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[1] Novalis, Randbem. Ideen (*1799), NS 3, 489: Wenn du von Relig[ion] sprichst, so scheinst du mir den Enthusiasmus überhaupt zu meynen, von dem die Religion nur Eine Anwendung ist.

[2] F. Schlegel, Philos. Lehrj. II (*1797–98), KFSA 18, 37, Nr. 199: In der Religion betrachtet man das Absolute als Du.

[3] F. Schlegel, Lucinde (1799), 7 ff. (9): [G]ern und tief verlor ich mich in alle die Vermischungen und Verschlingungen von Freude und Schmerz, aus denen die Würze des Lebens und die Blüthe der Empfindung hervorgeht, die geistige Wollust wie die sinnliche Seligkeit. Ein feines Feuer strömte durch meine Adern; was ich träumte, war nicht etwa ⟨8⟩ bloß ein Kuß, die Umschließung deiner Arme, es war nicht bloß der Wunsch, den quälenden Stachel der Sehnsucht zu brechen und die süße Gluth in Hingebung zu kühlen; nicht nach Deinen Lippen allein sehnte ich mich, oder nach deinen Augen, oder nach deinem Leibe: sondern es war eine romantische[4] Verwirrung von allen diesen Dingen, ein wundersames Gemisch von den verschiedensten Erinnerungen und Sehnsuchten. Alle Mysterien des weiblichen[1] und des männlichen Muthwillens schienen mich zu umschweben, als mich Einsamen plötzlich deine wahre Gegenwart und der Schimmer der blühenden Freude auf deinem Gesichte vollends entzündete. Witz[1] und Entzücken be⟨9⟩gonnen nun ihren Wechsel und waren der gemeinsame Puls unsers vereinten Lebens; wir umarmten uns mit eben so viel Ausgelassenheit als Religion. Ich bat sehr, du möchtest dich doch einmal der Wuth ganz hingeben, und ich flehte dich an, du möchtest unersättlich seyn. Dennoch lauschte ich mit kühler Besonnenheit auf jeden leisen Zug der Freude, damit mir auch nicht einer entschlüpfe und eine Lücke in der Harmonie bleibe. Ich genoß nicht bloß, sondern ich fühlte und genoß auch den Genuß. Volltext

[4] F. Schlegel, Ueber d. Philos. (1799), 1: Was ich Dir von Spinosa erzählte, hast Du nicht ohne Religion angehört; Hemsterhuys hat Dir viel Freude gemacht; und sogar die Uebersetzungen haben Dich vom Plato nicht abschrecken können, den Du wahrscheinlich etwas anbeten würdest, wenn Du ihn ganz kenntest.

[5] F. Schlegel, Ueber d. Philos. (1799), 12: Ich brauche das Wort[1] Religion ohne Scheu, weil ich kein anderes weiß und habe. Du wirst und Du kannst das Wort[1] nicht mißverstehen, da Du die Sache selbst hast, und den äußern Tand, den man wohl auch so nennt, aber lieber anders nennen sollte, so gar nicht hast. Jedes Gefühl wird Dir nicht zur lauten Vergötterung, aber zur stillen Anbetung; darum erscheinst Du der Menge, wo Dein Gefühl einmal zufällig hervorbricht oder durchschimmert, seltsam, hart, oder thöricht. Und jene Gedanken der Liebe, die sich aus Funken vom Witze[1] der Begeisterung im Schooße der ewigen Sehnsucht erzeugen, sind sie nicht lebendiger und wirklicher für Dich, als das gleichgültige Ding, was andre vorzugsweise Wirklichkeit nennen wollen, weil der Klumpen so breit und roh da liegt? Uebrigens sucht auch die Religion, nämlich die ursprüngliche innerliche, die Einsamkeit, wie die Liebe; auch sie verachtet allen Schmuck und Schimmer, und auch von ihr muß es heißen: Verliebten gnügt zu der geheimen Weihe das Licht der eignen Schönheit. Wie dürfte man Dir also die Religion bloß darum absprechen wollen, weil es Dir vielleicht an einer Antwort fehlen könnte, wenn man Dich fragte, ob Du an Gott glaubst, und weil die Untersuchung, ob es Einen Gott gebe, oder drey, oder so viel Du willst, für Dich nichts mehr als ein ziemlich uninteressantes Gedankenspiel seyn würde.

[6] F. Schlegel, Ueber d. Philos. (1799), 14: Obgleich mir aber auch das, was man gewöhnlich Religion[1] nennt, eins der wunderbarsten, größesten Phänomene zu seyn scheint, so kann ich doch im strengen Sinne nur das für Religion[3] gelten lassen, wenn man göttlich denkt, und dichtet, und lebt, wenn man voll von Gott ist; wenn ein Hauch von Andacht und Begeisterung über unser ganzes Seyn ausgegossen ist; wenn man nichts mehr um der Pflicht, sondern alles aus Liebe thut, bloß weil man es will, und wenn man es nur darum will, weil es Gott sagt, nämlich Gott in uns. | Es ist mir, als ob ich Dich bey diesem Stücke Religion[3] denken hörte: „Wenn es also nur auf die Andacht und auf die Anbetung des Göttlichen ankommt; wenn das Menschliche überall das Höchste ist; wenn der Mann von Natur[1] der erhabnere Mensch ist: so wäre es ja der rechte, und wohl der nächste Weg den Geliebten anzubeten, und so die menschenvergötternde Religion[1] der menschlichen Griechen zu modernisiren?“ – Ich werde gewiß der letzte seyn, der Dir diesen Weg abräth oder verleidet, wenn der Mann, den Du meinst, anders der ursprünglichen Natur[1] des Mannes getreu, und von erhabnem Sinne[9] ist. Ich wenigstens könnte nicht lieben, ohne auf die Gefahr der Chevalerie etwas anzubeten; und ich weiß nicht, ob ich das Universum von ganzer Seele anbeten könnte, wenn ich nie ein Weib geliebt hätte. Aber freylich das Universum ist und bleibt meine Losung.

[7] F. Schlegel, Ideen (1800), 5, Nr. 7: Laßt die Religion[1/3] frey, und es wird eine neue[1] Menschheit[3] beginnen. Volltext

[8] Schleiermacher, Religion (1799), 52 f.: Spekulazion und Praxis haben zu wollen ohne Religion, ist verwegener Übermuth, es ist freche Feindschaft gegen die Götter[4/6], es ist der unheilige Sinn[10] des Prometheus, der feigherzig stahl, was er in ruhiger Sicherheit hätte fordern und erwarten können. Geraubt nur hat der Mensch[1] das Gefühl seiner Unendlichkeit und Gottähnlichkeit, und es kann ihm als unrechtes Gut nicht gedeihen, wenn er nicht auch seiner Beschränktheit sich bewußt wird, der Zufälligkeit seiner ganzen Form, des geräuschlosen Verschwindens seines ganzen Daseins im Unermeßlichen. Auch haben die Götter[4/6] von je an diesen Frevel gestraft. Pra⟨53⟩xis ist Kunst[2], Spekulazion ist Wissenschaft[1], Religion ist Sinn[5] und Geschmak fürs Unendliche. Ohne diese, wie kann sich die erste über den gemeinen Kreis abenteuerlicher[3] und hergebrachter Formen erheben? wie kann die andere etwas beßeres werden als ein steifes und mageres Skelet? Volltext

[9] Adelung, Gramm.-krit. Wb. I (
2
1793), 203.

[10] Brockhaus, Conv.-Lex. I (1809), 88.

[11] Hegel, Enzykl. III (31830), W 10, 377.

[12] Hegel [Hotho], Aesth. III (1838), 94.

[13] Herder, Gesch. d. Menschh. I (1784), 173.

[14] Jean Paul, Vorsch. Ästh. I (1804), 65 ff. (66).

[15] Rottmanner, Krit. Jacobi (1808), 42.

[16] F. Schlegel, Ueber d. Philos. (1799), 2.

[17] F. Schlegel, Ueber d. Philos. (1799), 6.

[18] F. Schlegel, Ueber d. Philos. (1799), 7.

[19] F. Schlegel, Ueber d. Philos. (1799), 9.

[20] F. Schlegel, Ueber d. Philos. (1799), 11.

[21] F. Schlegel, Ueber d. Philos. (1799), 13.

[22] F. Schlegel, Ueber d. Philos. (1799), 14 f. (15).

[23] F. Schlegel, Ideen (1800), 4, Nr. 4.

[24] F. Schlegel, Ideen (1800), 6, Nr. 11.

[25] F. Schlegel, Ideen (1800), 6, Nr. 14.

[26] F. Schlegel, Ideen (1800), 7, Nr. 18.

[27] F. Schlegel, Ideen (1800), 8, Nr. 25.

[28] Solger, Erwin II (1815), 277.














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