[1]
Brockhaus, Conv.-Lex. II (1809), 282
: Die Classe[2] der vornehmern und reichen Juden[1] genießt zwar in großen Städten einer ungleich größern Achtung als ehedem, und unterscheidet sich auch durch Bildung und Kenntnisse vortheilhaft; allein der Aermere wird viel weniger geachtet, und steht noch auf eben der Stufe der Cultur[4] wie vormahls.
[2]
Hölderlin, Fragm. Hyp. (1793 [1794]), 213 f. (214)
: So müssen, fuhr [...] der Tiniote fort, die Ahndungen der Kindheit dahin, um als Wahrheit wieder aufzustehen im Geiste[19] des Mannes. So verblühen die schönen[1] jugendlichen Myrthen der Vorwelt, die Dichtungen Homers und seiner Zeiten[5], die Prophezeiungen und Offenbarungen, aber der Keim, der in ihnen lag, gehet als reife Frucht hervor im Herbste. Die Einfalt und Unschuld der er〈214〉sten Zeit[5] erstirbt, daß sie wiederkehre in der vollendeten Bildung, und der heilige Friede des Paradieses gehet unter, daß, was nur Gabe der Natur[13] war, wiederaufblühe, als errungnes Eigenthum der Menschheit[2].
[3]
A. v. Humboldt, Einl. Königr. Neuspanien (1809), LXXIII
: Fray Pedro Font besuchte auch die berufenen Asteken-Ruinen, welche las Casas grandes genannt werden [...]. Diese leztere Ortsbestimmung [...] bezeichnet einen Sitz früher Bildung des wandernden Menschengeschlechtes!
[4]
Rottmanner, Krit. Jacobi (1808), 20
: Wie lange wird man es [...] noch wiederhohlen müssen, bis sie es begreifen, oder vielmehr begreifen wollen, daß [...] die antike[2], klaßische[6] Bildung [...] in der Besonderheit ihrer Form nicht das Ideal aller Bildung sey, sondern daß dieser in der Geschichte[1] eine verschiedene, eben so bedeutende, die christliche (romantische[8]) gegenüberstehe, deren höchste Blüthezeit eben in die Periode des [...] sogenannten eigentlichen Mittelalters fällt?
[5]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. II (
!1802–03), KAV 1, 549
: Die Entstehung jener gewissermaßen unregelmäßigen aber unendlich reizenden Mannichfaltigkeit in der Sprache[3] muß man sich so denken, daß bey den vielen kleinen Völkerschaften, worein sich der Griech.[ische] Völkerstamm spaltete, bey den einen diese Formen, Ausdrücke und Sprecharten aufgekommen waren, bey andern jene; und daß bey nachher erfolgter Vermischung von allen etwas beybehalten ward. Wir werden durch diese Bemerkung auf einen Punkt geführt, der für die gesamte Griechische Bildung äußerst wichtig ist: daß nämlich die Lage dieser Nation[1] ganz dazu eingerichtet war, daß sie sich aufs mannichfaltigste individualisiren, und dann wieder durch lebhaften Verkehr, das Individuelle zu einem allgemeineren Charakter[1] verschmelzen mußte. Man sehe nur auf der Landcharte den Erdstrich an, welchen die Griechen inne hatten. Auf einer weiten ununterbrochnen Ebne hätten sie schwerlich das werden können, was sie wurden, und wären vielleicht, wie andre Nationen[1] in Asien unter einer despotischen Regierungsform auf einer sehr niedrigen Stufe für immer fixirt geblieben. [...] 〈550〉 [...] | Bey einer solchen Nation[1] mußten natürlicher[4] Weise Dialekte[1] entstehen: bey den Griechen allein aber (unter den Nationen[1] wenigstens, die wir bey solchen Betrachtungen vor Augen zu haben pflegen) haben wir die Erscheinung, daß die Dialekte[1] nicht bloß untergeordnete, mehr oder weniger rohe oder verderbte, Abarten einer vollkommneren Hauptsprache blieben, sondern sich zu einem bestimmten im Verhältniß gegen die übrige Nation[1] gültigen Charakter[1] entwickelten, und nicht bloß im gemeinen Leben, sondern auch in der Schrift gebraucht wurden, ja in verschiednen Gattungen der Poesie[11] kunstmäßig gebraucht werden mußten.
[6]
A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 69
: Es fehlt noch an einem Werke, welches die gesamte poetische[4], künstlerische, wissenschaftliche und gesellige Bildung der Griechen, als ein großes harmonisches Ganzes, als ein wahres Kunstwerk[2] der Natur[2], worin ein wunderwürdiges Ebenmaaß der Theile herrscht, in demselben Geiste[14] schilderte, und ihre zusammenhängende Entwickelung verfolgte, wie Winckelmann es an Einer Seite davon geleistet 〈70〉 hat. Ein Versuch ist zwar gemacht worden in einem populären Buche, das in Aller Händen ist, ich meine die Reise des jungen Anacharsis [sc. Jean-Jacques Barthélémy, Voyage du Jeune Anacharsis en Grèce (Paris 1788).]. Dieß Buch ist von Seiten der Gelehrsamkeit schätzbar und kann sehr nützlich seyn, um Kenntniß der Alterthümer[5] zu verbreiten; aber, ohne noch das Verfehlte der Einkleidung zu rügen, es beweiset mehr guten Willen, den Griechen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, als Fähigkeit in ihren Geist[26] tief einzudringen. In dieser Hinsicht ist vieles nur von der Oberfläche geschöpft, ja nach modernen[1] Ansichten umgekleidet. Es ist nicht die Reise eines jungen Scythen, sondern eines alten[2] Parisers. ➢ Volltext
[7]
F. Schlegel, Philos. Lehrj. II (*1797), KFSA 18, 81, Nr. 620
: Daß die Dialektik bei d[en] Scholastikern als d[er] wichtigste Theil d[er] φ [Philosophie] angesehen ward, [ist] schon ein tiefliegender Beweiß von Bildung und ein Anfang von progreßiver[3] φσ [Philosophie].
[8]
F. Schlegel, Ath.-Fragm. (1798), 59, Nr. 220
: Kant der Kopernikus der Philosophie hat von Natur[1] vielleicht noch mehr synkretistischen Geist[20] und kritischen[1] Witz[2/3?] als Leibniz: aber seine Situazion und seine Bildung ist nicht so witzig; auch geht es seinen Einfällen wie beliebten Melodieen: die Kantianer haben sie todt gesungen; daher kann man ihm leicht Unrecht thun, und ihn für weniger witzig halten, als er ist.
[9]
B. v. Arnim, Günder. I (1840), 290
: Nicht wahr das soll auch ein Hauptprinzip der schwebenden[7] Religion[1] sein daß wir keine Bildung[5] gestatten, – Das heißt kein angebildet Wesen, jeder soll neugierig sein auf sich selber, und soll sich zu Tage fördern wie aus der Tiefe ein Stück Erz oder ein Quell, die ganze Bildung[2] soll darauf ausgehen daß wir den Geist[12/19] ans Licht hervorlassen. Mir deucht mit den fünf Sinnen[4] die uns Gott gegeben hat könnten wir alles erreichen ohne dem Witz[2/3] durch Bildung[2] zu nahe zu kommen. Gebildete Menschen sind die witzloseste Erscheinung unter der Sonne. Echte Bildung[5] geht hervor aus Übung der Kräfte die in uns liegen, nicht wahr?.
[10]
G. Forster, Leitfad. Gesch. d. Menschh. (1789), 282
: Nur solche Völker[1], die in ihrer früheren Periode der Wollust glücklich entgangen, und in den Armen der Freiheit[6] zu männlicher Stärke herangewachsen sind, können und müssen zulezt den höchsten Gipfel der Bildung ersteigen, wo die ganze Energie unseres Wesens sich in den feineren Werkzeugen der Empfindung und des Verstandes[2] am thätigsten erweiset. Nur dreimal, nur in Europa, und jedesmal in anderer Gestalt erblickte die Welt das Schauspiel dieser lezten Ausbildungsstufe. Einzig und unerreichbar erhob Athen zuerst ihr stolzes Haupt, da blühende Fantasie[1] und reiner Schönheitssinn in ihr die Erstlinge der Kunst[2] und Wissenschaft[1] erzeugten. Rom war nicht mehr frei[6], und die Beute der halben Welt hatte daselbst bereits das zügelloseste Sittenverderbniß angezündet, als es die Trümmer attischer Kultur[4] in seinem Schooß aufnahm, und glänzender durch Ueppigkeit als durch hohen Schwung des Genies[2], für seine künftigen Ueberwinder sie aufbewahrte. Schon war der sanfte Frühlingszauber von Duft und Blüte dahin, und die Periode römischer Aufklärung glich einem schwülen Sommertage, den am Abend ein Donnerwetter beschließt. Uns endlich, der Nachkommenschaft eines glücklichorganisirten Barbarenstammes, bei dem hernach das romantische[2/7] Feuer des Rittergeistes so schön[6] aufloderte, uns bleibt der Herbst mit seinen reifen Früchten noch übrig; wir ernten und keltern und füllen unsere 〈283〉 Scheuren, der Himmel weis, für welchen bevorstehenden Winter!.
[11]
C. de la Motte Fouqué, Dt. Geselligk. (1814), 30
: Wir sollen nicht länger zwischen eigenthümlicher und fremder[5] Bildung schwanken, es steht uns wohl an Deutsch[1] zu seyn. Ist die französische Sprache[3] dem gesellig verkehrenden Europa unentbehrlich geworden, so gelte sie wie eine Scheide- und Ausglei〈31〉chungsmünze, so lange sie in Cours bleiben kann, Jedweder lerne sie als solche kennen, sie bleibe ihm Mittel, nichts weiter. Was hülfe es auch, sie zum Zweck machen zu wollen? Ihre klassischen[4] Sprichwörter und Phrasen liegen doch nur wie veralteter bestäubter Modeprunk auf der lebendigen Nationalbildung, der deutsche[1] Geist[12] ist aus dem alten[6] Kleide herausgewachsen, beide passen nicht zu einander..
[12]
Goethe, Klass. u. Rom. (1820), 105
: Bey uns Deutschen[1] war die Wendung ins Romantische[14] aus einer, erst den Alten[10], dann den Franzosen abgewonnenen Bildung, durch christlich-religiose Gesinnungen eingeleitet, durch trübe, nordische Heldensagen begünstigt und bestärkt; worauf sich denn diese Denkweise festsetzen und verbreiten konnte, so daß jetzt kaum ein Dichter[1], Maler[1], Bildhauer übrig geblieben, der sich nicht religiosen Gefühlen hingäbe und analogen Gegenständen widmete. | Einen solchen Verlauf nimmt die Dicht- und Kunstgeschichte nun auch in Italien. Als 〈106〉 praktische Romantiker[3] werden gerühmt Johann Torti und dessen poetische[5] Darstellung der Leidensgeschichte Christi; ferner seine Terzinen über die Poesie[1]. Alexander Manzoni, sodann, Verfasser eines noch ungedruckten Trauerspiels, der Carmagnol, hat sich durch Heilige Hymnen guten Ruf erworben..
[13]
Goethe, Klass. u. Rom. (1820), 107
: Monti, Verfasser von Aristodem und Cajus Gracchus, Uebersetzer der Ilias, kämpft eifrig und kräftig auf der klassischen[8] Seite. Seine Freunde und Verehrer stehen dagegen für die romantische[14] Parthey und versichern, seine eignen besten Werke seyen romantisch[4], und bezeichnen solche namentlich, worüber der kostbare Mann, höchst verdrießlich und aufgebracht, das ihm zugedachte falsche Lob gar nicht anerkennen will. | Und doch ließe sich dieser Widerstreit sehr leicht heben, wenn man bedenken wollte daß jeder, der von Jugend an seine Bildung den Griechen und Römern verdankt, nie ein gewisses antikes[2] Herkommen verläugnen, vielmehr jederzeit dankbar anerkennen wird was 〈108〉 er abgeschiedenen Lehrern schuldig ist, wenn er auch sein ausgebildetes Talent der lebendigen Gegenwart unaufhaltsam widmet und, ohne es zu wissen, modern[2] endigt wenn er antik[3] angefangen hat..
[14]
Goethe, Klass. u. Rom. (1820), 108
: Eben so wenig können wir die Bildung verläugnen die wir von der Bibel hergenommen haben, einer Sammlung bedeutender Documente, welche bis auf die letzten Tage einen lebendigen Einfluß hat, ob sie uns gleich so fern liegt und so fremd[4] ist, als irgend ein anderes Alterthum[6]. Daß wir sie näher fühlen kommt daher, weil sie auf Glauben und höchste Sittlichkeit wirkt, da andere Literaturen nur auf Geschmack und mittlere Menschlichkeit hinleiten..
[15]
Grabbe, Brfw. Schiller-Goethe (*1830;
T1835), HKA 4, 99
: Hält Goethe sich für so wichtig, glaubt es sey zu seiner und zu Schillers dereinstigen Characterschilderung so nöthig, daß er nach Schillers Tode diese Briefwechselei herausgibt, so hätte er doch den Leser und das Papier mit den Visiten- und Küchen-Charten (denn viele Billette sind nichts weiter) verschonen sollen. Er konnte ja, wenn „Grüße und Einladungen zum Mitspeisen“ so große Bedeutung auf die Bildung und das Wesen zweier Dichter haben, sie nur chronologisch anzeigen – einige hundert Seiten hätte er gespart. | Wer diesen Briefwechsel in das Publicum gegeben hat, ist auch im Stande, seine und Schillers abgetragene Hosen lithographiren zu lassen..
[16]
Hegel [Hotho], Aesth. I (1835), 270
: Wenn [...] ein Bedienter, der nur die Bildung und Geschicklichkeit eines Bedienten hat, sich in eine Prinzessin oder vornehme Frau verliebt, oder diese in ihn, so ist solche Liebschaft nur absurd und abgeschmackt, wenn die Darstellung dieser Leidenschaftlichkeit auch mit aller Tiefe und dem vollen Interesse des glühenden Herzens umgeben wird. Denn hier ist es dann nicht der Unterschied der Geburt, welcher das eigentlich Trennende ausmacht, sondern der ganze Kreis der höheren Interessen, der erweiterten Bildung, Lebenszwecke, Fordrungen, Empfindungsweisen u. s. f. welche eine in Stand, Vermögen und Geselligkeit hochgestellte Frau von einem Bedienten abscheidet. Die Liebe, wenn sie den einzigen Punkt der Vereinigung bildet, und in sich nicht auch den übrigen Umfang dessen aufnimmt, was der Mensch seiner geistigen Bildung und den Verhältnissen seines Standes nach zu durchleben hat, bleibt leer abstrakt und betrifft nur die Seite der Sinnlichkeit. Um voll und ganz zu seyn, müßte sie mit dem gesammten sonstigen Bewußtseyn, dem vollen Adel[5] der Gesinnung und der Interessen zusammenhängen. ➢ Volltext.
[17]
Hegel [Hotho], Aesth. III (1838), 473 f. (474)
: Dieses Herüberneigen [der Epik] zur lyrischen Auffassung findet seinen wesentlichen Grund darin, daß sich das gesammte Leben dieser Nationen[1] aus dem Princip der Subjektivität entwickelt [...] und sich dieser subjektiven Vertiefung in sich mehr und mehr bewußt wird. Am ungetrübtesten und vollständigsten bleibt dieß Princip bei den 〈474〉 germanischen Stämmen wirksam, während sich die slawischen umgekehrt aus der orientalischen[1] Versenkung in das Substantielle und Allgemeine erst herauszuringen haben. In der Mitte stehn die romanischen[2] Völker[1], welche in den eroberten Provinzen des römischen Reichs nicht nur die Reste römischer Kenntnisse und Bildung überhaupt, sondern nach allen Seiten hin ausgearbeitete Zustände und Verhältnisse vor sich finden, und, indem sie sich damit verschmelzen, einen Theil ihrer ursprünglichen Natur[1] dahingeben müssen. ➢ Volltext.
[18]
Hegel [Hotho], Aesth. III (1838), 502
: Ein solches Publikum[4] [...], wie es sich als Kollektivum zum Richterspruche versammelt, ist höchst gemischter Art; verschieden an Bildung, Interessen, Gewohnheiten des Geschmacks, Liebhabereien u. s. f., so daß hin und wieder sogar, um vollständig zu gefallen, ein Talent im Schlechten und eine gewisse Schamlosigkeit in Rücksicht auf die reinen Forderungen echter Kunst[2] nöthig seyn kann. ➢ Volltext.
[19]
Herder, Urspr. d. Spr. (1772), 203
: „So wie nach aller Wahrscheinlichkeit das menschliche Geschlecht Ein progressives[2] Ganze von Einem Ursprunge in Einer großen Haushaltung ausmacht: so auch alle Sprachen[3], und mit ihnen die ganze Kette der Bildung.“ | Der sonderbare charakteristische[1] Plan ist bemerkt, der über Einen Menschen[1] waltet: seine Seele ist gewohnt, immer das, was sie sieht, zu reihen, mit dem, was sie sahe, und durch Besonnenheit wird also „ein progressives[2] Eins aller Zustände des Lebens“ – mithin Fortbildung der Sprache[1]. ➢ Volltext.
[20]
Herder, Gesch. d. Menschh. I (1784), 45
: Amerika ist vielleicht auch deswegen voll so viel kleiner Nationen[1], weil es nord- und südlich mit Flüssen, Seen und Bergen durchschnitten und zerhackt ist. Seiner Lage nach ists von außen das zugangbarste Land, da es aus zwei Halbinseln bestehet, die nur durch einen engen Isthmus zusammenhangen, an dem die tiefe Einbucht noch einen Archipelagus von Inseln bildet. Es ist also gleichsam ganz Ufer; und daher auch der Besitz fast aller europäischen Seemächte sowie im Kriege immer der Apfel des Spiels. Günstig ist diese Lage für uns Europäische Räuber; ungünstig war seine innere Durchschnittenheit für die Bildung der alten[5] Einwohner. Sie lebten von einander durch Seen und Ströme, durch plötzlich abbrechende Höhen und Tiefen zu sehr gesondert, als daß die Cultur[7] Eines Erdstrichs oder das alte[1] Wort[2] der Tradition ihrer Väter sich, wie in dem breiten Asien, hätte bevestigen und ausbreiten mögen..
[21]
Klingemann, Poesie (1800), 57
: Die Dichtkunst[1] ist wohl überall am zartesten, und an sich selbst schon näher mit dem Geistigen verwandt; darum muß auch in ihr das eigentlich Poetische[2] den höchsten Ausdruck erreichen: so ist jene südliche[2] Erscheinung des Romantischen[4], für das auch wir jetzt einen lebhafteren Sinn[5] bekommen haben, ein auffallender Beweis einer höhern poetischen[2] Bildung. Das Romantische[4] ist mehr Ahnung als Sprache[11], und es äußert sich in leichten Spielen, und umgaukelt die Phantasie[1] mit lachenden Bildern; es erscheint in der Kunst[10], wie der Abend in der Wirklichkeit; mehr ein leichter rosenfarbener Traum, als bestimmtes Dasein. Am zartesten entfaltet sich die Blüthe des Romantischen[4] in der Novelle; hier sind die Farben am durchsichtigsten, und es ist das bunte[1] Blumenufer, das im stillen Strome sich abbildet..
[22]
A. Müller, Beredsamk. (
!1812; 1816), 53
: Ferner übersieht man, indem man dem Ohr[3] an und für sich schon die gehörige Bildung zutraut, die Eitelkeit der Menschen; sich unthätig verhalten, über sich ergehen lassen ist keine Kunst[6], aber zu leiden, mit Verstand und Würde zu empfangen, ist überall eine ebenso große Kunst[6], als zu handeln oder mit Geist[20], mit Geschmack und mit Kraft zu geben. Aber weil die Kunst[6] des Handelns und so auch des Sprechens sichtbar ist, weil die Wirkung von ihr auszugehen scheint, weil sie ganzen Massen von Menschen und Kräften angenehme Gewalt anzutun scheint; dagegen die Kunst[6] des Leidens und des Hörens weniger in die Augen springt – so ergiebt es sich, daß zuletzt in jeder gegebenen Gesellschaft viel mehr Personen reden als hören 〈54〉 wollen, während die Natur[2] das ganz Entgegengesetzte zu wollen scheint, indem sie angeordnet hat, daß zwar viele hören können, was einer spricht, unmöglich aber einer hören kann, was viele zu gleicher Zeit reden. Die Eitelkeit der Menschen macht, daß das Sprachorgan viel mehr geübt wird als das Ohr[3], daß man von der Seele, die, wenn irgendwo, so in der Mitte zwischen diesen beiden erhabenen Organen[3] liegt, sich mehr und mehr entfernt und auf mechanischem Wege die höchste Wirkung hervorbringen will, die dem Geist[32] über den Geist[32] je gelingen kann..
[23]
A. Müller, Beredsamk. (
!1812; 1816), 55 f. (56)
: Endlich übersieht man, indem man unsrem, der 〈56〉 heutigen kultivirten Europäer Ohr[3] von selbst schon die gehörige Bildung zutraut, die Verwirrung und Verkehrung im Reiche der Geister[32], welche die Buchdruckerkunst angerichtet. – In den Zeiten vor dieser segensreichen, aber auch verderblichen Erfindung, wurde die Kunst[15] der Schrift nur angewendet für die Abwesenden und Nachkommen: für die Gegenwärtigen hingegen, für die Zeitgenossen, für alles, was man mit seiner Brust und Stimme[3] erreichen konnte, galt die lebendige Rede. Es war wie mit den Geldverhältnissen: wo man sich erreichen konnte, da vergalt man einander mit der Kraft seiner Hände und mit Diensten, man zahlte dem Gegenwärtigen und Zeitgenossen mit der Person: nur für die Entfernten, für die Abwesenden, für die Zukunft bediente man sich des Goldes und Silbers. – Gold und Silber verhält sich zur lebendigen That grade wie die Schrift sich zu dem lebendigen Wort[2] verhält. Als sich alle praktischen Verhältnisse des Menschen in Geldverhältnisse und alles Reden der Menschen in den höheren Geschäften des Lebens, nämlich im Regiment der Staaten und des Reiches der Wissenschaften in schriftliche Verhandlung auflöste; als nunmehr keine unbezahlte, persönliche Hülfsleistung im ganzen Gebiete des bürgerlichen Lebens als etwa zwischen Ältern und Kindern zurückblieb, als die lebendige Rede nur in den ganz gemeinen und alltäglichen Ver〈57〉hältnissen des Lebens ihr Recht behielt – wem möchte es befremden, daß von da an die Thatkraft dieses Geschlechts gelähmt, die Gewalt des göttlichen Organs[1] der Rede gebrochen und gebeugt, und das Ohr[3] für alle höheren Eindrücke, die man höchst unnatürlicherweise dem dechifrirenden Auge zuwies, verschlossen wurde..
[24]
A. Müller, Beredsamk. (
!1812; 1816), 60
: Ganz Griechenland hat Jahrhunderte hindurch sprechen müssen, erst mußte das letzte Bauernweib auf dem Markte von Athen durch bloße Bildung des Ohrs[3] unterscheiden können, was attisch und was schön griechisch war, was nicht, bevor Demosthenes kommen durfte..
[25]
Novalis, an seinen Vater (9. 2. 1793), NS 4, 109
: Die Erfahrung wird ihre Hand an meine Bildung legen und in ihrem hellen Lichte wird manche romantische[4/7] Jugendidee verschwinden und nur der stillen, zarten Wahrheit, dem einleuchtenden Sinn[2] des Sittlichguten, Schönen[1] und Bleibenden den Plaz überlassen. [...] Mir wird die Subordination, die Ordnung, die Einförmigkeit, die Geistlosigkeit des Militairs sehr dienlich seyn. Hier wird meine Fantasie[2/3] das Kindische, Jugendliche verlieren, was ihr anhängt und gezwungen seyn sich nach den festen Regeln eines Systems zu richten. Der Romantische[4/7] Schwung wird in dem alltäglichen, sehr unroman〈110〉tischen Gange meines Lebens viel von seinem schädlichen Einfluß auf meine Handlungen[1] verlieren und nichts wird mir übrigbleiben als ein dauerhafter, schlichter bonsens, der für unsre modernen[5] Zeiten[5] den angemessensten, natürlichsten[4] Gesichtspunkt darbietet..
[26]
Novalis, an A. W. Schlegel (12. 1. 1798), NS 4, 245
: Man verfehlt die Natur[1] der Liebe[1] ganz, wenn man geradezu sich Liebe[1] zur einzigen Beschäftigung wählt – aber wie, wenn alle directe Zwecke gleichsam Mittel für diesen indirecten Zweck werden, der sie alle in Einen Punct vereinigt? der die höhere Einheit aller dieser niedern Einheiten ist? Wenn man die Summe aller directen Zwecke Bildung nennt, so könnte man sagen, der Geist[12] dieser Gesammtheit, der Schlüssel der Bildung – der Sinn[2] dieses großen Gegenstands ist Liebe[1]. | Ohne Gegenstand kein Geist[12] – ohne Bildung keine Liebe[1]. Bildung ist gleichsam der feste Punct, durch welchen diese geistige Anziehungskraft sich offenbart – das nothwendige Organ[1] derselben..
[27]
Ramdohr, Landsch. Friedr. (1809), 109
: [I]ch, der ich [...] um funfzig Jahre zu spät geboren [...] [bin], um statt der Bildung, die ich durch die klassischen[3] Werke der Alten[10] und Neuen[5] erhalten habe, durch die Werke aus der ersten Kindheit der Kunst[4] zum Gefühl des Schönen[1] angezogen zu seyn [...]. ➢ Volltext.
[28]
Rottmanner, Krit. Jacobi (1808), 5
: Was waren die Alexandriner gegen die früheren Griechen, was war die französische Bildung unter Ludwig XIV. gegen die romantische[12; 15?] des Mittelalters [...]?.
[29]
Rottmanner, Krit. Jacobi (1808), 21
: Es haben Andere vor uns den formellen Unterschied der antiken[2] und romantischen[13] Bildung auf unwidersprechliche Art gezeigt [...], wie in der alterthümlichen Welt der ewig-Eine Geist[12] der Menschheit[1] real, im äußern Organismus[8] des Lebens hervortrat, während er im Mittelalter ideal, in dem Stre〈22〉ben des öffentlichen Lebens nach dem Geistigen, als der Wesenheit des Christenthums, sich aussprach [...], [...] das Leben der damaligen Staaten von Europa beseelte, und sie alle in einem einzigen, höheren vereinigte, der als ein Wundergebilde in der modernen[1] Geschichte[1] dasteht, welchem die ganze nachfolgende Zeit[3] bis auf unsere Tage nichts Aehnliches an die Seite stellen kann..
[30]
Rottmanner, Krit. Jacobi (1808), 29
: Wir haben oben das sogenannte Mittelalter als die Periode der christlichen Bildung, so wie den Feudalismus und die Hierarchie als ihre äußere Gestaltung [...] bezeichnet, welche Form denn durch ihre Ausartung, indem sie sich zur Wesenheit constituirt und von 〈30〉 dem Geiste[12], dessen Offenbarung sie seyn sollte, losgetrennt hatte, allmählig das Ende des romantischen[13], ideal-religiösen Zeitalters herbeyführte..
[31]
Rottmanner, Krit. Jacobi (1808), 42
: Was für ein Sinn[9] spricht dich an in den ungeheuren Bücher- und Zeitungsmaßen, die da von Jahr zu Jahr an den Tag gefördert werden? [...] Das wirklich Vortreffliche und Achtungswürdige ist [...] da noch immer als Ausnahme zu betrachten, und du findest es nur zu häufig geschmäht, verfolgt und auf die niedrigste Weise verdächtig gemacht. Was die Meisten da wollen und betreiben, ist [...] eine trockne Verstandesbildung, eine Empirie, die sich für Wissenschaft hält, eine einseitige klaßische[8] Gelehrsamkeit, welche das Schöne[1] der romantischen[3/8/13] Bildung absichtlich mißkennt, eine Poësie[1], deren Tendenz mehr äußerlich, verstandesmäßig und rhetorisch, und eine Moral, die, aller Religion[3] beraubt, gemein, unheilig und gemüthlos ist..
[32]
Schiller, an Körner ( 28.–31. 7. 1787), NA 24, 115
: Gotter ist ein zerrissener Karakter[6], dem ich mich nie hingeben könnte. Er hat viele, aber französische, Bildung, viel Geist[20] und Witz[1], aber dabei eine Nüchternheit, die mich abschröckt..
[33]
Schiller, Universalgesch. (1789), NA 17, 364
: Die Entdeckungen, welche unsre europäischen Seefahrer in fernen Meeren und auf entlegenen Küsten gemacht haben, geben uns ein eben so lehrreiches als unterhaltendes Schauspiel. Sie zeigen uns Völkerschaften, die auf den mannichfaltigsten[1] Stuffen der Bildung um uns herum gelagert sind, wie Kinder verschiednen Alters um einen Erwachsenen herum stehen, und durch ihr Beyspiel ihm in Erinnerung bringen, was er selbst vormals gewesen, und wovon er ausgegangen ist. Eine weise Hand scheint uns diese rohen Völkerstämme bis auf den Zeitpunkt aufgespart zu haben, wo wir in unsrer eignen Kultur[3] weit genug würden fortgeschritten seyn, um von dieser Entdeckung eine nützliche Anwendung auf uns selbst zu machen, und den verlohrnen Anfang unsers Geschlechts aus diesem Spiegel wieder herzustellen. Wie beschämend und traurig aber ist das Bild, das uns diese Völker[1] von unserer Kindheit geben!.
[34]
A. W. Schlegel, Beytr. (1798), 149 f.
: Der Punkt, wo die Litteratur das gesellige Leben am unmittelbarsten berührt, ist der Roman. Bey ihm offenbart sich daher am auffallendsten der ungeheure Abstand zwischen den Klassen[2] der lesenden Menge, die
man durch den bloß postulirten Begriff[1] eines Publikums[3] in eine Einheit zusammenschmelzt: hier können die Unternehmungen des Meisters, dessen Blick, seinem Zeitalter voraus, in gränzenlose Fernen dringt, dem regsten und vielseitigsten Streben nach Bildung begegnen, so wie eben hier die stupide Genügsamkeit des Handwerkers, der nur
denselben verworrnen Knäuel 〈150〉 der
Begebenheiten auf- und abzuwinden versteht, unaufhörlich für die Sättigung schlaffer Leerheit arbeitet. ➢ Volltext.
[35]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. II (
!1802–03), KAV 1, 551
: Zuvörderst was die älteste[1] epische Epoche betrifft, so fällt sie, genauer betrachtet, vor der eigentlichen Sonderung der Dialekte[1], in der höheren, oben angegebnen, Bedeutung dieses Wortes[1]. Wir finden beym Homer die Griechische Bildung auf einer Stufe, wo die Bestandtheile der Nation[1] durch Kriege, Wanderungen und mancherley Revolutionen sich gegenseitig durchdrungen hatten, [...] aber noch nicht wieder nach verschiednen eigenthümlichen Richtungen gesetzmäßiger aus einander gegangen waren. Deswegen behaupten die Alten[10], Homer habe geflissentlich alle Dialekte[1] durch einander gemischt, um sämtlichen Griechen verständlich zu seyn: der Wahrnehmung nach richtig, aber nur historisch unrichtig ausgedrückt..
[36]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. II (
!
1802–03), KAV 1, 555
: Stellt uns das Ionische die Griech.[ische] Sprache[3] und Bildung in noch flüßigem Zustande und als ein ununterscheidbares Continuum vor, so ist es klar, warum es in demjenigen, was aus der Zeit vor kunstgemäßer Sonderung der Dialekte[1] und Nationalrichtungen auf uns gekommen, vorwaltend ist, wiewohl von dem nachherigen reinen Ionischen verschieden und mit manchen Spuren eines erst bestimmbaren Gemisches..
[37]
A. W. Schlegel, Geist d. Zeitalt. (1803), Eur. 2, 77 f. (78)
: Europa, be〈78〉stimmt, nur eine einzige große Nation[1] auszumachen, wozu auch die Anlage im Mittelalter da war, spaltete sich in sich: das wissenschaftliche Streben zog sich nach Norden, die Kunst[2] und Poesie[11] blieb im Süden; und da ohne die Reformation Rom verdienter Maßen der Mittelpunkt der Welt geblieben wäre, und die ganze europäische Bildung italiänische Farbe und Gestaltung angenommen hätte, so gaben jetzt Frankreich und England den Ton an, und unnatürlich verbreitete sich von daher aus der Westwelt vieles auch über Deutschland, den eigentlichen Orient[2] von Europa. ➢ Volltext.
[38]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (
!1803–04), KAV 2.1, 68
: [D]ie Classische[7] Bildung ist durchgehends gleichartig und einfach; hingegen Heterogeneität der Mischungen bezeichnet die moderne[1] ursprünglich, und so suchte sie auch in ihrem Fortschritte immer das Entgegengesetzte zu verbinden..
[39]
A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (
!1803–04), KAV 3, 160
: Will man von einem Mittelalter sprechen, so werde die Epoche von der Zerstörung des occidentalischen Reichs bis etwa auf Carl den Großen darunter verstanden, während welcher die gewaltigen gährenden Kräfte allerdings noch zu keiner rechten Consistenz kommen konnten. Die folgenden Jahrhunderte aber, während welcher das Ritterthum seine höchste Blüthe hatte, und die Europäische Bildung etwas selbstständiges und vollendetes in ihrer Art ward, welches einen durchgängigen Gegensatz mit dem classischen[7] Alterthum[2] darbietet, können keinesweges so genannt werden. [...] Dieß muß den Gesichtspunkt gänzlich verrücken: und so wird das wahrhaft Große in der modernen[1] Geschichte[1], oder der romantischen[12], wenn ich sie so nennen darf, verkannt und mit vornehmer Bemitleidung der damaligen Barbarey geschildert, hingegen dasjenige hervorgehoben, was den Verfall bezeichnet, der schon vom Schlusse des 13ten Jahrhunderts an sich zu äußern anfing, doch nur allmählich zunahm, so daß der ritterliche Geist[14], in manchen Ländern wenigstens, erst im 17ten Jahrhundert letztlich verlosch..
[40]
A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 13
: Das ganze Spiel lebendiger Bewegung beruht auf Einstimmung und Gegensatz. Warum sollte sich diese Erscheinung nicht auch in der Geschichte[1] der Menschheit[2] im großen wiederhohlen? Vielleicht wäre mit diesem Gedanken der wahre Schlüssel zur alten[10] und neuen[5] Geschichte[1] der Poesie[11] und der schönen[2] Künste[1] gefunden. Die, welche dieß annahmen, haben für den eigenthümlichen Geist[12] der modernen[1] Kunst[2], im Gegensatz mit der antiken[2] oder classischen[7/5], den Namen romantisch[12/4] erfunden. Allerdings nicht unpassend: das Wort[1] kommt her von romance, der Benennung der Volkssprachen, welche sich durch die Vermischung des Lateinischen mit den Mundarten[1] des Altdeutschen gebildet hatten, gerade wie die neuere[5] Bildung aus den fremdartigen Bestandtheilen der nordischen Stammesart und der Bruchstücke des Alterthums[3] zusammengeschmolzen ist, da hingegen die Bildung der Alten[10] weit mehr aus einem Stücke war. ➢ Volltext.
[41]
F. Schlegel, Fragm. Litt. u. Poes. (*1797), KFSA 16, 90, Nr. 65
: Als Vorübung zur Rom[antischen][1] π [Poesie][1] außer der Sat[irischen], auch Idyll[ische] und die μιμ [mimische] vorzügl[ich]. – Die Satire ist sehr empfänglich für Aeußerung der sittlich[en], wissenschaftl[ichen], gesellschaftl[ichen], bürgerl.[ichen] Bildung. – Das arabische, romantische[2/7], absolut Wunderbare auch eine Vorübung zum Roman[1]. 〈Alle 〈91〉 Dichtart[en], die drei alten[10] classisch[en][5] ausgenommen. Diese Bestandtheile dann zu einer progressiven[3] Einheit verknüpft.〉.
[42]
F. Schlegel, Stud. Grch. Poes. (*1795; 1797), 32
: Schon in den frühesten Zeitaltern der Europäischen Bildung[5] finden sich unverkennbare Spuren des künstlichen Ursprungs der 〈33〉 modernen[1] Poesie[11]. Die Kraft, der Stoff war zwar durch Natur[13] gegeben: das lenkende Prinzip der aesthetischen Bildung[2] war aber nicht der Trieb, sondern gewisse dirigirende Begriffe[1] [...]. Selbst der individuelle Charakter[1] dieser Begriffe[1] war durch Umstände veranlaßt, und durch die äußre Lage nothwendig bestimmt. Daß aber der Mensch[1] nach diesen Begriffen[1] sich selbst bestimmte, den gegebnen Stoff ordnete, und die Richtung seiner Kraft determi〈34〉nierte; das war ein freyer[10] Aktus des Gemüths. Dieser Aktus ist aber eben der ursprüngliche Quell, der erste bestimmende Anstoß der künstlichen Bildung[2], welcher also mit vollem Recht der Freyheit[10] zugeschrieben wird. Die Phantasterey der Romantischen[12] Poesie[11], hat nicht etwa wie Orientalischer[1] Bombast eine abweichende Naturanlage zum Grunde. Es sind vielmehr abenteuerliche[3] Begriffe[1], durch welche eine an sich glückliche, dem Schönen[2] nicht ungünstige Phantasie[1] eine verkehrte Richtung genommen hatte. Sie stand also unter der Herrschaft von Begriffen[1]; und so dürftig und dunkel diese auch seyn mochten, so war doch der Verstand[2] das lenkende Prinzip der aesthetischen Bildung[2]..
[43]
F. Schlegel, Vorr. Grch. u. Röm. (1797), XXIII
: Diese Sammlung wird in der Folge auch die politische Bildung der klassischen[7] Völker[1] umfassen. ➢ Volltext.
[44]
F. Schlegel, Ath.-Fragm. (1798), 34, Nr. 125
: Jean 〈34〉 Pauls groteskes Talent und Peter Leberechts fantastische[2] Bildung vereinigt, würden einen vortrefflichen romantischen[1/4] Dichter hervorbringen. ➢ Volltext.
[45]
F. Schlegel, Ueber d. Philos. (1799), 14 f. (15)
: Liebst Du wohl, wenn Du nicht die Welt in dem Geliebten findest? Um sie in ihm finden, und in ihn hin〈15〉ein legen zu können, muß man sie schon besitzen, sie lieben, oder wenigstens Anlagen, Sinn[5] und Liebesfähigkeit für sie haben. Daß diese Kräfte cultivirt werden können, daß der Blick vom Auge unsers Geistes[19] immer weiter, fester und klarer werden soll, und unser inneres Ohr[3] empfänglicher für die Musik[8] aller Sphären der allgemeinen Bildung; daß die Religion[3] in diesem Sinne[1] sich also lehren und lernen, obgleich nie erschöpfen lasse, leuchtet von selbst ein. Aber freilich sind Freundschaft und Liebe die Organe[1] alles sittlichen Unterrichts auch bey diesen Zweigen desselben unentbehrlich. Und gewiß werden zwey Liebende, wenn der Mann die Geliebte über den gewöhnlichen Dienst kleiner Hausgötter ins freye[1] Ganze hinaus zu führen strebt, oder ihr die zwölf großen Götter[4] in Gestalt bekannter Laren zugesellt; und wenn sie gleich einer Priesterin der Vesta über das heilige Feuer auf dem reinen Altare in seiner Brust wacht, beyde zusammen schnellere und weitere Fortschritte spüren, als wenn jeder für sich allein mit heißem Bemühen nach Religion[3] gestrebt hätte. ➢ Volltext.
[46]
F. Schlegel, Ideen (1800), 4, Nr. 4
: Die Religion[1/3] ist die allbelebende Weltseele der Bildung, das vierte unsichtbare Element zur Philoso〈5〉phie, Moral und Poesie[11], welches gleich dem Feuer, wo es gebunden ist, in der Stille allgegenwärtig wohlthut, und nur durch Gewalt und Reiz von außen in furchtbare Zerstörung ausbricht. ➢ Volltext; vgl. [47].
[47]
F. Schlegel, Ideen (1800), 6, Nr. 14
: Die Religion[1/3] ist nicht bloß ein Theil der Bildung, ein Glied der Menschheit[1], sondern das Centrum aller übrigen, überall das Erste und Höchste, das schlechthin Ursprüngliche. ➢ Volltext; vgl. [46].
[48]
F. Schlegel, Gesch. d. Lit. (1812), Dt. Mus. 1, 477 f.
: Da die spanische Dichtkunst überhaupt ohne allen fremdartigen Einfluß und durchaus rein romantisch[7] geblieben ist, da die christliche Ritterpoesie des Mittelalters bey dieser Nation[1] am längsten bis in die Zeiten[3] der neuern[3] Bil〈478〉dung fortgedauert, und die kunstreichste Form erlangt hat, so ist hier wohl der rechte Ort, das Wesen des Romantischen[12/7] überhaupt zu bestimmen. ➢ Volltext.
[49]
K. A. Varnhagen von Ense, Denkw. I (1837–42), 66
: Die Ansicht, daß die Schaubühne eine Schule der Bildung und Sitte sei, war damals gäng und gäbe; Autoren und Schauspieler suchten das Publikum in dieser guten Meinung zu erhalten, die aufgeführten Stücke dienten größtenteils einer moralischen Absicht, den Zwecken der Aufklärung, der Menschenliebe. Die Nuthsche Truppe hatte besonders Ursache, sich dieses vorteilhaften Scheines nicht zu entäußern, und man sagte laut, daß diese Jugend nichts aufführe, was nicht die Jugend auch sehen dürfe. Eine umsichtige Kritik[8] hätte vielleicht doch manches gegen diese Behauptung einwenden mögen, denn man gab eigentlich alles durcheinander, aber die Leute beruhigten sich bei den vorausgeschickten Grundsätzen, und es war ganz in der Ordnung, daß man der Jugend ein so fruchtbares Vergnügen gönnte..