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[1] Börne, Brf. Paris V (1834), 134: Odillon-Barrot, der Advokat des Klägers [sc. Victor Hugo], nahm das Wort. „Die Berühmtheit meines Clienten überhebt mich der Pflicht Sie mit ihm bekannt zu machen. Seine Sendung, die ihm von seinem Talente, seinem Genie angewiesen, war, unsere Literatur zur Wahrheit zurückzuführen; nicht zu jener Wahrheit die nur ein Werk zur Uebereinkunft ist, zu einer gemachten Wahrheit; sondern zu der Wahrheit, die aus der Tiefe unserer Natur[1], unserer Sitten und Gewohnheiten geschöpft wird. Diese Sendung, er hat sie mit Muth übernommen, mit Ausdauer und Talent durchgeführt.“ Nun bitte ich Sie, was das für Menschen sind! Da ist Viktor Hugo, der Fürst der Romantiker[3], der sein Land und Volk[4] vertheidigt; ⟨135⟩ da ist Odillon-Barrot, der erste Advokat Frankreichs, der ihm beisteht, und beide wissen nicht einmal, worin das Wesen der Romantik[14], worin ihr gutes Recht besteht. Es besteht nicht in der Wahrheit, wie sie sagen, sondern in der Freiheit[17].

[2] Dietze, Vot. Bürg. (*1769), K, 70: Es ist ohnstreitig viel gegen Hr. Bürgers Probeschrift zu sagen, indessen da er doch viel Genie zeigt, und sonst gute Känntnisse hat, kann man ihm die Aufnahme als Beisitzer nicht verweigern, wozu ich auch meine Stimme[8] gebe.

[3] A. v. Humboldt, Königr. Neuspanien (1809), 137 f. (138): Indeß haben sich verschiedene indianische Kinder, welche in den Collegien der Hauptstadt erzogen wurden, oder ihren Unterricht in der, von dem König gestifteten, Maler-Academie erhalten hatten, ausgezeichnet; aber dieß ist mehr ⟨138⟩ durch Fleiß, als durch Genie geschehen. Ohne den gebahnten Weg zu verlassen, zeigen sie viele Geschicklichkeit in Betreibung der Künste[1] der Einbildungskraft[1]; aber sie verrathen eine noch weit größere in bloß mechanischen Künsten[1].

[4] Schelling, Syst. transsc. Id. (1800), 350 f. (351): [U]m auch nur anfangen zu können, zu handeln, muß ich schon beschränkt seyn. Daß meine freye Thätigkeit ursprünglich sich nur auf ein bestimmtes Object richtet, wurde im Vorhergehenden daraus erklärt, daß es mir durch andere Intelligenzen[2] schon unmöglich gemacht ist, alles zu wollen. Allein es kann mir denn doch durch mehrere Intelligenzen[2] nicht unmöglich gemacht seyn, mehreres zu wollen; daß ich also von mehreren Objecten B, C, D gerade C wähle, davon muß der letzte Grund doch nur in mir selbst liegen. Nun kann aber dieser Grund nicht in meiner Freyheit[1] liegen, denn erst durch diese Beschränktheit der freyen Thätigkeit auf ein bestimmtes Object ⟨351⟩ werde ich meiner bewußt, also auch frey, mithin muß, ehe ich frey, d. h. der Freyheit[1] bewußt bin, meine Freyheit[1] schon eingeschränkt, und gewisse freye Handlungen[1] müssen noch, ehe ich frey bin, für mich unmöglich gemacht seyn. Dahin gehört z. B. das, was man Talent, oder Genie nennt, und zwar nicht nur Genie zu Künsten[2], oder Wissenschaften, sondern auch Genie zu Handlungen[1]. Es klingt hart, ist aber deßwegen um nichts weniger wahr, daß, so wie unzählige Menschen zu den höchsten Functionen des Geistes[19] ursprünglich untüchtig sind, ebenso unzählige nie im Stande seyn werden, mit der Freyheit[1] und Erhebung des Geistes[19] selbst über das Gesetz zu handeln, welche nur wenigen Auserlesenen zukommen kann.

[5] F. Schlegel, Lucinde (1799), 280: Es ist wohl schön, daß wir endlich einmal wieder mit einander gesprochen haben; ich bin es auch zufrieden, daß Du durchaus nicht schreiben wolltest, und auf die armen unschuldigen Buchstaben[1] schiltst, weil Du wirklich zum Sprechen mehr Genie hast. Aber ich habe doch noch eins und das andre auf dem Herzen, was ich nicht sagen konnte und was ich versuchen will, Dir brieflich anzudeuten. ⟨281⟩ Warum aber auf diesem Wege? – O mein Freund, wenn ich nur noch ein feineres gebildeteres Element der Mittheilung wüßte, um das was ich möchte, in zarter Hülle leise aus der Ferne zu sagen! Das Gespräch ist mir zu laut und zu nah und auch zu einzeln. Diese einzelnen Worte[2] geben immer wieder nur eine Seite, ein Stück von dem Zusammenhange, von dem Ganzen, das ich in seiner vollen Harmonie andeuten möchte.

[6] L. Tieck, an R. Levin (Sm./Hbst 1813), ZMF, 137: [M]einem Bedienten Ihr Logis deutl.[ich] zu machen, ist bei seinem Genie zur Confusion unmöglich [...].

[7] Winckelmann, Anm. Gesch. Kunst (1767), III: Mein vorläufiger Entschluß war, anfänglich weniger aufmerksam zu seyn auf die Alterthümer[5] der Orte, der Lagen, Gegenden und auf alte[10] Ueberbleibsel der Gebäude, weil vieles ungewiß ist, und weil das was man wissen und nicht wissen kann, von mehr als einem Scribenten hinlänglich gründlich abgehandelt worden. Ich konnte mich auch nicht einlassen, alles aufzusuchen, weil diejenigen, die mich hätten führen können, mir zu kostbar waren. Da nun diese Kenntnis auch ohne alles Genie erlangt werden kann, nahm ich nur so viel auf meinem Wege mit, als ich selbst finden und untersuchen konnte. Denn ich verglich diese Wissenschaft mit der Bücher-Kenntnis, welche nicht selten diejenigen die Gelegenheit gehabt haben, dieselbe zu erlangen, verhindert hat, den Kern der Bücher zu kennen. Derjenige, welcher in das Wesen des Wissens zu dringen suchet, hat sich nicht weniger vor der Begierde ein Litterator zu werden, als vor das was man insgemein unter das Wort Antiquarius verstehet, zu hüten. Denn das eine sowohl als das andere ist sehr reizend, weil es Beschäftigungen sind, die dem Müßiggange und der uns angebohrnen Trägkeit zum eigenen Denken, schmeicheln. Es ist z. E. angenehm zu wissen, wo im alten[10] Rom die Carinä waren, und ohngefehr den Ort anzugeben, wo Pompejus gewohnet hat, und ein Führer der Reisenden, der ihnen dieses zu zeigen weiß, pfleget es mit einer gewissen Genugsamkeit zu thun; was weiß man aber mehr, wenn man diesen Ort, wo nicht die geringste Spur von einem alten[10] Gebäude ist, gesehen hat?

[8] B. v. Arnim, Buch König (1843), 235.

[9] Sulzer, Allg. Theor. I (1771), 276.

[10] Sulzer, Allg. Theor. I (1771), 289.














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