[1]
F. Schlegel, Ath.-Fragm. (1798), 62, Nr. 231
: Der Katholizismus ist das naive[1] Christenthum; der Protestantismus ist sentimentaler, und hat außer seinem polemischen revoluzionären Verdienst auch noch das positive, durch die Vergötterung der Schrift die einer universellen und progreßiven[6] Religion auch wesentliche Philologie veranlaßt zu haben. ➢ Volltext; vgl. [9]
[2]
Hegel [Hotho], Aesth. I (1835), 204
: Selbst in der italienischen ernst religiösen Musik durchdringt diese Lust und Verklärung des Schmerzes den Ausdruck der Klage. Dieser Ausdruck ist im Romantischen[12] überhaupt das Lächeln durch Thränen. Die Thräne gehört dem Schmerz, das Lächeln der Heiterkeit[3], und so bezeichnet das Lächeln im Weinen dieß Beruhigtseyn in sich bei Qual und Leiden. Allerdings darf das Lächeln dann keine bloß sentimentale Rührung, keine Eitelkeit des Subjekts und Schönthuerei mit sich über Miserabilitäten seyn und über seine kleinen subjektiven Empfindungen dabei, sondern muß als die Fassung und Freiheit[10] des Schönen[1] allem Schmerze zum Trotz erscheinen, wie von der Ximene in den Romanzen vom Cid gesagt wird: wie war sie in Thränen schön[1]. Die Haltungslosigkeit des Menschen dagegen ist entweder häßlich[1] und widrig oder lächerlich. ➢ Volltext.
[3]
Schelling, Philos. d. Kunst (
!1803–04), SW I, 5, 470
: Im Kunstwerk[2] selbst als Objektivem verhalten sich Erhabenheit und Schönheit[1] wie im Subjektiven Poesie[1] und Kunst[4]. Aber auch in der Poesie[1] für sich, sowie der Kunst[4] für sich, ist wieder derselbe Gegensatz möglich, dort als naiv[1] und sentimental, hier als Styl und Manier. ➢ Volltext.
[4]
Schelling, Philos. d. Kunst (
!1803–04), SW I, 5, 477
: Das Manierirte zeigt sich [...] in dem Verhältniß, das den Figuren zu einander gegeben wird, vorzüglich in dem Eigensinn der Stellungen, aber selbst in der ersten Invention und der unbiegsamen Gewohnheit, alle Sujets von einer gewissen Seite, z. B. der empfindsamen, der geistreichen, oder gar witzigen aufzufassen. Das bloß Geistreiche, ebenso wie der Witz[1], gehört einzig zur sentimentalen Richtung, da die Kunst[10] im großen Styl, selbst bei Aristophanes, eigentlich nie witzig, sondern immer nur groß ist. ➢ Volltext.
[5]
Schiller, Naiv. u. sent. Dicht. III (1796), 102 f. (103)
: Da es also weder dem arbeitenden Theile der Menschen überlassen werden darf, den Begriff[1] der Erholung nach seinem Bedürfniß, noch dem contemplativen Theile, den Begriff[1] der Veredlung nach seinen Speculationen zu bestimmen, wenn jener Begriff[1] nicht zu physisch und der Poesie[1] zu unwürdig, dieser nicht zu hyperphysisch und der Poesie[1] zu überschwenglich ausfallen soll – diese beyden Begriffe[1] aber, wie die Erfahrung lehrt, das allgemeine Urtheil über Poesie[1] und poetische[4] Werke regieren, so müssen wir uns, um sie auslegen zu lassen, nach einer Klasse[2] von Menschen umsehen, welche ohne zu arbeiten thätig ist, und idealisiren kann, ohne zu schwärmen; welche alle Realitäten des Lebens mit den wenigstmöglichen Schranken desselben in sich vereiniget, und vom Strome der Begebenheiten getragen wird, ohne der Raub desselben zu werden. Nur eine solche Klasse[2] kann das schöne[1] Ganze menschlicher Natur[1], welches durch jede Arbeit augenblicklich, und durch ein arbeitendes Leben anhaltend zerstört wird, aufbewahren, und in allem, was rein menschlich ist, durch ihre Gefühle dem allgemeinen Urtheil Gesetze geben. Ob eine solche Klasse[2] wirklich existiere, oder vielmehr ob diejenige, welche unter ähnlichen äußern Verhältnissen wirklich existiert, diesem Begriffe[1] 〈103〉 auch im innern entspreche, ist eine andre Frage, mit der ich hier nichts zu schaffen habe. Entspricht sie demselben nicht, so hat sie bloß sich selbst anzuklagen, da die entgegengesetzte arbeitende Klasse[2] wenigstens die Genugthuung hat, sich als ein Opfer ihres Berufs zu betrachten. In einer solchen Volksklasse (die ich aber hier bloß als Idee aufstelle, und keineswegs als ein Faktum bezeichnet haben will) würde sich der naive[1] Charakter[1] mit dem sentimentalischen also vereinigen, daß jeder den andern vor seinem Extreme bewahrte, und indem der erste das Gemüth vor Ueberspannung schützte, der andere es vor Erschlaffung sicher stellte. Denn endlich müssen wir es doch gestehen, daß weder der naive[1] noch der sentimentalische Charakter[1], für sich allein betrachtet, das Ideal schöner[1] Menschlichkeit ganz erschöpfen, das nur aus der innigen Verbindung beyder hervorgehen kann..
[6]
A. W. Schlegel, Vorles. philos. Kunstlehr. (
!1798–99), KAV 1, 82
: Das Wesen der Chansons ist die sentimentale Reflexion über das unendliche Streben und die Widersprüche in der romantischen[12/7/4/11] Liebe. Die Canzone kann man kurz als die über sich selbst reflektierende Ode charakterisieren. Ihre eigenen Weisen sind ihre langen Strophen, weibliche Schlüsse der Verse und vielfach verschlungene Reime. (Das Romantische[12/4/11] überhaupt besteht im Kontraste.) Sie hat daher den Charakter[1] eines musikalischen[3] Selbstgespräches und liebt wunderbare Visionen und Allegorien..
[7]
F. Schlegel, Fragm. Litt. u. Poes. (*1797), KFSA 16, 85, Nr. 2
: Nur durch absolute Progressivität (Streben nach dem Unendlichen) wird das Sentimentale[1] sentimental[5] und aesthetisch interessant[1]. Sonst ist es bloß psychologisch d. h. physisch interessant[1] oder moralisch als Theil einer würdigen Individualität..
[8]
F. Schlegel, Fragm. Litt. u. Poes. (*1797), KFSA 16, 102, Nr. 208
: Die class.[ische] π [Poesie], die Naturπ[poesie], die sentim.[entale]
π [Poesie] [...] annihiliren s.[ich] selbst. Die progressive vereinigt alle, vernichtet s.[ich] selbst immer, setzt s.[ich] aber auch immer wieder..
[9]
F. Schlegel, Philos. Lehrj. II (*1797), KFSA 18, 82, Nr. 631
: Der Katholizismus ist naives[1] χρ [Christentum]. Der Protest[antismus] sentimentales. Das progreßive[6] fängt erst an. ➢ vgl. [1].