Wortliste
Adel
Brief
Buchstabe
Dialekt
Freiheit
Ironie
ironisch
klassisch
Kritik
Ohr
progressiv
romantisch
Tier
Witz
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Freiheit
Ironie
ironisch
klassisch
Kritik
Ohr
progressiv
romantisch
Tier
Witz
Struktur
Semantik
Belege
[1]
Novalis, Poëticism. (*1798), NS 2, 537, Nr. 54: [I]n der Universalgeschichte der Poësie [lösen sich] die Antike, Moderne[1], und Vereinigte Periode ab[.]
[2] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. II (!1802–03), KAV 1, 546: Andre Hervorbringungen können nur im Zusammenhange einer gewissen Nationalbildung verstanden werden; so vornämlich das Theater. So kann man die Französische Tragödie, 〈wiewohl sie ganz und gar nicht romantisch[2/4/8]〉, nicht als Nachbildung, oder wie die Franzosen selbst meynen als Vervollkommnung der antiken Tragödie betrachten [...].
[3] F. Schlegel, an A. W. Schlegel (8. 9. 1805), KJ 1, 229: Ich bin ganz und gar nicht so antiantik als Tieck; doch glaube ich wohl, daß die romantischen[15/12] und alt〈230〉deutschen Metra unsrer Sprache[3] näher liegen und eine grössere Stelle darin einnehmen müssen als die Griechischen[2], die ich nur für nothwendige Ergänzungen ansehn kann.
[4] Wackenroder, an seine Eltern (24. 8. 1793), VL 2, 224: Wie Sie sehen, sind beyde Arten von Gefässen, von einer schönen[1] Form, die ganz die Simplicität, und die schön[1] gekrümmten Linien antiker Gefäße hat.
[5] A. F. Bernhardi, Sprachlehre II (1803), 335: Daher muß sich diese Theorie in der folgenden Darstellung ihren Hauptmomenten nach, wiederfinden, doch werden diejenigen, welche mit jener Theorie bekannt sind, einige Abweichungen von derselben nicht übersehen, wohin unter andern auch das gehört, daß wir uns nicht bloß auf die quantitirenden Sprachen[3], sondern auch auf die accentuirten eingelassen haben, welche wie sich im folgenden zeigen wird, die Regel und das Gesetz des antiquen Rhythmus sehr bedingt anwenden können. ➢ Volltext.
[6] A. F. Bernhardi, Sprachlehre II (1803), 439: Da das Grundgesetz alles Rhythmus Causalität ist, und der Satz die Darstellung des Verstandes[10]: so wird diejenige Art der causalen Verknüpfung, welche die verständigere ist, auch die der Periode eigenthümlichere sein. Ob wir daher gleich im Vorigen eine doppelte Art der Verknüpfung kennen lernten, die eine in antiquen Versen, wo der Grund oder die Arsis vorhergieng, die zweite in modernen[1] Versen, wo die Thesis, oder die Folge voraus gesetzt ward: so sieht man doch leicht, daß die erstere, als die dem Verstande[10] angemesserne in der Periode allein vorkommen werde. ➢ Volltext.
[7] Brockhaus, Bild.-Conv.-Lex. I (1837), 90:, ein Wort röm. Ursprungs, heißt überhaupt alt oder alterthümlich, wird aber gegenwärtig blos von den Gegenständen der Kunst gebraucht, welche aus den Zeiten des classischen Alterthums der Griechen und Römer auf uns gekommen sind..
[8] Brockhaus, Bild.-Conv.-Lex. III (1839), 161: [D]ie der christlichen Zeit[3] eigenthümliche Richtung von Poesie[1] und Kunst[4] [wird] im Gegensatze des Antiken [...] eine moderne[1] genannt und als Haupteigenschaft derselben die im Mittelalter und vorzüglich mit dem 12. Jahrh. sich geltend machende Romantik[8] angenommen, für die aber am Ende des Mittelalters durch das erneuerte Studium der Literatur und Kunst[4] der Alten[10] [...] eine neue[1] Periode anhob, welche auch vorzugsweise als die moderne[8] und dann die vorhergehende als die romantische[13] bezeichnet wird..
[9] Collin, an A. W. Schlegel (13. 4. 1808), KJ 1, 536: Am meisten freue ich mich wohl, Sie nun bald über den Gegensatz des Antiken und Romantischen[12], über das Wesen der romantischen[12] Tragödie, über das, was sie romantisch[12] macht, sprechen zu hören. Ob die Beymischung des Komischen der romantischen[12] Tragödie nothwendig oder bloß natürlich[11] – und warum das eine oder das andere? Ob das romantische[12] reine Poesie[11], oder bloß Uibergang [sic] sey zu einer? Ich bin dabey recht egoistisch. Denn es sey bekannt: das alles wünsche ich bloß zu hören, weil ich selbst darüber nicht klar bin..
[10] Goethe, Klass. u. Rom. (1820), 107: Monti, Verfasser von Aristodem und Cajus Gracchus, Uebersetzer der Ilias, kämpft eifrig und kräftig auf der klassischen[8] Seite. Seine Freunde und Verehrer stehen dagegen für die romantische[14] Parthey und versichern, seine eignen besten Werke seyen romantisch[4], und bezeichnen solche namentlich, worüber der kostbare Mann, höchst verdrießlich und aufgebracht, das ihm zugedachte falsche Lob gar nicht anerkennen will. | Und doch ließe sich dieser Widerstreit sehr leicht heben, wenn man bedenken wollte daß jeder, der von Jugend an seine Bildung[5] den Griechen und Römern verdankt, nie ein gewisses antikes[2] Herkommen verläugnen, vielmehr jederzeit dankbar anerkennen wird was 〈108〉 er abgeschiedenen Lehrern schuldig ist, wenn er auch sein ausgebildetes Talent der lebendigen Gegenwart unaufhaltsam widmet und, ohne es zu wissen, modern[2] endigt wenn er antik[3] angefangen hat..
[11] Goethe, an H. K. A. Eichstädt (4. 12. 1822), WA IV, 36, 221: Ew. Hochwohlgeboren | haben durch die gewandte Einschaltung der komischen modernen Reime in ein
[12] Goethe, Igel. Mon. (1829), WA I, 49.2, 43: Auf dem Gipfel des Ganzen eine Kugel, von der sich ein Adler, den Ganymed entführend, erhob. Dieses wie das vorige Bild wahrscheinlich auf früh verstorbene Lieblinge der Familie deutend, ganz im
[13] v. d. Hagen, Vorr. Lit. Grdriß (1812), VI: Die bloß chronologische [Anordnung] giebt nur Annalen, und zeigt keine historische Entwickelung. Die Absonderung nach den Dichtarten ist daher um so nöthiger und schicklicher, weil die Geschichte[1] der Poesie[3] durch sie bedingt ist, und daher z. B. die antike Poetik eine ganz andere ist, als die romantische[13] und moderne[8]. Die dreieinigen Grundformen, die epische, lyrische und dramatische, sind zwar allgemeingültig und überall, wo die Poesie[3]; aber einmal haben sie selber, in der Erscheinung, sich aus und nach einander entwickelt; und dann sind sie nach Ort und Zeit[3] mehr oder minder rein ausgebildet.
[14] v. d. Hagen, Vorr. Lit. Grdriß (1812), X f. (XI): Doch knüpfen sich an diese Fabelkreise mehre Gedichte, welche sich besonders über die folgende glorreiche Zeit der Kreuzzüge hinziehen. Wir standen dabei an, ob wir sie nicht den ihnen 〈XI〉 nächsten Kreisen anreihen sollten: aber da sie sich doch mehr vereinzeln, und in ihnen der historische Grund schon stärker hervortritt, so haben wir sie lieber in einheimische und ausheimische abgesondert, und chronologisch geordnet. Es folgen auf sie die romantischen[12] Umdichtungen antiker Stoffe, nach ihrer mythischen und historischen Folge.
[15] v. d. Hagen, Denkm. rom. Baukunst (1827), 94: Die an dem oberen Umgange des Chors eingebauten Granitsäulen von ungleicher Stärke sind offenbar (wie jene zu Aachen) aus andern, vermuthlich antiken Gebäuden hieher versezt [...]..
[16] Hegel [Hotho], Aesth. I (1835), 202: Wir können [...] die heitere[4] Ruhe und Seligkeit, dieß Sichselbstgenügen in der eigenen Beschlossenheit und Befriedigung als den Grundzug des Ideals an die Spitze stellen. Die ideale Kunstgestalt steht wie ein seliger Gott[4] vor uns da. Den seligen Göttern[4] nämlich ist es mit der Noth, dem Zorn und Intresse in endlichen Kreisen und Zwecken kein letzter Ernst, und dieses positive Zurückgenommenseyn in sich bei der Negativität alles Besonderen giebt ihnen den Zug der Heiterkeit[3] und Stille. In diesem Sinne[1] gilt das Wort[2] Schillers: „Ernst ist das Leben, heiter[4] ist die Kunst[2].“ Zwar ist häufig genug pedantisch hierüber gewitzelt worden, da die Kunst[2] überhaupt und vornehmlich Schillers eigene Poesie[11] von der ernstesten Art sey, – wie denn die ideale Kunst[2] auch in der That des Ernstes nicht entbehrt, – aber in dem Ernste eben bleibt die Heiterkeit[3] in sich selbst ihr wesentlicher Charakter[1]. Diese Kraft der Individualität, dieser Triumph der in sich koncentrirten konkreten Freiheit[10] ist es, den wir besonders in antiken Kunstwerken[2] in der heiteren[4] Ruhe ihrer Gestalten erkennen. ➢ Volltext.
[17] Heine, Romant. Schule (1836), 19: Die Poesie[11] in allen diesen Gedichten des Mittelalters trägt einen bestimmten Charakter[1], wodurch sie sich von der Poesie[11] der Griechen und Römer unterscheidet. In Betreff dieses Unterschieds nennen wir erstere die romantische[[4/8/13] und letztere die klassische[5/6/7] Poesie[11]. Diese Benennungen aber sind nur unsichere Rubriken und führten bisher zu den unerquicklichsten Verwirrnissen, die noch gesteigert wurden, wenn man die antique Poesie[11] statt klassisch[5/6/7] auch plastisch[3/4/5] nannte. ➢ Volltext.
[18] Heine, Romant. Schule (1836), 50: Aber auch hier blieb jene Reaction nicht aus, welche jeder Uebertreibung auf dem Fuße folgt. Wie das spiritualistische Christenthum eine Reaction gegen die brutale Herrschaft des imperial römischen Materialismus war; wie die erneuerte Liebe zur heiter[5] griechischen[2] Kunst[10] und Wissenschaft als eine Reaction gegen den bis zur blödsinnigsten Abtödtung ausgearteten christlichen Spiritualismus zu betrachten ist; wie die Wiedererweckung der mittelalterlichen Romantik ebenfalls für eine Reaction gegen die nüchterne Nachahmerei der antiken, klassischen[7] Kunst[10] gelten kann: so sehen wir jetzt auch eine Reaction gegen die Wiedereinführung jener katholisch feudalistischen 〈51〉 Denkweise, jenes Ritterthums und Pfaffenthums, das in Bild und Wort[8] gepredigt worden und zwar unter höchst befremdlichen Umständen. ➢ Volltext.
[19] Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. I (1834), 237 f. (238): Antike[4], Antiken[3], (vom lateinischen Worte[1] antiquus, längst verflossen, alt[1]) die Kunst[11] der Alten[10], Alterthümer[5]; im scharfen 〈238〉 Gegensatze zur Kunst[11] der Neuen[5] zur modernen[1] oder romantischen[12] Kunst[11]. Die antike Kunst[11] (eigentlich nur die griechische[2] zu nennen) ist leichter zu beurtheilen, als in ihrem Stile zu schaffen. Ideale Ruhe, göttlicher Adel[5] in der Form und kühne Einfachheit sind die Kennzeichen, das Wesen der Antike[4]. Woher aber jene himmlische Ruhe, jene unnachahmliche Grazie, jene Abgeschlossenheit (Plastik) in der Antike[4]? – Griechenland war von Poesie[14] durchdrungen, nämlich von einer Phantasie[3], die ihre Ideale im Leben selbst vorfand, und dieselben in Formen bringen konnte, die wirklich vorhanden waren; die Kunst[11] besteht aber nur in dieser Verschmelzung des Ideals mit der Wirklichkeit, diese Erhebung des Irdischen zum übersinnlichen Genusse. Und wenn ein poetischer[1] Mensch derjenige ist, welcher bei Beschauung irdischer Gegenstände diesen sogleich ihre himmlische Beziehung in schöner[1] Form anweist, so waren die Griechen eine poetische[1] Nation[1], und die Kunst[4] lag ihnen nahe. Das Schöne[1] setzten sie über Alles, weil sie selbst schön[1] waren; sie vergötterten schöne[1] Menschen nach dem Tode; ihre Lebensaufgabe war Genuß des Schönen[1]..
[20] Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. IV (1835), 201: Die Gesetze der Einheit von Zeit[13], Ort und Handlung[3] wurden nicht nur als die festeste Norm befolgt, sondern sie dienten auch bei der Beurtheilung jedes tragischen Dichtwerks als Maßstab. Eine Verschmelzung dieser Nachahmung der antiken Muster mit dem Geiste[12] der Nation[1] finden wir bei den Heroen der französischen Tragödie Corneille [...] und Racine [...]. Diese beiden und Molière [...] rissen die Bühne aus ihrer ersten Rohheit. Doch blieb immer eine Steifheit, ein geziertes, hochtrabendes Wesen zurück, das selbst Voltaire [...] 〈202〉 [...] nicht verdrängen konnte. [...] Gegen jene klassischen[4/8] Vorbilder erhob sich in neuester[3] Zeit[3] die Schule der Romantiker[3], an deren Spitze Victor Hugo [...] steht. Sie hat zwar die altfranzösische Tragödie nicht verdrängen können, behauptet aber doch siegreich ihren Platz neben ihr, und wie aus allen Kämpfen der Art, so wird auch hier ein vermittelndes Princip aus den Eigenthümlichkeiten beider Schulen ein gutes, erfreuliches Resultat schaffen..
[21] A. v. Humboldt, Basalte Rhein (1790), 126: Den Basalt der Alten[10] hält Herr Desmarest für eine Art Schörl, die er im Limousin im Granit entdeckte. Er gründet diese Behauptung auf eine genaue Untersuchung der antiken Kunstwerke[4], die er 1765. zu Rom sahe. Diese Untersuchung aber, so interressant[1] sie an sich ist, kann wenig zur Erläuterung des Plinius beitragen. Sie entscheidet wol, welche Steinart die Antiquarier in ihrer Sprache Basalt nennen, nicht was die Römer damit bezeichneten..
[22] W. v. Humboldt, Charakt. d. Grch. (*?1807), GS I, 7.2, 615: Da in der Bildhauerei die Gestalt, in der Musik das Gefühl herrscht, so ist der allgemeine Charakter[1] des Antiken das Classische[6], der des Modernen[1] das Romantische[8], von welchen beiden jenes von der Brust aus die Welt, dieses von der Welt aus die Brust zur Unendlichkeit zu erweitern versucht. | Das Classische[6] lebt in dem Lichte der Anschauung, knüpft das Individuum an die Gattung, die Gattung an das Universum an, sucht das Absolute in der Totalität der Welt, und ebnet den Widerstreit, in dem das Einzelne mit ihm steht, in der Idee des Schicksals durch allgemeines Gleichgewicht. | Das Romantische[8] verweilt vorzugsweise im Helldunkel des Gefühls, trennt das Individuum von der Gattung, die Gattung vom Universum, ringt nach dem Absoluten in der Tiefe des Ichs, und kennt für den Widerstreit, in dem das Einzelne mit ihm steht, keinen Ausweg, als entweder verzweiflungsvolles Aufgeben aller Ausgleichung, oder vollkommene Lösung, in der Idee der Gnade und Versöhnung durch Wunder..
[23] Krünitz [Korth], Oecon. Encycl. CLXX (1839), 519 ff.: Auch zu Buonarottis Zeiten[3] war man noch [...] sehr von dem bloßen Studium der [Antiken3] und des Antiken[2] eingenommen [...] 〈520〉 [...]. Buonarotti [...] zeigte, daß er für die antike[2] Bildhauerkunst die größte Hochachtung hege, sie studiere, aber mit Nutzen, ohne die Natur[12] zu vernachlässigen, wodurch selbst die Alten[10] ein Muster geworden, und ohne Vernachlässigung der Zeit[3], in welcher man selbst lebt. Da er nun seine Arbeit so sehr unter die Bildhauerey der Alten[10] herabgesetzt fand, so entschloß er sich, seine Landsleute [...] von ihrem Irrthume zu überzeugen. Er verfertigte also eine Statüe des Morpheus, oder Gottes[4] des Schlafs aus Marmor, und schlug, nach der Vollendung desselben, davon einen Arm fort, und verbarg denselben in seiner Wohnung. Die Statüe überzog er mit einer Art Rost, um derselben ein antikes[2] Ansehen zu geben, und ließ sie an einem Orte, wo er wußte, daß man nach Alterthümern[5] stets zu suchen pflegte, unter Trümmern und Schutt heimlich eingraben. Nach einiger Zeit[6] wurde daselbst wieder, wie es schon früher geschehen war, der Antiken[3] wegen, nachgegraben, und so fand man denn auch die Bildsäule von Buonarotti. Die größten Kenner Roms bewunderten sie sogleich als einen aufgefundenen antiken[2] Schatz, ja als eines der schönsten[1] Stücke des Alterthums[3]. Man ließ sich in Lobeserhebungen über die Schönheit[1] der Arbeit, aus, und sagte ganz offen, daß man hiernach die Arbeiten des Michael Angelo beurtheilen könne, wie weit diese hinter den Antiken[3] zurückständen. Man ließ ihm zwar dabei eine gewisse Gerechtigkeit widerfahren, indem man sagte: daß er, als ein Neuerer[5] in der Kunst[4], in der That ein geschickter Mann sey; allein hieran könne man doch erkennen, wie viel er noch zu thun habe, um diese Antike[3] zu erreichen [...]. Nachdem nun Buonarotti sie eine Zeitlang in dem 〈521〉 Wahne, eine wirkliche Antike[3] vor sich zu haben, gelassen, auch viele ironische[1] Bemerkungen zwischen der Antike[4] und seiner Arbeit mit angehört hatte, so trat er endlich hervor, und erklärte die Bildsäule für sein Werk [...]. Man kann sich leicht die Entrüstung denken, in welche alle seine Gegner geriethen, als sie sich mit ihrem Kunsturtheile so in die Enge getrieben sahen; indessen zweifelte man dennoch an der Wahrheit, bis Buonarotti den Arm brachte [...], welches zugleich eine Lehre für diejenigen zur Folge hat, die nur für das Antike[2] eingenommen sind, ohne das Moderne[1] in der Kunst[2] erst näher zu untersuchen oder zu prüfen, indem sie dann finden werden, daß man bei der Wahl und Nachahmung des Schönen[1] in der Natur[2], nur das erreichen kann, was die Alten[10] auch nur erreichen konnten, weil sie nichts anderes thaten, und dann, daß die Kunst[2] nicht abgeschlossen ist, sondern sich jeder bestreben muß, das Höchste darin zu erreichen. Wer die Antiken[3] zum Vorbilde hat, hat nur das voraus, daß er schon die Muster zum Studium, der Nachahmung würdig, aufgestellt findet, ohne sie erst aufsuchen zu müssen; oder daß sich nach diesen Mustern sein Geschmack bilde, seine Empfindung für das Schöne[1] erregt werde, um dann selbst dasselbe aufzusuchen..
[24] Rottmanner, Krit. Jacobi (1808), 20: Wie lange wird man es [...] noch wiederhohlen müssen, bis sie es begreifen, oder vielmehr begreifen wollen, daß [...] die antike, klaßische[6] Bildung[5] [...] in der Besonderheit ihrer Form nicht das Ideal aller Bildung[5] sey, sondern daß dieser in der Geschichte[1] eine verschiedene, eben so bedeutende, die christliche (romantische[8]) gegenüberstehe, deren höchste Blüthezeit eben in die Periode des [...] sogenannten eigentlichen Mittelalters fällt?.
[25] Rottmanner, Krit. Jacobi (1808), 21: Es haben Andere vor uns den formellen Unterschied der antiken und romantischen[13] Bildung[5] auf unwidersprechliche Art gezeigt [...], wie in der alterthümlichen Welt der ewig-Eine Geist[12] der Menschheit[1] real, im äußern Organismus[8] des Lebens hervortrat, während er im Mittelalter ideal, in dem Stre〈22〉ben des öffentlichen Lebens nach dem Geistigen, als der Wesenheit des Christenthums, sich aussprach [...], [...] das Leben der damaligen Staaten von Europa beseelte, und sie alle in einem einzigen, höheren vereinigte, der als ein Wundergebilde in der modernen[1] Geschichte[1] dasteht, welchem die ganze nachfolgende Zeit[3] bis auf unsere Tage nichts Aehnliches an die Seite stellen kann..
[26] Schelling, Philos. d. Kunst (!1803–04), SW I, 5, 672: Die [...] Charaktere[7] des romantischen[12/2] Epos oder des Rittergedichts sind hinreichend, seine Verschiedenheit und Entgegensetzung mit dem antiken Epos zu zeigen. Wir können das Wesen desselben so aussprechen: es ist durch den Stoff episch, d. h. der Stoff ist mehr oder weniger universell, durch die Form aber ist es subjektiv, indem die Individualität des Dichters dabei weit mehr in Anschlag kommt, nicht nur darin, daß er die Begebenheit, welche er erzählt, beständig mit der Reflexion begleitet, sondern auch in der Anordnung des Ganzen, die nicht aus dem Gegenstand selbst sich entwickelt, und [...] überhaupt keine andere Schönheit[1] als die Schönheit[1] der Willkür bewundern läßt. An und für sich schon gleicht der romantisch[12/1/2/4]-epische Stoff einem wild verwachsenen Wald voll eigenthümlicher Gestalten, einem Labyrinth, in dem es keinen andern Leitfaden gibt als den Muthwillen und die Laune des Dichters. ➢ Volltext.
[27] A. W. Schlegel, Gemählde (1799), 118 f. (119): Daß die Sache [sc. die Aussetzung Mosis] in Egypten vorgeht, ist also hinlänglich außer Zweifel gesetzt: aber bey allem dem kann man der gerühmten Gelehrsamkeit Poussins im 〈119〉 Kostum hier nichts weiter zugestehen, als daß er es beynahe so gut wie Paul Veronese, beobachtet hat. Bey diesem ist alles modern[1], aber alles aus Einem Stücke; bey jenem ist alles antiquarisch, allein es paßt nicht zu einander. Mutter und Tochter sind der Kleidung nach ziemlich Griechisch[4], der Knecht ist ganz Griechisch[4], der Flußgott ist wahrlich weder Egyptisch noch Hebräisch, sondern Griechisch[4], und bey einer Geschichte[10], wo Jehovah's unmittelbare Vorsehung eintritt, noch obendrein erzheidnisch. Das Füllhorn ist auch Griechisch[4]. Eigentlich ist es doch ein Glück, daß der Mahler auf halbem Wege stehen blieb, und zufrieden war, wenn eine alte[1] Geschichte[10] antik aussah. Ein andrer, der das Studium des Kostums (auf welches die Französischen Kunstrichter, die darin mit Poussin sympathisiren, eine so lächerliche Wichtigkeit legen) noch strenger verfolgte, könnte der Tochter Pharao's die Physiognomie einer Mumie geben. Soll aber einmal etwas fremdes[5] sich eindrängen dürfen, so ist es wohl eben so erlaubt, eine biblische Geschichte[10] im Venetianischen Dialekt[3] zu erzählen, als die ganze Welt durch eine griechische[4] Brille zu sehen. Das Einheimische und Neue[5] ist uns näher, lebendiger, lustiger; Paul mahlte frisch, was er sah und erlebte, Poussin schöpfte mühsam aus alten[10] Denkmälern und Büchern. Jener hätte vielleicht seine fantastische[2] Jovialität eingebüßt, wenn er die Kunst[4] so ernst hätte treiben wollen; dieser konnte sich schwerlich über seine klassische[8] Kälte erheben, wenn er sich auch geselliger ins Leben hineinwagte [...]. ⦿ ➢ Volltext.
[28] A. W. Schlegel, Nachschr. (1799), 281: Meine Absicht ist, alles in seiner Form und Eigenthümlichkeit poetisch[5] übersetzen zu können, es mag Namen haben wie es will: antikes und modernes[1], klassische[3] Kunstwerke[2] und nazionale Naturprodukte. ➢ Volltext.
[29] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. I (!1801–02), KAV 1, 195: Höchst wesentlich ist für die Kunstgeschichte die Anerkennung des Gegensatzes zwischen dem modernen[1] und antiken Geschmack. [...] Man hat den Charakter[1] der antiken Poesie[11] mit der Bezeichnung classisch[3/5/7], den der modernen[1] [als] romantisch[12/4/11] bezeichnet; [...] sehr treffend. Es ist eine große Entdeckung für die Kunstgeschichte daß dasjenige, was man bisher als die ganze Sphäre der Kunst[3] betrachtete (indem man den Alten[10] die uneingeschränkte Autorität zugestand) nur die eine Hälfte ist: das classische[7] Alterthum[2] kann dadurch weit besser verstanden werden als aus sich allein..
[30] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. I (!1801–02), KAV 1, 196: So kann man sich die antike Poesie[11] als den einen Pol einer Magnetischen Linie denken, die romantische[12] als den andern [...]. Freylich wird unsre historische Kenntniß nie vollendet, es muß immer durch Divination ergänzt werden. Es könnte sich in der Folge offenbaren, daß das, was wir jetzt als den andern Pol betrachten, nur ein Übergang, ein Werden sey, (welcher Charakter[1] sich sogar mit Wahrscheinlichkeit in der romantischen[12/14/11] Poesie[11] aufweisen läßt) und die Zukunft also erst das der antiken Poesie[11] entsprechende und ihr entgegengesetzte Ganze liefern werde..
[31] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. I (
[32] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. I (!1801–02), KAV 1, 461: Weit reiner [findet sich die Scheidung der Dichtarten] in der antiken Poesie[11], weswegen diese vorzugsweise als Kunst[9] 〈462〉 und classisch[5] erscheint. In der romantischen[12/4] Poesie[11] eine unauflösliche Mischung aller poetischen[4] Elemente. Daher daß man sie verkennt. Die eigentlichen Originalwerke der Neueren[3] ganz übersehen, die schlechten Nachahmungen der Alten[10] als das Wichtigste gepriesen. Keinen Sinn[5] für das Chaos. 〈Auch das Universum bleibt der höhern Ansicht immer noch Chaos.〉 Das Streben nach dem Unendlichen ist in der Romantischen[12/4/11] Poesie[11] nicht bloß im einzelnen Kunstwerke[3] ausgedrückt, sondern im ganzen Gange der Kunst[3]. Gränzenlose Progressivität..
[33] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. II (!1802–03), KAV 1, 699: Man täusche sich nicht über den Grad, worin diese Nachbildung des antiken bisher gelungen [...] 〈700〉 [...]. Manche Reize bleiben uns vielleicht immer unerreichbar: so die alte[10] Wortstellung [...]. Wer alles dieß für Subtilität oder Nebensache hält, mag seine ungeweiheten Hände von Nachbildung des Classischen[7] in Übersetzungen oder eignen Werken entfernt halten..
[34] A. W. Schlegel, Ank. Bernhardi [Sprachl.] (1803), 199: Von den einzelnen Lauten wird der Uebergang zur Prosodie, zur Quantität und dem Accent, als den sich entgegenstehenden Principien der antiken und modernen[1] Verskunst, gefunden. Ueber diesen Gegensatz bin ich mit dem Verf. willig einverstanden, auch darüber, daß die Metrik eine nicht auf Erfahrung ruhende Gesetzmäßigkeit habe und haben müsse. Unstreitig waren sowohl die griechischen[2] Dichter als die Stifter der romantischen[12] Poesie[11] im Besitz eines solchen Systems, und es kommt bloß darauf an, ihre Praxis gehörig zu verstehen und es daraus zu entwickeln. ➢ Volltext.
[35] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (!1803–04), KAV 2.1, 64: Nach der Wiederbelebung der classischen[7 Literatur, war die Bewunderung dafür lange Zeit[6] eine einseitige Parteylichkeit, welche, wenigstens bey den Gelehrten die Schätzung des Originell-Modernen[1] in seinem eignen Charakter[1] hinderte. Auch muß man wohl in einer gewissen Ferne stehen, um das Wollen eines Dichters im Verhältnisse zu seinem Zeitalter erschöpfend richtig zu fassen. Eben daß wir von den großen Meistern der romantischen[12] Kunst[3] durch die Kluft der letzten prosaischen[3] Zeitläufte getrennt sind, bringt uns mehr ins klare über sie; so wie auch die antike und romantische[12] Kunst[3] durch den Gegensatz besser verstanden wird..
[36] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (!1803–04), KAV 2.1, 176: Unläugbar ist es, daß alle drey [sc. Dante, Petrarca, Boccaccio] auf ein Ideal der Weiblichkeit ausgehen, jeder auf seine Weise, und daß dies ein Mittelpunkt ihrer Poesie[11] ist. Daß die drei Häupter der romantischen[12] Kunst[12] hierin zusammentreffen, ist gewiß nicht zufällig, und man [darf] wohl für das Ganze der romantischen[12] Poesie[11] eine besondre Vorliebe des weiblichen Geschlechts hoffen, da diesem in der antiken Poesie[11] immer Unrecht geschieht, indem die idealischen Darstellungen von Frauen (z. B. eine Elektra, Antigone) in den männlichen Charakter[1] übergehen, die weib〈177〉lichen aber nicht idealisch sind..
[37] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (!1803–04), KAV 2.1, 184: Wir haben zwar classische[7/5/6] und romantische[12/4/8] Poesie[11] einander von jeher in diesen Vorträgen entgegengesetzt, aber keine Trennung ist so absolut, daß nicht Elemente des Getrennten sich auf beyden Seiten finden sollten, nur daß sie in verschiedner Rangordnung hervortreten oder zurückstehen. Wir haben schon mehrmals bemerkt, daß einzelne Dichter[3], ja ganze Gattungen der antiken Poesie[11], welche nach den classischen[7/5/6] Gesetzen beurtheilt, nicht bestehen können, ein dem unsrigen sich annäherndes Streben verrathen, nur freylich unreif und nicht mit gehöriger Reife entfaltet..
[38] A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (
[39] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 13: Das ganze Spiel lebendiger Bewegung beruht auf Einstimmung und Gegensatz. Warum sollte sich diese Erscheinung nicht auch in der Geschichte[1] der Menschheit[2] im großen wiederhohlen? Vielleicht wäre mit diesem Gedanken der wahre Schlüssel zur alten[10] und neuen[5] Geschichte[1] der Poesie[11] und der schönen[2] Künste[1] gefunden. Die, welche dieß annahmen, haben für den eigenthümlichen Geist[12] der modernen[1] Kunst[2], im Gegensatz mit der antiken oder classischen[7/5], den Namen romantisch[12/4] erfunden. Allerdings nicht unpassend: das Wort[1] kommt her von romance, der Benennung der Volkssprachen, welche sich durch die Vermischung des Lateinischen mit den Mundarten[1] des Altdeutschen gebildet hatten, gerade wie die neuere[5] Bildung[5] aus den fremdartigen Bestandtheilen der nordischen Stammesart und der Bruchstücke des Alterthums[3] zusammengeschmolzen ist, da hingegen die Bildung[5] der Alten[10] weit mehr aus einem Stücke war. ➢ Volltext.
[40] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 14 f.: [I]n der Musik[1] hat Rousseau den Gegensatz anerkannt, und gezeigt, wie Rhythmus und Melodie das herrschende Prinzip der antiken, Harmonie der modernen[1] Musik[1] sey. Er verwirft aber einseitig die letztere, worin wir ganz und gar nicht mit ihm einig seyn können. Ueber die bildenden Künste[2] thut Hemsterhuys den sinnreichen Ausspruch: die alten[10] Mahler seyen vermuthlich zu sehr Bildhauer gewesen, die neueren[3] Bildhauer seyen zu sehr Bildhauer [sc. Mahler]. Dieß trifft den eigentlichen Punkt; denn, wie ich es in der Folge deutlicher entwickeln 〈15〉 werde, der Geist[12] der gesamten antiken Kunst[4] und Poesie[1] ist plastisch[3], so wie der modernen[1] pittoresk[2]. ➢ Volltext.
[41] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 26: Auch die Gattungen und Formen der romantischen[12] Poesie[11] überhaupt können wir hier nicht näher betrachten, sondern müssen zu unserm Zweck, der dramatischen Kunst[8] und Litteratur, zurückkehren. Die Eintheilung dieser, wie der übrigen Kunstfächer in die antike und romantische[12], zeichnet uns den Gang vor, den wir zu nehmen haben. ➢ Volltext.
[42] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 72: Die antiken Statuen bedürfen keines Commentars, sie sprechen für sich, und jede vermeynte Nebenbuhlerey eines modernen[1] Künstlers[2] würde nur als lächerliche Anmaßung erscheinen. ➢ Volltext.
[43] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 377: Die Götterbilder der griechischen[2] Sculptur stehen für alle Zeit als vollendete Typen da. Das erhabne[3] Geschäft, die menschliche Gestalt bis da hinauf zu läutern, hat die Fantasie[1] einmal vorgenommen; sie könnte es, auch bey gleicher Begeisterung, höchstens nur wiederhohlen. Im persönlichen individuellen Bildniß aber ist der moderne[1] Bildhauer Nebenbuhler des antiken; dieß ist keine rein künstlerische Schöpfung; die Beobachtung muß hier eintreten, und jeder ist, bey aller Wissenschaft, Gründlichkeit und Anmuth 〈378〉 in der Ausführung, an das gebunden, was er eben wirklich vor Augen hat. ➢ Volltext.
[44] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. II.1 (1809), 32 f. (33): Der Pastor fido insbesondre ist eine unnachahmliche Hervorbringung: originell und doch classisch[3]; romantisch[7] durch den Geist[12] der dargestellten Liebe: in den Formen mit dem großen einfachen Gepräge des classischen[3/7] Alterthums[2] bezeichnet; neben den süßen Tändeleyen der Poesie[3] voll von hoher keuscher Schönheit[6] des Gefühls. Keinem Dichter 〈33〉 ist es wohl so gelungen, die moderne[1] und antike Eigenthümlichkeit zu verschmelzen. Für das Wesen der alten[10] Tragödie zeigt er einen tiefen Sinn[5], denn die Idee des Schicksals beseelt die Grundanlage seines Stückes, und die Hauptcharakter kann man idealisch[1] nennen; er hat zwar auch Caricaturen eingemischt, und die Composition deswegen Tragikomödie genannt: allein sie sind es nur durch ihre Gesinnungen, nicht durch den Unadel der äußern Sitten, gerade wie die alte[10] Tragödie selbst den untergeordneten Personen, Sklaven oder Boten, ihren Antheil an der allgemeinen Würde leiht. ➢ Volltext.
[45] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. II.1 (1809), 113 ff. (114 f.): Warum ist aber dennoch das Verfahren der griechischen[2] und der romantischen[12] Dramatiker in Absicht auf Ort und Zeit[6] so sehr verschieden? [...] 〈114〉 [...] Die Hauptursache des Unterschiedes ist [...] der plastische[3] Geist[12] der antiken, und der pittoreske[2] der romantischen[12] Poesie[11]. Die Sculptur richtet unsre Betrachtung ausschließend auf die dargestellte Gruppe, sie entkleidet sie möglichst aller äußern Umgebungen, und wo sie deren nicht ganz entrathen kann, deutet sie solche doch nur leicht an. Die Mahlerey[1] hingegen liebt es, mit den Hauptfiguren zugleich den umgebenden Ort und alle Nebenbestimmungen ausführlich darzustellen, und im Hintergrunde Ausblicke in eine gränzenlose Ferne zu öffnen; Beleuchtung und Perspectiv sind ihr eigentlicher Zauber. Daher vernichtet die dramatische, besonders die tragische Kunst[3] der Alten[10] gewisser〈115〉maßen die Aeußerlichkeiten von Raum und Zeit[6]; das romantische[12] Drama schmückt vielmehr durch deren Wechsel seine mannichfaltigeren Gemählde. Oder noch anders ausgedrückt: das Prinzip der antiken Poesie[11] ist idealistisch, das der romantischen[12] mystisch; jene unterwirft Raum und Zeit[6] der innern Freythätigkeit des Gemüths, diese verehrt diese unbegreiflichen Wesen als übernatürliche Mächte, denen auch etwas göttliches inwohnt. ➢ Volltext.
[46] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. II.2 (1811), 13: Die antike Kunst[11] und Poesie[11] geht auf strenge Sonderung des Ungleichartigen, die romantische[12] gefällt sich in 〈14〉 unauflöslichen Mischungen; alle Entgegengesetzten: Natur[19] und Kunst[13], Poesie[3] und Prosa[1], Ernst und Scherz, Erinnerung und Ahndung[1], Geistigkeit und Sinnlichkeit, das Irdische und Göttliche, Leben und Tod, verschmelzt sie auf das innigste mit einander. [...] [D]ie gesamte alte[10] Poesie[11] und Kunst[11] [ist] gleichsam ein rhythmischer Nomos, eine harmonische Verkündigung der auf immer festgestellten Gesetzgebung einer schön[1] geordneten und die ewigen Urbilder der Dinge in sich abspiegelnden Welt. Die romantische[12/4] hingegen ist der Ausdruck des geheimen Zuges zu dem immerfort nach neuen[1] und wundervollen Geburten ringenden Chaos, welches unter der geordneten Schöpfung, ja in ihrem Schooße sich verbirgt: der beseelende Geist[12/1] der ursprünglichen Liebe schwebt[1] hier von neuem[2] über den Wassern. Jene ist einfacher, klarer, und der Natur[2] in der selbständigen Vollendung ihrer einzelnen Werke ähnlicher; diese, ungeachtet ihres fragmenta〈15〉rischen Ansehens, ist dem Geheimniß des Weltalls näher. Denn der Begriff[5] kann nur jedes für sich umschreiben, was doch der Wahrheit nach niemals für sich ist; das Gefühl wird alles in allem zugleich gewahr. ➢ Volltext.
[47] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. II.2 (1811), 15: Was nun die dichterische Gattung betrifft, womit wir uns hier beschäftigen, so verglichen wir die antike Tragödie mit einer Gruppe in der Sculptur: die Figuren entsprechen dem Charakter[7], ihre Gruppirung der Handlung[3], und hierauf ist, als auf das einzige Dargestellte, die Betrachtung bey beyden Arten von Kunstwerken[2] ausschließlich gerichtet. Das romantische[12/4] Drama denke man sich hingegen als ein großes Gemälde, wo außer der Gestalt und Bewegung in reicheren Gruppen auch noch die Umgebung der Personen mit abgebildet ist, nicht blos die nächste, sondern ein bedeutender Ausblick in die Ferne, und dieß alles unter einer magischen Beleuchtung, welche den Eindruck so oder anders bestimmen hilft. | Ein solches Gemählde wird weniger vollkommen begränzt seyn als die Gruppe, denn es ist wie ein ausgeschnittnes Bruchstück aus dem optischen Schauplatze der Welt. [...] 〈16〉 [...] | Gerade dergleichen Schönheiten[1] sind dem romantischen[12/4] Drama eigenthümlich. Es sondert nicht strenge wie die alte[10] Tragödie den Ernst und die Handlung[1] unter den Bestandtheilen des Lebens aus; es faßt das ganze bunte[2] Schauspiel desselben mit allen 〈17〉 Umgebungen zusammen, und indem es nur das zufällig neben einander befindliche abzubilden scheint, befriedigt es die unbewußten Foderungen der Fantasie[3], vertieft uns in Betrachtungen über die unaussprechliche Bedeutung des durch Anordnung, Nähe und Ferne, Colorit und Beleuchtung harmonisch gewordnen Scheines, und leiht gleichsam der Aussicht eine Seele. ➢ Volltext.
[48] F. Schlegel, an A. W. Schlegel (26. 8. 1797), KFSA 24, 8 f. (9): Hermann und Dorothea [...] ist das herzlichste, biederbste, edelste, naivste[2] und sittlichste unter G[oethe]'s Gedichten. [...] Das Gedicht ist offenbar mit der Absicht gedichtet, so sehr altes[10] Griechisches[2] επος zu seyn, als bey dem romantischen[12] Geist[12], der im Ganzen lebt, möglich wäre. Bey sehr großer Aehnlichkeit im Einzelnen ist also absolute Verschiedenheit im Ganzen. Durch diesen romantischen[12] Geist[12] ist es weit über Homer, dem es aber an ηθος und Fülle wieder weit nachsteht. Man könnte es ein romantisirtes[6] επος nennen. Aber freylich in ganz anderm Sinne, als das Romanzo der Italiäner. – Auch 〈9〉 wo es am antiksten und naivsten[1], und am homerischsten scheint, läßt s.[ich] doch ein Bewußtseyn, eine Selbstbeschränkung wahrnehmen, die höchst unhomerisch oder vielmehr überhomerisch sind..
[49] F. Schlegel, Philolog. I (*1797), KFSA 16, 44, Nr. 114: Er [sc. J. J. Winckelmann] hatte gar keinen Witz[3], und fühlte doch die absolute Versch.[iedenheit] des Antiken und Modernen[1]..
[50] F. Schlegel, Stud. Grch. Poes. (*1795; 1797), 248: Ein andres Zeichen von der Annäherung zum Antiken in der Poesie[1] ist die auffallende Tendenz zum Chor in den höhern lyrischen Gedichten (wie die Götter[4] Griechenlands und die Künstler Schillers; eines Künstlers, der durch seinen ursprünglichen Haß aller Schranken vom klassischen[7] Alterthum[2] am weitesten entfernt zu seyn scheint[)]. ➢ Volltext.
[51] F. Schlegel, Vorr. Grch. u. Röm. (1797), VI: Indessen war es [...] nur nach einer nicht ganz unvollständigen Charakteristik der modernen Poesie[11] möglich, das Verhältniß der antiken Poesie[11] zur modernen, und den Zweck des Studiums der klassischen[7] Poesie[11] überhaupt und für unser Zeitalter insbesondre zu bestimmen. ➢ Volltext.
[52] F. Schlegel, Philos. Lehrj. III (*1798), KFSA 18, 124, Nr. 21: Das Classische[7/3/5] und Progreßive[5/3] paßt nur nach Mehr oder Weniger auf Antik und Modern[1]; relativ, nicht absolut..
[53] F. Schlegel, Gespr. Poes. (1800), 122: Ich habe ein bestimmtes Merkmal des Gegensatzes zwischen dem Antiken und dem Romantischen[12] aufgestellt. Indessen bitte ich Sie doch, nun nicht sogleich anzunehmen, daß mir das Romantische[12] und das Moderne[1] völlig gleich gelte. [...] Da suche und finde ich das Romantische[12/7], bey den ältern[1] Modernen[1], bey Shakspeare, Cervantes, in der italiänischen Poesie[11], in jenem Zeitalter der Ritter, der Liebe und der Mährchen, aus welchem die Sache und das Wort[1] selbst herstammt. Dieses ist bis jetzt das einzige, was einen Gegensatz zu den classischen[3] Dichtungen des Alterthums[3] abgeben kann [...]. ➢ Volltext.
[54] F. Schlegel, Gespr. Poes. (1800), 181 f. (182): Ludoviko. [...] Der Geist[12] der Poesie[11] ist nur einer und überall derselbe. | Lothario. Allerdings der Geist[12]! Ich möchte hier die Eintheilung in Geist[12] und Buchstaben[8] anwenden. Was Sie [...] dargestellt oder doch angedeutet haben, ist, wenn Sie 〈182〉 wollen, der Geist[12] der Poesie[11]. Und Sie werden gewiß nichts dagegen haben können, wenn ich Metrum und dergleichen ja sogar Charaktere[7], Handlung[3], und was dem anhängt, nur für den Buchstaben[8] halte. Im Geist[12] mag Ihre unbedingte Verbindung des Antiken und Modernen[1] Statt finden [...]. Nicht so im Buchstaben[8] der Poesie[11]. Der alte[10] Rhythmus z. B. und die gereimten Sylbenmaaße bleiben ewig entgegengesetzt. ➢ Volltext.
[55] R. Schumann, Hummel (1834), 73: Ruhe, Grazie, Idealität, Objectivität, die Träger der antiken Kunstwerke[2], sind die der Mozart'schen Schule. Wie der menschliche Grieche seinen donnernden Jupiter noch mit heiterm[4] Gesicht zeichnete, so hält Mozart seine Blitze. | [...] Sollte diese helle Art zu denken und zu dichten vielleicht einmal durch eine formlosere, mystische verdrängt werden, wie es die Zeit[9] will, die ihre Schatten auch auf die Kunst[2] wirft, so mögen dennoch jene schönen[1] Kunstalter nicht vergessen werden, die Mozart regierte und die zuerst Beethoven schüttelte in den Fugen, daß es bebte, vielleicht nicht ohne Zustimmung seines Vorfürsten Wolfgang Amadeus. Später usurpirte Carl Maria von Weber und einige Ausländer den Königsthron. Als aber auch diese abgetreten, verwirrten sich die Völker[1] mehr und mehr und wenden und strecken sich nun in einem unbequemen classisch[5]-romantischen[8] Halbschlaf..
[56] Solger, Rez. A. W. Schlegel (1819), 83: Hierauf folgt eine Bestimmung der Begriffe[1] der antiken und modernen[1] oder romantischen[12] Poesie[11], und mit Recht ist diese vorangestellt, da der Verfasser einen ganz praktischen Zweck hatte, und also gleich in den historischen Gegensatz eingehen mußte. Nachdem er diesen oft verkannten und mißverstandenen, und oft selbst bezweifelten Gegensatz vorläufig durch Bilder und Beyspiele deutlich zu machen gesucht, durch Rhythmus und Melodie, Plastik und Malerey[2], die antike und sogenannte gothische Baukunst; so versucht er ihn endlich seinem Wesen nach in bestimmten Worten[2] darzustellen..
[57] J. H. Voß, Romant. (*1801; 1808), 45: Den reinen Naturformen, in welchen des Alterthums[3] freyer[13] Genius sich verklärt darstellt, wurden die unförmigen Vermummungen des dumpfen, von Hierarchen und Damen abhängigen Rittergeistes, der beseelten Gestalt des Urschönen, des zur Göttlichkeit gesteigerten Menschlichen ward Ihres Ideals düsteres Fantom, dem Klassischen[5] das wilde Romantische[4], dem Antiken das Moderne[1], ja wenn sie noch schamloser sich aussprachen, dem Irdischen Ihr Geistiges, dem Heidnischen Ihr Christkatholisches vorgezogen [...], und in den klingelnden Tonweisen der Fidelare und Meistersänger erhöht..
[2] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. II (!1802–03), KAV 1, 546: Andre Hervorbringungen können nur im Zusammenhange einer gewissen Nationalbildung verstanden werden; so vornämlich das Theater. So kann man die Französische Tragödie, 〈wiewohl sie ganz und gar nicht romantisch[2/4/8]〉, nicht als Nachbildung, oder wie die Franzosen selbst meynen als Vervollkommnung der antiken Tragödie betrachten [...].
[3] F. Schlegel, an A. W. Schlegel (8. 9. 1805), KJ 1, 229: Ich bin ganz und gar nicht so antiantik als Tieck; doch glaube ich wohl, daß die romantischen[15/12] und alt〈230〉deutschen Metra unsrer Sprache[3] näher liegen und eine grössere Stelle darin einnehmen müssen als die Griechischen[2], die ich nur für nothwendige Ergänzungen ansehn kann.
[4] Wackenroder, an seine Eltern (24. 8. 1793), VL 2, 224: Wie Sie sehen, sind beyde Arten von Gefässen, von einer schönen[1] Form, die ganz die Simplicität, und die schön[1] gekrümmten Linien antiker Gefäße hat.
[5] A. F. Bernhardi, Sprachlehre II (1803), 335: Daher muß sich diese Theorie in der folgenden Darstellung ihren Hauptmomenten nach, wiederfinden, doch werden diejenigen, welche mit jener Theorie bekannt sind, einige Abweichungen von derselben nicht übersehen, wohin unter andern auch das gehört, daß wir uns nicht bloß auf die quantitirenden Sprachen[3], sondern auch auf die accentuirten eingelassen haben, welche wie sich im folgenden zeigen wird, die Regel und das Gesetz des antiquen Rhythmus sehr bedingt anwenden können. ➢ Volltext.
[6] A. F. Bernhardi, Sprachlehre II (1803), 439: Da das Grundgesetz alles Rhythmus Causalität ist, und der Satz die Darstellung des Verstandes[10]: so wird diejenige Art der causalen Verknüpfung, welche die verständigere ist, auch die der Periode eigenthümlichere sein. Ob wir daher gleich im Vorigen eine doppelte Art der Verknüpfung kennen lernten, die eine in antiquen Versen, wo der Grund oder die Arsis vorhergieng, die zweite in modernen[1] Versen, wo die Thesis, oder die Folge voraus gesetzt ward: so sieht man doch leicht, daß die erstere, als die dem Verstande[10] angemesserne in der Periode allein vorkommen werde. ➢ Volltext.
[7] Brockhaus, Bild.-Conv.-Lex. I (1837), 90:
Antik
[8] Brockhaus, Bild.-Conv.-Lex. III (1839), 161: [D]ie der christlichen Zeit[3] eigenthümliche Richtung von Poesie[1] und Kunst[4] [wird] im Gegensatze des Antiken [...] eine moderne[1] genannt und als Haupteigenschaft derselben die im Mittelalter und vorzüglich mit dem 12. Jahrh. sich geltend machende Romantik[8] angenommen, für die aber am Ende des Mittelalters durch das erneuerte Studium der Literatur und Kunst[4] der Alten[10] [...] eine neue[1] Periode anhob, welche auch vorzugsweise als die moderne[8] und dann die vorhergehende als die romantische[13] bezeichnet wird..
[9] Collin, an A. W. Schlegel (13. 4. 1808), KJ 1, 536: Am meisten freue ich mich wohl, Sie nun bald über den Gegensatz des Antiken und Romantischen[12], über das Wesen der romantischen[12] Tragödie, über das, was sie romantisch[12] macht, sprechen zu hören. Ob die Beymischung des Komischen der romantischen[12] Tragödie nothwendig oder bloß natürlich[11] – und warum das eine oder das andere? Ob das romantische[12] reine Poesie[11], oder bloß Uibergang [sic] sey zu einer? Ich bin dabey recht egoistisch. Denn es sey bekannt: das alles wünsche ich bloß zu hören, weil ich selbst darüber nicht klar bin..
[10] Goethe, Klass. u. Rom. (1820), 107: Monti, Verfasser von Aristodem und Cajus Gracchus, Uebersetzer der Ilias, kämpft eifrig und kräftig auf der klassischen[8] Seite. Seine Freunde und Verehrer stehen dagegen für die romantische[14] Parthey und versichern, seine eignen besten Werke seyen romantisch[4], und bezeichnen solche namentlich, worüber der kostbare Mann, höchst verdrießlich und aufgebracht, das ihm zugedachte falsche Lob gar nicht anerkennen will. | Und doch ließe sich dieser Widerstreit sehr leicht heben, wenn man bedenken wollte daß jeder, der von Jugend an seine Bildung[5] den Griechen und Römern verdankt, nie ein gewisses antikes[2] Herkommen verläugnen, vielmehr jederzeit dankbar anerkennen wird was 〈108〉 er abgeschiedenen Lehrern schuldig ist, wenn er auch sein ausgebildetes Talent der lebendigen Gegenwart unaufhaltsam widmet und, ohne es zu wissen, modern[2] endigt wenn er antik[3] angefangen hat..
[11] Goethe, an H. K. A. Eichstädt (4. 12. 1822), WA IV, 36, 221: Ew. Hochwohlgeboren | haben durch die gewandte Einschaltung der komischen modernen Reime in ein
antik
-classisches Werk [sc. eine lateinische Festrede Eichstädts]
abermals bewiesen, daß Ihnen jede Wendung zu Gebote steht, wodurch Sie sich nicht allein als Professor der Eloquenz, sondern als Meister der Redekunst beweisen..[12] Goethe, Igel. Mon. (1829), WA I, 49.2, 43: Auf dem Gipfel des Ganzen eine Kugel, von der sich ein Adler, den Ganymed entführend, erhob. Dieses wie das vorige Bild wahrscheinlich auf früh verstorbene Lieblinge der Familie deutend, ganz im
antiken
klassischen Sinn, das Vorübergehende immerfort lebend und blühend zu denken..[13] v. d. Hagen, Vorr. Lit. Grdriß (1812), VI: Die bloß chronologische [Anordnung] giebt nur Annalen, und zeigt keine historische Entwickelung. Die Absonderung nach den Dichtarten ist daher um so nöthiger und schicklicher, weil die Geschichte[1] der Poesie[3] durch sie bedingt ist, und daher z. B. die antike Poetik eine ganz andere ist, als die romantische[13] und moderne[8]. Die dreieinigen Grundformen, die epische, lyrische und dramatische, sind zwar allgemeingültig und überall, wo die Poesie[3]; aber einmal haben sie selber, in der Erscheinung, sich aus und nach einander entwickelt; und dann sind sie nach Ort und Zeit[3] mehr oder minder rein ausgebildet.
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.[14] v. d. Hagen, Vorr. Lit. Grdriß (1812), X f. (XI): Doch knüpfen sich an diese Fabelkreise mehre Gedichte, welche sich besonders über die folgende glorreiche Zeit der Kreuzzüge hinziehen. Wir standen dabei an, ob wir sie nicht den ihnen 〈XI〉 nächsten Kreisen anreihen sollten: aber da sie sich doch mehr vereinzeln, und in ihnen der historische Grund schon stärker hervortritt, so haben wir sie lieber in einheimische und ausheimische abgesondert, und chronologisch geordnet. Es folgen auf sie die romantischen[12] Umdichtungen antiker Stoffe, nach ihrer mythischen und historischen Folge.
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.[15] v. d. Hagen, Denkm. rom. Baukunst (1827), 94: Die an dem oberen Umgange des Chors eingebauten Granitsäulen von ungleicher Stärke sind offenbar (wie jene zu Aachen) aus andern, vermuthlich antiken Gebäuden hieher versezt [...]..
[16] Hegel [Hotho], Aesth. I (1835), 202: Wir können [...] die heitere[4] Ruhe und Seligkeit, dieß Sichselbstgenügen in der eigenen Beschlossenheit und Befriedigung als den Grundzug des Ideals an die Spitze stellen. Die ideale Kunstgestalt steht wie ein seliger Gott[4] vor uns da. Den seligen Göttern[4] nämlich ist es mit der Noth, dem Zorn und Intresse in endlichen Kreisen und Zwecken kein letzter Ernst, und dieses positive Zurückgenommenseyn in sich bei der Negativität alles Besonderen giebt ihnen den Zug der Heiterkeit[3] und Stille. In diesem Sinne[1] gilt das Wort[2] Schillers: „Ernst ist das Leben, heiter[4] ist die Kunst[2].“ Zwar ist häufig genug pedantisch hierüber gewitzelt worden, da die Kunst[2] überhaupt und vornehmlich Schillers eigene Poesie[11] von der ernstesten Art sey, – wie denn die ideale Kunst[2] auch in der That des Ernstes nicht entbehrt, – aber in dem Ernste eben bleibt die Heiterkeit[3] in sich selbst ihr wesentlicher Charakter[1]. Diese Kraft der Individualität, dieser Triumph der in sich koncentrirten konkreten Freiheit[10] ist es, den wir besonders in antiken Kunstwerken[2] in der heiteren[4] Ruhe ihrer Gestalten erkennen. ➢ Volltext.
[17] Heine, Romant. Schule (1836), 19: Die Poesie[11] in allen diesen Gedichten des Mittelalters trägt einen bestimmten Charakter[1], wodurch sie sich von der Poesie[11] der Griechen und Römer unterscheidet. In Betreff dieses Unterschieds nennen wir erstere die romantische[[4/8/13] und letztere die klassische[5/6/7] Poesie[11]. Diese Benennungen aber sind nur unsichere Rubriken und führten bisher zu den unerquicklichsten Verwirrnissen, die noch gesteigert wurden, wenn man die antique Poesie[11] statt klassisch[5/6/7] auch plastisch[3/4/5] nannte. ➢ Volltext.
[18] Heine, Romant. Schule (1836), 50: Aber auch hier blieb jene Reaction nicht aus, welche jeder Uebertreibung auf dem Fuße folgt. Wie das spiritualistische Christenthum eine Reaction gegen die brutale Herrschaft des imperial römischen Materialismus war; wie die erneuerte Liebe zur heiter[5] griechischen[2] Kunst[10] und Wissenschaft als eine Reaction gegen den bis zur blödsinnigsten Abtödtung ausgearteten christlichen Spiritualismus zu betrachten ist; wie die Wiedererweckung der mittelalterlichen Romantik ebenfalls für eine Reaction gegen die nüchterne Nachahmerei der antiken, klassischen[7] Kunst[10] gelten kann: so sehen wir jetzt auch eine Reaction gegen die Wiedereinführung jener katholisch feudalistischen 〈51〉 Denkweise, jenes Ritterthums und Pfaffenthums, das in Bild und Wort[8] gepredigt worden und zwar unter höchst befremdlichen Umständen. ➢ Volltext.
[19] Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. I (1834), 237 f. (238): Antike[4], Antiken[3], (vom lateinischen Worte[1] antiquus, längst verflossen, alt[1]) die Kunst[11] der Alten[10], Alterthümer[5]; im scharfen 〈238〉 Gegensatze zur Kunst[11] der Neuen[5] zur modernen[1] oder romantischen[12] Kunst[11]. Die antike Kunst[11] (eigentlich nur die griechische[2] zu nennen) ist leichter zu beurtheilen, als in ihrem Stile zu schaffen. Ideale Ruhe, göttlicher Adel[5] in der Form und kühne Einfachheit sind die Kennzeichen, das Wesen der Antike[4]. Woher aber jene himmlische Ruhe, jene unnachahmliche Grazie, jene Abgeschlossenheit (Plastik) in der Antike[4]? – Griechenland war von Poesie[14] durchdrungen, nämlich von einer Phantasie[3], die ihre Ideale im Leben selbst vorfand, und dieselben in Formen bringen konnte, die wirklich vorhanden waren; die Kunst[11] besteht aber nur in dieser Verschmelzung des Ideals mit der Wirklichkeit, diese Erhebung des Irdischen zum übersinnlichen Genusse. Und wenn ein poetischer[1] Mensch derjenige ist, welcher bei Beschauung irdischer Gegenstände diesen sogleich ihre himmlische Beziehung in schöner[1] Form anweist, so waren die Griechen eine poetische[1] Nation[1], und die Kunst[4] lag ihnen nahe. Das Schöne[1] setzten sie über Alles, weil sie selbst schön[1] waren; sie vergötterten schöne[1] Menschen nach dem Tode; ihre Lebensaufgabe war Genuß des Schönen[1]..
[20] Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. IV (1835), 201: Die Gesetze der Einheit von Zeit[13], Ort und Handlung[3] wurden nicht nur als die festeste Norm befolgt, sondern sie dienten auch bei der Beurtheilung jedes tragischen Dichtwerks als Maßstab. Eine Verschmelzung dieser Nachahmung der antiken Muster mit dem Geiste[12] der Nation[1] finden wir bei den Heroen der französischen Tragödie Corneille [...] und Racine [...]. Diese beiden und Molière [...] rissen die Bühne aus ihrer ersten Rohheit. Doch blieb immer eine Steifheit, ein geziertes, hochtrabendes Wesen zurück, das selbst Voltaire [...] 〈202〉 [...] nicht verdrängen konnte. [...] Gegen jene klassischen[4/8] Vorbilder erhob sich in neuester[3] Zeit[3] die Schule der Romantiker[3], an deren Spitze Victor Hugo [...] steht. Sie hat zwar die altfranzösische Tragödie nicht verdrängen können, behauptet aber doch siegreich ihren Platz neben ihr, und wie aus allen Kämpfen der Art, so wird auch hier ein vermittelndes Princip aus den Eigenthümlichkeiten beider Schulen ein gutes, erfreuliches Resultat schaffen..
[21] A. v. Humboldt, Basalte Rhein (1790), 126: Den Basalt der Alten[10] hält Herr Desmarest für eine Art Schörl, die er im Limousin im Granit entdeckte. Er gründet diese Behauptung auf eine genaue Untersuchung der antiken Kunstwerke[4], die er 1765. zu Rom sahe. Diese Untersuchung aber, so interressant[1] sie an sich ist, kann wenig zur Erläuterung des Plinius beitragen. Sie entscheidet wol, welche Steinart die Antiquarier in ihrer Sprache Basalt nennen, nicht was die Römer damit bezeichneten..
[22] W. v. Humboldt, Charakt. d. Grch. (*?1807), GS I, 7.2, 615: Da in der Bildhauerei die Gestalt, in der Musik das Gefühl herrscht, so ist der allgemeine Charakter[1] des Antiken das Classische[6], der des Modernen[1] das Romantische[8], von welchen beiden jenes von der Brust aus die Welt, dieses von der Welt aus die Brust zur Unendlichkeit zu erweitern versucht. | Das Classische[6] lebt in dem Lichte der Anschauung, knüpft das Individuum an die Gattung, die Gattung an das Universum an, sucht das Absolute in der Totalität der Welt, und ebnet den Widerstreit, in dem das Einzelne mit ihm steht, in der Idee des Schicksals durch allgemeines Gleichgewicht. | Das Romantische[8] verweilt vorzugsweise im Helldunkel des Gefühls, trennt das Individuum von der Gattung, die Gattung vom Universum, ringt nach dem Absoluten in der Tiefe des Ichs, und kennt für den Widerstreit, in dem das Einzelne mit ihm steht, keinen Ausweg, als entweder verzweiflungsvolles Aufgeben aller Ausgleichung, oder vollkommene Lösung, in der Idee der Gnade und Versöhnung durch Wunder..
[23] Krünitz [Korth], Oecon. Encycl. CLXX (1839), 519 ff.: Auch zu Buonarottis Zeiten[3] war man noch [...] sehr von dem bloßen Studium der [Antiken3] und des Antiken[2] eingenommen [...] 〈520〉 [...]. Buonarotti [...] zeigte, daß er für die antike[2] Bildhauerkunst die größte Hochachtung hege, sie studiere, aber mit Nutzen, ohne die Natur[12] zu vernachlässigen, wodurch selbst die Alten[10] ein Muster geworden, und ohne Vernachlässigung der Zeit[3], in welcher man selbst lebt. Da er nun seine Arbeit so sehr unter die Bildhauerey der Alten[10] herabgesetzt fand, so entschloß er sich, seine Landsleute [...] von ihrem Irrthume zu überzeugen. Er verfertigte also eine Statüe des Morpheus, oder Gottes[4] des Schlafs aus Marmor, und schlug, nach der Vollendung desselben, davon einen Arm fort, und verbarg denselben in seiner Wohnung. Die Statüe überzog er mit einer Art Rost, um derselben ein antikes[2] Ansehen zu geben, und ließ sie an einem Orte, wo er wußte, daß man nach Alterthümern[5] stets zu suchen pflegte, unter Trümmern und Schutt heimlich eingraben. Nach einiger Zeit[6] wurde daselbst wieder, wie es schon früher geschehen war, der Antiken[3] wegen, nachgegraben, und so fand man denn auch die Bildsäule von Buonarotti. Die größten Kenner Roms bewunderten sie sogleich als einen aufgefundenen antiken[2] Schatz, ja als eines der schönsten[1] Stücke des Alterthums[3]. Man ließ sich in Lobeserhebungen über die Schönheit[1] der Arbeit, aus, und sagte ganz offen, daß man hiernach die Arbeiten des Michael Angelo beurtheilen könne, wie weit diese hinter den Antiken[3] zurückständen. Man ließ ihm zwar dabei eine gewisse Gerechtigkeit widerfahren, indem man sagte: daß er, als ein Neuerer[5] in der Kunst[4], in der That ein geschickter Mann sey; allein hieran könne man doch erkennen, wie viel er noch zu thun habe, um diese Antike[3] zu erreichen [...]. Nachdem nun Buonarotti sie eine Zeitlang in dem 〈521〉 Wahne, eine wirkliche Antike[3] vor sich zu haben, gelassen, auch viele ironische[1] Bemerkungen zwischen der Antike[4] und seiner Arbeit mit angehört hatte, so trat er endlich hervor, und erklärte die Bildsäule für sein Werk [...]. Man kann sich leicht die Entrüstung denken, in welche alle seine Gegner geriethen, als sie sich mit ihrem Kunsturtheile so in die Enge getrieben sahen; indessen zweifelte man dennoch an der Wahrheit, bis Buonarotti den Arm brachte [...], welches zugleich eine Lehre für diejenigen zur Folge hat, die nur für das Antike[2] eingenommen sind, ohne das Moderne[1] in der Kunst[2] erst näher zu untersuchen oder zu prüfen, indem sie dann finden werden, daß man bei der Wahl und Nachahmung des Schönen[1] in der Natur[2], nur das erreichen kann, was die Alten[10] auch nur erreichen konnten, weil sie nichts anderes thaten, und dann, daß die Kunst[2] nicht abgeschlossen ist, sondern sich jeder bestreben muß, das Höchste darin zu erreichen. Wer die Antiken[3] zum Vorbilde hat, hat nur das voraus, daß er schon die Muster zum Studium, der Nachahmung würdig, aufgestellt findet, ohne sie erst aufsuchen zu müssen; oder daß sich nach diesen Mustern sein Geschmack bilde, seine Empfindung für das Schöne[1] erregt werde, um dann selbst dasselbe aufzusuchen..
[24] Rottmanner, Krit. Jacobi (1808), 20: Wie lange wird man es [...] noch wiederhohlen müssen, bis sie es begreifen, oder vielmehr begreifen wollen, daß [...] die antike, klaßische[6] Bildung[5] [...] in der Besonderheit ihrer Form nicht das Ideal aller Bildung[5] sey, sondern daß dieser in der Geschichte[1] eine verschiedene, eben so bedeutende, die christliche (romantische[8]) gegenüberstehe, deren höchste Blüthezeit eben in die Periode des [...] sogenannten eigentlichen Mittelalters fällt?.
[25] Rottmanner, Krit. Jacobi (1808), 21: Es haben Andere vor uns den formellen Unterschied der antiken und romantischen[13] Bildung[5] auf unwidersprechliche Art gezeigt [...], wie in der alterthümlichen Welt der ewig-Eine Geist[12] der Menschheit[1] real, im äußern Organismus[8] des Lebens hervortrat, während er im Mittelalter ideal, in dem Stre〈22〉ben des öffentlichen Lebens nach dem Geistigen, als der Wesenheit des Christenthums, sich aussprach [...], [...] das Leben der damaligen Staaten von Europa beseelte, und sie alle in einem einzigen, höheren vereinigte, der als ein Wundergebilde in der modernen[1] Geschichte[1] dasteht, welchem die ganze nachfolgende Zeit[3] bis auf unsere Tage nichts Aehnliches an die Seite stellen kann..
[26] Schelling, Philos. d. Kunst (!1803–04), SW I, 5, 672: Die [...] Charaktere[7] des romantischen[12/2] Epos oder des Rittergedichts sind hinreichend, seine Verschiedenheit und Entgegensetzung mit dem antiken Epos zu zeigen. Wir können das Wesen desselben so aussprechen: es ist durch den Stoff episch, d. h. der Stoff ist mehr oder weniger universell, durch die Form aber ist es subjektiv, indem die Individualität des Dichters dabei weit mehr in Anschlag kommt, nicht nur darin, daß er die Begebenheit, welche er erzählt, beständig mit der Reflexion begleitet, sondern auch in der Anordnung des Ganzen, die nicht aus dem Gegenstand selbst sich entwickelt, und [...] überhaupt keine andere Schönheit[1] als die Schönheit[1] der Willkür bewundern läßt. An und für sich schon gleicht der romantisch[12/1/2/4]-epische Stoff einem wild verwachsenen Wald voll eigenthümlicher Gestalten, einem Labyrinth, in dem es keinen andern Leitfaden gibt als den Muthwillen und die Laune des Dichters. ➢ Volltext.
[27] A. W. Schlegel, Gemählde (1799), 118 f. (119): Daß die Sache [sc. die Aussetzung Mosis] in Egypten vorgeht, ist also hinlänglich außer Zweifel gesetzt: aber bey allem dem kann man der gerühmten Gelehrsamkeit Poussins im 〈119〉 Kostum hier nichts weiter zugestehen, als daß er es beynahe so gut wie Paul Veronese, beobachtet hat. Bey diesem ist alles modern[1], aber alles aus Einem Stücke; bey jenem ist alles antiquarisch, allein es paßt nicht zu einander. Mutter und Tochter sind der Kleidung nach ziemlich Griechisch[4], der Knecht ist ganz Griechisch[4], der Flußgott ist wahrlich weder Egyptisch noch Hebräisch, sondern Griechisch[4], und bey einer Geschichte[10], wo Jehovah's unmittelbare Vorsehung eintritt, noch obendrein erzheidnisch. Das Füllhorn ist auch Griechisch[4]. Eigentlich ist es doch ein Glück, daß der Mahler auf halbem Wege stehen blieb, und zufrieden war, wenn eine alte[1] Geschichte[10] antik aussah. Ein andrer, der das Studium des Kostums (auf welches die Französischen Kunstrichter, die darin mit Poussin sympathisiren, eine so lächerliche Wichtigkeit legen) noch strenger verfolgte, könnte der Tochter Pharao's die Physiognomie einer Mumie geben. Soll aber einmal etwas fremdes[5] sich eindrängen dürfen, so ist es wohl eben so erlaubt, eine biblische Geschichte[10] im Venetianischen Dialekt[3] zu erzählen, als die ganze Welt durch eine griechische[4] Brille zu sehen. Das Einheimische und Neue[5] ist uns näher, lebendiger, lustiger; Paul mahlte frisch, was er sah und erlebte, Poussin schöpfte mühsam aus alten[10] Denkmälern und Büchern. Jener hätte vielleicht seine fantastische[2] Jovialität eingebüßt, wenn er die Kunst[4] so ernst hätte treiben wollen; dieser konnte sich schwerlich über seine klassische[8] Kälte erheben, wenn er sich auch geselliger ins Leben hineinwagte [...]. ⦿ ➢ Volltext.
[28] A. W. Schlegel, Nachschr. (1799), 281: Meine Absicht ist, alles in seiner Form und Eigenthümlichkeit poetisch[5] übersetzen zu können, es mag Namen haben wie es will: antikes und modernes[1], klassische[3] Kunstwerke[2] und nazionale Naturprodukte. ➢ Volltext.
[29] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. I (!1801–02), KAV 1, 195: Höchst wesentlich ist für die Kunstgeschichte die Anerkennung des Gegensatzes zwischen dem modernen[1] und antiken Geschmack. [...] Man hat den Charakter[1] der antiken Poesie[11] mit der Bezeichnung classisch[3/5/7], den der modernen[1] [als] romantisch[12/4/11] bezeichnet; [...] sehr treffend. Es ist eine große Entdeckung für die Kunstgeschichte daß dasjenige, was man bisher als die ganze Sphäre der Kunst[3] betrachtete (indem man den Alten[10] die uneingeschränkte Autorität zugestand) nur die eine Hälfte ist: das classische[7] Alterthum[2] kann dadurch weit besser verstanden werden als aus sich allein..
[30] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. I (!1801–02), KAV 1, 196: So kann man sich die antike Poesie[11] als den einen Pol einer Magnetischen Linie denken, die romantische[12] als den andern [...]. Freylich wird unsre historische Kenntniß nie vollendet, es muß immer durch Divination ergänzt werden. Es könnte sich in der Folge offenbaren, daß das, was wir jetzt als den andern Pol betrachten, nur ein Übergang, ein Werden sey, (welcher Charakter[1] sich sogar mit Wahrscheinlichkeit in der romantischen[12/14/11] Poesie[11] aufweisen läßt) und die Zukunft also erst das der antiken Poesie[11] entsprechende und ihr entgegengesetzte Ganze liefern werde..
[31] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. I (
!
1801–02), KAV 1, 429: Voß hat die Übersetzungskunst aus den Alten mit beyspiellosem Fleiß und großer Gewandtheit ausgeübt, und alle Versuche sich an die Alten in Versbau, Wortbildung, Fügung, und besonders Wortstellung anzufügen, erschöpft, wobey es denn doch nicht ohne Härte, Dunkelheit und Schwerfälligkeit abgegangen ist. Jedoch bleibt ihm unläugbar das Verdienst, eine ganz neue Bahn betreten zu haben, worauf ihm selbst Goethe nachgefolgt ist. | Durch alles dieses ist aber die Revolution in unsrer Sprache[3] nur declarirt und angefangen worden: sie hat noch unerschöpfliche Mittel sich zu einer höheren Stufe zu erschwingen. Von den Versuchen der neuesten Zeit, theils die Italiänische und Spanische Poesie[11], theils das antike Original nachzubilden, wollen wir nicht reden, da wir selbst zu sehr in ihnen befangen sind. Es kommt alles darauf an, ob man sich der ächten Idee der Poesie[11] bemächtigt hat. Wem diese inwohnt, der ist vom Gesetz losgesprochen; und alles was er thut, ist recht. Ohne sie sind alle poetischen[4] Bemühungen nur ein Tappen nach Phrasen, die höchstens als Materialien für einen zukünftigen besseren Gebrauch betrachtet werden können. Durch Goethe ist die lange schlummernde Poesie[11] zuerst wieder geweckt worden, und wenn dieser Keim nicht wieder erstickt, sondern gehörig gepflegt und entfaltet wird, so kann sich unsre Sprache[3] nach allen Seiten hin noch ins unendliche poetisiren. .[32] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. I (!1801–02), KAV 1, 461: Weit reiner [findet sich die Scheidung der Dichtarten] in der antiken Poesie[11], weswegen diese vorzugsweise als Kunst[9] 〈462〉 und classisch[5] erscheint. In der romantischen[12/4] Poesie[11] eine unauflösliche Mischung aller poetischen[4] Elemente. Daher daß man sie verkennt. Die eigentlichen Originalwerke der Neueren[3] ganz übersehen, die schlechten Nachahmungen der Alten[10] als das Wichtigste gepriesen. Keinen Sinn[5] für das Chaos. 〈Auch das Universum bleibt der höhern Ansicht immer noch Chaos.〉 Das Streben nach dem Unendlichen ist in der Romantischen[12/4/11] Poesie[11] nicht bloß im einzelnen Kunstwerke[3] ausgedrückt, sondern im ganzen Gange der Kunst[3]. Gränzenlose Progressivität..
[33] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. II (!1802–03), KAV 1, 699: Man täusche sich nicht über den Grad, worin diese Nachbildung des antiken bisher gelungen [...] 〈700〉 [...]. Manche Reize bleiben uns vielleicht immer unerreichbar: so die alte[10] Wortstellung [...]. Wer alles dieß für Subtilität oder Nebensache hält, mag seine ungeweiheten Hände von Nachbildung des Classischen[7] in Übersetzungen oder eignen Werken entfernt halten..
[34] A. W. Schlegel, Ank. Bernhardi [Sprachl.] (1803), 199: Von den einzelnen Lauten wird der Uebergang zur Prosodie, zur Quantität und dem Accent, als den sich entgegenstehenden Principien der antiken und modernen[1] Verskunst, gefunden. Ueber diesen Gegensatz bin ich mit dem Verf. willig einverstanden, auch darüber, daß die Metrik eine nicht auf Erfahrung ruhende Gesetzmäßigkeit habe und haben müsse. Unstreitig waren sowohl die griechischen[2] Dichter als die Stifter der romantischen[12] Poesie[11] im Besitz eines solchen Systems, und es kommt bloß darauf an, ihre Praxis gehörig zu verstehen und es daraus zu entwickeln. ➢ Volltext.
[35] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (!1803–04), KAV 2.1, 64: Nach der Wiederbelebung der classischen[7 Literatur, war die Bewunderung dafür lange Zeit[6] eine einseitige Parteylichkeit, welche, wenigstens bey den Gelehrten die Schätzung des Originell-Modernen[1] in seinem eignen Charakter[1] hinderte. Auch muß man wohl in einer gewissen Ferne stehen, um das Wollen eines Dichters im Verhältnisse zu seinem Zeitalter erschöpfend richtig zu fassen. Eben daß wir von den großen Meistern der romantischen[12] Kunst[3] durch die Kluft der letzten prosaischen[3] Zeitläufte getrennt sind, bringt uns mehr ins klare über sie; so wie auch die antike und romantische[12] Kunst[3] durch den Gegensatz besser verstanden wird..
[36] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (!1803–04), KAV 2.1, 176: Unläugbar ist es, daß alle drey [sc. Dante, Petrarca, Boccaccio] auf ein Ideal der Weiblichkeit ausgehen, jeder auf seine Weise, und daß dies ein Mittelpunkt ihrer Poesie[11] ist. Daß die drei Häupter der romantischen[12] Kunst[12] hierin zusammentreffen, ist gewiß nicht zufällig, und man [darf] wohl für das Ganze der romantischen[12] Poesie[11] eine besondre Vorliebe des weiblichen Geschlechts hoffen, da diesem in der antiken Poesie[11] immer Unrecht geschieht, indem die idealischen Darstellungen von Frauen (z. B. eine Elektra, Antigone) in den männlichen Charakter[1] übergehen, die weib〈177〉lichen aber nicht idealisch sind..
[37] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (!1803–04), KAV 2.1, 184: Wir haben zwar classische[7/5/6] und romantische[12/4/8] Poesie[11] einander von jeher in diesen Vorträgen entgegengesetzt, aber keine Trennung ist so absolut, daß nicht Elemente des Getrennten sich auf beyden Seiten finden sollten, nur daß sie in verschiedner Rangordnung hervortreten oder zurückstehen. Wir haben schon mehrmals bemerkt, daß einzelne Dichter[3], ja ganze Gattungen der antiken Poesie[11], welche nach den classischen[7/5/6] Gesetzen beurtheilt, nicht bestehen können, ein dem unsrigen sich annäherndes Streben verrathen, nur freylich unreif und nicht mit gehöriger Reife entfaltet..
[38] A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (
!
1803–04), KAV 3, 347: Ariost suchte den geselligen Ton in die Poesie einzuführen, und Tasso und Guarini dem Styl einen antiken
Anstrich und classische Gediegenheit zu geben..[39] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 13: Das ganze Spiel lebendiger Bewegung beruht auf Einstimmung und Gegensatz. Warum sollte sich diese Erscheinung nicht auch in der Geschichte[1] der Menschheit[2] im großen wiederhohlen? Vielleicht wäre mit diesem Gedanken der wahre Schlüssel zur alten[10] und neuen[5] Geschichte[1] der Poesie[11] und der schönen[2] Künste[1] gefunden. Die, welche dieß annahmen, haben für den eigenthümlichen Geist[12] der modernen[1] Kunst[2], im Gegensatz mit der antiken oder classischen[7/5], den Namen romantisch[12/4] erfunden. Allerdings nicht unpassend: das Wort[1] kommt her von romance, der Benennung der Volkssprachen, welche sich durch die Vermischung des Lateinischen mit den Mundarten[1] des Altdeutschen gebildet hatten, gerade wie die neuere[5] Bildung[5] aus den fremdartigen Bestandtheilen der nordischen Stammesart und der Bruchstücke des Alterthums[3] zusammengeschmolzen ist, da hingegen die Bildung[5] der Alten[10] weit mehr aus einem Stücke war. ➢ Volltext.
[40] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 14 f.: [I]n der Musik[1] hat Rousseau den Gegensatz anerkannt, und gezeigt, wie Rhythmus und Melodie das herrschende Prinzip der antiken, Harmonie der modernen[1] Musik[1] sey. Er verwirft aber einseitig die letztere, worin wir ganz und gar nicht mit ihm einig seyn können. Ueber die bildenden Künste[2] thut Hemsterhuys den sinnreichen Ausspruch: die alten[10] Mahler seyen vermuthlich zu sehr Bildhauer gewesen, die neueren[3] Bildhauer seyen zu sehr Bildhauer [sc. Mahler]. Dieß trifft den eigentlichen Punkt; denn, wie ich es in der Folge deutlicher entwickeln 〈15〉 werde, der Geist[12] der gesamten antiken Kunst[4] und Poesie[1] ist plastisch[3], so wie der modernen[1] pittoresk[2]. ➢ Volltext.
[41] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 26: Auch die Gattungen und Formen der romantischen[12] Poesie[11] überhaupt können wir hier nicht näher betrachten, sondern müssen zu unserm Zweck, der dramatischen Kunst[8] und Litteratur, zurückkehren. Die Eintheilung dieser, wie der übrigen Kunstfächer in die antike und romantische[12], zeichnet uns den Gang vor, den wir zu nehmen haben. ➢ Volltext.
[42] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 72: Die antiken Statuen bedürfen keines Commentars, sie sprechen für sich, und jede vermeynte Nebenbuhlerey eines modernen[1] Künstlers[2] würde nur als lächerliche Anmaßung erscheinen. ➢ Volltext.
[43] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 377: Die Götterbilder der griechischen[2] Sculptur stehen für alle Zeit als vollendete Typen da. Das erhabne[3] Geschäft, die menschliche Gestalt bis da hinauf zu läutern, hat die Fantasie[1] einmal vorgenommen; sie könnte es, auch bey gleicher Begeisterung, höchstens nur wiederhohlen. Im persönlichen individuellen Bildniß aber ist der moderne[1] Bildhauer Nebenbuhler des antiken; dieß ist keine rein künstlerische Schöpfung; die Beobachtung muß hier eintreten, und jeder ist, bey aller Wissenschaft, Gründlichkeit und Anmuth 〈378〉 in der Ausführung, an das gebunden, was er eben wirklich vor Augen hat. ➢ Volltext.
[44] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. II.1 (1809), 32 f. (33): Der Pastor fido insbesondre ist eine unnachahmliche Hervorbringung: originell und doch classisch[3]; romantisch[7] durch den Geist[12] der dargestellten Liebe: in den Formen mit dem großen einfachen Gepräge des classischen[3/7] Alterthums[2] bezeichnet; neben den süßen Tändeleyen der Poesie[3] voll von hoher keuscher Schönheit[6] des Gefühls. Keinem Dichter 〈33〉 ist es wohl so gelungen, die moderne[1] und antike Eigenthümlichkeit zu verschmelzen. Für das Wesen der alten[10] Tragödie zeigt er einen tiefen Sinn[5], denn die Idee des Schicksals beseelt die Grundanlage seines Stückes, und die Hauptcharakter kann man idealisch[1] nennen; er hat zwar auch Caricaturen eingemischt, und die Composition deswegen Tragikomödie genannt: allein sie sind es nur durch ihre Gesinnungen, nicht durch den Unadel der äußern Sitten, gerade wie die alte[10] Tragödie selbst den untergeordneten Personen, Sklaven oder Boten, ihren Antheil an der allgemeinen Würde leiht. ➢ Volltext.
[45] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. II.1 (1809), 113 ff. (114 f.): Warum ist aber dennoch das Verfahren der griechischen[2] und der romantischen[12] Dramatiker in Absicht auf Ort und Zeit[6] so sehr verschieden? [...] 〈114〉 [...] Die Hauptursache des Unterschiedes ist [...] der plastische[3] Geist[12] der antiken, und der pittoreske[2] der romantischen[12] Poesie[11]. Die Sculptur richtet unsre Betrachtung ausschließend auf die dargestellte Gruppe, sie entkleidet sie möglichst aller äußern Umgebungen, und wo sie deren nicht ganz entrathen kann, deutet sie solche doch nur leicht an. Die Mahlerey[1] hingegen liebt es, mit den Hauptfiguren zugleich den umgebenden Ort und alle Nebenbestimmungen ausführlich darzustellen, und im Hintergrunde Ausblicke in eine gränzenlose Ferne zu öffnen; Beleuchtung und Perspectiv sind ihr eigentlicher Zauber. Daher vernichtet die dramatische, besonders die tragische Kunst[3] der Alten[10] gewisser〈115〉maßen die Aeußerlichkeiten von Raum und Zeit[6]; das romantische[12] Drama schmückt vielmehr durch deren Wechsel seine mannichfaltigeren Gemählde. Oder noch anders ausgedrückt: das Prinzip der antiken Poesie[11] ist idealistisch, das der romantischen[12] mystisch; jene unterwirft Raum und Zeit[6] der innern Freythätigkeit des Gemüths, diese verehrt diese unbegreiflichen Wesen als übernatürliche Mächte, denen auch etwas göttliches inwohnt. ➢ Volltext.
[46] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. II.2 (1811), 13: Die antike Kunst[11] und Poesie[11] geht auf strenge Sonderung des Ungleichartigen, die romantische[12] gefällt sich in 〈14〉 unauflöslichen Mischungen; alle Entgegengesetzten: Natur[19] und Kunst[13], Poesie[3] und Prosa[1], Ernst und Scherz, Erinnerung und Ahndung[1], Geistigkeit und Sinnlichkeit, das Irdische und Göttliche, Leben und Tod, verschmelzt sie auf das innigste mit einander. [...] [D]ie gesamte alte[10] Poesie[11] und Kunst[11] [ist] gleichsam ein rhythmischer Nomos, eine harmonische Verkündigung der auf immer festgestellten Gesetzgebung einer schön[1] geordneten und die ewigen Urbilder der Dinge in sich abspiegelnden Welt. Die romantische[12/4] hingegen ist der Ausdruck des geheimen Zuges zu dem immerfort nach neuen[1] und wundervollen Geburten ringenden Chaos, welches unter der geordneten Schöpfung, ja in ihrem Schooße sich verbirgt: der beseelende Geist[12/1] der ursprünglichen Liebe schwebt[1] hier von neuem[2] über den Wassern. Jene ist einfacher, klarer, und der Natur[2] in der selbständigen Vollendung ihrer einzelnen Werke ähnlicher; diese, ungeachtet ihres fragmenta〈15〉rischen Ansehens, ist dem Geheimniß des Weltalls näher. Denn der Begriff[5] kann nur jedes für sich umschreiben, was doch der Wahrheit nach niemals für sich ist; das Gefühl wird alles in allem zugleich gewahr. ➢ Volltext.
[47] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. II.2 (1811), 15: Was nun die dichterische Gattung betrifft, womit wir uns hier beschäftigen, so verglichen wir die antike Tragödie mit einer Gruppe in der Sculptur: die Figuren entsprechen dem Charakter[7], ihre Gruppirung der Handlung[3], und hierauf ist, als auf das einzige Dargestellte, die Betrachtung bey beyden Arten von Kunstwerken[2] ausschließlich gerichtet. Das romantische[12/4] Drama denke man sich hingegen als ein großes Gemälde, wo außer der Gestalt und Bewegung in reicheren Gruppen auch noch die Umgebung der Personen mit abgebildet ist, nicht blos die nächste, sondern ein bedeutender Ausblick in die Ferne, und dieß alles unter einer magischen Beleuchtung, welche den Eindruck so oder anders bestimmen hilft. | Ein solches Gemählde wird weniger vollkommen begränzt seyn als die Gruppe, denn es ist wie ein ausgeschnittnes Bruchstück aus dem optischen Schauplatze der Welt. [...] 〈16〉 [...] | Gerade dergleichen Schönheiten[1] sind dem romantischen[12/4] Drama eigenthümlich. Es sondert nicht strenge wie die alte[10] Tragödie den Ernst und die Handlung[1] unter den Bestandtheilen des Lebens aus; es faßt das ganze bunte[2] Schauspiel desselben mit allen 〈17〉 Umgebungen zusammen, und indem es nur das zufällig neben einander befindliche abzubilden scheint, befriedigt es die unbewußten Foderungen der Fantasie[3], vertieft uns in Betrachtungen über die unaussprechliche Bedeutung des durch Anordnung, Nähe und Ferne, Colorit und Beleuchtung harmonisch gewordnen Scheines, und leiht gleichsam der Aussicht eine Seele. ➢ Volltext.
[48] F. Schlegel, an A. W. Schlegel (26. 8. 1797), KFSA 24, 8 f. (9): Hermann und Dorothea [...] ist das herzlichste, biederbste, edelste, naivste[2] und sittlichste unter G[oethe]'s Gedichten. [...] Das Gedicht ist offenbar mit der Absicht gedichtet, so sehr altes[10] Griechisches[2] επος zu seyn, als bey dem romantischen[12] Geist[12], der im Ganzen lebt, möglich wäre. Bey sehr großer Aehnlichkeit im Einzelnen ist also absolute Verschiedenheit im Ganzen. Durch diesen romantischen[12] Geist[12] ist es weit über Homer, dem es aber an ηθος und Fülle wieder weit nachsteht. Man könnte es ein romantisirtes[6] επος nennen. Aber freylich in ganz anderm Sinne, als das Romanzo der Italiäner. – Auch 〈9〉 wo es am antiksten und naivsten[1], und am homerischsten scheint, läßt s.[ich] doch ein Bewußtseyn, eine Selbstbeschränkung wahrnehmen, die höchst unhomerisch oder vielmehr überhomerisch sind..
[49] F. Schlegel, Philolog. I (*1797), KFSA 16, 44, Nr. 114: Er [sc. J. J. Winckelmann] hatte gar keinen Witz[3], und fühlte doch die absolute Versch.[iedenheit] des Antiken und Modernen[1]..
[50] F. Schlegel, Stud. Grch. Poes. (*1795; 1797), 248: Ein andres Zeichen von der Annäherung zum Antiken in der Poesie[1] ist die auffallende Tendenz zum Chor in den höhern lyrischen Gedichten (wie die Götter[4] Griechenlands und die Künstler Schillers; eines Künstlers, der durch seinen ursprünglichen Haß aller Schranken vom klassischen[7] Alterthum[2] am weitesten entfernt zu seyn scheint[)]. ➢ Volltext.
[51] F. Schlegel, Vorr. Grch. u. Röm. (1797), VI: Indessen war es [...] nur nach einer nicht ganz unvollständigen Charakteristik der modernen Poesie[11] möglich, das Verhältniß der antiken Poesie[11] zur modernen, und den Zweck des Studiums der klassischen[7] Poesie[11] überhaupt und für unser Zeitalter insbesondre zu bestimmen. ➢ Volltext.
[52] F. Schlegel, Philos. Lehrj. III (*1798), KFSA 18, 124, Nr. 21: Das Classische[7/3/5] und Progreßive[5/3] paßt nur nach Mehr oder Weniger auf Antik und Modern[1]; relativ, nicht absolut..
[53] F. Schlegel, Gespr. Poes. (1800), 122: Ich habe ein bestimmtes Merkmal des Gegensatzes zwischen dem Antiken und dem Romantischen[12] aufgestellt. Indessen bitte ich Sie doch, nun nicht sogleich anzunehmen, daß mir das Romantische[12] und das Moderne[1] völlig gleich gelte. [...] Da suche und finde ich das Romantische[12/7], bey den ältern[1] Modernen[1], bey Shakspeare, Cervantes, in der italiänischen Poesie[11], in jenem Zeitalter der Ritter, der Liebe und der Mährchen, aus welchem die Sache und das Wort[1] selbst herstammt. Dieses ist bis jetzt das einzige, was einen Gegensatz zu den classischen[3] Dichtungen des Alterthums[3] abgeben kann [...]. ➢ Volltext.
[54] F. Schlegel, Gespr. Poes. (1800), 181 f. (182): Ludoviko. [...] Der Geist[12] der Poesie[11] ist nur einer und überall derselbe. | Lothario. Allerdings der Geist[12]! Ich möchte hier die Eintheilung in Geist[12] und Buchstaben[8] anwenden. Was Sie [...] dargestellt oder doch angedeutet haben, ist, wenn Sie 〈182〉 wollen, der Geist[12] der Poesie[11]. Und Sie werden gewiß nichts dagegen haben können, wenn ich Metrum und dergleichen ja sogar Charaktere[7], Handlung[3], und was dem anhängt, nur für den Buchstaben[8] halte. Im Geist[12] mag Ihre unbedingte Verbindung des Antiken und Modernen[1] Statt finden [...]. Nicht so im Buchstaben[8] der Poesie[11]. Der alte[10] Rhythmus z. B. und die gereimten Sylbenmaaße bleiben ewig entgegengesetzt. ➢ Volltext.
[55] R. Schumann, Hummel (1834), 73: Ruhe, Grazie, Idealität, Objectivität, die Träger der antiken Kunstwerke[2], sind die der Mozart'schen Schule. Wie der menschliche Grieche seinen donnernden Jupiter noch mit heiterm[4] Gesicht zeichnete, so hält Mozart seine Blitze. | [...] Sollte diese helle Art zu denken und zu dichten vielleicht einmal durch eine formlosere, mystische verdrängt werden, wie es die Zeit[9] will, die ihre Schatten auch auf die Kunst[2] wirft, so mögen dennoch jene schönen[1] Kunstalter nicht vergessen werden, die Mozart regierte und die zuerst Beethoven schüttelte in den Fugen, daß es bebte, vielleicht nicht ohne Zustimmung seines Vorfürsten Wolfgang Amadeus. Später usurpirte Carl Maria von Weber und einige Ausländer den Königsthron. Als aber auch diese abgetreten, verwirrten sich die Völker[1] mehr und mehr und wenden und strecken sich nun in einem unbequemen classisch[5]-romantischen[8] Halbschlaf..
[56] Solger, Rez. A. W. Schlegel (1819), 83: Hierauf folgt eine Bestimmung der Begriffe[1] der antiken und modernen[1] oder romantischen[12] Poesie[11], und mit Recht ist diese vorangestellt, da der Verfasser einen ganz praktischen Zweck hatte, und also gleich in den historischen Gegensatz eingehen mußte. Nachdem er diesen oft verkannten und mißverstandenen, und oft selbst bezweifelten Gegensatz vorläufig durch Bilder und Beyspiele deutlich zu machen gesucht, durch Rhythmus und Melodie, Plastik und Malerey[2], die antike und sogenannte gothische Baukunst; so versucht er ihn endlich seinem Wesen nach in bestimmten Worten[2] darzustellen..
[57] J. H. Voß, Romant. (*1801; 1808), 45: Den reinen Naturformen, in welchen des Alterthums[3] freyer[13] Genius sich verklärt darstellt, wurden die unförmigen Vermummungen des dumpfen, von Hierarchen und Damen abhängigen Rittergeistes, der beseelten Gestalt des Urschönen, des zur Göttlichkeit gesteigerten Menschlichen ward Ihres Ideals düsteres Fantom, dem Klassischen[5] das wilde Romantische[4], dem Antiken das Moderne[1], ja wenn sie noch schamloser sich aussprachen, dem Irdischen Ihr Geistiges, dem Heidnischen Ihr Christkatholisches vorgezogen [...], und in den klingelnden Tonweisen der Fidelare und Meistersänger erhöht..
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