[1]
A. F. Bernhardi, Sprachlehre I (1801), 42 f. (43)
: Als höchste, einzelne Gattung tritt zulezt der Mensch[1] auf. Seinem Grundstoffe nach gehört er, wie alles Irrdische, der Erde zu. [...] Er hat bestimmte Form und Farbe; und eine innere Organisation[5], wie eine Pflanze[1]; willkührliche Bewegung, Be〈43〉dürfnisse, Instinkte, Töne[1], wie das Thier[1]; aber neben diesen allen, besizt er noch Vernunft[1], durch welche er eine eigne Klasse mit eigenthümlichen Erscheinungen konstituirt. ➢ Volltext
[2]
A. F. Bernhardi, Sprachlehre II (1803), 287
: Daher kann man die Consonanten folgendermaaßen erklären: Sie machen diejenige Classe von Buchstaben[7] aus, welche das Substantielle darstellen, und werden durch Thätigkeit der Sprachwerkzeuge und Aeußerung derselben ausgesprochen. ➢ Volltext
[3]
Fichte, Urth. d. Publ. (1793), 315 f. (316)
: Es ist weder Vergnügen noch Ehre gegen einen Schriftsteller zu Felde zu ziehen, dem die Natur[2] die Talente versagt hat, zu seyn, was 〈316〉 er gern wäre, ein blendender Sophist; und der in Gedanken und Ausdruk zur lezten Klasse der Autoren gehört, welche gerade vor den Skriblern hergeht: und gewiß hätte ich mich dieser undankbaren Arbeit überhoben, wenn nicht ebenderselbe durch seinen schneidenden Ton[3] von einigen gutmüthigen Lesern ertrotzt zu haben schiene, ihn in die erste Klasse der Schriftsteller Deutschlands zu setzen.
[4]
G. Forster, Brodbaum (1784), 31
: Der Brodbaum (Artocarpus) gehört in die ein und zwanzigste Klasse des linnäischen Sexualsystems, unter diejenigen Pflanzengeschlechter, welche zwar zweyerley verschiedene und abgesonderte, nämlich männliche und weibliche Blüthen, jedoch beide auf demselben Stamme (Monoecia) tragen; und in die erste Abtheilung derselben, wo die männliche Blüthe nur ein Staubgefäß (Monandria) enthält.
[5]
Hederich/Schwabe, Myth. Lex. (1770), 1398
: Der Wettlauf geschah von unverheuratheten Dirnen, die in Classen abgetheilet waren. Zuerst liefen die ganz kleinen Mägdchen; hernach die von mittlerm Alter und endlich die völlig erwachsenen.
[6]
Adelung, Gramm.-krit. Wb. IV (
21801), 579
: Das Thier[2] [...]. Im weitesten Verstande[7], ein jedes lebendiges Geschöpf, ein Körper, welcher der Empfindung und freywilligen Bewegung fähig ist. Ein unvernünftiges Thier[2], zum Unterschiede von dem vernünftigen, welches doch unter dem Nahmen des Menschen[1] am bekanntesten ist. Es wird hier nur als ein allgemeiner Ausdruck gebraucht, die Classe oder das Geschlecht[7] zu bezeichnen. Wenn sich der Mensch[1] zum Geschlecht[7] der Thiere[2] rechnen muß, so kann er doch auch in mancher andern Absicht seinen wahren Adel[5] und Vorzug erweisen, die ihm auf einen höhern Rang ein gegründetes Recht geben..
[7]
A. F. Bernhardi, Sprachlehre I (1801), 95
: Das erste, was der Mensch[1] in jedem Naturprodukte zu finden glaubt, ist ein seinem thierischen Leben und seiner Organisation[5] verwandtes Leben und Organisation[5]. Dieses paßt nun in der That bei einer großen Klasse von Natur-Gegenständen, nehmlich bei den Geschlechtern[7] der Thiere[1]; nur daß der erfahrungslose Mensch[1], das Prädikat des thierischen Lebens auch auf die untergeordneten Klassen und die Annäherungen zum Leben, auf das ganze Geschlecht[7] der Pflanzen[1], ja gemeiniglich noch tiefer ausdehnt. ➢ Volltext.
[8]
Brockhaus, Conv.-Lex. IV (1809), 29
: Daß auch in dem Physischen der Thiere[1] gewisse Eigenthümlichkeiten als Racenunterschiede sich charakterisiren, das haben schon zahllose Beobachtungen dem Naturforscher gelehrt; und doch ist die genaue Bestimmung der unter den Thiergeschöpfen existirenden Racen[1] noch immer eine der schwersten Aufgaben der Zoologie. [...] Je mehr [...] die Naturgeschichte nur in Beschreibungen der natürlichen[2] Körper besteht, und je mehr sie dabei Arten und Classen annimmt, welche bloß auf Aehnlichkeiten in den Formen beruhen; desto weniger läßt sich eine bestimmte Angabe der unter den niedrigern Thieren[1] vorhandenen Racen[1] erwarten. Diese wird der Naturforscher nur dann mit Gewißheit angeben können, wenn ihm die durch Gesetze begründeten Thierstämme, so wie die allmählichen Abartungen ihrer Urgestalten nicht mehr fremd[4] sein werden..
[9]
Brockhaus, Bild.-Conv.-Lex. I (1837), 437
: Classisch[3] und Classiker[4] wurden zuerst diejenigen Bürger des alten[10] Roms genannt, welche zufolge der durch den König Servius Tullius, 578–534 v. Chr., angeordneten Eintheilung des Volkes[4] in sechs Vermögensclassen, in die erste Classe gehörten. Nach Wiederherstellung des Studiums der aus dem Alterthume[3] übrigen Schriftsteller wurden aber beide Ausdrücke auf die griech.[2] und röm. Autoren im Allgemeinen angewandt und man legte ihren gesammten Schriften, im Gegensatze zur neuern[5] oder romantischen{12], den Namen der classischen[7] Literatur bei, obgleich Vieles nicht als classisch[3], d. h. durch seine äußere und innere Vollendung in die erste Classe gehörend, betrachtet werden kann. Auch die Schöpfungen der Kunst[2] der Alten[10] werden classisch[7] genannt, und insofern man darunter die innere und äußere Vollendung und musterhafte Ausführung eines Schrift- oder Kunstwerks[4] versteht, besitzt auch die neuere[5] Zeit[3] ihre classischen[3] Schriftsteller und Künstler..
[10]
Brockhaus, Bild.-Conv.-Lex. III (1839), 471
: Die Kaiser ernannten [...] Pfalzgrafen, und zwar von zwei Classen, welche zur Ausübung gewisser kais.[erlichen] Rechte in den reichsständischen Gebieten befugt waren. Die Gesammtheit dieser Rechte hieß Comitiv, die Pfalzgrafen zweiter Classe waren aber nur zur Ausübung des kleinen Comitivs bevollmächtigt, d. h. sie konnten natürliche[12] Kinder[2] gewöhnlicher Edelleute und Bürgerlicher legitimiren, Doctoren und Notarien ernennen, bürgerliche Wappen verleihen, Dichter krönen, Minderjährige bei erlittener Verkürzung an ihrem Vermögen wieder in den vorigen Stand einsetzen. Das große Comitiv gab denen erster Classe aber nicht blos alle Rechte der Vorigen, sondern auch die zur Ertheilung des Adels[1] und Ernennung gewöhnlicher Pfalzgrafen..
[11]
Herder, Gesch. d. Menschh. I (1784), 313
: Ich kann mir [...] nicht vorstellen, daß, da wir eine Mittelgattung von zwo Classen und gewissermaaßen die Theilnehmer beider sind, der künftige Zustand von dem jetzigen so fern und ihm so ganz unmittheilbar sein sollte, als das Thier[10] im Menschen[1] gern glauben möchte; vielmehr wer〈314〉den mir in der Geschichte[1] unsres Geschlechts manche Schritte und Erfolge ohne höhere Einwirkung unbegreiflich. Daß z. B. der Mensch[1] sich selbst auf den Weg der Cultur[3] gebracht und ohne höhere Anleitung sich Sprache[1] und die erste Wissenschaft erfunden, scheinet mir unerklärlich und immer unerklärlicher, je einen längern rohen Thierzustand man bei ihm voraussetzt..
[12]
Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. V (1835), 353
: Der gemeine Hund, das bekannte Hausthier, der treue Gefährte des Menschen[1], sein Hüter und Beschützer, das einzige Thier[1], welches mit unwandelbarer Liebe sich an den Menschen[1] kettet, bildet zahlreiche Klassen, welche sich durch Gestalt, Größe, Farbe, verschiedene Wohnung, Nahrung, Gewohnheiten etc. unterscheiden..
[13]
Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. X (1838), 117
: [D]ie Thiere[2] nach ihrem charakteristischen[1] Lebensäußerungen, nach ihrem Bau, nach den Stoffen, welche sie abscheiden und produciren, vergleichend, betrachtend, und nach allen diesen Erscheinungen zusammenordnend, hat man sie im gewöhnlichen Leben in folgende Klassen getheilt: Säugethiere, Vögel, Amphibien, Fische, Insekten und Würmer..
[14]
Hirt, Baukunst (1809), XIII f. (XIV)
: Bei der Behandlung eines Gegenstandes, wo man fortdauernd mit dem Stoff selbst, und nicht selten mit einer ungewohnten Terminologie 〈XIV〉 zu kämpfen hat, vergißt man nur zu oft die Form über das Bemühen, sich verständlich zu machen, besonders wenn man für mehrere Klassen von Lesern[1] schreibt, und jetzt bald diese, bald jene dem Geiste[23] mehr vorschwebt..
[15]
Hirt, Baukunst (1809), XIV
: Alle und jede meiner Leser[1] zu befriedigen, durfte ich nicht hoffen. Im Ganzen strebte ich nach einem gewissen Maaß, welches ich den verschiedenen Klassen von Lesern[1] entsprechend glaubte..
[16]
A. v. Humboldt, Gasarten (1799), 12
: Knaben von blühendem Ansehen habe ich (z. B. in der Wunsiedler Bergwerks-Revier) mit fürchterlichen Knochenkrankheiten befallen gesehen, bey andern bringen die bösen Wetter Bleichsucht, Verhärtung der Drüsen, Paralysie der Extremitäten, herpetische Hautausschläge, oder frühzeitiges Asthma hervor. Die große Summe dieser Uebel ist darum bisher weniger öffentlich bemerkt worden, weil es mehr reisende Mineralogen als reisende Bergleute giebt, und weil die ersteren, also die schreibende Klasse sich selten um die physische Constitution des Bergvolks, oder um arme Krankenhäuser (welche dazu nur selten sind) bekümmern..
[17]
A. v. Humboldt, Gasarten (1799), 326
: Daß eine Classe Menschen[8], welche alles Neue[1], oder alles was sie auf den ersten Augenblick nicht einsehen, für Künsteleyen und unausführbare theoretische Hirngespinnste verschreien, auch diese meine Bemühungen verspotten wird, davon bin ich überzeugt..
[18]
Krünitz [Korth], Oecon. Encycl. CLXIX (1838), 12
: Nach Hufelands Untersuchung des Driburger Wassers steht dasselbe an Gehalt von Kohlensäure und Eisen, diesen beiden Hauptbestandtheilen ächter Gesundbrunnen, weder dem Pyrmonter, noch sonst einem andern bekannten Mineralwasser der ersten Klasse nach, ja es soll das Erstere (Pyrmonter) zuweilen übertreffen, und sich für manche Naturen[12] noch mehr geeigneter und wohlthätiger zeigen, als jenes..
[19]
Moritz, Menschl. Elend (1786), 82
: [S]o fängt man [...] an, nachdem man schon sehr lange Conchylien, Schmetterlinge, und allerlei Gewürme klassifizirt hat, auch das menschliche Elend in Klassen zu ordnen, damit es [...] Menschen[1], die einen Staat zu beherrschen haben, mit einem Blick, wie auf einer Landkarte, übersehen und eins nach dem andern, so wie die Noth am dringendsten wäre, abhelfen könnten[.].
[20]
Novalis, Allg. Brouill. (*1798), NS 3, 324, Nr. 438
: Es giebt physiologische Klassen der rel[ativ] vollk[ommenen] org[anischen][1] Gebäude und der relat[iv] vollk[ommenen] Organismen[1]..
[21]
Novalis, Allg. Brouill. (*1798), NS 3, 363, Nr. 559
: Ein Merckmal ist ein Erneuerungsreitz einer Operation. Es ist der Reitz zu einer Thätigkeit überhaupt. | Thätigkeit ist nur durch Th[ätigkeit] und mit Th[ätigkeit] begreiflich. (a = a). Ein Merckmal mehrerer Dinge ist eine mittelbare oder unmittelbare Beziehung aller dieser Dinge auf Eine Th[ätigkeit] die Merkende. | [...] (Kategorieen – Klassen – ihre logische Ableitung – vid. Kant.) | (Ein Urklassisches.) (Sollte Thätigkeit das Allgemeine Klassische[1] seyn)
.
[22]
Schelling, Syst. d. Naturphilos. (1799), SW I, 3, 58
: Da aber jene klassischen[1] Unterschiede Entwicklungen ursprünglicher in der Organisation[1] selbst liegender Tendenzen des Bildungstriebs sind, so werden sie, einmal entwickelt, in continuirlichen Zeugungen innerhalb derselben Abart sich auch continuirlich und unausbleiblich forterben, ohne daß sie in jedem einzelnen Individuum derselben Klasse nöthig hätten aufs neue entwickelt zu werden. Individuen verschiedener Klassen werden einen Mittelschlag erzeugen, der nur dann, wenn er immer mit derselben Klasse sich vermischt, zuletzt ganz in die letztere übergeht..
[23]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. I (
!1801–02), KAV 1, 280
: Mit der menschlichen Organisazion[5] ist die Classe der Säugethiere am nächsten verwandt, darum verstehen wir uns am besten auf ihren Charakter[1], der auch an und für sich in der Bildung[10] am bestimmtesten hervortritt. An den Köpfen dieser Thiere[1] bemerkt man schon sehr deutlich ein Analogon des menschlichen Gesichtes, welches bey den Fischen 〈281〉 und Vögeln weit entfernter ist. Wie die gesamte Thierwelt der Ausdruck von den Strebungen der Natur[2] nach dem Gipfel derselben, der menschlichen Organisazion[5], ist, so kann man die edleren Gattungen unter den Säugethieren noch bestimmter als Versuche der Natur[2] zu Menschen von mancherley Seiten her betrachten, die nicht bis zur Vollendung gediehen sind. .
[24]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (
!1803–04), KAV 2.1, 63
: Bis hieher hätte ich also dargethan, wie alle unsre Dichter in so fern gelehrt oder literarisch zu Werke gingen, daß sie fremde[1] Muster vor Augen hatten; und zugleich wie diese entweder nicht die rechten waren, oder von ihnen verfehlt wurden. Es trat aber eine Classe von Schriftstellern auf, welche behaupteten, die Poesie[1] solle gar keine Kunst[1], sondern ein bestimmungsloser fast unbewußter Erguß der Natur[15] seyn. Der Irrthum lag darin, daß sie die Entgegensetzung von Kunst[1] und Natur[15] als absolut fixirten, und sie nicht zu synthesiren wußten, da doch ächte vollendete Poesie[11] eben so sehr Kunst[9] als Natur[10] seyn muß, und eins immer in das andre übergeht..
[25]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (
!1803–04), KAV 2.1, 130
: Unter den Quellen der romantischen[12] Poesie[11] und ihren früheren Naturproducten haben wir bis jetzt von allem demjenigen geredet, was zusammen die romantische[12] Mythologie ausmacht, und als Stoff einer höheren Ausbildung in andern Formen empfänglich war, wo also besonders Erfindung der Begebenheiten und Geist[12] der Composition im Ganzen in Betracht kam. Hierher gehörten die Rittergedichte, welche nachher zum Teil in Prosa[1] aufgelöst im Druck erschienen [...]. [...] Endlich die eigentliche Volkspoesie der vorigen Jahrhunderte, worunter besonders die Romanze, als reichhaltigen poetischen[4] Stoff in der einfachsten Gestalt darbietend, hervorsticht [...]. Mit dieser kamen wir bis auf ziemlich moderne[8] Zeiten[3] herunter, die [...] schon ziemlich weit über die Epoche der romantischen[12] Kunstpoesie hinübergreifen. Wir müssen jetzt in der Zeit[1] beträchtlich wieder zurückgehn, um auf eine Classe von Dichtern zu kommen, deren Hervorbringungen weniger durch den Inhalt, [...] als durch die Formen Vorbilder für die romantische[12] Kunst[3] geworden sind: ich meyne die Provenzalischen Troubadours..
[26]
A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (
!1803–04), KAV 3, 177
: Der anerkannt auch nach Einführung der Buchstabenschrift fortgesetzte Gebrauch der Hieroglyphen spricht [...] die große Wahrheit aus: daß der Verstand[1], dessen Beruf die Handhabung irdischer Dinge ist, hiezu die bequemsten Werkzeuge vorzieht: also willkührlich gebildete Begriffe[1], als Fächer und Classen die Dinge hierin zu ordnen, willkührliche Zeichen derselben in der Wortsprache, und endlich willkührliche Zeichen von diesen willkührlichen in der Buchstabenschrift; daß hingegen zur vernünftigen d. i. philosophischen Erkenntniß der Natur[2] und Gottheit eine Anschauung erfodert wird, daß hier die Fantasie[1] immer rege seyn, und also durch bildliche Zeichen aufgefodert werden muß..
[27]
A. Schopenhauer, Wille u. Vorst. (1819 [1818]), 8
: Der Hauptunterschied zwischen allen unsern Vorstellungen ist der des Intuitiven und Abstrakten. Letzteres macht nur eine Klasse von Vorstellungen aus, die Begriffe[1]: und diese sind auf der Erde allein das Eigenthum des Menschen[1], dessen ihn von allen Thieren[1] unterscheidende Fähigkeit zu denselben von jeher Vernunft[1] genannt worden ist. ➢ Volltext.
[28]
A. Schopenhauer, Wille u. Vorst. (1819 [1818]), 58 f. (59)
: Der Sinn[1] der Rede wird unmittelbar vernommen, genau und bestimmt aufgefaßt, ohne daß in der Regel sich Phantasmen einmengten. Es ist die Vernunft[1], die zur Vernunft[1] spricht, sich in ihrem Gebiete hält, und was sie mittheilt und empfängt, sind abstrakte Begriffe[1], nichtanschauliche Vorstellungen, welche ein für alle Mal gebildet und verhältnißmäßig in geringer Anzahl, doch alle unzähli〈59〉gen Objekte der wirklichen Welt befassen, enthalten und vertreten. Hieraus allein ist es erklärlich, daß nie ein Thier[1] sprechen und vernehmen kann, obgleich es die Werkzeuge der Sprache[11] und auch die anschaulichen Vorstellungen mit uns gemein hat; aber eben weil die Worte[1] jene ganz eigenthümliche Klasse von Vorstellungen bezeichnen, deren subjektives Korrelat die Vernunft[1] ist, sind sie für das Thier[1] ohne Sinn[1] und Bedeutung. So ist die Sprache[11], wie jede andere Erscheinung, die wir der Vernunft[1] zuschreiben, und wie Alles, was den Menschen[1] vom Thiere[1] unterscheidet, durch dieses Eine und Einfache als seine Quelle zu erklären: die Begriffe[1], die abstrakten, nicht anschaulichen, allgemeinen, nicht in Zeit[1] und Raum individuellen Vorstellungen. Nur in einzelnen Fällen gehn wir von den Begriffen[1] zur Anschauung über, bilden uns Phantasmen als anschauliche Repräsentanten der Begriffe[1], denen sie jedoch nie adäquat sind. ➢ Volltext.
[29]
A. Schopenhauer, Wille u. Vorst. (1819 [1818]), 701
: Für das Vermögen der Begriffe[1] habe ich die Vernunft[1] erklärt. Diese ganz eigene Klasse allgemeiner, nicht anschaulicher, nur durch Worte[1] symbolisirter und fixirter Vorstellungen ist es, die den Menschen[1] vom Thiere[1] unterscheidet und ihm die Herrschaft auf Erden giebt. Wenn das Thier[1] der Sklave der Gegenwart ist, keine andere, als unmittelbar sinnliche Motive kennt und daher, wenn sie sich ihm darbieten, so nothwendig von ihnen gezogen oder abgestoßen wird, wie das Eisen vom Magnet; so ist dagegen im Menschen[1] durch die Gabe der Vernunft[1] die Besonnenheit aufgegangen. Diese läßt ihn, rückwärts und vorwärts blickend, sein Leben und den Lauf der Welt leicht im Ganzen übersehn, macht ihn unabhängig von der Gegenwart, läßt ihn überlegt, planmäßig und mit Bedacht zu Werke gehn, zum Bösen wie zum Guten. Aber was er thut, thut er mit voll〈702〉kommnem Selbstbewußtseyn: er weiß genau, wie sein Wille sich entscheidet, was er jedesmal erwählt und welche andere Wahl, der Sache nach, möglich war, und aus diesem selbstbewußten Wollen lernt er sich selbst kennen und spiegelt sich an seinen Thaten. ➢ Volltext.
[30]
Chr. F. D. Schubart [L. Schubart], Id. Tonk. (*1784–85; 1806), 54
: Die Welschen haben eigentlich nur drey Classen von Sängern und Sängerinnen, nähmlich: Sopranisten, Altisten und Tenoristen; den Alt theilen sie ein in den hohen und Contraalt. Die herzerschütternde Baßstimme vernachlässigen sie aber aus Caprice, oder aus Mangel solcher Stimmen[15], und wenden sie nur in der Opera buffa an. Vielleicht gibt es auch in einem Lande, wo man nichts als Wein trinkt, wenige schöne[1] Baßstimmen..
[31]
Wienbarg, Aesth. Feldzg. (1834), 19
: Man hat die Kunst[4] und Poesie[11] des Mittelalters mit dem Namen der romantischen[13], die Kunst[4] und Poesie[11] der Alten[10] mit dem Namen der klassischen[7] getauft, welcher Name und Gegensatz von einer deutschen Dichterschule, Tieck und den beiden Schlegeln, die man selbst zur neuromantischen Klasse zählte, ausging, in Deutschland viel Streit und Gerede machte und seit einem Dezennium auch in Frankreich und Italien die größten Spaltungen erregte, indem die jungen französischen und italienischen Dichter sich zu den deutschen Romantikern[3] schlugen, und im Gegensatze zu den Nachahmern des altklassischen Stils sich mehr der britischen und deutschen Phantasiefülle und Regellosigkeit hingaben, worin sie hauptsächlich das Wesen der Romantik[13] erblickten. Überhaupt hat man viel Mißbrauch mit beiderlei Namen getrieben, und man ist sich noch jetzt, weder in Deutschland, noch bei unsern Nachbarn selten klar, worin denn eigentlich das unterschiedliche Wesen der einen und der andern Art bestehe. Vielleicht drückt man sich darüber am richtigsten aus, wenn man sagt, die Kunst[2] der Alten[10], das ist die Klassik[5], habe darin bestanden, daß sie jede Idee, die sie darstellen wollten, sei's mit dem Meißel, am Stoff des Marmors, sei's mit dem Griffel, am Stoff der Sprache[1], daß sie jede darzustellende Idee, so vollkommen an diesem Stoffe ausdrückten, daß nichts 〈20〉 mehr und nichts weniger als eben die Idee selbst sinnlich vor Augen trat; dagegen die Kunst[2] der Romantiker[2] darin bestand und besteht, daß sie die Idee im sinnlichen Stoff keineswegs vollkommen erschöpften, sondern nur symbolisch an ihm darstellten, so daß man bei ihren Gebilden immer etwas mehr hinzuzudenken habe, als man vor Augen sähe. Die Ursache war denn die, daß die alten[10] griechischen[1] Künstler, nach ihren Begriffen[1] von sinnlicher Form und Schönheit[1], alle diejenigen Ideen zur Darstellung verschmähten und von sich wiesen, welche sie nicht in feste Form vollkommen einfassen konnten, die Künstler und Dichter des Mittelalters aber sich kein Bedenken daraus machten, das Höchste und Tiefste, was nur die Menschenbrust fassen, aber kaum ein sterblicher Mund aussprechen konnte, symbolisch in Formen und Gestalten wenigstens anzudeuten. Daß uns eine solche Kunst[2] der Bedeutsamkeit, eine solche Symbolik der Religion[1] und der Liebe aus den Denkmälern des Mittelalters überall anweht, uns bald heimlich, bald großartig, bald abenteuerlich[3] ergreift und etwas Unendliches, Ahnungsvolles, Sehnsüchtiges in uns anregt, wird jeder gestehen, dem das Mittelalter bekannter geworden ist wie aus Büchern der neuern[9] Zeit[3] über dasselbe..