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[1] Goethe, Faust I (1808), WA I, 14, 40 f. (41), V. 731: Nun komm herab, krystallne reine Schale! | Hervor aus deinem alten Futterale, | An die ich viele Jahre nicht gedacht! | Du glänztest bei der Väter Freudenfeste, | Erheitertest die ernsten Gäste, | ⟨41⟩ Wenn einer dich dem andern zugebracht. | Der vielen Bilder künstlich reiche Pracht, | Des Trinkers Pflicht, sie reimweis zu erklären, | Auf Einen Zug die Höhlung auszuleeren, | Erinnert mich an manche Jugend-Nacht; | Ich werde jetzt dich keinem Nachbar reichen, | Ich werde meinen Witz[3] an deiner Kunst nicht zeigen; | Hier ist ein Saft, der eilig trunken macht. | Mit brauner Fluth erfüllt er deine Höhle. | Den ich bereitet, den ich wähle, | Der letzte Trunk sei nun, mit ganzer Seele, | Als festlich hoher Gruß, dem Morgen zugebracht!

[2] Grosse, Genius I (1791), 205: Der Garten war zwar etwas verwildert, aber er hatte [...] dadurch gewonnen, daß er seine Kunst von der Natur[2/19] hatte wieder verdrängen lassen.

[3] Krünitz, Oecon. Encycl. XVI (1779; 21787), 199: Bewege durch den Garten stark die Einbildungskraft[1] und die Empfindung, stärker, als eine bloß natürlich[1] schöne[1] Gegend bewegen kann. Rufe daher natürliche[1] Schönheit[1] der Landschaft herbey: rufe aber auch die Kunst, damit sie jene durch ihre Mitwirkung mehr erhöhe.

[4] Ritter, Fragm. II (*?1799; 1810), 129, Nr. 514: Wie selten mag eine Sonne ihren Frühling feyern, und, wer weiß, ist das Blühen einer Sonne im großen Garten der Natur[2] nicht eine eben so seltene Erscheinung, als das Blühen einer Aloe im kleinen Garten der Kunst!

[5] F. Schlegel, Ath.-Fragm. (1798), 67, Nr. 245: Ein Gedicht oder ein Drama, welches der Menge gefallen soll, muß ein wenig von allem haben, eine Art Mikrokosmus seyn. Ein wenig Unglück und ein wenig Glück, etwas Kunst, und etwas Natur[19], die gehörige Quantität Tugend und eine gewisse Dosis Laster. Auch Geist[27] muß drin seyn nebst Witz1, ja sogar Philosophie, und vorzüglich Moral, auch Politik mitunter. Hilft ein Ingrediens nicht, so kann vielleicht das andre helfen. Und gesetzt auch, das Ganze könnte nicht helfen, so könnte es doch auch, wie manche darum immer zu lobende Medizin, wenigstens nicht schaden.

[6] F. Schlegel, Spr. u. Weish. d. Ind. (1808), 56: Der Gang der bloß grammatischen Kunst und Ausbildung ist in den beiden Hauptgattungen grade umgekehrt. Die Sprache[3] durch Affixa ist im Anfang ganz kunstlos, wird aber immer künstlicher[1], je mehr die Affixa mit dem Hauptwort zusammenschmelzen; in den Sprachen[3] durch Flexion hingegen geht die Schönheit[1] und Kunst der Structur, durch den Hang sichs zu erleichtern, allmählig mehr und mehr verlohren, wie wir es sehen, wenn wir manche deutsche[5], romanische[1] und jetzige indische Mundarten[1] mit der ältern[1] Form, aus der sie abstammen, vergleichen. Volltext

[7] Schleiermacher, Brf. Lucind. (1800), 1 f. (2): Ein tüchtiges Urtheil, wie wir es über die Bücher fällen, die so vorkommen, wirst Du doch nicht erwarten? Du weißt ja, [...] wie ich scheu und bedächtig und ehrerbietig mit Allem umgehe, was sich mir als ein eigen gebildetes Wesen ankündigt, sei es ein Mensch[1] oder ein Gedanke oder ein gebildetes Werk, und wie ⟨2⟩ lange und unersättlich ich bei der Anschauung verweile, ehe ich mich an etwas wage, was einer Uebersicht oder einem Urtheil ähnlich ist. Und nun gar dieses Werk, welches wie eine Erscheinung aus einer künftigen Gott[1] weiß wie weit noch entfernten Welt da steht! Gewiß, sie könnte eben so lange vollendet sein, als sie nun unvollendet ist, ehe ich es mir erlauben würde, in diesem Sinne[1] etwas über die Composition und die Kunst darin überhaupt zu sagen, das heißt wirklich zu meinen. Verhielte sich auch der zweite Theil zu dem ersten nur wie die Rückseite einer Schaumünze oder das Gegenstück eines Gemäldes; so würde ich mir bis zur Vollendung Schweigen[2] und Ungewißheit gebieten, wieviel Betrachtungen dieser Art sich mir auch aufdrängen, seitdem ich mit dem Geist12 und Charakter[1] des Buchs recht gesättigt bin, und seitdem Friedrich Schlegel seine Ansicht von der romantischen[1] Poesie[1] in so klaren Worten[2] von sich gegeben hat. Doch lieber Freund, dieses Aufschieben eines vollendeten Urtheils geht bei mir nicht nur auf die Composition, sondern auf Alles, und ich müßte zu meinem Unglück weniger hohe Begriffe[1] von dem haben, was die Kritik[2] eigentlich leisten kann und soll, wenn es anders wäre. Volltext

[8] Chr. F. D. Schubart [L. Schubart], Id. Tonk. (*1784–85; 1806), 61: Kalte Pädagogen werfen ihm [sc. Antonio Lolli] zwar vor, daß er den Tact nicht immer beobachte: aber lächerlich ist es, dem ungestümen Leben und Weben des Genies[4] Schranken zu setzen. [...] Was seine Compositionen betrifft, so enthalten sie zwar reiche Geniezüge; aber von Seite der Kunst sind sie sehr tadelhaft, denn Colli's [sic] Geist[20] hasst alle Schranken.

[9] Chr. F. D. Schubart [L. Schubart], Id. Tonk. (*1784–85; 1806), 104: Händel war ein vortrefflicher Contrapunctist, doch opferte er niemahls das Genie[5] der Kunst auf [...].

[10] L. Tieck, Phantasus I (1812), 95: Wir hörten von den Englischen Parks, von denen viele in der That in hoher Schönheit[1] prangen, und so fing man denn in Deutschland ebenfalls an, mit Bäumen, Stauden und Felsen auf mannichfache Weise zu malen, lebendige Wasser und Wasserfälle mußten die springenden Brunnen verdrängen, so wie alle geraden Linien nebst allem Anschein von Kunst verschwinden mußten, um der Natur[19] und ihren Wirkungen auf unser Gemüth Raum zu gewähren.

[11] S. Tieck, Mähr. (1797), 61: Der [...] König schlief bald darauf fest ein, der Prinz näherte sich und suchte [...] den Talisman [...], endlich fand er ihn und [...] wollte seine Kunst sogleich versuchen, drehte ihn und stand am Ufer des Sees.

[12] ?S. Boisserée, Rez. Quaglio (1820), 166.

[13] Hirschfeld, Gartenkunst IV (1782), 112.

[14] Novalis, Aftdg I (*1799–1800; 1802), 14.

[15] A. W. Schlegel, Shksp. W. Meist. (1796), 98 f. (99).

[16] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. II (!1802–03), KAV 1, 773.

[17] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. II.2 (1811), 13 f. (14).

[18] F. Schlegel, Gesch. d. Lit. (1812), Dt. Mus. 1, 479.

[19] L. Tieck, Zerbino (1799), 304.

[20] Winckelmann, Anm. Gesch. Kunst (1767), 94.














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