Wortliste
Struktur
Allgemeines

Artikelübersicht

Semantik 
Belege 
[1] Eichendorff, Dicht. u. Ges. (1834), 26: Ich bedaure ihn aufrichtig, [...] denn ich halte die Anstellung als Genie[4] für eine der epinösesten [›misslichsten‹] in der Welt. Ein Anderer stopft sich seine Pfeife, zieht seinen Schlafrock an, setzt sich auf dem Schreibesel zurecht, und macht seine Arbeiten ab, und geht dann zufrieden in die Ressource [›Klub, Verein, geselliger Kreis‹], wo er wieder ganz Mensch seyn kann. Aber so ein Genie[4], zumal ein Dichter, kann das Genie[2] gar nicht los werden; wie ein Spaziergänger, der im Herbst über Feld gegangen, schleppt er die Sommerfäden seiner Träume an Hut und Aermeln bis auf die Ressource nach. Ist dort gar das Fenster offen, so sind die Nachtigallen und Lerchen draußen recht wie versessen auf ihn, und rufen ihn ordentlich bei Namen, ja zuweilen spielt ihm seine kaum halbfertig gedichtete Geliebte den fatalen Streich, und blickt ihn plötzlich aus den Augen irgend einer albernen Dame an.

[2] Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. IV (1835), 375: Hauptkennzeichen des Genie's sind Originalität (Neuheit der Weltanschauung) und Selbstbeherrschung (Freiheit[10] der Kraftäußerung).

[3] Heyne, Antiquar. Aufs. I (1778), 137 f. (138): In Cypern [...] stand [...] eine nackte Venus, das Werk des Pygmalion [...]. In Cypern muß auch eine mit einem Spieße gewaffnete ⟨138⟩ Venus gestanden haben. [...] Von diesen oder ähnlichen Vorstellungen gieng nachher ein Künstlergenie aus. Das Genie hat aber in solchen Fällen die Rechte eines Eroberers, der dasjenige ärntet, was andre gesäet haben. Es wird ihm als Erfindung zugeeignet, was es blos besser als andre zu nutzen oder an den Mann zu bringen gewußt hat. Volltext

[4] Hirschfeld, Gartenkunst I (1779), XII f. (XIII): Mit den Talenten eines Landschafters geboren, folgte er dem Rufe der Natur[15] schon ⟨XIII⟩ in seiner Jugend; allein die reichere Nährerinn der Künstler, die Bildnißmalerey entzog abermals der Landschaftmalerey ein Genie, das für sie erschaffen schien. Indessen kehrt er in heitern[5] Stunden zur Landschaftmalerey, der vertrautesten Schwester der Gartenkunst, zurück. Volltext

[5] W. v. Humboldt, Herrm. u. Dor. (1799), V: Nichts vollendet so sehr den absoluten Werth eines Gedichts, als wenn es, neben seinen übrigen eigenthümlichen Vorzügen, zugleich den sichtbaren Ausdruck seiner Gattung und das lebendige Gepräge seines Urhebers an sich trägt. Denn wie groß auch die einzelnen Schönheiten[1] seyn mögen, durch welche ein Kunstwerk[3] zu glänzen im Stande ist, wie regellos die Bahnen, welche selbst das echte Genie manchmal verfolgt; so bleibt es doch immer gewiß, daß dasselbe da, wo es in seiner vollen Kraft thätig ist, auch immer in einer reinen und entschiedenen Individualität auftritt, und sich eben so wieder in einer reinen und bestimmten Form ausprägt. Wenn daher andere Pro⟨VI⟩ducte der Kunst[3] nur eine einseitige Bewunderung oder eine flüchtig aufbrausende Begeisterung[3] hervorbringen; so sind es allein die, welche jenen Grad der Vollkommenheit besitzen, in welchen der Leser seine volle und dauernde Befriedigung findet, und aus denen er wieder die Stimmung zu schöpfen vermag, die ihnen selbst das Daseyn gab. Vorzüglich aber sind sie ein dankbarer Gegenstand für die ästhetische Beurtheilung. Denn sie erheben zugleich mit sich auch ihren Beurtheiler empor, und führen von selbst eine Art der Kritik[2] herbei, die in dem einzelnen Beispiel zugleich die Gattung, in dem Werke zugleich den Künstler[3] schildert.

[6] Schlichtegroll, Mozart (1793), 7: Wem, der jemahls bey den Harmonien dieses großen Tonkünstlers [sc. W. A. Mozart] sich bald in süße Empfindung verloren gefühlt, bald den unerschöpflichen Reichthum seiner Ideen bewundert hat, und die Gewalt, mit der er das Gebiethe seiner Kunst[2] in ihrem weiten Umfange beherrschte, wem also von allen Kennern und Freunden der Musik[1] muß es nicht willkommen seyn, etwas von der merkwürdigen Lebensgeschichte dieses früh entwickelten, großen und originellen Genies zu hören!

[7] Chr. F. D. Schubart [L. Schubart], Id. Tonk. (*1784–85; 1806), 138: Canabich ist ein Denker, ein fleißiger geschmackvoller Mann – aber kein Genie. Fleiß compilirt, und seine Compilationen zerstäuben; Genie erfindet – und seine Erfindungen wettweifern mit der Ewigkeit. Vielleicht mag auch dieß das Feuer Canabichs schwächen, daß er in seinem Leben keinen Wein trank.

[8] R. Schumann, Dichtbüchl. (*1833/34), 38: Darf sich das Talent die Freiheiten[9] nehmen, die sich das Genie[4] nimmt? – [...] Ja; aber jenes verunglückt, wo dieses triumphirt. vgl. [26]

[9] R. Schumann, Dichtbüchl. (*1833/34), 41: Das Talent arbeitet, das Genie schafft.

[10] R. Schumann, Symph. Berlioz (1835), 33: Bei Talenten zweiten Ranges genügt es, daß sie die hergebrachte Form beherrschen: bei denen ersten Ranges billigen wir, daß sie sie erweitern. Nur das Genie darf frei schalten.

[11] Sulzer, Allg. Theor. II (1774), 633: Man muß es deswegen nicht der Critik[2] selbst, nicht den Kunstrichtern von Genie[2], sondern den Sophisten, die aus dieser Wissenschaft[1] ein Handwerk gemacht haben, zuschreiben, wenn die schönen[2] Künste[1] durch Theorien verdorben werden. Den ächten Kunstrichter wollen wir als den Lehrer des Künstlers[1] ansehen, und diesem rathen auf seine Stimme[11] zu horchen. Zwar scheinet es, daß der Künstler[1] auch der beste Richter über die Kunst[2] seyn sollte. Wenn man aber bedenkt, wie viel Zeit[6], Nachdenken und Fleiß die Ausübung erfodert; so läßt sich begreifen, daß ein zur Kunst[2] gebohrnes Genie[4], (und ein solches muß der Kunstrichter seyn) das sich selbst mit der Ausübung nicht beschäftiget, in gar vielen zur Kunst[2] gehörigen Dingen, noch weiter sehen muß, als der Künstler[1] selbst.

[12] Brockhaus, Conv.-Lex. VII (1809), 127.

[13] Goethe, Litt. Sanscül. (1795), 52.

[14] Goethe, Klass. u. Rom. (1820), 104.

[15] Hegel [Hotho], Aesth. I (1835), 85 f. (86).

[16] Herder, Bef. d. Hum. VIII (1796), 162.

[17] Heyne, Antiquar. Aufs. I (1778), 172 f. (173).

[18] Jean Paul, Flegeljahre II (1804), 185 f. (186).

[19] Laube, Jg. Eur. II.2 (1837), 168.

[20] Moritz, Dt. in Engld. (1783), 181 f. (182).

[21] Scheibe, Musik. Compos. (1773), 13.

[22] Schiller, Trag. Kunst (1792), NA 20, 169 f. (170).

[23] Schiller, an Körner (17. 3. 1802), NA 31, 118.

[24] Chr. F. D. Schubart [L. Schubart], Id. Tonk. (*1784–85; 1806), 61.

[25] Chr. F. D. Schubart [L. Schubart], Id. Tonk. (*1784–85; 1806), 368.

[26] R. Schumann, Tageb. I (*1831), 346.

[27] Sulzer, Allg. Theor. I (1771), 289.

[28] Sulzer, Allg. Theor. II (1774), 632.

[29] Zelter/Goethe, Haydn. Schöpf. (1826), WA I, 41.2, 384.














161992 Besucher bislang. :: Admin Login