[1]
Brockhaus, Conv.-Lex. IV (1809), 299
: Diese allmähligen Fortschritte zu den verschiedenen Stufen der Cultur[4] belehren die Jugend über den Gang der menschlichen Bildung, und sind geschickt, sie vor romantischen[4] Ideen zu bewahren, ohne das Vertrauen auf eigne Kraft ganz zu ertödten.
[2]
Herder, Gesch. d. Menschh. III (1787), 230
: Auch die Pelasgischen Stämme kamen als halbverwilderte Wanderer an diese oder jene Italienische Küste [...]. Hier drängeten sich mehrere Völker[1] zusammen: so daß auch die Etruskische Sprache[3] ein Gemisch mehrerer Sprachen[3] scheinet; [...] dem vielbewohnten Italien war also die Blüthe der Bildung aus Einem reinen Keime versagt. Schon daß der Apennin voll roher Bergvölker mitten durch Italien streichet, ließ jene Einförmigkeit Eines Reiches oder National-Geschmacks nicht zu, auf welche sich doch allein die veste Dauer einer allgemeinen Landes-Cultur gründet.
[3]
A. v. Humboldt, Basalte Rhein (1790), 12
: Die Wirkungen des Feuers auf die Bildung unsers Erdkörpers wurden in diesem Jahrhundert ein Hauptgegenstand gelehrter Untersuchungen.
[4]
A. v. Humboldt, Gasarten (1799), 121
: Dieses Sichtbarwerden sonst durchsichtiger Gasarten beruhet unstreitig auf einer Bildung von Dunstbläschen, auf einem Wassergehalt, der die Lichtstrahlen theils bricht, theils zurückwirft.
[5]
A. v. Humboldt, Luftkreis (1799), 29
: Wir sehen hier ein auffallendes Faktum, die Bildung einer alkalischen Substanz durch die Berührung einer Säure und des Wassers [...].
[6]
A. v. Humboldt, Königr. Neuspanien (1809), 65
: Eine so ungeheure Feuchtigkeit befördert mit der schnelleren Entwicklung der vegetabilischen und thierischen Organisation[3] auch die Bildung gefahrdrohender Miasmen.
[7]
Kant, Crit. d. Urtheilskr. (
21793), 356 f. (357)
: Wenn ich z. B. von einer Made annehme, sie sey als Product des bloßen Mechanismus der Ma〈357〉terie (der neuen[1] Bildung, die sie für sich selbst bewerkstelligt, wenn ihre Elemente durch Fäulniß in Freyheit[1] gesetzt werden) anzusehen: so kann ich nun nicht von eben derselben Materie, als einer Caussalität, nach Zwecken zu handeln, eben dasselbe Product ableiten.
[8]
Brockhaus, Bild.-Conv.-Lex. IV (1841), 574
: Im weitesten Sinne[1] beginnt die Verdauung, wenigstens für die festen Nahrungsmittel, eigentlich schon im Munde, indem sie hier durch das Kauen zerkleinert und dabei reichlich mit Speichel vermischt, durch Beides aber zur Verarbeitung im Magen vorbereitet werden. Ist das geschehen, so gelangen sie durch Rachen und Speiseröhre in den Magen, der von allen zur Verdauung beitragenden Organen[2] das wichtigste ist. Hier verwandelt dieselben die auflösende Kraft des von den Gefäßen und Drüsen des Magens abgesonderten Magensaftes [...] in eine ziemlich gleichförmige breiartige oder noch dünnflüssigere Masse, den sogenannten Speisebrei, Chymus [...]. Ist die Bildung dieses Speisebreies vollendet [...], so verlassen die solchergestalt veränderten Nahrungsmittel durch die untere, rechterseits gelegene, Pförtner genannte Öffnung den Magen, um in den Zwölffingerdarm zu gelangen..
[9]
Herder, Gesch. d. Menschh. III (1787), 146
: Und so ward jenes einzige Gepräge der griechischen[2] Sprache[3], das nicht von stummen Gesetzen erpreßt, das durch Musik[6] und Tanz, durch Gesang und Geschichte[2], endlich durch den plauderhaften freien[13/6] Umgang vieler Stämme und Colonien wie eine lebendige Form der Natur[2] entstanden war. Die nordischen Völker[1] Europens hatten bei ihrer Bildung dies Glück nicht. Da ihnen durch fremde[1/5] Gesetze und durch eine Gesanglose Religion[1] ausländische Sitten gegeben wurden; so verstummete auch ihre Sprache[3]. Die Deutsche z. B. hat unstreitig viel von ihrer innern Biegsamkeit, von ihrer bestimmtem Zeichnung in der Flexion der Worte, ja noch mehr von jenem lebendigen Schall verlohren, den sie unter günstigem Himmelsstrichen ehedem hatte. Einst war sie eine nahe Schwester der griechischen[2] Sprache[3] und jetzt wie fernab von dieser ist sie gebildet! [...] Nur die griechische[2] Sprache[3] ist wie durch Gesang entstanden: denn Gesang und 〈147〉 Dichtkunst und ein früher Gebrauch des freien[6] Lebens hat sie zur Musensprache der Welt gebildet..
[10]
Hirschfeld, Gartenkunst I (1779), 214
: Das Romantische[3/4] oder Bezaubernde in der Landschaft entspringt aus dem Außerordentlichen und Seltsamen der Formen, der Gegenstellungen und der Verbindungen. Man findet es am meisten in gebirgigen und felsigen Gegenden, in versperrten Wildnissen, wohin die geschäftige Hand des Menschen noch nicht gedrungen ist. Zur Bildung dieses Charakters[4] tragen Felsen, [...] nicht weniger Wasserfälle, vorzüglich bey. Aber außer dem, was hier die Form bewirkt, wird auch durch starke und auffallende Entgegenstellungen und kühne überraschende Zusammensetzungen das Romantische[3/4] erzeugt. Die Aussichten sind, weil die Einbildungskraft[1] sich mit nahen Gegenständen beschäftigen soll, hier mehrentheils verschlossen; sie breiten sich selten vorwärts aus, sondern erheben sich öfter aus der Tiefe in die Höhe, oder senken sich von der Höhe in die Tiefe herab. Wo die rauhe finstre Wildniß sich mit einem kleinen stillen Thale voll glänzender Blumen paart, wo ein Waldstrom am Felsen durch blühende Gesträuche herabschäumt, und das blinkende Wasser zwischen den grünen Blättern umherirrt, wo kahle weiße Felsspitzen mitten über die Oberfläche einer schönen Waldung hervorragen – da ist ein Anfang von diesem Charakter[4]. | Die Natur[2] scheint ihn in einer glücklichen Laune mehr hinzuwerfen, als sorgfältig auszubilden; es sind kühne, seltsame, abspringende Nebenzüge, die sich ihre Hand in der Malerey[6] der Landschaft entwischen läßt. Die Wirkungen des Romantischen[3/4] sind Verwunderung, Ueberraschung, angenehmes Staunen und Versinken in sich selbst. ⦿ ➢ Volltext.
[11]
Hirschfeld, Gartenkunst IV (1782), 90
: An dem Charakter[4] des Romantischen[3/4] [...] kann die Kunst[1] wenig Antheil nehmen; er ist fast ganz ein Werk der Natur[2]. Sie bildet ihn nicht blos durch gebirgigte Gegenden, Felsen, Höhlen, Wasserfälle, Katarakte, und durch seltsame Lagen und Gestalten dieser Gegenden, sondern auch durch ungewöhnliche Verbindungen und Gegenstellungen, durch eine ausschweifende Regellosigkeit der Anordnung und durch überraschende Kühnheiten der Kontraste. Wo romantische[3/4] Gärten erscheinen sollen, da muß die Natur[2] die Anlage ganz vorbereitet haben; alle Nachahmungen der Kunst[1] würden sich hier nur in lächerliche Spielwerke endigen. Allein die Natur[2] zeigt auch in der Bildung dieses Charakters[4] so viel Mannigfaltigkeit, daß sich eine 〈91〉 Reihe von romantischen[3/4] Anlagen und Gärten denken läßt, die sich alle neben einander durch starke ausgezeichnete Pinselstriche unterscheiden. Nur darf der Gartenkünstler hier, wo fast alles auf die Laune der Natur[2] ankommt, am wenigsten verlangen, daß sie gerade in seiner Gegend alle Züge des Romantischen[3/4] vereinige, die sie hin und wieder in ihren Gemälden erscheinen läßt. | Wie viel Abwechselung von Zügen in diesen Gemälden des Romantischen[3/4]! Bald ist es ein Klump waldigter Inseln, die in gespitzten Höhen vom Rande des Wassers sich erheben, wo die Zweige der Bäume in den See tauchen; so steigen in dem See Earne in Irland unzählige Hügel mit dunklen Wäldern aus der Wasserfläche kühn empor, und bilden gleichsam eine große krumme Straße, auf welcher die Fahrzeuge durchsegeln. Bald ist es eine Reihe von Bergen, mit Fichten bewachsen, über deren grüne Spitzen sich der kahle mit beständigem Schnee bedeckte Gipfel erhebt, wie in so vielen Gegenden der Schweitz. ➢ Volltext.
[12]
A. v. Humboldt, Luftkreis (1799), 66
: Die schöne[6] Arbeit, welche die Herren Fourcroy und Vauquelin über die Bildung des Aethers geliefert haben, bestätigt vollkommen die Ideen, welche ich hier äussere..
[13]
Krünitz, Oecon. Encycl. LXXII (1797;
21805), 22 f. (23)
: Wenn die tägliche Er〈23〉fahrung beweiset, daß die Einbildungs-Kraft[1] der Mutter einen augenscheinlich sichtbaren Einfluß auf die Leibesfrucht hat, die Einbildungs-Kraft[1] aber offenbar eine Seelen-Kraft ist, so muß die Seele bey der Bildung der Leibesfrucht die Haupt-Rolle spielen. Nun zeigen aber die Mutter-Mähler deutlich, daß die Einbildungs-Kraft körperliche Theile gänzlich verunstaltet, ja gar vernichtet; folglich muß die Seele auf die Bildung der Frucht den größten Einfluß haben, und den Bau besorgen..
[14]
Moritz, Dt. in Engld. (1783), 183
: Wir besahen Schakespears Haus, das unter allen Häusern in Stratford, eines der schlechtesten, niedrigsten und unansehnlichsten ist [...]. [...] | Schakespears Stuhl, worauf er vor der Thür gesessen, war schon so zerschnitten, daß er fast keinem Stuhle mehr ähnlich sah; denn jeder Durchreisende schneidet sich zum Andenken einen Span davon ab, welchen er als ein Heiligthum aufbewahrt. Ich schnitt mir auch einen ab, weil er aber zu klein war, habe ich ihn verloren, und Sie werden ihn also bei meiner Wiederkunft nicht zu sehen bekommen. | Als wir weiter fuhren, betrachtete ich jeden Fleck mit Aufmerksamkeit, wo wir vorbeikamen, wenn ich dachte: das ist nun die Gegend, wo ein solcher Geist[20], wie Schakespears, seine erste Bildung durch die ihn umgebende Natur[2] erhielt! Denn die ersten Eindrücke der Kindheit bleiben doch immer äusserst wichtig, und sind ge〈184〉wissermaßen die Grundlage aller folgenden. Obgleich die Gegend hier zwar nicht vorzüglich schön[1] ist, so hat sie doch ganz etwas Eignes, Romantisches[3]..
[15]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. I (
!
1801–02), KAV 1, 411
: Die Nüchternheit [...], welche die Kunstrichter als Correctheit anpreisen, ist meistens nur Fantasielosigkeit und Armuth des Geistes[20]. Als Schwulst und Bombast pflegen eben diese alles zu verwerfen, was irgend über den Horizont des Herkommens und der Gewöhnung hinausgeht. Sie wenden dabey den schon ein andermal gerügten grundlosen Begriff vom Natürlichen[4] und Unnatürlichen an, indem sie mit ihrer Natur[2] nicht die große, unendliche, sondern die oft kläglich beschränkte Ansicht einer Nation[1], eines Zeitalters meynen. Nur auf eine solche Verschwendung von Bildern, welcher kein wahrer Schwung der Fantasie[2] zum Grunde liegt [...], paßt die Benennung des Schwulstes, oder des Bombastes, wenn die Fantasie[2] sich aus den heitern[4] Regionen schöner Anschaulichkeit in das Verworrne und Sinnlose verliert. Sonst aber kann eigentlich eine Metapher[1] niemals zu kühn seyn. Alle Dinge stehn in Beziehungen auf einander, alles bedeutet daher alles, jeder Theil des Universums spiegelt daher das Ganze: dieses sind eben so wohl philosophische als poetische Wahrheiten. Nach der einen großen Metapher[5], welche schon in der ursprünglichen Bildung der Sprache[1] liegt, da nämlich das Sinnliche das zu bezeichnende Geistige vertreten muß, wodurch die Gleichheit dieser beyden entgegengesetzten Welten erklärt wird, kann eigentlich der Dichter nichts kühneres mehr wagen..