[1]
A. F. Bernhardi, Sprachlehre II (1803), 240
: Es ist aus dem obigen klar, daß die romantische[1] Prosa[1] von den Gattungen der prosaischen Poesie[11] die Blüthe und Krone ist [...]. Denn diese ganze Gattung der Poesie[11] geht aus der Geschichte[7] hervor, und im Roman[1] also, der eine historische Gattung ist, muß sie sich am 〈241〉 genauesten anschließen, und in ihrer höchsten Vollkommenheit darstellen können. ➢ Volltext
[2]
Goethe, Litt. Sanscül. (1795), 50
: Der Verfasser bedauert die Armseligkeit der Deutschen[1] an vortrefflich classisch[3] prosaischen Werken und hebt alsdann seinen Fuß hoch auf, 〈51〉 um mit einem Riesenschritte über beinahe ein Dutzend unserer besten Autoren hinwegzuschreiten, die er nicht nennt und mit mäßigem Lob und mit strengem Tadel so charakterisiret, daß man sie wohl schwerlich aus seinen Karrikaturen herausfinden möchte. | Wir sind überzeugt, daß kein deutscher[1] Autor sich selbst für classisch[3] hält und daß die Forderungen eines jeden an sich selbst strenger sind als die verworrnen Prätensionen eines Thersiten, der gegen eine ehrwürdige Gesellschaft aufsteht, die keineswegs verlangt, daß man ihre Bemühungen unbedingt bewundere, die aber erwarten kann, daß man sie zu schätzen wisse. ➢ Volltext.
[3]
Goethe, Litt. Sanscül. (1795), 52
: Man halte diese Bedingungen, unter denen allein ein classischer[3] Schriftsteller, besonders ein prosaischer möglich wird, gegen die Umstände, unter denen die besten Deutschen[1] dieses Jahrhunderts gearbeitet haben, so wird, wer klar sieht und billig denkt, dasjenige, was ihnen gelungen ist, mit Ehrfurcht bewundern und das was ihnen mißlang anständig bedauern. | Eine bedeutende Schrift ist, wie eine bedeutende Rede, nur Folge des Lebens; der Schriftsteller so wenig als der handelnde Mensch[1] bildet die Umstände, unter denen er gebohren wird und unter denen er wirkt. Jeder, auch das größte Genie[4], leidet von seinem Jahrhundert in einigen Stücken, wie er von andern Vortheil zieht, und einen vortrefflichen Nationalschriftsteller kann man nur von der Nation[1] fordern. | 〈53〉 Aber auch der deutschen[1] Nation[1] darf es nicht zum Vorwurfe gereichen, daß ihre geographische Lage sie eng zusammen hält, indem ihre politische sie zerstückelt. Wir wollen die Umwälzungen nicht wünschen, die in Deutschland classische[3] Werke vorbereiten könnten. ➢ Volltext.
[4]
J. Grimm, Fr. Alda (1815), 42
: Um Uebersetzungen[2] überhaupt ist es gar ein mißlich Ding, vollends wo Wort[1] und Wendung jedes seine selbstgewachsene Stelle hat, wie bey echten Volksliedern stets der Fall ist, wo alle Kraft in einer unnachahmlichen Natur[19] und Einfachheit ruht und der Athem davon durch das Ganze zieht, ja es trägt; da muß jede Uebersetzung[2] stocken und hapern. Gelingt sie wort- und stellenweise sogar glücklich und getreu, so muß daneben der Gegensatz dessen, was verschroben, gewunden und aus der Fuge gehoben wird, desto lästerlicher vortreten. In Voßens Homer ist Einzelnes gut, einiges trefflich wiedergegeben, und so weit mußten es Fleiß und Studium schon bringen; allein eben so wenig konnten sie den Mängeln und Härten ausweichen, die mit jenen Vortheilen und Vorzügen ganz folgerecht bestehen; darüber hat das ganze einen gebrochnen, unepischen Ton[3] empfangen. [...] Wenn man [...] abwägt, da, je treuer eine Uebertragung metrisch und wörtlich wird, sie am treuen, fließenden Inhalt desto mehr zu sündigen hat, ob man lieber dort als da fahren lassen will, so scheint es mir unbedenklich, das Göthes Sehnsucht nach einer prosaischen deutschen Uebersetzung[2] Homers [...] das rechte und wahre trifft. ➢ Volltext.
[5]
v. d. Hagen, Vorr. Lit. Grdriß (1812), III f (IV)
: Der bei weitem größte und bedeutendste Theil der Deutschen Literatur bis in das sechzehnte Jahrhundert, gehört der Poesie[3] an, und dieser ganze Zeitraum ist vorzugsweise der poetische[5]; denn die eigentliche Bildung[1] der Prosa[1] fällt erst in's funfzehnte und sechzehnte Jahrhundert, zugleich mit der Buchdruckerkunst: auf ähnliche Weise wie in Griechenland mit der Schreibkunst. Die gleichzeitige Reformazion war dabei gewiß auch nicht ohne Einfluß: so wie dagegen der Katholizismus der Poesie[3] so günstig gewesen war. Zwar ist die frühe Einwirkung eben dieser Religion und einer fremden[1] Sprache[3] 〈IV〉 und Schrift wieder störend für die eigenthümliche Entwickelung der Deutschen Nazionalpoesie gewesen, hat dieselbe frühe zu frommen oder bloß gelehrten Zwecken verarbeitet, und besonders durch Übersetzung religiöser und klassischer[7] Schriften, zugleich eine breite Prosa[1] neben ihr erzeugt: durch welches alles auch die die [sic] Deutsche Poesie[3] den Karakter[1] der romantischen[1] an sich trägt, und sich das eigenthümliche Streben dieser zum prosaischen Roman[1] kund giebt. Dennoch ist die Poesie[3] hauptsächlicher Ausdruck dieser ganzen Zeit[3], und zwar, wie es uns scheint, der eigenthümlichste für Deutschland, indem nicht nur die alte Volkspoesie sich trefflich ausbildete, sondern auch die fremden[1] Romane[1] und religiösen Dichtungen kräftig angeeignet wurden, um so eher, da ihr Geist[12] ursprünglich von hier ausging oder doch verwandt war. So ist denn auch in dieser ganzen Periode eine vollständige poetische[5] Entwickelung sichtbar, und die in der älteren Zeit[3] häufigere Prosa[1], verliert sich in der eigentlichen Blüthezeit des zwölften und dreizehnten Jahrhunderts immer mehr, und selbst die Bibel und Kroniken erscheinen in Reimen. .
[6]
Hamann, Krzzg. d. Phlg. (1762), N 2, 215, Anm.
: Ohngeachtet meiner kauderwelschen Mundart[1] würde ich sehr willig seyn, des Herrn Klopstocks prosaische Schreibart für ein Muster von klaßischer[3/5] Vollkommenheit zu erkennen..
[7]
A. Müller, Beredsamk. (
!1812; 1816), 121
: Wir haben die rhetorische Poesie[1], die wesentlich auf unser Gebiet gehört, mit herübergenommen; dafür geben wir der Poesie[1], was ihr gehört, die poetische[4] Beredsamkeit, nämlich jene Meisterwerke zurück, welche durch eine äußere prosaische Form unsre rhetorische Betrachtung herauszufordern scheinen wie Don Quixote und Wilhelm Meister, aber durch alle ihre inneren Eigenschaften, ihre Absichtlosigkeit, ihre Freiheit[11/14], ihre Ironie[3], ihren poetischen[4] Bau, in jene Sphäre gehören [...]..
[8]
A. W. Schlegel, Shksp. W. Meist. (1796), 84
: Ob es gleich in England keine zwey völlig abgesonderten Sprachen[3] der Vornehmen und Geringen, kein Sanskrit und Prakrit giebt, so weicht doch Shakespeare's poetische[5] Sprache[3] von seiner prosaischen durch die Wahl, Zusammensetzung, Anordnung und Bindung der Worte vielleicht eben so weit ab, als jene Indischen Dialekte[1] von einander. .
[9]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. II (
!1802–03), KAV 1, 773
: Prosaische Theile in komischen Partien Romantischer[12] Dramen. Sehr zu billigen. Alte[10] Poesie[11]: Reine Sonderung der Kunst[13] und Natur[19]; verlor sich also in der Prosa[1], ohne den Rückweg zur Poesie[3] finden zu können. Romantische[12/10] Poesie[11]: unauflösliche Verschmelzung von Kunst[13] und Natur[19]. Also Prosa[1] schon als ursprünglicher Bestandtheil aufgenommen..
[10]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (
!1803–04), KAV 2.1, 45
: Unter den prosaischen Autorn des 16ten Jahrhunderts verdient noch ganz vorzüglich angemerkt zu werden Joh. Fischhart, der Verdeutscher oder Bearbeiter des Rabelais. Wenn ich auf diesen komme, werde ich noch etwas über den eigenthümlichen Charakter[1] seines Witzes[4] sagen. Vielleicht hat niemand die komische Willkühr mit der Sprache[1] weiter getrieben als er, und dabey mit so gründlichem Tiefsinn die possenhafte Tollheit gleichsam erschöpft. In Wortspielen könnten zehn Plagiare über ihn kommen, ohne ihn arm zu stehlen; allein man muß auch gestehen, daß die Freyheit[15] der Zeiten[5] dem guten Humor[2] zu Statten kam: solche Verwegenheit im Scherzen würde jetzt sehr übel aufgenommen werden..
[11]
A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (
!1803–04), KAV 3, 358
: Überhaupt scheint die Dürftigkeit der Deutschen Gelehrten gegen die Wohlhabenheit der Holländischen, welche einen Theil ihres Vermögens auf literarische Hülfsmittel wenden konnten, und die Nothwendigkeit, ihre meiste Zeit[6] mit dem Unterricht zu verderben, ihren Unternehmungen hinderlich gewesen zu seyn. Indessen hat es in Deutschland von jeher viele gründliche Philologen gegeben. Nur in den neuesten Zeiten[3] sind Versuche gemacht worden, das Studium auf die falsche Bahn zu lenken. Es war Heyne besonders, welcher auf eine Reformation drang, wozu auch die bisherige nicht seltne Anhäufung eines pedantischen Wustes Vorwände genug darbot. Er verlangte, man solle bey Lesung der Classiker gleich auf dasjenige gehen, was zur Bildung[2] des Geistes[14] und Veredlung des Gemüths bey tragen könne. Dieß hatten die älteren Philologen unstreitig auch beabsichtet, allein sie hatten mit gutem Grunde gemeynt, es sey hinreichend den Schülern gründlich den Buchstaben[11] der alten Autoren zu eröffnen, so würde ihnen der Geist[30] schon von selbst aufgehen. Aus der Heyneschen Schule hingegen gingen nun Commentare hervor, worin die Leser unaufhörlich wie mit der Nase auf die poetischen[4] Schönheiten hingestoßen werden, voll von Paraphrasen der Diction in Prosa[1], um zu zeigen durch welche Stufen der Dichter zu einem so gelehrten und künstlichen Schmucke gelangt sey, gleichsam als wenn ein Gedicht wie ein phraseologisches Exercitium nach einem prosaischen Schema ausgearbeitet würde..
[12]
A. W. Schlegel, Vorr. Flor. Blansch. (1822), XVII
: Man hat sich auf verschiedene Art bemüht, die zuvor ganz in Vergessenheit begrabenen alten[11] Ritterromane wieder ans Licht zu ziehn. Zuvörderst durch prosaische Auszüge: dieß ist besonders in Frankreich geschehen, aber ohne Kritik[3], ohne Kenntniß der wahren Quellen, nach vergleichungsweise sehr späten und verfälschten Bearbeitungen [...].
[13]
Wieland, Aristipp. II (1800–01), SW 23, 272
: Bei dem prosaischen Lobgesang, welchen der Dichter und Gastmahlgeber Agathon nunmehr dem Liebesgott zu Ehren anstimmt, kann Plato schwerlich eine andere Absicht gehabt haben, als den Sophisten Gorgias durch eine bis zur Carricatur (wiewohl von der feinern Art) getriebene Nachahmung seiner Manier lächerlich zu machen; und daß er diese Absicht wirklich hatte, läßt das ironische[1] Lob, welches Sokrates der so zierlich gedrechselten und prächtig herausgeputzten Puppe ertheilt, nicht bezweifeln..