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Belege 
[1] Eichendorff, Lärmen (1832), SW 5.3, 86: Der Entschlafene [...] war in der letzteren Zeit als Hofdichter bei'm Herrn Publikum angestellt. – Das ging auch anfangs vortrefflich, er wurde gehau'n, geschnitten, gestochen, ich meine: in Stein und Kupfer, die Damen rissen sich ordentlich um seine Romantik[2]. Als sie nun aber nach und nach ein wenig abgerissen wurde, da war nichts weiter dahinter. Es war ein Skandal! Er konnte nicht so geschwind die neumodische klassische[8] Toga umschlagen, verwickelte sich in der Hast mit Arm und Beinen in die schottischen Plaids und gab immer mehr Blößen – ja zuletzt sagte ihm Herr Publikum gerade auf den Kopf: er sey nun gänzlich aus der Mode gerathen, ja es gebe überhaupt gar keine solche humoristische Hagestolzen, wie er, in der Wirklichkeit, er sey eigentlich ein bloßes in Gedanken stehengebliebenes Hirngespinst, das für nicht vorhanden zu achten.

[2] Fichte, Urth. d. Publ. (1793), 69: Um das Publikum urtheilen zu lassen, was es sich von der Gründlichkeit eines Schriftstellers zu versprechen habe, der durch seinen schneidenden Ton[3] imponirt, und nicht aufhört, über fades, seichtes, unausstehliches Geschwätz zu klagen, gehe ich die erste Stelle durch, die ich aufgreife.

[3] Fichte, Urth. d. Publ. (1793), 437: Das Publikum ist es schon zu gewohnt, daß [...] seine Klage über [...] Dunkelheit [...] durch die Klage über die Flüchtigkeit und Zerstreuung der Leser erwiedert wird, ⟨438⟩ als daß der Verfasser [...] Lust haben könnte, das so oft wiederholte noch einmal zu wiederholen. [...] Er will den Leser [...] nicht erinnern, daß philosophische Untersuchungen, in denen man der Gründlichkeit sich wenigstens befleißigt, sich unmöglich so leicht weglesen können, als ein modischer Roman[1], Reisebeschreibungen oder selbst philosophische Untersuchungen, die auf das angewohnte Meinungssystem aufgebaut sind; er will ihm sogar gegen die ersparte Mühe, ein dickes Buch zu lesen, nicht die Mühe zumuthen, ein dünnes etlichemal zu lesen; er will weiter nichts sagen, als daß er sorgen werde, immer faßlicher zu schreiben, und daß der Leser sorgen möge, immer aufmerksamer zu lesen.

[4] Kant, Metaph. d. Sitt. I (1797), 127: Ein Buch ist eine Schrift, (ob mit der Feder oder durch Typen, auf wenig oder viel Blättern verzeichnet, ist hier gleichgültig) welche eine Rede vorstellt, die jemand durch sichtbare Sprachzeichen an das Publikum hält.

[5] Rottmanner, Krit. Jacobi (1808), XI f. (XII): Der Verfaßer bittet [...] den geneigten Leser, daß er mit Unbefangenheit diese Schrift, die nichts anderes zur Absicht hat, als das freymüthige Ur⟨XII⟩theil ihres Verfassers über einen gelehrten Gegenstand dem unparteyischen Publicum vorzulegen, in die Hand nehme und durchaus keinen äußeren, der Wissenschaft[1] fremden[5] Zweck ihr unterlege.

[6] A. W. Schlegel, Beytr. (1798), 149 f.: Der Punkt, wo die Litteratur das gesellige Leben am unmittelbarsten berührt, ist der Roman. Bey ihm offenbart sich daher am auffallendsten der ungeheure Abstand zwischen den Klassen[2] der lesenden Menge, die man durch den bloß postulirten Begriff[1] eines Publikums in eine Einheit zusammenschmelzt: hier können die Unternehmungen des Meisters, dessen Blick, seinem Zeitalter voraus, in gränzenlose Fernen dringt, dem regsten und vielseitigsten Streben nach Bildung[5] begegnen, so wie eben hier die stupide Genügsamkeit des Handwerkers, der nur denselben verworrnen Knäuel ⟨150⟩ der Begebenheiten auf- und abzuwinden versteht, unaufhörlich für die Sättigung schlaffer Leerheit arbeitet. Volltext

[7] A. W. Schlegel, Brchtg. Mißdt. (1828), 3: Es ist nicht meine Sitte, das Publicum mit meinen persönlichen Angelegenheiten zu belästigen. Als Schriftsteller gebe ich meine Arbeiten der öffentlichen Beurtheilung Preis, wie sie auch ⟨4⟩ ausfallen möge; sogar gegen sehr gehässige und leidenschaftliche Angriffe auf meinen Charakter[2] erachtete ich nicht für nöthig, mich zu vertheidigen. Auf mehrere eigens gegen mich gerichtete Schriften, auf unzählige in Deutschland und Frankreich gedruckte Zeitungs-Artikel habe ich nicht Eine Zeile der Erwiederung verwendet.

[8] Brockhaus, Bild.-Conv.-Lex. IV (1841), 431.

[9] Goethe, Ged. (1815), WA I, 2, 237.

[10] Hegel, Solger (1828), W 11, 214.

[11] Heine, Romant. Schule (1836), 58.

[12] Herder, Bef. d. Hum. V (1795), 91 f. (92).

[13] Herwegh, Übervölk. (1839), W 2, 89.

[14] Hoffmann, Rez. Beethoven [Op. 84] (1813), SW 1, 741.

[15] W. v. Humboldt, Vorr. Gasart. (1799), IV.

[16] Kant, Crit. rein. Vern. (21787), XXXVII.

[17] A. W. Schlegel, Beytr. (1798), 151.

[18] A. W. Schlegel, Beytr. (1798), 163.

[19] Spazier, Vorber. Dittersd. (1801), 10.

[20] L. Tieck, an A. v. Arnim (20. 12. 1807), ZMF, 107.














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