst IV (1782), 109: Geht man weiter, so wird man allmälig zwischen den Bäumen alte Ruinen am Ufer gewahr; sie sind meist mit Epheu bewachsen, und hinter ihnen erhebt sich ein Wald. Der Fluß fließt hier wieder schnell unter neuen[1] Felsenwänden fort. Den Ruinen der Abtey gegenüber machen die Felsen eine artige Krümmung, und unter ihnen schlängelt sich der Fluß und die Terrasse im besten Geschmack. Man hat hier ein Amphitheater von Felsen und Waldung vor sich. Setzt man sich auf eine hier angebrachte Bank, so hat man einen herrlichen Prospect. Zur Rechten steht eine majestätische Felsenwand; der Fluß verliert sich zwischen ihr und dem gegenüber liegenden Walde; zur Linken streckt sich ein waldigter Hügel. Wenn man zu der Laube auf den Hügel rechter Hand geht, sieht man eine Strecke Waldung, die gleichsam über eine Menge gebrochener Felsenklumpen herüberhängt. In der Tiefe schlängelt sich der Fluß, theilt sich in verschiedene große Massen Wassers, giebt dieser romantischen[3] Gegend die angenehmste Abwechselung, und verliert sich zuletzt in den Wald. ➢ Volltext.
[52] Hirschfeld, Gartenkunst IV (1782), 112: Die Einbildungskraft[1], die schon durch den Eindruck der Gegend empört ist, schweift gern in schwärmerischen Bildern zügellos umher, entflammt sich aus der Erinnerung von hundert Märchen, die einst die Amme oder der Küster erzählte, verjüngt alte Erscheinungen, wandelt und bildet neue[1] Gestalten, und leihet den Scenen einen Schauer, den die Natur[2] und die Vernunft[3] nicht kennen, und den gleichwohl jene zu veranlassen, und diese nicht zu verwerfen scheint. ➢ Volltext.
[53] Hoffmann, Rez. Beethoven [Op. 86] (1813), 391: Das gewagte Gleichnis, dass die ältere Kirchenmusik der Italiener sich zu der neueren[[[[BedeutungsVerweis ID='438' Anzeige='3' Formatierung='1']]]] deutschen verhalte, wie die Peterskirche zum strassburger Münster, möchte ziemlich treffend seyn. Die grandiosen Verhältnisse jenes Baues erheben das Gemüth, indem sie commensurabel bleiben: aber mit einer seltsamen, inneren Beunruhigung staunt der Beschauer den Münster an, der sich in den kühnsten Windungen, in den sonderbarsten Verschlingungen bunter[[[[BedeutungsVerweis ID='537' Anzeige='2' Formatierung='1']]]], phantastischer[[[[BedeutungsVerweis ID='413' Anzeige='2' Formatierung='1']]]] Figuren und Zierrathen hoch in die Lüfte erhebt; allein selbst diese Unruhe regt ein, das Unbekannte, das Wundervolle ahnendes[[[[BedeutungsVerweis ID='726' Anzeige='3' Formatierung='1']]]] Gefühl auf, und der Geist[[[[BedeutungsVerweis ID='139' Anzeige='19' Formatierung='1']]]] überlässt sich willig dem Traume, in dem er das Ueberirdische, das Unendliche zu erkennen glaubt. Nun, und eben dies ist ja der Eindruck des Rein-Romantischen[[[[BedeutungsVerweis ID='276' Anzeige='8' Formatierung='1']]]], wie es in Mozarts, in Haydns phantastischen[[[[BedeutungsVerweis ID='414' Anzeige='4' Formatierung='1']]]] Compositionen lebt und webt! ➢ Volltext.
[54] Th. Huber, Holland (1811), 17: [W]as vom alten Schloß abgetragen ist, kann man keinen Verlust nennen; es war ein widrig häßliches[1] Gebäude. ➢ Volltext.
[55] Th. Huber, Gesch. arm. Jud. (*1815), 139: Er war ein moderner[5] Jude[1], benutzte das im Kleinen zusammengescharrte Geld zu größern Unternehmungen, gewann ungemein viel und versöhnte damit des Vaters Widerwillen gegen seine Untreue an der alten Sitte der Väter..
[56] Chr. W. Hufeland, Selbstbiogr. (*bis1831), 28: Er war [...] philosophisch und theologisch gründlich gebildet, aufgeklärt, insofern dies Freiheit[1] von allem Aberglauben und Mystizismus heißt, aber festhaltend am lutherischen Bibelglauben und an den Grundsätzen der alten strengen Erziehung..
[57] A. v. Humboldt, Gasarten (1799), 242: Sollte [...] irgend eine Anwendung von der Lebensluft vor Oertern zu machen seyn, so würde es darauf ankommen [...] das Ort genau zu verblenden, um sich die reine Luft zu erhalten, nicht wie die meisten alten Wettermaschinen thun, sie vor dem Häuer vorbey zu jagen [...]. .
[58] A. v. Humboldt, Einl. Königr. Neuspanien (1809), XCIX: Bei der Zeichnung der Gebirgsketten stieß ich auf eine Menge Schwierigkeiten [...]. Ich entschloß mich die Schraffirung, welche eine orthographische Projection andeutet, der ehemaligen unvollkommenen Methode vorzuziehen, welche die Berge im Profil zeichnete, wodurch zweierlei sehr von einander verschiedene Projectionen auf einer und derselben Karte gemischt wurden. Doch ist nicht zu läugnen, dass die ältere Manier einen andern Vortheil gewährt, welcher ihr, ungeachtet aller ihrer Mängel, doch in einer Hinsicht den Vorzug vor der neuern[3] geben sollte. Die Berge der alten Methode sagen weiter nichts als dass ein Land gebürgig ist, dass in dieser oder jener Provinz Berge sind. Je unbestimmter diese, fast möchte ich sagen, hieroglyphische Sprache[2] ist, zu 〈C〉 desto weniger Irrthümer gibt sie Anlaß. Bei den orthographischen Schraffirungen hingegen muß der Zeichner nothwendig mehr sagen, als er weiß; mehr als man von der geologischen Construction eines großen Landes wissen kann..
[59] A. v. Humboldt, Einl. Königr. Neuspanien (1809), CVIII f. (CIX): Es gibt wenige Länder, die ein so mannigfaltiges Interesse einflößen als das Thal von Tenoch〈CIX〉titlan, der Sitz einer alten Cultur[7] mexicanischer Völker[1]..
[60] A. v. Humboldt, Königr. Neuspanien (1809), 111: Auf dem alten Continent sehen wir die Cultur[1] der Cerealien und den Gebrauch der Milch von den ältesten Epochen her, zu denen die Geschichte[4] aufsteigt, eingeführt. Die Bewohner des neuen[3] Continents hingegen bauten keine andere Grasgewächse, als den Mais, [...] und nährten sich von gar keiner Art von Milchwerk, unerachtet ihnen die Lamas, die Alpaka's und zwo ganz eigene, ursprünglich dem Land angehörige, Stiergattungen im Norden von Mexico und Canada Milch im Ueberfluß anboten. – Dieß sind sehr auffallende Contraste zwischen Völkern[1] der mongolischen und americanischen Menschenraçe!.
[61] A. v. Humboldt, Königr. Neuspanien (1809), 140: Die Mecos, (ein Stamm der Chichimeken,) die Apachen, die Lipanen sind Horden von Jägervölkern, die auf ihren, häufig nächtlichen Zügen die Gränzen von Neu-Biskajo, von Sonora und Neu-Mexico beunruhigen. Diese Wilden verrathen, wie die des südlichen America's, weit mehr Beweglichkeit des Geistes[19], und Characterkraft, als die Landbauer der Indianer. Einige Völkerschaften unter ihnen haben sogar Sprachen[3], deren Mechanismus eine alte Civilisation beweist. Sie lernen die europäischen Sprachen[3] nur mit der größten Schwierigkeit, drücken sich aber in den ihrigen mit äußerster Leichtigkeit aus. Diese indianischen Anführer, deren finsteres Schweigen[1] den Beobachter in Erstaunen setzt, halten, wenn ein großes Interesse sie aufregt, Reden, die mehrere Stunden lang dauern. Diese Geläufigkeit der Zunge haben wir auch in den Missionen des spanischen Guiana, bei den Cariben vom Nieder-Orinoco, deren Sprache[3] äußerst weich und sonor ist, bemerkt..
[62] Immermann, Epigon. (1836), W 2, 94: Die Familienstatuten reden nur vom Adel[1] der Mutter schlechthin, als Bedingung der Erbfähigkeit der Kinder, nicht von altem stifts- und turnierfähigem Adel[1], wahrscheinlich, weil man an einen andern gar nicht dachte. .
[63] Immermann, Epigon. (1836), W 2, 135: Der Adel[2] ist so alt, als die Welt, und daß man wenigstens in Monarchien ihn nicht entbehren kann, werden Sie mir zugestehn. .
[64] Jahn, Dt. Volksth. (1810), XIV: So ahnete[1] ich in und durch Preußen eine zeitgemäße Verjüngung des alten ehrwürdigen Deutschen[1] Reichs, und in dem Reiche ein Großvolk, das zur Unsterblichkeit in der Weltgeschichte, menschlich die hehre Bahn wandeln würde..
[65] Jean Paul, Vorsch. Ästh. II (1804), 267: Der ästhetische Witz[2], oder der Witz[2] im engsten Sinne, der verkleidete Priester, der jedes Paar kopuliert, thut es mit verschiedenen Trauformeln. Die älteste, reinste, ist die des unbildlichen Witzes[4] durch den Verstand. Wenn Buttler die Morgenröthe nach der Nacht mit einem rothgekochten Krebse vergleicht [...]: so ist die Vergleichungswurzel keine bildliche Aehnlichkeit, sondern eine eigentliche [...]..
[66] Kant, Metaph. d. Sitt. I (1797), 192 f. (193): Nun ist ein angeerbter Adel[1] ein Rang, der vor dem Verdienst vorher geht, und dieses auch mit keinem Grunde hoffen läßt, ein Gedankending, ohne alle Realität. Denn, wenn der Vorfahr Verdienst hatte, so konnte er dieses doch nicht auf seine Nachkommen vererben, sondern diese mußten es sich immer selbst erwerben [...]. Weil nun von keinem Menschen[1] angenommen werden kann, er werde seine Freiheit[6] wegwerfen, so ist es unmöglich, daß der allgemeine Volkswille zu 〈193〉 einem solchen grundlosen Prärogativ zusammenstimme, mithin kann der Souverän es auch nicht geltend machen. – – Wenn indessen gleich eine solche Anomalie in das Maschinenwesen einer Regierung von alten Zeiten[3] (des Lehnswesens, das fast gänzlich auf den Krieg angelegt war) eingeschlichen, von Untertanen, die mehr als Staatsbürger, nämlich geborne Beamte (wie etwa ein Erbprofessor) sein wollen, so kann der Staat diesen von ihm begangenen Fehler eines widerrechtlich erteilten erblichen Vorzugs nicht anders, als durch Eingehen und Nichtbesetzung der Stellen allmählich wiederum gut machen, und so hat er provisorisch ein Recht, diese Würde dem Titel nach fortdauern zu lassen, bis selbst in der öffentlichen Meinung die Einteilung in Souverän, Adel[2] und Volk[5] der einzigen natürlichen[4] in Souverän und Volk[4] Platz gemacht haben wird..
[67] Kant, Metaph. d. Sitt. I (1797), 211 f.: Die Staatsformen sind nur der Buchstabe[8] (littera) der ursprünglichen Gesetzgebung im bürgerlichen Zustande, und sie mögen also bleiben, so lange sie, 〈212〉 als zum Maschinenwesen der Staatsverfassung gehörend, durch alte und lange Gewohnheit (also nur subjectiv) für nothwendig gehalten werden. Aber der Geist[30] jenes ursprünglichen Vertrages (anima pacti originarii) enthält die Verbindlichkeit der constituirenden Gewalt, die Regierungsart jener Idee angemessen zu machen, und so sie, wenn es nicht auf einmal geschehen kann, allmälich und continuirlich dahin zu verändern, daß sie mit der einzig rechtmäßigen Verfassung, nämlich der einer reinen Republik, ihrer Wirkung nach zusammenstimme, und jene alte empirische (statutarische) Formen, welche bloß die Unterthänigkeit des Volks[4] zu bewirken dienten, sich in die ursprüngliche (rationale) auflösen, welche allein die Freyheit[6] zum Princip, ja zur Bedingung alles Zwanges macht, der zu einer rechtlichen Verfassung, im eigentlichen Sinne des Staats, erforderlich ist, und dahin auch dem Buchstaben[8] nach endlich führen wird. – Dies ist die einzige bleibende Staatsverfassung, wo das Gesetz selbstherrschend ist, und an keiner besonderen Person hängt; der letzte Zweck alles öffentlichen Rechts [...]..
[68] Klein, Rheinreise (1828), 90 f. (91): Hier [sc. am Loreley-Felsen] war es, wo im Sommer 1818 bei der Reise zur Fürstenversammlung nach Aachen, hoch auf der vergoldeten, prachtvollen Herzoglich Nassauischen, früherhin Kurtrierischen Jacht unter schwellenden Segeln stehend, der letzte deutsche Kaiser, Franz der Zweite, an die herrlichen Naturschönheiten seines weiten Reiches gewöhnt, doch verwundert stand. Unvergeßliche Augenblicke, den Erlauchten Herrscher, dessen ehrwürdiges Aeußere und herablassendes Benehmen die zahlreichen Zuschauer auf Strom und Land unwiederstehbar fesselte, für diese klassisch[3] interessante[1] Gegend, in welcher einst Karl der Große, Otto der Erste, Rudolph 〈91〉 von Habsburg, wandelten, durch seine hochgefeierte Gegenwart die alte fast tausendjährige Reichsgeschichte gleichsam abschließen zu sehen!.
[69] Klein, Rheinreise (1828), 248: Seitwärts Andernach liegt die vormalige Augustiner-Frauenabtei St. Thomas. [...] Bei der Aufnahme sah man streng auf alten Adel[1]..
[70] Klingemann, Nachtw. Bonavent. (1804), 105 f. (106): Ist es doch besser mit dem ersten Doktor Darwin [⦿] die Affen für unsere Vorfahren anzunehmen, als so lange zu zögern bis ein zweiter gar andere wilde Thiere[4] zu unsern Adscendenten macht, welches er vielleicht durch eben so gute Wahrscheinlichkeitsgründe belegen könnte, da die meisten Menschen[1], wenn man ihnen das Untertheil des Gesichts und den Mund, mit dem sie die gleissenden Worte[2] verschwenden, verdekt, in ihren Physiognomien eine auffallende Geschlechtsähnlichkeit besonders mit Raubvögeln, als z. B. Geiern, 〈106〉 Falken u. s. w. erhalten, ja da auch der alte[1; 8?] Adel[2] seine Stammbäume eher zu den Raubthieren, als Affen hinaufführen kann, welches, ausser ihrer Vorliebe zur Räuberei im Mittelalter, auch noch aus ihren Wappen erhellet, in denen sie meistentheils Löwen, Tieger, Adler und andere dergleichen wilde Thiere[4] führen..
[71] Knigge, Noldmann (1791), 129: Mein Herr Vetter hatte von mir verlangt, daß ich meiner Bierbrauers-Genealogie nicht Erwähnung tun, sondern mich für einen deutschen Kavalier von altem Adel[1] ausgeben sollte. .
[72] S. v. Knorring, Evremont III (1836), 20: Der Graf [...] machte die Wittwe des Herrn St. Julien darauf aufmerksam, daß es auch gerecht sei, daß dessen Adoptivsohn den so lange geführten Namen ablege und den ihm durch die Geburt zukommenden führe. Es war ihm nicht schwer, die Schwester des Grafen Evremont zu überzeugen, daß bei der Wendung, die die öffentlichen Angelegenheiten Frankreichs genommen hatten, dieß für den jungen Mann vortheilhaft sei, um so mehr, da nicht nur dort ein neuer[3] Adel[2] entstand, sondern Napoleon unverkennbar die alten Familien um sich zu sammeln suchte, und man so in der Ferne hoffen konnte, den jungen Mann wieder als Grafen anerkannt zu sehen; eine Hoffnung, die weder dem Grafen selbst, noch der Wittwe St. Juliens gleichgültig war, denn wie der Mensch[1] auch meint sein Herz gereinigt und sich über Vorurtheile erhoben zu haben, so lassen sich doch Gefühle, die von frühester Kindheit an ihm unbewußt genährt werden 〈21〉 und mit ihm gewachsen sind, wohl verläugnen, sie gänzlich auszurotten aber ist er niemals im Stande..
[73] Köstlin, Sonnt. (H1807), 89 f. (90): C. [...] Wohl ist die Farbe der Nacht etwas mystisches geheimnisvolles. Sehen wir ja auch über die Gräber den schwarzen Flor gebreitet – – | [...] Aber wie durch den Schleyer der Nacht die ewige Gestirne uns herniederwinken, so bedeutet die schwarze Hülle des Grabes ein unvergängliches Reich des Lichtes jenseits dieser Hülle. | B. Und so mögen wir denn glauben, daß dises auch der Sinn[2] war jener Sitte, sich in die Farbe der Nacht zu kleiden, dieser Sitte in ihrer ersten Unschuld und Reinheit: nemlich ein Ertödten des Endlichen am Menschen[1] zur Auferstehung in der 〈90〉 Welt des Ewigen und Göttlichen. – Ach, daß ich immer jener alten[1/11] Zeit[3] gedenken muß! Da berührte noch der Himmel die Erde, und die Erde hieng an ihm, wie seine sehnsuchtsvolle Braut. .
[74] Krünitz [Flörke], Oecon. Encycl. XCVI (1804), 676: Ein Umstand, den man fast ganz übersehen, und darüber theils seltsame Fehlschlüsse gemacht hat, ist der, daß auch die ersten Christen in Aegypten ihre Leichen ganz nach der alten Weise zu Mumien bereitet haben. Viele Stellen aus den Kirchenvätern, zumahl aus Tertullianus und Athanasius erweisen das, und wenn man die beyden Mumien genau untersucht, die der romantische[4] Abentheurer Peter della Valle [sc. Pietro della Valle (1586–1652)] nach Europa gebracht hat, [...] so kann man unmöglich ihren christlichen Ursprung verkennen..
[75] Laube, Jg. Eur. III (1837), 25: Hippolyt, schrie er, [...] es giebt romantische[4] Geschäfte, noch siegen die Kaufleute nicht über die alte herrliche Welt mit den bunten[2], unerwartet 〈26〉 wechselnden Erscheinungen. Hippolyt, die Liebe[1] läßt nicht alle Romantik[4] untergehn. Tallon will morgen Margarethen entführen [...]..
[76] Lichtenberg, Sudelb. E (*1775–76), SuB 1, 387: Geht hin und schreibt einmal eine Satyre auf den regierenden Kammerdiener, auf den natürlichen[12] Sohn, oder des natürlichen[12] Sohns Bastard oder des Bastards Bankert. Ihr werdet des Henkers werden. Überhaupt wenn ihr in Deutschland auf vornehme Herrn Satyren machen wollt, so rate ich euch zwei Stücke, entweder wählt euch welche aus dem alten Testament, oder bewerbt euch zuvor um ein Dienstgen zwischen den Tropicis, und wenn euch das nicht ansteht, so halts Maul..
[77] C. Michaelis, an W. Bertuch (2. 3. 1781), C 1, 39 f. (40): Diese Woche beehrte der Herzog von Würtenberg und Gräfin Hohenheim, die mit ihm reiset, unsre Stadt. [...] Er ist häßlich[1], verliebt mag sie wohl nicht in ihn seyn, ob sie gleich ihren Mann um seinetwillen verließ. Seine Unterthanen wünschen, daß er sie heirathet, er traut aber selbst seiner Beständigkeit nicht genug das zu thun. [...] 〈40〉 [...] Wilst Du sein Bild, so stell Dir einen großen und nicht magern Mann, mit einem rothen Angesicht, großer Nase nebst kleinen ditos drauf, große hervorstehende Augen, einen braunen kurzen Rock, schwefelgelbe Weste, so lang, daß man die schwarzatlaßne Beinkleider, über die graue Strümpfe nach alter[1] Mode gewickelt waren, kaum sah, denn Weste und Strümpfe stießen zusammen, [...] den Gang eines alten[13] Greises vor..
[78] Moritz, Dt. in Engld. (1783), 79: Indem wir in die Klasse[4] traten, ließ er gerade die Knaben ganz nach dem alten Schlendrian lateinisch deklinieren, und es klingt einem sehr sonderbar, wenn man z. B. anstatt viri, nach der Englischen Aussprache, weirei, des Mannes, weiro, dem Manne, u. s. w. deklinieren hört. Eben so ging es nachher auch mit dem Griechischen[5]..
[79] A. Müller, Beredsamk. (!1812; 1816), 12: Das Sprechen, das erste unter allen menschlichen Geschäften, wie der erfreulichste und edelste unter allen menschlichen Genüssen, wird in England, Frankreich und Italien mit der natürlichen Vorliebe getrieben, aus der sich nothwendig Redner und eine Kunst[1] des Redens ergeben müssen. In Deutschland wird dieses Geschäft im Durchschnitt mit dem anderweitigen Schaffen und Arbeiten, und Essen und Trinken ungefähr in eine Reihe gesetzt. Jene scheinen zu leben um zu sprechen; wir nur zu sprechen, um die übrigen Lebensfunktionen zu befördern und im Gange zu erhalten. – Ich gestehe es ein, und vergebe dennoch, wie der Verfolg zeigen wird, der Ehre und dem alten Adel[5] der Sprache[1] nichts, in der ich das Wesen und die Natur[1] der Beredsamkeit zu beschreiben unternehme..
[80] W. Müller, Ged. III (1827), 332: Der alte Adel[2] | Jüngst sprach zu mir ein faules Holz: Ich bin des Pfirsichstammes Sohn, | Der viel der edlen Früchte trug vor mehr als tausend Jahren schon. | Ich warf es lachend in's Kamin. Was thu' ich mit dem leeren Wicht, | Der prahlerisch zu seinem Ruhm von alter Ahnen Thaten spricht?.
[81] Novalis, Tageb. (*1793), NS 4, 18: Nächst diesen schönen[1] Aussichten müssen die artig geordneten, geschmackvoll meublirten und mit Landschafts-Zeichnungen und Kupfern ausgehängten Zimmer und eine Bibliothek von etwa 40000 Bänden den Aufenthalt auf diesem alten, unregelmäßig gebauten Schloß, das sich in der Ferne wie eine rauhe aufgethürmte Fels-Masse präsentirt, sehr angenehm machen..
[82] Novalis, Allg. Brouill. (*1798), NS 3, 303, Nr. 347: Psych[ologie]. Alles Neue[1] wirckt, als Äußres, Fremdes[4], poëtisch[3/1] –. Alles Alte wirckt als Innres, Eigenes, ebenfalls romantisch[7] – Beydes im Kontrast gegen das Gewöhnliche – oder gegen einander. Neuheit des Alten – Altheit des Neuen. Das Gemeine Leben ist prosaïsch[3] – Rede – nicht Gesang. Die Menge des Gewöhnlichen verstärkt nur die Gewöhnlichkeit – daher der fatale Eindruck der Welt aus dem gemeinen (indifferenten) nüzlichen, prosaïschen[3] Gesichtspunct..
[83] Novalis, Europa (*1799), NS 3, 518: Frankreich verficht einen weltlichen Protestantismus. Sollten auch weltliche Jesuiten nun entstehn, und die Geschichte[1] der letzten Jahrhunderte erneuert werden? Soll die Revolution die französische bleiben, wie die Reformation die Lutherische war? Soll der Protestantismus abermals widernatürlicherweise, als revolutionaire Regierung fixirt werden? Sollen Buchstaben[8] Buchstaben[8] Platz machen? Sucht ihr den Keim des Verderbens auch in der alten[6] Einrichtung, dem alten[6] Geiste[12]? [⦿] und glaubt euch auf eine bessere Einrichtung, einen bessern Geist[12] zu verstehn? O! daß der Geist[1] der Geister[1] euch erfüllte, und ihr abließet von diesem thörichten Bestreben die Geschichte[1] und die Menschheit[2] zu modeln, und eure Richtung ihr zu geben. Ist sie nicht selbständig, nicht eigenmächtig, so gut wie unendlich liebenswerth und weissagend? Sie zu studiren, ihr nachzugehn, von ihr zu lernen, mit ihr gleichen Schritt zu halten, gläubig ihren Verheißungen und Winken zu folgen – daran denkt keiner..
[84] Novalis, Aftdg I (*1799–1800; 1802), 6: Ich hörte einst von alten Zeiten[3] reden; wie da die Thiere[1] und Bäume und Felsen mit den Menschen[1] gesprochen hätten. Mir ist grade so, als wollten sie allaugenblicklich anfangen, und als könnte ich es ihnen ansehen, was sie mir sagen wollten. Es muß noch viel Worte[1] geben, die ich nicht weiß: wüßte ich mehr, so könnte ich viel besser alles begreifen. .
[85] Novalis, Aftdg I (*1799–1800; 1802), 22: In alten Zeiten[3] muß die ganze Natur[2] lebendiger und sinnvoller gewesen seyn, als heut zu Tage. Wirkungen, die jetzt kaum noch die Thiere[1] zu bemerken scheinen, und die Menschen[1] eigentlich allein noch empfinden und genießen, bewegten damals leblose Körper; und so war es möglich, daß kunstreiche Menschen[1] allein Dinge möglich machten und Erscheinungen hervorbrachten, die uns jetzt völlig unglaublich und fabelhaft dünken. So sollen vor uralten Zeiten[3] in den Ländern des jetzigen Griechischen[3] Kaiserthums, wie uns Reisende berichtet, die diese Sagen noch dort unter dem gemeinen Volke[5] angetroffen haben, Dichter gewesen seyn, die durch den seltsamen Klang wunderbarer Werkzeuge das geheime Leben der Wälder, die in den Stämmen verborgenen Geister[1/12] aufgeweckt, in wüsten, verödeten Gegenden den todten Pflanzensaamen erregt, und blühende Gärten hervorgerufen, grausame Thiere[4] gezähmt und verwilderte Menschen[1] zu Ordnung und Sitte gewöhnt, sanfte Neigungen und Künste[1] des Friedens in ihnen rege gemacht, reißende Flüsse in milde Gewässer verwandelt, und selbst die todtesten Steine in regelmäßige tanzende Bewegungen hingerissen haben..
[86] Novalis, Aftdg I (*1799–1800; 1802), 131: Heil unsern alten Beherrschern, rief das Volk[4]. [...] Sie werden uns ewig beherrschen!.
[87] Novalis, Aftdg II (*1799–1800), 167: Es war Abend geworden, und die Erde lag vor ihm, wie ein altes, liebes Wohnhaus, was er nach langer Entfernung verlassen wiederfände. Tausend Errinnerungen wurden ihm gegenwärtig. Jeder Stein, jeder Baum, jede Anhöhe wollte wiedergekannt seyn. Jedes war das Merkmal einer alten Geschichte[3]..
[88] Pückler-Muskau, Brf. Verstorb. I (1830), 36: So behelfen sich denn Viele auf's Beste; nur mit dem armen Adel[2], besonders dem alten, (insofern er nicht auch in den sichern Hafen der Bureaukratie eingelaufen ist) sieht es kläglich aus!.
[89] Pückler-Muskau, Brf. Verstorb. I (1830), 84: Wir haben gesehen, wohin sie uns gebracht, als der wahnsinnige Freiheitsschwindel die Canaille ergriff, und allgemeine Anarchie die Throne, die Kirche, unsern alten Adel[2], und alles Ehrwürdige über den Haufen zu werfen drohte – darum fort mit jedem Gedanken an ver〈85〉derbliche Duldung gegen anders Denkende..
[90] Pückler-Muskau, Brf. Verstorb. I (1830), 219: Der Regen [...] läuft ganz lustig unter den Fenstern durch, und bildet einige romantische[3] Wasserfälle vom Fensterbrett auf den Boden, wo ein alter Teppich die Fluthen durstig aufnimmt..
[91] Pückler-Muskau, Brf. Verstorb. I (1830), 284: Limmerick ist [...] von einer Art, wie ich Städte liebe – alt und ehrwürdig, mit gothischen Kirchen, bemosten Schloßruinen geziert; mit dunkeln, engen Straßen, und kuriosen Häusern aus verschiedenen Zeitaltern; einem weiten Fluß, der sie der ganzen Länge nach durchströmt, und über den mehrere alterthümliche Brücken führen; endlich wohl belebten Marktplätzen, und einer freundlichen Umgebung. Eine solche Stadt hat für mich etwas Aehnliches mit einem natürlichen[1] Walde, dessen dunkle Schatten auch, bald hohe, bald niedrige, vielfach gestaltete Baumgassen darbieten, und oft ein Laubdach, gleich einer gothischen Kirche, bilden. Dagegen gleichen moderne[8] regelmäßige Städte mehr einem verschnittenen französischen Garten. Jedenfalls sagen sie meinem romantischen[14] Geschmacke weniger zu..
[92] H. Sander, Beschr. Reis. I (1783), 144 f. (145): Insekten [...]. Linker Hand herab standen diese. Erst einige schlechte Phalänen, Portemiroirs, grosse Spinnen aus Cayenne, sodann [...] Papilione, Sphinxe, Phalänen, alles unter einander; Jedes in einem kleinen gläsernen Kästchen mit goldenen Papierrahmen eingefaßt, und diese alle nebeneinander befestigt, aber [...] Eine Kritik[4] hierüber. Gar keine systematische Namen [...]; Viele haben gar keinen Namen, viele ganz verschiedene führen einerlei Benennung; viele strecken 〈145〉 die Füsse statt der Fühlhörner in die Höhe. Die meisten sind alt, hängen, sind verdorben, verdreht, vielen fehlen die Fühlhörner [...]..
[93] H. Sander, Beschr. Reis. II (1784), 116: Ueber Mittag war ich in | Naumburg, einer alten sächsischen Stiftsstadt, die zwischen Bergen, die theils mit Holz, theils mit Weinbergen bedeckt sind, eine ungemein romantische[3] und reizende Lage hat. .
[94] Schiller, Abfall Niederl. (1788), NA 17, 288: Margaretha besaß Geschicklichkeit und Geist[20], eine gelernte Staatskunst auf einen regelmäßigen Fall mit Feinheit anzuwenden, aber ihr fehlte der schöpferische Sinn[6], für einen neuen[1] und außerordentlichen Fall eine neue[1] Maxime zu erfinden, oder eine alte mit Weisheit zu übertreten. In einem Lande, wo die feinste Staatskunst Redlichkeit war, hatte sie den unglücklichen Einfall, ihre hinterlistige italienische Politik zu üben, und säete dadurch ein verderbliches Mißtrauen in die Gemüther. Die Nachgiebigkeit, die man ihr so freigebig zum Verdienste anrechnet, hatte der herzhafte Widerstand der Nazion[1] ihrer Schwäche und Zaghaftigkeit abgepreßt; nie hat sie sich aus selbstgebohrnem Endschlusse über den Buchstaben[11] der königlichen Befehle erhoben, nie den barbarischen Sinn[2] ihres Auftrags aus eigner schöner[1] Menschlichkeit misverstanden. Selbst die wenigen Bewilligungen, wozu die Noth sie zwang, gab sie mit unsichrer zurückgezogner Hand, als hätte sie gefürchtet, zuviel zu geben, und sie verlor die Frucht ihrer Wohlthaten, weil sie mit filziger Genauigkeit daran stümmelte. Was sie zu wenig war in ihrem ganzen übrigen Leben, war sie zuviel auf dem Throne – eine Frau[1]. Es stand bei ihr, nach Granvella's Vertreibung, die Wohlthäterin des niederländischen Volks[1] zu werden, und sie ist es nicht geworden. Ihr höchstes Gut war das Wohlgefallen ihres Königs, ihr höchstes Unglück seine Misbilligung; bei allen Vorzügen ihres Geistes[22] bleibt sie ein gemeines 〈289〉 Geschöpf, weil ihrem Herzen der Adel[5] fehlte..
[95] Schiller, Ged. II (1802), NA 2.1, 128: Edler Freund! Wo öfnet sich dem Frieden, | Wo der Freiheit[7] sich ein Zufluchtsort? | Das Jahrhundert ist im Sturm geschieden, | Und das neue[3] öfnet sich mit Mord. || Und die Grenzen aller Länder wanken, | Und die alten Formen stürzen ein, | Nicht das Weltmeer sezt der Kriegswut Schranken, | Nicht der Nilgott und der alte Rhein. || Zwo gewaltge Nationen[1] ringen | Um der Welt alleinigen Besitz, | Aller Länder Freiheit[7] zu verschlingen, | Schwingen sie den Dreizack und den Blitz..
[96] Schiller, Tell (1804), NA 10, 141: Schwört nicht zu Oestreich, wenn ihrs könnt vermeiden. | Haltet fest am Reich und wacker wie bisher, | Gott schirme euch bei eurer alten Freiheit[7]!.
[97] A. W. Schlegel, Gemählde (1799), 118 f. (119): Daß die Sache [sc. die Aussetzung Mosis] in Egypten vorgeht, ist also hinlänglich außer Zweifel gesetzt: aber bey allem dem kann man der gerühmten Gelehrsamkeit Poussins im 〈119〉 Kostum hier nichts weiter zugestehen, als daß er es beynahe so gut wie Paul Veronese, beobachtet hat. Bey diesem ist alles modern[1], aber alles aus Einem Stücke; bey jenem ist alles antiquarisch, allein es paßt nicht zu einander. Mutter und Tochter sind der Kleidung nach ziemlich Griechisch[4], der Knecht ist ganz Griechisch[4], der Flußgott ist wahrlich weder Egyptisch noch Hebräisch, sondern Griechisch[4], und bey einer Geschichte[10], wo Jehovah's unmittelbare Vorsehung eintritt, noch obendrein erzheidnisch. Das Füllhorn ist auch Griechisch[4]. Eigentlich ist es doch ein Glück, daß der Mahler auf halbem Wege stehen blieb, und zufrieden war, wenn eine alte[1] Geschichte[10] antik[2] aussah. Ein andrer, der das Studium des Kostums (auf welches die Französischen Kunstrichter, die darin mit Poussin sympathisiren, eine so lächerliche Wichtigkeit legen) noch strenger verfolgte, könnte der Tochter Pharao's die Physiognomie einer Mumie geben. Soll aber einmal etwas fremdes[5] sich eindrängen dürfen, so ist es wohl eben so erlaubt, eine biblische Geschichte[10] im Venetianischen Dialekt[3] zu erzählen, als die ganze Welt durch eine griechische[4] Brille zu sehen. Das Einheimische und Neue[5] ist uns näher, lebendiger, lustiger; Paul mahlte frisch, was er sah und erlebte, Poussin schöpfte mühsam aus alten[10] Denkmälern und Büchern. Jener hätte vielleicht seine fantastische[2] Jovialität eingebüßt, wenn er die Kunst[4] so ernst hätte treiben wollen; dieser konnte sich schwerlich über seine klassische[8] Kälte erheben, wenn er sich auch geselliger ins Leben hineinwagte [...]. ⦿ ➢ Volltext.
[98] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. II (!1802–03), KAV 1, 551: Zuvörderst was die älteste[1] epische Epoche betrifft, so fällt sie, genauer betrachtet, vor der eigentlichen Sonderung der Dialekte[1], in der höheren, oben angegebnen, Bedeutung dieses Wortes[1]. Wir finden beym Homer die Griechische Bildung[5] auf einer Stufe, wo die Bestandtheile der Nation[1] durch Kriege, Wanderungen und mancherley Revolutionen sich gegenseitig durchdrungen hatten, [...] aber noch nicht wieder nach verschiednen eigenthümlichen Richtungen gesetzmäßiger aus einander gegangen waren. Deswegen behaupten die Alten[10], Homer habe geflissentlich alle Dialekte[1] durch einander gemischt, um sämtlichen Griechen verständlich zu seyn: der Wahrnehmung nach richtig, aber nur historisch unrichtig ausgedrückt..
[99] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (!1803–04), KAV 2.1, 7: [D]ie ältere romantische[12] Poesie[11] schreibt sich aus diesem Zeitraume [Mittelalter] her, und die spätere ist wahrlich nicht dadurch romantisch[12/7], daß sie in die neue[5] Zeit[3] fällt, sondern vielmehr, weil sie sich an die Gesinnung der ritterlichen Zeit[3] anschließt [...]..
[100] A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (!1803–04), KAV 3, 211: Der alte Adel[2] hatte die Tugenden freyer Krieger, Rechtlichkeit, Biederkeit und Treue, aber auch ihre Fehler: Unwissenheit, Ungestüm und Härte..
[101] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 285: Die alte Komödie hat mit der athenischen Freyheit[6] zugleich geblüht; es waren dieselben Umstände und Personen, welche beyde unterdrückten. ➢ Volltext.
[102] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 330: Die neue[3] Komödie läßt sich allerdings in gewisser Hinsicht als die zahm gewordene alte bezeichnen, allein in Bezug auf Genialität pflegt Zahmheit nicht eben für einen Lobspruch zu gelten. Die durch Verzichtleistung auf die unbedingte Freyheit[9] des Scherzes erlittene Einbuße suchten die neueren[3] Komiker durch eine Beymischung von Ernst zu ersetzen, welche sie von der Tragödie entlehnten [...]. ➢ Volltext.
[103] A. W. Schlegel, Continentalsyst. (1813), 47: Anfangs berief man überall Nationalversammlungen; darauf gebahr das Direktorium in Luxemburg kleine Direktoriums, das Cisalpinische, Batavische und Helvetische: späterhin gab es einen Präsidenten oder Großpensionär nach Art des ersten Consuls; endlich ist gegenwärtig überall eine unumschränkte Monarchie, und wenn es sich thun läßt, die Dynastie Napoleon nothwendig. Diese Erscheinung war bis jetzt in Europa unbekannt: die Monarchien, die für die am wenigsten beschränkten galten, waren es noch auf tausend Weisen, durch den Einfluß des Adels[2] und der Geistlichkeit, durch die alten Gewohnheiten, die man nicht zu brechen wagte [...]. ➢ Volltext.
[104] A. W. Schlegel, Gesch. Dt. Spr. (!1818–19), 3.3: Deutsche[5] Wörter[1] in der ältesten Gesetzgebung der Deutschen[5] Eroberer. Lingua latina, barbara. Etymologie der Romanischen[1] Sprachen[3]. ➢ Volltext.
[105] A. W. Schlegel, Gesch. Dt. Spr. (!1818–19), 7.5: Schwierigkeit die alten Namen zu deuten. [...] Corruption der Namen,besonders bey den ältern Römischen und besonders Griechischen[5] Schriftstellern. Sie gaben sich nicht die Mühe, die fremden[4] Laute gehörig nachzusprechen. Je schwächer das Römische Reich, je größer der Einfluß der Barbaren, desto vertrauter wurden sie mit den Namen. Aber die Romanischen[2] Copisten entstellen noch viel, selbst in so späten Schriftstellern wie Jornandes u[nd] Paul[us] Diaconus. ➢ Volltext.
[106] F. Schlegel, Ath.-Fragm. (1798), 129, Nr. 418: [D]er Sternbald vereinigt den Ernst und den Schwung des Lovell mit der künstlerischen Religiosität des Klosterbruders und mit allem was in den poetischen[4] Arabesken, die er aus alten Mährchen gebildet, im Ganzen genommen das Schönste[1] ist: die fantastische[2] Fülle und Leichtigkeit, der Sinn[5] für Ironie[3], und besonders die absichtliche Verschiedenheit und Einheit des Kolorits. Auch hier ist alles klar und transparent, und der romantische[4/12/1/9] Geist[11/12?] scheint angenehm über sich selbst zu fantasiren. ➢ Volltext.
[107] F. Schlegel, Gespr. Poes. (1800), 81: Vor Cervantes war die Prosa[1] der Spanier im Ritterbuch auf eine schöne Art alterthümlich, im Schäferroman blühend, und ahmte im romantischen[12] Drama das unmittelbare Leben in der Sprache[4] des Umgangs scharf und genau nach. Die lieblichste Form für zarte Lieder, voll Musik oder sinnreicher Tändelei, und die Romanze, gemacht um mit Adel[5] und Einfalt edle und rührende alte Geschichten[9] ernst und treu zu erzählen, waren von Alters her in diesem Lande einheimisch. ➢ Volltext.
[108] F. Schlegel, Gespr. Poes. (1800), 83: In drey Stücken von Heinrich dem Sechsten und Richard dem Dritten sehn wir einen stätigen Übergang aus der ältern noch nicht romantisirten[2] Manier in die große. ➢ Volltext.
[109] F. Schlegel, Gespr. Poes. (1800), 101 ff. (102): Einen großen Vorzug hat die Mythologie. Was sonst das Bewußtseyn ewig flieht, ist hier dennoch sinnlich geistig zu schauen, und festgehalten, wie die Seele in dem umgebenden Leibe, durch den sie in unser Auge schimmert, zu unserm Ohre[4] spricht. | Das ist der eigentliche Punkt, daß wir uns wegen des Höchsten nicht so ganz allein auf unser Gemüth verlassen. Freylich, wem es da trocken ist, dem wird es nirgends quillen; und das ist eine bekannte Wahrheit, gegen die ich am wenigsten gesonnen bin mich aufzulehnen. Aber wir sollen uns überall an das Gebildete anschließen und auch das Höchste durch die Berührung des Gleichartigen, Aehnlichen, oder bey 〈102〉 gleicher Würde Feindlichen entwickeln, entzünden, nähren, mit einem Worte[1] bilden. [...] | Die Mythologie ist ein solches Kunstwerk[1] der Natur[2]. In ihrem Gewebe ist das Höchste wirklich gebildet; alles ist Beziehung und Verwandlung, angebildet und umgebildet, und dieses Anbilden und Umbilden eben ihr eigenthümliches Verfahren, ihr innres Leben, ihre Methode, wenn ich so sagen darf. | Da finde ich nun eine große Aehnlichkeit mit jenem großen Witz[2] der romantischen[12/4] Poesie[22], der nicht in einzelnen Einfällen, sondern in der Construction des Ganzen sich zeigt, und den unser Freund uns schon so oft an den Werken des Cervantes und des Shakspeare entwickelt hat. Ja diese künstlich geordnete Verwirrung, diese reizende Symmetrie von Widersprüchen, dieser wunderbare ewige Wechsel von Enthusiasmus und Ironie[1], der selbst in den kleinsten Gliedern des Ganzen lebt, scheinen mir schon selbst eine indirekte Mythologie zu seyn. Die Organisazion[8] ist dieselbe und gewiß ist die Arabeske die älteste[1] und ursprüngliche Form der menschlichen Fantasie[2]. Weder dieser Witz[2] noch eine Mythologie können bestehn ohne ein erstes Ursprüngliches und Unnachahmliches, was schlechthin unauflöslich ist, was nach allen Umbildungen noch die alte[5] Natur[1/19] und Kraft durchschimmern läßt, wo der naive[2] Tiefsinn den Schein des Verkehrten 〈103〉 und Verrückten, oder des Einfältigen und Dummen durchschimmern läßt. Denn das ist der Anfang aller Poesie[11], den Gang und die Gesetze der vernünftig denkenden Vernunft[1] aufzuheben und uns wieder in die schöne[1] Verwirrung der Fantasie[2], in das ursprüngliche Chaos der menschlichen Natur[1/19] zu versetzen, für das ich kein schöneres[1] Symbol bis jetzt kenne, als das bunte[2] Gewimmel der alten[10] Götter[5]. ➢ Volltext.
[110] F. Schlegel, Gespr. Poes. (1800), 122: Ich habe ein bestimmtes Merkmal des Gegensatzes zwischen dem Antiken[2] und dem Romantischen[12] aufgestellt. Indessen bitte ich Sie doch, nun nicht sogleich anzunehmen, daß mir das Romantische[12] und das Moderne[1] völlig gleich gelte. [...] Wollen Sie sich den Unterschied völlig klar machen, so lesen Sie gefälligst etwa die Emilia Galotti, die so unaussprechlich modern[5] und doch im geringsten nicht romantisch[7] ist, und erinnern Sie sich dann an Shakspeare, in den ich das eigentliche Centrum, den Kern der romantischen[12/7] Fantasie[3] setzen möchte. Da suche und finde ich das Romantische[12/7], bey den ältern Modernen[1], bey Shakspeare, Cervantes, in der italiänischen Poesie[11], in jenem Zeitalter der Ritter, der Liebe und der Mährchen, aus welchem die Sache und das Wort[1] selbst herstammt. Dieses ist bis jetzt das einzige, was einen Gegensatz zu den classischen[3] Dichtungen des Alterthums[3] abgeben kann [...]. ➢ Volltext.
[111] F. Schlegel, Fragm. Poes. u. Litt. (*1801), KFSA 16, 318, Nr. 765: Das alte Französisch ist erst das wahre Kauderwelsch, das böse Prinzip d[er] romant[ischen][15] Sprache[5]. [⦿] Provenzalisch dagegen die Quelle d[es] Portug.[iesischen] Span.[ischen] Italiän[ischen]..
[112] F. Schlegel, Fragm. Poes. u. Litt. (*1801), KFSA 16, 333, Nr. 930: So wie erst nach d[er] Zerstörung des Ganzen die romant.[ischen][15] Dialekte[1] aus d[em] Lateinischen, so ist's auch wohl mit dem Deutschen. In d[em] ältest[en] Deutsch die entgegengesetzt[en] Pole mehr vereinigt..
[113] F. Schlegel, an L. Tieck (15. 9. 1803), L, 136: Das Persische ist dem Deutschen so verwandt daß man beides fast für eine Sprache[3] ansehn kann; nur ist die eine so arabisirt, als die andre latinisirt. So gar der Gang der Poesie[3] und Litteratur bei beiden Nationen[1] ist zum Erstaunen ähnlich; in der ältesten Epoche eine Masse von alten mythischen Nationalgedichten, auch in der Sprache[4] ganz einheimisch; und dann eine romantische[12] Zeit[3], wo das Arabische so durchaus angenommen, aber auch mehr geformt ward, wie in unsrer schwäbischen das Französische..
[114] F. Schlegel, Beitr. mod. Poesie (1803), 52: Alle diese verschiednen Formen werden sich als nützlich und ächt, ja als wesentlich bewähren, wenn sich erst der Roman[1] selbst in seiner ganzen Fülle bei uns weiter wird entfaltet haben, und die Mannichfaltigkeit der alten romantischen[12/1/4] Geschichten[9] in eben so mannichfaltigen[1] Formen neu[1] dargestellt und eigen gebildet, uns den ehemaligen Frühling des romantischen[12/1/4] Lebens und Dichtens, in seiner ganzen Schönheit[1] wieder bringen wird. ➢ Volltext.
[115] F. Schlegel, Beitr. mod. Poesie (1803), 54: Die Anfänge der spanischen, oder für jene ältere Zeit[3] besonders genauer zu reden, der castilianischen Poesie[11], sind sehr einfach. Lieder in der eigenthümlichen spanischen ganz musikalischen[5], äußerst zarten und wortspielenden Form, worin es wohl nicht leicht eine andre Sprache[3] dieser gleich thun wird; das ist die eigenthümlichste Blüthe dieses Bodens. Man könnte noch die Ritterbücher dazu rechnen, besonders den Amadis wegen des schönen[1] Styls; auch weil sich, wenn gleich die erste Anlage dieses durchaus rein erfundnen Romans[1] den Nordfranzosen gehören sollte, wie so mancher andre romantische[1] Stoff, der aber erst durch die Deutschen, Italiäner und Spanier 〈55〉 Form erhielt, viele andre Ritterdichtungen doch erst in Spanien daran angeschlossen haben. ➢ Volltext.
[116] F. Schlegel, Less. Ged. u. Mein. I (1804), 48: An einzelnen großen Geistern[32] jeder Art hat es überhaupt in Deutschland in keinem Jahrhundert gefehlt; und man darf wohl sagen, daß oftmals hier in Einem vereinigt war, was bei andern Nationen[1] unter Hunderte vertheilt ist. Doch war das alles nur einzeln, und blieb ohne Folgen. Die alte Dichtkunst war verlohren und vergessen, die Ausbildung der Prosa[1] gleichsam schon vor ihrer Entstehung gehindert, und immer mehr und mehr zerstörte die Nation[1] sich selber. Eine Zerrüttung und Ein Bürgerkrieg folgte dem andern, und da die Reformation endlich durch die unglückliche Wendung, welche sie nahm, die Trennung der Nation[1] gleichsam 〈49〉 auf ewig sanctionirte, da ganze Provinzen in eingebildeter Freiheit[7] sich losrissen, um endlich, wie es sich voraussehen ließ, unter fremdes[1] Joch zu sinken; da Ausländer jeder Art sich einnisteten; da die Fürsten selbst nach ausländischen Besitzungen und Verbindungen strebend, die vaterländischen Sitten vergaßen; was war natürlicher[4] und unvermeidlicher, als daß die Sprache[3] selbst entarten und verwildern mußte?.
[117] F. Schlegel, an A. W. Schlegel (27. 2. 1806), KJ 1, 295: Könntest Du etwas dazu beytragen, die romantischen[14] Dichtungen von mir in Deutschland anzeigen zu machen, oder es selbst thun – so wär es ein großer Dienst für mich und für die gute Sache. Das rechte alte Romantische[13] ist immer noch wie eine Medicin die den Leuten Löffelweise mit Trostreden eingegeben werden muß. Ich habe hier so manche herrliche alte Stücke in Händen, die wohl in ewiger Vergessenheit untergehn werden, wenn mich die Gefühllosigkeit und Kälte der Leute endlich dahin bringt, diesem Fach zu entsagen..
[118] F. Schlegel, an A. W. Schlegel (13. 7. 1808), KJ 1, 571: Von einer Behandlung des Amadis die sie [sc. Sophie Tieck-Bernhardi] unternommen, sind zwei Gesänge fertig. Ich kann eigentlich noch nichts darüber sagen; ihre Hand ist unleserlich und was vorgelesen wird, fasse ich nur mit Mühe. Doch fürchte ich, sie ist auch hier wieder zu sehr in ihre fantasierende Manier gerathen. Indessen bin ich schon zufrieden, wenn sie nur ihr Talent auf die Behandlung alter romantischer[1] Gedichte verwendet. Das und lyrische Gedichte, besonders die letzten wünsch ich von ihr, die dramatische Gattung sollte sie ganz aufgeben..
[119] F. Schlegel, Spr. u. Weish. d. Ind. (1808), 33 f.: Nehmen wir vollends die Grammatik der ältern Mundarten[1] hinzu, des Gothischen und Angelsächsischen für den Deutschen[6], des Isländischen für den skandinavischen Zweig unsrer Sprache[5]; so finden wir nicht nur ein Perfectum mit einem Augment, wie im Griechischen[5] und Indischen, einen Dualis, genauere Geschlechts- und Verhältnißbestimmungen der Participien und der Declination, die jetzt verlohren, sondern auch viele andre Flexionen, die jetzt schon etwas abgestumpft und weniger kenntlich sind; die dritte 〈34〉 Person im Singularis und Pluralis der Zeitworte zum Beispiel, zeigen sich wieder vollständig und in vollkommner Uebereinstimmung. Es kann mit einem Worte[2] bei der Betrachtung dieser alten Denkmahle der germanischen Sprache[5] nicht der mindeste Zweifel übrig bleiben, daß sie ehedem eine ganz ähnliche grammatische Structur hatte, wie das Griechische[5] und Römische. ➢ Volltext.
[120] F. Schlegel, Spr. u. Weish. d. Ind. (1808), 34: Noch jetzt sind sehr viele Spuren dieser ältern Sprachform im Deutschen[5], im eigentlichen Deutschen[2] mehr, als im Englischen und in den skandinavischen Mundarten[1] übrig; wenn aber im Ganzen hier das Princip der neuern[3] Grammatik, die Conjugation vorzüglich durch Hülfsverba, die Declination durch Präpositionen zu bilden, herrschend ist, so darf uns dieß um so weniger irre machen, da auch die sämmtlichen aus dem Lateinischen abstammenden romanischen[1] Sprachen[3], wie nicht minder alle hindostanische Mundarten[1], wie sie jetzt noch gesprochen werden, die sich zum Sanskrit etwa eben so verhalten, wie jene zum Lateinischen, eine ähnliche Veränderung erlitten haben. ➢ Volltext.
[121] F. Schlegel, Spr. u. Weish. d. Ind. (1808), 56: Der Gang der bloß grammatischen Kunst[13] und Ausbildung ist in den beiden Hauptgattungen grade umgekehrt. Die Sprache[3] durch Affixa ist im Anfang ganz kunstlos, wird aber immer künstlicher[1], je mehr die Affixa mit dem Hauptwort zusammenschmelzen; in den Sprachen[3] durch Flexion hingegen geht die Schönheit[1] und Kunst[13] der Structur, durch den Hang sichs zu erleichtern, allmählig mehr und mehr verlohren, wie wir es sehen, wenn wir manche deutsche[5], romanische[1] und jetzige indische Mundarten[1] mit der ältern Form, aus der sie abstammen, vergleichen. ➢ Volltext.
[122] F. Schlegel, Spr. u. Weish. d. Ind. (1808), 191: Nur das eine ist in der Verwirrung der ältesten indischen Geschichte[3] klar, daß es schon damals große Monarchien in Indien gab, obgleich ständische, durch die erblichen Rechte der Priester und des Adels[2] vielfach beschränkte. ➢ Volltext.
[123] F. Schlegel, Gesch. d. Lit. (1812), Dt. Mus. 1, 483: So wie aber unter den protestantischen Ländern England in der Verfassung der geistlichen[2] Gewalt und in den äußern Gebräuchen und Einrichtungen noch am meisten von der alten[6] Kirche beybehielt, so blühte auch hier die Poesie[11] zuerst wieder in kunstreicher Gestalt und schöner[1] Bildung[10] empor und zwar ganz sich anschließend an die romantische[7] Weise der südlichen katholischen Völker[1]. Spenser, Shakspeare, Milton bestätigen dieß. Wie sehr Shakspeare das Romantische[7] der alten[6] Ritterzeit und auch die südlicheren Farben der Fantasie[20] in seinen Darstellungen liebte, darf nicht erst erinnert werden; Spenser ist selbst Ritterdichter, und er wie Milton folgten bestimmten romantischen[7], besonders italienischen Vorbildern. Je näher die Litteratur uns tritt, je reicher sie in den neuern[3] Zeiten[3] anwächst, je nothwendiger wird es mir, meine Betrachtung nur auf solche Dichter und Schriftsteller zu beschränken, welche den Gipfel der Sprache[3] und Geistesbildung einer Nation[1] bezeichnen, und welche eben darum auch für das Ganze und für andre Nationen[1] die wichtigsten und lehrreichsten sind. In der That aber erschöpfen jene drey größten Dichter, welche England hervorgebracht hat, auch Alles was in der ältern Epoche ihrer Poesie[11], im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert merkwürdig und groß ist. ➢ Volltext.
[124] A. W. Schlegel/C. Schlegel, Rez. Schulz (1797), 217: Unter den zahlreichen Romanen[1], welche mit jeder Messe unsre Bücherverzeichnisse anschwellen, vollenden die meisten, ja fast alle, den Kreislauf ihres unbedeutenden Daseyns so schnell, um sich dann in die Vergessenheit und den Schmutz alter Bücher in den Lesebibliotheken zurück zuziehen, daß der Kunstrichter ihnen ungesäumt auf der Ferse seyn muß, wenn er nicht den Verdruß haben will, sein Urtheil auf eine Schrift zu verwenden, die eigentlich gar nicht mehr existirt. [...] Der bloß sinnliche Romanenhunger muß gestillt werden, sey es durch welche Nahrung es wolle. Mit unüberwindlichem Abscheu gegen die zweyte Lesung auch des geistreichsten Buches verbindet sich eine Genügsamkeit, die sich selbst das Platte, Abgeschmackte und Abentheuerliche[5] gefallen läßt, wenn es nur neu[1] scheint; und bey der es bloß armseliger Umkleidungen bedarf, um dem Verbrauchtesten das Lob der Neuheit zu gewinnen. Seit sechs oder sieben Jahren stemmen sich alle Recensenten des heiligen 〈218〉 römischen Reichs, die in diesem Fache arbeiten, gegen die Ritterromane: aber die Menge der ritterlichen Lanzen und Schwerter dringt immer unaufhaltsamer auf sie ein. Vor den Fehmgerichten, den geheimen Bündnissen und den Geistern[1] ist vollends gar keine Rettung mehr..
[125] Schleiermacher, Brf. Lucind. (1800), 41: [E]s ist lächerlich und widersinnig, wenn die alten romantischen[1/12?] Dichter aus Liebe und zur Verherrlichung der Liebe Heldenthaten verrichten lassen, die nicht in der geringsten Verbindung mit ihr stehen [...]. ➢ Volltext.
[126] J. Schopenhauer, Jugendlb. u. Wanderb. I (1839), 228: In der ersten Hälfte der achtziger Jahre des letztvergangenen Jahrhunderts dämmerte noch keine Ahnung von der überschwenglichen Fluth romantischer[1] Dichtungen, die erst weit später Alles zu überschwemmen 〈229〉 begann, der deutschen Lesewelt auf. Nur wenig von dem wenigen Vorzüglichen, das damals in diesem Fache erschien, konnte bis zu uns gelangen. Klementine und ich sahen daher [...] uns genöthigt, wieder zu unsrer alten Landbibliothek unsre Zuflucht zu nehmen, einer mehr als zwanzig Bände starken Sammlung aus dem Englischen übersetzter Romane[1], welche Klementinens Mutter besaß..
[127] Chr. F. D. Schubart, Jud. (1789), 652: Den Juden[1] | geht jezt ein günstiges Gestirn nach dem andern auf. In Frankreich wird ihnen die Nazionalversammlung große Freiheiten[8] einräumen; in Preussen wird ihr Würkungskreis immer weiter, und unter Joseph dem Zweiten geniessen sie der höchsten Duldung. [...] Joseph [...] ertheilte [...] allen Juden[1] in seinem Reiche das Stadtrecht, wodurch sie Häuser und Herrschaften kaufen, verkaufen, Edelleute, Freiherren und Grafen, und sogar Landstände werden können, alle bürgerliche Gewerbe zu treiben befugt sind, und in Kriegs- und bürgerlichen Bedienungen angestellt werden sollen und müssen. Die Juden[1] verdienen diese hohe Vorrechte, denn schon lange genug haben sie geächzt unter dem Druke der Nazionen[1]; und doch ist die heilige Wahrheit ausgegangen von ihnen auf uns. Ich hoffe, die Zeit[3] soll nahe seyn, wo Christen und Juden[1] so friedlich beieinander wohnen werden, wie das neue[3] und alte Testament in den christlichen Bibeln; denen es ganz wohl ist – in Einem Bande..
[128] Chr. F. D. Schubart [L. Schubart], Id. Tonk. (*1784–85; 1806), 127: Man liest es in der altdeutschen Geschichte[5] mit Vergnügen, wie die alten Pfalzgrafen mit ihren Prinzen und Prinzessinnen, auch vielen stattlichen Rittern und weidlichen Männern um die Tafel saßen, jeden Bissen gleichsam mit Musik[6] würzten, und den Geist[40] des duftenden Rheinweins unter Gesängen schlürften..
[129] Seume, Spaz. n. Syrakus (1803), 58: Der Adel[2] soll viel alten Stolz haben. .
[130] Solger, Rez. A. W. Schlegel (1819), 106: Aus triftigen und genügenden Gründen wird die sogenannte mittlere Komödie als eine besondere Gattung ganz geläugnet, da sie höchstens für einen Uebergang von der alten zur neuen[3] gelten kann..
[131] Temme, Volkssag. Pomm. (1840), 164: Es lebte einmal in Pommern ein armes Ehepaar von altem Adel[1]. Die reiseten eines Tages zu Fuße, und kamen in ein Wirthshaus, wo sie sich hinter den Ofen setzten und ihre Reisekost verzehrten. Die bestand aus trockenem Brodte und etwas Knappkäse. | Bald darnach kam eine Kutsche, darin saß ein reiches Ehepaar aus dem Bürgerstande. Die kehrten gleichfalls in dem Wirthshause ein, und ließen durch ihren Bedienten sich den Speisekasten für die Reise nachtragen. Darin 〈165〉 waren aber kalte Braten, Kuchen, Wein und mehr dergleichen; das verzehrten sie an einem Tische, den sie sich sauber decken ließen. | Als solches der arme Edelmann am Ofen gesehen, hat er voll Neides zu seiner Frau[3] gesagt: Sehet, wie sich das Bürgerpack traktiren kann! Den hat die Edelfrau aber getröstet mit den Worten: Dafür haben wir doch den hochgelobten Adel[1]!.
[132] L. Tieck, an A. F. Bernhardi (Ende Jul./Anf. Aug. 1793), VL 2, 271: Wir ritten itzt über eine schöne[1] Ebene, ringsum von Bergen und Wäldern eingeschlossen, vor uns lag eine alte Burg mit ihren Ruinen sehr ehrwürdig und romantisch[3] auf einem Berge..
[133] L. Tieck, W. Lovell II (1796), 240: Wir waren auf einem Spatziergange, es war ein schöner[4] Tag, und wir bestiegen den Berg, auf welchem schauerlich und wild die Ruinen eines alten Schlosses liegen. [...] Wir standen oben, und sahen mit Entzücken in die romantische[3] Gegend hinab [...]. ➢ Volltext.
[134] L. Tieck, W. Lovell III (1796), 287: Ich durchsuche heute meine Brieftasche und finde noch ein altes, uraltes Blatt darinn; es ist ein Gedicht, das ich einst auf Amaliens Geburtstag machte. [...] 〈288〉 [...] Ich will Ihnen die Phantasie[19] hiehersetzen, die mich so innig gerührt hat. ➢ Volltext.
[135] L. Tieck, Phantasus I (1812), 15: Ist diese Gegend nicht, durch welche wir wandeln, fing Theodor an, einem schönen[1] romantischen[1/3/4] Gedichte zu vergleichen? Erst wand sich der Weg labyrinthisch auf und ab durch den dichten Buchenwald, der nur augenblickliche räthselhafte Aussicht in die Landschaft erlaubte: so ist die erste Einleitung des Gedichtes; dann geriethen wir an den blauen Fluß, der uns plötzlich überraschte und uns den Blick in das unvermuthete frisch grüne Thal gönnte: so ist die plötzliche Gegenwart einer innigen Liebe; dann die hohen Felsengruppen, die sich edel und majestätisch erhuben und höher bis zum Himmel wuchsen, je weiter wir gingen: so treten in die alten Erzählungen erhabene Begebenheiten hinein, und lenken unsern Sinn[11] von den Blumen ab; dann hatten wir den großen Blick auf ein weit ausgebreitetes Thal, mit schwebenden[2] Dörfern und Thürmen auf schön[1] geformten Bergen in der Ferne, wir sahen Wälder, weidende Heerden, Hütten der Bergleute, aus denen wir das Ge〈16〉töse herüber vernahmen: so öffnet sich ein großes Dichterwerk in die Mannigfaltigkeit der Welt und entfaltet den Reichthum der Charaktere[7]; nun traten wir in den Hain von verschiedenem duftenden Gehölz, in welchem die Nachtigall so lieblich klagte, die Sonne sich verbarg, ein Bach so leise schluchzend aus den Bergen quoll, und murmelnd jenen blauen Strom suchte, den wir plötzlich, um die Felsenecke biegend, in aller Herrlichkeit wieder fanden: so schmilzt Sehnsucht und Schmerz, und sucht die verwandte Brust des tröstenden Freundes, um sich ganz, ganz in dessen lieblich erquickende Fülle zu ergießen, und sich in triumphirende Woge zu verwandeln..
[136] L. Tieck, Phantasus I (1812), 98 f. (99): In gebirgigen Gegenden [...] scheint mir ein Garten, wie dieser hier, nicht nur der angemessenste, sondern auch ohne Frage der schönste[1], denn nur in diesem kann man sich von den erhabenen Reizen und großen Eindrücken erholen, die die mächtigen Berge beim Durchwandeln in uns erregen. Jedes Bestreben hier etwas Romantisches[3] erschaffen, und Baum und Waldgegenden malen zu wollen, würde jenen Wäldern und Felsenschluften, den wundersamen Thälern, der majestätischen Einsamkeit gegenüber nur albern erscheinen. So aber liegt dieser Garten in stiller Demuth zu den Füßen jener Riesen, mit ihren Wäldern und Wasserbächen, und spielt mit seinen Blumen, Laubengängen und Brunnen wie ein Kind in einfältigen Phantasien[19]. Dagegen ist mir in einer der traurigsten Gegenden Deutschlands ein Garten 〈99〉 bekannt, der allen romantischen[3] Zauber auf die sinnigste Weise in sich vereinigt, weil er, nicht um Effekt zu machen, sondern um die innerlichen Bildungen[16] eines schönen[1] Gemüthes in Pflanzen und Bäumen äußerlich zu erschaffen vollendet wurde; in jener Gegend, wo der edle Herausgeber der Arethusa nach alter Weise im Kreise seiner liebenswürdigen Familie lebt [⦿]; dieser grüne, herrliche Raum schmückt wahrhaft die dortige Erde, von ihm umfangen vergißt man das unfreundliche Land, und wähnt in lieblichen Thälern und göttergeweihten Hainen des Alterthums[3] zu wandeln; in jedem Freunde der Natur[2], der diese liebliche Schatten besucht, müssen sich dieselben heitern[5] Gefühle erregen, mit denen der sinnvolle Pflanzer die anmuthigste Landschaft hier mit dem Schmuck der schönsten[1] Bäume dichtete, die auf sanften Hügeln und in stillen Gründen mannichfaltig wechselt, und durch rührende Reize den Sinn[7] des Gebildeten beruhigt und befriedigt..
[137] L. Tieck, Phantasus I (1812), 396: Häufig [...], wenn wir vom Dramatischen sprechen, verwechseln wir dieses mit dem Theatralischen, und wiederum ein mögliches besseres Theater mit unserm gegenwärtigen und seiner ungeschickten Form; und in dieser Verwirrung verwerfen wir viele Gegenstände und Gedichte als unschicklich, weil sie sich freilich auf unsrer Bühne nicht ausnehmen würden. Sehn wir also ein, daß ein neues[1] Element erst das dramatische Werk als ein solches beurkundet, so ist wohl ohne Zweifel eine Art der Poesie[11] erlaubt, welche auch das beste Theater nicht brauchen kann, sondern in der Phantasie[1] eine Bühne für die Phantasie[2] erbaut, und Compositionen versucht, die vielleicht zugleich lyrisch, episch und dramatisch sind, die einen Umfang gewinnen, welcher gewissermaßen dem Roman[1] untersagt ist, und sich Kühnheiten aneignen, die keinem andern dramatischen Gedichte ziemen. Diese Bühne der Phantasie[2] eröffnet der romantischen[1/4] Dichtkunst[1] ein großes Feld, und auf ihr dürfte diese Magelone und manche alte[1/11] anmuthige Tradition sich wohl zu zeigen wagen..
[138] L. Tieck, Phantasus II (1812), 414: Warum wollen Sie mit wenigen Mitteln, vor Zuschauern, die es durchaus nicht verstehn würden, sich mit vornehmen und schwierigen, ja hier unmöglich auszuführenden Opern quälen? Mit Tragödien, die Ihnen kein Mensch danken würde? Mit Schauspielen, die dem einfältigen Bürgersmann ein Räthsel oder ein Aergerniß wären? Warum sich ihren Stand verleiden und den Zusehern das Vergnügen verderben? Ohne Zweifel haben Sie alte komische Stücke, die das Volk[5] versteht, kürzere Schwänke und Comödien, die Sie großentheils ex tempore spielen, und deren Wirkung Sie gewiß sind; geben Sie diese, und lassen Sie jene vornehmeren Anmaßungen fahren, und Sie werden mich und vielleicht auch einige Freunde zu Zuschauern haben, die wir uns aber gewiß weder um Ihre Zauberflöte, noch Agnes Bernauer im mindesten bekümmern werden..
[139] L. Tieck, Gesellsch. Land. (1825), W 3, 229: Bald musterte man alle Familienverzweigungen und Seitenverwandte durch, womit sich der alte Adel[2] so gern, vorzüglich auf dem Lande beschäftigt..
[140] L. Tieck, V. Accoromb. (1840), W 4, 788: Nachdem sie das großartige Verona besucht hatten, begaben sie sich wieder in die Einsamkeit ihrer Berge und nach dem schönen[1], romantischen[3] See, den sie auf einer Barke, mit Musik[6] begleitet, überschifften, und sich an den alten Romanzen ergötzten, die man in diesem Lande vernahm..
[141] J. H. Voß, F. Stolberg (1819), 18 f. (19): In jener Zeit[3] über den Adel[2] mit Adlichen zu reden, vermied man gern. Die Meinung ruhig erwägender Männer war: Die geschlossene Zunft des Adels[2] ist sowohl durch Alterthum[1] ehrenhaft, als durch Tugenden, wenn nicht der Stammväter (die kennt man nicht), doch 〈19〉 einzelner Sprößlinge; strebt der Adel[2] nach der Ehre, für unsere Zeit[3] vorzüglich edel zu sein, an Geist[20/14?], Gemeinsinn und Tüchtigkeit, so wird er wohlthätig für Fürsten und Volk[5], und bleibt mächtig durch alten Ruf und Zusammenhang; trozt er aber auf das Vorrecht angeborener Tauglichkeit, will er dem Staatskörper nicht mehren die Kraft, sondern entziehn, so ist er ein fremdartiges Gewächs, das, wenn es sich nicht vertheilen läßt, den Schnitt fodert. Erbittert durch solche Ansichten, die im Jahr 1792 mein Gesang der Neufranken für Gesez und König aussprach, trug Stolberg mir seine Galle zu, und behauptete: der Adel[2] sei ein edlerer Menschenstamm von eigenem Ehrgefühl, erhaben über die niedrige Denkart der Unadlichen, und dadurch zu Vorzügen berechtigt. Wer, Teufel! rief er, kann uns nehmen, was unser ist? Wer's euch gab, sagte ich: die Meinung. ➢ Volltext.
[142] J. H. Voß, F. Stolberg (1819), 25 f. (26): Einst da ich mit Hensler an Stolbergs Tische war, fiel das Gespräch auf adliche Landgüter in Bürger〈26〉händen, und auf die Menge ausgestorbener Familien. Weitläuftig schilderte H.[ensler] des Adels[2] Ausschweifungen, die, roh in älterer Zeit[3], verfeint in späterer, Geist[10] und Leben und Gut verwüstet. Am ärgsten, meinte er, ward es seit Ludwig XIV. Sehr arg, sagte ich, zeigt es schon 1587 der Norddorfer Pastor Meigerius in den niedersächsischen Predigten über die Zauberei: der Adel[2] habe, durch wüstes Leben geschwächt, angebliche Behexer auf der Folter zum Geständnis genöthiget, und verbrannt. Warum, fragte H.[ensler] auf dem Rückwege, sah St.[olberg] so düster aus? – Unser Gespräch, sagte ich, war jakobinisch. ➢ Volltext.
[143] J. H. Voß, F. Stolberg (1819), 112: Dieser Friz [sc. F. L. Grf zu Stolberg] [...] warnt vor den hochtönenden Worten[1] Freiheit[6], Recht, Gleichheit (Libertas, Jus, Aequitas), weil mancher sie falsch deute, und empfiehlt uns zum Schuz dagegen die allein wahre Religion[1], die er geradezu Kirche Deutschlands nennt. Der Zeitgeist, sagt er, nimt keine Kunde von Gott (dem Herrgott), und ist also im eigentlichen Sinn[1] gottlos; er will nichts wissen von Urkunde und Ueberlieferung; er verschmäht das Alte, und versucht Neuerung. Ja, er will uralte Eichen (nämlich Stammbäume) wie Unkraut ausgäten, indem er des Adels[2] edle Bestrebungen und gegründeten Besiz verkennt. ➢ Volltext.
[144] Waagen, Kunstw. Erzgeb. (*1839; 1843), 4: Mit vieler Befriedigung betrachtete ich zwölf für die Aula des leipziger Augusteums von dem liebenswürdigen und talentvollen Professor Rietschel ausgeführte Reliefs, welche grade ausgestellt waren. Es sind in denselben die Hauptmomente menschlicher Cultur[4] von der ältesten vorgeschichtlichen bis zur neuesten[3] Zeit[3] veranschaulicht worden. Die Erfindungen sind meist glücklich, der Styl des sehr erhabenen[1] Reliefs sehr gut, die Angabe der Theile einsichtig auf den hohen Standort, wofür sie bestimmt sind, berechnet..
[145] Waagen, Kunstw. Erzgeb. (*1839; 1843), 7: Der Architekt des Bergamts, an den mich Freund Klemm empfohlen, war leider gestern nach Dresden gefahren, doch zeigte mir seine Frau[3], in Begleitung einiger munteren Kinder[1/2], eine Anzahl dem Verein für Erforschung der Alterthümer[4] zugehöriger Gegenstände, welche man ganz neuerdings in alten Särgen gefunden hatte. Sehr bemerkenswerth waren mir darunter wegen der Verschiedenheit in der meist sehr guten Auffassung und der großentheils fleißigen und geschickten Ausführung eine Anzahl kleiner bronzener Crucifixe, welche man in der Gegend der Brust, oder der zusammengefaltenen Hände angetroffen hat..
[146] Wackenroder, an seine Eltern (22. 6. 1793), VL 2, 180: In Nürnb[erg] bin ich im rothen Roß abgetreten. Von dem Äußern dieser großen, labyrinthischen Stadt können sie sich wirklich durch Ihre in Kupfer gestochenen u[nd] illuminirten kleinen Prospekte, den beßten Begriff[1] machen. Ich finde mit Vergnügen viele mir längst bekannte Gegenden der Stadt hier in der Natur[2], u[nd] erkenne sie bald. Die Stadt hat wegen der vielen, schwarzen, mit Gothischem Prunk an Bildern u[nd] Zierrathen reich überladenen Kirchen, wegen der alten, ganz v[on] Quadern gebauten, festen Häuser, die häufig mit Figuren v[on] Menschen[1] u[nd] Thieren[1] bemahlt, u[nd] auch mit sehr alten Basreliefs in Stein geziert sind, ein antikes[6], abentheuerliches[3] Ansehen. Aber sowohl aus- als inwendig, scheinen mir doch fast alle Häuser keine Spur v[on] modernem[7] Geschmack zu haben. Keine einzige neumodische Façade. Die Hausthür ist [...] fast immer verschlossen; man klingelt, sie springt auf; man geht durch dunkle Winkel eine schlechte Treppe hinauf, u[nd] findet selbst Männer wie H[errn] v[on] Murr u[nd] H[errn] Schaffer Panzer, in Zimmern, die nur durch eine Bibliothek angenehm werden, an Fenstem mit kleinen runden Scheiben, nach dem Hofe oder einem Gäßchen zu, sitzen. Freilich will ich nicht auf alle übrigen Häuser v[on] diesen schließen. Allein v[on] außen wenigstens sind sie alle antik[6]. .
[147] Weißenthurn, Braut (1817), 136: Baroninn. Ist denn der Mensch[1] von Adel[1]? | Wolf. Wenn gleich nicht von altem Adel[1/5], doch vom besten. | Baroninn. Wie verstehen Sie das? 〈137〉 | Wolf. Ich verstehe darunter den Adel[5], der aus Herz und Seele quillt, der alles um sich her froh und glücklich machen will, der, wo Geld helfen kann, mit beyden Händen in die Tasche greift, und wo nicht Geld, nur das theilnehmende Wort[2] gilt, Trost und Hülfe aus dem Herzen schöpft. Das ist der Adel[5] vor dem ich mich tief bücke, und am liebsten meinen Hut abnehme. | Baroninn. Also der sentimentale[2], gemüthliche Adel[5]? | Wolf. Ohne den zehen Adelsdiplome doch keinen Edelmann machen; wenn aber eines zum andern kömmt, dann ist der Mann hoch und wohl, und würdig geboren, dann erlebt Gott[1], sein Fürst und die Welt Freude an ihm..
[148] Wieland, Oberon (1780), 3: Noch einmal sattelt mir den Hippogryfen, ihr Musen, | Zum ritt ins alte romantische[1] land! | Wie lieblich um meinen entfesselten busen | der holde wahnsinn spielt? Wer schlang das magische band | Um meine stirne? Wer treibt von meinen augen den nebel | Der auf der Vorwelt wundern liegt? | Ich seh, in buntem gewühl, bald siegend, bald besiegt, | Des Ritters gutes schwert, der Heyden blinkende säbel..
[149] Wienbarg, Aesth. Feldzg. (1834), 92: Die Manifestation einer neuen[1] Anschauungsweise, und damit eines neuen[2] Lebens, einer neuen[1/2] Kunst[4] und Poesie[1] ist, wie wir am Beispiel der griechischen[2] und christlichen gesehen, kein momentaner Akt[2], der sich sofort aller geschichtlichen Elemente bemächtigte und die Formen der früheren Anschauungsweise auf einmal zertrümmerte, sondern ein progressiver[2] Akt[2], dem nur allmählich die Überwältigung und Ausscheidung der zuckenden, abgestorbenen Lebensreste gelingt. Es verharrt die Zeit[5] so lange im Verpuppungszustande, bis ihr unter der Decke die Flügel ausgewachsen sind, sie dehnt sich, lockert sich, erwartet den Augenblick – dann kostet es nur einen Sonnenstrahl, vielleicht den ersten nach schwerem Gewitter, und gesprengt ist der alte Leib, und die Psyche der Menschheit[2] atmet wieder die Freiheit[1] ein..
[150] Winckelmann, Anm. Gesch. Kunst (1767), 94: Pythagoras [...] von Reggio in dem heutigen Calabrien war [...] der erste, welcher die Haare mit mehrerem Fleiße ausarbeitete. Diese Anzeige kann zu einiger Bestimmung der Zeit[12] verschiedener Statuen dienen. Denn wir bemerken an einigen, an welchen sich eine grosse Wissenschaft und Kunst[13] zeiget, die Haare sowohl des Hauptes, als der Schaam in ganz kleine kreppigte Locken reihenweis geleget [...]. Von jenem sind zwey oder drey Statuen [...], die [...] haben annoch die gezwungen gearbeitete Haare, die ein Beweis sind von einem Systema, welches sich von der Natur[19] entfernet hatte. [...] Da also Pythagoras als der erste die Haare mit mehrerem Fleisse und vermuthlich mit gefälligerer Freyheit[13] geendiget hatte, so kann man schliessen, daß jene Statuen [...], sowohl mit sogenannten Hetrurischen, als mit wenig angedeuteten Haaren, nicht nach Pythagoras Zeiten[3] können gemacht seyn, folglich müssen dieselben entweder von gleicher Zeit[12] oder für älter geachtet werden [...]..
[2] A. v. Arnim, Caboga (1826), 458: Auf, frisch, dir lös' ich gleich die Fesseln mit meiner alten Schlösserpraktik.
[3] Hegel [Hotho], Aesth. I (1835), 208: In dieser Weise hat z. B. die holländische Malerei die vorhandenen flüchtigen Scheine der Natur[2] als vom Menschen neuerzeugte zu tausend und aber tausend Effekten umzuschaffen gewußt. Sammet, Metallglanz, Licht, Pferde, Knechte, alte[2] Weiber, Bauern aus Pfeifenstummeln den Rauch heraus blasend, das Blinken des Weins im durchsichtigen Glase, Kerle in schmutzigen Jacken mit alten[1] Karten spielend, solche und hunderterlei andere Gegenstände, um welche wir uns im alltäglichen Leben kaum bekümmern, da uns selbst, wenn auch wir Karten spielen, trinken und von die〈209〉sem und Jenem schwatzen, noch ganz andre Intressen ausfüllen, werden uns in diesen Gemälden vors Auge gebracht. ➢ Volltext
[4] Herder, Gesch. d. Menschh. III (1787), 51: [D]a [...] die meisten Menschen[1], und noch mehr die großen Staatskörper, sehr harte, eiserne Thiere[7] sind, denen die Gefahr nah ankommen müßte, ehe sie ihren alten 〈52〉 Gang ändern: so bleibt ohne Wunder und Zeichen alles, wie es ist [...].
[5] Herder, Gesch. d. Menschh. IV (1791), 65: Daher die vielen untergeschobenen Schriften der Apostel und Kirchenväter: daher die zahlreichen Erdichtungen von Wundern, Märtyrern, Schenkungen, Constitutionen und Decreten, deren Unsicherheit durch alle Jahrhunderte der ältern und mittlern Christengeschichte, fast bis zur Reformation hinauf, wie ein Dieb in der Nacht fortschleichet.
[6] Hölderlin, Hyp. II (1799), 117: Es ist auf Erden alles unvollkommen, ist das alte Lied der Deutschen. Wenn doch einmal diesen Gottverlaßnen einer sagte, daß bei ihnen nur so unvollkommen alles ist, weil sie nichts Reines unverdorben, nichts Heiliges unbetastet lassen mit den plumpen Händen, daß bei ihnen nichts gedeiht, weil sie die Wurzel des Gedeihns, die göttliche Natur[19] nicht achten, daß bei ihnen eigentlich das Leben schaal und sorgenschwer und übervoll von kalter stummer Zwietracht ist, weil sie den Genius verschmähn, der Kraft und Adel[5] in ein menschlich Thun, und Heiterkeit[3] ins Leiden und Lieb' und Brüderschaft den Städten und den Häußern bringt. ➢ Volltext
[7] Immermann, Epigon. (1836), W 2, 358: Das Bild der heiligen Cäcilia, augenscheinlich der ältesten Kunstepoche angehörend, wenn hier nicht etwa eine geschickte moderne[9] Nachahmung sich ins Mittel geschlagen hatte, sah von einem Pfeiler hernieder.
[8] Jean Paul, Hesp. II (1795), 21: Unser arme Held [...] betrug sich so ernsthaft wie der ältere und jüngere Kato zugleich.
[9] Jean Paul, Vorsch. Ästh. II (1804), 519 f. (520): Die neu-deutschen Wörter[1] haben zwei große Fehler, erstlich daß sich selten Verba und Adjektiva aus ihnen oder umgekehrt machen lassen [...] 〈520〉 [...]; der zweite Fehler ist, daß das neue[1] Wort[1] nur den Gattungs-Sinn, selten den abgeschnittenen individuellen lebendigen des alten zuträgt und daß es folglich dem Witze[2], dem Feuer und der Kürze den halben Wort[1]-Schatz ausplündert. Z. B. Etwas „Alterthümliches“ für „Antike[3]“ ist das Geschlecht statt der Unterart, ja statt des heiligen Individuums; und womit soll uns diese kostbare Anschauung erstattet werden?
[10] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 329: Da es bloß etwas Verneinendes war, was die neuere[3] Komödie veranlaßte, nämlich die Aufhebung der politischen Freyheit[9] der alten, so ist es leicht begreiflich, daß ein Mittelzustand des Schwankens und Suchens nach Ersatz Statt gefunden haben wird, bis sich eine neue[1] Kunstform entwickelt und festgesetzt hatte. ➢ Volltext
[11] Adelung, Gramm.-krit. Wb. II (21796), 1063: Heide, [...] eine Person, welche außer der Erkenntniß[4] des wahren Gottes[1] lebet, ein Ungläubiger in weitern Verstande[7]; daher im alten Testamente alle Völker[1] außer den Juden[1], heut zu Tage aber alle außer den Juden[1], Christen und Türken, Heiden genannt werden, ob man gleich in den mittlern Zeiten[3] auch die Türken mit zu den Heiden zu zählen pflegte. In einigen Gegenden sind die Zigeuner unter dem Nahmen der Heiden in engerer Bedeutung bekannt..
[12] Adelung, Gramm.-krit. Wb. II (21796), 1443: In weiterer und gewöhnlicherer Bedeutung werden alle Glieder des ehemahligen Israelitischen Volks[1], und die Bekenner der Religion[1] derselben, Juden[1], und auf eine bestimmtere Art, die ältern Juden[1] genannt, zum Unterschiede von den heutigen und neuern[3] Juden[1], welche ein Überrest der erstern sind, und am häufigsten auch nur Juden[1] schlechthin genannt werden..
[13] A. v. Arnim, Isabella (1812), 154: [Z]ugleich solle er beschwören, daß er des Allrauns Ältern gekannt, die im Lande Hadeln als gute Christen und alter Adel[2] bekannt gewesen. .
[14] A. v. Arnim, Loch (1813), 15: Ich bin ein Ritter von altem Adel[1], | Ich bin der Ritter ohne Furcht und Tadel, | Ich bin ein Ritter von der Tafelrund. .
[15] B. v. Arnim, Frühlingskr. (*1800–04; 1844), 283 f. (284): Ich hab zwar gar keine Neigung daß etwas vorgehen soll, aber doch wie lezt in der Blaufärberei am Kanal Feuer ausbrach, machte mir das ein unendliches Vergnügen; damit stimmte das Volk[5] mit seinem Schauspielertalent überein. – Eine Verzweiflungs- und Jammergeschrei-Comödie, gewürzt mit den ausgelassensten Scherzen; das ganze war unwiderstehlich, ich bedauerte daß es nicht schicklich war mitzuspielen, sondern nur zuzuhören. [...] Der Blaufärber hatte die großmüthigste Gleichgültigkeit bei diesem Veraschen seiner Einbläuung, und es kamen die närrischsten Witze[4] vor bei der Judenspritze, bei welcher der Blaufärber selber stand und sie fortwährend dirigirte gegen die zwei uralte Linden in seinem Hof, die sein Ururgroßvater, der auch Blaufärber war, gepflanzt hatte, unter denen der Färber seine Hochzeit gehalten. – Wenn ihr mir die erhaltet, sagte er zu den Juden[1], so schenk ich euch zwanzig Thaler. – Nun wurden die Juden[1] so feurig, lauter arme Lumpen! – Es gab ein Gezänk mit der Polizei, sie wollte auf die unnützen Linden kein Wasser verwendet haben, die Juden[1] schrieen mörderlich, als man ihnen den Schlauch entriß, nach dem Blau〈284〉färber; der kam herbei und mußte ihn wieder erobern. „Was solle die alte Bääm[“], sagt der Herr Bolezei! – Wie, Herr Polizei! – Sie schmähen die alten Linden, das Wahrzeichen von Offenbach? – Ei do könnt ganz Offebach abbrenne und die Wahrzeiche bliebe alleen stehe. Die könnten doch das Maul nicht ufthun und erzähle daß Offebach da gestane hat. ➢ Volltext.
[16] B. v. Arnim, Frühlingskr. (*1800–04; 1844), 444: Wie dieser Dekrete ausfertigt und jener auf den Rednerstuhl tritt, so ist der Clemens dazu bestimmt durch sein Leben, das sich in die Begeisterung des Witzes[1/2], der Philosophie, des Eifers und der Experimentenlust verzweigt, die Menschen zu wecken und in der dunklen Kammer eine Kerze anzuzünden, manches Neue[1] alt[7] und manches Alte[1] neu[2] zu machen [...]. ➢ Volltext.
[17] Börne, Schild. Paris IX (1823), SS 2, 44: Die Ultras nämlich suchen die romantische[[[[BedeutungsVerweis ID='43' Anzeige='12' Formatierung='1']]]/[[[BedeutungsVerweis ID='103' Anzeige='14' Formatierung='1']]]/[[[BedeutungsVerweis ID='276' Anzeige='8' Formatierung='1']]]] Literatur aufzubringen und befördern hierdurch den Protestantismus der Wissenschaft und Kunst; die Liberalen hingegen suchen den alten blinden Glauben an die klassische[[[[BedeutungsVerweis ID='27' Anzeige='7' Formatierung='1']]]/[[[BedeutungsVerweis ID='36' Anzeige='8' Formatierung='1']]]] Literatur in Achtung zu erhalten; denn beide politische Parteien kennen zwar ihr Ziel, aber nicht ihren Weg. Den Ultras gefällt die romantische[[[[BedeutungsVerweis ID='43' Anzeige='12' Formatierung='1']]]/[[[BedeutungsVerweis ID='103' Anzeige='14' Formatierung='1']]]/[[[BedeutungsVerweis ID='276' Anzeige='8' Formatierung='1']]]] Literatur, weil sie glauben, die in romantischen[[[[BedeutungsVerweis ID='43' Anzeige='12' Formatierung='1']]]/[[[BedeutungsVerweis ID='103' Anzeige='14' Formatierung='1']]]/[[[BedeutungsVerweis ID='276' Anzeige='8' Formatierung='1']]]] Dichtungen zuweilen vorkommenden Nebel, Gespenster, Kreuze und Jammer wären das Wesentliche dabei, und das alles sei dienlich, das Volk[[[[BedeutungsVerweis ID='153' Anzeige='5' Formatierung='1']]]] furchtsam, abergläubisch, verliebt und dumm zu machen. Aus denselben Gründen sind die Liberalen der romantischen[[[[BedeutungsVerweis ID='43' Anzeige='12' Formatierung='1']]]/[[[BedeutungsVerweis ID='103' Anzeige='14' Formatierung='1']]]/[[[BedeutungsVerweis ID='276' Anzeige='8' Formatierung='1']]]] Literatur abgeneigt..
[18] Börne, Immermann [Tirol] (1829), SS 1, 345 f. (346): Als Hofer vor der Schlacht am Berge Isel mit etwas gesalbter feierlicher Lustigkeit, nach Art des Königs 〈346〉 David, Wein trinkt aus einem silbernen Pokale, auf dessen Deckel das alte Schloß Tirol eingegraben war, bewegt ihn dieser Anblick, denn – sagt er – das erinnere an | Die Freiheiten[8], die Recht' und Privilegien | Der sel'gen, gnäd'gen Frauen Margarete. | Wir sind froh, die Quelle der Anhänglichkeit der Tiroler für ihren alten Landesherrn endlich gefunden zu haben, ob sie zwar publizistisch ist und trübe. Ein schlichter Landmann braucht es freilich nicht zu wissen, daß Freiheit[6/7] besser sei als Freiheiten[8], Gerechtigkeit besser als Rechte, und besser Gleichheit als Privilegien..
[19] Börne, Brf. Paris I (1832), 147: Es war ein Kampf zwischen der alten classischen[8] und 〈148〉 der neuen[3] romantischen[14] Parthei in der Politik, und letztere, die schwächste, weil sie die jüngste und unerfahrenste ist, unterlag. Die romantische[14] Parthei will individuelle Freiheit[5], die classische[8] nur nationelle haben..
[20] Brockhaus, Conv.-Lex. I (1809), 87: Arthur oder Artus [...] ist [...] mit seinen Rittern einer der ältesten Helden der romantischen[12/1?] Dichtkunst..
[21] Brockhaus, Conv.-Lex. VII (1809), 127: Merkwürdig endlich und segensreich sind Bodmers Verdienste um die deutsche Literatur. Er ist gewissermaßen der erste deutsche Kritiker im Felde der Kunst[11], der schönen[2] Wissenschaften und Literatur; er bahnte den Weg, auf welchem späterhin Lessing ging, und widersetzte sich zuerst Gottsched und seinen Jüngern; hob, schützte und vertheidigte die aufblühenden Genies[4], Wieland, Gleim, Klopstock u. s. w., brachte alte vergeßne Dichter, als Canitz, Opitz, Wernicke und die Minnesänger wieder ans Licht, machte die Deutschen mit Miltons verlornem Paradiese bekannt, übersetzte den Homer und fuhr bis an sein Ende fort, mündlich und schriftlich das Wohl der deutschen Literatur zu pflegen. Er versuchte sich selbst als Dichter, z. B. in der Noachide, war aber, wie alle Kritiker, als eigner Schöpfer nicht glücklich. Es konnte übrigens nicht fehlen, daß er sich durch seine bisweilen wirklich harte und eigensinnige Kritik[2] auch viele Feinde zuzog..
[22] Brockhaus, Bild.-Conv.-Lex. I (1837), 23: Zum Beweise alten Adels[1] wird die Ahnenprobe [...] erfodert, z. B. bei Erwerbung von gewissen Ämtern, Pfründen, Orden und besonders früher zur Turnierfähigkeit. – Der Adel[1] geht verloren durch ein Strafurtheil, welches Ehrlosigkeit und den Verlust des Adels[1] ausspricht, ferner durch freiwilliges Aufgeben desselben, oder stillschweigend durch Betreibung bürgerlicher Gewerbe (nicht aber durch Großhandel) und durch Verheirathung einer Adeligen an einen Bürgerlichen. Die Erneuerung eines lange Zeit[6] nicht gebrauchten Adels[1] geschieht durch den Regenten nach dem Beweise, daß der Adel[1] weder aufgegeben noch verloren worden sei..
[23] Brockhaus, Bild.-Conv.-Lex. II (1838), 97: Die Fesseln der Akademie wurden zerbrochen, und wenn auch die moderne[9] Literatur Frankreichs, welche sich als romantische[14] Schule gegen die alte classische[8] geltend gemacht hat, im Allgemeinen, statt wahrhaft frei[11] zu sein und damit die Gesetze der wahren Schönheit[1] an sich auszubilden, einer zügellosen Willkür anheimgefallen ist, so ist doch die Möglichkeit zum Trefflichsten und zum Theil dieses selbst in seinen Anfängen vorhanden. .
[24] Eichendorff, Marmorbild (1818), 389: In einer großen Einsamkeit lag da altes verfallenes Gemäuer umher, schöne[1], halb in die Erde versunkene Säulen und künstlich[1] gehauene Steine, alles von einer üppig blühenden Wildniß grünverschlungener Ranken, Hecken und hohen Unkrauts überdeckt..
[25] Eichendorff, Dicht. u. Ges. (1834), 15: Walter fühlte sich recht wie ein Vogel, der aus dem Käfig entflohen. Er war fast ausgelassen heiter[5], schwenkte den Hut in der Luft, und stimmte alte Studentenlieder an, so daß es den beiden Reitern vorkam, als wären sie nie getrennt gewesen, und zögen nur eben wieder aus dem Thor von Heidelberg den grünen Bergen zu..
[26] Fichte, Urth. d. Publ. (1793), 260: „Alle alten[9] Völker[1] haben ihren Adel[2] gehabt,“ sagen Staatsmänner, die man zugleich für große Geschichtskundige hält; und lassen uns daraus in aller Stille folgern, daß der Adel[2] so alt[1] sey, als die bürgerliche Gesellschaft, und daß in jedem wohlgeordneten Staate einer seyn müsse. Es ist sonderbar, daß eben diese Männer, bei denen die Nothwendigkeit des Adels[2] in jedem Staate sich von selbst versteht, – wenn sie sich etwa zum Ueberflusse noch darauf einlassen, den Ursprung des heutigen Adels[2] zu erklären, sich in Muthmaßungen verlieren, die sie auf nichts, als auf andere Muthmaßungen, stützen können. | Ich rede nicht vom persönlichen Adel[3] – von der Berühmtheit oder den Vortheilen, die der große Mann durch eigene Thaten sich erwirbt; ich rede, wie man es will, vom Erbadel, von der Berühmtheit oder den etwani〈261〉gen Vortheilen, die er durch das Andenken dieser seiner Thaten auf seine Nachkommen überliefert..
[27] Fichte, Red. Dt. Nat. (1808), 335: Nachdem dieser Punct [sc. goldenes Zeitalter] erreicht ist, kann das Volk[1] nicht mehr, denn entweder seine gelungensten Meisterstücke verändert wiederholen, also, dass sie aussähen, als ob sie etwas Neues[1] seyen, da sie doch nur das wohlbekannte Alte sind; oder, wenn sie durchaus neu[1] seyn wollen, zum Unpassenden und Unschicklichen ihre Zuflucht nehmen, und ebenso in der Dichtkunst das Hässliche[1] mit dem Schönen[1] zusammenmischen, und sich auf die Carricatur und das Humoristische legen, wie sie in der Prosa[2] genöthigt sind, die Begriffe[1] zu verwirren und Laster und Tugend mit einander zu vermengen, wenn sie in neuen[1] Weisen reden wollen..
[28] Goethe, an C. J. L. Iken (27. 9. 1827), WA IV, 43, 81 f. (82): Es ist Zeit[8], daß der leidenschaftliche Zwiespalt zwischen Classikern[3] und Romantikern[3] 〈82〉 sich endlich versöhne. Daß wir uns bilden ist die Hauptforderung; woher wir uns bilden wäre gleichgültig, wenn wir uns nicht an falschen Mustern zu verbilden fürchten müßten. Ist es doch eine weitere und reinere Umsicht in und über griechische[2] und römische Literatur, der wir die Befreyung aus mönchischer Barbarey zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert verdanken! Lernen wir nicht aus dieser hohen Stelle alles in seinem wahren, ethisch-ästhetischen Werthe schätzen, das Älteste wie das Neuste[3]!.
[29] v. d. Hagen, Vorr. Nibel. (1810), VII: Gegenwärtige Ausgabe des Liedes der Nibelungen in der Ursprache, zu welcher sich meine frühere Bearbeitung desselben nur wie eine Übersetzung verhält, soll, nach beßtem Wissen und Vermögen, eine wirklich und durchaus kritische[4] sein, in der Art, wie wir sie von den Werken des Griechischen[1] und Römischen Alterthums[2] haben. Über die Anwendung dieser Kritik[3] auf ein altes vaterländisches Werk wird es bei dem vorliegenden, dessen Klassizität vor allen andern schon anerkannt ist, keiner Rechtfertigung bedürfen, und eben so wenig eines Beweises, daß eine solche Bearbeitung hier nöthig sei: denn hoffentlich ist das Nibelungen Lied alt und schwierig genug dazu; noch mehr, als etwa, für ihre Landessprache, Shakspeare und Dante..
[30] v. d. Hagen, Vorr. Nibel. (1810), VII f.: Es ist hier nicht die Rede von jener höheren Kritik[3], von einer historischen und literarischen Untersuchung der Entstehung, Ausbildung und mannichfaltigen Darstellung der Fabel, kurz, einer vollständigen Geschichte[4] des ganzen alten[1] Werkes, nach Inhalt, Sprache[4] und Form. Eine solche beabsichtigte ich schon in der vorlängst versprochenen Einleitung zu den Nibelungen, und ich werde sie gewiß nicht schuldig bleiben: sie hat sich indessen von selber, durch den innigen Zusammenhang des Ganzen, zu ei〈VIII〉nem eigenen Werke über den gesammten nazionalen Fabelkreis erweitert. Hier meine ich nur die einzele Sprach- und Wort-Kritik, zur wahren Darstellung und Berichtigung des Textes; welche im Grunde freilich auch nicht ohne jene bestehen kann. In Beziehung auf diese bestimmt aber das berührte Verhältniß des alten[1] Heldenliedes zu unserer, wie sehr auch veränderten, doch immer noch lebenden Sprache[3], auf mannichfache Weise die Anwendung dieser, für das fast ganz in sich abgeschlossene Alterthum[2] der todten Sprachen[3] am vollkommensten ausgebildeten Wissenschaft; – durch welches Verhältniß, zur Begegnung übelwollender Beurtheilungen gesagt, zugleich die eigenthümliche Art und Weise jener Übertragung dieses und anderer ähnlicher Werke bedingt, auch durch den Erfolg als trifftig bewiesen ist. Die Arbeit ist hier, beides, leichter und schwerer, willkürlicher und gebundener, als bei den alten[10] Klassikern: jenes, weil so vieles von der alten[1] Muttersprache doch wirklich noch lebt; dieses, weil Zeit[1] und Ort so vieles in der Bedeutung verändert haben, daß man durch die gegenwärtige gar oft getäuscht wird; – eben so wie bei dem Verständniß einer nahe verwandten Sprache[3]..
[31] v. d. Hagen, Vorr. Nibel. (1810), XIII: Unter diesen Umständen bleibt hier für eine kritische[4] Ausgabe nichts anderes übrig, als die älteste Handschrift, welche die stärkste Vermuthung der Ursprünglichkeit für sich hat, zum Grunde zu legen. Solches ist denn auch bei den Nibelungen geschehen und im Ganzen die Hohen Emser Handschrift für die älteste und ächteste angenommen; die anderen, und für jetzo besonders die Münchener, sind jedoch stark zu Rathe gezogen: einmal, weil sie gewiß nicht viel jünger sind, und dann, weil das Nibelungen Lied, gleich dem edlem Golde, durch sich selber und seine eigene Trefflichkeit, sich viel reiner erhalten hat, als viele andere Werke jener Zeit, und namentlich die meisten der noch übrigen Nazionalgedichte. Der eigene Umstand, daß es, eben so unbegreiflich als unverantwortlich, bald nach seiner herrlichen Erscheinung in der jetzigen Gestalt, bis in die neueste[3] Zeit[3], fast gänzlich verschollen und vergessen war, ist, wiewohl für das Deutsche Volk[1] ein nicht zu berechnender Verlust, doch für das Gedicht selbst als ein Glück zu achten, indem es dadurch der besonders verderblichen Hand der späteren Abschreiber entzogen, und so wahrscheinlich der Untergang der guten alten Handschriften verhindert wurde..
[32] v. d. Hagen, Zueign. Nibel. (1810), VI: Wenigstens wird das alte vaterländische Heldenlied selbst [...] Ihrer nicht unwürdig sein; so wie diese mit allem, was an mir ist, unternommene Herstellung desselben, auch als der erste Versuch kritischer[4] Bearbeitung eines Altdeutschen Werkes, sich wohl Ihre und aller Geneigten gütige und nachsichtige Aufnahme versprechen darf..
[33] Hegel [Hotho], Aesth. I (1835), 203: In der romantischen[12/4] Kunst[10] zwar geht die Zerrissenheit und Dissonanz des Innern weiter, wie in ihr überhaupt die dargestellten Gegensätze sich vertiefen, und deren Entzweiung kann festgehalten werden. So bleibt z. B. die Malerei[1] in der Darstellung der Leidensgeschichte zuweilen beim Ausdruck des Hohns in den Zügen der peinigenden Kriegsknechte bei dem scheußlichen Verzerren und Grinsen der Gesichter stehn, und mit diesem Festhaften an der Entzweiung besonders in Schildrung des Lasterhaften, Sündlichen und Bösen geht dann die Heiterkeit[3] des Ideals verloren, denn wenn auch die Zerrissenheit nicht in jener Festigkeit bleibt, so tritt doch häufig, obschon nicht jedesmal Häßlichkeit, doch wenigstens Unschönheit an die Stelle. In einem andern Kreise der älteren Niederländischen Malerei[2] zeigt sich wohl in der Rechtschaffenheit und Treue gegen sich selbst, ebenso in dem Glauben und der unerschütterlichen Sicherheit eine Versöhnung des Gemüths in sich, aber bis zur Heiterkeit[3] und Befriedigung des Ideals bringt es diese Festigkeit nicht. Dennoch kann auch in der romantischen[12] Kunst[10] obgleich das Leiden und der Schmerz in ihr das Gemüth und subjektive Innre tiefer als bei den Alten[10] trifft, eine geistige Innigkeit, eine Freudigkeit in der Ergebung, eine Seligkeit im Schmerz und Wonne im Leiden, ja eine Wollust selbst in der Marter zur Darstel〈204〉lung kommen. ➢ Volltext.
[34] Hegel [Hotho], Aesth. I (1835), 206: Die bildliche und äußerliche Seite nun, welche dem Ideal ebenso nothwendig ist als der in sich gediegene Inhalt, und die Art der Durchdringung beider führt uns auf das Verhältniß der idealen Darstellung der Kunst[10] zur Natur[20]. [...] In dieser Beziehung ist der alte immerfort sich erneuernde Zwist, ob die Kunst[10] natürlich[6] im Sinne[1] des Vorhandenen Aeußeren darstellen, oder die Naturerscheinungen verherrlichen und verklären solle, noch nicht beigelegt. Recht der Natur[20] und Recht des Schönen[1], Ideal und Naturwahrheit – in solchen zunächst unbestimmten Wörtern[1] kann man ohne Aufhören gegeneinanderreden. Denn das Kunstwerk[2] soll allerdings natürlich[6] seyn, aber es giebt auch eine gemeine, häßliche[1] Natur[20], diese soll nun wiederum nicht nachgebildet werden, andrer Seits aber – und so geht es ohne Ende und festes Resultat fort. ➢ Volltext.
[35] Hegel [Hotho], Aesth. III (1838), 105: In der freieren[11] Entfaltung [...] der italienischen Malerei haben wir [...] einen anderen Charakter[1] der Kunst[4] aufzusuchen. Außer dem religiösen Inhalt des alten und neuen[3] Testaments und der Lebensgeschichten von Märtyrern und Heiligen entnimmt sie ihre Gegenstände größtentheils nur aus der griechischen[2] Mythologie, selten dagegen aus den Ereignissen der Nationalgeschichte, oder [...] aus der Gegenwart und Wirklichkeit des Lebens; gleich selten, spät und vereinzelt erst, aus der landschaftlichen Natur[2]. Was sie aber für die Auffassung und künstlerische Ausarbeitung des religiösen Kreises vornehmlich hinzubringt, ist die lebendige Wirklichkeit des geistigen und leiblichen Daseyns, zu welcher jetzt alle Gestalten sich versinnlichen und beseelen. Für diese Lebendigkeit bildet von Seiten des Geistes[19] jene natürliche[2] Heiterkeit[4], von Seiten des Körpers jene entsprechende Schönheit[1] der sinnlichen Form das Grundprincip, welche für sich, als schöne[1] Form schon, die Unschuld, Frohheit, Jungfräulichkeit, natürliche[2] Grazie des Gemüths, Adel[5], Phantasie[1] und eine liebevolle Seele ankündigt. ➢ Volltext.
[36] Hegel [Hotho], Aesth. III (1838), 119 f. (120): Bei der Fülle der durcheinandertreibenden Gestalten und der überwiegenden Rohheit der Charaktere[7] fehlt es solchen Gemälden auch leicht an innerer Harmonie, sowohl der Komposition als auch der Färbung, so daß man besonders beim ersten Wiederaufleben des 〈120〉 Geschmacks an älterer deutscher Malerei, bei der im Ganzen geringeren Vollendung der Technik viele Verstöße in Rücksicht auf die Entstehungszeit solcher Werke gemacht hat. Man hielt sie für älter als die vollendeteren Gemälde der eyckischen Epoche, während sie doch größtentheils in eine spätere Zeit[3] fallen. ➢ Volltext.
[37] Heine, Romant. Schule (1836), 164: Mit den ernsten Disciplinen hatte sich Herr Tieck nie sonderlich befaßt. Er studirte moderne[1] Sprachen[3] und die älteren Urkunden unserer vaterländischen Poesie[1]. Den klassischen[7] Studien soll 〈165〉 er immer fremd[4] geblieben seyn, als ein ächter Romantiker[3]. ➢ Volltext.
[38] Heinse, H. v. Hohenth. I (1795), SW 5, 137: Herr von Wolfseck, ein stattlicher Mann, von altem Adel[1], großem Reichthum und vielen Gütern, dessen Vater des Fürsten rechte Hand ist, verlangt Dich zu besitzen, und sich mit unsrer Familie zu verbinden..
[39] Heinzelmann, Grds. d. Wortf. (1798), 143 f. (144): Ob es [...] 〈144〉 gleich keine eigentliche Muttersprache[2] in den jetzt noch übrigen Sprachen[3] giebt, so scheint mirs doch, daß unsere teutsche Sprache[3], und besonders die niederteutsche Mundart[1] derselben, vorzüglich als Mutter der lateinischen und griechischen könne betrachtet, und zur Erklärung und Auflösung der Wörter[1] in denselben am geschicktesten sey. Denn sie ist erstlich der ältesten allgemeinen Sprache[3] von Europa, die man nachher die celtische nannte, welche ich für die Urquelle aller übrigen halte, am ähnlichsten geblieben. Zweitens sind ihre Wörter[1] nicht so in einander geschmolzen und verbunden; auch ist der Ton[2] von der Hauptsylbe nicht abgewichen; kurz sie ist natürlicher[4] und ihrer Mutter getreuer geblieben, z. B. [...] fenestra, fr. fenetre von fente Oeffnung oder offen, d. i. auf uf 'fgewendet, 'f'wendet, und von Thür [...]. Hier ist in fenetre zur Milderung der Aussprache, um das Zusammenstoßen zweier Mitlauter zu vermeiden, ein e zwischen geschoben, und der Ton[2] von der Hauptsylbe auf dies e hinüber gezogen..
[40] Heinzelmann, Grds. d. Wortf. (1798), 146: Wir gehen [...] von alten Bedeutungen der Wörter[1] unvermerkt zu neuen[1] über, indem wir uns bei eben demselben oft nur ein wenig veränderten Tone[8] etwas anderes denken. So macht es ja der gemeine Haufe noch jetzt mit den fremden[1] Wörtern[1], bei denen er sich gar nichts denken kann [...]. Es finden sich immer [...] solche Wörter[1], deren Ton[8] und Bedeutung zugleich zufälligerweise mit einem andern zusammenpassen [...]..
[41] Herder, Urspr. d. Spr. (1772), 11: Die ältesten Morgenländischen Sprachen[3] sind voll von Ausrüfen, für die wir spätergebildeten Völker[1] oft nichts als Lücken, oder stumpfen, tauben Misverstand haben. ➢ Volltext.
[42] Herder, Urspr. d. Spr. (1772), 87: Was so viele Alten[10] sagen und so viel Neuere[5] ohne Sinn[2] nachgesagt, nimmt hieraus sein sinnliches Leben: „daß nemlich Poesie[11] älter[1] gewesen, als Prosa[2]!“ denn was war diese erste Sprache[3] als eine Sammlung von Elementen der Poesie[[11]? Nachahmung der tönenden, handelnden, sich regenden Natur[2]! [...] Ein Wörterbuch der Seele, was zugleich Mythologie und eine wun〈88〉derbare Epopee von den Handlungen[1] und Reden aller Wesen ist! Also eine beständige Fabeldichtung mit Leidenschaft und Interesse! – Was ist Poesie[11] anders? ➢ Volltext.
[43] Herder, Gesch. d. Menschh. I (1784), 45: Amerika ist vielleicht auch deswegen voll so viel kleiner Nationen[1], weil es nord- und südlich mit Flüssen, Seen und Bergen durchschnitten und zerhackt ist. Seiner Lage nach ists von außen das zugangbarste Land, da es aus zwei Halbinseln bestehet, die nur durch einen engen Isthmus zusammenhangen, an dem die tiefe Einbucht noch einen Archipelagus von Inseln bildet. Es ist also gleichsam ganz Ufer; und daher auch der Besitz fast aller europäischen Seemächte sowie im Kriege immer der Apfel des Spiels. Günstig ist diese Lage für uns Europäische Räuber; ungünstig war seine innere Durchschnittenheit für die Bildung[5] der alten[5] Einwohner. Sie lebten von einander durch Seen und Ströme, durch plötzlich abbrechende Höhen und Tiefen zu sehr gesondert, als daß die Cultur[7] Eines Erdstrichs oder das alte[1] Wort[2] der Tradition ihrer Väter sich, wie in dem breiten Asien, hätte bevestigen und ausbreiten mögen..
[44] Herder, Gesch. d. Menschh. I (1784), 46: Das einzige mittelländische Meer, wie sehr ist es die Bestimmerin des ganzen Europa worden! so daß man beinah sagen kann, daß dies Meer allein den Ueber- und Fortgang aller alten und mittlern Cultur[4] gemacht habe..
[45] Herder, Gesch. d. Menschh. IV (1791), 268: Die starken Körper unsrer Vorfahren sind sowohl aus der Geschichte[5], als aus ihren Gräbern und Rüstungen bekannt; ohne sie kann man sich auch die alte und mittlere Geschichte[3] Europa's schwerlich denken..
[46] Herder, Bef. d. Hum. IX (1797), 12: Als aus der alten Romanischen[1] Sprache[3] die Französische sich mit ihren Schwestern, der Italiänischen, Castilianischen, Gallicischen u. f. bildete, zeigte sich bald ihr Charakter[1]..
[47] Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. I (1834), 237: Antike[4], Antiken[3], (vom lateinischen Worte[1] antiquus, längst verflossen, alt[1]) die Kunst[2] der Alten[10], Alterthümer[5]; im scharfen 〈238〉 Gegensatze zur Kunst[2] der Neuen[5] zur modernen[1] oder romantischen[12] Kunst[2]..
[48] Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. IV (1835), 207: Nach der Wiedereinsetzung der alten Bourbon’schen Dynastie regte sich ein neuer[1] Geist[14]. Junge, kühne Männer sprachen entschieden dem strengen Formenwesen der sogenannten klassischen[8] Poesie[1] des Jahrhunderts Ludwig’s XIV. Hohn, und streiften gewaltsam ihre Fesseln ab. – Sie nannten sich im Gegensatze zu den Bekennern jener Schule, Romantiker[3]. An ihrer Spitze steht Victor Hugo. Ihm gesellen sich in diesen Bestrebungen zu: de Lamartine, Alfred de Vigny, Alexander Dumas, Jules Janin, Sainte Beure [sic], Barbier, Barthélemy und Mery, Balzac, E. Sue u. s. w. – Nur der Phantasie[2] gehorchend, sind sie in ihrer Opposition sehr oft zu weit gegangen und haben entweder zu Grausenhaftes und Unnatürliches dargestellt, oder gerade in entgegengesetzter Richtung noch mehr [1]gekünstelt, als ihre Gegner, so daß sie von Verirrungen in der Mehrzahl keineswegs frei zu sprechen sind; doch ist auf der andern Seite vollkommen anzuerkennen, daß sie der Poesie[1] einen neuen, dauernden Schwung verliehen, und daß, wenn erst größere Ruhe und Klarheit in ihre Bestrebungen tritt, wenn der Tag nicht mehr den Tag verschlingt, gerade durch diese anscheinend gewaltsame Erweiterung des Gebietes der Dichtkunst Ausgezeichnetes und Großes werde herbeigeführt werden..
[49] Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. VIII (1837), 470: Romanticismus. Die Bildung[10] dieses Wortes[1] ist ein Fund der neuesten[3] Zeit[5], hervorgerufen durch die poetischen[4] Erzeugnisse der neueren[3] Franzosen, als deren Chorführer Victor Hugo, Balzac, Eugen Sue, Jules Janin etc. zu nennen sind. Schon vor dem Ausbruch der Julirevolution begannen die franz. Dramatiker an den Fesseln den [sic] Klassicität zu rütteln, die seit Racine und Corneille den Gedanken in seinem eigenen Schaffen niedergedrückt hatten. Deutschland und England, die sich längst befreit und die alten Formen zerschlagen hatten, um das Leben der neueren[3] Zeit[5] auch neu[1] bilden zu können in künstlerischer Darstellung, gaben keinen geringen Anstoß..
[50] Hirschfeld, Gartenkunst I (1779), 125: Es kann Gärten geben, sagte Temple, die nichts von Regelmäßigkeit haben, und dennoch angenehmer und schöner[1] ausfallen; dazu wird eine vortheilhafte Lage und sodann Kunst[8] und Fleiß erfordert, um das Unregelmäßige so zu bearbeiten, daß es eine Gestalt erhält, die immer sehr angenehm ist. Er verwarf dabey die nackten Mauern, womit eine alte Gewohnheit die Gärten einsperrte; sie müßten, um die häßliche[1] Wirkung zu verlieren, bekleidet werden. ➢ Volltext.
[51] Hirschfeld, Gartenkunst IV (1782), 109: Geht man weiter, so wird man allmälig zwischen den Bäumen alte Ruinen am Ufer gewahr; sie sind meist mit Epheu bewachsen, und hinter ihnen erhebt sich ein Wald. Der Fluß fließt hier wieder schnell unter neuen[1] Felsenwänden fort. Den Ruinen der Abtey gegenüber machen die Felsen eine artige Krümmung, und unter ihnen schlängelt sich der Fluß und die Terrasse im besten Geschmack. Man hat hier ein Amphitheater von Felsen und Waldung vor sich. Setzt man sich auf eine hier angebrachte Bank, so hat man einen herrlichen Prospect. Zur Rechten steht eine majestätische Felsenwand; der Fluß verliert sich zwischen ihr und dem gegenüber liegenden Walde; zur Linken streckt sich ein waldigter Hügel. Wenn man zu der Laube auf den Hügel rechter Hand geht, sieht man eine Strecke Waldung, die gleichsam über eine Menge gebrochener Felsenklumpen herüberhängt. In der Tiefe schlängelt sich der Fluß, theilt sich in verschiedene große Massen Wassers, giebt dieser romantischen[3] Gegend die angenehmste Abwechselung, und verliert sich zuletzt in den Wald. ➢ Volltext.
[52] Hirschfeld, Gartenkunst IV (1782), 112: Die Einbildungskraft[1], die schon durch den Eindruck der Gegend empört ist, schweift gern in schwärmerischen Bildern zügellos umher, entflammt sich aus der Erinnerung von hundert Märchen, die einst die Amme oder der Küster erzählte, verjüngt alte Erscheinungen, wandelt und bildet neue[1] Gestalten, und leihet den Scenen einen Schauer, den die Natur[2] und die Vernunft[3] nicht kennen, und den gleichwohl jene zu veranlassen, und diese nicht zu verwerfen scheint. ➢ Volltext.
[53] Hoffmann, Rez. Beethoven [Op. 86] (1813), 391: Das gewagte Gleichnis, dass die ältere Kirchenmusik der Italiener sich zu der neueren[[[[BedeutungsVerweis ID='438' Anzeige='3' Formatierung='1']]]] deutschen verhalte, wie die Peterskirche zum strassburger Münster, möchte ziemlich treffend seyn. Die grandiosen Verhältnisse jenes Baues erheben das Gemüth, indem sie commensurabel bleiben: aber mit einer seltsamen, inneren Beunruhigung staunt der Beschauer den Münster an, der sich in den kühnsten Windungen, in den sonderbarsten Verschlingungen bunter[[[[BedeutungsVerweis ID='537' Anzeige='2' Formatierung='1']]]], phantastischer[[[[BedeutungsVerweis ID='413' Anzeige='2' Formatierung='1']]]] Figuren und Zierrathen hoch in die Lüfte erhebt; allein selbst diese Unruhe regt ein, das Unbekannte, das Wundervolle ahnendes[[[[BedeutungsVerweis ID='726' Anzeige='3' Formatierung='1']]]] Gefühl auf, und der Geist[[[[BedeutungsVerweis ID='139' Anzeige='19' Formatierung='1']]]] überlässt sich willig dem Traume, in dem er das Ueberirdische, das Unendliche zu erkennen glaubt. Nun, und eben dies ist ja der Eindruck des Rein-Romantischen[[[[BedeutungsVerweis ID='276' Anzeige='8' Formatierung='1']]]], wie es in Mozarts, in Haydns phantastischen[[[[BedeutungsVerweis ID='414' Anzeige='4' Formatierung='1']]]] Compositionen lebt und webt! ➢ Volltext.
[54] Th. Huber, Holland (1811), 17: [W]as vom alten Schloß abgetragen ist, kann man keinen Verlust nennen; es war ein widrig häßliches[1] Gebäude. ➢ Volltext.
[55] Th. Huber, Gesch. arm. Jud. (*1815), 139: Er war ein moderner[5] Jude[1], benutzte das im Kleinen zusammengescharrte Geld zu größern Unternehmungen, gewann ungemein viel und versöhnte damit des Vaters Widerwillen gegen seine Untreue an der alten Sitte der Väter..
[56] Chr. W. Hufeland, Selbstbiogr. (*bis1831), 28: Er war [...] philosophisch und theologisch gründlich gebildet, aufgeklärt, insofern dies Freiheit[1] von allem Aberglauben und Mystizismus heißt, aber festhaltend am lutherischen Bibelglauben und an den Grundsätzen der alten strengen Erziehung..
[57] A. v. Humboldt, Gasarten (1799), 242: Sollte [...] irgend eine Anwendung von der Lebensluft vor Oertern zu machen seyn, so würde es darauf ankommen [...] das Ort genau zu verblenden, um sich die reine Luft zu erhalten, nicht wie die meisten alten Wettermaschinen thun, sie vor dem Häuer vorbey zu jagen [...]. .
[58] A. v. Humboldt, Einl. Königr. Neuspanien (1809), XCIX: Bei der Zeichnung der Gebirgsketten stieß ich auf eine Menge Schwierigkeiten [...]. Ich entschloß mich die Schraffirung, welche eine orthographische Projection andeutet, der ehemaligen unvollkommenen Methode vorzuziehen, welche die Berge im Profil zeichnete, wodurch zweierlei sehr von einander verschiedene Projectionen auf einer und derselben Karte gemischt wurden. Doch ist nicht zu läugnen, dass die ältere Manier einen andern Vortheil gewährt, welcher ihr, ungeachtet aller ihrer Mängel, doch in einer Hinsicht den Vorzug vor der neuern[3] geben sollte. Die Berge der alten Methode sagen weiter nichts als dass ein Land gebürgig ist, dass in dieser oder jener Provinz Berge sind. Je unbestimmter diese, fast möchte ich sagen, hieroglyphische Sprache[2] ist, zu 〈C〉 desto weniger Irrthümer gibt sie Anlaß. Bei den orthographischen Schraffirungen hingegen muß der Zeichner nothwendig mehr sagen, als er weiß; mehr als man von der geologischen Construction eines großen Landes wissen kann..
[59] A. v. Humboldt, Einl. Königr. Neuspanien (1809), CVIII f. (CIX): Es gibt wenige Länder, die ein so mannigfaltiges Interesse einflößen als das Thal von Tenoch〈CIX〉titlan, der Sitz einer alten Cultur[7] mexicanischer Völker[1]..
[60] A. v. Humboldt, Königr. Neuspanien (1809), 111: Auf dem alten Continent sehen wir die Cultur[1] der Cerealien und den Gebrauch der Milch von den ältesten Epochen her, zu denen die Geschichte[4] aufsteigt, eingeführt. Die Bewohner des neuen[3] Continents hingegen bauten keine andere Grasgewächse, als den Mais, [...] und nährten sich von gar keiner Art von Milchwerk, unerachtet ihnen die Lamas, die Alpaka's und zwo ganz eigene, ursprünglich dem Land angehörige, Stiergattungen im Norden von Mexico und Canada Milch im Ueberfluß anboten. – Dieß sind sehr auffallende Contraste zwischen Völkern[1] der mongolischen und americanischen Menschenraçe!.
[61] A. v. Humboldt, Königr. Neuspanien (1809), 140: Die Mecos, (ein Stamm der Chichimeken,) die Apachen, die Lipanen sind Horden von Jägervölkern, die auf ihren, häufig nächtlichen Zügen die Gränzen von Neu-Biskajo, von Sonora und Neu-Mexico beunruhigen. Diese Wilden verrathen, wie die des südlichen America's, weit mehr Beweglichkeit des Geistes[19], und Characterkraft, als die Landbauer der Indianer. Einige Völkerschaften unter ihnen haben sogar Sprachen[3], deren Mechanismus eine alte Civilisation beweist. Sie lernen die europäischen Sprachen[3] nur mit der größten Schwierigkeit, drücken sich aber in den ihrigen mit äußerster Leichtigkeit aus. Diese indianischen Anführer, deren finsteres Schweigen[1] den Beobachter in Erstaunen setzt, halten, wenn ein großes Interesse sie aufregt, Reden, die mehrere Stunden lang dauern. Diese Geläufigkeit der Zunge haben wir auch in den Missionen des spanischen Guiana, bei den Cariben vom Nieder-Orinoco, deren Sprache[3] äußerst weich und sonor ist, bemerkt..
[62] Immermann, Epigon. (1836), W 2, 94: Die Familienstatuten reden nur vom Adel[1] der Mutter schlechthin, als Bedingung der Erbfähigkeit der Kinder, nicht von altem stifts- und turnierfähigem Adel[1], wahrscheinlich, weil man an einen andern gar nicht dachte. .
[63] Immermann, Epigon. (1836), W 2, 135: Der Adel[2] ist so alt, als die Welt, und daß man wenigstens in Monarchien ihn nicht entbehren kann, werden Sie mir zugestehn. .
[64] Jahn, Dt. Volksth. (1810), XIV: So ahnete[1] ich in und durch Preußen eine zeitgemäße Verjüngung des alten ehrwürdigen Deutschen[1] Reichs, und in dem Reiche ein Großvolk, das zur Unsterblichkeit in der Weltgeschichte, menschlich die hehre Bahn wandeln würde..
[65] Jean Paul, Vorsch. Ästh. II (1804), 267: Der ästhetische Witz[2], oder der Witz[2] im engsten Sinne, der verkleidete Priester, der jedes Paar kopuliert, thut es mit verschiedenen Trauformeln. Die älteste, reinste, ist die des unbildlichen Witzes[4] durch den Verstand. Wenn Buttler die Morgenröthe nach der Nacht mit einem rothgekochten Krebse vergleicht [...]: so ist die Vergleichungswurzel keine bildliche Aehnlichkeit, sondern eine eigentliche [...]..
[66] Kant, Metaph. d. Sitt. I (1797), 192 f. (193): Nun ist ein angeerbter Adel[1] ein Rang, der vor dem Verdienst vorher geht, und dieses auch mit keinem Grunde hoffen läßt, ein Gedankending, ohne alle Realität. Denn, wenn der Vorfahr Verdienst hatte, so konnte er dieses doch nicht auf seine Nachkommen vererben, sondern diese mußten es sich immer selbst erwerben [...]. Weil nun von keinem Menschen[1] angenommen werden kann, er werde seine Freiheit[6] wegwerfen, so ist es unmöglich, daß der allgemeine Volkswille zu 〈193〉 einem solchen grundlosen Prärogativ zusammenstimme, mithin kann der Souverän es auch nicht geltend machen. – – Wenn indessen gleich eine solche Anomalie in das Maschinenwesen einer Regierung von alten Zeiten[3] (des Lehnswesens, das fast gänzlich auf den Krieg angelegt war) eingeschlichen, von Untertanen, die mehr als Staatsbürger, nämlich geborne Beamte (wie etwa ein Erbprofessor) sein wollen, so kann der Staat diesen von ihm begangenen Fehler eines widerrechtlich erteilten erblichen Vorzugs nicht anders, als durch Eingehen und Nichtbesetzung der Stellen allmählich wiederum gut machen, und so hat er provisorisch ein Recht, diese Würde dem Titel nach fortdauern zu lassen, bis selbst in der öffentlichen Meinung die Einteilung in Souverän, Adel[2] und Volk[5] der einzigen natürlichen[4] in Souverän und Volk[4] Platz gemacht haben wird..
[67] Kant, Metaph. d. Sitt. I (1797), 211 f.: Die Staatsformen sind nur der Buchstabe[8] (littera) der ursprünglichen Gesetzgebung im bürgerlichen Zustande, und sie mögen also bleiben, so lange sie, 〈212〉 als zum Maschinenwesen der Staatsverfassung gehörend, durch alte und lange Gewohnheit (also nur subjectiv) für nothwendig gehalten werden. Aber der Geist[30] jenes ursprünglichen Vertrages (anima pacti originarii) enthält die Verbindlichkeit der constituirenden Gewalt, die Regierungsart jener Idee angemessen zu machen, und so sie, wenn es nicht auf einmal geschehen kann, allmälich und continuirlich dahin zu verändern, daß sie mit der einzig rechtmäßigen Verfassung, nämlich der einer reinen Republik, ihrer Wirkung nach zusammenstimme, und jene alte empirische (statutarische) Formen, welche bloß die Unterthänigkeit des Volks[4] zu bewirken dienten, sich in die ursprüngliche (rationale) auflösen, welche allein die Freyheit[6] zum Princip, ja zur Bedingung alles Zwanges macht, der zu einer rechtlichen Verfassung, im eigentlichen Sinne des Staats, erforderlich ist, und dahin auch dem Buchstaben[8] nach endlich führen wird. – Dies ist die einzige bleibende Staatsverfassung, wo das Gesetz selbstherrschend ist, und an keiner besonderen Person hängt; der letzte Zweck alles öffentlichen Rechts [...]..
[68] Klein, Rheinreise (1828), 90 f. (91): Hier [sc. am Loreley-Felsen] war es, wo im Sommer 1818 bei der Reise zur Fürstenversammlung nach Aachen, hoch auf der vergoldeten, prachtvollen Herzoglich Nassauischen, früherhin Kurtrierischen Jacht unter schwellenden Segeln stehend, der letzte deutsche Kaiser, Franz der Zweite, an die herrlichen Naturschönheiten seines weiten Reiches gewöhnt, doch verwundert stand. Unvergeßliche Augenblicke, den Erlauchten Herrscher, dessen ehrwürdiges Aeußere und herablassendes Benehmen die zahlreichen Zuschauer auf Strom und Land unwiederstehbar fesselte, für diese klassisch[3] interessante[1] Gegend, in welcher einst Karl der Große, Otto der Erste, Rudolph 〈91〉 von Habsburg, wandelten, durch seine hochgefeierte Gegenwart die alte fast tausendjährige Reichsgeschichte gleichsam abschließen zu sehen!.
[69] Klein, Rheinreise (1828), 248: Seitwärts Andernach liegt die vormalige Augustiner-Frauenabtei St. Thomas. [...] Bei der Aufnahme sah man streng auf alten Adel[1]..
[70] Klingemann, Nachtw. Bonavent. (1804), 105 f. (106): Ist es doch besser mit dem ersten Doktor Darwin [⦿] die Affen für unsere Vorfahren anzunehmen, als so lange zu zögern bis ein zweiter gar andere wilde Thiere[4] zu unsern Adscendenten macht, welches er vielleicht durch eben so gute Wahrscheinlichkeitsgründe belegen könnte, da die meisten Menschen[1], wenn man ihnen das Untertheil des Gesichts und den Mund, mit dem sie die gleissenden Worte[2] verschwenden, verdekt, in ihren Physiognomien eine auffallende Geschlechtsähnlichkeit besonders mit Raubvögeln, als z. B. Geiern, 〈106〉 Falken u. s. w. erhalten, ja da auch der alte[1; 8?] Adel[2] seine Stammbäume eher zu den Raubthieren, als Affen hinaufführen kann, welches, ausser ihrer Vorliebe zur Räuberei im Mittelalter, auch noch aus ihren Wappen erhellet, in denen sie meistentheils Löwen, Tieger, Adler und andere dergleichen wilde Thiere[4] führen..
[71] Knigge, Noldmann (1791), 129: Mein Herr Vetter hatte von mir verlangt, daß ich meiner Bierbrauers-Genealogie nicht Erwähnung tun, sondern mich für einen deutschen Kavalier von altem Adel[1] ausgeben sollte. .
[72] S. v. Knorring, Evremont III (1836), 20: Der Graf [...] machte die Wittwe des Herrn St. Julien darauf aufmerksam, daß es auch gerecht sei, daß dessen Adoptivsohn den so lange geführten Namen ablege und den ihm durch die Geburt zukommenden führe. Es war ihm nicht schwer, die Schwester des Grafen Evremont zu überzeugen, daß bei der Wendung, die die öffentlichen Angelegenheiten Frankreichs genommen hatten, dieß für den jungen Mann vortheilhaft sei, um so mehr, da nicht nur dort ein neuer[3] Adel[2] entstand, sondern Napoleon unverkennbar die alten Familien um sich zu sammeln suchte, und man so in der Ferne hoffen konnte, den jungen Mann wieder als Grafen anerkannt zu sehen; eine Hoffnung, die weder dem Grafen selbst, noch der Wittwe St. Juliens gleichgültig war, denn wie der Mensch[1] auch meint sein Herz gereinigt und sich über Vorurtheile erhoben zu haben, so lassen sich doch Gefühle, die von frühester Kindheit an ihm unbewußt genährt werden 〈21〉 und mit ihm gewachsen sind, wohl verläugnen, sie gänzlich auszurotten aber ist er niemals im Stande..
[73] Köstlin, Sonnt. (H1807), 89 f. (90): C. [...] Wohl ist die Farbe der Nacht etwas mystisches geheimnisvolles. Sehen wir ja auch über die Gräber den schwarzen Flor gebreitet – – | [...] Aber wie durch den Schleyer der Nacht die ewige Gestirne uns herniederwinken, so bedeutet die schwarze Hülle des Grabes ein unvergängliches Reich des Lichtes jenseits dieser Hülle. | B. Und so mögen wir denn glauben, daß dises auch der Sinn[2] war jener Sitte, sich in die Farbe der Nacht zu kleiden, dieser Sitte in ihrer ersten Unschuld und Reinheit: nemlich ein Ertödten des Endlichen am Menschen[1] zur Auferstehung in der 〈90〉 Welt des Ewigen und Göttlichen. – Ach, daß ich immer jener alten[1/11] Zeit[3] gedenken muß! Da berührte noch der Himmel die Erde, und die Erde hieng an ihm, wie seine sehnsuchtsvolle Braut. .
[74] Krünitz [Flörke], Oecon. Encycl. XCVI (1804), 676: Ein Umstand, den man fast ganz übersehen, und darüber theils seltsame Fehlschlüsse gemacht hat, ist der, daß auch die ersten Christen in Aegypten ihre Leichen ganz nach der alten Weise zu Mumien bereitet haben. Viele Stellen aus den Kirchenvätern, zumahl aus Tertullianus und Athanasius erweisen das, und wenn man die beyden Mumien genau untersucht, die der romantische[4] Abentheurer Peter della Valle [sc. Pietro della Valle (1586–1652)] nach Europa gebracht hat, [...] so kann man unmöglich ihren christlichen Ursprung verkennen..
[75] Laube, Jg. Eur. III (1837), 25: Hippolyt, schrie er, [...] es giebt romantische[4] Geschäfte, noch siegen die Kaufleute nicht über die alte herrliche Welt mit den bunten[2], unerwartet 〈26〉 wechselnden Erscheinungen. Hippolyt, die Liebe[1] läßt nicht alle Romantik[4] untergehn. Tallon will morgen Margarethen entführen [...]..
[76] Lichtenberg, Sudelb. E (*1775–76), SuB 1, 387: Geht hin und schreibt einmal eine Satyre auf den regierenden Kammerdiener, auf den natürlichen[12] Sohn, oder des natürlichen[12] Sohns Bastard oder des Bastards Bankert. Ihr werdet des Henkers werden. Überhaupt wenn ihr in Deutschland auf vornehme Herrn Satyren machen wollt, so rate ich euch zwei Stücke, entweder wählt euch welche aus dem alten Testament, oder bewerbt euch zuvor um ein Dienstgen zwischen den Tropicis, und wenn euch das nicht ansteht, so halts Maul..
[77] C. Michaelis, an W. Bertuch (2. 3. 1781), C 1, 39 f. (40): Diese Woche beehrte der Herzog von Würtenberg und Gräfin Hohenheim, die mit ihm reiset, unsre Stadt. [...] Er ist häßlich[1], verliebt mag sie wohl nicht in ihn seyn, ob sie gleich ihren Mann um seinetwillen verließ. Seine Unterthanen wünschen, daß er sie heirathet, er traut aber selbst seiner Beständigkeit nicht genug das zu thun. [...] 〈40〉 [...] Wilst Du sein Bild, so stell Dir einen großen und nicht magern Mann, mit einem rothen Angesicht, großer Nase nebst kleinen ditos drauf, große hervorstehende Augen, einen braunen kurzen Rock, schwefelgelbe Weste, so lang, daß man die schwarzatlaßne Beinkleider, über die graue Strümpfe nach alter[1] Mode gewickelt waren, kaum sah, denn Weste und Strümpfe stießen zusammen, [...] den Gang eines alten[13] Greises vor..
[78] Moritz, Dt. in Engld. (1783), 79: Indem wir in die Klasse[4] traten, ließ er gerade die Knaben ganz nach dem alten Schlendrian lateinisch deklinieren, und es klingt einem sehr sonderbar, wenn man z. B. anstatt viri, nach der Englischen Aussprache, weirei, des Mannes, weiro, dem Manne, u. s. w. deklinieren hört. Eben so ging es nachher auch mit dem Griechischen[5]..
[79] A. Müller, Beredsamk. (!1812; 1816), 12: Das Sprechen, das erste unter allen menschlichen Geschäften, wie der erfreulichste und edelste unter allen menschlichen Genüssen, wird in England, Frankreich und Italien mit der natürlichen Vorliebe getrieben, aus der sich nothwendig Redner und eine Kunst[1] des Redens ergeben müssen. In Deutschland wird dieses Geschäft im Durchschnitt mit dem anderweitigen Schaffen und Arbeiten, und Essen und Trinken ungefähr in eine Reihe gesetzt. Jene scheinen zu leben um zu sprechen; wir nur zu sprechen, um die übrigen Lebensfunktionen zu befördern und im Gange zu erhalten. – Ich gestehe es ein, und vergebe dennoch, wie der Verfolg zeigen wird, der Ehre und dem alten Adel[5] der Sprache[1] nichts, in der ich das Wesen und die Natur[1] der Beredsamkeit zu beschreiben unternehme..
[80] W. Müller, Ged. III (1827), 332: Der alte Adel[2] | Jüngst sprach zu mir ein faules Holz: Ich bin des Pfirsichstammes Sohn, | Der viel der edlen Früchte trug vor mehr als tausend Jahren schon. | Ich warf es lachend in's Kamin. Was thu' ich mit dem leeren Wicht, | Der prahlerisch zu seinem Ruhm von alter Ahnen Thaten spricht?.
[81] Novalis, Tageb. (*1793), NS 4, 18: Nächst diesen schönen[1] Aussichten müssen die artig geordneten, geschmackvoll meublirten und mit Landschafts-Zeichnungen und Kupfern ausgehängten Zimmer und eine Bibliothek von etwa 40000 Bänden den Aufenthalt auf diesem alten, unregelmäßig gebauten Schloß, das sich in der Ferne wie eine rauhe aufgethürmte Fels-Masse präsentirt, sehr angenehm machen..
[82] Novalis, Allg. Brouill. (*1798), NS 3, 303, Nr. 347: Psych[ologie]. Alles Neue[1] wirckt, als Äußres, Fremdes[4], poëtisch[3/1] –. Alles Alte wirckt als Innres, Eigenes, ebenfalls romantisch[7] – Beydes im Kontrast gegen das Gewöhnliche – oder gegen einander. Neuheit des Alten – Altheit des Neuen. Das Gemeine Leben ist prosaïsch[3] – Rede – nicht Gesang. Die Menge des Gewöhnlichen verstärkt nur die Gewöhnlichkeit – daher der fatale Eindruck der Welt aus dem gemeinen (indifferenten) nüzlichen, prosaïschen[3] Gesichtspunct..
[83] Novalis, Europa (*1799), NS 3, 518: Frankreich verficht einen weltlichen Protestantismus. Sollten auch weltliche Jesuiten nun entstehn, und die Geschichte[1] der letzten Jahrhunderte erneuert werden? Soll die Revolution die französische bleiben, wie die Reformation die Lutherische war? Soll der Protestantismus abermals widernatürlicherweise, als revolutionaire Regierung fixirt werden? Sollen Buchstaben[8] Buchstaben[8] Platz machen? Sucht ihr den Keim des Verderbens auch in der alten[6] Einrichtung, dem alten[6] Geiste[12]? [⦿] und glaubt euch auf eine bessere Einrichtung, einen bessern Geist[12] zu verstehn? O! daß der Geist[1] der Geister[1] euch erfüllte, und ihr abließet von diesem thörichten Bestreben die Geschichte[1] und die Menschheit[2] zu modeln, und eure Richtung ihr zu geben. Ist sie nicht selbständig, nicht eigenmächtig, so gut wie unendlich liebenswerth und weissagend? Sie zu studiren, ihr nachzugehn, von ihr zu lernen, mit ihr gleichen Schritt zu halten, gläubig ihren Verheißungen und Winken zu folgen – daran denkt keiner..
[84] Novalis, Aftdg I (*1799–1800; 1802), 6: Ich hörte einst von alten Zeiten[3] reden; wie da die Thiere[1] und Bäume und Felsen mit den Menschen[1] gesprochen hätten. Mir ist grade so, als wollten sie allaugenblicklich anfangen, und als könnte ich es ihnen ansehen, was sie mir sagen wollten. Es muß noch viel Worte[1] geben, die ich nicht weiß: wüßte ich mehr, so könnte ich viel besser alles begreifen. .
[85] Novalis, Aftdg I (*1799–1800; 1802), 22: In alten Zeiten[3] muß die ganze Natur[2] lebendiger und sinnvoller gewesen seyn, als heut zu Tage. Wirkungen, die jetzt kaum noch die Thiere[1] zu bemerken scheinen, und die Menschen[1] eigentlich allein noch empfinden und genießen, bewegten damals leblose Körper; und so war es möglich, daß kunstreiche Menschen[1] allein Dinge möglich machten und Erscheinungen hervorbrachten, die uns jetzt völlig unglaublich und fabelhaft dünken. So sollen vor uralten Zeiten[3] in den Ländern des jetzigen Griechischen[3] Kaiserthums, wie uns Reisende berichtet, die diese Sagen noch dort unter dem gemeinen Volke[5] angetroffen haben, Dichter gewesen seyn, die durch den seltsamen Klang wunderbarer Werkzeuge das geheime Leben der Wälder, die in den Stämmen verborgenen Geister[1/12] aufgeweckt, in wüsten, verödeten Gegenden den todten Pflanzensaamen erregt, und blühende Gärten hervorgerufen, grausame Thiere[4] gezähmt und verwilderte Menschen[1] zu Ordnung und Sitte gewöhnt, sanfte Neigungen und Künste[1] des Friedens in ihnen rege gemacht, reißende Flüsse in milde Gewässer verwandelt, und selbst die todtesten Steine in regelmäßige tanzende Bewegungen hingerissen haben..
[86] Novalis, Aftdg I (*1799–1800; 1802), 131: Heil unsern alten Beherrschern, rief das Volk[4]. [...] Sie werden uns ewig beherrschen!.
[87] Novalis, Aftdg II (*1799–1800), 167: Es war Abend geworden, und die Erde lag vor ihm, wie ein altes, liebes Wohnhaus, was er nach langer Entfernung verlassen wiederfände. Tausend Errinnerungen wurden ihm gegenwärtig. Jeder Stein, jeder Baum, jede Anhöhe wollte wiedergekannt seyn. Jedes war das Merkmal einer alten Geschichte[3]..
[88] Pückler-Muskau, Brf. Verstorb. I (1830), 36: So behelfen sich denn Viele auf's Beste; nur mit dem armen Adel[2], besonders dem alten, (insofern er nicht auch in den sichern Hafen der Bureaukratie eingelaufen ist) sieht es kläglich aus!.
[89] Pückler-Muskau, Brf. Verstorb. I (1830), 84: Wir haben gesehen, wohin sie uns gebracht, als der wahnsinnige Freiheitsschwindel die Canaille ergriff, und allgemeine Anarchie die Throne, die Kirche, unsern alten Adel[2], und alles Ehrwürdige über den Haufen zu werfen drohte – darum fort mit jedem Gedanken an ver〈85〉derbliche Duldung gegen anders Denkende..
[90] Pückler-Muskau, Brf. Verstorb. I (1830), 219: Der Regen [...] läuft ganz lustig unter den Fenstern durch, und bildet einige romantische[3] Wasserfälle vom Fensterbrett auf den Boden, wo ein alter Teppich die Fluthen durstig aufnimmt..
[91] Pückler-Muskau, Brf. Verstorb. I (1830), 284: Limmerick ist [...] von einer Art, wie ich Städte liebe – alt und ehrwürdig, mit gothischen Kirchen, bemosten Schloßruinen geziert; mit dunkeln, engen Straßen, und kuriosen Häusern aus verschiedenen Zeitaltern; einem weiten Fluß, der sie der ganzen Länge nach durchströmt, und über den mehrere alterthümliche Brücken führen; endlich wohl belebten Marktplätzen, und einer freundlichen Umgebung. Eine solche Stadt hat für mich etwas Aehnliches mit einem natürlichen[1] Walde, dessen dunkle Schatten auch, bald hohe, bald niedrige, vielfach gestaltete Baumgassen darbieten, und oft ein Laubdach, gleich einer gothischen Kirche, bilden. Dagegen gleichen moderne[8] regelmäßige Städte mehr einem verschnittenen französischen Garten. Jedenfalls sagen sie meinem romantischen[14] Geschmacke weniger zu..
[92] H. Sander, Beschr. Reis. I (1783), 144 f. (145): Insekten [...]. Linker Hand herab standen diese. Erst einige schlechte Phalänen, Portemiroirs, grosse Spinnen aus Cayenne, sodann [...] Papilione, Sphinxe, Phalänen, alles unter einander; Jedes in einem kleinen gläsernen Kästchen mit goldenen Papierrahmen eingefaßt, und diese alle nebeneinander befestigt, aber [...] Eine Kritik[4] hierüber. Gar keine systematische Namen [...]; Viele haben gar keinen Namen, viele ganz verschiedene führen einerlei Benennung; viele strecken 〈145〉 die Füsse statt der Fühlhörner in die Höhe. Die meisten sind alt, hängen, sind verdorben, verdreht, vielen fehlen die Fühlhörner [...]..
[93] H. Sander, Beschr. Reis. II (1784), 116: Ueber Mittag war ich in | Naumburg, einer alten sächsischen Stiftsstadt, die zwischen Bergen, die theils mit Holz, theils mit Weinbergen bedeckt sind, eine ungemein romantische[3] und reizende Lage hat. .
[94] Schiller, Abfall Niederl. (1788), NA 17, 288: Margaretha besaß Geschicklichkeit und Geist[20], eine gelernte Staatskunst auf einen regelmäßigen Fall mit Feinheit anzuwenden, aber ihr fehlte der schöpferische Sinn[6], für einen neuen[1] und außerordentlichen Fall eine neue[1] Maxime zu erfinden, oder eine alte mit Weisheit zu übertreten. In einem Lande, wo die feinste Staatskunst Redlichkeit war, hatte sie den unglücklichen Einfall, ihre hinterlistige italienische Politik zu üben, und säete dadurch ein verderbliches Mißtrauen in die Gemüther. Die Nachgiebigkeit, die man ihr so freigebig zum Verdienste anrechnet, hatte der herzhafte Widerstand der Nazion[1] ihrer Schwäche und Zaghaftigkeit abgepreßt; nie hat sie sich aus selbstgebohrnem Endschlusse über den Buchstaben[11] der königlichen Befehle erhoben, nie den barbarischen Sinn[2] ihres Auftrags aus eigner schöner[1] Menschlichkeit misverstanden. Selbst die wenigen Bewilligungen, wozu die Noth sie zwang, gab sie mit unsichrer zurückgezogner Hand, als hätte sie gefürchtet, zuviel zu geben, und sie verlor die Frucht ihrer Wohlthaten, weil sie mit filziger Genauigkeit daran stümmelte. Was sie zu wenig war in ihrem ganzen übrigen Leben, war sie zuviel auf dem Throne – eine Frau[1]. Es stand bei ihr, nach Granvella's Vertreibung, die Wohlthäterin des niederländischen Volks[1] zu werden, und sie ist es nicht geworden. Ihr höchstes Gut war das Wohlgefallen ihres Königs, ihr höchstes Unglück seine Misbilligung; bei allen Vorzügen ihres Geistes[22] bleibt sie ein gemeines 〈289〉 Geschöpf, weil ihrem Herzen der Adel[5] fehlte..
[95] Schiller, Ged. II (1802), NA 2.1, 128: Edler Freund! Wo öfnet sich dem Frieden, | Wo der Freiheit[7] sich ein Zufluchtsort? | Das Jahrhundert ist im Sturm geschieden, | Und das neue[3] öfnet sich mit Mord. || Und die Grenzen aller Länder wanken, | Und die alten Formen stürzen ein, | Nicht das Weltmeer sezt der Kriegswut Schranken, | Nicht der Nilgott und der alte Rhein. || Zwo gewaltge Nationen[1] ringen | Um der Welt alleinigen Besitz, | Aller Länder Freiheit[7] zu verschlingen, | Schwingen sie den Dreizack und den Blitz..
[96] Schiller, Tell (1804), NA 10, 141: Schwört nicht zu Oestreich, wenn ihrs könnt vermeiden. | Haltet fest am Reich und wacker wie bisher, | Gott schirme euch bei eurer alten Freiheit[7]!.
[97] A. W. Schlegel, Gemählde (1799), 118 f. (119): Daß die Sache [sc. die Aussetzung Mosis] in Egypten vorgeht, ist also hinlänglich außer Zweifel gesetzt: aber bey allem dem kann man der gerühmten Gelehrsamkeit Poussins im 〈119〉 Kostum hier nichts weiter zugestehen, als daß er es beynahe so gut wie Paul Veronese, beobachtet hat. Bey diesem ist alles modern[1], aber alles aus Einem Stücke; bey jenem ist alles antiquarisch, allein es paßt nicht zu einander. Mutter und Tochter sind der Kleidung nach ziemlich Griechisch[4], der Knecht ist ganz Griechisch[4], der Flußgott ist wahrlich weder Egyptisch noch Hebräisch, sondern Griechisch[4], und bey einer Geschichte[10], wo Jehovah's unmittelbare Vorsehung eintritt, noch obendrein erzheidnisch. Das Füllhorn ist auch Griechisch[4]. Eigentlich ist es doch ein Glück, daß der Mahler auf halbem Wege stehen blieb, und zufrieden war, wenn eine alte[1] Geschichte[10] antik[2] aussah. Ein andrer, der das Studium des Kostums (auf welches die Französischen Kunstrichter, die darin mit Poussin sympathisiren, eine so lächerliche Wichtigkeit legen) noch strenger verfolgte, könnte der Tochter Pharao's die Physiognomie einer Mumie geben. Soll aber einmal etwas fremdes[5] sich eindrängen dürfen, so ist es wohl eben so erlaubt, eine biblische Geschichte[10] im Venetianischen Dialekt[3] zu erzählen, als die ganze Welt durch eine griechische[4] Brille zu sehen. Das Einheimische und Neue[5] ist uns näher, lebendiger, lustiger; Paul mahlte frisch, was er sah und erlebte, Poussin schöpfte mühsam aus alten[10] Denkmälern und Büchern. Jener hätte vielleicht seine fantastische[2] Jovialität eingebüßt, wenn er die Kunst[4] so ernst hätte treiben wollen; dieser konnte sich schwerlich über seine klassische[8] Kälte erheben, wenn er sich auch geselliger ins Leben hineinwagte [...]. ⦿ ➢ Volltext.
[98] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. II (!1802–03), KAV 1, 551: Zuvörderst was die älteste[1] epische Epoche betrifft, so fällt sie, genauer betrachtet, vor der eigentlichen Sonderung der Dialekte[1], in der höheren, oben angegebnen, Bedeutung dieses Wortes[1]. Wir finden beym Homer die Griechische Bildung[5] auf einer Stufe, wo die Bestandtheile der Nation[1] durch Kriege, Wanderungen und mancherley Revolutionen sich gegenseitig durchdrungen hatten, [...] aber noch nicht wieder nach verschiednen eigenthümlichen Richtungen gesetzmäßiger aus einander gegangen waren. Deswegen behaupten die Alten[10], Homer habe geflissentlich alle Dialekte[1] durch einander gemischt, um sämtlichen Griechen verständlich zu seyn: der Wahrnehmung nach richtig, aber nur historisch unrichtig ausgedrückt..
[99] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (!1803–04), KAV 2.1, 7: [D]ie ältere romantische[12] Poesie[11] schreibt sich aus diesem Zeitraume [Mittelalter] her, und die spätere ist wahrlich nicht dadurch romantisch[12/7], daß sie in die neue[5] Zeit[3] fällt, sondern vielmehr, weil sie sich an die Gesinnung der ritterlichen Zeit[3] anschließt [...]..
[100] A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (!1803–04), KAV 3, 211: Der alte Adel[2] hatte die Tugenden freyer Krieger, Rechtlichkeit, Biederkeit und Treue, aber auch ihre Fehler: Unwissenheit, Ungestüm und Härte..
[101] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 285: Die alte Komödie hat mit der athenischen Freyheit[6] zugleich geblüht; es waren dieselben Umstände und Personen, welche beyde unterdrückten. ➢ Volltext.
[102] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 330: Die neue[3] Komödie läßt sich allerdings in gewisser Hinsicht als die zahm gewordene alte bezeichnen, allein in Bezug auf Genialität pflegt Zahmheit nicht eben für einen Lobspruch zu gelten. Die durch Verzichtleistung auf die unbedingte Freyheit[9] des Scherzes erlittene Einbuße suchten die neueren[3] Komiker durch eine Beymischung von Ernst zu ersetzen, welche sie von der Tragödie entlehnten [...]. ➢ Volltext.
[103] A. W. Schlegel, Continentalsyst. (1813), 47: Anfangs berief man überall Nationalversammlungen; darauf gebahr das Direktorium in Luxemburg kleine Direktoriums, das Cisalpinische, Batavische und Helvetische: späterhin gab es einen Präsidenten oder Großpensionär nach Art des ersten Consuls; endlich ist gegenwärtig überall eine unumschränkte Monarchie, und wenn es sich thun läßt, die Dynastie Napoleon nothwendig. Diese Erscheinung war bis jetzt in Europa unbekannt: die Monarchien, die für die am wenigsten beschränkten galten, waren es noch auf tausend Weisen, durch den Einfluß des Adels[2] und der Geistlichkeit, durch die alten Gewohnheiten, die man nicht zu brechen wagte [...]. ➢ Volltext.
[104] A. W. Schlegel, Gesch. Dt. Spr. (!1818–19), 3.3: Deutsche[5] Wörter[1] in der ältesten Gesetzgebung der Deutschen[5] Eroberer. Lingua latina, barbara. Etymologie der Romanischen[1] Sprachen[3]. ➢ Volltext.
[105] A. W. Schlegel, Gesch. Dt. Spr. (!1818–19), 7.5: Schwierigkeit die alten Namen zu deuten. [...] Corruption der Namen,
[106] F. Schlegel, Ath.-Fragm. (1798), 129, Nr. 418: [D]er Sternbald vereinigt den Ernst und den Schwung des Lovell mit der künstlerischen Religiosität des Klosterbruders und mit allem was in den poetischen[4] Arabesken, die er aus alten Mährchen gebildet, im Ganzen genommen das Schönste[1] ist: die fantastische[2] Fülle und Leichtigkeit, der Sinn[5] für Ironie[3], und besonders die absichtliche Verschiedenheit und Einheit des Kolorits. Auch hier ist alles klar und transparent, und der romantische[4/12/1/9] Geist[11/12?] scheint angenehm über sich selbst zu fantasiren. ➢ Volltext.
[107] F. Schlegel, Gespr. Poes. (1800), 81: Vor Cervantes war die Prosa[1] der Spanier im Ritterbuch auf eine schöne Art alterthümlich, im Schäferroman blühend, und ahmte im romantischen[12] Drama das unmittelbare Leben in der Sprache[4] des Umgangs scharf und genau nach. Die lieblichste Form für zarte Lieder, voll Musik oder sinnreicher Tändelei, und die Romanze, gemacht um mit Adel[5] und Einfalt edle und rührende alte Geschichten[9] ernst und treu zu erzählen, waren von Alters her in diesem Lande einheimisch. ➢ Volltext.
[108] F. Schlegel, Gespr. Poes. (1800), 83: In drey Stücken von Heinrich dem Sechsten und Richard dem Dritten sehn wir einen stätigen Übergang aus der ältern noch nicht romantisirten[2] Manier in die große. ➢ Volltext.
[109] F. Schlegel, Gespr. Poes. (1800), 101 ff. (102): Einen großen Vorzug hat die Mythologie. Was sonst das Bewußtseyn ewig flieht, ist hier dennoch sinnlich geistig zu schauen, und festgehalten, wie die Seele in dem umgebenden Leibe, durch den sie in unser Auge schimmert, zu unserm Ohre[4] spricht. | Das ist der eigentliche Punkt, daß wir uns wegen des Höchsten nicht so ganz allein auf unser Gemüth verlassen. Freylich, wem es da trocken ist, dem wird es nirgends quillen; und das ist eine bekannte Wahrheit, gegen die ich am wenigsten gesonnen bin mich aufzulehnen. Aber wir sollen uns überall an das Gebildete anschließen und auch das Höchste durch die Berührung des Gleichartigen, Aehnlichen, oder bey 〈102〉 gleicher Würde Feindlichen entwickeln, entzünden, nähren, mit einem Worte[1] bilden. [...] | Die Mythologie ist ein solches Kunstwerk[1] der Natur[2]. In ihrem Gewebe ist das Höchste wirklich gebildet; alles ist Beziehung und Verwandlung, angebildet und umgebildet, und dieses Anbilden und Umbilden eben ihr eigenthümliches Verfahren, ihr innres Leben, ihre Methode, wenn ich so sagen darf. | Da finde ich nun eine große Aehnlichkeit mit jenem großen Witz[2] der romantischen[12/4] Poesie[22], der nicht in einzelnen Einfällen, sondern in der Construction des Ganzen sich zeigt, und den unser Freund uns schon so oft an den Werken des Cervantes und des Shakspeare entwickelt hat. Ja diese künstlich geordnete Verwirrung, diese reizende Symmetrie von Widersprüchen, dieser wunderbare ewige Wechsel von Enthusiasmus und Ironie[1], der selbst in den kleinsten Gliedern des Ganzen lebt, scheinen mir schon selbst eine indirekte Mythologie zu seyn. Die Organisazion[8] ist dieselbe und gewiß ist die Arabeske die älteste[1] und ursprüngliche Form der menschlichen Fantasie[2]. Weder dieser Witz[2] noch eine Mythologie können bestehn ohne ein erstes Ursprüngliches und Unnachahmliches, was schlechthin unauflöslich ist, was nach allen Umbildungen noch die alte[5] Natur[1/19] und Kraft durchschimmern läßt, wo der naive[2] Tiefsinn den Schein des Verkehrten 〈103〉 und Verrückten, oder des Einfältigen und Dummen durchschimmern läßt. Denn das ist der Anfang aller Poesie[11], den Gang und die Gesetze der vernünftig denkenden Vernunft[1] aufzuheben und uns wieder in die schöne[1] Verwirrung der Fantasie[2], in das ursprüngliche Chaos der menschlichen Natur[1/19] zu versetzen, für das ich kein schöneres[1] Symbol bis jetzt kenne, als das bunte[2] Gewimmel der alten[10] Götter[5]. ➢ Volltext.
[110] F. Schlegel, Gespr. Poes. (1800), 122: Ich habe ein bestimmtes Merkmal des Gegensatzes zwischen dem Antiken[2] und dem Romantischen[12] aufgestellt. Indessen bitte ich Sie doch, nun nicht sogleich anzunehmen, daß mir das Romantische[12] und das Moderne[1] völlig gleich gelte. [...] Wollen Sie sich den Unterschied völlig klar machen, so lesen Sie gefälligst etwa die Emilia Galotti, die so unaussprechlich modern[5] und doch im geringsten nicht romantisch[7] ist, und erinnern Sie sich dann an Shakspeare, in den ich das eigentliche Centrum, den Kern der romantischen[12/7] Fantasie[3] setzen möchte. Da suche und finde ich das Romantische[12/7], bey den ältern Modernen[1], bey Shakspeare, Cervantes, in der italiänischen Poesie[11], in jenem Zeitalter der Ritter, der Liebe und der Mährchen, aus welchem die Sache und das Wort[1] selbst herstammt. Dieses ist bis jetzt das einzige, was einen Gegensatz zu den classischen[3] Dichtungen des Alterthums[3] abgeben kann [...]. ➢ Volltext.
[111] F. Schlegel, Fragm. Poes. u. Litt. (*1801), KFSA 16, 318, Nr. 765: Das alte Französisch ist erst das wahre Kauderwelsch, das böse Prinzip d[er] romant[ischen][15] Sprache[5]. [⦿] Provenzalisch dagegen die Quelle d[es] Portug.[iesischen] Span.[ischen] Italiän[ischen]..
[112] F. Schlegel, Fragm. Poes. u. Litt. (*1801), KFSA 16, 333, Nr. 930: So wie erst nach d[er] Zerstörung des Ganzen die romant.[ischen][15] Dialekte[1] aus d[em] Lateinischen, so ist's auch wohl mit dem Deutschen. In d[em] ältest[en] Deutsch die entgegengesetzt[en] Pole mehr vereinigt..
[113] F. Schlegel, an L. Tieck (15. 9. 1803), L, 136: Das Persische ist dem Deutschen so verwandt daß man beides fast für eine Sprache[3] ansehn kann; nur ist die eine so arabisirt, als die andre latinisirt. So gar der Gang der Poesie[3] und Litteratur bei beiden Nationen[1] ist zum Erstaunen ähnlich; in der ältesten Epoche eine Masse von alten mythischen Nationalgedichten, auch in der Sprache[4] ganz einheimisch; und dann eine romantische[12] Zeit[3], wo das Arabische so durchaus angenommen, aber auch mehr geformt ward, wie in unsrer schwäbischen das Französische..
[114] F. Schlegel, Beitr. mod. Poesie (1803), 52: Alle diese verschiednen Formen werden sich als nützlich und ächt, ja als wesentlich bewähren, wenn sich erst der Roman[1] selbst in seiner ganzen Fülle bei uns weiter wird entfaltet haben, und die Mannichfaltigkeit der alten romantischen[12/1/4] Geschichten[9] in eben so mannichfaltigen[1] Formen neu[1] dargestellt und eigen gebildet, uns den ehemaligen Frühling des romantischen[12/1/4] Lebens und Dichtens, in seiner ganzen Schönheit[1] wieder bringen wird. ➢ Volltext.
[115] F. Schlegel, Beitr. mod. Poesie (1803), 54: Die Anfänge der spanischen, oder für jene ältere Zeit[3] besonders genauer zu reden, der castilianischen Poesie[11], sind sehr einfach. Lieder in der eigenthümlichen spanischen ganz musikalischen[5], äußerst zarten und wortspielenden Form, worin es wohl nicht leicht eine andre Sprache[3] dieser gleich thun wird; das ist die eigenthümlichste Blüthe dieses Bodens. Man könnte noch die Ritterbücher dazu rechnen, besonders den Amadis wegen des schönen[1] Styls; auch weil sich, wenn gleich die erste Anlage dieses durchaus rein erfundnen Romans[1] den Nordfranzosen gehören sollte, wie so mancher andre romantische[1] Stoff, der aber erst durch die Deutschen, Italiäner und Spanier 〈55〉 Form erhielt, viele andre Ritterdichtungen doch erst in Spanien daran angeschlossen haben. ➢ Volltext.
[116] F. Schlegel, Less. Ged. u. Mein. I (1804), 48: An einzelnen großen Geistern[32] jeder Art hat es überhaupt in Deutschland in keinem Jahrhundert gefehlt; und man darf wohl sagen, daß oftmals hier in Einem vereinigt war, was bei andern Nationen[1] unter Hunderte vertheilt ist. Doch war das alles nur einzeln, und blieb ohne Folgen. Die alte Dichtkunst war verlohren und vergessen, die Ausbildung der Prosa[1] gleichsam schon vor ihrer Entstehung gehindert, und immer mehr und mehr zerstörte die Nation[1] sich selber. Eine Zerrüttung und Ein Bürgerkrieg folgte dem andern, und da die Reformation endlich durch die unglückliche Wendung, welche sie nahm, die Trennung der Nation[1] gleichsam 〈49〉 auf ewig sanctionirte, da ganze Provinzen in eingebildeter Freiheit[7] sich losrissen, um endlich, wie es sich voraussehen ließ, unter fremdes[1] Joch zu sinken; da Ausländer jeder Art sich einnisteten; da die Fürsten selbst nach ausländischen Besitzungen und Verbindungen strebend, die vaterländischen Sitten vergaßen; was war natürlicher[4] und unvermeidlicher, als daß die Sprache[3] selbst entarten und verwildern mußte?.
[117] F. Schlegel, an A. W. Schlegel (27. 2. 1806), KJ 1, 295: Könntest Du etwas dazu beytragen, die romantischen[14] Dichtungen von mir in Deutschland anzeigen zu machen, oder es selbst thun – so wär es ein großer Dienst für mich und für die gute Sache. Das rechte alte Romantische[13] ist immer noch wie eine Medicin die den Leuten Löffelweise mit Trostreden eingegeben werden muß. Ich habe hier so manche herrliche alte Stücke in Händen, die wohl in ewiger Vergessenheit untergehn werden, wenn mich die Gefühllosigkeit und Kälte der Leute endlich dahin bringt, diesem Fach zu entsagen..
[118] F. Schlegel, an A. W. Schlegel (13. 7. 1808), KJ 1, 571: Von einer Behandlung des Amadis die sie [sc. Sophie Tieck-Bernhardi] unternommen, sind zwei Gesänge fertig. Ich kann eigentlich noch nichts darüber sagen; ihre Hand ist unleserlich und was vorgelesen wird, fasse ich nur mit Mühe. Doch fürchte ich, sie ist auch hier wieder zu sehr in ihre fantasierende Manier gerathen. Indessen bin ich schon zufrieden, wenn sie nur ihr Talent auf die Behandlung alter romantischer[1] Gedichte verwendet. Das und lyrische Gedichte, besonders die letzten wünsch ich von ihr, die dramatische Gattung sollte sie ganz aufgeben..
[119] F. Schlegel, Spr. u. Weish. d. Ind. (1808), 33 f.: Nehmen wir vollends die Grammatik der ältern Mundarten[1] hinzu, des Gothischen und Angelsächsischen für den Deutschen[6], des Isländischen für den skandinavischen Zweig unsrer Sprache[5]; so finden wir nicht nur ein Perfectum mit einem Augment, wie im Griechischen[5] und Indischen, einen Dualis, genauere Geschlechts- und Verhältnißbestimmungen der Participien und der Declination, die jetzt verlohren, sondern auch viele andre Flexionen, die jetzt schon etwas abgestumpft und weniger kenntlich sind; die dritte 〈34〉 Person im Singularis und Pluralis der Zeitworte zum Beispiel, zeigen sich wieder vollständig und in vollkommner Uebereinstimmung. Es kann mit einem Worte[2] bei der Betrachtung dieser alten Denkmahle der germanischen Sprache[5] nicht der mindeste Zweifel übrig bleiben, daß sie ehedem eine ganz ähnliche grammatische Structur hatte, wie das Griechische[5] und Römische. ➢ Volltext.
[120] F. Schlegel, Spr. u. Weish. d. Ind. (1808), 34: Noch jetzt sind sehr viele Spuren dieser ältern Sprachform im Deutschen[5], im eigentlichen Deutschen[2] mehr, als im Englischen und in den skandinavischen Mundarten[1] übrig; wenn aber im Ganzen hier das Princip der neuern[3] Grammatik, die Conjugation vorzüglich durch Hülfsverba, die Declination durch Präpositionen zu bilden, herrschend ist, so darf uns dieß um so weniger irre machen, da auch die sämmtlichen aus dem Lateinischen abstammenden romanischen[1] Sprachen[3], wie nicht minder alle hindostanische Mundarten[1], wie sie jetzt noch gesprochen werden, die sich zum Sanskrit etwa eben so verhalten, wie jene zum Lateinischen, eine ähnliche Veränderung erlitten haben. ➢ Volltext.
[121] F. Schlegel, Spr. u. Weish. d. Ind. (1808), 56: Der Gang der bloß grammatischen Kunst[13] und Ausbildung ist in den beiden Hauptgattungen grade umgekehrt. Die Sprache[3] durch Affixa ist im Anfang ganz kunstlos, wird aber immer künstlicher[1], je mehr die Affixa mit dem Hauptwort zusammenschmelzen; in den Sprachen[3] durch Flexion hingegen geht die Schönheit[1] und Kunst[13] der Structur, durch den Hang sichs zu erleichtern, allmählig mehr und mehr verlohren, wie wir es sehen, wenn wir manche deutsche[5], romanische[1] und jetzige indische Mundarten[1] mit der ältern Form, aus der sie abstammen, vergleichen. ➢ Volltext.
[122] F. Schlegel, Spr. u. Weish. d. Ind. (1808), 191: Nur das eine ist in der Verwirrung der ältesten indischen Geschichte[3] klar, daß es schon damals große Monarchien in Indien gab, obgleich ständische, durch die erblichen Rechte der Priester und des Adels[2] vielfach beschränkte. ➢ Volltext.
[123] F. Schlegel, Gesch. d. Lit. (1812), Dt. Mus. 1, 483: So wie aber unter den protestantischen Ländern England in der Verfassung der geistlichen[2] Gewalt und in den äußern Gebräuchen und Einrichtungen noch am meisten von der alten[6] Kirche beybehielt, so blühte auch hier die Poesie[11] zuerst wieder in kunstreicher Gestalt und schöner[1] Bildung[10] empor und zwar ganz sich anschließend an die romantische[7] Weise der südlichen katholischen Völker[1]. Spenser, Shakspeare, Milton bestätigen dieß. Wie sehr Shakspeare das Romantische[7] der alten[6] Ritterzeit und auch die südlicheren Farben der Fantasie[20] in seinen Darstellungen liebte, darf nicht erst erinnert werden; Spenser ist selbst Ritterdichter, und er wie Milton folgten bestimmten romantischen[7], besonders italienischen Vorbildern. Je näher die Litteratur uns tritt, je reicher sie in den neuern[3] Zeiten[3] anwächst, je nothwendiger wird es mir, meine Betrachtung nur auf solche Dichter und Schriftsteller zu beschränken, welche den Gipfel der Sprache[3] und Geistesbildung einer Nation[1] bezeichnen, und welche eben darum auch für das Ganze und für andre Nationen[1] die wichtigsten und lehrreichsten sind. In der That aber erschöpfen jene drey größten Dichter, welche England hervorgebracht hat, auch Alles was in der ältern Epoche ihrer Poesie[11], im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert merkwürdig und groß ist. ➢ Volltext.
[124] A. W. Schlegel/C. Schlegel, Rez. Schulz (1797), 217: Unter den zahlreichen Romanen[1], welche mit jeder Messe unsre Bücherverzeichnisse anschwellen, vollenden die meisten, ja fast alle, den Kreislauf ihres unbedeutenden Daseyns so schnell, um sich dann in die Vergessenheit und den Schmutz alter Bücher in den Lesebibliotheken zurück zuziehen, daß der Kunstrichter ihnen ungesäumt auf der Ferse seyn muß, wenn er nicht den Verdruß haben will, sein Urtheil auf eine Schrift zu verwenden, die eigentlich gar nicht mehr existirt. [...] Der bloß sinnliche Romanenhunger muß gestillt werden, sey es durch welche Nahrung es wolle. Mit unüberwindlichem Abscheu gegen die zweyte Lesung auch des geistreichsten Buches verbindet sich eine Genügsamkeit, die sich selbst das Platte, Abgeschmackte und Abentheuerliche[5] gefallen läßt, wenn es nur neu[1] scheint; und bey der es bloß armseliger Umkleidungen bedarf, um dem Verbrauchtesten das Lob der Neuheit zu gewinnen. Seit sechs oder sieben Jahren stemmen sich alle Recensenten des heiligen 〈218〉 römischen Reichs, die in diesem Fache arbeiten, gegen die Ritterromane: aber die Menge der ritterlichen Lanzen und Schwerter dringt immer unaufhaltsamer auf sie ein. Vor den Fehmgerichten, den geheimen Bündnissen und den Geistern[1] ist vollends gar keine Rettung mehr..
[125] Schleiermacher, Brf. Lucind. (1800), 41: [E]s ist lächerlich und widersinnig, wenn die alten romantischen[1/12?] Dichter aus Liebe und zur Verherrlichung der Liebe Heldenthaten verrichten lassen, die nicht in der geringsten Verbindung mit ihr stehen [...]. ➢ Volltext.
[126] J. Schopenhauer, Jugendlb. u. Wanderb. I (1839), 228: In der ersten Hälfte der achtziger Jahre des letztvergangenen Jahrhunderts dämmerte noch keine Ahnung von der überschwenglichen Fluth romantischer[1] Dichtungen, die erst weit später Alles zu überschwemmen 〈229〉 begann, der deutschen Lesewelt auf. Nur wenig von dem wenigen Vorzüglichen, das damals in diesem Fache erschien, konnte bis zu uns gelangen. Klementine und ich sahen daher [...] uns genöthigt, wieder zu unsrer alten Landbibliothek unsre Zuflucht zu nehmen, einer mehr als zwanzig Bände starken Sammlung aus dem Englischen übersetzter Romane[1], welche Klementinens Mutter besaß..
[127] Chr. F. D. Schubart, Jud. (1789), 652: Den Juden[1] | geht jezt ein günstiges Gestirn nach dem andern auf. In Frankreich wird ihnen die Nazionalversammlung große Freiheiten[8] einräumen; in Preussen wird ihr Würkungskreis immer weiter, und unter Joseph dem Zweiten geniessen sie der höchsten Duldung. [...] Joseph [...] ertheilte [...] allen Juden[1] in seinem Reiche das Stadtrecht, wodurch sie Häuser und Herrschaften kaufen, verkaufen, Edelleute, Freiherren und Grafen, und sogar Landstände werden können, alle bürgerliche Gewerbe zu treiben befugt sind, und in Kriegs- und bürgerlichen Bedienungen angestellt werden sollen und müssen. Die Juden[1] verdienen diese hohe Vorrechte, denn schon lange genug haben sie geächzt unter dem Druke der Nazionen[1]; und doch ist die heilige Wahrheit ausgegangen von ihnen auf uns. Ich hoffe, die Zeit[3] soll nahe seyn, wo Christen und Juden[1] so friedlich beieinander wohnen werden, wie das neue[3] und alte Testament in den christlichen Bibeln; denen es ganz wohl ist – in Einem Bande..
[128] Chr. F. D. Schubart [L. Schubart], Id. Tonk. (*1784–85; 1806), 127: Man liest es in der altdeutschen Geschichte[5] mit Vergnügen, wie die alten Pfalzgrafen mit ihren Prinzen und Prinzessinnen, auch vielen stattlichen Rittern und weidlichen Männern um die Tafel saßen, jeden Bissen gleichsam mit Musik[6] würzten, und den Geist[40] des duftenden Rheinweins unter Gesängen schlürften..
[129] Seume, Spaz. n. Syrakus (1803), 58: Der Adel[2] soll viel alten Stolz haben. .
[130] Solger, Rez. A. W. Schlegel (1819), 106: Aus triftigen und genügenden Gründen wird die sogenannte mittlere Komödie als eine besondere Gattung ganz geläugnet, da sie höchstens für einen Uebergang von der alten zur neuen[3] gelten kann..
[131] Temme, Volkssag. Pomm. (1840), 164: Es lebte einmal in Pommern ein armes Ehepaar von altem Adel[1]. Die reiseten eines Tages zu Fuße, und kamen in ein Wirthshaus, wo sie sich hinter den Ofen setzten und ihre Reisekost verzehrten. Die bestand aus trockenem Brodte und etwas Knappkäse. | Bald darnach kam eine Kutsche, darin saß ein reiches Ehepaar aus dem Bürgerstande. Die kehrten gleichfalls in dem Wirthshause ein, und ließen durch ihren Bedienten sich den Speisekasten für die Reise nachtragen. Darin 〈165〉 waren aber kalte Braten, Kuchen, Wein und mehr dergleichen; das verzehrten sie an einem Tische, den sie sich sauber decken ließen. | Als solches der arme Edelmann am Ofen gesehen, hat er voll Neides zu seiner Frau[3] gesagt: Sehet, wie sich das Bürgerpack traktiren kann! Den hat die Edelfrau aber getröstet mit den Worten: Dafür haben wir doch den hochgelobten Adel[1]!.
[132] L. Tieck, an A. F. Bernhardi (Ende Jul./Anf. Aug. 1793), VL 2, 271: Wir ritten itzt über eine schöne[1] Ebene, ringsum von Bergen und Wäldern eingeschlossen, vor uns lag eine alte Burg mit ihren Ruinen sehr ehrwürdig und romantisch[3] auf einem Berge..
[133] L. Tieck, W. Lovell II (1796), 240: Wir waren auf einem Spatziergange, es war ein schöner[4] Tag, und wir bestiegen den Berg, auf welchem schauerlich und wild die Ruinen eines alten Schlosses liegen. [...] Wir standen oben, und sahen mit Entzücken in die romantische[3] Gegend hinab [...]. ➢ Volltext.
[134] L. Tieck, W. Lovell III (1796), 287: Ich durchsuche heute meine Brieftasche und finde noch ein altes, uraltes Blatt darinn; es ist ein Gedicht, das ich einst auf Amaliens Geburtstag machte. [...] 〈288〉 [...] Ich will Ihnen die Phantasie[19] hiehersetzen, die mich so innig gerührt hat. ➢ Volltext.
[135] L. Tieck, Phantasus I (1812), 15: Ist diese Gegend nicht, durch welche wir wandeln, fing Theodor an, einem schönen[1] romantischen[1/3/4] Gedichte zu vergleichen? Erst wand sich der Weg labyrinthisch auf und ab durch den dichten Buchenwald, der nur augenblickliche räthselhafte Aussicht in die Landschaft erlaubte: so ist die erste Einleitung des Gedichtes; dann geriethen wir an den blauen Fluß, der uns plötzlich überraschte und uns den Blick in das unvermuthete frisch grüne Thal gönnte: so ist die plötzliche Gegenwart einer innigen Liebe; dann die hohen Felsengruppen, die sich edel und majestätisch erhuben und höher bis zum Himmel wuchsen, je weiter wir gingen: so treten in die alten Erzählungen erhabene Begebenheiten hinein, und lenken unsern Sinn[11] von den Blumen ab; dann hatten wir den großen Blick auf ein weit ausgebreitetes Thal, mit schwebenden[2] Dörfern und Thürmen auf schön[1] geformten Bergen in der Ferne, wir sahen Wälder, weidende Heerden, Hütten der Bergleute, aus denen wir das Ge〈16〉töse herüber vernahmen: so öffnet sich ein großes Dichterwerk in die Mannigfaltigkeit der Welt und entfaltet den Reichthum der Charaktere[7]; nun traten wir in den Hain von verschiedenem duftenden Gehölz, in welchem die Nachtigall so lieblich klagte, die Sonne sich verbarg, ein Bach so leise schluchzend aus den Bergen quoll, und murmelnd jenen blauen Strom suchte, den wir plötzlich, um die Felsenecke biegend, in aller Herrlichkeit wieder fanden: so schmilzt Sehnsucht und Schmerz, und sucht die verwandte Brust des tröstenden Freundes, um sich ganz, ganz in dessen lieblich erquickende Fülle zu ergießen, und sich in triumphirende Woge zu verwandeln..
[136] L. Tieck, Phantasus I (1812), 98 f. (99): In gebirgigen Gegenden [...] scheint mir ein Garten, wie dieser hier, nicht nur der angemessenste, sondern auch ohne Frage der schönste[1], denn nur in diesem kann man sich von den erhabenen Reizen und großen Eindrücken erholen, die die mächtigen Berge beim Durchwandeln in uns erregen. Jedes Bestreben hier etwas Romantisches[3] erschaffen, und Baum und Waldgegenden malen zu wollen, würde jenen Wäldern und Felsenschluften, den wundersamen Thälern, der majestätischen Einsamkeit gegenüber nur albern erscheinen. So aber liegt dieser Garten in stiller Demuth zu den Füßen jener Riesen, mit ihren Wäldern und Wasserbächen, und spielt mit seinen Blumen, Laubengängen und Brunnen wie ein Kind in einfältigen Phantasien[19]. Dagegen ist mir in einer der traurigsten Gegenden Deutschlands ein Garten 〈99〉 bekannt, der allen romantischen[3] Zauber auf die sinnigste Weise in sich vereinigt, weil er, nicht um Effekt zu machen, sondern um die innerlichen Bildungen[16] eines schönen[1] Gemüthes in Pflanzen und Bäumen äußerlich zu erschaffen vollendet wurde; in jener Gegend, wo der edle Herausgeber der Arethusa nach alter Weise im Kreise seiner liebenswürdigen Familie lebt [⦿]; dieser grüne, herrliche Raum schmückt wahrhaft die dortige Erde, von ihm umfangen vergißt man das unfreundliche Land, und wähnt in lieblichen Thälern und göttergeweihten Hainen des Alterthums[3] zu wandeln; in jedem Freunde der Natur[2], der diese liebliche Schatten besucht, müssen sich dieselben heitern[5] Gefühle erregen, mit denen der sinnvolle Pflanzer die anmuthigste Landschaft hier mit dem Schmuck der schönsten[1] Bäume dichtete, die auf sanften Hügeln und in stillen Gründen mannichfaltig wechselt, und durch rührende Reize den Sinn[7] des Gebildeten beruhigt und befriedigt..
[137] L. Tieck, Phantasus I (1812), 396: Häufig [...], wenn wir vom Dramatischen sprechen, verwechseln wir dieses mit dem Theatralischen, und wiederum ein mögliches besseres Theater mit unserm gegenwärtigen und seiner ungeschickten Form; und in dieser Verwirrung verwerfen wir viele Gegenstände und Gedichte als unschicklich, weil sie sich freilich auf unsrer Bühne nicht ausnehmen würden. Sehn wir also ein, daß ein neues[1] Element erst das dramatische Werk als ein solches beurkundet, so ist wohl ohne Zweifel eine Art der Poesie[11] erlaubt, welche auch das beste Theater nicht brauchen kann, sondern in der Phantasie[1] eine Bühne für die Phantasie[2] erbaut, und Compositionen versucht, die vielleicht zugleich lyrisch, episch und dramatisch sind, die einen Umfang gewinnen, welcher gewissermaßen dem Roman[1] untersagt ist, und sich Kühnheiten aneignen, die keinem andern dramatischen Gedichte ziemen. Diese Bühne der Phantasie[2] eröffnet der romantischen[1/4] Dichtkunst[1] ein großes Feld, und auf ihr dürfte diese Magelone und manche alte[1/11] anmuthige Tradition sich wohl zu zeigen wagen..
[138] L. Tieck, Phantasus II (1812), 414: Warum wollen Sie mit wenigen Mitteln, vor Zuschauern, die es durchaus nicht verstehn würden, sich mit vornehmen und schwierigen, ja hier unmöglich auszuführenden Opern quälen? Mit Tragödien, die Ihnen kein Mensch danken würde? Mit Schauspielen, die dem einfältigen Bürgersmann ein Räthsel oder ein Aergerniß wären? Warum sich ihren Stand verleiden und den Zusehern das Vergnügen verderben? Ohne Zweifel haben Sie alte komische Stücke, die das Volk[5] versteht, kürzere Schwänke und Comödien, die Sie großentheils ex tempore spielen, und deren Wirkung Sie gewiß sind; geben Sie diese, und lassen Sie jene vornehmeren Anmaßungen fahren, und Sie werden mich und vielleicht auch einige Freunde zu Zuschauern haben, die wir uns aber gewiß weder um Ihre Zauberflöte, noch Agnes Bernauer im mindesten bekümmern werden..
[139] L. Tieck, Gesellsch. Land. (1825), W 3, 229: Bald musterte man alle Familienverzweigungen und Seitenverwandte durch, womit sich der alte Adel[2] so gern, vorzüglich auf dem Lande beschäftigt..
[140] L. Tieck, V. Accoromb. (1840), W 4, 788: Nachdem sie das großartige Verona besucht hatten, begaben sie sich wieder in die Einsamkeit ihrer Berge und nach dem schönen[1], romantischen[3] See, den sie auf einer Barke, mit Musik[6] begleitet, überschifften, und sich an den alten Romanzen ergötzten, die man in diesem Lande vernahm..
[141] J. H. Voß, F. Stolberg (1819), 18 f. (19): In jener Zeit[3] über den Adel[2] mit Adlichen zu reden, vermied man gern. Die Meinung ruhig erwägender Männer war: Die geschlossene Zunft des Adels[2] ist sowohl durch Alterthum[1] ehrenhaft, als durch Tugenden, wenn nicht der Stammväter (die kennt man nicht), doch 〈19〉 einzelner Sprößlinge; strebt der Adel[2] nach der Ehre, für unsere Zeit[3] vorzüglich edel zu sein, an Geist[20/14?], Gemeinsinn und Tüchtigkeit, so wird er wohlthätig für Fürsten und Volk[5], und bleibt mächtig durch alten Ruf und Zusammenhang; trozt er aber auf das Vorrecht angeborener Tauglichkeit, will er dem Staatskörper nicht mehren die Kraft, sondern entziehn, so ist er ein fremdartiges Gewächs, das, wenn es sich nicht vertheilen läßt, den Schnitt fodert. Erbittert durch solche Ansichten, die im Jahr 1792 mein Gesang der Neufranken für Gesez und König aussprach, trug Stolberg mir seine Galle zu, und behauptete: der Adel[2] sei ein edlerer Menschenstamm von eigenem Ehrgefühl, erhaben über die niedrige Denkart der Unadlichen, und dadurch zu Vorzügen berechtigt. Wer, Teufel! rief er, kann uns nehmen, was unser ist? Wer's euch gab, sagte ich: die Meinung. ➢ Volltext.
[142] J. H. Voß, F. Stolberg (1819), 25 f. (26): Einst da ich mit Hensler an Stolbergs Tische war, fiel das Gespräch auf adliche Landgüter in Bürger〈26〉händen, und auf die Menge ausgestorbener Familien. Weitläuftig schilderte H.[ensler] des Adels[2] Ausschweifungen, die, roh in älterer Zeit[3], verfeint in späterer, Geist[10] und Leben und Gut verwüstet. Am ärgsten, meinte er, ward es seit Ludwig XIV. Sehr arg, sagte ich, zeigt es schon 1587 der Norddorfer Pastor Meigerius in den niedersächsischen Predigten über die Zauberei: der Adel[2] habe, durch wüstes Leben geschwächt, angebliche Behexer auf der Folter zum Geständnis genöthiget, und verbrannt. Warum, fragte H.[ensler] auf dem Rückwege, sah St.[olberg] so düster aus? – Unser Gespräch, sagte ich, war jakobinisch. ➢ Volltext.
[143] J. H. Voß, F. Stolberg (1819), 112: Dieser Friz [sc. F. L. Grf zu Stolberg] [...] warnt vor den hochtönenden Worten[1] Freiheit[6], Recht, Gleichheit (Libertas, Jus, Aequitas), weil mancher sie falsch deute, und empfiehlt uns zum Schuz dagegen die allein wahre Religion[1], die er geradezu Kirche Deutschlands nennt. Der Zeitgeist, sagt er, nimt keine Kunde von Gott (dem Herrgott), und ist also im eigentlichen Sinn[1] gottlos; er will nichts wissen von Urkunde und Ueberlieferung; er verschmäht das Alte, und versucht Neuerung. Ja, er will uralte Eichen (nämlich Stammbäume) wie Unkraut ausgäten, indem er des Adels[2] edle Bestrebungen und gegründeten Besiz verkennt. ➢ Volltext.
[144] Waagen, Kunstw. Erzgeb. (*1839; 1843), 4: Mit vieler Befriedigung betrachtete ich zwölf für die Aula des leipziger Augusteums von dem liebenswürdigen und talentvollen Professor Rietschel ausgeführte Reliefs, welche grade ausgestellt waren. Es sind in denselben die Hauptmomente menschlicher Cultur[4] von der ältesten vorgeschichtlichen bis zur neuesten[3] Zeit[3] veranschaulicht worden. Die Erfindungen sind meist glücklich, der Styl des sehr erhabenen[1] Reliefs sehr gut, die Angabe der Theile einsichtig auf den hohen Standort, wofür sie bestimmt sind, berechnet..
[145] Waagen, Kunstw. Erzgeb. (*1839; 1843), 7: Der Architekt des Bergamts, an den mich Freund Klemm empfohlen, war leider gestern nach Dresden gefahren, doch zeigte mir seine Frau[3], in Begleitung einiger munteren Kinder[1/2], eine Anzahl dem Verein für Erforschung der Alterthümer[4] zugehöriger Gegenstände, welche man ganz neuerdings in alten Särgen gefunden hatte. Sehr bemerkenswerth waren mir darunter wegen der Verschiedenheit in der meist sehr guten Auffassung und der großentheils fleißigen und geschickten Ausführung eine Anzahl kleiner bronzener Crucifixe, welche man in der Gegend der Brust, oder der zusammengefaltenen Hände angetroffen hat..
[146] Wackenroder, an seine Eltern (22. 6. 1793), VL 2, 180: In Nürnb[erg] bin ich im rothen Roß abgetreten. Von dem Äußern dieser großen, labyrinthischen Stadt können sie sich wirklich durch Ihre in Kupfer gestochenen u[nd] illuminirten kleinen Prospekte, den beßten Begriff[1] machen. Ich finde mit Vergnügen viele mir längst bekannte Gegenden der Stadt hier in der Natur[2], u[nd] erkenne sie bald. Die Stadt hat wegen der vielen, schwarzen, mit Gothischem Prunk an Bildern u[nd] Zierrathen reich überladenen Kirchen, wegen der alten, ganz v[on] Quadern gebauten, festen Häuser, die häufig mit Figuren v[on] Menschen[1] u[nd] Thieren[1] bemahlt, u[nd] auch mit sehr alten Basreliefs in Stein geziert sind, ein antikes[6], abentheuerliches[3] Ansehen. Aber sowohl aus- als inwendig, scheinen mir doch fast alle Häuser keine Spur v[on] modernem[7] Geschmack zu haben. Keine einzige neumodische Façade. Die Hausthür ist [...] fast immer verschlossen; man klingelt, sie springt auf; man geht durch dunkle Winkel eine schlechte Treppe hinauf, u[nd] findet selbst Männer wie H[errn] v[on] Murr u[nd] H[errn] Schaffer Panzer, in Zimmern, die nur durch eine Bibliothek angenehm werden, an Fenstem mit kleinen runden Scheiben, nach dem Hofe oder einem Gäßchen zu, sitzen. Freilich will ich nicht auf alle übrigen Häuser v[on] diesen schließen. Allein v[on] außen wenigstens sind sie alle antik[6]. .
[147] Weißenthurn, Braut (1817), 136: Baroninn. Ist denn der Mensch[1] von Adel[1]? | Wolf. Wenn gleich nicht von altem Adel[1/5], doch vom besten. | Baroninn. Wie verstehen Sie das? 〈137〉 | Wolf. Ich verstehe darunter den Adel[5], der aus Herz und Seele quillt, der alles um sich her froh und glücklich machen will, der, wo Geld helfen kann, mit beyden Händen in die Tasche greift, und wo nicht Geld, nur das theilnehmende Wort[2] gilt, Trost und Hülfe aus dem Herzen schöpft. Das ist der Adel[5] vor dem ich mich tief bücke, und am liebsten meinen Hut abnehme. | Baroninn. Also der sentimentale[2], gemüthliche Adel[5]? | Wolf. Ohne den zehen Adelsdiplome doch keinen Edelmann machen; wenn aber eines zum andern kömmt, dann ist der Mann hoch und wohl, und würdig geboren, dann erlebt Gott[1], sein Fürst und die Welt Freude an ihm..
[148] Wieland, Oberon (1780), 3: Noch einmal sattelt mir den Hippogryfen, ihr Musen, | Zum ritt ins alte romantische[1] land! | Wie lieblich um meinen entfesselten busen | der holde wahnsinn spielt? Wer schlang das magische band | Um meine stirne? Wer treibt von meinen augen den nebel | Der auf der Vorwelt wundern liegt? | Ich seh, in buntem gewühl, bald siegend, bald besiegt, | Des Ritters gutes schwert, der Heyden blinkende säbel..
[149] Wienbarg, Aesth. Feldzg. (1834), 92: Die Manifestation einer neuen[1] Anschauungsweise, und damit eines neuen[2] Lebens, einer neuen[1/2] Kunst[4] und Poesie[1] ist, wie wir am Beispiel der griechischen[2] und christlichen gesehen, kein momentaner Akt[2], der sich sofort aller geschichtlichen Elemente bemächtigte und die Formen der früheren Anschauungsweise auf einmal zertrümmerte, sondern ein progressiver[2] Akt[2], dem nur allmählich die Überwältigung und Ausscheidung der zuckenden, abgestorbenen Lebensreste gelingt. Es verharrt die Zeit[5] so lange im Verpuppungszustande, bis ihr unter der Decke die Flügel ausgewachsen sind, sie dehnt sich, lockert sich, erwartet den Augenblick – dann kostet es nur einen Sonnenstrahl, vielleicht den ersten nach schwerem Gewitter, und gesprengt ist der alte Leib, und die Psyche der Menschheit[2] atmet wieder die Freiheit[1] ein..
[150] Winckelmann, Anm. Gesch. Kunst (1767), 94: Pythagoras [...] von Reggio in dem heutigen Calabrien war [...] der erste, welcher die Haare mit mehrerem Fleiße ausarbeitete. Diese Anzeige kann zu einiger Bestimmung der Zeit[12] verschiedener Statuen dienen. Denn wir bemerken an einigen, an welchen sich eine grosse Wissenschaft und Kunst[13] zeiget, die Haare sowohl des Hauptes, als der Schaam in ganz kleine kreppigte Locken reihenweis geleget [...]. Von jenem sind zwey oder drey Statuen [...], die [...] haben annoch die gezwungen gearbeitete Haare, die ein Beweis sind von einem Systema, welches sich von der Natur[19] entfernet hatte. [...] Da also Pythagoras als der erste die Haare mit mehrerem Fleisse und vermuthlich mit gefälligerer Freyheit[13] geendiget hatte, so kann man schliessen, daß jene Statuen [...], sowohl mit sogenannten Hetrurischen, als mit wenig angedeuteten Haaren, nicht nach Pythagoras Zeiten[3] können gemacht seyn, folglich müssen dieselben entweder von gleicher Zeit[12] oder für älter geachtet werden [...]..
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