[1]
C. Böhmer, an L. Gotter (20. 4. 1792), C 1, 253
: In unserm Haus in Göttingen hängt der Himmel voll Hochzeits Geigen – der Alte[2] ist entzückt von der Schwiegertochter [⦿], und der junge ist noch des Sinnes sie zur Frau[3] zu haben, welches nach der Messe unwiederruflich gemacht werden wird.
[2]
Hegel, Landstände Württ. (1817), W 4, 576
: Es hat sich in den meisten Fällen großer politischer Bewegung gezeigt, daß Fürst und Volk[5] eines Sinnes und Willens gewesen sind, aber daß sich nur zu oft ein Mittelstand, wie in Frankreich der Adel[2] und die Geistlichkeit, so in Württemberg Jener und die bürgerliche Aristokratie der Schreiberei, statt das Band von beiden auszumachen, wie es seine Bestimmung ist, auf Privilegien und Monopole steifte und die Verwirklichung der Grundsätze des vernünftigen Rechts und allgemeinen Wohls hinderte, ja zunichte machte.
[3]
Herder, Urspr. d. Spr. (1772), 33
: Ich kann es mir hier nicht in Sinn nehmen, dies große Verhältniß, was die Kette der lebendigen Wesen durchläuft, mit Beispielen zu sichern[.] ➢ Volltext
[4]
Kant, Crit. rein. Vern. (
2
1787), XXXVII
: Diejenigen, welche [...] das Verfahren der Critik[1] der reinen Vernunft verwerfen, können nichts andres im Sinne haben, als die Fesseln der Wissenschaft gar abzuwerfen, Arbeit in Spiel, Gewißheit in Meinung, und Philosophie in Philodoxie zu verwandeln.
[5]
Schiller, Philos. Brief. (1786), NA 20, 128
: Die Wirklichkeit schränkt sich nicht auf das absolut nothwendige ein: sie umfaßt auch das bedingungsweise nothwendige; jede Geburt des Gehirnes, jedes Gewebe des Wizes[1] hat ein unwidersprechliches Bürgerrecht in diesem größeren Sinne der Schöpfung.
[6]
Goethe, Litt. Sanscül. (1795), 51 f. (52)
: Wer mit den Worten[1], deren er sich im Sprechen oder Schreiben bedient, bestimmte Begriffe[1] zu verbinden für eine unerläßliche Pflicht hält, wird die Ausdrücke: classischer[3] Autor, classisches[3] Werk höchst selten gebrauchen. Wann und wo entsteht ein classischer[3] Nationalautor? Wenn er in der Geschichte[3] seiner Nation[1] große Begebenheiten und ihre Folgen in einer glücklichen und bedeutenden Einheit vorfindet; wenn er in den Gesinnun〈52〉gen seiner Landsleute Größe, in ihren Empfindungen Tiefe und in ihren Handlungen[1] Stärke und Consequenz nicht vermißt; wenn er selbst, vom Nationalgeiste durchdrungen, durch ein einwohnendes Genie[2] sich fähig fühlt, mit dem Vergangnen wie mit dem Gegenwärtigen zu sympathisiren; wenn er seine Nation[1] auf einem hohen Grade der Kultur[4] findet, so daß ihm seine eigene Bildung[2] leicht wird; wenn er viele Materialien gesammelt, vollkommene oder unvollkommene Versuche seiner Vorgänger vor sich sieht, und so viel äußere und innere Umstände zusammentreffen, daß er kein schweres Lehrgeld zu zahlen braucht, daß er in den besten Jahren seines Lebens ein großes Werk zu übersehen, zu ordnen und in Einem Sinne auszuführen fähig ist. ➢ Volltext.
[7]
Goethe, Unterh. dt. Ausgew. (1795), WA I, 18, 132
: Dieß [...] war keinesweges nach dem Sinne des lebhaften 〈133〉 Mädchens; sie konnte sich in keine Aufopferung finden und hatte nicht Lust irgend jemand ausschließliche Rechte zuzugestehen. Sie suchte daher auf eine zarte Weise seine Besuche nach und nach zu verringern, ihn seltner zu sehen und ihn fühlen zu lassen, daß sie um keinen Preis der Welt ihre Freiheit[5] weggebe.
.
[8]
Goethe, Tag- u. Jahres-Hefte II (*1817..26; 1830), WA I, 36, 189 f. (190)
: Man erinnert sich welch ein schmerzliches Gefühl über die Freunde der Dichtkunst und des Genusses an derselben sich verbreitete, als die Persönlichkeit des Homer, die Einheit des Urhebers jener weltberühmten Gedichte, auf eine so kühne und tüchtige Weise bestritten wurde. Die gebildete Menschheit[2] war im tiefsten aufgeregt, und wenn sie schon die Gründe 〈190〉 des höchst bedeutenden Gegners nicht zu entkräften vermochte, so konnte sie doch den alten[5] Sinn[9/10] und Trieb sich hier nur Eine Quelle zu denken, woher soviel Köstliches entsprungen, nicht ganz bei sich auslöschen. [...] | Aus dem Zerstörten und Zerstückten wünschte die Mehrheit der classisch[7] Gebildeten sich wiederherzustellen, aus dem Unglauben zum Glauben, aus dem Sondern zum Vereinen, aus der Kritik[3] zum Genuß wieder zu gelangen..
[9]
Goethe, Tag- u. Jahres-Hefte II (*1817..26; 1830), WA I, 36, 189 f. (190)
: Man erinnert sich welch ein schmerzliches Gefühl über die Freunde der Dichtkunst und des Genusses an derselben sich verbreitete, als die Persönlichkeit des Homer, die Einheit des Urhebers jener weltberühmten Gedichte, auf eine so kühne und tüchtige Weise bestritten wurde. Die gebildete Menschheit[2] war im tiefsten aufgeregt, und wenn sie schon die Gründe 〈190〉 des höchst bedeutenden Gegners nicht zu entkräften vermochte, so konnte sie doch den alten[5] Sinn[9/10] und Trieb sich hier nur Eine Quelle zu denken, woher soviel Köstliches entsprungen, nicht ganz bei sich auslöschen. [...] | Aus dem Zerstörten und Zerstückten wünschte die Mehrheit der classisch[7] Gebildeten sich wiederherzustellen, aus dem Unglauben zum Glauben, aus dem Sondern zum Vereinen, aus der Kritik zum Genuß wieder zu gelangen..
[10]
Hoffmann, Jesuitenk. (1817), PW 2, 499
: Dabei war Florentins Sinn[5] keinesweges für das Höhere verschlossen; im Gegenteil drang er mehr als je ein moderner[9] Maler tief ein in den frommen Sinn[10] der Gemälde alter[11] Meister..
[11]
Mereau, Amd. u. Ed. II (1803), 54
: Ich habe mir seit Kurzem eine neue[1] Wohnung gemiethet, welche mir durch ihre äußerst schöne[1] romantische[3] Lage schon längst gefiel, und es beschäftigt mich immer mehr, meine ganze Umgebung nach den Bildern zu gestalten, die ich schon lange im Sinne trage, und bisher nie, ungestöhrt ausführen konnte..
[12]
Novalis, Über Goethe (*1798), NS 2, 641, Nr. 445
: Wenn ich die neuesten[3] Freunde der Litteratur des Alterthums[3] recht verstehe, so haben sie mit ihrer Foderung, die klassischen[7/3] Schriftsteller nachzuahmen nichts anders im Sinn, als uns zu 〈642〉 Künstlern zu bilden – Kunsttalent in uns zu erwecken. Keine moderne[1] Nation[1] hat den Kunstverstand in so hohem Grad gehabt, als die Alten[10]. Alles ist bey ihnen Kunstwerk[2] – aber vielleicht dürfte man nicht zu viel sagen, wenn man annähme, daß sie es erst für uns sind, oder werden können. Der classischen[7/3] Litteratur geht es, wie der Antike[4]; sie ist uns eigentlich nicht gegeben – sie ist nicht vorhanden – sondern sie soll von uns erst hervorgebracht werden. Durch fleißiges und geistvolles Studium der Alten[10] entsteht erst eine klassische[7/3] Litteratur für uns – die die Alten[10] selbst nicht hatten..
[13]
A. W. Schlegel, Nachschr. (1799), 281 f. (282)
: Was mich nur verdrießt, ist, daß man bey Anerkennung unserer Fortschritte in diesem Fache [sc. Übersetzung] unsrer vortrefflichen Sprache[3] alles Verdienst davon zueignen will. 〈282〉 Ich habe sonst wohl mit eingestimmt, aber ich bin überzeugt, die Sprache[3] thäte es nicht ohne den Willen, den Eifer und den Sinn[5/10?] derer, die sie gebrauchen. ➢ Volltext.
[14]
A. W. Schlegel, an S. Tieck-Bernhardi (3. 10. 1801), KJ 1, 25 f. (26)
: Dein Brief[1] hat mich innig betrübt, liebste beste Freundin. O es ahndete[1] mir wohl, daß der meinige übles stiften würde, ich hatte nur immer 〈26〉 die Besorgniß im Sinn, daß er in die unrechten Hände fallen könnte, und den heimlichen Zwang, den mir dieß anthat, nimmst Du für Kälte. So kann ich es Dir nie recht machen. Mein unwillkührliches Schweigen[1] erregte Dir Mistrauen, ja gänzlichen Zweifel an meinen Gesinnungen, und da ich nun schreibe, beleidigen Dich meine Worte[2], so treu und redlich sie gemeynt waren. Gewiß ich verkenne den Werth der Worte[2] nicht, welche innre Handlungen[1] des Gemüths aussprechen, und alle die Deinigen sind in meinem Herzen verwahrt. Ich glaubte aber der ruhigste und einfachste Ausdruck würde Dich am besten von der Ächtheit meines Gefühls überzeugen. Leider ist es nicht geschehen, und es hat so lange gedauert ehe ich nur erfuhr, daß ich Dir misfallen habe, und es währt wieder so lange ehe dieß zu Dir gelangt, und ich bin nicht dort, um mich vor Dir niederzuwerfen, um Dir zuzureden, Dich in mein Auge blicken zu lassen, Dich zu versöhnen. Es ist eine grausame Sache um die Abwesenheit. Daß ich Dich doch nie wieder verlassen dürfte, wann ich erst bey Dir zurück bin, nicht einen Tag meines Lebens; daß ich immer dieselben Zimmer mit Dir bewohnen dürfte, – du solltest sehen, daß ich nur für Dich leben will, daß ich nach nichts anderm auf der Welt trachte. [⦿] ➢ Volltext; vgl. [5].
[15]
Schleiermacher, Religion (1799), 52
: Spekulazion und Praxis haben zu wollen ohne Religion[3], ist verwegener Übermuth, es ist freche Feindschaft gegen die Götter[4/6], es ist der unheilige Sinn[10] des Prometheus, der feigherzig stahl, was er in ruhiger Sicherheit hätte fordern und erwarten können. Geraubt nur hat der Mensch[1] das Gefühl seiner Unendlichkeit und Gottähnlichkeit, und es kann ihm als unrechtes Gut nicht gedeihen, wenn er nicht auch seiner Beschränktheit sich bewußt wird, der Zufälligkeit seiner ganzen Form, des geräuschlosen Verschwindens seines ganzen Daseins im Unermeßlichen. Auch haben die Götter[4/6] von je an diesen Frevel gestraft. Pra〈53〉xis ist Kunst[2], Spekulazion ist Wissenschaft[1], Religion[3] ist Sinn[5] und Geschmak fürs Unendliche. Ohne diese, wie kann sich die erste über den gemeinen Kreis abenteuerlicher[3] und hergebrachter Formen erheben? wie kann die andere etwas beßeres werden als ein steifes und mageres Skelet? ➢ Volltext.
[16]
Uhland, Romant. (
H1807), 138
: Über das Romantische[[[[BedeutungsVerweis ID='276' Anzeige='8' Formatierung='1']]]] [...] || Das Unendliche umgibt den Menschen, das Geheimniß der Gottheit und der Welt. Was er selbst war, ist und seyn wird, ist ihm verhüllt. Süß und furchtbar sind diese Geheimnisse. | Hier zieht sich um sein einsames Schiff das unermeßliche Weltmeer; er zittert von dem dumpfen Brausen, das ihm Sturm dräut. Und wenn er auch das Land erreicht, ist er sicher, daß nicht der Ozean, der die Veste rings umgürtet, mächtig hereinwoge und sie mit ihm verschlinge? | [...] Die reellen Seelenkräfte langen mit unendlicher Sehnsucht in die Ferne: Der Geist[[[[BedeutungsVerweis ID='139' Anzeige='19' Formatierung='1']]]] des Menschen aber, wohl fühlend, daß er nie das Unendliche in voller Klarheit in sich auffassen wird, und müde des unbestimmt schweifenden Verlangens, knüpft bald seine Sehnsucht an irrdische Bilder, in denen ihm doch Ein Blik des Überirrdischen aufzudämmern scheint; [...] sie erscheinen ihm wie Engel, freundlich grüssend, aber zugleich mit dem Fittig, auf dem sie sich immer in das Unendliche aufschwingen können. | Aber auch jene furchtbare Welt sendet uns ihre Gestalten, die schaurigen Nachtgeister; bedeutende Stimmen[[[[BedeutungsVerweis ID='256' Anzeige='3' Formatierung='1']]]] hören wir aus der Finsterniß. Fast in jedem Bilde, das ein Geheimniß andeutet, glauben wir gerade eines jener großen Geheimnisse zu ahnen[[[[BedeutungsVerweis ID='726' Anzeige='3' Formatierung='1']]]], nach denen unser Sinn, mit oder ohne Bewußtseyn, immer sich hinneigt..
[17]
K. A. Varnhagen von Ense, Denkw. I (1837–42), 124
: Gegen den Reiz dieser jüngeren Mädchen war ich genug befestigt [...]. Mein Sinn war auf romantischen[7], poetischen[1/4] Austausch, auf geistig gesteigertes Verhältnis gewandt, und mein Herz wollte sich nicht entzünden lassen, außer mit Beihülfe literarischer Glut [...]..