[1]
B. v. Arnim, Buch König (1843), 228
: Was soll Ihnen die Wiederholung von etwas, das Sie behaupten, nicht zu verstehen? – Wo die Bedeutung der Hieroglyphe fehlt, da geht auch der Sinn verloren!
[2]
C. D. Friedrich, an J. K. H. Schulze (8. 2. 1809), Z, 53
: [Caspar David] F[riedrich] ist ein abgesagter Feind, des sogenannten Contrastes. Sich durch Widersprüche aussprechen zu wollen, findet er verrückt (so nehmen ja die groben platten Menschen den Contrast)[.] Jedes wahrhafte Kunstwerk muß nach seiner Meynung einen bestimmten Sinn aussprechen; das Gemüth des Beschauers entweder zur Freude oder zur Trauer, zur Schwermuth oder zum Frohsinn bewegen, aber nicht alle Empfindungen, wie mit einem Quirl, durch einandergerührt, in sich vereinigen wollen. Eins muß das Kunstwerk nur sein wollen, und dieser eine Wille muß sich durch's Ganze führen, und jeder einzle Theil desselben, muß das Gepräge des Ganzen haben; und nicht wie viele Menschen, sich hinter schmeichelnden Worten[2] mit heimtükischer Bosheit verstecken. | Contrast, sprecht ihr, das ist die Regel aller Regeln, das Grundgesetz der Kunst[2]. Doch nur für euch, die ihr Contrast vom Geist[32], nur Körper seid! da paßts!
[3]
Krünitz, Oecon. Encycl. XXXI (1784), 481
: Die Juden[1] fangen nun selbst nach gerade an, ihre eigene Religion[1] zu verachten, und den talmudischen Unsinn, als abergläubige Volkmährchen, und als närrische Träumereyen [...] zu verspotten. Ihre Ceremonien scheinen ihnen nun selbst ein drückendes Joch ohne Sinn, Zweck und Menschenverstand zu seyn, und die schwere Befolgung der Verbindlichkeiten ihres Gesetzes sind ihnen unerträgliche Forderungen einer überspannten asiatischen Einbildungskraft[1], ohne Absicht zur Erlangung irgend einer Vollkommenheit, oder eines sichtbaren Genusses von Wohlfahrt und Glück.
[4]
Schelling, Id. Phil. d. Nat. (1797), SW I, 2, 215
: Der bloße Begriff[1] ist ein Wort[1] ohne Bedeutung, ein Schall für das Ohr[3], ohne Sinn für den Geist[19]. Alle Realität, die ihm zukommen kann, leiht ihm doch 〈216〉 nur die Anschauung, die ihm vorangieng. Und deßwegen kann und soll im menschlichen Geist[19] Begriff[1] und Anschauung, Gedanke und Bild nie getrennt seyn.
[5]
A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (
!
1803–04), KAV 3, 307
: Bey der Zusammenfügung der Buchstaben[7] zu Sylben darf die Wichtigkeit der Hauche nicht übersehen werden, sie haben je nachdem sie den Consonanten vorangehen oder ihnen folgen großen Einfluß auf das leichtere Coalesciren derselben mit den Vocalen. Schon die einfache Sylbe aus einem Vocal und einem Consonanten bestehend ist Abbild des Satzes, indem der Consonant das Substantiv, der Vocal das Attributiv, und der dem letzten inwohnende Hauch die Copula vorstellt; so daß von den Elementen an bis zu den kunstreichsten Ganzen derselbe Bau und Sinn der Sprachverknüpfung, die Identität des Subjectiven und Objectiven, hindurchgeht.
[6]
F. Schlegel, Gesch. d. Lit. (1812), Dt. Mus. 1, 468
: So wie die spanische Monarchie bis um die Mitte des siebenzehnten Jahrhunderts die größte und glänzendste in Europa, der spanische Nationalgeist der entwickeltste war, so stand auch die Bühne zu Madrid, der lebendige Spiegel dieses Nationallebens, am frühesten in reichem Flor. Diesen Reichthum und die Fülle der Empfindung hat das übrige Europa immer anerkannt, weniger die eigenthümliche Form und Bedeutung, den eigentlichen Sinn und Geist[12] dieses spanischen Schauspiels. Hätte es auch nur den Vorzug, daß es durchaus romantisch[2] ist, so würde es schon dadurch sehr merkwürdig, es würde lehrreich seyn, an diesem Beyspiel zu sehen, welche Art von dramatischer Dichtkunst denn aus der Ritterpoesie, überhaupt aus der dem neueren[3] Europa und dem Mittelalter eigenthümlichen Richtung der Fantasie[1] hervorgehen könne. ➢ Volltext
[7]
Droysen, Alex. (o. J. [1833]), 248
: Schon im Alterthume[3] haben Parmenions verständige Reden mehr Beifall gefunden, als die rasche That Alexanders, die sie hindern sollten; man hat hinzugefügt, daß solches Wüthen gegen den todten Stein, gegen Kunstdenkmale, gegen Erobertes zugleich kindisch, barbarisch und beklagenswerth sei; und in der That scheinen diejenigen mit Recht so zu sprechen, welche in dem Charakter[2] eines Helden nichts als ihre eigenen Tugenden, Bestrebungen und Maximen in erhöheter Potenz zu finden hoffen. Indeß haben große Männer das Recht, nach ihrem Maaße gemessen zu werden, und in dem, was man ihre Fehler nennt, liegt ein tieferer Sinn als in der ganzen Moral, gegen die sie zu verstoßen den Muth haben. Träger der Gedanken ihrer Zeit[5] und ihres Volkes[1], handeln sie mit jener dunklen Leidenschaft, die, eben so weit als ihr Beruf über den Horizont der Alltäglichkeit hinaus, sie in die einsame Region der geschichtlichen Größe trägt, die nur der Blick der Bewunderung zu erreichen vermag. ➢ Volltext.
[8]
Fichte, Appellat. Publ. (1799), 72 f. (73)
: Dieses System ists, in dessen Munde die erhabenste[6] und heiligste Lehre, [...] die des Christentums, allen ihren Geist[16] und Kraft verlohren, und sich in eine entnervende Glückseligkeitslehre verwandelt hat. – Ich will 〈73〉 sie nicht beschuldigen, daß sie diese Lehre muthwillig verdrehen; aber so wie dieselbe nur in ihre Sphäre gelangt, verliert sie ihren erhabenen[6] Sinn. Jene sehen in ihr absolut nichts; und deuten und drehen nun so lange an ihr, bis ein Sinn herauskommt, den sie fassen können. Durch ihren Mund redet der, der die Leiden erduldete, da er Freuden hätte haben können, wie ein feiner Epikuräer. „Kreutziget euer Fleisch, sammt den Lüsten und Begierden“ – das sind bei ihnen orientalische[2] Bilder und Redensarten, welche nach unserer Denkart ohngefähr so viel heißen: sparet und vertheilet weislich eure Genüsse, damit ihr destomehr genießen könnt; eßt nicht zu viel, damit ihr nicht Bauchgrimmen bekommt, betrinkt euch nicht, damit ihr nicht des anderen Tags Kopfschmerzen bekommt..
[9]
J. N. Forkel, Bach (1802), 41
: Bey aller Strenge [...] gestattete er [sc. J. S. Bach] dennoch [...] seinen Schülern große Freyheiten[17]. Sie durften im Gebrauch der Intervallen, in den Wendungen der Melodie und Harmonie alles wagen, was sie wollten und konnten, nur mußte nichts vorkommen, was dem musikalischen[1] Wohlklang, oder der völlig richtigen, unzweydeutigen Darstellung des innern Sinnes, um deswillen alle Reinigkeit der Harmonie gesucht wird, nachtheilig seyn konnte..
[10]
Goethe, an J. H. Meyer (30. 10. 1796), WA IV, 11, 247
: [M]an hat freylich immer nur zu sehr beym Erklären und Klassificiren alter[9] Kunstwerke[4] das materielle walten lassen und seltner Gestalt, Sinn und Kunstwerth um Rath gefragt..
[11]
Goethe, Igel. Mon. (1829), WA I, 49.2, 43
: Auf dem Gipfel des Ganzen eine Kugel, von der sich ein Adler, den Ganymed entführend, erhob. Dieses wie das vorige Bild wahrscheinlich auf früh verstorbene Lieblinge der Familie deutend, ganz im antiken klassischen Sinn
, das Vorübergehende immerfort lebend und blühend zu denken..
[12]
Hegel [Hotho], Aesth. I (1835), 381
: Bei dieser Gelegenheit können wir denn auch wieder der Ironie[4] gedenken, welche sich hauptsächlich dann als die höchste Originalität auszugeben liebt, wenn es ihr mit keinem Inhalt mehr Ernst ist, und sie ihr Geschäft des Spaßes nur des Spaßes wegen treibt. Nach einer anderen Seite hin bringt sie in ihren Darstellungen eine Menge Aeußerlichkeiten zusammen, deren innersten Sinn der Dichter für sich behält, wo denn die List und daß [sic] Große darin bestehn soll, daß die Vorstellung verbrei〈382〉tet wird, grade in diesen Zusammentragungen und Aeußerlichkeiten sey die Poesie[11] der Poesie[11], und alles Tiefste und Vortrefflichste verborgen, das sich nur eben seiner Tiefe wegen nicht aussprechen lasse. So wurde z. B. in Friedrich von Schlegel's Gedichten, zur Zeit[7], als er sich einbildete ein Dichter zu seyn, dieß Nichtgesagte als das Beste ausgegeben, doch diese Poesie[11] der Poesie[11] ergab sich grade als die platteste Prosa[4]. ➢ Volltext.
[13]
Heine, Romant. Schule (1836), 21
: Wenn Homer die Rüstung eines Helden schildert, so ist es eben nichts anders als eine gute Rüstung, die so und so viel Ochsen werth ist; wenn aber ein Mönch des Mittelalters in seinem Gedichte die Röcke der Muttergottes beschreibt, so kann man sich darauf verlassen, daß er sich unter diesen Röcken eben so viele verschiedene Tugenden denkt, daß ein besonderer Sinn verborgen ist unter diesen heiligen Bedeckungen der unbefleckten Jungfrauschaft Mariä, welche auch, da ihr Sohn der Mandelkern ist, ganz vernünftigerweise als Mandelblüthe besungen wird. Das ist nun der Charakter[1] der mittelalterlichen Poesie[11], die wir die romantische[13/8] nennen. | 〈22〉 Die klassische[7/6] Kunst[3] hatte nur das Endliche darzustellen, und ihre Gestalten konnten identisch seyn mit der Idee des Künstlers. Die romantische[13/8] Kunst[3] hatte das Unendliche und lauter spiritualistische Beziehungen darzustellen oder vielmehr anzudeuten, und sie nahm ihre Zuflucht zu einem System tradizioneller Symbole, oder vielmehr zum Parabolischen, wie schon Christus selbst seine spiritualistischen Ideen durch allerley schöne Parabeln deutlich zu machen suchte. Daher das Mystische, Räthselhafte, Wunderbare und Ueberschwengliche in den Kunstwerken[3] des Mittelalters; die Phantasie[2] macht ihre entsetzlichsten Anstrengungen das Reingeistige durch sinnliche Bilder darzustellen, und sie erfindet die kolossalsten Tollheiten, sie stülpt den Pelion auf den Ossa, den Parcival auf den Titurel, um den Himmel zu erreichen. ➢ Volltext.
[14]
Herder, Urspr. d. Spr. (1772), 87
: Was so viele Alten[10] sagen und so viel Neuere[5] ohne Sinn nachgesagt, nimmt hieraus sein sinnliches Leben: „daß nemlich Poesie[11] älter[1] gewesen, als Prosa[2]!“ denn was war diese erste Sprache[3] als eine Sammlung von Elementen der Poesie[[11]? Nachahmung der tönenden, handelnden, sich regenden Natur[2]! [...] Ein Wörterbuch der Seele, was zugleich Mythologie und eine wun〈88〉derbare Epopee von den Handlungen[1] und Reden aller Wesen ist! Also eine beständige Fabeldichtung mit Leidenschaft und Interesse! – Was ist Poesie[11] anders? ➢ Volltext.
[15]
F. M. Klinger, Betr. u. Ged. (1809), 493
: Es gibt Bücher, die ein welterfahrner Mann nicht anders lesen kann, als wenn er das Ernsthafte ironisch[1] und das Ironische[1] ernsthaft liest. Man kann auf diese Weise sogar einem Buche Sinn anlesen, in dem keiner ist..
[16]
Köstlin, Sonnt. (
H1807), 89
: C. [...] Wohl ist die Farbe der Nacht etwas mystisches geheimnisvolles. Sehen wir ja auch über die Gräber den schwarzen Flor gebreitet – – | [...] Aber wie durch den Schleyer der Nacht die ewige Gestirne uns herniederwinken, so bedeutet die schwarze Hülle des Grabes ein unvergängliches Reich des Lichtes jenseits dieser Hülle. | B. Und so mögen wir denn glauben, daß dises auch der Sinn war jener Sitte, sich in die Farbe der Nacht zu kleiden, dieser Sitte in ihrer ersten Unschuld und Reinheit: nemlich ein Ertödten des Endlichen am Menschen[1] zur Auferstehung in der 〈90〉 Welt des Ewigen und Göttlichen. – Ach, daß ich immer jener alten[1/11] Zeit[3] gedenken muß! Da berührte noch der Himmel die Erde, und die Erde hieng an ihm, wie seine sehnsuchtsvolle Braut.
.
[17]
Novalis, an A. W. Schlegel (12. 1. 1798), NS 4, 245
: Man verfehlt die Natur[1] der Liebe[1] ganz, wenn man geradezu sich Liebe[1] zur einzigen Beschäftigung wählt – aber wie, wenn alle directe Zwecke gleichsam Mittel für diesen indirecten Zweck werden, der sie alle in Einen Punct vereinigt? der die höhere Einheit aller dieser niedern Einheiten ist? Wenn man die Summe aller directen Zwecke Bildung[5] nennt, so könnte man sagen, der Geist[12] dieser Gesammtheit, der Schlüssel der Bildung[5] – der Sinn dieses großen Gegenstands ist Liebe[1]. | Ohne Gegenstand kein Geist[12] – ohne Bildung[5] keine Liebe[1]. Bildung[5] ist gleichsam der feste Punct, durch welchen diese geistige Anziehungskraft sich offenbart – das nothwendige Organ[1] derselben..
[18]
Novalis, Versch. Fragm. (*1798), NS 2, 545, Nr. 105
: Die Welt muß romantisirt[4] werden. So findet man den urspr[ünglichen] Sinn wieder. Romantisiren[4] ist nichts, als eine qualit[ative] Potenzirung. Das niedre Selbst wird mit einem bessern Selbst in dieser Operation identificirt. [...] Diese Operation ist noch ganz unbekannt. Indem ich dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen ein geheimnißvolles Ansehn, dem Bekannten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein gebe so romantisire[4] ich es – Umgekehrt ist die Operation für das Höhere, Unbekannte, Mystische, Unendliche – dies wird durch diese Verknüpfung logarythmisirt – Es bekommt einen geläufigen Ausdruck. romantische[10] Philosophie. Lingua romana. Wechselerhöhung und Erniedrigung..
[19]
Novalis, Versch. Fragm. (*1798), NS 2, 594, Nr. 316
: Die Zeit[3] ist nicht mehr, wo der Geist[1/14] Gottes[1] verständlich war. Der Sinn der Welt ist verloren gegangen. Wir sind beym Buchstaben[8] stehn geblieben. Wir haben das Erscheinende über der Erscheinung verlohren..
[20]
Novalis, Aftdg II (*1799–1800), 183 f. (184)
: Das Weltall zerfällt in unendliche, immer von größern Welten wieder befaßte Welten. Alle Sinne[4] sind am Ende Ein Sinn[4]. Ein Sinn[4] führt wie Eine Welt allmälich zu allen Welten. Aber alles hat seine Zeit[8], und 〈184〉 seine Weise. Nur die Person des Weltalls vermag das Verhältniß unsrer Welt einzusehn. Es ist schwer zu sagen, ob wir innerhalb der sinnlichen Schranken unsers Körpers wircklich unsre Welt mit neuen[1] Welten, unsre Sinne[4] mit neuen[1] Sinnen[4] ver vermehren können, oder ob jeder Zuwachs unsrer Erkenntniß, jede neu[1] erworbene Fähigkeit nur A zur Ausbildung unsers gegenwärtigen Weltsinns zu rechnen ist. | Vielleicht ist beydes Eins, sagte Heinrich. Ich weiß nur so viel, daß für mich die Poës Fabel ins W Gesamtwerckzeug meiner gegenwärtigen Welt ist. Selbst das Gewissen, dieser S Sinn[2] und Weltenerzeugende Macht, dieser Keim aller Persönlichkeit, erscheint mir, wie der Geist[12] eines des Weltgedichts, wie der Zufall der ewigen romantischen[4/6] Zusammenkunft, des unendlich veränderlichen Gesamtlebens..
[21]
Schiller, Abfall Niederl. (1788), NA 17, 288
: Margaretha besaß Geschicklichkeit und Geist[20], eine gelernte Staatskunst auf einen regelmäßigen Fall mit Feinheit anzuwenden, aber ihr fehlte der schöpferische Sinn[6], für einen neuen[1] und außerordentlichen Fall eine neue[1] Maxime zu erfinden, oder eine alte[1] mit Weisheit zu übertreten. In einem Lande, wo die feinste Staatskunst Redlichkeit war, hatte sie den unglücklichen Einfall, ihre hinterlistige italienische Politik zu üben, und säete dadurch ein verderbliches Mißtrauen in die Gemüther. Die Nachgiebigkeit, die man ihr so freigebig zum Verdienste anrechnet, hatte der herzhafte Widerstand der Nazion[1] ihrer Schwäche und Zaghaftigkeit abgepreßt; nie hat sie sich aus selbstgebohrnem Endschlusse über den Buchstaben[11] der königlichen Befehle erhoben, nie den barbarischen Sinn[2] ihres Auftrags aus eigner schöner[1] Menschlichkeit misverstanden. Selbst die wenigen Bewilligungen, wozu die Noth sie zwang, gab sie mit unsichrer zurückgezogner Hand, als hätte sie gefürchtet, zuviel zu geben, und sie verlor die Frucht ihrer Wohlthaten, weil sie mit filziger Genauigkeit daran stümmelte. Was sie zu wenig war in ihrem ganzen übrigen Leben, war sie zuviel auf dem Throne – eine Frau[1]. Es stand bei ihr, nach Granvella's Vertreibung, die Wohlthäterin des niederländischen Volks[1] zu werden, und sie ist es nicht geworden. Ihr höchstes Gut war das Wohlgefallen ihres Königs, ihr höchstes Unglück seine Misbilligung; bei allen Vorzügen ihres Geistes[22] bleibt sie ein gemeines 〈289〉 Geschöpf, weil ihrem Herzen der Adel[5] fehlte..
[22]
A. W. Schlegel, Geist d. Zeitalt. (1803), Eur. 2, 43 f. (44)
: Wie wird meistens alles ganz subjectiv, von dem Standpunkte europäischer Cultur[5] aus betrachtet? z. B. von der indischen Mythologie, Geschichte[1] und Literatur sind gewiß die wichtigsten Aufschlüsse über die Geschichte[1] 〈44〉 des Menschengeschlechts zu erwarten, wenn man erst recht in ihren Sinn eingedrungen seyn wird; man hat den Anfang damit gemacht, diese ehrwürdigen Urkunden zugänglich zu machen, allein noch warten sie auf ihre Enträthselung. ➢ Volltext.
[23]
F. Schlegel, Gespr. Poes. (1800), 58
: Die Vernunft ist nur eine und in allen dieselbe: wie aber jeder Mensch seine eigne Natur hat und seine eigne Liebe, so trägt auch jeder seine eigne Poesie in sich. Die muß ihm bleiben und soll ihm bleiben, so gewiß er der ist, der er ist, so gewiß nur irgend etwas Ursprüngliches in ihm war; und keine Kritik kann und darf ihm sein eigenstes Wesen, seine innerste Kraft rauben, um ihn zu einem allgemeinen Bilde ohne Geist und ohne Sinn
zu läutern und zu reinigen, wie die Thoren sich bemühen, die nicht wissen was sie wollen. Aber lehren soll ihn die hohe Wissenschaft ächter Kritik, wie er sich selbst bilden muß in sich selbst, und vor allem soll sie ihn lehren, auch jede andre selbständige Gestalt der Poesie in ihrer classischen Kraft und Fülle zu fassen, daß die Blüthe und der Kern fremder Geister Nahrung und Saame werde für seine eigne Fantasie[1]. .
[24]
F. Schlegel, Gespr. Poes. (1800), 79
: Der Versuch, das Romanzo durch einen würdigen Gegenstand und durch classische[3/5] Sprache[4] zur antiken[3] Würde der Epopöe zu erheben, das man sich als ein großes Kunstwerk[2] aller Kunstwerke[2] für die Nation[1], und nach seinem allegorischen Sinn noch besonders für die Gelehrten dachte, blieb, so oft er auch wiederhohlt wurde, nur ein Versuch, der den rechten Punkt nicht treffen konnte. ➢ Volltext.
[25]
F. Schlegel, Gespr. Poes. (1800), 107
: Ich kann die didaktische Poesie[11] nicht für eine eigentliche Gattung gelten lassen, ebensowenig wie die romantische[1]. Jedes Gedicht soll eigentlich romantisch[1/11] und jedes soll didaktisch seyn in jenem weitern Sinne[1] des Wortes[1], wo es die Tendenz nach einem tiefen unendlichen Sinn[2] bezeichnet. ➢ Volltext.
[26]
Schleiermacher, Religion (1799), 129
: In der Religion[1] wird das Universum angeschaut, es wird gesezt als ursprünglich handelnd auf den Menschen. Hängt nun Eure Fantasie[2] an dem Bewußtsein Eurer Freiheit[10] so daß sie es nicht überwinden kann dasjenige was sie als ursprünglich wirkend denken soll anders als in der Form eines freien[10] Wesens zu denken; wohl, so wird sie den Geist[12] des Universums personifiziren und Ihr werdet einen Gott[1] haben; hängt sie am Verstande[1], so daß es Euch immer klar vor Augen steht, Freiheit[10] habe nur Sinn im Einzelnen und fürs Einzelne; wohl, so werdet Ihr eine Welt haben und keinen Gott[1]. ➢ Volltext.
[27]
R. Schumann, Symph. Berlioz (1835), 47
: Freilich darf man seine [sc. H. Berlioz'] Melodieen nicht mit dem Ohre[3] allein hören; sie werden unverstanden an denen vorübergehen, die sie nicht recht von innen heraus nachzusingen wissen, d. h. nicht mit halber Stimme[3] sondern mit voller Brust – und dann werden sie einen Sinn annehmen, dessen Bedeutung sich immer tiefer zu gründen scheint, je öfter man sie wiederholt..
[28]
L. Tieck, Vorr. Minnelied. (1803), XV f.
: Der Reim wird aber nicht bloß auf eine so beschränkte Weise gebraucht, wie es diese Nationen[1] [sc. Italiäner und Spanier] nachher fast zum Gesetz in der Poesie[3] gemacht haben. Ausserdem, daß er die einzelnen Verse beschließt und mit einander verknüpft, ist ihm noch ein ganz verschiedener Sinn
beigelegt, welcher den künstlichen Formen ein unendliches Feld eröffnet. Andre Reime werden nehmlich 〈XVI〉 noch oft in die Mitte gestellt, oder zu Anfang, oder gegen das Ende gehäuft, wodurch ein Gedicht in seinem Hauptverhältnisse und seiner Melodie noch viele andere Nebentöne bekommen kann, die im Liede zart und flüchtig, wie in einem leichten Elemente spielen, sich ganz darinne verliehren, und immer wieder von neuem hervortreten. Einem ungeübten Ohre dürfte das schönste dieser Art nur als kindische Spielerei erscheinen, wo der feinere Sinn die zartesten Laute der Sehnsucht vernimmt, die sich in Thränen und Schluchzen auflöst, anderswo wie ein klagendes Echo aus dem Gemüthe, oder das Rieseln eines muntern Baches, dessen Wellen freudig zusammenklingen. .
[29]
Uhland, Romant. (
H1807), 142
: Auch die Natur[[[[BedeutungsVerweis ID='130' Anzeige='2' Formatierung='1']]]] hat ihre Romantik[[[[BedeutungsVerweis ID='651' Anzeige='7' Formatierung='1']]]]. Blumen, Regenbogen, Morgen- und Abendroth, Wolkenbilder, Mondnacht, Gebirge, Ströme, Klüfte u. s. w. lassen uns theils in lieblichen Bildern einen zarten, geheimen Sinn ahnen[[[[BedeutungsVerweis ID='726' Anzeige='3' Formatierung='1']]]], theils erfüllen sie uns mit wunderbarem Schauer. | Manche Naturerscheinungen, Orkan, Gewitter stürmen zu rauh herein, sprechen ihren Sinn zu laut aus, übertäuben zu sehr die Ahnung durch Schrecken um noch romantisch[[[[BedeutungsVerweis ID='276' Anzeige='8' Formatierung='1']]]] zu seyn. Doch können sie es werden, wenn sie mehr untergeordnet, etwa in einer Handlung als Vorbedeutung, eintreten. | Eine Gegend ist romantisch[[[[BedeutungsVerweis ID='276' Anzeige='8' Formatierung='1']]]] wo Geister[[[[BedeutungsVerweis ID='367' Anzeige='1' Formatierung='1']]]] wandeln; mögen sie uns an vergangene Zeiten[[[[BedeutungsVerweis ID='231' Anzeige='3' Formatierung='1']]]] mahnen oder sonst in geheimer Geschäftigkeit sich um uns her bewegen. Wir stehen noch ausser dem Reigen der Luftigen Elfen, die, nach der nordischen Sage, nur der sieht, der innerhalb ihres Kreises steht; aber wir fühlen ihre wehende Bewegung, wir hören ihre flüsternden Stimmen[[[[BedeutungsVerweis ID='256' Anzeige='3' Formatierung='1']]]]..