2.
›Brieftext im engeren Sinne, Haupttext eines Briefes
1 (ohne Anrede und Unterschrift)‹.
—
Ktx.
:
♦
Widerfahrnis:
schreiben [
4]. ♦
Konstitut/größeres Ganzes:
Brief1 [
1]. ♦
ko-konstitutiv:
Anrede [
1],
Nachschrift [
5],
Unterschrift [
1].
[1]
Krünitz, Oecon. Encycl. VI (1775;
21784), 667 (1)
: Ein jeder Brief[1] besteht aus 3 Stücken: der Anrede, dem Briefe[2] selbst, und der Unterschrift.
[2]
Krünitz, Oecon. Encycl. VI (1775;
21784), 672
: Wer im Briefe Ew. Magnificenz heißt, wird in der Anrede Magnifice genannt; z. E. die Anrede eines Prorectors, der Doctor der Gottesgelahrtheit ist, heißt: Magnifice, Hochwürdiger, und im Briefe wird er Ew. Hochwürdige Magnificenz genannt.
[3]
Krünitz, Oecon. Encycl. VI (1775;
21784), 667 (2)
: Die Anrede oder die Titulatur macht im Deutschen sehr viele Schwierigkeiten, indem man eine ganze Menge ausser Briefen[1] fast gar nicht vorkommender Wörter[1] zu merken hat, die nur allein in der Titulatur üblich sind, wobey man noch besonders wieder behalten muß, wie diese Benennungen im Range auf einander folgen, und welchen Personen man dieselben beyzulegen hat. Von der Titulatur oder Anrede ist noch die Benennung, die man im Briefe[2] selbst gegen jemand gebraucht, zu unterscheiden. Man theilt die Titulaturen am füglichsten in die weltlichen und geistlichen ein..
[4]
Krünitz, Oecon. Encycl. VI (1775;
21784), 678
: Der Brief[2] selbst wird hinter einander fort, oder wenn mehrere Materien darin vorkommen, in verschiedenen Absätzen geschrieben. Wenn man jemand einen Brief[1] in die Feder sagt, so bedient man sich alsdann der Worte a linea, um anzuzeigen, daß er einen neuen Absatz machen, oder eine neue etwas eingerückte Zeile anfangen müsse. | Zur Unterschrift würde es genug seyn, wenn man zur rechten Hand unten seinen Nahmen, und linker Hand den Ort und den Tag des Schreibens setzte; aber die Gewohnheit hat eine Schlußversicherung eingeführt, wobey beynahe eben so viel zu merken ist, als bey der Anrede. An einen Freund schreibt man am kürzesten: Ich bin | (Ihr oder Dero) | aufrichtigster Freund. | Unter aufrichtigster Freund kommt der Nahme, und gegenüber zur linken Hand in der ersten Zeile der Nahme des Ortes (Berlin, in der zweyten Tag und Jahr (den 1 Sept. 1784). Das ist bey einem Freunde; aber bey andern, die nicht so vertraut mit uns sind, werden mehrere Complimente erfordert..
[5]
Krünitz, Oecon. Encycl. VI (1775;
21784), 681 f.
: Wenn man in einem Briefe[1] etwas vergessen hat, oder, wenn nach Endigung des Briefes[1] noch etwas wichtiges vorgefallen ist, so setzt man noch unter die Unterschrift seines Nahmens eine so genannte Nachschrift oder ein Postscript. Es ist sehr gewöhnlich, den Nachschriften die Buchstaben N. S. (d. i. Nachschrift) oder P. S. (Postscriptum) vorzusetzen; man sieht aber wohl, daß dieses von gar keinem Nutzen seyn könne; denn es ist ja an und für sich schon klar, daß es eine Nachschrift und kein Stück des Briefes[2] selbst sey. Gemeiniglich rührt es aus Unachtsamkeit her, wenn man Nachschriften macht. Daher darf man sie an Personen, de〈682〉nen man Ehrerbietung schuldig ist, nie anders, als im Fall eines plötzlich vorgefallenen Umstandes, wodurch es unmöglich gemacht wird, den Brief[1] wieder umzuschreiben, gebrauchen. Es versteht sich aber, daß dieser Umstand für denjenigen selbst wichtig seyn muß, an den man schreibt; denn wenn er bloß für uns wichtig ist, so ist die Unhöflichkeit eben so wol da, als wenn wir die größte Kleinigkeit gemeldet hätten. Wenigstens muß man, wenn man schlechterdings an Höhere ein Postscript beizufügen genöthigt ist, sich deswegen auf eine geschickte Art entschuldigen. An einigen Leuten hat man bemerkt, daß ihre Nachschriften immer länger zu werden pflegen, als ihre Briefe[2] selbst; an andern, daß sie immer einerlei Sache in die Nachschrift bringen. Beides wird lächerlich. Noch andere schließen ihre Postscripte immer mit Adieu, welches sie sich aber abgewöhnen müssen, wenn sie nicht zu dem gemeinen Haufen gerechnet werden wollen..