[1]
S. Boisserée, an M. Boisserée (5. 1. 1838), MB 1, 715
: In der Peterskirche weht der Geist[12] überschwänglicher Pracht und Massenhaftigkeit, verbunden mit jener himmelanstrebenden Richtung christlicher Baukunst, der wir unsere deutschen[1] Domkirchen verdanken. Es liegt ein gewaltiger Ernst in dieser Verbindung; ich möchte sagen, es ist als ob der Papst Kaiser geworden wäre! Das wahrhaft christlich geistliche[1] Element würde bei einem solchen Fall ohne Zweifel viel Abbruch erlitten haben und das ist rücksichtlich der Baukunst auch bei der Peterskirche eingetreten; so wie es durch das Zurückgreifen zu der antiken[2] Bildung überhaupt in jeder Hinsicht geschehen ist. Hätte man statt diesem ausschließenden Zurückkehren die christliche Bildung der mittleren 〈716〉 Zeiten[3] besser zu ehren, zu erhalten und fortzuführen gewußt, hätte mit einem Wort[2] das germanische und nicht das römische oder romanische[6] Prinzip die Oberhand behalten, so dürfte es in Allem besser geworden, und wie bei dem Kirchenbauwesen, so auch in allem übrigen mit demselben Aufwand dreimal mehr geleistet worden seyn. Man hätte den Kölner Dom von Marmor und alle Bilder dazu von Erz machen können! Und wäre er nur von gutem Sandstein vollendet, wäre nur das deutsche[1] Reich vollkommen zu Stande und zu festem Halt, und das Kirchenregiment nicht in die Hände italienischer Familien gekommen, es würde anders in der Welt aussehen!.