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[1] G. Forster, Ganz. d. Nat. (*1781; 1794), 312: Zwar erwacht zuweilen noch ein vielfassender Kopf, der, in mehreren Wissenschaften[2] gleich groß, nicht an ihrer Fläche dahinschwebt, sondern ihre Tiefen versucht und ergründet. Allein wie selten wird der Welt ein solches Göttergeschenk? Oft ist ausgebreitete Gelehrsamkeit dieser Art ein bloßes Gedächtnißwerk, welches die Urtheils- und Anschauungskräfte entnervt. [...] Statt des Verstandes[1] gilt noch öfter Witz[2], der nicht nach strengen und bewährten Regeln schließt, der Resultate ahnden[3] und errathen will, sich aber übereilt und die Wahrheit öfter verfehlen als treffen kann [...]. Nur wahres Genie dringt in das finstre Chaos der Gelehrsamkeit, und schafft es zur organischen[6] Gestalt um: es verdauet gleichsam das Ganze, und bereitet aus seiner heterogenen Mischung gesunden, gleichartigen Lebenssaft. Mit kühnen aber sichern Schritten nahet es sich der Wahrheit, als seinem Ruhepunkte, und verschwendet, um dahin zu gelangen, keine Kraft ⟨313⟩ umsonst: mit eigenthümlichem Scharfsinn verkettet es Erfahrungen, und ergreift die entferntesten Resultate eines geprüften Satzes, fast in dem Augenblicke des Anschauens; ja, es fühlt schon sympathetisch die neue Wahrheit am Ende einer Reihe von Schlüssen, ehe noch der Fleiß des alltäglichen Denkers ein Glied dieser Schlußfolge berichtigen kann.

[2] Heyne, Antiquar. Aufs. I (1778), 195: Man spürt in seinem Herzen einen geheimen Widerstand, wenn man sich an einem großen Manne mit einem erhabenen Genie eine so niedrige Leidenschaft vereiniget denken soll. Volltext

[3] Mereau, Amd. u. Ed. I (1803), 40: Schönheit[[[[BedeutungsVerweis ID='431' Anzeige='1' Formatierung='1']]]] gleicht dem Genie; sie ist freie[[[[BedeutungsVerweis ID='696' Anzeige='5' Formatierung='1']]]] Gabe der Götter[[[[BedeutungsVerweis ID='189' Anzeige='4' Formatierung='1']]]], und als solche hat der Wille der Menschen[[[[BedeutungsVerweis ID='686' Anzeige='1' Formatierung='1']]]] keinen Theil daran. Was selbst erworbner Reiz des Betragens langsam hervorbringt, ist bei ihr das Werk eines Augenblicks: die angenehme Rührung, welche mein Herz bewegte, goß einen höhern Reiz über die ganze Natur[[[[BedeutungsVerweis ID='40' Anzeige='2' Formatierung='1']]]] um mich her. Der Glanz der Abendsonne schien mit überirdischer Klarheit auf den Baumwipfeln zu ruhen – der Rheinstrom und die romantische[[[[BedeutungsVerweis ID='276' Anzeige='8' Formatierung='1']]]] Ferne, ⟨41⟩ die einsamen Höhen und der frische duftige Wiesengrund mit dem lebendigen Gewühl von Menschen[[[[BedeutungsVerweis ID='686' Anzeige='1' Formatierung='1']]]] und Thieren[[[[BedeutungsVerweis ID='474' Anzeige='1' Formatierung='1']]]] – das zarte Laub, das, kaum entfaltet, freudig im Abendwind flüsterte. – Alles schien verklärt, harmonisch, ahnungsvoll.

[4] Scheibe, Musik. Compos. (1773), 13: Das Genie[2] muß den Musikverständigen beleben, die Kunst[10] oder das Studium aber ihn ausbilden. Ohne dieses letztere wird er es in der Musik (man mag sie nun als Wissenschaft oder als Kunst[2] betrachten), er mag so sehr Genie[4] seyn, als es möglich ist, doch nicht weit bringen. Er wird sich und andern bis zum Ekel wiederholen, und seine Zuhörer mit fehlerhaften Geburthen und ungereimten Sätzen, worinn so gar aller Zusammenhang vermisset wird, martern und verdrießlich machen [...]. Ohne Genie[2] aber wird die größte Kunst[8] steif und matt bleiben; weil ohne Feuer und Witz[1] auch die regelmäßigsten Arbeiten die Zuhörer einschläfern oder verjagen werden.

[5] Schelling, Syst. transsc. Id. (1800), 457 f. (458): Dieses unveränderlich Identische, was zu keinem Bewußtseyn gelangen kann, und nur aus dem Product widerstrahlt, ist für das Producirende eben das, was für das Handelnde das Schicksal ist, d. h. eine dunkle unbekannte Gewalt, die zu dem Stückwerk der Freyheit[10] das Vollendete, oder das Objective hinzubringt, und wie jene Macht, welche durch unser freyes Handeln ohne unser Wissen, und selbst wider unsern Willen nicht vorgestellten Zwecke realisirt, Schicksal genannt wird, so wird das Unbegreifliche, was ohne Zuthun der Freyheit[10], und gewissermaaßen der Freyheit[10] entgegen, in welcher ewig sich flieht, was in jener Production vereinigt ist, zu dem Bewußten das Ob⟨458⟩jective hinzubringt, mit dem dunklen Begriff[4] des Genies bezeichnet. | Das postulirte Product ist kein anderes, als das Genieproduct, oder, da das Genie nur in der Kunst[2] möglich ist, das Kunstproduct.

[6] Sulzer, Allg. Theor. II (1774), 633 (1): Die ersten Kunstrichter widmeten ihr Nachdenken der Theorie der Künste[2], weil die Natur[2] ihnen das besondere Genie zu Untersuchungen dieser Art gegeben hatte: was sie bemerkten und entdekten, hatte das Gepräg der Gründlichkeit, ob es gleich noch nicht allgemein und vollständig genug war. Nachdem einmal die Critik[2] durch dergleichen Bemerkungen mit Säzen so weit bereichert worden, daß es der Mühe werth war, sie in ein System zu sammeln; so wurd sie zu einer Wissenschaft, die nun auch mittelmäßigen und seichten Köpfen in die Augen leuchtete. Nicht nur Männer von Genie, sondern auch bloße Liebhaber ohne Talente wiedmeten ihr ihre Zeit[6]. Diese bildeten sich ein, man könne sie lernen, weil die Kunstsprache, und die einmal in die Wissenschaft aufgenommenen Säze sich leicht ins Gedächtnis fassen lassen. Was also im Anfang die Frucht des wahren Genies war, wurd nun zur Modewissenschaft, auf welche sich Leute ohne Genie und Talente legten. Jeder seichte Kopf, der sie ohne Verstand[4] blos durch das Gedächtnis gefaßt hatte, versuchte sie mit seinen eigenen Säzen, mit neuen[1] Wörtern[1], an denen das Genie keinen Antheil hatte, zu bereichern; und so wurd die Critik[2] zulezt zu einem Gewäsche, in welchem man nur mit großer Mühe, die von den wahren Kunstrichtern gemachten Entdekungen noch wahrnehmen konnte. Wenn nun zugleich auch Menschen ohne natürlichen[3] Beruf sich auf die Künste[2] legen; so glauben sie dieselben aus den Theorien erlernen zu können: und so werden Künste[2] und Critik[2] zugleich verdorben.

[7] A. v. Arnim, Dolores (1810), RuE 1, 192.

[8] Eichendorff, Dicht. u. Ges. (1834), 26.

[9] J. N. Forkel, Bach (1802), 26.

[10] G. Forster, Leitfad. Gesch. d. Menschh. (1789), 282.

[11] Gerstenberg, Merkw. Litt. I (1766), 40.

[12] Goethe, Litt. Sanscül. (1795), 51 f. (52).

[13] Heinse, Musik. Dialog. (1805), 41.

[14] Heinse, Musik. Dialog. (1805), 41.

[15] Heinse, Musik. Dialog. (1805), 90 f. (91).

[16] Heinse, Musik. Dialog. (1805), 95.

[17] W. v. Humboldt, Schiller (1830), GS I, 6.2, 520.

[18] Immermann, Epigon. (1836), W 2, 459.

[19] Jean Paul, Vorsch. Ästh. II (1804), 263.

[20] Kant, Crit. d. Urtheilskr. (1790), 258.

[21] Kant, Crit. d. Urtheilskr. (21793), 203.

[22] Pückler-Muskau, Andeut. Landsch. (1834), 230 f. (231).

[23] Scheibe, Musik. Compos. (1773), 342.

[24] Schelling, Syst. transsc. Id. (1800), 460.

[25] Schelling, Syst. transsc. Id. (1800), 462 f. (463).

[26] Schelling, Syst. transsc. Id. (1800), 485.

[27] Schiller, Abfall Niederl. (1788), NA 17, 36.

[28] Schiller, an Körner (1. 5. 1797), NA 29, 71.

[29] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. I (!1801–02), KAV 1, 241.

[30] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. I (!1801–02), KAV 1, 243.

[31] F. Schlegel, Lyc.-Fragm. (1797), 136, Nr. 16.

[32] F. Schlegel, Ath.-Fragm. (1798), 59, Nr. 220.

[33] F. Schlegel, Ideen (1800), 24, Nr. 116.

[34] F. Schlegel, Gesch. d. Lit. (1812), Dt. Mus. 1, 461.

[35] A. Schopenhauer, Wille u. Vorst. (1819 [1818]), 262 f. (263).

[36] Chr. F. D. Schubart [L. Schubart], Id. Tonk. (*1784–85; 1806), 162 f. (163).

[37] Chr. F. D. Schubart [L. Schubart], Id. Tonk. (*1784–85; 1806), 164.

[38] Chr. F. D. Schubart [L. Schubart], Id. Tonk. (*1784–85; 1806), 169.

[39] Chr. F. D. Schubart [L. Schubart], Id. Tonk. (*1784–85; 1806), 370.

[40] Sulzer, Allg. Theor. I (1771), 252.

[41] Sulzer, Allg. Theor. I (1771), 257.

[42] Sulzer, Allg. Theor. I (1771), 457.

[43] Sulzer, Allg. Theor. II (1774), 632 (1).

[44] Sulzer, Allg. Theor. II (1774), 632 (2).

[45] Sulzer, Allg. Theor. II (1774), 632 (3).

[46] Sulzer, Allg. Theor. II (1774), 633 (2).

[47] Sulzer, Allg. Theor. II (1774), 633 (3).














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