[1]
Goethe, an A. W. Schlegel (6. 10. 1803), WA IV, 16, 319 f.
: Lassen Sie uns [...] ein Wort von dem kritischen Institute sprechen. Sie haben das was dabey zu thun ist in Ihrem ersten Briefe[1] so gut geschildert, daß ich nichts hinzu zu setzen brauche. [...] 〈320〉 [...] Durchaus hoffe ich das Beste. Denn wenn diejenigen, die productiv sind und auf mancherley Weise etwas leisten können, die Kritik[2], im eigentlichen Sinne, nicht wohl treiben mögen; so ist es denn doch auch erfreulich gelegentlich die Ideen und Maximen, von denen unsere übrige Thätigkeit geleitet und bestimmt wird, auszusprechen und auch durch die Reflexion dem Unsichtbaren und Unaussprechlichen eine Art von Körper zu leihen..
[2]
Goethe, an H. C. A. Eichstädt (13. 10. 1803), WA IV, 16, 330
: Sollte man nicht [...] nach dem Beispiel früherer und noch bestehender kritischer Institute die Recensenten durch Buchstaben[1] oder Zeichen unterscheiden..
[3]
Hegel [Hotho], Aesth. III (1838), 478
: Klopstock [steht] groß im Sinne[1] der Nation[1], der Freiheit[6], Freundschaft, Liebe und protestantischen Festigkeit da, verehrungswerth in seinem Adel[5] der Seele und Poesie[3], in seinem Streben und Vollbringen, und wenn er auch nach manchen Seiten hin in der Beschränktheit seiner Zeit[5] befangen blieb, und viele bloß kritische[3/4?], grammatische und metrische, kalte Oden gedichtet hat, so ist doch seitdem, Schiller ausgenommen, keine in ernster männlicher Gesinnung so unabhängige edle Gestalt wieder aufgetreten. ➢ Volltext.
[4]
Scheibe, Musik. Compos. (1773), 15
: Wollen sie diesen angeführten Schriften in Ansehung der Kritik[2] meinen kritischen Musikus und [...] die kritischen Briefe[3] über die Tonkunst, die in Berlin heraus gekommen sind, [...] beyfügen: so werden sie vielleicht darinn mancherley kritische Betrachtungen antreffen, die zur Kenntniß der Charaktere[1] verschiedener Musikstücke und Schreibarten nicht eben entbehrlich seyn möchten..
[5]
Schiller, Prob. teut. Aen. (1781), NA 22, 179
: Zuvörderst erlaube er mir zu sagen, daß es kein geringes Wagstück ist, das Abenteuer mit dem delikaten Lateiner zu bestehen, der, wie Hr. Übersetzer selbst in der Vorrede gesteht, sich besonders durch Harmonie und Eleganz ausnimmt. (Ich möchte sagen, der wohl seine ganze Größe in dem Ausdruck
Homerischer Schildereien hat.) In einer Übersetzung fällt dies alles weg – Hier finden wir den erst angebeteten Meister als einen gewöhnlichen Kopf, der die kühnen freien Naturgemälde des Griechen mit nicht seltener ängstlicher Kunst kopiert oder gar durch unrechte Stellungen herabgewürdigt und aus dem unerschöpflichen Magazin seines Vorgängers romantische[2] Helden und Wundermärchen zusammengestoppelt hat, ohne genug philosophischen Zusammenhang, ohne jene große erhabene Einfalt des Iliumsängers, die auf Geist und Herz so gewaltig würkt – Nacket und unbeschützt liegen jetzt seine Mängel vor unsern kritischen Augen, die sich vorhin in das reizende Kleid des Ausdrucks versteckt hatten – Da steht der große Virgil wie ein federloser Pfau – gegen den Mann Homer ein unbärtiger Knabe..
[6]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (
!1803–04), KAV 2.1, 52
: Allgemein betrachtet, ist ein gewisses Gesetz der Form [...] Bedingung freyer Individualität in der Kunst[2] wie in der Natur[2], denn was zu keiner Gattung von Organisationen[1/7] gehört, ist monstros. Noch mehr als gegen die Dichterlinge möchte ich den Terrorismus der Formen gegen die zugleich unwissenden und gefühllosen Kritiker wenden. Sie sollten sich nicht erfrechen, über den Geist[12] umfassender Werke abzusprechen, ohne den Buchstaben[8] der Poesie[18] erlernt zu haben, und dabey ganz von unten auf dienen. So giebt es einen oder den anderen Kunstrichter, dem ich rathen würde einmal alle hochfliegende Gedanken fahren zu lassen, und einige Jahre im stillen darüber zu ruminiren, was wohl ein Triolet sey. Wenn er darüber Rechenschaft geben könnte, so machte man ihn zum kritischen Baccalaureus oder Licentiaten, und so könnte er allmählich zur Doctorwürde befördert werden..
[7]
Sulzer, Allg. Theor. II (1774), 913
: Vor einigen Jahren kamen in Deutschland nach und nach verschiedene dramatische Werke, unter dem Titel politischer Trauerspiehle heraus, davon die meisten unsern Bodmer zum Verfasser hatten. Ob sie nun gleich keine günstige Aufnahm erfahren, und so gar in einigen critischen Schriften derselben Zeit, deren Verfasser es sich zur Maxime scheinen gemacht zu haben, den Vater der wahren Critik[2] in Deutschland zu verspotten, so gar verhöhnt wurden; so haben verschiedene Kenner ihren Werth, einiger darin vorkommender in der That unnatürlicher Ausdrüke ungeachtet, nicht verkennt..
[8]
Sulzer, Allg. Theor. II (1774), 1046 f. (1047)
: Für junge Künstler wär es nöthig, daß man neu herausgekommene Kupferstiche in eigenen Wochen- oder Monat- Schriften mit der genauen 〈1047〉 Critik[2] beurtheilte, wie in einigen französischen Schriften die Schreibart und die grammatische Richtigkeit des Ausdruks neuer Bücher beurtheilet werden. Noch nüzlicher wär es, wenn die verschiedenen Academien der zeichnenden Künste[8], sich angelegen seyn ließen, durch solche critische Beurtheilungen, der so häufig herauskommenden Kupferstiche, den jungen Künstlern an die Hand zu gehen..