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[1] Brockhaus, Conv.-Lex. III (1809), 320: Die Fabel hat viel von ihm [sc. Orpheus] gedichtet. Wahrscheinlich auf Veranlassung seiner großen Talente zur Poesie[3] und Musik macht sie ihn zum Sohn des Apollo und der Kalliope: sie erzählt von ihm, daß er durch seine Leier Löwen und Tieger bezähmt, Felsen und Steine zum Tanzen gebracht habe – wahrscheinlich eine Anspielung auf die Cultur von rohen Menschen, die ihm durch die Künste[2] gelang.

[2] Brockhaus, Bild.-Conv.-Lex. I (1837), 487: Cultur[3/1] wird nach dem Lateinischen im Allgemeinen das Bestreben genannt, die einer Sache inwohnenden Kräfte zweckmäßig zu entwickeln, und man spricht in diesem Sinne sowol von der Cultur[1] des Bodens, worunter dessen zweckmäßiger Anbau verstanden wird, als von der geistigen und körperlichen Cultur[3] oder Ausbildung des Menschen[1]. Beide können nicht voneinander getrennt werden, wenn der Mensch[1] eine allseitige und übereinstimmende Bildung[2] erhalten soll, und es ist daher eine Hauptaufgabe aller Erziehungs- oder Bildungsanstalten, die ebenmäßige Bildung[2] der Jugend nie aus dem Gesicht zu verlieren und sie zugleich in den Stand zu setzen, nach erlangter Selbständigkeit ebenso für ihre Fortbildung sorgen zu können. Daß der Mensch[1] dies selbst vermag, stellt ihn so hoch über das Thier[1], allein ebendarum ist es auch seine Pflicht, in dem Bestreben, sich auszubilden oder zu cultiviren, nie still zu stehen.

[3] Fichte, Urth. d. Publ. (1793), 73: Cultur heißt Uebung aller Kräfte auf den Zweck der völligen Freiheit[10], der völligen Unab⟨74⟩hängigkeit von allem, was nicht Wir selbst, unser reines Selbst ist. [...] Wird uns durch und in der Form unsers reinen Selbst [...] durch das Sittengesez in uns, unser wahrer lezter Endzweck aufgestellt, so ist alles in uns, was nicht zu dieser reinen Form gehört, oder alles, was uns zu sinnlichen Wesen macht, nicht selbst Zweck, sondern bloß Mittel für unsern höhern geistigen Zweck. Es soll uns nemlich nie bestimmen, sondern soll durch das Höhere in uns, durch die Vernunft[1], immer bestimmt werden. Es soll nie thätig sein, als auf das Geheiß der Vernunft[1]; und nie auf andere Art thätig seyn, als nach der Norm, die jene ihm vorschreibt.

[4] Goethe, Dicht. u. Wahrh. II (1812), WA I, 27, 225: Wir haben von dem gütigen Schöpfer eine Menge Seelenkräfte, welchen man ihre gehörige Cultur und zwar in den ersten Jahren gleich zu geben nicht verabsäumen muß, und die man doch weder mit Logik, noch Metaphysik, Latein oder Griechischem cultiviren kann [...].

[5] Herder, Bef. d. Hum. VI (1795), 178: [D]ie Erziehung eines jeden Volks[1] fängt elementarisch mit dem Essen an. Wo dieses noch nicht mit Ordnung, Reinlichkeit und Geschmack geschiehet, da ist die Cultur noch nicht beim Anfange. Dieser Tafelgenuß, der in einer Handelstadt, wo man auf innere Güte achtet, zuerst den guten Grad der Vollkommenheit erreicht, hilft bilden.

[6] Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. I (1834), 260: Arabien. (Geschichte.) Wie dieses Wunderland von gefahrdrohenden Korallenküsten, einem fast unzugänglichen Meere, ungeheuern Sandwüsten und Felsenbergen rings eingeschlossen ist, und ein noch bis jetzt wenig erforschtes Ganzes bildet, so ist auch seine Geschichte nicht eher zugänglich, als bis die Kinder dieses seltsamen Landes, von einem Geiste[14] beseelt und von seiner Feuertaufe zur welthistorischen Wichtigkeit geweiht, hervorbrechen, sich in Asien, Afrika und Europa, der ganzen damals bekannten Welt, als Sieger ausbreiten, und einen nie mehr zu verwischenden Einfluß auf die fortschreitende Kultur des Abendlandes[2] ausüben.

[7] A. v. Humboldt, Gasarten (1799), 201: Möchte ich doch durch diese geringfügigen Betrachtungen die Aufmerksamkeit arbeitender Physiker auf die Cultur eines so unterhaltenden, für Wohlstand und Leben einer der nützlichsten, arbeitsamsten Menschenklassen, so unendlich wichtigen Feldes heften können [...].

[8] Kant, Crit. d. Urtheilskr. (21793), 391: Die Hervorbringung der Tauglichkeit eines vernünftigen Wesens zu beliebigen Zwecken überhaupt (folglich in seiner Freyheit[5/10]) ist die Cultur. Also kann nur die Cultur der letzte Zweck seyn, den man der Natur[2] in Ansehung der Menschengattung beyzulegen Ursache hat (nicht seine eigene Glückseligkeit auf Erden, oder wohl gar bloß das vornehmste Werkzeug zu seyn, ⟨392⟩ Ordnung und Einhelligkeit in der vernunftlosen Natur[2] ausser ihm zu stiften).

[9] Kant, Crit. d. Urtheilskr. (21793), 438: Dieser [...] Beweis [...] hat vor der frühesten Aufkeimung des menschlichen Vernunftvermögens schon in demselben gelegen, und wird mit der fortgehenden Cultur desselben nur immer mehr entwickelt.

[10] Schiller, Universalgesch. (1789), NA 17, 364: Die Entdeckungen, welche unsre europäischen Seefahrer in fernen Meeren und auf entlegenen Küsten gemacht haben, geben uns ein eben so lehrreiches als unterhaltendes Schauspiel. Sie zeigen uns Völkerschaften, die auf den mannichfaltigsten[1] Stuffen der Bildung[5] um uns herum gelagert sind, wie Kinder verschiednen Alters um einen Erwachsenen herum stehen, und durch ihr Beyspiel ihm in Erinnerung bringen, was er selbst vormals gewesen, und wovon er ausgegangen ist. Eine weise Hand scheint uns diese rohen Völkerstämme bis auf den Zeitpunkt aufgespart zu haben, wo wir in unsrer eignen Kultur weit genug würden fortgeschritten seyn, um von dieser Entdeckung eine nützliche Anwendung auf uns selbst zu machen, und den verlohrnen Anfang unsers Geschlechts aus diesem Spiegel wieder herzustellen. Wie beschämend und traurig aber ist das Bild, das uns diese Völker[1] von unserer Kindheit geben!

[11] Schiller, Naiv. u. sent. Dicht. I (1795), 414: Wir waren Natur[10], [...] und unsere Kultur[3/4] soll uns, auf dem Wege der Vernunft[1] und der Freyheit[10], zur Natur[19] zurückführen.

[12] Schiller, Naiv. u. sent. Dicht. I (1795), 427: Mit schmerzlichem Verlangen sehnen wir uns dahin [sc. zur Natur19] zurück, sobald wir angefangen, die Drangsale der Kultur[4/3] zu erfahren und hören im fernen Auslande der Kunst[14] der Mutter rührende Stimme. Solange wir bloße Natur[2]kinder waren, waren wir glücklich und vollkommen; wir sind frey geworden, und haben beydes verloren. Daraus entspringt eine doppelte und sehr ungleiche Sehnsucht nach der Natur[19]; eine Sehnsucht nach ihrer Glückseligkeit, eine Sehnsucht ⟨428⟩ nach ihrer Vollkommenheit.

[13] Schiller, Ästh. Erzieh. (1795), NA 20, 385: Es gehört also zu den wichtigsten Aufgaben der Kultur, den Menschen auch schon in seinem bloß physischen Leben der Form zu unterwerfen, und ihn, so weit das Reich der Schönheit nur immer reichen kann, ästhetisch zu machen, weil nur aus dem ästhetischen, nicht aber aus dem physischen Zustande der moralische sich entwickeln kann.

[14] Schiller, an Sophie Mereau (4 (?). 7. 1797), NA 29, 96: Sie haben mich mit den ersten Briefen[3] Ihres Romans gestern und heute recht angenehm überrascht, ich finde darinn einen so schnellen und großen Fortschritt, den Ihr Darstellungstalent zu einer höhern Vollkommenheit gethan hat, daß ich Ihnen recht von Herzen dazu Glück wünsche. Diese Briefe[3] sind mit einer sehr angenehmen Leichtigkeit und schönen Simplicität geschrieben, es ist sichtbar, wie sehr Sie Ihres Stoffes mächtig geworden und wie Sie Sich durch eine glückliche Cultur vor manchen Fehlern, mit denen das noch nicht ausgebildete Talent gewöhnlich anfängt und oft lange genug zu kämpfen hat, zu befreyen gewußt haben. Ich kann Ihnen also nichts wünschen meine vortrefliche Freundin, als auf diesem Wege fortzufahren, in den Sie jetzt so glücklich eingetreten sind.

[15] Schiller, Über d. Erhab. (*?1794–96; 1801), NA 21, 39: Die Kultur soll den Menschen in Freyheit[10] setzen und ihm dazu behülflich seyn, seinen ganzen Begriff[1] zu erfüllen. Sie soll ihn also fähig machen, seinen Willen zu behaupten, denn der Mensch ist das Wesen, welches will.

[16] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. I (
!
1801–02), KAV 1, 404: Die Ableitung der Wörter wird durch den Verlauf der Zeit unkenntlich, indem sie selbst sich nach der Bequemlichkeit der Sprechenden ⟨404⟩ [richtet], jene Symbolik, jener allgemeine Schematismus der Fantasie[2], muß den strengeren aber todten Bestimmungen des Verstandes weichen: und so wird im Fortgange der Cultur die Sprache[1] aus einer Einheit lebendiger Bezeichnung in eine Sammlung willkührlicher conventioneller Zeichen verwandelt erscheinen.

[17] A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (!1803–04), KAV 3, 56: Die Cultur der Philologie scheint [...] auf der Überzeugung von dem unschätzbaren Werthe der Originalwerke, welche sie kritisch[4] und hermeneutisch behandelt, zu beruhen, und dieß ist die eigentliche Triebfeder der Begeisterung[3] für philologische Forschung. Denn da ihre Bemühungen mit keinem materiellen Interesse zusammenhängen, (wie zB. die Naturbeobachtung) da sie weder wie Historie und praktische Philosophie den praktischen Menschen[7] in Anspruch nehmen, noch wie die speculative den eigentlichen Wissenstrieb, da sie nicht ohne die anhaltendste Aufmerksamkeit auf scheinbare Kleinigkeiten, auf die Unterabtheilungen der Grammatik, auf Lesearten, Buchstaben[1] und Striche, gelingen können: so muß darin ein Gegengewicht gegeben seyn, daß sie in Bezug auf das höchste, was der menschliche Geist[11] leisten kann, aufgewandt werden.

[18] Wieland, Aristipp. I (1800–01), SW 22, 394: Um diese Allegorie nicht zu lange zu verfolgen, bemerke ich nur, daß das Daseyn der Vernunft und ihr Einfluß auf unsre sinnliche oder thierische Natur[1] sich, wie bei den Kindern schon in der frühen Dämmerung des Lebens, so bei allen, selbst den rohesten Völkern[1] schon in den ersten Anfängen der Cultur vornehmlich darin beweist, daß sie (wofern nicht besondere klimatische oder andere zufällige Ursachen im Wege stehen) sich selbst und ihren Zustand immer zu verschönern und zu verbessern suchen.

[19] Adelung, Gesch. Cultur (1782), 304 f. (305).

[20] Adelung, Gramm.-krit. Wb. IV (21801), 1542.

[21] Brockhaus, Conv.-Lex. I (1809), 309.

[22] Brockhaus, Conv.-Lex. VI (1809), 173.

[23] Ehrmann, Amalie (1788), 86 f. (87).

[24] Fichte, Urth. d. Publ. (1793), 80.

[25] Fichte, Best. d. Gelehrt. (1794), SW 6, 325.

[26] Fischer, Honigm. I (1802), 35.

[27] G. Forster, Ansichten I (1791), W 2, 451 f. (452).

[28] Herder, Krit. Wäld. III (1769), 397.

[29] Herder, Philos. Gesch. Bild. (1774), 91.

[30] Herder, Gesch. d. Menschh. I (1784), 40.

[31] Herder, Gesch. d. Menschh. I (1784), 313 f. (314).

[32] Herder, Gesch. d. Menschh. III (1787), 62 f. (63).

[33] Herder, Gesch. d. Menschh. IV (1791), 225 f. (226).

[34] Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. I (1834), 43.

[35] A. v. Humboldt, Einl. Königr. Neuspanien (1809), VI.

[36] A. v. Humboldt, Einl. Königr. Neuspanien (1809), CLVIII.

[37] A. v. Humboldt, Königr. Neuspanien (1809), 12 f. (13).

[38] Kant, Crit. rein. Vern. (
2
1787), XXX f..

[39] Kant, Crit. rein. Vern. (21787), 697.

[40] Kant, Crit. d. Urtheilskr. (21793), 203.

[41] Kant, Crit. d. Urtheilskr. (21793), 214.

[42] Kant, Crit. d. Urtheilskr. (21793), 220.

[43] Kant, Gemeinspruch (1793), 279.

[44] Kant, Metaph. d. Sitt. II (1797), 23 f. (24).

[45] Kant, Metaph. d. Sitt. II (1797), 110.

[46] H. Sander, Beschr. Reis. I (1783), 86.

[47] Schiller, an Friedrich Christian von Augustenburg (*11. 11. 1793), NA 26, 301.

[48] Schiller, Inh. Aest. (
!
1792–93; 1806), NA 21, 87.

[49] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. I (!1801–02), KAV 1, 419.

[50] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (!1803–04), KAV 2.1, 9.

[51] A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (!1803–04), KAV 3, 336.

[52] Chr. F. D. Schubart [L. Schubart], Id. Tonk. (*1784–85; 1806), 370.

[53] Sulzer, Allg. Theor. I (1771), 208.

[54] Sulzer, Allg. Theor. I (1771), 287.

[55] Thümmel, Mittägl. Prov. VIII (1803), W 4, 55.

[56] Waagen, Kunstw. Erzgeb. (*1839; 1843), 4.














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