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Semantik 
Belege 
[1] L. Tieck, Vorr. Minnelied. (1803), XII: Die gröste Mannigfaltigkeit entdeckt man in den Liedern der Minnesinger, selbst beim flüchtigsten Anblick, in Absicht der Sylbenmaasse, die gröste Verschiedenheit der Strofen, die verschiedenste Anwendung des Reimes. Es ist kein Dichter, selbst bis auf die spätern, der nicht, wie er seinen eigenen Ausdruck, seine eigene Sprache
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hat, auch eine neue Form suchte, in welcher er sich ausdrückt. Keine Auktorität, keine Regel hatte hierüber etwas Bestimmtes festgesetzt, sondern jeder
Sinn
folgte seinem Antriebe, nachdem er sich zur Künstlichkeit oder Simplizität neigte und also seinen Gegenstand prächtig und auffallend für das Ohr
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machen, oder sich zierlich und gewandt zeigen und die Zärtlichkeit und Sehnsucht auch durch den Fall der Reime lieblich und seufzend zu erkennen geben wollte. So hat jeder Dichter sein Sylbenmaaß, welchem er am liebsten folgt, ja er sucht fast in jedem Liede eine Veränderung, welche ⟨XIII⟩ den Gegenstand deutlicher heraushebt. Darüber haben die meisten dieser Gedichte eine so liebliche Art gewonnen, daß man das Nothwendige und Zufällige daran nicht mehr unterscheiden kann, sondern daß die Form und der Gegenstand gerade so und nicht anders unzertrennlich zusammen gehören. So finden wir einfache Lieder und Gedichte, andre, welche künstliche und vollständige Canzonen sind, andre, welche an die Stanze und an das Sonett erinnern, manche sind aber von einer so zarten Künstlichkeit und so original, daß sich nichts anders mit ihnen vergleichen läßt.















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