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[1] G. Forster, Brodbaum (1784), 10 f. (11): [Indonesien:] Die Fische im dortigen Meere, die Schmetterlinge und andere Insekten wetteifern mit einander um den Preis der Seltenheit, es sey an Gestalt oder Farbe. Eben so reich ist das Kleid unzähliger Gattungen des Geflügels. Doch schimmern vor allen die Paradiesvögel, wie die seltengesehenen Bewohnerinnen eines asiatischen Harems, mit vielfarbigem Gold übergossen, und in den Purpur der Morgenröthe getaucht. Endlich treten auch die grösseren Thiere[1] in mannigfaltiger Bildung[10] einher, mit einem Geschöpf an ihrer Spitze [sc. Orang-Utan], in dessen menschenähnlicher Gestalt die Natur[2] vielleicht hat zeigen wollen, wie genau sie das Meisterstück der Schöpfung, wenigstens im äusserlichen, mit ihren Formen nachbilden könne! [...] | ⟨11⟩ Nach welchen Gesetzen diese göttliche Bildnerin bey der Austheilung ihrer Güter verfährt, und in wie fern das Klima[1] eines jeden Orts zum Daseyn bestimmter organischer[3] Körper mit ihren eigenthümlichen Gestalten und Eigenschaften, als hervorbringende Ursache mitwürken kann? dies gehört noch beides in die Reihe ausser unserm Gesichtskreise liegender Dinge. Einst werden aber auch diese dem weiterschauenden Weltweisen offenbar, wenn er mit den Materialien, die wir sammeln, das grosse kaum noch gegründete Lehrgebäude der Physik vollendet haben wird. Ein Zaubernetz von unzähligen Fäden und durcheinandergeschürzten Knoten, wo Eins mit Allen und Alles mit Einem zusammenhängt, ein System voll himmlischer Uebereinstimmung wird er einst in der Mannigfaltigkeit der Schöpfung finden, wo unser begränzter Blick jetzt nur das Gaukeln einer unerschöpflichen Phantasie wahrzunehmen glaubt, die ihr Füllhorn auf gerathewohl ausgeschüttet hat.

[2] W. v. Humboldt, Stud. Alterth. (*1793), GS I, 1, 266: [K]ein Volk [besizt] leicht eine so reiche Phantasie im Schaffen metaphorischer Ausdrücke [...], als den Griechen eigen war.

[3] Jean Paul, Vorsch. Ästh. II (1804), 486: Adelung wiederholt in seinem Buche über den Deutschen Stil die kahle Vergleichung des Schreibens mit dem Malen, also des Kunstwerks als solchen mit einem als solchen; so wie ungefähr eine feurige Phantasie einige Aehnlichkeiten aus der Instrumentalmusik herholen würde für die Vokalmusik.

[4] Novalis, Lehrlinge (*1798), NS 1, 100: Man beschuldigt die Dichter der Übertreibung, und hält ihnen ihre bildliche uneigentliche Sprache[4] gleichsam nur zu gute, ja man begnügt sich ohne tiefere Untersuchung, ihrer Fantasie jene wunderliche Natur[1] zuzuschreiben, die manches sieht und hört, was andere nicht hören und sehen, und die in einem lieblichen Wahnsinn mit der wirklichen Welt nach ihrem Belieben schaltet und waltet; aber mir scheinen die Dichter noch bei weitem nicht genug zu übertreiben, nur dunkel den Zauber jener Sprache[4] zu ahnden und mit der Fantasie nur so zu spielen, wie ein Kind mit dem Zauberstabe seines Vaters spielt. Sie wissen nicht, welche Kräfte ihnen unterthan sind, welche Welten ihnen gehorchen müssen. Ist es denn nicht wahr, daß Steine und Wälder der Musik gehorchen und, von ihr gezähmt, sich jedem Willen wie Hausthiere fügen? – Blühen nicht wirklich die schönsten[1] Blumen um die Geliebte und freuen sich sie zu schmücken? Wird für sie der Himmel nicht heiter[1] und das Meer nicht eben? – Drückt nicht die ganze Natur[2] so gut, wie das Gesicht, und die Geberden, der Puls und die Farben, den Zustand eines jeden der höheren, wunderbaren Wesen aus, die wir Menschen nennen? Wird nicht der Fels ein eigenthümliches Du, eben wenn ich ihn anrede? Und was bin ich anders, als der Strom, wenn ich wehmüthig in seine Wellen hinabschaue, und die Gedanken in seinem Gleiten verliere? Nur ein ruhiges, ⟨101⟩ genußvolles Gemüth wird die Pflanzenwelt, nur ein lustiges Kind oder ein Wilder die Thiere[1] verstehn.

[5] A. W. Schlegel, Vorles. philos. Kunstlehr. (
!
1798–99), KAV 1, 16: Die äußere Form des Wortes[1] setzt unsere Phantasie in Bewegung, die Nebenbestimmungen, die dann laut Analogie in uns hervorgerufen werden, hinzuzusetzen.

[6] A. W. Schlegel, Vorles. philos. Kunstlehr. (
!
1798–99), KAV 1, 46: Die beständig wiederholte Paarung sinnlicher Ähnlichkeiten macht den Reim zu einem starken Reiz für die Phantasie. [...] Man hat das Vergnügen am Reime sonst unrecht kindisch genannt. Denn da sich die Seele freut, an unähnlichen Dingen Ähnlichkeit wahrzunehmen, so ist dies auch im Reime.

[7] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. I (!1801–02), KAV 1, 243 f. (244): [S]o untrennbar wie in einem ächten Kunstwerke[2] das, was man das poetische[2], und was man das künstliche nennen kann, sind, so untrennbar ist auch der wahre Geschmack vom wahren Genie[2]. Dieses ist eben die innigste Vereinigung der bewußtlosen und der selbstbewußten Thätigkeit im menschlichen Geiste[19], des Instinktes und der Absicht, der Freyheit[10] und der Nothwendigkeit. Deswegen, weil in ihm die ursprüngliche Entzweyung sich aufhebt, worin der Mensch[1] als ein endliches Wesen sich endlos befangen sieht, erscheint es uns auch als etwas übermenschliches, als eine göttliche Kraft, und seine Mittheilungen als wahre Offenbarungen. Darum ist auch zum Genie[2] große Eminenz der auf Erkenntniß[1] gerichteten Geisteskräfte, Einbildungskraft[1] und Verstand[1], die Kant als seine Bestandtheile angiebt, nicht hinreichend, sondern es umfaßt den ganzen innern Menschen[6], und kann in nichts geringerem bestehen, als in der Energie und innigsten Eintracht dessen was sowohl in der Sinnlichkeit ⟨244⟩ als in der Geistigkeit des Menschen[1] das selbständige und unbeschränkte Vermögen ist, also der Fantasie (die man in diesem Sinne[1] noch von der Einbildungskraft[1] unterscheiden kann) und der Vernunft[1].

[8] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. II (!1802–03), KAV 1, 525: Einige Dichter haben den gestirnten Himmel so vorgestellt, als ob die Sonne nach Endigung ihrer Laufbahn in alle jene unzähligen leuchtenden Funken zerstöbe: dieß ist ein vortreffliches Bild für das Verhältniß der Vernunft und Fantasie: in den verlorensten Ahndungen dieser ist noch Vernunft; beyde sind gleich schaffend und allmächtig, und ob sie sich wohl unendlich entgegengesetzt scheinen, indem die Vernunft unbedingt auf Einheit drängt, die Fantasie in gränzenloser Mannigfaltigkeit ihr Spiel treibt, sind sie doch die gemeinsame Grundkraft unsers Wesens. Was schon in den alten Kosmogonieen gelehrt ward, daß die Nacht die Mutter aller Dinge sey, dieß erneuert sich in dem Leben eines jeden Menschen: aus dem ursprünglichen Chaos gestaltet sich ihm durch Liebe und Haß, durch Sympathie und Antipathie die Welt.

[9] F. Schlegel, Ideen (1800), 8, Nr. 26: Witz[4] ist die Erscheinung, der äußre Blitz der Fantasie.

[10] A. v. Arnim, Dolores (1810), RuE 1, 192.

[11] Goethe, Gut. Weib. (1801), WA I, 18, 280.

[12] Heine, Romant. Schule (1836), 21 f. (22).

[13] Herder, Urspr. d. Spr. (1772), 115.

[14] Herder, Urspr. d. Spr. (1772), 122.

[15] Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. IV (1835), 207.

[16] Jean Paul, Vorsch. Ästh. II (1804), 276.

[17] Jean Paul, Vorsch. Ästh. II (1804), 296.

[18] Jean Paul, Vorsch. Ästh. II (1804), 487.

[19] Novalis, an K. L. Reinhold (5. 10. 1791), NS 4, 92.

[20] Novalis, an seinen Vater (9. 2. 1793), NS 4, 109.

[21] Schiller, Ggw. teut. Theater (1782), NA 20, 82.

[22] A. W. Schlegel, Vorles. philos. Kunstlehr. (
!
1798–99), KAV 1, 26.

[23] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. I (
!
1801–02), KAV 1, 404.

[24] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. I (
!
1801–02), KAV 1, 411.

[25] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. I (
!
1801–02), KAV 1, 411.

[26] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. II (!1802–03), KAV 1, 487.

[27] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. II (
!
1802–03), KAV 1, 505.

[28] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (!1803–04), KAV 2.1, 49.

[29] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (!1803–04), KAV 2.1, 57.

[30] A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (
!
1803–04), KAV 3, 65.

[31] A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (!1803–04), KAV 3, 273.

[32] A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (
!
1803–04), KAV 3, 318.

[33] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 47 f. (48).

[34] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 343 f. (344).

[35] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. II.2 (1811), 53.

[36] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. II.2 (1811), 65.

[37] F. Schlegel, Lucinde (1799), 34.

[38] F. Schlegel, Lucinde (1799), 34.

[39] F. Schlegel, Gespr. Poes. (1800), 101 ff. (102 f.).

[40] F. Schlegel, Ideen (1800), 5, Nr. 8.

[41] Schleiermacher, Religion (1799), 129.

[42] L. Tieck, Phantasus I (1812), 396.

[43] J. H. Voß, F. Stolberg (1819), 5.














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