[1]
Droysen, Alex. (o. J. [1833]), 22
: Tiribazus, ein ächt barbarischer Charakter, trotzig im Glück, frech im Unglück, überall voll Tücke und Treulosigkeit [...]. ➢ Volltext
[2]
Schiller, an Körner ( 28.–31. 7. 1787), NA 24, 115
: Gotter ist ein zerrissener Karakter, dem ich mich nie hingeben könnte. Er hat viele, aber französische, Bildung[5], viel Geist[20] und Witz[1], aber dabei eine Nüchternheit, die mich abschröckt.
[3]
Wieland, Was ist Hochteutsch? (1782), 162
: Der große Corneille war nichts weniger als was man einen Weltmann nennt; er lebte in seinem Cabinet und im Schooße seiner Familie; mit den hohen Charaktern und Idealen des alten[10] Roms und Griechenlandes besser bekannt als mit dem Adel[2] und dem vornehmen Bürgerstande zu Paris. ➢ Volltext
[4]
Brockhaus, Conv.-Lex. IV (1809), 326
: Romantisch[7/4]. Da die meisten Romane[1] die Menschen[1] und Begebenheiten nicht so schildern, wie sie in der Natur[2] und in der wirklichen Welt erscheinen, sondern so, wie sie nach einem ästhetischen oder moralischen Ideale sein sollten, oder wie sie die oft überspannte Phantasie[3] des Dichters sich erträumt; so nennt man romantisch[7/4], im guten und schlimmen Sinne[1], alles, was entweder durch idealische[1] Vollkommenheit, oder durch abenteuerliche[3] Seltsamkeit und Verschrobenheit von dem Gewöhnlichen abweicht. So heißt ein Gesicht romantisch[7], wenn es bei dem sanften Ausdrucke von Unschuld, Zärtlichkeit, Offenheit ein reitzbares Gefühl für Freundschaft, Liebe[1], Menschlichkeit verräth – eine Gegend, eine Lage, wenn ihre erhabnen oder rührenden Schönheiten[1] nicht durch blinde Naturkraft zusammengestellt, sondern nach einem künstlichen Plane zu Erweckung sanfter oder erhabner Empfindungen absichtlich angelegt scheinen – ein Charakter, in dem Neigung zum Ungewöhnlichen, Freundschaft, Liebe[1], Patriotismus, hoher Glaube an die Tugend oder Erwartung eines seltsam glücklichen Ausgangs wohlgemeinter Unternehmungen u. s. w. oder auch schlichte Sitteneinfalt, Vernachlässigung des Herkommens, der Mode, der Formalitäten, der Hofsitte in den Handlungen des gemeinen Lebens, vornehmlich aber in der Wahl des Standes, des Gatten, der Freunde hervorstechend sind. Allerdings kann sowohl der Hang zu idealisiren, als die treue Anhänglichkeit an die Natur[2] auf Abwege verleiten, jener kann unter das gewöhnlich Gute herabsinken lassen, welches er zu überfliegen, diese von der Natur[2] entfernen, welcher er anzunähern strebt; allein die 〈327〉 Grundlage des Romantischen[7] ist edel und schön[1]. In der wirklichen Welt, d. h. in der Welt der gemeinen Menschen[1], die durch Eigennutz, Gewohnheit – Vorurtheil regiert wird, verstößt freilich ein romantischer[7] Sinn[5/9] mit jedem Schritte. Flache seelenlose Weltleute, Schlendriansmänner, die da in der Meinung stehen, alles müsse so sein, wie es bisher war und noch ist, glauben daher, einen uneigennützigen Charakter, ein edles Streben, sich und die Menschheit[2] zu vervollkommnen, nicht leichter herabwürdigen zu können, als durch den Vorwurf des Romantischen[7]..
[5]
Droysen, Alex. (o. J. [1833]), 23
: Ochus war seinem innersten Wesen nach Asiatischer Despot; zugleich blutdürstig und feig, zugleich finster und wollüstig, erscheint er in der kalten und wohlberechneten Entschiedenheit seiner Handlungen nur desto entsetzlicher. Ein solcher Charakter konnte die im Innersten verderbte Persermacht noch eine Zeit hindurch halten und mit dem krampfhaften Schein von Kraft und Frische beleben [...]. ➢ Volltext.
[6]
Grosse, Genius II (1792), 185
: Man kann es sich nicht vorstellen, wie dieser Umgang mit so verschiedenen Ständen und Charakteren mich bildete [...]..
[7]
W. v. Humboldt, Rez. Jacobi (1794), 806 f. (807)
: In Woldemar haben sich nicht die denkenden und empfindenden Kräfte, beide für sich gebildet und gepflegt, erst in ihrer Reife vereinigt; sie sind gleichsam von Kindheit an mit einander aufgewachsen, und eigentlich haben die ersteren die letzteren erzogen. Denn die Einheit erstrebende Vernunft[1] – die sich immer leichter mit der Phantasie[1], von der sie ihren Ideen Symbole leiht, verbindet – ist stärker in ihm, als der zergliedernde Verstand[1]. Daher sein Ringen nach allem Unvermittelten, Reinen, nach dem absoluten Daseyn. Von 〈807〉 diesem allem aber existirt in der Wirklichkeit nichts. Alles ist da vermittelt, gezeugt, vermischt, nur bedingungsweis existirend. So entsteht in Charakteren dieser Gattung Abneigung gegen die empirische Wirklichkeit, und in Rücksicht auf die Empfindungsweise Abneigung gegen die Sinnlichkeit..
[8]
Immermann, Epigon. (1836), W 2, 145
: Des Herzogs Vater, ein Charakter, wie er im achtzehnten Jahrhundert unter vornehmen Edelleuten nicht selten vorkam, war im Sinne[1] seiner Periode liberal und modern[6] gewesen. [...] Der Sohn, fast in allem ein Gegensatz seines zu Genuß und Empfindsamkeit aufgelegten Vaters, [...] machte die Contrerevolution, inwieweit es anging..
[9]
Moritz, Dt. in Engld. (1783), 59
: Es ist im Vorschlage gewesen, daß im Oberhause auch eine Gallerie für Zuschauer errichtet werden solle. Dieß ist aber nicht zu Stande gekommen. Auch geht es im Oberhause schon sittsamer und hofmäßiger zu. Wer aber Menschen[9] beobachten, und die abstechendsten Charaktere in ihren stärksten Aeußerungen betrachten will, der gehe ins Unterhaus!.
[10]
Wackenroder, Herz. (1797 [1796]), 121
: Als Albrecht [Dürer] den Pinsel führte, da war der Deutsche auf dem Völkerschauplatz unsers Welttheils noch ein eigenthümlicher und ausgezeichneter Charakter[6] von festem Bestand; und seinen Bildern ist nicht nur in Gesichtsbildung und im ganzen Äußeren, 〈122〉 sondern auch im inneren Geiste[12], dieses ernsthafte, grade und kräftige Wesen des deutschen Charakters[2] treu und deutlich eingeprägt. In unsern Zeiten[3] ist dieser festbestimmte deutsche Charakter[2], und eben so die deutsche Kunst[4], verloren gegangen. Der junge Deutsche lernt die Sprachen[3] aller Völker[1] Europa's, und soll prüfend und richtend aus dem Geiste[10] aller Nationen[1] Nahrung ziehen; – und der Schüler der Kunst[4] wird belehrt, wie er den Ausdruck Raphaels, und die Farben der venezianischen Schule, und die Wahrheit der Niederländer, und das Zauberlicht des Correggio, alles zusammen nachahmen, und auf diesem Wege zur alles übertreffenden Vollkommenheit gelangen solle. – O traurige Afterweisheit! O blinder Glaube des Zeitalters, daß man jede Art der Schönheit[1], und jedes Vorzügliche aller großen Künstler der Erde, zusammen〈123〉setzen, und durch das Betrachten aller, und das Erbetteln von ihren mannigfachen großen Gaben, ihrer aller Geist[20] in sich vereinigen, und sie alle besiegen könne! ➢ Volltext.