[1]
A. v. Humboldt, an R. Varnhagen (9. 2. 1833), 15
: Möge die Frühlingssonne Ihnen Beiden Wärme, Heiterkeit und Kräfte gewähren.
[2]
Schelling, Philos. d. Kunst (
!1803–04), SW I, 5, 443
: Nur der Katholicismus lebte in einer mythologischen Welt. Daher die Heiterkeit der poetischen[4] Werke, die in dem Katholicismus selbst entsprungen sind, die Leichtigkeit und Freiheit[13] der Behandlung dieses – ihnen natürlichen[3] – Stoffes, fast wie die Griechen ihre Mythologie behandelt haben. Außer dem Katholicismus kann fast nur Unterordnung unter den Stoff, gezwungene Bewegung ohne Heiterkeit und bloße Subjektivität des Gebrauchs erwartet werden. Ueberhaupt wenn eine Mythologie zum Gebrauch herabgesunken, z. B. der Gebrauch der alten[10] Mythologie in den Modernen[1], so ist dieser, eben weil bloß Gebrauch, bloße Formalität; sie muß nicht auf den Leib passen, wie 〈444〉 ein Kleid, sondern der Leib selbst seyn. Selbst die vollendete Dichtung im Sinn der rein-mystischen Poesie[11] würde eine Absonderung im Dichter, sowie in denen, für welche er dichtet, voraussetzen, sie wäre nie rein, nie aus dem Ganzen der Welt und des Gemüths gegossen. ➢ Volltext
[3]
Schelling, Philos. d. Kunst (
!1803–04), SW I, 5, 730
: Man würde sich sehr irren, wenn man in dem Werk des Calderon eine fromme und heilige Darstellung erwartete [...]: es ist keine Genoveva, wo der Katholicismus absichtlich fromm und im höchsten Grad trübe genommen ist, es ist vielmehr eine durchaus poetische[3] und unauslöschliche Heiterkeit darin; es ist alles, im höchsten Styl, profan darin [...]. ➢ Volltext
[4]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (
!1803–04), KAV 2.1, 189
: Allein das ist ausgemacht, daß viele der modernen[7] und unromantischen Romane[1] sich gerade dasselbe zum Ziel gesetzt, was die Novelle: nämlich Erfahrungen über den Weltlauf mitzutheilen, und etwas als wirklich geschehen zu erzählen. Daher die vielen Überschriften: kein Roman[1], wahre Geschichte[8] u. s. w. Wie wenige dieß leisten, liegt wieder am Tage. Denn erstens enthalten sie keine Wahrheit, sondern Fratzen, und zweytens geschieht auch nichts darin. Im besten Falle aber, wenn beydes geleistet wird, wofern das Detail keine Heiterkeit, keinen fantastischen[2] Farbenzauber, mit einem Worte keinen poetischen[3] Werth an sich hat, so muß doch der Gehalt eines solchen Romans[1] auf das eigentlich Factische reducirt werden, d. h. dasjenige was sich darin zur Novelle qualifizirt.
[5]
L. Tieck, an S. Tieck (
?ca. Ostern 1794), MZM, 350
: [S]ei munter, so viel du es kannst, denn Heiterkeit ist die wahre Medicin des Lebens, eine trübe Laune macht unsre Seelenkräfte stumpfer und der Mensch[1] schrumpft darunter wie eine Mumie zusammen.
[6]
Ahlefeld, Erna (1820), 282
: Zwar hatte ihr Umgang eben keinen sonderlichen Reiz für ihn, da ihre Heiterkeit nicht kindlich spielend, wie er es an Frauen liebte, sondern oft stechend und durch Ironie[1] verwundend war; aber die Hoffnung zog ihn mit magnetischer Kraft zu ihr hin, vielleicht bei ihr ein Wort von Erna zu hören..
[7]
Arndt, Erinn. (1840), 365
: Er konnte von einer Lebendigkeit, Heiterkeit und Liebenswürdigkeit in der Unterhaltung und dem Wortgefechte sein, die alles Frische und Geistreiche mit einem unwiderstehlichen Zauber fortrissen, wenn aus der übersprudelnden Feuerfülle sein blitzender Witz[1] und seine übermütige Laune überströmten [...]..
[8]
B. v. Arnim, Frühlingskr. (*1800–04; 1844), 276
: [D]ann fühlte ich daß nichts mich so beglücken kann als die spielende Heiterkeit in Dir, die doch aus innigster warmer Lebensquelle strömt, lieb Kind! – Tanz ist doch edel! – ja gewiß mit die reinste, die erhabenste der Künste[2]! – Denn jede Kunst[2] hat im Geist[20] ihre Apotheose, und Deine heitere[5] Lebensansicht, Deine Gefühle sind tanzende Wendungen nach der lieblichsten Melodie. – Diesmal im Brief[1] spielen Deine Gefühle auf der Schalmei und begleitet der Witz[1] mit dem Triangel dazu. .
[9]
Aurbacher, Volksbüchl. I (1827), 196
: Hebel [...] trifft immer und sicher den rechten Ton, der in dieser und jener Erzählung vorherrschend sein sollte, und weiß hier liebliche Heiterkeit zu verbreiten, dort zarte Empfindung fürs Schöne und Gute. Er scherzet überaus gern, und die neckischen Einfälle mengen sich überall in die Unterhaltung [...]. Nur wo es Noth thut, lehrt er, und dann allzeit kurz und gut. Sein Witz[1] ist natürlich[2], seine Laune fröhlich, seine Satyre gutmüthig, und seine Empfindung wahr. Bei aller Mannichfaltigkeit der Materien tritt ein stehender Charakter[7] hervor – der zum gemeinen Manne sich freundlich herablassende, mit dessen ganzer Denkweise vertraute, bei Scherz und Ernst sich gleichbleibende, achtungswerthe Hausfreund. Und so denn auch die Sprache[4]..
[10]
Goethe, Brf. Schweiz (1808), WA I, 19, 208
: [S]ie holte tief Athem, ihre Heiterkeit und Freiheit[13] verließ 〈209〉 sie, sie las nicht, sie lispelte es nur und legte es vor mich hin [...]..
[11]
Goethe, Farbenl. Hist. Thl. I (1810), WA II, 3, 287
: Wenn [Athanasius] Kircher auch wenig Probleme auflös't, so bringt er sie doch zur Sprache[11] und betastet sie auf seine Weise. Er hat eine leichte Fassungskraft, Bequemlichkeit und Heiterkeit in der Mittheilung, und wenn er sich aus gewissen technischen Späßen, Perspectiv- und Sonnenuhr-Zeichnungen gar nicht loswinden kann, so steht die Bemerkung hier am Platze, daß, wie jenes im vorigen Jahrhundert bemerkliche höhere Streben nachläßt, wie man mit den Eigenschaften der Natur[2] bekannter wird, wie die Technik zunimmt, man nun das Ende von Spielereien und Künsteleien gar nicht finden, sich durch Wiederholung und mannichfaltige Anwendung eben derselben Erscheinung, eben desselben Gesetzes, niemals ersättigen kann; wodurch zwar die Kenntniß verbreitet, die Ausübung erleichtert, Wissen und Thun aber zuletzt geistlos wird. Witz[1] und Klugheit arbeiten indessen jenen Forderungen des Wunderbaren entgegen und machen die Taschenspielerei vollkommner..
[12]
Goethe, Andenk. Wieland (1813), WA I, 36, 323
: [N]ur das, was man mit Heiterkeit ansehe, werde man recht sehen, war seine Meinung. Wer mit Heiterkeit in seinen eigenen Busen schauen könne, müsse ein guter Mann sein. Darauf komme alles an, und alles übrige Gute entspringe daher. Geist[20], Witz[1], Humor[3] seien die echten Organe[1], womit ein solches Gemüth die Welt anfasse. Alle Gegenstände, selbst die ernstesten, müßten eine solche Klarheit und Freiheit[13] vertragen, wenn sie nicht mit einer nur anmaßlichen Würde prunkten, sondern einen echten, die Probe nicht scheuenden Werth in sich selbst enthielten..
[13]
Goethe, Andenk. Wieland (1813), WA I, 36, 324
: Haben wir jedoch, in sofern von Ansicht, Gesinnung, Übersicht die Rede sein kann, Shaftesbury und Wieland vollkommen ähnlich gefunden, so war doch dieser jenem an Talent weit überlegen; denn was der Engländer verständig lehrt und wünscht, das weiß der Deutsche, in Versen und Prosa[1], dichterisch und rednerisch auszuführen. | Zu dieser Ausführung aber mußte ihm die französische Behandlungsweise am meisten zusagen. Heiterkeit, Witz[1], Geist[20], Eleganz ist in Frankreich schon vorhanden; seine blühende Einbildungskraft, welche sich jetzt nur mit leichten und frohen Gegenständen beschäftigen 〈325〉 will, wendet sich nach den Feen- und Rittermährchen, welche ihm die größte Freiheit[5] gewähren. Auch hier reicht ihm Frankreich in der Tausend und Einen Nacht, in der Romanenbibliothek schon halb verarbeitete zugerichtete Stoffe, indessen die alten[11] Schätze dieses Fachs, welche Deutschland besitzt, noch roh und ungenießbar dalagen..
[14]
Goethe, Dicht. u. Wahrh. III (1814), 388 f. (389)
: In seinen [sc. Klingers] Productionen, in so fern sie mir gegenwärtig sind, zeigt sich ein strenger 〈389〉 Verstand[10], ein biederer Sinn[9], eine rege Einbildungskraft[3], eine glückliche Beobachtung der menschlichen Mannigfaltigkeit, und eine characteristische[2] Nachbildung der generischen Unterschiede. Seine Mädchen und Knaben sind frey[13] und lieblich, seine Jünglinge glühend, seine Männer schlicht und verständig, die Figuren die er ungünstig darstellt, nicht zu sehr übertrieben; ihm fehlt es nicht an Heiterkeit und guter Laune, Witz[1] und glücklichen Einfällen; Allegorieen und Symbole stehen ihm zu Gebot; er weiß uns zu unterhalten und zu vergnügen, und der Genuß würde noch reiner seyn, wenn er sich und uns den heitern[5] bedeutenden Scherz nicht durch ein bitteres Miswollen hier und da verkümmerte..
[15]
Goethe, Ital. Reise I (1816), WA I, 30, 49
: Als ich ihm nun die genaueste Auskunft fast über alles gegeben, um was er mich befragt, wechselten Heiterkeit und Ernst in den Zügen des Mannes. Er war froh und gerührt, das Volk[5] erheiterte sich immer mehr und konnte unserm Zwiegespräch zuzuhören nicht satt werden, wovon er freilich einen Theil erst in ihren Dialect[1] übersetzen mußte..
[16]
C. Gotter, an A. Böhmer (18. 6. 1800), C 1, 605
: Wahrscheinlich hat sie nun schon genug Bäder gebraucht, um beurtheilen zu können ob sie ihr gute Wirkung thun, schreibe uns ja davon [...] und sage uns auch etwas von ihrer Stimmung, hoffentlich haben ihre geschwächten Nerven außer in den Augenblicken, wo sie leidet keinen Einfluß auf ihre sonstige Heiterkeit, und sie kann, so lange sie von unangenehmen körperlichen Empfindungen frey[1] ist, die Zerstreuungen der Reise und alles, woran sie sonst so vielen Antheil nimmt, genießen..
[17]
Hegel [Hotho], Aesth. I (1835), 293
: Das macht überhaupt die Heiterkeit der homerischen Götter[5], und die Ironie[1] in der Verehrung derselben aus, daß ihre Selbstständigkeit und ihr Ernst sich ebenso sehr wieder auflösen, insofern sie sich als die eigenen Mächte des menschlichen Gemüths darthun, und dadurch den Menschen[1] in ihnen bei sich selber seyn lassen. ➢ Volltext.
[18]
Hegel [Hotho], Aesth. III (1838), 52
: Ist [...] von Hause aus ein frohes Naturell, Freiheit[14], Heiterkeit, Entschiedenheit, die das Leben und die Bande der Wirklichkeit leicht nehmen und es kurz damit abzumachen wissen, vom Künstler zu Grunde gelegt, so vergesellschaften sich damit auch mehr ein natürlicher[2] Adel[5], Grazie, Frohheit, Freiheit[13] und Schönheit[1] der Form. ➢ Volltext.
[19]
Hegel [Hotho], Aesth. III (1838), 105
: In der freieren[11] Entfaltung [...] der italienischen Malerei haben wir [...] einen anderen Charakter[1] der Kunst[4] aufzusuchen. Außer dem religiösen Inhalt des alten[1] und neuen[3] Testaments und der Lebensgeschichten von Märtyrern und Heiligen entnimmt sie ihre Gegenstände größtentheils nur aus der griechischen[2] Mythologie, selten dagegen aus den Ereignissen der Nationalgeschichte, oder [...] aus der Gegenwart und Wirklichkeit des Lebens; gleich selten, spät und vereinzelt erst, aus der landschaftlichen Natur[2]. Was sie aber für die Auffassung und künstlerische Ausarbeitung des religiösen Kreises vornehmlich hinzubringt, ist die lebendige Wirklichkeit des geistigen und leiblichen Daseyns, zu welcher jetzt alle Gestalten sich versinnlichen und beseelen. Für diese Lebendigkeit bildet von Seiten des Geistes[19] jene natürliche[2] Heiterkeit, von Seiten des Körpers jene entsprechende Schönheit[1] der sinnlichen Form das Grundprincip, welche für sich, als schöne[1] Form schon, die Unschuld, Frohheit, Jungfräulichkeit, natürliche[2] Grazie des Gemüths, Adel[5], Phantasie[1] und eine liebevolle Seele ankündigt. ➢ Volltext.
[20]
Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. II (1834), 119
: Anna [Boleyn] war [...] geistreich, lebhaft, und von einer Heiterkeit, der sie 〈120〉 nicht immer Gränzen zu setzen verstand. [...] Am Hofe wurde ihr ungemessener Beifall gezollt, und, wie man sagt, nicht ohne ihre Ehre und ihren guten Ruf zu gefährden; selbst ihre Vertheidiger verdammen die allzugroße Freiheit[15] ihrer Rede und das Unsittliche ihres Betragens..
[21]
S. v. Knorring, Evremont I (1836), 227
: [S]o waren die Männer dieß Mal bei der Tafel allein, und der General benuzte die größere Freiheit[4], die dadurch entstand, als der Wein ihn etwas begeisterte, zu manchen Scherzen, die die Gegenwart der Frauen[1] unmöglich gemacht haben würde, und es schien seine Heiterkeit zu erhöhen, wenn er solche witzige Einfälle an den Geistlichen[2] richten konnte, der nicht recht den Muth hatte, sie abzuweisen [...]..
[22]
Laube, Jg. Eur. II.2 (1837), 202
: Hier begegnete ihm Leopold, der sich in großer Heiterkeit über diesen Volkssturm hin und herbewegte: „Man sieht doch, daß sie Blut 〈203〉 in den Adern haben, das sind natürliche[2] Urzustände, die Polizei hört auf, die Poesie[15] beginnt.“.
[23]
Novalis, Aftdg I (*1799–1800; 1802), 95
: Habe ich doch schon oft, rief Heinrich aus, mich an dem Aufgang der bunten Natur[2], an der friedlichen Nachbarschaft ihres mannichfaltigen Eigenthums ergötzt; aber eine so schöpferische und gediegene Heiterkeit hat mich noch nie erfüllt wie heute. Jene Fernen sind mir so nah, und die reiche Landschaft ist mir wie eine innere Fantasie[19]. Wie veränderlich ist die Natur[2], so unwandelbar auch ihre Oberfläche zu seyn scheint..
[24]
Schelling, Dante (1803), 48
: Das Infernum ist nicht nur, wie schon bemerkt, der äußern Form der Darstellung nach, sondern dadurch von den andern Theilen unterschieden, daß es vorzugsweise das Reich der Gestalten, und demnach der plastische[3] Theil des Gedichts ist. Das Purgatorium muß man als den pittoresken[1] erkennen. Nicht allein sind die Büßungen, die den Sündern hier auferlegt werden, zum Theil ganz malerisch[3], bis zur Heiterkeit behandelt; sondern insbesondere bietet die Wanderung über die heiligen Hügel der Büßungsstätte einen raschen Wechsel vorübergehender Aussichten, Scenen und mannichfacher Wirkungen des Lichtes dar, bis auf den letzten Grenzen desselben, nachdem der Dichter am Lethe angekommen ist, die höchste Pracht der Mahlerey und der Farbe sich aufthut in den Schilderungen der göttlichen uralten Hayne dieser Gegend, der himmlischen Klarheit der Wasser, die von ihren ewigen Schatten bedeckt sind, der Jungfrau, der er an ihren Ufern begegnet und der Ankunft der Beatrice in einer Wolke von Blumen, unter einem weißen Schleyer, bekränzt mit Oliven, gehüllt in einen grünen Mantel und in Purpur lebendiger Flamme gekleidet. ➢ Volltext.
[25]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (
!1803–04), KAV 2.1, 173
: Der Chor [...] war Repräsentant einer harmonisch frey[13] versammelten Menge d. i. eines Volksfestes. Dieß war er immer, wenn er auch, wie in den Tragödien eine ernste ja traurige Handlung[3] feyerte. Es war immer Feyer, ein wirkliches Volksfest konnte sich ja auch auf dergleichen beziehen, denn wir müssen hier ganz unsern rohen Begriff[1] entfernen, die Volksfeste waren die künstlerisch organisirte[7] öffentliche Geselligkeit überhaupt, der schönste[1] Selbstgenuß der Staaten. – So war in der Ode aus der ihr eignen contemplativen Concentration die heiterste[5] Geselligkeit wiederhergestellt. Daher die Neigung zur Fröhlichkeit auch in der höheren Lyrik der Alten[10], die auf uns gekommnen Gesänge des Pindar athmen in der That festliche Freude an einer festlichen Freude. | Bey den Neueren[3] geht nun die Richtung im allgemeinen mehr auf das Subjektive und Ideale, und es findet sich kein solches Gegengewicht, welches den lyrischen Sänger in die äußere Welt zurückriefe. Daher ist der Charakter[1] der eigenthümlich romantischen[12/9] Ode, der Canzone, statt der geselligen Heiterkeit des Chores, vielmehr einsiedlerisch schwermüthig, und es ist ein vorwaltender Hang zur beschaulichen Vertiefung in sich selbst, in die Abgründe des eignen Gemüths, sichtbar..
[26]
A. W. Schlegel, Dramat. Lit. II.2 (1811), 72 f. (73)
: Wo das eigentlich Tragische eintritt, hört freylich alle Ironie[1] auf; allein von dem eingestandnen Scherz der Komödie an bis dahin, wo die Unterwerfung sterblicher Wesen unter ein unvermeidliches Schicksal den strengsten Ernst fodert, giebt es eine Menge menschlicher Verhältnisse, die allerdings, ohne die ewige Gränzscheidung zwischen Gut und Böse zu verwirren, mit Ironie[3] betrachtet werden dürfen. Diesem Zweck dienen die komischen Personen und Auftritte, welche in Shakspeare's meisten Stücken einer edlen und erhöhenden Darstellung romantischer[7] Dichtungen oder historischer Vorfälle eingeflochten sind. Manchmal ist eine bestimmte Parodie des ernsthaften Theils darin nicht 〈73〉 zu verkennen; andremale ist der Zusammenhang loser und willkührlicher, um so mehr, je wunderbarer die Erfindung des Ganzen ist, je mehr es bloß zu einer leichten Gaukeley der Fantasie[1] wird. Ueberall dienen die komischen Unterbrechungen dazu, zu verhüten, daß das Spiel sich nicht in ein Geschäft verwandle, dem Gemüth seine Heiterkeit zu bewahren, und jenen trüben schwunglosen Ernst abzuhalten, der sich so leicht im sentimentalen jedoch nicht tragischen Schauspiele einschleicht. ➢ Volltext.
[27]
L. Tieck, Vorr. Minnelied. (1803), XXIII
: Im Süden hatte sich alle Poesie[11] in Phantasie[18] verflüchtigen, im Norden hatte sie sich schon früh in Gemeinheit, Alltäglichkeit und Gleichgültigkeit verliehren wollen. Mit diesem, ihrem widerwärtigsten Gegentheil vermählte sie dieser unergründliche Geist[32] [sc. Schakspeare] und gab ihr die moralische Kraft und die Kühnheit, das Schicksal darzustellen und auszusprechen, die wir an ihm nie genug bewundern können. Er zieht einen magischen Kreis der schmerzhaftesten Ironie[1] um seine Phantasieen[19], aus welchem sie nicht weichen dürfen, und die uns nun eben so heiter[5] als wehmüthig, eben so groß und gewaltig, als beengt und niedergedrückt erscheinen wollen. Eben so räthselhaft als Cervantes, ergreift uns in seiner Gegenwart eine Bangigkeit, weil wir ein Geheimniß spüren, welches uns die frische Heiterkeit des südlichen Dichters in jedem Augenblick wieder vergessen läßt. .
[28]
Wackenroder, Phant. ü. d. Kunst (1799), 200
: Mit leichter, spielender Freude steigt die tönende Seele aus ihrer Orakelhöhle hervor, – gleich der Unschuld der Kindheit, die einen lüsternen Vortanz des Lebens übt, die, ohne es zu wissen, über alle Welt hinwegscherzt, und nur auf ihre eigene innerliche Heiterkeit zurücklächelt. .