[1]
Günderrode, Bram. (1805), SW 1, 311 f. (312)
: Eine heiße Liebe zu seinem Volk[1] beseelte den Braminen, er trauerte über dessen Fall, als sey es sein eigner, und weidete sich an dessen voriger Größe; und der lebhafte Antheil, den auch ich daran nahm, machte mich ihm immer lieber; er lehrte mich die Geschichte seines Vaterlandes genauer kennen, und mit Erstaunen sah ich, daß Indiens Kultur[4] in ein Alterthum[2] hinauf reicht, wo die Zeitrechnungen anderer Völker[1] noch ungeboren sind. Mögen, sagte er einst zu mir, die stolzen Europäer sich rühmen, der Mittelpunkt der gebildeten und aufgeklärten Welt zu seyn, im Morgenlande[2] ist doch jede Sonne aufgegangen, die die Erde erleuchtet und erwärmet hat; später und bleicher sendet sie ihre 〈312〉 Strahlen dem Abendlande..
[2]
Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. I (1834), 260
: Arabien. (Geschichte.) Wie dieses Wunderland von gefahrdrohenden Korallenküsten, einem fast unzugänglichen Meere, ungeheuern Sandwüsten und Felsenbergen rings eingeschlossen ist, und ein noch bis jetzt wenig erforschtes Ganzes bildet, so ist auch seine Geschichte nicht eher zugänglich, als bis die Kinder dieses seltsamen Landes, von einem Geiste[14] beseelt und von seiner Feuertaufe zur welthistorischen Wichtigkeit geweiht, hervorbrechen, sich in Asien, Afrika und Europa, der ganzen damals bekannten Welt, als Sieger ausbreiten, und einen nie mehr zu verwischenden Einfluß auf die fortschreitende Kultur[3] des Abendlandes ausüben..
[3]
Schelling, Philos. d. Kunst (
!1803–04), SW I, 5, 669
: Ariosto hat eine sehr bekannte mythologische Welt, in der er sich bewegt. Der Hof Karls des Großen ist der Olymp des Jupiter der Ritterzeit. Die Sagen von den zwölf Paladinen sind und waren nach allen Seiten verbreitet und gehörten allen gebildeteren Nationen[1], den Spaniern, Italienern, Franzosen, Deutschen, Engländern gemeinschaftlich an. Das Wunderbare hatte sich vom Christenthum aus verbreitet und in der Berührung mit der Tapferkeit der späteren Zeit[3] sich zu einer romantischen[2] Welt entzündet. Auf diesem glücklicheren Boden nun konnte der Dichter nach Willkür schalten, neu erfinden, schmücken. Alle Mittel standen ihm zu Gebot, er hatte Tapferkeit, Liebe, Zauberei, er hatte zu dem allem noch den Gegensatz des Morgen-[2] und Abendlandes und der verschiedenen Religionen. ➢ Volltext.
[4]
A. W. Schlegel, Dramat. Lit. II.1 (1809), 164
: Nichts ist verschiedener als der französische und der spanische Nationalcharakter, folglich auch als der Geist[12] ihrer Sprache[3] und Poesie[11]. Der französischen ist die nüchternste Gebundenheit eigen; die spanische hat im entferntesten Abendlande eine orientalische Ader, was sich leicht durch einen Rückblick auf ihre Geschichte begreift: sie berauscht sich in kühnen Bildern und Spielen des Witzes[2]. ➢ Volltext.
[5]
L. Tieck, Vorr. Minnelied. (1803), X
: Der Ritterstand verband damals alle Nationen[1] in Europa, die Ritter reiseten aus dem fernsten Norden bis nach Spanien und Italien, die Kreuzzüge machten diesen Bund noch enger und veranlaßten ein wunderbares Verhältniß zwischen dem Orient und dem Abendlande; vom Norden so wie vom Morgen her kamen Sagen, die sich mit den einheimischen vermischten, große Kriegsbegebenheiten, prächtige Hofhaltungen, Fürsten und Kayser, welche der Dichtkunst gewogen waren, eine triumfirende Kirche, die Helden kanonisirte, alle diese günstigen Umstände vereinigten sich, um dem freien unabhängigen Adel[2] und den wohlhabenden Bürgern ein glänzendes wunderbares Leben zu erschaffen [...]. ➢ Volltext.