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Semantik 
Belege 
[1] Goethe, Dt. Baukunst Steinb. (1772), WA I, 37, 150: Der leichte Franzose, der noch weit ärger stoppelt, hat wenigstens eine Art von Witz[2], seine Beute zu Einem Ganzen zu fügen, er baut jetzt aus griechischen Säulen und deutschen Gewölben seiner Magdalene einen Wundertempel. Von einem unserer Künstler, als er ersucht ward, zu einer altdeutschen Kirche ein Portal zu erfinden, hab' ich gesehen ein Modell fertigen, stattlichen antiken[3] Säulenwerks.

[2] Hirschfeld, Gartenkunst IV (1782), 112: Die Gebäude in romantischen[3/2/4] Gegenden oder Gärten heischen die meiste Ueberlegung und Vorsichtigkeit. Ein feines Lusthaus, ein zierlicher Tempel sind für diesen Charakter[4] gar nicht anpassend, so gewöhnlich man sie auch sieht. In Revieren mit Felsen und Klüften sind Höhlen oder Grotten [...] sehr zustimmende Werke. Allein man kann ihnen noch einen Anstrich des Wunderbaren mehr geben, indem man sie Zauberern, Hexen, Riesen, Gespenstern, Feen und andern Geschöpfen der Phantasie[1] widmet, abentheuerliche[3] Begebenheiten von ihnen verbreitet und in Inschriften erzählt. Die Sage des Volks[5] geht hier als Beyspiel voran; sie bewahrt noch in so vielen Ländern die Annalen des Aberglaubens. [...] Die Einbildungskraft[1], die schon durch den Eindruck der Gegend empört ist, schweift gern in schwärmerischen Bildern zügellos umher, entflammt sich aus der Erinnerung von hundert Märchen, die einst die Amme oder der Küster erzählte, verjüngt alte[1] Erscheinungen, wandelt und bildet neue[1] Gestalten, und leihet den Scenen einen Schauer, den die Natur[2] und die Vernunft[3] nicht kennen, und den gleichwohl jene zu veranlassen, und diese nicht zu verwerfen scheint. Außer den Inschriften können die Zauberhöhlen mit phantastischen[1] Bildern ausgeziert werden; das Ausschweifende und Abentheuerliche[3], das an jedem andern Orte verwerflich wäre, kann hier wahres Eigenthum werden. Man kann selbst Feenpaläste errichten, sie dieser oder jener Feengottheit widmen, sie mit allem Wunderbaren der Zeit[3], woraus sie entlehnt sind, füllen, hier den Orlando des Ariost, oder Wielands weit mehr zauberische Werke, Idris, Amadis, und Oberon, ausstellen, die Wände mit Gemälden von Kämpfen der irrenden Ritterschaft mit Riesen und Ungeheuern, von bezauberten Schlössern, von entführten Prinzessinnen und andern seltsamen Begebenheiten schmücken. Alles aber sey sorglos, wild und kühn hingeworfen; nichts verrathe ängstliches Bestreben nach Kunst[13] und Zierlichkeit. Die Bauart muß seltsam, regellos, abweichend von dem gewöhnlichen Gepräge und den angenehmen Verhältnissen der griechischen Architectur seyn; etwa wie in diesem ⟨113⟩ Gebäude [...].



Volltext


[3] Wienbarg, Holland I (1833), 79: Goethe ist gestorben, ach wär' er jetzt erst geboren. Goethe, ein Kind unserer Zeit, welche eiserne Hand würde er aus der Wiege strecken. | Ausgeleuchtet hat die Sonne seines Jahrhunderts, das schöne[1] griechische Kunst- und Südlicht, das Winckelmann am deutschen Himmel heraufführte; es ist verflogen, wie sein Widerspiel, das kalte Fouqueische Nordlicht und wie der romantische[8/14] Mondschein der Schlegelianer und Tieckianer, der, Gott weiß, in welcher alten[11] deutschen Burg- und Klosterruine steckt und verwittert.

[4] Herder, Plastik (1778), 54.

[5] A. W. Schlegel, Gemählde (1799), 118 f. (119).

[6] F. Schlegel, Gesch. d. Lit. (1812), Dt. Mus. 1, 482.














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