[1]
B. v. Arnim, Frühlingskr. (*1800–04; 1844), 212
: Und alles Sprechen ist nicht werth ein Wort darüber zu verlieren, so wie alles Schießen keinen Schuß Pulver werth ist.
[2]
S. Bernhardi, an A. W. Schlegel (Mitt. Sept. 1801), KJ 1, 23
: Ich bin so unglücklich Dir in allen meinen Äusserungen zu misfallen daß es mich scheu und blöde macht Dir zu schreiben. Ich kan nicht so vernünftig meine Worte abmessen so wenig als meine Gefühle. Ich habe nie geliebt als jezt und jezt soll ich das höchste Gut meines Herzens einer vernünftigen innerlichen und äusserlichen Diät aufopfern und das ist das Zärtlichste waß ich Dir erweisen kan. Ich halte es für etwas geringes, Leben Ruhe und Gesundheit in der heissen Sehnsucht nach Dir zu verliehren und muß befürchten daß Du mir dieses Gefühls wegen feind wirst. | Du magst es nicht leiden wen[n] man sagt man kan nicht glücklig sein, wen[n] man liebt und geliebt wird soll man es sein wollen wen[n] auch noch viele Schritte bis dahin sind. [...] Daß Du das waß mich quält nicht verstehst hast Du mir bewiesen so wenig als Du meine Liebe verstehst den[n] sonst köntest Du mir den einen und den andern Raht und Verweiß nicht geben. Nein es ist arg wen[n] man nicht Worte finden kan um es zärtlich genug zu sagen wie sehr der Andere in jeden Augenblik des Lebens unser Herz ausfült einen ganzen Brief[1] voll Vorwürfe zu erhalten, ich bin eitel genug daß ich weit eher auf Deinen Dank als auf Deine Verweise gerechnet habe. Freilig bin ich so albern daß ich weit mehr auf Worte als auf Handlungen[1] gebe. Ich läugne es nicht und da es uns einmal nicht möglich ist etwas anders als auß unserm Innern herauß zu betrachten so läßt sich dies sehr leicht erklären da ich mit meinen Handlungen[1] eben weil ich sie als eine Äusserligkeit betrachte weit freigebiger bin als mit meinen guten Worten die ich als eine Äusserung meines Gemühts betrachte und nur gegen sehr wenige verbrauche. | Ich bitte Dich dieß nicht übel zu nehmen den[n] Du hast mich doch wohl mit Deinem so seid ihr immer [⦿] unter die Rubrik von Weibern bringen wollen und ich kan nicht läugnen daß Du mir mit diesem Bemühen recht wie ein Mann vorgekomen bist. | Ich könte mich selbst beweinen wen[n] ich es mir denke wie verlohren und einsam ich auf der Welt bin wie mein Streben so verkant wird wie meine heisseste Liebe doch so vernünftig bleiben soll daß sie Fichte selber billigen müste. | Ach ich bin thöricht daß ich meinen Zorn und meine Liebe noch auszusprechen versuche, entweder bin ich so unglücklig ungeschickt daß ich es gar nicht in meiner Gewalt habe mich zu enthüllen oder ich fühle einmal so wie Du es nicht leiden magst worüber Du mir feind wirst usw.
[3]
G. Forster, Reise u. d. Welt I (1778), 158
: Nun wußte er sich gar nicht mehr zu bändigen; er stampfte mit den Füßen, drohte, brummte oder grunzte vielmehr etwas zwischen den Zähnen her, und ward zuletzt so tückisch [›störrisch, verstockt‹], daß er kein Wort mehr sprechen wollte.
[4]
Goethe, an J. G. Schadow (12. 3. 1817), WA IV, 28, 21
: Bringe man die rechten Worte, die ich freylich nicht gleich zu finden weiß, auf die Tafeln, so bedarf es anderen Nebensprüchlein nicht. Und überhaupt, wie soll der Beschauer an die colossale Statue hinauf nach Buchstaben[1] blinzen. Verzeih Ew. Wohlgeb. wenn ich etwas geradezu spreche, es liegt mir jetzo so vieles ob, daß ich nur fertig werde wenn ich in jedem Geschäft meine Meinung aufrichtig sage; euphemische Wendungen zu suchen verbietet mir die Kürze der Zeit[6] und des Lebens[.]
[5]
Heine, Romant. Schule (1836), 87
: Die That ist das Kind des Wortes, und die goetheschen schönen Worte sind kinderlos. ➢ Volltext
[6]
Hoffmann, Dat. Fast. (1822), PW 6, 567
: Über Severs Antlitz zuckten tausend ironische[1] Fältchen, ein spitzes Wort schwebte[5] ihm auf der Zunge.
[7]
Kleist, Zweikampf (1811), 219
: Aber komm! [...] Entrüstung, die sie der Worte würdigt, ehrt sie; unsern Rücken mag sie erschaun, und vernichtet durch die Vorwürfe, womit wir sie verschonen, verzweifeln!
[8]
C. Michaelis, an L. Gotter (6. 2. 1783), C 1, 68
: Es war eine rauschende Feyer, aber ich hatte noch keine Worte und keinen Gesang für meine Freude. Jezt hat sie sie erst gefunden. Wie wohl ist mir, sie auch so allgemein um mich herum verbreitet zu sehn. [...] Freust Du Dich auch mit mir, meine Louise? [...] Ich kans ja unmöglich allein. Ich bitte alle Leute mir zu helfen.
[9]
Schiller, an Goethe (26. 6. 1797), NA 29, 88
: Wenn ich Sie neulich recht verstanden habe, so haben Sie die Idee, Ihr neues[3] episches Gedicht, die Jagd, in Reimen und Strophen zu behandeln. Ich vergaß neulich, ein Wort darüber zu sagen, aber diese Idee leuchtet mir ein, und ich glaube sogar, daß dieß die Bedingung 〈88〉 seyn wird, unter welcher allein dieses neue[3] Gedicht neben Ihrem Hermann bestehen kann.
[10]
A. W. Schlegel, an S. Tieck-Bernhardi (3. 10. 1801), KJ 1, 25 f. (26)
: Dein Brief[1] hat mich innig betrübt, liebste beste Freundin. O es ahndete[1] mir wohl, daß der meinige übles stiften würde, ich hatte nur immer 〈26〉 die Besorgniß im Sinn[10], daß er in die unrechten Hände fallen könnte, und den heimlichen Zwang, den mir dieß anthat, nimmst Du für Kälte. So kann ich es Dir nie recht machen. Mein unwillkührliches Schweigen[1] erregte Dir Mistrauen, ja gänzlichen Zweifel an meinen Gesinnungen, und da ich nun schreibe, beleidigen Dich meine Worte, so treu und redlich sie gemeynt waren. Gewiß ich verkenne den Werth der Worte nicht, welche innre Handlungen[1] des Gemüths aussprechen, und alle die Deinigen sind in meinem Herzen verwahrt. Ich glaubte aber der ruhigste und einfachste Ausdruck würde Dich am besten von der Ächtheit meines Gefühls überzeugen. Leider ist es nicht geschehen, und es hat so lange gedauert ehe ich nur erfuhr, daß ich Dir misfallen habe, und es währt wieder so lange ehe dieß zu Dir gelangt, und ich bin nicht dort, um mich vor Dir niederzuwerfen, um Dir zuzureden, Dich in mein Auge blicken zu lassen, Dich zu versöhnen. Es ist eine grausame Sache um die Abwesenheit. Daß ich Dich doch nie wieder verlassen dürfte, wann ich erst bey Dir zurück bin, nicht einen Tag meines Lebens; daß ich immer dieselben Zimmer mit Dir bewohnen dürfte, – du solltest sehen, daß ich nur für Dich leben will, daß ich nach nichts anderm auf der Welt trachte. | Ich weiß nicht mehr genau, was ich im einzelnen geschrieben habe: aber das weiß ich gewiß, der wesentliche Inhalt meines Briefes[1] war, daß ich Dein bin, ganz Dein, und auf immer. [⦿] ➢ Volltext; vgl. [2]
[11]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (
!1803–04), KAV 2.1, 39
: Mit einem Wort, es folgte auf die idealische Weltansicht des Ritterthums und seiner Galanterie ein derber Realismus: vielleicht kann man diese Zusammenstellung als ein allgemeines Gesetz, wenigstens im Gange der romantischen[12/10/11] Poesie[11] ansehen, da in dieser die Ironie[1] zu Hause ist.
[12]
A. W. Schlegel, an S. Tieck-Bernhardi (30. 1. 1806), KJ 1, 282
: Nie werde ich aufhören Ihnen innigst dankbar dafür zu seyn, daß ich in Ihrer Freundschaft eine Zuflucht gegen meinen verlaßenen Zustand fand, da durch Augustens Tod, und die vorhergegangne Zerrüttung in meinem Hause alle Familien-Verhältnisse für mich vernichtet waren. Sie haben eine ganz falsche Ansicht von meiner jetzigen Lage, wenn Sie glauben, daß sie alten und für mich geheiligten Verbindungen den mindesten Abbruch thun könne. Ich bin nicht von vielen Worten, aber meine Anhänglichkeit ist darum nicht weniger ächt und unerschütterlich. ➢ Volltext
[13]
Adelung, Gramm.-krit. Wb. I (
21793), 186
: Ahnden[5], [...] sein Mißfallen über eine Sache mit Worten oder mit der That zu erkennen geben, eine Sache bestrafen. Das Böse ahnden[5]. Wollen wir diesen Schimpf nicht ahnden[5]? Der Frevel muß an ihm und an den Seinigen geahndet werden[5]. Es ist hier von sehr weitem Umfange, indem es alle Arten der Bestrafung von dem bloßen Verweise an, unter sich begreift, und im letztern Falle im Oberdeutschen eine gelindere Art des Verweises andeutet, als verweisen, obgleich eine stärkere als vorhalten und ausstellen..
[14]
Ahlefeld, Erna (1820), 146
: Alle hörten bewegt diese Worte an, die durch Erna's reine, jetzt sanft gedämpfte Stimme[3] und eine ganz eigene kunstlose, aber die innersten Saiten des Gefühls berührende Melodie sich unaufhaltsam durch das Ohr[3] ins Herz stahlen..
[15]
Ahlefeld, Ges. Erz. I (1822), 34
: Die schönen Worte meiner Rolle waren wie mit glühenden Buchstaben[1] in mein Innerstes geprägt [...]..
[16]
Arndt, Erinn. (1840), 205
: Dieser feine und helle Mann hatte eine eigentümliche fast hamännische Ader und streute in der Rede und in Briefen[1] nach allen Seiten hin Blitzfunken aus, die nicht immer die Wolken zeigten, woraus sie hervorgeschossen, dunkle oft wunderbar gestaltete oder verhüllte Bilder und Gleichnisse, wie Leben, Lesen und Einfall des Augenblicks sie ihm eben gaben. Zu seinen Worten, die immer in möglichster Kürze zusammengepreßt und nach allen Ecken mit mehreren Gesichtern ausgeschliffen waren, mußte man seine Miene und Gebärde haben, um zu empfinden, was sie bedeuteten. Spiele aber und Anspiele des Witzes[1] zu unterdrücken war einem solchen Manne platt unmöglich..
[17]
A. v. Arnim, Wintergart. (1809), 199
: Es ist doch ein Elend mit der jetzigen Jugend, daß sie sich alles so bequem macht, was wollen daraus für alte[2] Leute werden. Die Paare, die sich für verliebt in einander ausgaben, waren auch schon versprochen und benutzten ihre Erlaubniß zu küssen so ungemessen, daß einem das Herz davon wehe that. Und dabei denkt euch das ewige Reden von Schauspielern, und das ohne alle Bewunderung, ohne alle Bosheit, ohne allen Witz[1], bloß so in beurtheilender Kritik[1]; nein ohne meinen Freund wäre ich ohnmächtig geworden unter diesen halben Stimmen, die ihre Worte kaum selbst werth achteten verständlich ausgesprochen zu werden..
[18]
A. v. Arnim, Halle u. Jerus. (*1809; 1811), SW 16, 15
: [D]ie Mädchen werden dir zu Gliederpuppen, an denen du mit schlauem Witz[1] der Worte Prachtgewänder hängst [...]..
[19]
A. v. Arnim, Drei Schwest. (1812), 243
: Da stand in dem Markschreiertone, womit sich die ersten Lotterieen zu empfehlen suchten, ganz kurz geschrieben: „Wer für vierzig Stüber, vierzig tausend Gulden haben will, kaufe sich im goldnen Schaf Amstelgracht No. 7 ein Lotterieloos und finde sich heute um zehn Uhr zur öffentlichen Ziehung vor dem Hause ein.“ Es war wohl keinem der Lotterieunternehmer eingefallen, daß sich irgend jemand durch diese Worte täuschen lassen könnte, als ob für vierzig Stüber unmittelbar vierzig tausend Gulden in ein Paar Stunden zu verdienen wären, es sollte dieser kurze Ausdruck nur zum Einsatze reizen. Unser ehrlicher Golno nahm aber die Sache gläubig nach dem Buchstaben[11], dankte Gott[1], der ihn dahin geführt, wo so große Wohlthat ausgeteilt würde, und segnete das Land, das mit seinem Reichthume so viele Arme glücklich machen könnte [...]..
[20]
B. v. Arnim, Frühlingskr. (*1800–04; 1844), 44
: Weil Du nun einmal mein guter Engel bist so mußt Du auch Dein Amt mit Treue verwalten, mein guter Engel muß immer heiter[5] sein und meiner mit Hoffnung und Segen gedenken und auch mich strafen mit Worten und mich anmahnen in Deinen Briefen[1] daß ich mein 〈45〉 Ziel nicht aus den Augen lasse, Du mußt mit Deiner Lebensfreude die meine anfachen, Du mußt meinem Enthusiasmus die Flügel lösen, mit Deinem Ernst mit Deiner Güte und Wahrheit.
.
[21]
Beethoven, an J. Deym (1805), B 1, 247
: Von ihr – | der einzig Geliebten – warum giebt es keine Sprache[1] die das Ausdrücken kann was noch weit über Achtung – weit über alles ist – was wir noch nennen können – o wer kann Sie aussprechen, und nicht fühlen daß so viel er auch über Sie sprechen möchte – das alles nicht Sie – erreicht – – nur in Tönen[11] – Ach bin ich nicht zu stolz, wenn ich glaube, die Töne[11] wären mir williger als die Worte – Sie Sie mein Alles meine Glückseeligkeit – Ach nein – auch nicht in meinen Tönen[11] kann ich es, obschon die du Natur[2] mich hierin nicht karg beschenktest hat, so ist doch zu wenig für Sie..
[22]
A. F. Bernhardi, Sprachlehre II (1803), 229 f. (230)
: In der Erzählung findet der historische Styl, und zwar der der reinen Geschichte[7] statt. Allein dies ist nur die äusserliche Erscheinung, denn das Faktum und die Realität wird hier schon, als durch die Individualität des Redners gebrochen dargestellt, und in der That hat man hier eine rhetorisirte Geschichte[7]. Die Sprachdarstellung ist demnach sehr einfach und kalt, und sie bleibt es auch in dem über das Faktum angestellten Raisonnement. Dies ist die Region in welcher die Subordinationen und Coordinationen der Ideen geschehen, in welcher alle Operationen und Figuren des Verstandes vorkommen, nur daß da das Hauptstreben poetisch[1] ist, und die philosophischen Ideen selbst in der Realität und der anschaulichen Sphäre liegen, die Poesie[22] dieselben verkleidet, den strengen Ernst derselben mildert, und daß ich es mit 〈230〉 einem Worte ausdrücke, diese Region zu dem Punkte macht, in welchem die Figuren des Verstandes in die imaginativen übergehen, eine Sache, welche auch im philosophischen Gespräch vorkommt, obgleich seltener. Hier treten eine Reihe von rednerischen Verstandesfiguren auf, und zwar besonders solche, welche in der strengen Verstandesdarstellung kein großes Gewicht haben, als Analogie, Induction und Bewelse apagogischer Art, sodann alle Figuren der Modalität, die Ironie[1], der Zweifel, der Einwurf und andere. ➢ Volltext.
[23]
S. Bernhardi, an A. W. Schlegel (Mitte Aug. 1801), KJ 1, 9
: Ich nehme die Gelegenheit Dir diesen Brief[1] zu schiken um Dir zugleich einige Worte zu schreiben. [⦿] Du glaubst es nicht wie unbegreiflich 〈10〉 einsam mir seit Deiner Abreise ist und ich kan nicht daran glauben daß ich Dich so bald wieder sehen werde.
Ich war in den lezten Tagen in einen fieberhaften Zustand. Diese gewaltsame Spannung bat nun nachgelassen und ich fühle mich recht herzlig kranck und mat. Ich habe es selbst nicht geglaubt daß ich so ganz Dir angehöre alle meine Gedanken sind unwilkürlich an Dich gerichtet mich verzehrt die heisse Sehnsucht Dich wiederzusehen, wen[n] jemand die Thür öffnet so bin ich überzeugt Du must hinein treten und ich kan meinen Schmerz nicht verbergen wen[n] es nicht geschieht. Bernhardi beredete mich zu einer Spazierfahrt und ich konte mich des Gedankens nicht erwehren daß wir Dir nachreißten, überall glaubte ich Dich zu erbliken und konte meine Tränen nicht zurik halten wie ich wieder in unser einsames Hauß war. Verzeih daß dieser Brief[1] so unglaublig thöricht wird, ich weiß Dir nichts zu schreiben als daß Du mir über allen Ausdruk theuer bist, alle andere Gedanken sind mir erloschen. .
[24]
S. Bernhardi, an A. W. Schlegel (25. 8. 1801), KJ 1, 14
: Oft komt es mir sonderbahr vor daß ich Dir etwas anders schreiben soll als wie ich Dich liebe wie ich Dich unaufhörlich lieben werde und daß Dir etwas anders wichtig sein könte daß du auf etwas anders antworten müstest erscheint mir unmöglich. Ich ergreife Deine Briefe[1] mit einer so heftigen Begierde und jedes Wort verwundet mich immer schreibst Du nicht was ich wünsche und ich besinne mich erst daß Du nicht darfst. Und wieder daß Du nicht darfst zerreißt mein Herz. [⦿] .
[25]
S. Bernhardi, an A. W. Schlegel (ca. 30. Aug. 1801), KJ 1, 17
: Und doch kan ich nun nicht so scheiden doch muß ich Dir sagen daß Deine kaltsinnige Briefe[1] mich nicht erkälten können, daß ich so thöricht bin sie so oft zu lesen bis ich den gleichgültigen Worten einen zärtlichen Sinn[1] unterlege daß ich mich bemühe das Bestreben so bald zurik zu kehren ganz allein um meinetwillen zu glauben und es zu vergessen suche was Dich noch alles hieher zieht. Lebe wohl ich will nicht weiter schreiben ich wirde sonst in Tränen ausbrechen und es jedem verrahten wie sehr mich der Gedanke und das Schreiben an Dich bewegt. [⦿] .
[26]
S. Bernhardi, an A. W. Schlegel (24. 10. 1804), KJ 1, 169
: Ach in dem Augenblick wo ich mein Leben verweinen möchte wo ich mit der Sehnsucht meines Herzens Ihre Briefe[1] zu mir her zwingen möchte damit Ihre freundlichen Worte[2] mich trösteten erhalte ich solche worin Sie mir alle gegebene Worte[3] brechen [...]. [...] Ich will Ihnen heut nichts mehr schreiben weil ich hoffe ich erhalte noch einen Brief[1] von Ihnen der diesen Eindruck vertilgt. Ach wie sind Sie erkaltet wie lange muß ich auf Briefe[1] hoffen, auch dies Wort[3] mir alle Woche zu schreiben ist gebrochen. Mein angebornes Laster ist diese Nachlässigkeit, Sie sind darin ganz anders, von Ihnen ist es nur die Herzenskälte. .
[27]
S. Bernhardi, an A. W. Schlegel (11. 1. 1806), KJ 1, 274
: Mein innigst geliebter Bruder reden Sie doch nur einmal recht aus Ihrer fühlenden zärtlichen Seele zu mir, und Sie werden mich unglaublich trösten. Reden Sie nicht mit mir mit Kälte wohin sich auch Ihre Leidenschaften und Wünsche richten mögen. Ist mir doch oft als tönten in meiner Seele die Schwingungen der Musick des Himmels und ich möchte diese Klänge in Worte fassen und damit Ihr Herz anrühren. ➢ Volltext.
[28]
S. Bernhardi, an A. W. Schlegel (5. 11. 1806), KJ 1, 368 f. (369)
: Sie glauben sich von uns 〈369〉 vergessen und haben also meine beiden Briefe[1] nicht erhalten Gott weiß ob auch dieser zu Ihnen gelangt, und ich empfinde nun mit rechter Wehmut den Schmerz der Trennung, wo wir ohne unsere Schuld oft unsere geliebten Freunde verwunden missen, und gezwungen sind es dem Zufall zu überlassen, ob unsere Worte, welche die Ewigkeit unserer Liebe ausdrüken sollen ihn treffen oder nicht. ➢ Volltext.
[29]
C. Böhmer, an F. L. W. Meyer (1. 3. 1789), C 1, 176
: Ja, meine Schwester und ich haben uns mehr wie einmal mit der abentheuerlichen[6] Idee getragen – abentheuerlich[6] nenne ich sie, weil vieles was natürlich[2] ist so genannt wird – ohne alle Veranlaßung, ein Sendschreiben an Sie ergehen zu laßen, daß Ihnen mein leztes Wort wiederhohlt hätte: Sie würden uns nie fremd[4] werden..
[30]
Börne, Brf. Paris I (1832), 120
: Sonntag habe ich einem Conzerte im Conservatoire beigewohnt. Ein junger Componist, Namens Berlioz, [...] ließ von seinen Compositionen aufführen; das ist ein Romantiker[3]. [...] Mir hat alles sehr gefallen. Eine merkwürdige Symphonie, eine dramatische in fünf Acten, natürlich blos Instrumental-Musik; aber daß man sie verstehe, ließ er wie zu einer Oper einen die Handlung[3] erklärenden Text drucken. Es ist die ausschweifendste Ironie[1], wie sie noch kein Dichter[1] in Worten ausgedrückt, und alles gottlos. Der Componist erzählt darin seine eigene Jugendgeschichte. Er vergiftet sich mit Opium und da träumt ihm, er hätte die Geliebte ermordert, und würde zum Tode verurtheilt. Er wohnt seiner eigenen Hinrichtung bei. Da hört man einen unvergleichlichen Marsch, wie ich noch nie einen gehört. Im letzten Theile stellt er den Blocksberg vor, ganz wie im Faust, und es ist alles mit Händen zu greifen. Seine Geliebte, die sich seiner unwürdig zeigte, erscheinet auch in der Walpurgisnacht; aber nicht wie Gretchen in Faust, sondern frech, Hexenmäßig ..... In der Kunst[2] und Literatur wie in der Politik, gehet die Frechheit der Freiheit[13/6] vor〈121〉aus. Das muß man zu würdigen wissen, um die jetzigen französischen Romantiker[3] nicht ungerecht zu verurtheilen. Sie sind oft rein toll, und schreiben Sachen, wie man sie im romantischen[7] Deutschland niemals lies't..
[31]
Börne, Brf. Paris V (1834), 136
: Jetzt nahm Victor Hugo das Wort und sprach wie ein Poet und zwar wie ein romantischer[[[[BedeutungsVerweis ID='276' Anzeige='8' Formatierung='1']]]] Poet. Ein Dutzend solcher Reden vor einem deutschen Han〈137〉delsgerichte gehalten, würden es verlernen machen, welch ein Unterschied zwischen einer Schuldverschreibung und einem Wechsel sei..
[32]
Brentano/Görres, BOGS (1807), 7
: Als Kind war ich schon so im Kreise herumgedreht, daß ich schon rund dumm war, da ich zu Verstande[5] kam, und das erste Wort, das ich redete, war an meine poetische[1] und verliebte Kindermagd: Mensch[3], lasse Sie mich unter kein Rad kommen, damit ich selbst ein gut Rad oder eine gesunde Speiche werden kann. ➢ Volltext.
[33]
Brockhaus, Conv.-Lex. III (1809), 357
: Die pantomimische Tanzkunst, deren Darstellungen ohne Worte bloß durch Bewegungen und Gebehrden geschahen, hat, nach den Beschreibungen der Alten[10] zu urtheilen, zu den Zeiten[3] Augusts in Rom auf dem höchsten Gipfel ihrer Größe gestanden; man tanzte eben so wohl tragische als komische Stücke..
[34]
Brockhaus, Bild.-Conv.-Lex. IV (1841), 256
: Sprachgewölbe sind Bauwerke, welche das Eigenthümliche haben, daß Worte, welche an dem einen Ende leise gesprochen werden, an dem entgegenstehenden vernommen werden, ohne daß man sie an einem dazwischen liegenden Punkte hören kann. Diese Gewölbe müssen eine elliptische Form haben. Wie nämlich ein elliptischer Hohlspiegel die Eigenthümlichkeit hat, den in einem seiner Brennpunkte aufgestellten Gegenstand an dem andern erscheinen zu lassen, d. h. die von dem Gegenstande ausgehenden Lichtstrahlen in dem andern Brennpunkte zu sammeln [...], so sammelt auch ein elliptisches Gewölbe die von dem einen Brennpunkte ausgehenden Schallstrahlen in dem andern Brennpunkte. Ein derartiges Bauwerk war das in der Geschichte erwähnte Ohr[7] des Dionysius zu Syrakus. Der argwöhnische Tyrann soll es benutzt haben, um Gefangene unbemerkt zu behorchen..
[35]
Bürger, Vorr. Ged. (1789), 12 f.
: Sind denn nun aber alle guten und bösen Worte, jedem Original seine Weise für sich zu lassen, vergebens; ist alles Bitten und Flehen umsonst, ihm den vielleicht sonst zu seinem und des Publikums Besten noch lange fortblühenden Handel nicht vor der Zeit durch tagtägliche Nachäffereyen zu Grunde zu richten; indem man ja auch der besten Töne auf dem besten Instrument[3] endlich überdrüssig werden muß, wenn ihrer Wiederholungen gar kein Ende ist [...]; soll und muß denn schlechterdings auch ich, der geringste von allen, die ihr eigenes Instrument[7] auf eigene Weise spielten, nachge〈13〉ahmt werden; wiewohl unter allen möglichen Mitteln, meine Hochachtung und Liebe zu gewinnen, dieses gewiß das unglücklichste ist: so rathe ich doch wohlmeinend, hierzu nicht gerade mein[e] Eigenheiten zu wählen, bevor sie nicht eine zuverläßige Kritik[8] ausdrücklich gut geheißen hat. Denn ich befürchte sehr, daß die Kritik[8] viele derselben nur mir aus Güte und Nachsicht stillschweigend hingehen läßt, weil ich ihr vielleicht nicht von andern Tugenden gänzlich entblößt scheine..
[36]
Ch. Ernst, an A. W. Schlegel (14. 12. 1808), KJ 1, 658
: Es war eine üble Stimmung in der ich Dir meinen letzten Brief[1] schrieb [...]. So misversteht man sich durch Briefe[1], es sind nur Worte die man noch dazu behutsam schreibt und der eigentliche Blick in die Seele fehlt. ➢ Volltext.
[37]
G. Forster, Reise u. d. Welt I (1778), 412 [420]
: Den wenigen Worten nach zu urtheilen, die wir von ihnen [sc. Einwohner der Osterinsel] gehört hatten, dünkte uns ihre Sprache[3] ein Dialect[1] der Tahitischen zu seyn. Es wird also an beyden Enden der Südsee einerley Sprache[3] geredet..
[38]
C. de la Motte Fouqué, an A. W. Schlegel (16. 6. 1806), KJ, 341
: Endlich finde ich Zeit[6] und Ruhe genung um mich recht lange mit Ihnen unterhalten zu können. Wie viel habe ich Ihnen zu sagen lieber Freund! und gleich wohl fühle ich, daß sich dies alles beßer im Gespräche entwickeln und darstellen ließe als in der langen fortgehenden Rede, die leider kein freundliches Wort unterbricht und kein lustiger Scherz auf freudigere Gegenstände ablenkt. Es ist eine eigne Sache, so alles an einem Faden aus sich herauszuspinnen, man ermüdet leicht, und sagt beiweitem nicht alles was man sonst wohl dem Freunde mittheilen möchte. Das Farblose Gewebe wird nur dann lebendig und frisch, wenn sich andre Fäden hindurchschlingen und so recht eigentlich die Blumen hervorgehen lassen. – Auch erscheint es im Briefe[1] oft fremd[4] und seltsam, unmittelbar da anzuheben wo man in dem Augenblicke grade 〈342〉 steht, was sich im Gespräch ganz leicht, und wie von selbst löst. Ich habe immer einige Scheu das lang Ueberdachte langsam ans Licht treten zu lassen. Es muß sich mir im rechten Augenblicke wie mit Gewalt entreißen, und dann Welle auf Welle fortströmen, bis nichts mehr im Innern verschlossen bleibt, und ich wieder stiller[2], ja gleichgültiger werde. Daher kann ich auch weder zu jeder Zeit[7] reden noch schreiben, sondern ich muß es erwarten bis mich das überfließende Maaß drängt und treibt, ohne das Herz oder die Kraft zu haben, so reiche Momente frei[10] in mir erzeugen zu können. ➢ Volltext.
[39]
C. D. Friedrich, an J. K. H. Schulze (8. 2. 1809), Z, 51
: Wäre das Bild des Mahlers Friderich nach den durch Jahrhunderte geheiligten und anerkannten Regeln der Kunst[8] verfertigt; daß heißt mit andern Worten: hätte F. sich der Krücken der Kunst[8] bedient, und nicht die Vermessenheit gehabt, auf eigenen Füßen gehen zu wollen, wahrlich der Herr Cammerherr von Ramdohr hätte sich nimmer aus seiner Ruhe stören lassen. Wäre F. auf der einmal gebahnten Straße einhergegangen, wo jeder Esel seinen Sack trägt, wo Hund und Katz der Sicherheit wegen wandelt; weil die berühmten Künstler der Vorzeit als Muster und Vorbilder für Jahrtausende da aufgestellt worden, wahrlich der C v R. hätte geschwiegen[1]. ⦿.
[40]
C. D. Friedrich, an J. K. H. Schulze (8. 2. 1809), Z, 53
: [Caspar David] F[riedrich] ist ein abgesagter Feind, des sogenannten Contrastes. Sich durch Widersprüche aussprechen zu wollen, findet er verrückt (so nehmen ja die groben platten Menschen den Contrast) Jedes wahrhafte Kunstwerk muß nach seiner Meynung einen bestimmten Sinn[2] aussprechen; das Gemüth des Beschauers entweder zur Freude oder zur Trauer, zur Schwermuth oder zum Frohsinn bewegen, aber nicht alle Empfindungen, wie mit einem Quirl, durch einandergerührt, in sich vereinigen wollen. Eins muß das Kunstwerk nur sein wollen, und dieser eine Wille muß sich durch's Ganze führen, und jeder einzle Theil desselben, muß das Gepräge des Ganzen haben; und nicht wie viele Menschen, sich hinter schmeichelnden Worten mit heimtükischer Bosheit verstecken. | Contrast, sprecht ihr, das ist die Regel aller Regeln, das Grundgesetz der Kunst[2]. Doch nur für euch, die ihr Contrast vom Geist[32], nur Körper seid! da paßts!.
[41]
Frölich, Virginia I (1820), 169
: Sie machen mich stolz mein Fräulein! sagte der Jüngling, und drückte meine Hand an seine heißen Lippen; [...] vergönnen sie ihrem Ritter, ihre Farbe zu tragen. Ich erstaunte bei dem Ernst, womit er diese Worte aussprach. Lächelnd streifte ich das blaue Band aus meinen Haaren, und reichte es ihm; er küßte es mit Begeisterung[2], und schlang es um seinen Hals. Dieses kleine romantische[2] Spiel hatte einige heitere[1] Lichtstrahlen über die düstre Abschiedsscene geworfen, und wehrte das Vorgefühl ab, welches sonst mein Herz zersprengt haben würde..
[42]
Goethe, Theatr. Send. I (*1777\85), WA I, 51, 121
: [D]a ich niemand hatte, der mir ein Wort drüber sagen konnte, so war mir Gottscheds Bühne der Maßstab, wornach ich meine Stücke maß, und mir kamen sie immer interessanter[1] dem Inhalte nach und an Versen ebenso wohlklingend vor als jene, und damit wußte ich mir viel, weil ich in meiner Unerfahrenheit meine Muster alle für klassisch[3] hielt..
[43]
Goethe, Theatr. Send. I (*1777\85), WA I, 51, 247
: Wilhelm, der sie alle entzündet sah, war höchst ergötzt, so viele Menschen durch das Feuer seiner Dichtkunst angeflammt zu haben. Er glaubte was in ihm loderte auf ihnen verbreitet zu sehen, er fühlte sie wie sich und mit sich über das Gemeine erhöht. Er sprach Worte voll Geistes[27], voll Adel[5] und Liebe..
[44]
Goethe, an J. H. Meyer (16. 11. 1795), WA IV, 10, 327
: Lassen Sie sich nicht reuen auch in Buchstaben[9] freygebig zu seyn. Die Worte des guten Beobachters sind keine Buchstaben[9] mehr; sein Urtheil spricht unmittelbar zu unserm Bessern Selbst, lehrt uns aufmerken, genau und bescheiden seyn..
[45]
Goethe, Wilh. Meister II (1795), WA I, 21, 130
: So haben die Dichter[1] in Zeiten[3] gelebt, wo das Ehrwürdige mehr erkannt ward, rief Wilhelm aus, und so sollten sie immer leben. Genugsam in ihrem Innersten ausgestattet bedurften sie wenig von außen; die Gabe, schöne[1] Empfindungen, herrliche Bilder den Menschen[1] in süßen, sich an jeden Gegenstand anschmiegenden Worten und Melodien mitzutheilen, bezauberte von jeher die Welt, und war für den Begabten ein reichliches Erbtheil. An der Könige Höfen, an den Tischen der Reichen, vor den Thüren der Verliebten horchte man auf sie, indem sich das Ohr[3] und die Seele für alles andere verschloß, wie man sich selig preis't und entzückt stille steht, wenn aus den Gebüschen, durch die man wandelt, die Stimme[3] der Nachtigall gewaltig rührend hervordringt!.
[46]
Goethe, an C. Sartorius (18. 5. 1814), WA IV, 24, 275
: [E]s haben [...] diese Worte einen mystischen Sinn[1], und dürfen nicht nach dem Buchstaben[11] genommen werden..
[47]
Goethe, an S. S. v. Uwarow (22. 12. 1825), WA IV, 40, 186
: So höchst traurig die Gelegenheit ist, durch die ich Gegenwärtiges, verehrter Mann, an Sie gelangen lasse, will ich sie doch nicht versäumen, um mit den wenigsten Worten meinen lebhaftesten Dank auszusprechen für so manches wissenschaftliche Gute, was uns durch unsere zurückkehrenden gnädigsten Herrschaften von dorther geworden ist; nicht weniger für das geistreiche Heft, das uns eine der wichtigsten Epochen des classischen[7] Alterthums[2] neu[2] belebt vor die Seele bringt..
[48]
Goethe, Not. u. Abhdlg. (1829), WA I, 7, 76
: Der höchste Charakter[4] orientalischer Dichtkunst ist, was wir Deutsche Geist[20] nennen, das Vorwaltende des oberen Leitenden; hier sind alle übrigen Eigenschaften vereinigt, ohne daß irgend eine, das eigenthümliche Recht behauptend, hervorträte. Der Geist[20] gehört vorzüglich dem Alter, oder einer alternden Weltepoche. Übersicht des Weltwesens, Ironie[3], freien Gebrauch der Talente finden wir in allen Dichtern des Orients. Resultat und Prämisse wird uns zugleich geboten, deßhalb sehen wir auch, wie großer Werth auf ein Wort aus dem Stegreife gelegt wird. Jene Dichter haben alle Gegenstände gegenwärtig und beziehen die entferntesten Dinge leicht auf einander, daher nähern sie sich auch dem was wir Witz[2] nennen; doch steht der Witz[2] nicht so hoch, denn dieser ist selbstsüchtig, selbstgefällig, wovon der Geist[20] ganz frei bleibt, deßhalb er auch überall genialisch genannt werden kann und muß..
[49]
Goethe, an Zelter (9. 6. 1831), WA IV, 48, 225
: Hier will ich [...] eines der größten Worte niederschreiben, welches uns unsre Vorvordern zurückgelassen haben: | „Die Thiere[1] werden durch ihre Organe[2] unterrichtet.“ | Nun denke man sich, wie viel vom Thier[10] im Menschen[1] übrig bleibt, und daß dieser die Fähigkeit hat, seine Organe[2] zu unterrichten, so wird man gern auf diese Betrachtungen immer wieder zurückkehren..
[50]
L. Gotter, an C. Böhmer (3. 11. 1791), C 1, 236
: So sehr Du es auch darauf angelegt hast böse, grausame Caroline, unsern Lieblingswünschen mit aller Macht entgegen zu streben, so kann ich es doch nicht übers Herz bringen mit Dir zu schmollen, eben so wenig ist es mir möglich einen Brief[1] an Dich abgehn zu lassen, ohne Dir wenigstens mit einem Wort zu sagen, wie sehr ich Dich troz aller Deiner Harthärzigkeit ewig lieben[1] werde..
[51]
Hauff, Bild d. Kais. (1827), SW 2, 657
: Der alte Herr hatte seinem Neffen ruhig zugehört, bei den letzten Worten aber zog sich sein Gesicht zu solcher Ironie[1] zusammen, daß der Brandenburger errötete..
[52]
Hegel [Hotho], Aesth. I (1835), 202
: Wir können [...] die heitere[4] Ruhe und Seligkeit, dieß Sichselbstgenügen in der eigenen Beschlossenheit und Befriedigung als den Grundzug des Ideals an die Spitze stellen. Die ideale Kunstgestalt steht wie ein seliger Gott[4] vor uns da. Den seligen Göttern[4] nämlich ist es mit der Noth, dem Zorn und Intresse in endlichen Kreisen und Zwecken kein letzter Ernst, und dieses positive Zurückgenommenseyn in sich bei der Negativität alles Besonderen giebt ihnen den Zug der Heiterkeit[3] und Stille. In diesem Sinne[1] gilt das Wort Schillers: „Ernst ist das Leben, heiter[4] ist die Kunst[2].“ Zwar ist häufig genug pedantisch hierüber gewitzelt worden, da die Kunst[2] überhaupt und vornehmlich Schillers eigene Poesie[11] von der ernstesten Art sey, – wie denn die ideale Kunst[2] auch in der That des Ernstes nicht entbehrt, – aber in dem Ernste eben bleibt die Heiterkeit[3] in sich selbst ihr wesentlicher Charakter[1]. Diese Kraft der Individualität, dieser Triumph der in sich koncentrirten konkreten Freiheit[10] ist es, den wir besonders in antiken[2] Kunstwerken[2] in der heiteren[4] Ruhe ihrer Gestalten erkennen. ➢ Volltext.
[53]
Hegel [Hotho], Aesth. I (1835), 202
: Wir können [...] die heitere[4] Ruhe und Seligkeit, dieß Sichselbstgenügen in der eigenen Beschlossenheit und Befriedigung als den Grundzug des Ideals an die Spitze stellen. Die ideale Kunstgestalt steht wie ein seliger Gott vor uns da. Den seligen Göttern nämlich ist es mit der Noth, dem Zorn und Intresse in endlichen Kreisen und Zwecken kein letzter Ernst, und dieses positive Zurückgenommenseyn in sich bei der Negativität alles Besonderen giebt ihnen den Zug der Heiterkeit[3] und Stille. In diesem Sinne gilt das Wort[2] Schillers: „Ernst ist das Leben, heiter[4] ist die Kunst[2].“ Zwar ist häufig genug pedantisch hierüber gewitzelt worden, da die Kunst[2] überhaupt und vornehmlich Schillers eigene Poesie[11] von der ernstesten Art sey, – wie denn die ideale Kunst[2] auch in der That des Ernstes nicht entbehrt, – aber in dem Ernste eben bleibt die Heiterkeit[3] in sich selbst ihr wesentlicher Charakter[1]. Diese Kraft der Individualität, dieser Triumph der in sich koncentrirten konkreten Freiheit[10] ist es, den wir besonders in antiken[2] Kunstwerken[2] in der heiteren[4] Ruhe ihrer Gestalten erkennen. ➢ Volltext.
[54]
Hegel [Hotho], Aesth. I (1835), 311
: [M]it jenen Uebersichtigkeiten [sc. Darstellungen von Personen mit ,zweitem Gesicht‘] ist nichts als der Krankheit des Geistes[19] das Wort geredet, und die Poesie[11] in das Nebulose, Eitle und Leere hinübergespielt, wovon Hoffmann und Heinrich 〈312〉 von Kleist in seinem Prinzen von Homburg Beispiele liefern. ➢ Volltext.
[55]
Herder, Journ. m. Reise (*1769–70), SW 4, 424
: Derselbe Geist[12] der Monarchischen Sitten, den Montesquieu 〈425〉 an seiner Person so augenscheinlich malt, herrscht auch in ihrer Sprache[3]. Tugend, innere Stärke, hat diese wenig, wie die Nation[1]; man macht mit dem Kleinsten das Größeste was man kann, wie eine Maschine durch ein Triebrad regiert wird. Nationalstärke, Eigenheit, die an ihrem Boden klebt, Originalität hat sie nicht so viel; aber das was Ehre auch hier heißt, das Vorurtheil jeder Person und jedes Buchs und jedes Worts[2] ist Hauptsache. Ein gewißer Adel[5] in Gedanken, eine gewisse Freiheit[15] im Ausdruck, eine Politeße in der Manier der Worte[1] und in der Wendung: das ist das Gepräge der Französischen Sprache[3], wie ihrer Sitten.
.
[56]
Herder, Urspr. d. Spr. (1772), 154
: Es müßte der dunkelste Schwärmer oder ein Vieh, der abstrakteste Götterseher oder eine träumende Monade seyn, der ganz ohne Worte dächte. Und in der menschlichen Seele ist, wie wir selbst in Träumen und bei Verrükten sehen, kein solcher Zustand möglich. So kühn es klinge so ists wahr - der Mensch[1] empfindet mit dem Verstande[2] und spricht, indem er denket[.] ➢ Volltext.
[57]
Herder, Gesch. d. Menschh. I (1784), 45
: Amerika ist vielleicht auch deswegen voll so viel kleiner Nationen[1], weil es nord- und südlich mit Flüssen, Seen und Bergen durchschnitten und zerhackt ist. Seiner Lage nach ists von außen das zugangbarste Land, da es aus zwei Halbinseln bestehet, die nur durch einen engen Isthmus zusammenhangen, an dem die tiefe Einbucht noch einen Archipelagus von Inseln bildet. Es ist also gleichsam ganz Ufer; und daher auch der Besitz fast aller europäischen Seemächte sowie im Kriege immer der Apfel des Spiels. Günstig ist diese Lage für uns Europäische Räuber; ungünstig war seine innere Durchschnittenheit für die Bildung[5] der alten[5] Einwohner. Sie lebten von einander durch Seen und Ströme, durch plötzlich abbrechende Höhen und Tiefen zu sehr gesondert, als daß die Cultur[7] Eines Erdstrichs oder das alte[1] Wort der Tradition ihrer Väter sich, wie in dem breiten Asien, hätte bevestigen und ausbreiten mögen..
[58]
Herder, Gesch. d. Menschh. III (1787), 282
: Tacitus [...] wars unmöglich, Begebenheiten zu erzählen, ohne daß er die Ursachen derselben entwickle und das Verabscheuungswürdige mit schwarzen Farben male. Seine Geschichte[7] ächzet nach Freiheit[6], und in ihrem dunkel-verschlossenen Ton[12] beklagt sie den Verlust derselben weit bitterer, als sies mit Worten thun könnte. Nur der Zeiten[3] der Freiheit[6], d. i. offener Handlungen[1] im Staat und im Kriege, erfreuet sich die Beredsamkeit und Geschichte[4]; mit jenen sind beide dahin; sie borgen im Müssiggange des Staats auch müßige Betrachtungen und Worte..
[59]
Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. II (1834), 186 f.
: Brief[1] ist eine Mittheilung, welche die Unterredung zweier, von einander entfernter Personen vermitteln und ersetzen soll. Der Brief[1] muß demnach in der Art abgefaßt sein, als spräche man selbst mit der betreffenden Person. Da die Schrift aber das ausgeprägte, feststehende, gefesselte Wort ist, so muß der Brief[1] auch der Form und dem Inhalte nach sorgfältiger den zu behandelnden Gegenstand auffassen, durch größere 〈187〉 Wahl im Ausdrucke, weisere Kürze, logischen Zusammenhang und Klarheit sich von der flüchtigen Rede unterscheiden. Die Rede kann geschwätzig, voll Partikularitäten und Abschweifungen sein, nicht so aber der Brief[1]. Er sei ein klares, ganzes Bild der Mittheilungen, Empfindungen, Gedanken, Wünsche etc, welche wir darstellen und aussprechen wollen..
[60]
Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. VIII (1837), 188
: Pfingsten [...] wird seit 305 in der christlichen Kirche festlich gefeiert. Und immer bleibt es für die Christen ein herrliches, erhebendes Fest. [...] Ein reines, heiteres[1] Gewand trägt die ganze Erde. Und auch die Menschen sind heiter[5]. Denn ist das Gotteshaus geschlossen, und haben sie hingeblickt gläubig und treu auf jene ersten, begeisterten Herolde des göttlichen Wortes: auch ihnen kam dann Kraft und Begeisterung für die Wahrheit. Auch ihre Herzen wurden gewappnet mit dem Schilde des Glaubens, und nach dem Reiche der Freiheit[2] richtet sich muthig das Auge..
[61]
Hoffmann, Rez. Beethoven [Op. 67] (1810), 631
: Wenn von der Musik als einer selbstständigen Kunst[2] die Rede ist, sollte immer nur die Instrumental-Musik gemeint sein, welche, jede Hülfe, jede Beymischung einer andern Kunst[2] verschmähend, das eigenthümliche, nur in ihr zu erkennende Wesen der Kunst[2] rein ausspricht. Sie ist die romantischte[8] aller Künste[2], – fast möchte man sagen, allein rein romantisch[8]. – Orpheus Lyra öffnete die Tore des Orcus. Die Musik schliesst dem Menschen ein unbekanntes Reich auf; eine Welt, die nichts gemein hat mit der äussern Sinnenwelt, die ihn umgiebt, und in der er alle durch Begriffe bestimmbaren Gefühle zurücklässt, um sich dem Unaussprechlichen hinzugeben. Wie wenig erkannten die Instrumental-Componisten dies eigenthümliche Wesen der Musik, welche versuchten, jene bestimmbaren Empfindungen, oder gar Begebenheiten darzustellen, und so die der Plastik geradezu entgegengesetzte Kunst[2] plastisch[3] zu behandeln! Dittersdorfs Symphonien der Art, so wie alle neuere Batailles de trois Empereurs etc. sind, als lächerliche Verirrungen, mit gänzlichem Vergessen zu bestrafen. – In dem Gesange, wo die hinzutretende Poesie[11] bestimmte Affecte durch Worte andeutet, wirkt die magische Kraft der Musik, wie das Wunder-Elixir der Weisen, von dem etliche Tropfen jeden Trank köstlich und herrlich machen. Jede Leidenschaft – Liebe – Hass – Zorn – Verzweiflung etc. wie die Oper sie uns giebt, kleidet die Musik in den Purpurschimmer der Romantik[8], und selbst das im Leben Empfundene führt uns hinaus aus dem Leben in das Reich des Unendlichen. So stark ist der Zauber der Musik, und, immer mächtiger wirkend, müsste er jede Fessel einer andern Kunst[2] zerreissen. ➢ Volltext.
[62]
Hoffmann, Rez. Beethoven [Op. 67] (1810), 633
: Beethoven ist ein rein romantischer[8] (eben deshalb ein wahrhaft musikalischer[8]) Componist, und daher mag es kommen, daß ihm Vocal-Musik, die unbestimmtes Sehnen nicht zulässt, sondern nur die durch Worte bezeichneten Affecte, als in dem Reich des Unendlichen empfunden, darstellt, weniger gelingt und seine Instrumental-Musik selten die Menge anspricht. ➢ Volltext.
[63]
Hoffmann, Rez. Beethoven [Op. 86] (1813), 414
: Statt der höchsten Einfachheit sind [...] die Worte der Hymnen ziemlich modern[7], gesucht, preziös und weitschweifig. ➢ Volltext.
[64]
Hoffmann, Elix. d. Teuf. I (1815), PW 2, 47
: Leonardus, die Brüder bemerkten meine Veränderung; statt daß ich sonst, in mich verschlossen, kein Wort sprach, war ich heiter[5] und lebendig. Als rede ich vor versammelter Gemeinde, sprach ich mit dem Feuer der Beredsamkeit, wie es sonst mir eigen. Da ich mit Leonardus allein geblieben, sah er mich lange an, als wollte er mein Innerstes durchdringen; dann sprach er aber, indem ein leises ironisches[1] Lächeln über sein Gesicht flog: „Hat der Bruder Medardus vielleicht in einer Vision neue Kraft und verjüngtes Leben von oben herab erhalten?“.
[65]
Hoffmann, Murr II (1822), PW 5, 566
: [W]ie kommt es, daß große Dichter, große Philosophen, sonst geistreich, lebensweise, sich im sozialen Verhältnis mit der sogenannten vornehmeren Welt so unbehilflich zeigen? Sie stehen jederzeit da, wo sie eben in dem Augenblick nicht hingehören, sie sprechen, wenn sie gerade schweigen[1] sollten, und schweigen[1] umgekehrt da, wo gerade Worte nötig, sie stoßen in der Form der Gesellschaft, wie sie sich nun eben gestaltet hat, entgegengesetztem 〈567〉 Streben überall an und verletzen sich selbst und andere; genug, sie gleichen dem, der, wenn eben eine ganze Reihe muntrer Spaziergänger einträchtig hinauswandelt, sich allein zum Tore hineindrängt und nun, mit Ungestüm seinen Weg verfolgend, diese ganze Reihe verstört. Man schreibt, ich weiß es, dies dem Mangel gesellschaftlicher Kultur[4] zu, die am Schreibtische nicht zu erlangen [...]..
[66]
Hölderlin, Fragm. Hyp. (1793 [1794]), 209
: Alles war nun stille. Wir sprachen kein Wort, wir berührten uns nicht, wir sahen uns nicht an, so gewiß von ihrem Einklang schienen alle Gemüther in diesem Augenblicke, so über Sprache[11] und Aeusserung schien das zu gehen, was jezt in ihnen lebte..
[67]
Jung-Stilling, Jüngl.-Jahre (1778), 107 f. (108)
: In dem Hause selbsten war ihm niemand hold, alle sahen ihn für einen einfältigen dummen Knaben an; denn ihre niederträchtige, ironisch[1]-zotigte 〈108〉 und zweydeutige Reden verstund er nicht, er antwortete immer gutherzig, wie ers meynte nach dem Sinn[1] der Worte, suchte überhaupt einen jeden mit Liebe zu gewinnen, und dieses war eben der gerade Weg, eines jeden Schuhputzer zu werden..
[68]
Klein, Rheinreise (1828), 301
: [U]nnöthig wäre es, über die bisherigen Leistungen der [Bonner] Universität etwas beizufügen. Wohlthätig hat sie gewirkt, ganz im Geiste[30] der Königlichen Stiftungsurkunde. Diese [...] enthält die der Geschichte[12] angehörenden Worte des Erlauchten Stifters: | „Auch fernerhin bin ich gesonnen, das Wohl und Gedeihen des Preußischen Staats hauptsächlich auf die sorgfältig geleitete Entwicklung aller seiner geistigen Kräfte zu gründen.“ | Nach Jahrhunderten noch werden diese Ausdrücke Friedrich Wilhelm's im Vaterlande nachtönen!.
[69]
Kleist, Zweikampf (1811), 221
: [D]iese Worte waren Musik[11] meinem Ohr[4]!.
[70]
Klingemann, Nachtw. Bonavent. (1804), 105
: Ist es doch besser mit dem ersten Doktor Darwin [⦿] die Affen für unsere Vorfahren anzunehmen, als so lange zu zögern bis ein zweiter gar andere wilde Thiere[4] zu unsern Adscendenten macht, welches er vielleicht durch eben so gute Wahrscheinlichkeitsgründe belegen könnte, da die meisten Menschen[1], wenn man ihnen das Untertheil des Gesichts und den Mund, mit dem sie die gleissenden Worte verschwenden, verdekt, in ihren Physiognomien eine auffallende Geschlechtsähnlichkeit besonders mit Raubvögeln, als z. B. Geiern, 〈106〉 Falken u. s. w. erhalten, ja da auch der alte[1; 8?] Adel[2] seine Stammbäume eher zu den Raubthieren, als Affen hinaufführen kann, welches, ausser ihrer Vorliebe zur Räuberei im Mittelalter, auch noch aus ihren Wappen erhellet, in denen sie meistentheils Löwen, Tieger, Adler und andere dergleichen wilde Thiere[4] führen..
[71]
Krünitz, Oecon. Encycl. VI (1775;
21784), 662
: Zur Abfassung eines Briefes[1], muß der Grund theils durch Uebung, theils durch Lesung guter Bücher, geleget werden. [...] Aus den Büchern kann man erlernen, die Redensarten wohl an einander zu hängen, über eine jede vorfallende Sache geschickt zu antworten, und den Ueberfluß an unnützen Worten sowohl, als den Mangel an nützlichen Worten, zu vermeiden. Zeitungen, Geschicht- und gute Briefbücher, sind insonderheit hierzu bequem. Jene beide schärfen den Verstand, und bringen Begebenheiten der Welt und wohlgesetzte Erzählungen ins Gedächtniß; aus den leztern, (welche insgemein Briefsteller betitelt sind) bekömmt man eine Anleitung, wie man einen Brief[1] ausarbeiten, seine Meinung in demselben deutlich darlegen, und zierlich ausfertigen soll. [...] | Es muß aber ein jeder, der einen Brief[1] schreiben will, jedesmal vorher den Stand der Person, an die er schreibt; die Umstände der Sache, von der er schreiben will; die Ordnung der Sachen und ihre Umstände, wie solche nach einander vorzutragen sind, und endlich die Worte, durch welche er dem Andern seine Gedanken mittheilen will, wohl erwägen..
[72]
Laube, Jg. Eur. I.2 (1833), 151 f. (152)
: Die romantische[8] Ungewißheit mit Camilla 〈152〉 hat sich in die reizendste Klarheit aufgelöst. [...] Ich fühlte es, daß ich im Begriff[6] stand, unsern Dämmernebel zu zerreißen. Der Mann ist darin immer plumper als das Weib[1], er trachtet in seiner Nüchternheit mehr nach bestimmten Formen, er ist griechischer[7/8], das Weib[1] romantischer[8], christlicher. Das reine Weib[1] 〈153〉 liebt[1] Jahrelang ohne Worte, der Mann nicht so viel Monate. „Camilla,“ sprach ich leise – sie ahnete[1], was kommen würde und bebte zusammen..
[73]
Mereau, Amd. u. Ed. I (1803), 71
: Die Fähigkeit zu allen süßen, allen traurigen Empfindungen ruht in der Kindheit noch unentwickelt in dem kleinen Herzen, und es empfindet da bei der einfachsten Veranlassung noch ungetheilt, alles, was es jemals, vertheilt, bei den mannigfaltigsten Eindrücken zu fühlen vermag. Jedes Bild tritt neu[1] und ungetrübt vor die jugendliche Phantasie[1], und der lebendige Eindruck ergießt sich mit sanfter Gewalt durch alle Saiten des erwachenden Gefühls. Deshalb umfaßt es die kleine Welt, die es umgibt, mit einer Innigkeit, die sich nicht durch Worte ausdrücken kann. Die liebliche Magie der Unerfahrenheit überwebt Ursprung und Ende jeder schönen[1] Empfin〈72〉dung wie mit einer Wolke, daß sie auf einmal in ihrer ganzen Fülle dasteht, unbegreiflich und mächtig wie das Erscheinen einer Gottheit. Dies alles verschwindet, wenn der reifer gewordne Verstand[2], nun heller um sich schaut, und den leisen Gang der Eindrücke die das Saitenspiel des Herzens bewegen, zu verfolgen vermag. – Aber, Julie, giebt es keine Zeit[3] im Leben, wo diese jugendliche Begeisterung[1] in ihrer ganzen Stärke und Einheit, nur noch inniger, schöner[1], heiliger zurückkehrt? und welche Zeit[3] kann dies anders sein, als die, wo wir lieben?.
[74]
C. Michaelis, an L. Gotter (6. 2. 1783), C 1, 69
: Ich sehne mich zuweilen mit Wehmuth [...}, [...] Dich wiederzusehn, und Dir für Deine daurende Freundschaft mit der Zärtlichkeit und Wärme danken zu können, die keine Feder ausdrückt, und wo immer ein Blick, eine Umarmung mehr sagt, wie tausend Worte..
[75]
A. Müller, Beredsamk. (
!1812; 1816), 5 f. (6)
: Die gesammte deutsche Literatur zerfällt in zwei Theile: der Eine und bei weitem größere Teil 〈6〉 begreift die wissenschaftlichen, die Lehrbücher; in diesen zeigen sich Redner, die eigentlich niemanden anreden, sondern in sich selbst hineinsprechen. Während man nämlich in den wissenschaftlichen Werken der Franzosen, z. B. eines Montesquieu, Büffon, d'Alembert oder Diderot, oder auch in denen der Italiäner ganz deutlich im Lesen fühlt, daß man angeredet wird, daß der Autor einen bestimmten Menschen von Fleisch und Bein vor sich hat, den er überreden, den er überzeugen will; während die leichteste Flugschrift der Engländer, wenn es sich nur irgend thun lassen will, an einen bestimmten Menschen, an eine bestimmte Gemeinde oder Korporation gerichtet wird; während die abstraktesten Werke der Alten unser Ohr[3] bezaubern und uns zum Gespräche wohlthuend einladen, weil sie für ein lebendiges Ohr[3] geschrieben sind; während nach dem Ausdruck des Quintilian und dem Gefühle der Alten kein Wort zur Audienz der innern Empfindung oder des Verstandes[2] gelangen konnte, welches im Vorzimmer des Ohrs[3] beleidigt hätte, – baut der deutsche Gelehrte ein Gebäude von Chiffern, sinnreich, aber einsam, unerwärmend, unerfreulich, ohne Antwort oder Erwiederung von irgend einer Seite her!.
[76]
A. Müller, Beredsamk. (
!1812; 1816), 54
: Das Auge empfängt alle Bilder, alle Farben, alle Eigenthümlichkeiten der Welt: was gibt es der Welt zurück als seinen zwar ausdrucksvollen, aber stillen Glanz? Der Geschmack, der Geruch, für welche die Natur[2] die zartesten Verhältnisse der Körperwelt zu mischen scheint, was geben sie der Natur[2] zurück? Womit antwortet der Mensch auf alle die Wohlthaten und Schmeicheleien seines Gefühls und aller dieser Sinne[4/5]? – Alle seine Schuld bezahlt er, all dieses unendliche Empfangen vergilt er, auf alle Fragen der Natur[2] antwortet er mit dem Vermögen der Rede: aus allen diesen Bildern, diesem Glanz, diesem Duft, diesem Wohlgeschmack, diesen tausendfältigen Anregungen des Gefühls bereitet sich ein einziger, einfach-unendlicher Stoff: das Wort. Der Sinn[4/5] also, dem die Natur[2] das 〈55〉 Vermögen der Antwort beigegeben, der nicht bloß zum Leiden bestimmt ist wie die übrigen, hat einen höheren Beruf als die übrigen. Auch zeigt sich die Wahrheit dieser Behauptung deutlicher darin, daß unser Ohr[3] das Gesetz der Welt ganz für sich und fast ohne Beihülfe der übrigen empfinden kann: an der Musik ist wahrzunehmen, und die meisten musikalischen[1] Virtuosen bestätigen es, daß dieser Sinn[5] der unabhängigste von allen ist, ja, ich möchte sagen, daß der ganze Mensch sich in das Ohr[3] zurückziehn, mit diesem einen Organe[3] leben, denken und dichten und alle andere Organe[3] im thierischen Zustande hinterlassen kann. Wie Großes haben die Alten[10] gemeint, als sie von einer Harmonie der Sphären redeten, als wenn die Gesetze der wunderbaren Anordnung des Weltbaues doch eigentlich nur das Ohr[3] empfinden könnte!.
[77]
A. Müller, Beredsamk. (
!1812; 1816), 55 f. (56)
: Endlich übersieht man, indem man unsrem, der 〈56〉 heutigen kultivirten Europäer Ohr[3] von selbst schon die gehörige Bildung[5] zutraut, die Verwirrung und Verkehrung im Reiche der Geister[32], welche die Buchdruckerkunst angerichtet. – In den Zeiten vor dieser segensreichen, aber auch verderblichen Erfindung, wurde die Kunst[15] der Schrift nur angewendet für die Abwesenden und Nachkommen: für die Gegenwärtigen hingegen, für die Zeitgenossen, für alles, was man mit seiner Brust und Stimme[3] erreichen konnte, galt die lebendige Rede. Es war wie mit den Geldverhältnissen: wo man sich erreichen konnte, da vergalt man einander mit der Kraft seiner Hände und mit Diensten, man zahlte dem Gegenwärtigen und Zeitgenossen mit der Person: nur für die Entfernten, für die Abwesenden, für die Zukunft bediente man sich des Goldes und Silbers. – Gold und Silber verhält sich zur lebendigen That grade wie die Schrift sich zu dem lebendigen Wort verhält. Als sich alle praktischen Verhältnisse des Menschen in Geldverhältnisse und alles Reden der Menschen in den höheren Geschäften des Lebens, nämlich im Regiment der Staaten und des Reiches der Wissenschaften in schriftliche Verhandlung auflöste; als nunmehr keine unbezahlte, persönliche Hülfsleistung im ganzen Gebiete des bürgerlichen Lebens als etwa zwischen Ältern und Kindern zurückblieb, als die lebendige Rede nur in den ganz gemeinen und alltäglichen Ver〈57〉hältnissen des Lebens ihr Recht behielt – wem möchte es befremden, daß von da an die Thatkraft dieses Geschlechts gelähmt, die Gewalt des göttlichen Organs[1] der Rede gebrochen und gebeugt, und das Ohr[3] für alle höheren Eindrücke, die man höchst unnatürlicherweise dem dechifrirenden Auge zuwies, verschlossen wurde..
[78]
A. Müller, Beredsamk. (
!1812; 1816), 59
: Nachdem die Rede aus dem Gebiet des Ohrs[3] in das Gebiet des lesenden Auges, nachdem sie aus dem Gebiete der Stimme[1] in den Wirkungskreis der schreibenden Hände einmal höchst unnatürlicher Weise versetzt worden, so erstirbt sie nun auch, schrumpft zusammen, vertrocknet mehr und mehr: das Wort schwindet in einander und wird mehr und mehr zur Zahl..
[79]
A. Müller, Beredsamk. (
!1812; 1816), 76
: Wenn man alle die Sagen von dem Wahnsinn der Begeisterung[1] betrachtet, der den Dichter ergreifen soll, und erwägt, wie man übereingekommen ist, dem Dichter aus dem Wege zu gehn, ihm gewisse Freiheiten[17] zu gestatten, ihm gewähren zu lassen, ihn zu behandeln wie einen, der sich in sehr unnatürlichem und ungewöhnlichem Zustande befindet, und nun dabei bedenkt, daß der eigenthümliche Pulsschlag seiner Werke, nämlich das Sylbenmaß, wirklich auf etwas besonderes, von dem übrigen Treiben des Lebens unabhängiges, seinem eigenen Gesetze folgendes hindeutet, so ergiebt sich, daß [...] das Wesen des Dichters eigentlich viel mehr empfunden als durch Worte ausgedrückt worden ist..
[80]
A. Müller, Beredsamk. (
!1812; 1816), 161 f. (162)
: [I]st nicht jene geflügelte Feder grade der Reiz aller Schriften, welche von weiblichen Händen herrühren; was bezaubert in den Briefen[1] der Mad. de Sevigné als dieses leise, zärtliche und doch so empfindliche, schmeichelnde und doch so ernste Berühren aller Verhältnisse des Lebens: es ist eine anscheinend beschränkte Welt, in der sich diese Frau[1] bewegt, es sind die Geheimnisse, es sind die Labyrinthe des Herzens und dann wieder die vielfältigen Kollisionen des Herzens mit der Welt und mit der Gesellschaft, aber wie biegsam 〈162〉 legt sich diese Feder um alle Formen des Lebens her; die Schrift athmet; wie leicht bewegte Lüfte spielen die Worte durcheinander. Ebenso die Briefe[1] der Lady Montague: in den deutlichsten Umrissen, wie durch eine recht klare südliche Luft angesehn, erscheinen alle Gegenstände, an denen ihre wunderbare Reise vorüberführt. – Daher ist es den Frauen[1] auch so natürlich[3], daß sie das eigentlich zwecklose Briefschreiben, das Hin- und Herübertragen stiller Weltanschauungen und jeder Erfahrung des Herzens lieben, während doch die meisten Männer nicht ohne einen tüchtigen Grund die Feder zum Briefe[1] ansetzen: es muß etwas bewegt, von seiner Stelle gebracht, erlangt, erprozessirt werden können, wenn ein männlicher Brief[1] abgehn soll..
[81]
Musäus, Grandison I (1760), 83
: Der Oncle [...] bat Herr Lamperten, ihn freundlich zu erinnern, wenn ihm ein Wort entführe, das einem Fluche oder Schwure ähnlich sähe. Er versprach, für diese Bemühung dankbar zu seyn, und dieses versprach er mit einem ihm eigenem Witze[4]. Herr Lampert, sagte er, wenn er so ein garstiges Thier[7], als ein Fluch oder Schwur ist, bei mir ansichtig wird; so sei er so gut und hasche er mir, es vor dem Munde weg. Er kann es in seiner Schreibtafel, oder in seinem Gedächtnißkasten verwahrlich aufbehalten; wenn wir allein sind, so soll er mir die Ungeheuer nach einander ausliefern, und für jedes einen Dreier baar Geld empfangen..
[82]
Novalis, Aftdg I (*1799–1800; 1802), 54
: Abends kamen Bergleute zu ihm, und ich verfehlte kein Wort von ihren Gesprächen, so unverständlich und fremd[4] mir sowohl die Sprache[4], als der größte Theil des Inhalts ihrer Erzählungen vorkam..
[83]
Paalzow, Ste. Roche I (1839), SR 4, 121
: Ihre Pantomime ist eben so ironisch[1], als gelegentlich ihre Worte; aber ich will mich nun einmal durch nichts von meinem guten Vorsatze, Sie zu einer mäßigern Liebenswürdigkeit zu treiben, abbringen 〈122〉 lassen, daher möge Ihr Spott mich noch so lange verfolgen, bis er in meiner Weisheit untergeht..
[84]
Scheibe, Musik. Compos. (1773), 241
: Durch eine [...] Erhebung einer voran stehenden kurzen Syllbe giebt man dem Verstande[7] der Worte mehrern Nachdruck, ohne daß solche Freyheiten[17] der innern Größe der Takttheile oder dem Syllbenmaaße nachtheilig werden. Dergleichen Freyheiten[17] können auch in der Mitten einer Melodie und eines Verses vorfallen, wenn sie dem Zusammenhange und dem Ausdrucke zum Vortheile gereichen, und mit guter Art angebracht werden..
[85]
Schelling, Würzb. Syst. (
!1804), SW I, 6, 406
: Wäre die Differenz beider Principien nur durch eine Differenz von Organen[2] an einem und demselben Organismus[1] ausgedrückt, nicht aber durch eine Differenz des organischen[3] Individuums selbst, wäre mit Einem Wort jedes dieser Principien nur durch ein Theilganzes 〈407〉 bezeichnet, nicht durch ein Selbstganzes, so wäre eben damit die Selbständigkeit beider Attribute und jenes höchste Verhältniß beider ausgelöscht, welches dieses ist: Theile, d. h. nicht das Ganze, und dennoch das Ganze, dennoch nämlich Substanz zu seyn, welches eben das Ausgezeichnete der Attribute der Substanz ist..
[86]
Schelling, Bild. Künste (1807), 12
: Wie hat er [sc. J. J. Winckelmann] die Leere seiner Zeit[3] empfunden! Ja, hätten wir keinen andern Grund als sein ewiges Gefühl der Freundschaft und die unauslöschliche Sehnsucht ihres Genusses, so wäre diese Rechtfertigung genug für das Wort der Bekräftigung geistiger Liebe[2] gegen den Vollendeten, den Mann klassischen[5] Lebens und klassischen[5] Wirkens..
[87]
Schelling, Wesen dt. Wiss. (*1807), SW I, 8, 14 f. (15)
: Wir haben zu gleicher Zeit[7] und auf Einem Boden Menschen jeder Art gesehen. Viele, die ganz in den Schlamm der Sinnlichkeit versunken waren, und deren beschränkten Geisteskräften eben dieß das Höchste schien, nichts außer dem Sinnlichen zu sehen und zu denken. Reine Verstandesmenschen – wie gar wenige in der That, 〈15〉 viele doch ihrer Rede nach! – die ihren Verstand im Hinwegschaffen und Beschneiden suchten, gänzlich unfähig aber etwas Positives zu schaffen. Vernunftmenschen, d. h. solche, die mit reiner Vernunft sich abziehen zu können glaubten von aller Wirklichkeit und von aller That. Sogar Ueber-Vernunftmenschen! Aber Menschen, in denen die Harmonie wäre, durch welche jenes alles erst theils Adel[5] theils die Kraft der Wirksamkeit und die Aktualität erhält, mit Einem Wort wahrhaft göttliche Menschen haben sich nirgends hervorgethan. ➢ Volltext.
[88]
Schiller, Abfall Niederl. (1788), NA 17, 41 f. (42)
: Noch ein andrer Umstand mußte das Wachsthum der neuen[1] Religion[1] in diesen Ländern [sc. Niederlande] begünstigen. Italien, 〈42〉 damals der Sitz der größten Geistesverfeinerung, ein Land, wo sonst immer die heftigsten politischen Faktionen gewüthet haben, wo ein brennendes Klima das Blut zu den wildesten Affekten erhitzt, Italien, könnte man einwenden, blieb unter allen europäischen Ländern beinahe am meisten von dieser Neuerung [sc. Reformation] frei. Aber einem romantischen[6] Volk[1], das durch einen warmen und lieblichen Himmel, durch eine üppige, immer junge und immer lachende Natur[2] und die mannichfaltigsten Zaubereien der Kunst[2] in einem ewigen Sinnengenusse erhalten wird, war eine Religion[1] angemessener, deren prächtiger Pomp die Sinne[4] gefangen nimmt, deren geheimnißvolle Räthsel der Phantasie[1] einen unendlichen Raum eröfnen, deren vornehmste Lehren sich durch mahlerische[4] Formen in die Seele einschmeicheln. Einem Volke[1] im Gegentheil, das, durch die Geschäfte des gemeinen bürgerlichen Lebens zu einer undichterischen Wirklichkeit herabgezogen, in deutlichen Begriffen[1] mehr als in Bildern lebt, und auf Unkosten der Einbildungskraft seine Menschenvernunft ausbildet; einem solchen Volk[1] wird sich ein Glaube empfehlen, der die Prüfung weniger fürchtet, der weniger auf Mystik als auf Sittenlehre dringt, weniger angeschaut als begriffen werden kann. Mit kürzeren Worten: Die katholische Religion[1] wird im Ganzen mehr für ein Künstlervolk, die protestantische mehr für ein Kaufmannsvolk taugen..
[89]
A. W. Schlegel, Beytr. (1798), 164 f. (165)
: Alsdann tritt Adelaide als das „seltne Geschöpf hervor, die sich von ihnen allen durch ihren Karakter[2] unterscheidet. Ihr Herz war ein lebender Hauch der Liebe, und zugleich stark wie ein Diamant, ihr offnes Auge war heiter[1], aber in diesen Augen spielte nicht der leichte Sinn der Jugend, es leuchtete darin ein Stral des ewigen Lebens, es schien über das Elend hinweg in eine Welt voll Ruhe zu sehn, und die Thräne, die in den langen Augen〈165〉wimpern hing, zeigte das Elend, das zwischen ihr und der Ewigkeit lag. Ihre Stimme[3] war sanft und ernst triumphirend wie der Halleluja Gesang der Engel, ihre Wange stralend von einem sanften Morgenroth u. s. w.“ ⦿ So geht es ganze Blätter hindurch. Welche lockende Worte! Könnte man mit Worten allein dichten, so wäre Lafontaine der Mann. Aber aus dem Ganzen ergiebt sich, wie wenig poetischen[1] Sinn[1] sie im Hinterhalt haben, und daß sie höchstens als eine musikalische[3] Verzierung zu betrachten sind. Jean Paul musizirt zuweilen auch so; doch ist es wirklich seine Phantasie[3] die da spielt, nicht bloß eine mechanische Fertigkeit der Hände. ➢ Volltext.
[90]
A. W. Schlegel, Beytr. (1798), 175
: Die schmeichelnden kleinen Lieder habe ich oben bey Gelegenheit der Magelone erwähnt; auch in den andern Stücken sind ihrer einzelne eingeflochten. Es liegt ein eigner Zauber in ihnen, dessen Eindruck man nur in Bildern wiederzugeben versuchen kann. Die Sprache[4] hat sich gleichsam alles Körperlichen begeben, und löst sich in einen geistigen Hauch auf. Die Worte scheinen kaum ausgesprochen zu werden, so daß es fast noch zarter wie Gesang lautet: wenigstens ist es die unmittelbarste und unauflöslichste Verschmelzung von Laut und Seele, und doch ziehn die wunderbaren Melodien nicht unverstanden vorüber. Vielmehr ist diese Lyrik in ihrer heimlichen Beschränkung höchst dramatisch; der Dichter darf nur eben die Situazion andeuten, und dann den süssen Flötenton hervorlocken, um das Thema auszuführen. In diesen klaren Thautropfen der Poesie[3/8] spiegelt sich alle die jugendliche Sehnsucht nach dem Unbekannten und Vergangenen, nach dem was der frische Glanz der Morgensonne enthüllt, und der schwülere Mittag wieder mit Dunst umgiebt; die ganze ahndungsvolle Wonne des Lebens und der fröhliche Schmerz der Liebe. Denn eben dieses Helldunkel schwebt[5] und wechselt darin: ein Gefühl, das nur aus der innersten Seele kommen kann, und doch leicht und lose in der Außenwelt umhergaukelt; Stimmen, von der vollen Brust weggehoben, die dennoch wie aus weiter Ferne 〈176〉 leise herüberhallen. Es ist der romantische[8] Ausdruck der wahrsten Innigkeit, schlicht und fantastisch[4] zugleich. ➢ Volltext.
[91]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (
!1803–04), KAV 2.1, 83
: Wenn man die classische[7] Bildung[2] mit einem Worte schildern will, so war sie vollendete Naturerziehung..
[92]
A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (
!1803–04), KAV 3, 51 f. (52)
: Philosophische Kritik[1], im wahren Sinne, findet nur da Statt, wo das Allgemeine auf etwas individuelles bezogen werden muß, zB. bey der Beurtheilung der Darstellungsweise, deren sich Philosophen aus verschiednen Zeitaltern und Nationen[1] für ihre Systeme bedient haben, wobey denn auch die zweyte philologische Fertigkeit, Auslegungskunst, unentbehrlich ist. Häufig fehlte es den Philosophen in Beurtheilung ihrer Vorgänger eben an philologischem Geist[20], und sie glaubten gegen die Sache zu argumentiren, wenn sie bloß mit einem aus den Mängeln der Darstellung entsprungnen Misverstande kämpften. Das Geschäft zB. die Kritik[4] der reinen Vernunft[1] zu kritisiren würde demnach nicht darin bestehen, die Wahrheit und den Zusammenhang der darin vorgetragnen allgemeinen Sätze zu prüfen, sondern die darin eingefloßnen Subjectivitäten aus dem Charakter[2] des Urhebers, aus dem Gange seiner Forschung und der Stellung gegen das Zeitalter zu zeigen und auszuscheiden, wodurch es allein möglich wird jene von den Buchstaben[11] zu entfesseln, und ihren wahren Gehalt an〈52〉ders als durch Nachbetung der Worte Kants zusammenzufassen, wogegen dieser leider zum neuen Beweise der persönlichen Einflüsse protestirt hat. .
[93]
A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 107
: Innere Freyheit[10] und äußere Nothwendigkeit, dieß sind die beyden Pole der tragischen Welt. Jede dieser Ideen wird erst durch den Gegensatz der andern zur vollen Erscheinung gebracht. Da das Gefühl innrer Selbstbestimmung den Menschen über die unumschränkte Herrschaft des Triebes, des angebohrnen Instinktes erhebt, ihn mit einem Worte von der Vormundschaft der Natur[13] losspricht, so kann auch die Nothwendigkeit, welche er neben ihr anerkennen soll, keine bloße Natur-Nothwendigkeit 〈108〉 seyn, sondern sie muß jenseits der sinnlichen Welt im Abgrunde des Unendlichen liegen; folglich stellt sie sich als die unergründliche Macht des Schicksals dar. ➢ Volltext.
[94]
A. W. Schlegel, Dramat. Lit. II.1 (1809), 137 f. (138)
: Corneille war auf dem besten Wege von der Welt, als er den Cid, eine Geschichte[9] aus dem Mittelalter, bey einem verwandten Volke[1] vorgefallen, eine Geschichte[9], worin durchaus ritterliche Liebe und Ehre herrscht, deren 〈138〉 Hauptpersonen nicht einmal von fürstlichem Range sind, auf die Bühne brachte. Eine Menge Vorurtheile über das tragische Ceremoniell wären von selbst weggefallen, wenn man diesem Beyspiele gefolgt wäre; durch größere Wahrheit, durch verständliche, aus der noch geltenden Sinnesart entlehnte Motive, wäre das Trauerspiel dem Herzen befreundeter geworden; die Beschaffenheit der Gegenstände würde von selbst von der steifen Beobachtung misverstandener Regeln der Alten[10] abgelenkt haben, wie sich denn Corneille auch nirgends weiter davon entfernt hat, als gerade in diesem Stück, freylich in Nachfolge seines spanischen Vorbildes; mit Einem Wort, das französische Trauerspiel hätte national und wahrhaft romantisch[14/2] werden können..
[95]
A. W. Schlegel, Vorr. krit. Schr. (1828), XIII
: Unter allen Aufgaben der Kritik[2] ist keine schwieriger, aber auch keine belohnender, als eine treffende Charakteristik der großen Meisterwerke. Wie die schöpferische Wirksamkeit des Genius immer von einem gewissen Unbewußtseyn begleitet ist, so fällt es auch der begeisterten Bewunderung schwer und, je ächter sie ist, um so schwerer, zu besonnnener Klarheit über sich selbst zu gelangen. Am besten wird es damit gelingen, wenn die Betrachtung nicht vereinzelt wird, sondern vielmehr den menschlichen Geist[10] in dem Stufengange seiner Entwickelung bis zu dem Gipfel hinauf begleitet. Mit einem Worte, die Kunstkritik muß sich, um ihrem großen Zwecke Genüge zu leisten, mit der Geschichte[4], und, so fern sie sich auf Poesie[3] und Litteratur bezieht, auch mit der Philologie verbünden..
[96]
D. Schlegel, an A. W. Schlegel (30. 6. 1808), KJ 1, 562
: Aber was vermag ein Brief[1]? und vollends einer von mir, die ich so wortarm bin; aber wären Sie selber bei mir gewesen, Sie hätten mir alles abgefragt, und wären gewiß jetzt zufrieden mit uns! ➢ Volltext.
[97]
D. Schlegel, an L. Tieck (16. 3. 1829), L, 194
: Theurer werther Freund, wie sehr hat Ihr freundliches gefühlvolles Schreiben mich erfreut, mir in der Seele wohlgethan! Ich weiß nicht, wie man sagen kann, daß die theilnehmenden Worte eines Freundes im Schmerze nicht trösten können? ich habe das Gegentheil erfahren, und erst recht gelernt, wie wichtig und heilig das Wort des Menschen ist. – [...] Alles was über die Herausgabe der Schriften des seeligen, und den Druck der Vorlesungen Ihnen mitzutheilen ist, hat unser vortrefflicher Freund Buchholz zu thun übernommen. Ein Wort von Ihnen zur Einleitung derselben, wäre höchst wichtig und tausendmal willkommen!.
[98]
F. Schlegel, Philos. Lehrj. I (*1796), KFSA 18, 5, Nr. 16
: Den φ [philosophischen] Geist[12/21?] hat außer d[em] Kritiker nur der Sk[eptiker] und My[stiker]; der Emp[iriker] redet nur Buchstaben[9] ohne Geist[30], Worte, spielt mit Formeln..
[99]
F. Schlegel, Lucinde (1799), 280 f. (281)
: Es ist wohl schön, daß wir endlich einmal wieder mit einander gesprochen haben; ich bin es auch zufrieden, daß Du durchaus nicht schreiben wolltest, und auf die armen unschuldigen Buchstaben[1] schiltst, weil Du wirklich zum Sprechen mehr Genie[3] hast. Aber ich habe doch noch eins und das andre auf dem Herzen, was ich nicht sagen konnte und was ich versuchen will, Dir brieflich anzudeuten. 〈281〉 Warum aber auf diesem Wege? – O mein Freund, wenn ich nur noch ein feineres gebildeteres Element der Mittheilung wüßte, um das was ich möchte, in zarter Hülle leise aus der Ferne zu sagen! Das Gespräch ist mir zu laut und zu nah und auch zu einzeln. Diese einzelnen Worte geben immer wieder nur eine Seite, ein Stück von dem Zusammenhange, von dem Ganzen, das ich in seiner vollen Harmonie andeuten möchte. .
[100]
F. Schlegel, Gespr. Poes. (1800), 66
: Sie traten [...] mit einem unmäßigen Gelächter in die Gesellschaft, und aus den letzten Worten, die man hören konnte, ließ sich schließen, daß ihre Unterhaltung sich auf die sogenannten classischen[4] Dichter der Engländer bezog. ➢ Volltext.
[101]
F. Schlegel, Spr. u. Weish. d. Ind. (1808), 33 f. (34)
: Nehmen wir vollends die Grammatik der ältern[1] Mundarten[1] hinzu, des Gothischen und Angelsächsischen für den Deutschen[6], des Isländischen für den skandinavischen Zweig unsrer Sprache[5]; so finden wir nicht nur ein Perfectum mit einem Augment, wie im Griechischen[5] und Indischen, einen Dualis, genauere Geschlechts- und Verhältnißbestimmungen der Participien und der Declination, die jetzt verlohren, sondern auch viele andre Flexionen, die jetzt schon etwas abgestumpft und weniger kenntlich sind; die dritte 〈34〉 Person im Singularis und Pluralis der Zeitworte zum Beispiel, zeigen sich wieder vollständig und in vollkommner Uebereinstimmung. Es kann mit einem Worte bei der Betrachtung dieser alten[1] Denkmahle der germanischen Sprache[5] nicht der mindeste Zweifel übrig bleiben, daß sie ehedem eine ganz ähnliche grammatische Structur hatte, wie das Griechische[5] und Römische. ➢ Volltext.
[102]
F. Schlegel, Gesch. d. Lit. (1812), Dt. Mus. 1, 482
: In Einem Stücke wenigstens sollte man das spanische Drama und dessen Form sich zur Regel dienen lassen; ich meine darin, daß auch das Lust- oder überhaupt das bürgerliche Schauspiel dort durchgängig romantisch[7] und eben dadurch wahrhaft poetisch[1] ist. Ganz vergeblich sind und bleiben selbst auf der Bühne alle Versuche, die Darstellung der prosaischen[3] Wirklichkeit durch psychologischen Scharfsinn oder bloßen Modewitz zur Poesie[14] zu erheben, und wer irgend Gelegenheit hat, was andere Nationen[1] Intriguen- oder Charakterstücke nennen, mit dem romantischen[7] Zauber der Calderonischen oder auch anderer spanischen Schauspiele zu vergleichen, der wird kaum Worte finden, um den Abstand dieses poetischen[1] Reichthums mit der Armuth unsrer Bühne und besonders mit jenem Wesen was uns auf derselben für Witz[1] gelten soll, auszudrücken. ➢ Volltext.
[103]
Schleiermacher, Brf. Lucind. (1800), 1 f. (2)
: Ein tüchtiges Urtheil, wie wir es über die Bücher fällen, die so vorkommen, wirst Du doch nicht erwarten? Du weißt ja, [...] wie ich scheu und bedächtig und ehrerbietig mit Allem umgehe, was sich mir als ein eigen gebildetes Wesen ankündigt, sei es ein Mensch[1] oder ein Gedanke oder ein gebildetes Werk, und wie 〈2〉 lange und unersättlich ich bei der Anschauung verweile, ehe ich mich an etwas wage, was einer Uebersicht oder einem Urtheil ähnlich ist. Und nun gar dieses Werk, welches wie eine Erscheinung aus einer künftigen Gott[1] weiß wie weit noch entfernten Welt da steht! Gewiß, sie könnte eben so lange vollendet sein, als sie nun unvollendet ist, ehe ich es mir erlauben würde, in diesem Sinne[1] etwas über die Composition und die Kunst[13] darin überhaupt zu sagen, das heißt wirklich zu meinen. Verhielte sich auch der zweite Theil zu dem ersten nur wie die Rückseite einer Schaumünze oder das Gegenstück eines Gemäldes; so würde ich mir bis zur Vollendung Schweigen[2] und Ungewißheit gebieten, wieviel Betrachtungen dieser Art sich mir auch aufdrängen, seitdem ich mit dem Geist12 und Charakter[1] des Buchs recht gesättigt bin, und seitdem Friedrich Schlegel seine Ansicht von der romantischen[1] Poesie[1] in so klaren Worten von sich gegeben hat. Doch lieber Freund, dieses Aufschieben eines vollendeten Urtheils geht bei mir nicht nur auf die Composition, sondern auf Alles, und ich müßte zu meinem Unglück weniger hohe Begriffe[1] von dem haben, was die Kritik[2] eigentlich leisten kann und soll, wenn es anders wäre. ➢ Volltext.
[104]
A. Schopenhauer, Wille u. Vorst. (1819 [1818]), 88 ff. (90)
: Das Lachen entsteht jedesmal aus nichts anderm, als aus der plötzlich wahrgenommenen Inkongruenz zwischen einem Begriff[1] und den realen Objekten, die durch ihn in irgend einer Beziehung gedacht worden waren, und es ist selbst eben nur der Ausdruck dieser Inkongruenz. Diese tritt aber meistens dadurch hervor, daß mehrere oder wenigstens zwei reale Objekte durch einen Begriff[1] gedacht und seine Identität auf sie übertragen wird: eine gänzliche Verschiedenheit beider im übrigen aber muß es auffallend machen, daß der Begriff[1] nur in einer einseitigen Rücksicht auf beide paßte. Je richtiger einerseits die Subsumtion jener realen Objekte (anschauliche Vorstellungen) unter den Begriff[1] ist, und je größer und greller andrerseits ihre Unangemessenheit zu ihm, desto stärker ist die aus diesem Gegensatz entspringende Wirkung des Lächerlichen. – Ich werde mich hier nicht damit aufhalten, Anekdoten als Beispiele desselben zu erzählen, um daran meine Erklärung zu erläutern: denn diese ist so einfach und faßlich, daß sie dessen nicht bedarf, und zum Beleg derselben ist jedes Lächerliche, dessen sich der Leser 〈89〉 erinnert, auf gleiche Weise tauglich. Wohl aber erhält unsre Erklärung Bestätigung und Erläuterung zugleich durch die Entfaltung zweier Arten des Lächerlichen, in welche es zerfällt, und die eben aus jener Erklärung hervorgehn. Entweder nämlich sind in der Erkenntniß zwei oder mehrere sehr verschiedene reale Objekte, anschauliche Vorstellungen, vorhergegangen, und man hat sie willkührlich durch die Einheit eines beide fassenden Begriffs[1] identifizirt: diese Art des Lächerlichen heißt Witz[4]. Oder aber umgekehrt, der Begriff[1] ist in der Erkenntniß zuerst da, und man geht nun von ihm zur Realität und zum Wirken auf dieselbe, zum Handeln über: Objekte, die übrigens grundverschieden, aber beide in jenem Begriff[1] gedacht sind, werden nun auf gleiche Weise angesehn und behandelt, bis ihre übrige große Verschiedenheit zur Ueberraschung und zum Erstaunen des Handelnden hervortritt: diese Art des Lächerlichen heißt Narrheit. Demnach ist jedes Lächerliche entweder ein witziger Einfall, oder eine närrische Handlung, je nachdem von der Diskrepanz der Objekte auf die Identität des Begriffs[1], oder aber umgekehrt gegangen wurde: ersteres immer willkührlich, letzteres immer unwillkührlich und von Außen aufgedrungen. [...] – Es ergiebt sich aus dieser kurzen, aber hinreichenden Theorie des Lächerlichen, daß [...] der Witz[4] sich immer in 〈90〉 Worten zeigen muß, die Narrheit aber in Handlungen, es sei denn, daß diese nur ihr Vorhaben ausspreche, statt es wirklich zu vollführen. ➢ Volltext.
[105]
A. Schopenhauer, Wille u. Vorst. (1819 [1818]), 126
: Was [...] im Raum und für die sinnliche Erkenntniß das Auge ist, das ist gewissermaaßen in der Zeit[1] und für die innere Erkenntniß die Vernunft[1]. Wie aber die Sichtbarkeit der Gegenstände ihren Werth und Bedeutung doch nur dadurch hat, daß sie die Fühlbarkeit derselben verkündigt, so liegt der ganze Werth der abstrakten Erkenntniß immer in ihrer Beziehung auf die anschauliche. Daher auch legt der natürliche[2] Mensch[1] immer viel mehr Werth auf das unmittelbar und anschaulich Erkannte, als auf die abstrakten Begriffe[1], das bloß Gedachte: er zieht die empirische und metaphysische Erkenntniß der logischen vor: umgekehrt aber sind diejenigen gesinnt, welche mehr in Worten, als Thaten leben, mehr in Papier und Bücher, als in die wirkliche Welt gesehn haben, und die in ihrer größten Ausartung zu Pedanten und Buchstabenmenschen werden. ➢ Volltext.
[106]
R. Schumann, Tageb. I (*1828), 96
: Die Schubertschen Variationen sind das vollendetste romantische[1] Gemälde, ein vollkomner Tonroman – Töne[11] sind höhere Worte. [...] Die Schubertschen Variationen verhalten sich zum Wilhelm Meister, wie überhaupt zum Ton[11] zum Wort; beyde sind aber das Non plus ultra der Romantik[1]. Ton[11] ist überhaupt componirtes Wort. Die Schubertschen Variationen sind überhaupt ein componirter Roman[1] Göthe's, den er noch schreiben wollte..
[107]
R. Schumann, Symph. Spohr (1835), 65
: Man müßte zum drittenmal nachdichten, wenn man für die, welche diese Symphonie [⦿] nicht gehört, ein Bild entwerfen wollte; denn der Dichter verdankt die Worte seiner Begeisterung[3] für die Tonkunst, die Spohr wiederum mit Musik[5] übersetzt[2] hat. Ließe sich ein Zuhörer finden, der, von dem Gedicht und von den Ueberschriften zu den einzelnen Sätzen der Symphonie nicht unterrichtet, uns Rechenschaft von den Bildern, welche sie in ihm erweckt, geben könnte, so wäre das eine Probe, ob der Tondichter seine Aufgabe glücklich gelöst habe. Leider wußte auch ich schon vorher von der Absicht der Symphonie und sah mich wider Willen gezwungen, den Gestalten der Musik[4], die sich mir nur zu deutlich aufdrangen, das noch materiellere Gewand der Pfeifer'schen Dichtung umzuwerfen. | [...] Beethoven hat gar wohl die Gefahr gekannt, die er bei der Pastoral-Symphonie lief. In den paar Worten „mehr Ausdruck der Empfindung als Malerei[5]“, die er ihr voransetzte, liegt eine ganze Aesthetik für Componisten, und es ist sehr lächerlich, wenn ihn Maler auf Portraits an einem Bach sitzen, den Kopf in die Hand drücken und das Plätschern belauschen lassen. Bei unsrer Symphonie, däucht mir, war die ästhetische Gefahr noch größer..
[108]
Solger, Rez. A. W. Schlegel (1819), 83
: Hierauf folgt eine Bestimmung der Begriffe[1] der antiken[2] und modernen[1] oder romantischen[12] Poesie[11], und mit Recht ist diese vorangestellt, da der Verfasser einen ganz praktischen Zweck hatte, und also gleich in den historischen Gegensatz eingehen mußte. Nachdem er diesen oft verkannten und mißverstandenen, und oft selbst bezweifelten Gegensatz vorläufig durch Bilder und Beyspiele deutlich zu machen gesucht, durch Rhythmus und Melodie, Plastik und Malerey[2], die antike[2] und sogenannte gothische Baukunst; so versucht er ihn endlich seinem Wesen nach in bestimmten Worten darzustellen..
[109]
Solger, Rez. A. W. Schlegel (1819), 111
: In diesen unbestimmten Worten läßt er uns dunkel etwas ahnen[3], dem er selbst keinen deutlichen Ausdruck zu leihen vermag..
[110]
Spindler, Jude III (1827), 26
: Der Oberstrichter entsetzte sich, ohne jedoch ein Wort des Mitleids vor den Ohren[4] des Kerkermeisters zu wagen..
[111]
Waagen, Kunstw. Erzgeb. (*1839; 1843), 1
: Als ich nach einer durch zahlreiche und breitleibige Reisegefährten und unaufhörlichen, sehr dicken Tabacksqualm qualvollen Fahrt am 27ten früh endlich in Dresden aus der Schnellpost stieg, war mir ungefähr zu Muthe wie Schiller's Taucher, wenn er aus dem Meeresabgrunde hervorkommt, und ich empfand recht lebhaft die schönen[1] Worte, „und er athmete hoch und er athmete tief und begrüßte das himmlische Licht.“.
[112]
Wackenroder, an L. Tieck (15. 6. 1792), VL 2, 59
: Wie ist es denn möglich, daß Du Dich selber nicht mehr kennst? Oder opferst Du einer lüsternen Begier, einem Kitzel, etwas außerordentliches Dir selbst vorzuthun, Deine Zufriedenheit auf, deren Zerstörung Du voraussiehst? Tieck, ich schäme, ich verdamme mich, daß ich solche Ausdrücke brauchen muß, aber ich kann nicht anders. Das Todte, Unbelebte des Buchstabens[6] mag der Nachdruck der Worte ersetzen..
[113]
Wackenroder, an L. Tieck (ca. 25. 1. 1793), VL 2, 128
: Gebiete dem kleinsten Gedanken Deiner Seele eine feierl[iche] Stille, u[nd] laß, in dieser erhaben-majestät[ischen] Pause Deiner Geistesthätigkeit Dir die goldenen, himmlischen Worte Deine beyden Ohren[2] füllen: Ich bin Schriftsteller, u[nd] abermals: ich bin Schriftsteller. – – – Allein ich muß mich wohl von meiner schwindlichten Höhe herablassen, u[nd] Dir in der Sprache[3] der Menschen, in aller Kürze erzählen: Cur, quomodo, quando..
[114]
Wackenroder, Herz. (1797 [1796]), 11 f. (12)
: Die Begeisterungen der Dichter und Künstler sind von jeher der Welt ein großer Anstoß und Gegenstand des Streites gewesen. Die gewöhnlichen Menschen können nicht begreifen, was es damit für eine Bewandniß habe, und machen sich darüber durchaus sehr falsche und verkehrte Vorstellungen. Daher sind über die inneren Offenbarungen der Kunstgenies eben so viele Unvernünftigkeiten, in und außer Systemen, methodisch und unmethodisch abgehandelt und geschwatzt worden, als über die Mysterien unsrer heiligen Religion[1]. Die sogenannten Theoristen und Systematiker beschreiben uns die Begeiste〈12〉rung des Künstlers von Hörensagen, und sind vollkommen mit sich selbst zufrieden, wenn sie mit ihrer eiteln und profanen Philosophasterey umschreibende Worte[2] zusammengesucht haben, für etwas, wovon sie den Geist[12], der sich in Worte[2] nicht fassen läßt, und die Bedeutung nicht kennen. Sie reden von der Künstlerbegeisterung, als von einem Dinge, das sie vor Augen hätten; sie erklären es, und erzählen viel davon; und sie sollten billig das heilige Wort[1] auszusprechen erröthen, denn sie wissen nicht, was sie damit aussprechen. .
[115]
Wackenroder, Herz. (1797 [1796]), 133
: Seit meiner frühen Jugend her, da ich den Gott[1] der Menschen[1] zuerst aus den uralten heiligen Büchern unserer Religion[1] kennen lernte, war mir die Natur[2] immer das gründlichste und deutlichste Erklärungsbuch über sein Wesen und seine Eigenschaften. Das Säuseln in den Wipfeln des Waldes, und das Rollen des Donners, haben mir geheimnißvolle Dinge von ihm erzählet, die ich in Worten nicht aufsetzen kann. Ein schönes[1] Thal, von abentheuerlichen[3] Felsengestalten umschlossen, oder ein glatter Fluß, worin gebeugte Bäume sich spiegeln, oder eine 〈134〉 heitere[1/5] grüne Wiese von dem blauen Himmel beschienen, – ach diese Dinge haben in meinem inneren Gemüthe mehr wunderbare Regungen zuwege gebracht, haben meinen Geist[19] von der Allmacht und Allgüte Gottes[1] inniger erfüllt, und meine ganze Seele weit mehr gereinigt und erhoben, als es je die Sprache[2] der Worte[1] vermag. Sie ist, dünkt mich, ein allzu irdisches und grobes Werkzeug, um das Unkörperliche, wie das Körperliche, damit zu handhaben. ➢ Volltext.
[116]
Weißenthurn, Braut (1817), 136 f. (137)
: Baroninn. Ist denn der Mensch[1] von Adel[1]? | Wolf. Wenn gleich nicht von altem[1] Adel[1/5], doch vom besten. | Baroninn. Wie verstehen Sie das?
〈137〉 | Wolf. Ich verstehe darunter den Adel[5], der aus Herz und Seele quillt, der alles um sich her froh und glücklich machen will, der, wo Geld helfen kann, mit beyden Händen in die Tasche greift, und wo nicht Geld, nur das theilnehmende Wort gilt, Trost und Hülfe aus dem Herzen schöpft. Das ist der Adel[5] vor dem ich mich tief bücke, und am liebsten meinen Hut abnehme..