Wortliste
Semantik 
3. ›Hörvermögen, Gehör, akustischer Sinn, Fähigkeit, Laute und Geräusche zu apperzipieren und zu interpretieren, insbesondere auch sprachliche Äußerungen zu verstehen‹, auch ›Fähigkeit, lautlich-klangliche Feinheiten ebenso wie Nuancen des Sinns wahrzunehmen‹; Metonymie (Fähigkeit für Fähigkeitsträger) zu [[[BedeutungsVerweis ID='192' Anzeige='2' Formatierung='1']]]. Das Ohr[[[BedeutungsVerweis ID='135' Anzeige='3' Formatierung='3']]] erscheint als primär-kognitiver Zugang des Menschen zur Natur[[[BedeutungsVerweis ID='40' Anzeige='2' Formatierung='3']]] und damit als Voraussetzung für die Entstehung von Sprache[[[BedeutungsVerweis ID='151' Anzeige='1' Formatierung='3']]] [[[[BelegVerweis ID='2489' Anzeige='54' Formatierung='1']]], [[[BelegVerweis ID='1548' Anzeige='58' Formatierung='1']]], [[[BelegVerweis ID='4296' Anzeige='88' Formatierung='1']]]]; allerdings nicht als unabdingbare Voraussetzung [[[[BelegVerweis ID='1503' Anzeige='61' Formatierung='1']]]]. Durch das Ohr[[[BedeutungsVerweis ID='135' Anzeige='3' Formatierung='3']]] wird das sprachlich gefasste und dadurch objektivierte geistige Streben auf- und wahrgenommen, wodurch allein Reflexion und Selbstbewusstsein möglich werden [[[[BelegVerweis ID='2626' Anzeige='60' Formatierung='1']]]]. Als hermeneutisches Organ[[[BedeutungsVerweis ID='200' Anzeige='3' Formatierung='3']]] affiziert es in ganzheitlicher (intellektuell-emotionaler) Weise den inneren Sinn[[[BedeutungsVerweis ID='112' Anzeige='5' Formatierung='3']]] des Menschen. Zusammen mit dem Auge [[[[BelegVerweis ID='2636' Anzeige='65' Formatierung='1']]]], aber mehr noch als dieses [[[[BelegVerweis ID='2630' Anzeige='64' Formatierung='1']]]] ist es – „lebhaft, aber nur dunkel“ empfindend [[[[BelegVerweis ID='1557' Anzeige='57' Formatierung='1']]]] –, der Sinn für das Romantische[[[BedeutungsVerweis ID='276' Anzeige='8' Formatierung='3']]], da die Grenzen seiner Wahrnehmungs­gegen­stände (insbesondere bei langsam verklingenden Tönen) sich unbestimmbar verlieren [[[[BelegVerweis ID='2630' Anzeige='64' Formatierung='1']]]]. Bei F. Schlegel [[[[BelegVerweis ID='5543' Anzeige='87' Formatierung='1']]]] auch metaphorisch (als inneres O.). Für R. Schumann ist das O. ein rein rezeptives Organ, das zum Erfassen von Musik nur teilweise taugt; vielmehr muss eine Melodie – zumindest gilt dies für Melodien bestimmter Komponisten – aktiv (nach)gesungen werden können, um sie in vollem Umfang zu verstehen [[[[BelegVerweis ID='11933' Anzeige='23' Formatierung='1']]]].
Belege 
[1] Ahlefeld, Erna (1820), 142: Sie hörte
ihm
am liebsten zu, wenn er redete, und mußte sie bon gré mal gré jemand Anderm ihr
Ohr
leihen, so lauschte sie doch wenigstens auf seinen Ton, und strebte, an dem, was er unterdessen sagte, Theil zu nehmen, so wie sie in allen streitigen Punkten der Unterhaltung ihn gleichsam als die höchste Instanz zu betrachten und zu ehren schien.


[2] Ahlefeld, Erna (1820), 146: Alle hörten bewegt diese Worte[2] an, die durch Erna's reine, jetzt sanft gedämpfte Stimme[3] und eine ganz eigene kunstlose, aber die innersten Saiten des Gefühls berührende Melodie sich unaufhaltsam durch das Ohr ins Herz stahlen.

[3] Brentano, Ital. Märchen (1805\11), W3, 457: Ihr Gesang war so lieblich und rann mir wie ein süßes Bächlein durch das
Ohr
, und ums Herz ward mir so kühl, als wenn man im heißen Sommer in klaren Wellen sich badet. Da zerrannen mir alle Gedanken, und mir war, als sänke ich immer tiefer und tiefer hinab.


[4] Brockhaus, Bild.-Conv.-Lex. IV (1841), 59: Über die Geschwindigkeit des Schalls hat man viele und sorgfältige Versuche angestellt und gefunden, daß derselbe in einer Secunde ungefähr 1050 wiener Fuß zurücklegt. Man nimmt ferner nach Beobachtungen an, daß das
Ohr
gewisse Grenzen habe, indem es weder allzu hohe noch allzu niedrige Töne wahrzunehmen vermöge, und daß der tiefste noch wahrnehmbare Ton derjenige sei, bei dessen Erzeugung der tönende Körper wenigstens 32 Schwingungen in der Secunde mache, während dem höchsten Tone eine Anzahl von 12,000 Schwingungen entsprächen; doch hat man in neuester Zeit Mittel gefunden, noch hörbare Töne hervorzubringen, denen 48,000 Schwingungen, sowie solche, denen 14 Schwingungen in der Secunde entsprechen.


[5] Chamisso, Schlemihl (1814), SW 1, 47: Ich trat in den Garten, alle Schauer der Erwartung in der Brust – mir schallte es wie ein Lachen entgegen, mich schauderte, ich warf einen schnellen Blick um mich her; ich konnte niemanden entdecken. Ich schritt weiter vor, mir war’s, als vernähme ich neben mir ein Geräusch wie von Menschentritten; es war aber nichts zu sehen: ich dachte mich von meinem
Ohre
getäuscht.


[6] Fichte, Urth. d. Publ. (1793), XVIII ff. (XX): „Wenn wir uns der Freiheit[6] auch würdig machten, so werden die Monarchen uns doch nicht frei[6] lassen.“ [...] ⟨XX⟩ [...] Sagen hilft da nichts, denn wer könnte so laut schreien, daß es ihr Ohr erreichte, und durch ihren Verstand[4] zu ihrem Herzen eindränge? Nur handeln hilft. Seyd gerecht, ihr Völker[1], und eure Fürsten werden es nicht aushalten können, allein ungerecht zu seyn.

[7] Goeckingk, Ged. (1780), 44: Dank dir, Schöpfer dieses All! | Daß ich für den Mond ein Auge habe, | Und ein
Ohr
für deine Nachtigall!


[8] Goethe, Romeo u. Julia (*1811–12), WA I, 9, 237,
1236 ff.
: : Willst du schon gehn? Der Tag ist ja noch fern. | Es war die Nachtigall, und nicht die Lerche, | Die eben jetzt dein banges
Ohr
durchdrang. | Sie singt des Nachts auf dem Granatbaum dort. | Glaub', Lieber, mir: es war die Nachtigall.


[9] Goethe, Wanderjahre II (1829), WA I, 25.1, 69: Es klang aus der Ferne her und doch schien es im Hause selbst zu sein, denn das Haus zitterte manchmal und die Balken dröhnten, wenn der Ton zu seiner größten Kraft stieg. Wilhelm, der sonst ein zartes
Ohr
hatte alle Töne zu unterscheiden, konnte
⟨70⟩
doch sich für nichts bestimmen, er verglich es dem Schnarren einer großen Orgelpfeife, die vor lauter Umfang keinen entschiedenen Ton von sich gibt.


[10] Hauff, Märchen I (1826), SW 2, 262: Die Nacht war sehr finster, aber stille, und so mußte sich Said auf sein scharfes
Ohr
beinahe ganz allein verlassen.


[11] Hauff, Märchen III (1828), SW 2, 307: Er fuhr zwei Jahre in der Welt umher, und [...] es freute ihn nichts, kein Bild, kein Haus, keine Musik, kein Tanz, sein Herz von Stein nahm an nichts Anteil und seine Augen, seine Ohren waren abgestumpft für alles Schöne.

[12] Heinse, H. v. Hohenth. I (1795), SW 5, 55: Wahrscheinlich übertrift das Ohr des Menschen[1] an feiner und mannigfaltiger Aufnehmung und Unterscheidung der Töne[1] auch das Ohr aller andern Thiere[2]. Mich dünkt, schon die Menge der Sprachen[3] allein wäre hinlänglicher Beweis. So wie der vortrefliche Lehrmeister des Gefühls, ist es noch Lehrmeister der Zunge und der Kehle. Ein vollkommen zartes, festes, reines, und noch mehr, ausgebildetes Gehör ist freylich auch eben so selten, wie alle hohe Schönheit[3]; und durch böse Gewohnheiten kann man diesen ⟨56⟩ göttlichen Sinn[3] sehr verderben. Wer ihn aber nicht einigermaaßen in Vortreflichkeit hat, soll sich nicht mit Gesang und Instrumenten[3] plagen, wo er nothwendig entscheidet.

[13] Herder, Gesch. d. Menschh. II (1785), 138: Gesicht und Gehör endlich sind die edelsten Sinne[4], zu denen der Mensch[1] schon seiner organischen[2] Anlage nach vorzüglich geschaffen worden: denn bei ihm sind die Werkzeuge dieser Sinne[4] vor allen Thieren[2] Kunstreich ausgebildet. Zu welcher Schärfe haben manche Nationen[1] Auge und Ohr gebracht! Der Kalmucke sieht Rauch, wo ihn kein Europäisches Auge gewahr wird: der scheue Araber horcht weit umher in seiner stillen Wüste.

[14] Jean Paul, Fixlein (1796), SW I, 5, 104: Im Grunde, darf ich behaupten, wars heute das erstemal, daß er sie ansah: er war in die Dreißig gekommen und glaubte noch fort, an einem Fräulein dürf' er nur die Kleider, nicht den Körper bemerken, und er habe ihr nur mit den
Ohren
, nicht mit den Augen aufzuwarten.


[15] Moritz, Dt. in Engld. (1783), 45: Hier drehten sich andre im ewigen Cirkel herum, um zu sehen und gesehen zu werden; dort versammlete sich ein Trupp eifriger Dilettanten in der Tonkunst vor dem Orchester und schmauste mit den Ohren, indes andre bei den wohlbedienten Tischen auf eine reellere Art ihren lechzenden Gaumen erfrischten, und noch andre, so wie ich, einsam auf der Gallerie in dem Winkel einer Loge saßen, um über dieß alles ihre Betrachtungen anzustellen.

[16] A. Müller, Beredsamk. (!1812; 1816), 54 f. (55): Das Auge empfängt alle Bilder, alle Farben, alle Eigenthümlichkeiten der Welt: was gibt es der Welt zurück als seinen zwar ausdrucksvollen, aber stillen Glanz? Der Geschmack, der Geruch, für welche die Natur[2] die zartesten Verhältnisse der Körperwelt zu mischen scheint, was geben sie der Natur[2] zurück? Womit antwortet der Mensch auf alle die Wohlthaten und Schmeicheleien seines Gefühls und aller dieser Sinne[4/5]? – Alle seine Schuld bezahlt er, all dieses unendliche Empfangen vergilt er, auf alle Fragen der Natur[2] antwortet er mit dem Vermögen der Rede: aus allen diesen Bildern, diesem Glanz, diesem Duft, diesem Wohlgeschmack, diesen tausendfältigen Anregungen des Gefühls bereitet sich ein einziger, einfach-unendlicher Stoff: das Wort[2]. Der Sinn[4/5] also, dem die Natur[2] das ⟨55⟩ Vermögen der Antwort beigegeben, der nicht bloß zum Leiden bestimmt ist wie die übrigen, hat einen höheren Beruf als die übrigen. Auch zeigt sich die Wahrheit dieser Behauptung deutlicher darin, daß unser Ohr das Gesetz der Welt ganz für sich und fast ohne Beihülfe der übrigen empfinden kann: an der Musik ist wahrzunehmen, und die meisten musikalischen[1] Virtuosen bestätigen es, daß dieser Sinn[5] der unabhängigste von allen ist, ja, ich möchte sagen, daß der ganze Mensch sich in das Ohr zurückziehn, mit diesem einen Organe[3] leben, denken und dichten und alle andere Organe[3] im thierischen Zustande hinterlassen kann. Wie Großes haben die Alten[10] gemeint, als sie von einer Harmonie der Sphären redeten, als wenn die Gesetze der wunderbaren Anordnung des Weltbaues doch eigentlich nur das Ohr empfinden könnte!

[17] A. Müller, Beredsamk. (!1812; 1816), 60: Ganz Griechenland hat Jahrhunderte hindurch sprechen müssen, erst mußte das letzte Bauernweib auf dem Markte von Athen durch bloße Bildung[5] des Ohrs unterscheiden können, was attisch und was schön griechisch war, was nicht, bevor Demosthenes kommen durfte.

[18] A. Müller, Beredsamk. (!1812; 1816), 61 ff. (62 f.): Es giebt [...] eine Kunst[6], zu hören, und ich bin fest überzeugt, daß wer sie in gehörigem Maße besäße, durch bloßes Ausüben dieser Kunst[6], durch bloßes sinnreiches und lebendiges Anhören einen andern zum Redner machen könnte. Man kann in jedem Theater bemerken, wie viele Grade gesteigerter Aufmerksamkeit es in einer Versammlung von Menschen gibt und wie viele Grade der Stille, die in gewissen Momenten jene Athemlosigkeit der ganzen Natur[2] erreicht, die man auf den Gipfeln sehr hoher Berge wahrnimmt: man kann unzählige Arten der Aufmerksamkeit und des Antheils bemerken, und man wird innewerden, daß der Mensch deßhalb, weil und so lange als er hört, nicht auch ⟨62⟩ stumm ist. Der große Schauspieler weiß, was er von den bestimmten und hergebrachten Manieren der Antwort von Seiten des Publikums[4], vom Händeklatschen und von dem eigentlich schreienden und brausenden Beifall zu denken hat: aber wenn eine große Versammlung von der Macht der Rede so überwältigt wird, daß sie die konventionelle Antwort vergißt, daß sie wie mit einem einzigen Ohre horcht [...], wenn die ganze Versammlung sich unsichtbar, aber ganz deutlich aneinander lehnt, jeder empfindet, daß er nur Glied eines größeren Menschen ist, der angeredet wird, dann ergreift auch den Künstler auf der Bühne etwas ihm selbst unerwartetes, größer als menschliches, nicht etwa eine gemeine Verwandlung in das, was er darstellt, nicht etwa eine Trunkenheit der Begeisterung[1], aber eine gewisse göttliche Ruhe; das ganze Gerüst von Vorübung und Studium seiner Rolle verschwindet, die Bemühung wird unnütz, das Talent selbst tritt zurück; es ist, als wenn ein höherer Geist[32], der Dichter oder irgendwer sonst, den ganzen irdischen Apparat dieser Kunst[8] entrückt hätte, als wenn er durch den Mund des Künstlers redete, ⟨63⟩ und als wenn derselbige Geist[32] in seligem Anschaun seines eignen Werks auch durch das Ohr der Versammlung wieder horchte; es ist, als wenn jene glückliche Gemeinschaftlichkeit des Bodens und des Himmels, von der wir in unsrer vorigen Unterhaltung sprechen [sic], alle überkäme und als wenn zwischen Parterre und Bühne die Grenze des Proszeniums verschwände, welche die Kunst[2] eigentlich immer aufheben sollte, wie die Alten[10] andeuteten, indem sie die Bildsäule des Gottes[4], die Neueren[3], indem sie die Musik[9] an diese Grenze hin verlegten. – | Dies sind die Augenblicke, wo jeder im Hören empfindet, daß auch er reden könne [...].

[19] Schiller, Räuber Trauersp. (1782), NA 3, 192: Wisset also, ich bin ein böhmischer Edelmann, und wurde durch den frühen Tod meines Vaters Herr eines ansehnlichen Ritterguts. Die Gegend war paradiesisch – denn
⟨193⟩
sie enthielt einen Engel – – ein Mädchen geschmückt mit allen Reizen der blühenden Jugend, und keusch wie das Licht des Himmels. Doch, wem sag ich das? Es schallt an euren
Ohren
vorüber – – ihr habt niemals geliebt, seid niemals geliebt worden –


[20] Schiller, Wallenst. Lag. (1800), NA 8, 34: Der Feldherr ist wundersam geboren, | Besonders hat er gar kitzligte
Ohren
. | Kann die Katze nicht hören mauen, | Und wenn der Hahn kräht, so machts ihm Grauen. | [...] | Muß alles mausstill um ihn sein. | Den Befehl haben alle Wachen, | Denn er denkt gar zu tiefe Sachen.


[21] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. II (!1802–03), KAV 1, 691: Um unser eignes Ohr in der Muttersprache entscheiden zu lassen, habe ich in folgendem Epigramme oder Idyllion [...] die Distichen ganz nach Griechischer[5] Weise zu bauen versucht, welches bis jetzt im Deutschen ohne Beyspiel ist, vielleicht aber auch in längeren Stücken auszuführen nicht unmöglich wäre, da der vielsylbige Schluß ja nicht durchgängig Statt zu finden braucht, da wir viele zusammengesetzte Wörter[1] in unsrer Sprache[3] haben, welche dahin passen, und es erlaubt ist auch Griechische[5] zu Hülfe zu nehmen. Freylich muß erst die Aufmerksamkeit darauf gerichtet und das Ohr für diesen Wohllaut empfänglich gemacht werden.

[22] R. Schumann, Dichtbüchl. (*1833/34), 27: Als ein junger Musikstudirender in der Probe zu der achten Symphonie von Beethoven eifrig in der Partitur nachlas, meinte Eusebius: „das muß ein guter Musiker sein!“ – „Mit nichten,“ sagte Florestan, „das ist der gute Musiker, der eine Musik[6] ohne Partitur versteht, und eine Partitur ohne Musik[6]. Das Ohr[3] muß des Auges und das Auge des (äußern) Ohres[2] nicht bedürfen.“

[23] R. Schumann, Symph. Berlioz (1835), 47: Freilich darf man seine [sc. H. Berlioz'] Melodieen nicht mit dem Ohre allein hören; sie werden unverstanden an denen vorübergehen, die sie nicht recht von innen heraus nachzusingen wissen, d. h. nicht mit halber Stimme[3] sondern mit voller Brust – und dann werden sie einen Sinn[2] annehmen, dessen Bedeutung sich immer tiefer zu gründen scheint, je öfter man sie wiederholt.

[24] Sulzer, Allg. Theor. I (1771), 9: Accent. [...] Die Modification der Stimme[3], wodurch in der Rede oder in dem Gesang einige Töne[1] sich vor andern ausnehmen, und wodurch also überhaupt Abwechslung und Mannigfaltigkeit in die Rede kommen. Wenn alle Sylben mit gleicher Stärke und Höhe der Stimme[3] ausgesprochen würden, so wäre weder Annehmlichkeit noch Deutlichkeit in derselben; sogar die Bemerkung des Unterschieds der Wörter[1] würde wegfallen. Denn daß das Ohr die Rede in Wörter[1] abtheilet, kommt blos von dem Accent her.

[25] Sulzer, Allg. Theor. I (1771), 153: Die bekannte Anekdote vom Theophrastus, der wegen seines Accents von einem gemeinen Weib ist getadelt worden, beweißt, daß in Athen der gemeinste Mensch ein
Ohr
und ein Gefühl für die Schönheiten der Rede gehabt, das in Deutschland nur die wenigen Kenner haben.


[26] Sulzer, Allg. Theor. I (1771), 307: In dem Art.
Einförmigkeit ist angemerkt worden, daß jedes Werk der Kunst, so wie der Mensch, aus zwey Theilen bestehe, dem Körper und dem Geist, deren jeder seine eigenen ästhetischen Eigenschaften haben müsse. So besteht die Rede aus einer Folge von Tönen, die blos das
Ohr
rühren, und aus einer Folge von Begriffen und Gedanken; jene macht den Körper, diese machen den Geist der Red aus.


[27] Unger, J. Grünthal II (31798), 66: Bei dem allen machte sie ihrem Bruder doch viel Herzleid, der gegen grammatikalische Unrichtigkeiten ein so empfindliches Ohr hatte, wie der Tonkünstler gegen falsche Töne. Er unterbrach sie bei jeder Phrase mit Bemerkungen, daß hier der Dativ und dort der Genitiv stehen müsse. So pries er auch ein Frauenzimmer als ganz trefflich, weil er sie noch nie auf einem Sprachfehler ertappt hatte.

[28] Wackenroder, Herz. (1797 [1796]), 243: Seine heftige Liebe zur Musik nahm in der Stille immer mehr überhand. War in einigen Wochen kein Ton in sein
Ohr
gekommen, so ward er ordentlich am Gemüthe krank; er merkte, daß sein Gefühl zu⟨244⟩sammenschrumpfte, es entstand eine Leerheit in seinem Innern, und er hatte eine rechte Sehnsucht sich wieder von den Tönen begeistern zu lassen.


[29] Zschokke, Goldmacherd. (1817), NuD 16, 31: Diese und andere Reden gelangten endlich selbst vor die
Ohren
des Herrn Pfarrers und der hochobrigkeitlichen Schulräthe in der Stadt.


[30] Ahlefeld, Erna (1820), 96.

[31] Ahlefeld, Erna (1820), 213.

[32] Ahlefeld, Erna (1820), 284.

[33] Ahlefeld, Ges. Erz. I (1822), 163.

[34] Ahlefeld, Ges. Erz. I (1822), 153.

[35] Ahlefeld, Ges. Erz. I (1822), 181.

[36] Ahlefeld, Ges. Erz. II (1822), 181.

[37] Arndt, Ideen (1805), 19.

[38] B. v. Arnim, Günder. (1840), 292.

[39] B. v. Arnim, Frühlingskr. (*1800–04; 1844), 109 f. (110).

[40] B. v. Arnim, Frühlingskr. (*1800–04; 1844), 172.

[41] Aurbacher, Volksbüchl. I (1827), 18.

[42] Bauernfeld, Bürgerl. u. Romant. (1839), AW 1, 344.

[43] Beethoven, an Fa. Breitkopf & Härtel (5. 4. 1809), B 2, 58.

[44] Brockhaus, Conv.-Lex. VIII (1811), 49.

[45] Brockhaus, Bild.-Conv.-Lex. III (1839), 107.

[46] Fichte, Denkfreih. (1793), SW 6, 8.

[47] Fichte, Best. d. Gelehrt. (1794), SW 6, 328.

[48] Goethe, Wilh. Meister II (1795), WA I, 21, 130.

[49] Goethe, Brf. Schweiz (1808), WA I, 19, 276.

[50] Goethe, an Zelter (17. 4. 1810), WA IV, 21, 234.

[51] Goethe, Dicht. u. Wahrh. I (1811), 204.

[52] Heine, Romant. Schule (1836), 261.

[53] Heinse, H. v. Hohenth. I (1795), SW 5, 113.

[54] Herder, Urspr. d. Spr. (1772), 77.

[55] Herder, Gesch. d. Menschh. I (1784), 219 f. (220).

[56] Herder, Gesch. d. Menschh. II (1785), 140.

[57] Herder, Gesch. d. Menschh. II (1785), 150 f..

[58] Herder, Gesch. d. Menschh. II (1785), 226.

[59] Herder, Bef. d. Hum. I (1793), 72.

[60] W. v. Humboldt, Versch. Sprachb. (*1827–29), GS I, 6.1, 155.

[61] W. v. Humboldt, Versch. Sprachb. (*1827–29), GS I, 6.1, 193.

[62] Jean Paul, Hesp. I (1795), 292.

[63] Jean Paul, Vorsch. Ästh. II (1804), 458.

[64] Jean Paul, Kl. Nachsch. (1825), SW I, 16, 428.

[65] Jean Paul, Kl. Nachsch. (1825), SW I, 16, 429.

[66] S. v. Knorring, Evremont I (1836), 44.

[67] Kotzebue, Merkw. Jahr (1801), 265.

[68] Lessing, Laokoon (1766), LM 9, 110.

[69] A. Müller, Beredsamk. (!1812; 1816), 5 f. (6).

[70] A. Müller, Beredsamk. (!1812; 1816), 5.

[71] A. Müller, Beredsamk. (!1812; 1816), 8 f. (9).

[72] A. Müller, Beredsamk. (!1812; 1816), 47.

[73] A. Müller, Beredsamk. (!1812; 1816), 51 f..

[74] A. Müller, Beredsamk. (!1812; 1816), 52 f..

[75] A. Müller, Beredsamk. (!1812; 1816), 53 f..

[76] A. Müller, Beredsamk. (!1812; 1816), 55 ff. (56 f.).

[77] A. Müller, Beredsamk. (!1812; 1816), 57 ff. (58 f.).

[78] Novalis, Monolog (*1799), 2.

[79] Pestalozzi, Schwanenges. (1826), 126.

[80] Schelling, Id. Phil. d. Nat. (1797), SW I, 2, 215.

[81] Schiller, Fiesko (1783), NA 4, 15.

[82] Schiller, Jungfr. v. Orleans (1801), NA 9, 184.

[83] A. W. Schlegel, Nachschr. (1799), 278 f. (279).

[84] A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (!1803–04), KAV 3, 312.

[85] A. W. Schlegel, Dt. Mundarten (1808), 74.

[86] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 47 f. (48).

[87] F. Schlegel, Ueber d. Philos. (1799), 14 f. (15).

[88] F. Schlegel, Spr. u. Weish. d. Ind. (1808), 42.

[89] A. Schopenhauer, Wille u. Vorst. (1819 [1818]), 16.

[90] Chr. F. D. Schubart [L. Schubart], Id. Tonk. (*1784–85; 1806), 279.

[91] Sulzer, Allg. Theor. I (1771), 117.

[92] Sulzer, Allg. Theor. I (1771), 458.

[93] Sulzer, Allg. Theor. I (1771), 754.

[94] Sulzer, Allg. Theor. II (1774), 586.

[95] Sulzer, Allg. Theor. II (1774), 624.

[96] Sulzer, Allg. Theor. II (1774), 629.

[97] L. Tieck, Vorr. Minnelied. (1803), XII.

[98] L. Tieck, Vorr. Minnelied. (1803), XV f. (XVI).

[99] L. Tieck, Vorr. Minnelied. (1803), XVII.

[100] L. Tieck, an F. H. v. d. Hagen (3. 2. 1818), ZMF, 118.

[101] L. Tieck, Hexen-Sabbath (1831), Schr. 20, 364.

[102] Unger, J. Grünthal I (31798), 121.

[103] Wieland, Agath. (1766–67), W 1, 411.

[104] Wieland, Gold. Spiegel (1772 [hier: 1795]), 61.














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