[1]
B. v. Arnim, Briefw. Kind III (1835), 149
: So war er, der schöne[1], blinde Herzog, so ist er noch jetzt in dem Zauberspiegel der Erinnerung, der alle Bilder meiner Kindheit gefesselt hält [...]; so war seine Gestalt oft niedergebeugt im Schmerz um die erblindete Jugend, dann stolz erstreckt, sich aufrichtend, heiter verächtlich ironisch[3] lächelnd, wenn er die tief versunknen Augensterne gegen das Licht wendete.
[2]
B. v. Arnim, Günder. II (1840), 42
: Die Großmama war mir sehr freundlich, [...] sie [...] erzählte im schwäbischen Dialekt[1], was sie nur in heiterer Weichherzigkeit tut und einem Ehrfurcht mit ihrer Liebenswürdigkeit einflößt [...].
[3]
S. Bernhardi, Wunderb. u. Träum. (1802), 210
: Die Hoffnung auf einen nahen Gewinn machte, daß er sich über sein erlittenes Unglück zufrieden gab, und mit seinem Diener ziemlich heiter die Reise antrat. ➢ Volltext
[4]
Brentano, Friedenspuppe (1815), 1
: Die Sache des Vaterlandes war gethan, und seiner Verpflichtungen entlassen, kehrte er nach seinem Gute zurück, und fand Weib und Kind, Freunde, Nachbarn und Unterthanen, liebender, treuer, bewährter und heiterer, als er sie verlassen. ➢ Volltext
[5]
Eichendorff, Dicht. u. Ges. (1834), 5 f. (6)
: Fortunat [...] überschaute am Fenster 〈6〉 den heitern Markt [...].
[6]
Hegel [Hotho], Aesth. I (1835), 8
: Ferner ist es gerade die Freiheit[5/13] der Produktion und der Gestaltungen, welche wir in der Kunstschönheit genießen, wir entfliehen, so scheint es, bei ihrer Hervorbringung und bei Anschauung derselben der Fessel der Regel und des Geregelten; vor der Strenge des Gesetzmäßigen und der finstern Innerlichkeit des Gedankens suchen wir Beruhigung und Belebung in den Gestalten der Kunst[2], gegen das Schattenreich der Idee, heitere, kräftige Wirklichkeit. ➢ Volltext
[7]
Mereau, Ged. (1800), 135
: Heiter, froh und sorgenlos | tanz' ich durch das Leben, | ruhe sanft auf weichem Moos | unter grünen Reben, | kränze meine heit're Stirn | mit dem Laubgewinde, | schwärme leicht, wie Vögelflug, | um die grüne Linde.
[8]
Novalis, Tageb. (*1797), NS 4, 39
: Abends waren wir recht heiter – Günther belustigte uns [...].
[9]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (
!1803–04), KAV 2.1, 114
: Eine sehr heitre, lebendige und reiche Dichtung ist die vom Kaiser Octavian, seiner Gemahlin und seinen Söhnen. [...] Es scheint dabey hauptsächlich angesehen auf einen sehr ergötzenden Contrast zwischen dem Ritterthum und der Pfahlbürgerey, welche durch den Florens und seinen adoptirten Vater Clemens repräsentirt werden. Das väterliche Ansehen macht dieß Verhältniß noch unendlich komischer, über die Vorurtheile von der Macht der Erziehung wird recht genialisch gespottet, indem sich die Gewalt des Blutes gegen alles Luft schafft. Es herrscht ein unbeschreiblich guter Humor[2] durch das Ganze, recht das Liebenswürdige der französischen Munterkeit [...] 〈115〉 [...].
[10]
L. Tieck, Sternbald II (1798), 80
: Ich bin recht vergnügt, sagte Florestan, der heutige Tag ist einer meiner heitersten; denn ich kenne nichts Schöneres[1], als so recht viel und mancherlei durch einander zu empfinden, und deutlich zu fühlen, wie durch Kopf und Herz gleichsam goldene Sterne ziehn, und den schweren Menschen wie mit einer lieben wohlthätigen Flamme durchschimmern. Wir sollten täglich recht viele Stimmungen und frische Anklänge zu erleben suchen, statt uns aus Trägheit in uns selbst und die alltägliche Gewöhnlichkeit zu verlieren.
[11]
L. Tieck, Phant. ü. d. Kunst (1799), 89
: Soll es unerlaubt seyn, die gewöhnlichen Ergötzungen, die heitern Stunden des frischen, sinnlichen Genusses, die zierlichen, leichten Gestalten aufzufassen und verschönert darzustellen?
[12]
Wackenroder, an L. Tieck (11.–16. 1. 1793), VL 2, 116
: Eben komm' ich vom Hofjäger zurück, wo ich mit Bernhardi den ganzen Nachmittag im Saal gesessen habe, um, beym Kaffee, ich meinen herrl[ichen] Brief[1] von Dir, Er den seinigen u[nd] einen Theil des kleinen Trauerspiels, zu studieren. Er hat mir eben aufgetragen, Dir zu danken, daß Du ihm heut einen so sehr angenehmen Nachmittag gemacht hast. Auf dem Rückwege war er sehr heiter u[nd] laut, und hat mir lauter Stellen aus Axur vorgesungen, die sich ihm unauslösl[ich] eingeprägt haben, u[nd] die ihn außerordentl[ich] entzücken.
[13]
Wackenroder, Phant. ü. d. Kunst (1799), 175
: Ich ging auf dem Platze vor dem Saale, wo es am vollsten war, auf und nieder, und mein Herz ward hier von den fröhlichsten und heitersten Empfindungen besucht.
[14]
Arndt, Erinn. (1840), 200
: Mein einziger rechter Freudenbringer war [...] der Graf Geßler, ein alter Jugendfreund Steins, welcher über ihn eine große Gewalt hatte und ihn, selbst wenn sie sich anfangs kabbelten, doch zuletzt meistens in heitre Laune setzte; denn dieser edle Mann hatte über ein sehr stürmisches Herz und einen kränklichen Leib, der ihn schrecklich mit Gicht plagte, eine großartige Herrschaft gewonnen. Er verstand die schwerste aller Künste, nach außen hin heiter zu spielen, wenn auch in ihm Gewitterwolken spielten. Das war aber das Anmutigste, 〈201〉 daß seine Art Witz[1] dem Steinschen auf eigentümliche Weise zum Wetzstein diente und Funken aus ihm hervorlockte..
[15]
Arndt, Erinn. (1840), 311
: Der Charakter[1] [sc. der Kölner] hat im ganzen das Niederdeutsche, Ruhigkeit und satirisch-ironische[3] Selbstbespiegelung, und in dieser Spiegelung ein gar heiterer und lustiger Widerschein der Personen und Sachen, jedoch viel lebendiger als bei dem westlicheren Holländer; eine große Gutmütigkeit bei tüchtiger Derbheit und Gradheit [...]: alles dies mit einem eigentümlichen Witz[1] und Humor[3] übergossen, den man nicht beschreiben kann, sondern der schlechtweg der kölnische heißen muß..
[16]
B. v. Arnim, Briefw. Kind II (1835), 43
: Der Hund, der keinen Witz[3] hat, nur Instinkt, und heiter in jedem Geschick das rechte tut. – Ach hätte der Mensch nur so viel Witz[1], den eignen Instinkt nicht zu verläugnen..
[17]
B. v. Arnim, Frühlingskr. (*1800–04; 1844), 44
: Weil Du nun einmal mein guter Engel bist so mußt Du auch Dein Amt mit Treue verwalten, mein guter Engel muß immer heiter sein und meiner mit Hoffnung und Segen gedenken und auch mich strafen mit Worten[2] und mich anmahnen in Deinen Briefen[1] daß ich mein 〈45〉 Ziel nicht aus den Augen lasse, Du mußt mit Deiner Lebensfreude die meine anfachen, Du mußt meinem Enthusiasmus die Flügel lösen, mit Deinem Ernst mit Deiner Güte und Wahrheit.
.
[18]
B. v. Arnim, Frühlingskr. (*1800–04; 1844), 276
: [D]ann fühlte ich daß nichts mich so beglücken kann als die spielende Heiterkeit[4] in Dir, die doch aus innigster warmer Lebensquelle strömt, lieb Kind! – Tanz ist doch edel! – ja gewiß mit die reinste, die erhabenste der Künste[2]! – Denn jede Kunst[2] hat im Geist[20] ihre Apotheose, und Deine heitere Lebensansicht, Deine Gefühle sind tanzende Wendungen nach der lieblichsten Melodie. – Diesmal im Brief[1] spielen Deine Gefühle auf der Schalmei und begleitet der Witz[1] mit dem Triangel dazu. .
[19]
A. F. Bernhardi, Sprachlehre II (1803), 396 f.
: Die Verknüpfung zweier Sprachsphären, welche gleichtönen, wobei aber eine bestimmte Betrachtung der Bedeutung beider vorkommt, heißt ein Wortspiel, und dieses ist die Fundamentalfigur aller übrigen musikalisch[3]-poetischen[4] Sprachfiguren. Das Wortspiel ist der Witz[4] der Sprache[1], und an seiner Vortrefflichkeit kann nur der zweifeln, der überhaupt damit unbekannt ist, was der Witz[4] sei und bedeute, und vielleicht den ärmlichen Begriff[1] mit sich herumträgt: daß er nur ein Zeitvertreib, und die untergeordnete, unbedeutendere, heitere Wahrheit sei. Allein weit entfernt diese geringe Gattung des Witzes[4] für sein Wesen zu halten; muß man vielmehr die Sache gradezu umkehren, und das Wesen der Wahrheit darin setzen, daß sie Witz[4] sey. Denn alle Wissenschaft ist Witz[4] des Verstandes, alle Kunst[2], Witz[4] der Phantasie[1], und jeder einzelne witzige Einfall wird nur dadurch zu einem solchen, daß er an den 〈397〉 Witz[4] der Wahrheit überhaupt erinnert. Damit man aber diese Stelle über den Witz[4], nicht etwa für witzelnd, sondern weil sie Wahrheit enthält, auch für witzig halte: so überlege man folgendes. Die Wissenschaft auf ihrem höchsten Standpunkte lehrt eine absolute Einheit eine unbedingte Identität alles mit allem. An diese ewige Consonanz des Weltalls, an diese heterogene Homogeneität, erinnert jede ernste und heitere, jede erhabene und burleske Stimmung, der Witz[4] ist der Blitz, welcher eine einzelne Stelle in dem großen Ganzen erleuchtet, und diese Identität im Einzelnen heraustreten läßt, und daher ist ein jeder Witz[4], indem er an das Höchste erinnert, erhaben. Je kleiner freilich die erleuchtete Stelle ist, je flüchtiger und vorübergehender der Eindruck, und der gesellige Witz[4] ist mehrentheils nur ein Wetterleuchten, welches das Dasein einer Region anzeigt, in welcher ein Blitz möglich wäre. Der ächte und große Witz[4] wohnt in der Wissenschaft, in der Kunst[2] und dem Leben; und da nun die Sprache[1] das Organ[1] von allen diesem ist: so sieht man leicht ein, daß durch das Wortspiel, wie es zum Beispiel Shakespear gebraucht, oder Aristophanes, Andeutungen können hervorgebracht, Effekte erregt, Empfindungen angeschlagen werden, die nur durch dieses Medium möglich sind, welche sich wie die Musik, körperlich durch das Ohr[2] in den Geist[19] ergießen. ➢ Volltext.
[20]
S. Bernhardi, an A. W. Schlegel (19. 9. 1807), KJ 1, 437
: Ich bin hier bei Schellings gewesen und sie haben mich sehr artig empfangen, Caroline wolte kalt und fremd[4] sein, konte aber nicht zwei Minuten in der Fassung bleiben, weil ich so viel Welt gelernt habe, in der armseeligen Welt, daß ich wo es mir darauf ankomt den Ton selbst anstimmen kann, aus welchem man mit mir umgehen soll, und so sind wir nun als währen wir immer die besten Freundinnen gewesen, und ich scheine so heiter als ob ich überauß glücklich währe, und kein Mensch hat eine Ahndung welche Schmerzen meine Seele zerreißen. ➢ Volltext.
[21]
Brockhaus, Conv.-Lex. VII (1809), 126 f. (127)
: Seinem Charakter[2] nach war Bodmer das treuste Bild eines kräftigen, besonnenen, freiheitsliebenden 〈127〉 Schweizers; in seiner Lebensweise das Bild eines frommen Patriarchen. Gegen das Ende seines Lebens ward er immer heiterer, gesprächiger und freier im Denken und Schreiben, und söhnte sich nicht nur mit den, ehemals von ihm verdammten, scherzhaften Dichtern, sondern auch mit vielen literarischen Feinden aus..
[22]
Eichendorff, Dicht. u. Ges. (1834), 7
: Wie glücklich bist Du zu preisen, [...] daß Dir vergönnt ist, [...] die Reise nach Italien nun wirklich anzutreten, die wir in den heitersten Stunden in Heidelberg so oft mit einander besprachen. Das waren schöne[1] Jugendträume!.
[23]
Eichendorff, Dicht. u. Ges. (1834), 15
: Walter fühlte sich recht wie ein Vogel, der aus dem Käfig entflohen. Er war fast ausgelassen heiter, schwenkte den Hut in der Luft, und stimmte alte[1] Studentenlieder an, so daß es den beiden Reitern vorkam, als wären sie nie getrennt gewesen, und zögen nur eben wieder aus dem Thor von Heidelberg den grünen Bergen zu..
[24]
Goethe, Dicht. u. Wahrh. III (1814), 388 f. (389)
: In seinen [sc. Klingers] Productionen, in so fern sie mir gegenwärtig sind, zeigt sich ein strenger 〈389〉 Verstand[10], ein biederer Sinn[9], eine rege Einbildungskraft[3], eine glückliche Beobachtung der menschlichen Mannigfaltigkeit, und eine characteristische[2] Nachbildung der generischen Unterschiede. Seine Mädchen und Knaben sind frey[13] und lieblich, seine Jünglinge glühend, seine Männer schlicht und verständig, die Figuren die er ungünstig darstellt, nicht zu sehr übertrieben; ihm fehlt es nicht an Heiterkeit[4] und guter Laune, Witz[1] und glücklichen Einfällen; Allegorieen und Symbole stehen ihm zu Gebot; er weiß uns zu unterhalten und zu vergnügen, und der Genuß würde noch reiner seyn, wenn er sich und uns den heitern bedeutenden Scherz nicht durch ein bitteres Miswollen hier und da verkümmerte..
[25]
Goethe, Entopt. Farb. (1820), WA II, 5.1, 292
: Wenn es zwar durchaus räthlich, ja höchst nothwendig ist das Phänomen erst an sich selbst zu betrachten, es in sich selbst sorgfältig zu wiederholen und solches von allen Seiten aber und abermals zu beschauen; so werden wir doch zuletzt angetrieben uns nach außen zu wenden und, von unserm Standpuncte aus, allenthalben umher zu blicken, ob wir nicht ähnliche Erscheinungen zu Gunsten unseres Vornehmens auffinden möchten [...]. | Hier dürfen wir also die Analogie, als Handhabe, als Hebel die Natur[10] anzufassen und zu bewegen gar wohl empfehlen und anrühmen. Man lasse sich nicht irre machen, wenn Analogie manchmal irre führt, wenn sie, als zu weit gesuchter willkürlicher Witz[4], völlig in Rauch aufgeht. Verwerfen wir ferner nicht ein heiteres humoristisches Spiel mit den Gegenständen, schickliche und unschickliche Annäherung, ja 〈293〉 Verknüpfung des Entferntesten, womit man uns in Erstaunen zu setzen, durch Contrast auf Contrast zu überraschen trachtet. Halten wir uns aber zu unserm Zweck an eine reine methodische Analogie, wodurch Erfahrung erst belebt wird, indem das Abgesonderte und entfernt Scheinende verknüpft, dessen Identität entdeckt und das eigentliche Gesammtleben der Natur auch in der Wissenschaft nach und nach empfunden wird..
[26]
Goethe, Ital. Reise III (1829), WA I, 32, 120 f. (121)
: [E]s ist wohl nichts angenehmer als eine Römerin [...], die sich in natürlichem[2] Gespräch 〈121〉 heiter gehen läßt, und ein lebhaftes, auf die reine Wirklichkeit gerichtetes Aufmerken, eine Theilnahme, mit anmuthigem Bezug auf sich selbst, in der wohlklingenden römischen Sprache[4] schnell, doch deutlich vorträgt; und zwar in einer edlen Mundart[1], die auch die mittlere Classe[2] über sich selbst erhebt, und dem Allernatürlichsten, ja dem Gemeinen einen gewissen Adel[5] verleiht..
[27]
Grosse, Genius I (1791), 14
: Ich versichere Sie, [...] die ganze Stimmung, in welcher ich mich damals befand, ist ein klarer Beweis gegen alle Arten von Ahndung[1]; ich war so heiter und froh, nie habe ich mich des Glücks zu leben so in seiner Fülle gefreuet, nie die Gegenstände in dem Sonnenscheine wieder gesehen als damals..
[28]
Hegel [Hotho], Aesth. I (1835), 6
: [D]as Schöne und die Kunst zieht sich wohl wie ein freundlicher Genius durch alle Geschäfte des Lebens und schmückt heiter alle äußeren und inneren Umgebungen, indem sie den Ernst der Verhältnisse, die Verwicklungen der Wirklichkeit mildert, die Müßigkeit auf eine unterhaltende Weise tilgt, und wo es nichts Gutes zu vollbringen gibt, die Stelle des Bösen wenigstens immer besser als das Böse einnimmt. ➢ Volltext.
[29]
Heine, Romant. Schule (1836), 50
: Aber auch hier blieb jene Reaction nicht aus, welche jeder Uebertreibung auf dem Fuße folgt. Wie das spiritualistische Christenthum eine Reaction gegen die brutale Herrschaft des imperial römischen Materialismus war; wie die erneuerte Liebe zur heiter griechischen[2] Kunst[10] und Wissenschaft als eine Reaction gegen den bis zur blödsinnigsten Abtödtung ausgearteten christlichen Spiritualismus zu betrachten ist; wie die Wiedererweckung der mittelalterlichen Romantik ebenfalls für eine Reaction gegen die nüchterne Nachahmerei der antiken[2], klassischen[7] Kunst[10] gelten kann: so sehen wir jetzt auch eine Reaction gegen die Wiedereinführung jener katholisch feudalistischen 〈51〉 Denkweise, jenes Ritterthums und Pfaffenthums, das in Bild und Wort[8] gepredigt worden und zwar unter höchst befremdlichen Umständen. ➢ Volltext.
[30]
Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. VIII (1837), 188
: Pfingsten [...] wird seit 305 in der christlichen Kirche festlich gefeiert. Und immer bleibt es für die Christen ein herrliches, erhebendes Fest. [...] Ein reines, heiteres[1] Gewand trägt die ganze Erde. Und auch die Menschen sind heiter[5]. Denn ist das Gotteshaus geschlossen, und haben sie hingeblickt gläubig und treu auf jene ersten, begeisterten Herolde des göttlichen Wortes[2]: auch ihnen kam dann Kraft und Begeisterung für die Wahrheit. Auch ihre Herzen wurden gewappnet mit dem Schilde des Glaubens, und nach dem Reiche der Freiheit[2] richtet sich muthig das Auge..
[31]
Hirschfeld, Gartenkunst I (1779), XII f. (XIII)
: Mit den Talenten eines Landschafters geboren, folgte er dem Rufe der Natur[15] schon 〈XIII〉 in seiner Jugend; allein die reichere Nährerinn der Künstler, die Bildnißmalerey entzog abermals der Landschaftmalerey ein Genie[4], das für sie erschaffen schien. Indessen kehrt er in heitern Stunden zur Landschaftmalerey, der vertrautesten Schwester der Gartenkunst, zurück. ➢ Volltext.
[32]
Hoffmann, Rez. Beethoven [Op. 67] (1810), 632
: Der Ausdruck eines kindlichen, heitern Gemüths herrscht in Haydns Compositionen. Seine Symphonie führt uns in unabsehbare, grüne Hayne, in ein lustiges, buntes[2] Gewühl glücklicher Menschen. Jünglinge und Mädchen schweben[6] in Reihentänzen vorüber; lachende Kinder hinter Bäumen, hinter Rosenbüschen lauschend, werfen sich neckend mit Blumen. ➢ Volltext
.
[33]
Hoffmann, Elix. d. Teuf. I (1815), PW 2, 47
: Leonardus, die Brüder bemerkten meine Veränderung; statt daß ich sonst, in mich verschlossen, kein Wort[2] sprach, war ich heiter und lebendig. Als rede ich vor versammelter Gemeinde, sprach ich mit dem Feuer der Beredsamkeit, wie es sonst mir eigen. Da ich mit Leonardus allein geblieben, sah er mich lange an, als wollte er mein Innerstes durchdringen; dann sprach er aber, indem ein leises ironisches[1] Lächeln über sein Gesicht flog: „Hat der Bruder Medardus vielleicht in einer Vision neue Kraft und verjüngtes Leben von oben herab erhalten?“.
[34]
Hoffmann, Gold. Topf (1815), PW 1, 309
: Veronika überließ sich ganz, wie junge Mädchen wohl pflegen, den süßen Träumen von einer heitern Zukunft. Sie war Frau Hofrätin, bewohnte ein schönes[1] Logis in der Schloßgasse oder auf dem Neumarkt oder auf der Moritzstraße – der moderne[7] Hut, der neue[7] türkische Shawl stand ihr vortrefflich – sie frühstückte im eleganten Negligé im Erker, der Köchin die nötigen Befehle für den Tag erteilend..
[35]
Kant, Crit. d. Urtheilskr. (
21793), 416
: Setzet einen Menschen in den Augenblicken der Stimmung seines Gemüths zur moralischen Empfindung. Wenn er sich, umgeben von einer schönen[1/4] Natur[2], in einem ruhigen heitern Genusse seines Daseyns befindet, so fühlt er in sich ein Bedürfniß, irgend jemand dafür dankbar zu seyn. Oder er sehe sich einandermal in derselben Gemüthsverfassung im Gedränge von Pflichten, denen er nur durch freywillige Aufopferung Genüge leisten kann und will: so fühlt er in sich ein Bedürfniß, hiemit zugleich etwas Befohlnes ausgerichtet und einem Oberherren gehorcht zu haben. Oder er habe sich etwa unbedachtsamer Weise wider seine Pflicht vergangen, wodurch er doch eben nicht Menschen verantwortlich geworden ist: so werden die strengen Selbstverweise dennoch eine Sprache[12] in ihm führen, als ob sie die Stimme[3] eines Richters wären, dem er darüber Rechenschaft abzulegen hatte..
[36]
Kleist, Kohlhaas (1810), 145
: Kohlhaas fragte lächelnd [...]: „ob er glaube, daß seine Person in dem Hause eines Freundes, der sich erboten, ihn auf einen Tag an seiner Tafel zu bewirthen, nicht sicher sey?“ Der Officiant erwiederte auf eine heitere und angenehme Art: daß die Gefahr allerdings nicht groß sey; wobei er hinzusetzte: daß ihm die Knechte auch auf keine Weise zur Last 〈146〉 fallen sollten. Kohlhaas versetzte ernsthaft: „daß ihm der Prinz von Meißen [...] freigestellt, ob er sich der Wache bedienen wolle oder nicht [...]“ [...]. ➢ Volltext.
[37]
Kleist, Zweikampf (1811), 165
: Jacob der Rothbart verschmerzte, in obwaltenden kluger Erwägung der Umstände, das Unrecht, das ihm sein Bruder zugefügt hatte; zum mindesten enthielt er sich aller und jeder Schritte, den letzten Willen des Herzogs umzustoßen, und wünschte seinem jungen Neffen zu dem Thron, den er erlangt hatte, von Herzen Glück. Er beschrieb den Abgeordneten, die er sehr heiter und freundlich an seine Tafel zog, wie er seit 〈166〉 dem Tode seiner Gemahlin, die ihm ein königliches Vermögen hinterlassen, frei[5] und unabhängig auf seiner Burg lebe; wie er die Weiber[2] der angrenzenden Edelleute, seinen eignen Wein, und, in Gesellschaft munterer Freunde, die Jagd liebe, und wie ein Kreuzzug nach Palästina, auf welchem er die Sünden einer raschen Jugend, auch leider, wie er zugab, im Alter noch wachsend, abzubüßen dachte, die ganze Unternehmung sei, auf die er noch, am Schluß seines Lebens, hinaussehe..
[38]
Krünitz, Oecon. Encycl. LXIV (1794;
21803), 443
: Ein kleines Land-Haus, wo man die ersten Monathe des Sommers zu genießen pflegt, eine Akademie, würde einen heitern Garten fordern; ein Kloster, eine Einsiedler-Wohnung, eine Capelle oder ein Begräbniß-Ort einen sanftmelancholischen; ein altes[11] Schloß einen romantischen[3/4]..
[39]
Mereau, Blüth. d. Empf. (1794), 23
: Wer sind Sie? fragte sie mit liebenswürdiger Unbefangenheit, mir ist als sollte ich Sie kennen. – Ich bin ein Schweizer, Signora, und Sie? – [...] Ich heiße Nannette, erwiederte sie mir, mit dem heitern Lächeln eines Alpenmädchens..
[40]
Mereau, Blüth. d. Empf. (1794), 90
: Der selbstsüchtige, abgestumpfte Weltmann glaubte, [...] es blos mit einer gutherzigen Schwärmerinn zu thun zu haben, und er hielt seinen Zwek für erreicht, sobald es ihm nur gelungen seyn würde, ihr das klösterliche Leben von seiner romantischen7, heitern
Seite dargestellt zu haben..
[41]
Mereau, Seraf. (1802), 6
: [W]o hoch empor gesproßt der Lotos glühte, | erheben Säulen sich mit heitrer Pracht, | und aus dem wilden traurigen Gestein | läd't mancher Sitz zur Ruhe freundlich ein. ➢ Volltext.
[42]
Mereau, Seraf. (1802), 167
: [I]n des Tanzes heitre Sprache[2] webte | ich treu, was innig mir im Herzen lebte. .
[43]
Mereau, Amd. u. Ed. I (1803), 20
: Dein Auge schaute [...] herunter in die heitere[1/5], weit um uns verbreitete Welt..
[44]
Mereau, Amd. u. Ed. I (1803), 28
: Selbst das Zimmer, worin ich lebte, der erste Schauplatz meiner Erfahrungen und meiner Spiele, hat ein angenehmes Bild von Harmonie und Fröhlichkeit in mir zurückgelassen, und ich weiß noch ganz genau, welche Farben, welche Gemälde es zierten, welche Aussicht es gewährte. Mein Auge gewöhnte sich an heitre, liebliche Formen, und mein kindisches Herz war mit unsichtbarer Gewalt an das Schöne[1] gebunden; ich unterließ das Schlechte, nicht weil es böse, sondern weil es häßlich[1] war..
[45]
Mereau, Amd. u. Ed. I (1803), 127
: Als wir ankamen war es bereits Nacht. Nanette, von der Hitze des Tages und ihrer eigenen Lebhaftigkeit ermüdet, sehnte sich nach Ruhe, und da Amanda, die, unveränderlich wie eine Göttin, noch wie am Morgen voll Geist[20] und Leben war, sich gleichwol nicht von ihrer Freundin trennen wollte, so ließen wir übrigen sie allein und gingen in der heitersten Laune und mit der angenehmen Aussicht auf ein paar glückliche Tage in die uns angewiesene Zimmer..
[46]
Novalis, Aftdg I (*1799–1800; 1802), 93 f. (94)
: Heinrich war erhitzt, und nur spät gegen Morgen schlief er ein. In wunderliche Träume flossen die Gedanken seiner Seele 〈94〉 zusammen. Ein tiefer blauer Strom schimmerte aus der grünen Ebene herauf. Auf der glatten Fläche schwamm ein Kahn. Mathilde saß und ruderte. Sie war mit Kränzen geschmückt, sang ein einfaches Lied, und sah nach ihm mit süßer Wehmuth herüber. Seine Brust war beklommen. Er wußte nicht warum. Der Himmel war heiter[1], die Flut ruhig. Ihr himmlisches Gesicht spiegelte sich in den Wellen. Auf einmal fing der Kahn an sich umzudrehen. Er rief ihr ängstlich zu. Sie lächelte und legte das Ruder in den Kahn, der sich immerwährend drehte. Eine ungeheure Bangigkeit ergriff ihn. Er stürzte sich in den Strom; aber er konnte nicht fort, das Wasser trug ihn. Sie winkte, sie schien ihm etwas sagen zu wollen, der Kahn schöpfte schon Wasser; doch lächelte sie mit einer unsäglichen Innigkeit, und sah heiter[4/5] in den Wirbel hinein. Auf einmal zog es sie hinunter. Eine leise Luft strich über den Strom, der eben so ruhig und glänzend floß, wie vorher..
[47]
Novalis, Aftdg II (*1799–1800), 167
: Nichts war übriggeblieben, als ein stilles inniges Sehnen und ein Klang wehmüthiger Klang im AllerInnersten. Aber die wilden Quallen der Einsamkeit, die herbe Pein eines unsäglichen Verlustes, die trübe, entsezliche Leere, die irrdische Ohnmacht war gewichen, und der Pigrimm sah sich wieder in einer vollen, bedeutsamen Welt. Stimme[1] und Sprache[16] waren wieder lebendig bey ihm geworden und es dünkte ihm nunmehr alles viel bekannter und weissagender, als ehemals, so daß ihm der Tod, wie eine höhere Offenbarung des Lebens, erschien, und er sein eignes, schnellvorübergehendes Daseyn mit kindlicher, heitrer Rührung betrachtete..
[48]
A. W. Schlegel, Beytr. (1798), 167
: Meisners Andenken, an dessen Stelle Lafontaine gleichsam trat, ruft nur noch dann und wann ein grauer Apollo zurück. [⦿] Seine steife Eleganz hatte immer etwas todtes an sich. Er war so prüde und kostbar, als Lafontaine lebendig und ungezwungen, und es ist ihm nie wie diesem gelungen, der Liebenswürdige zu heißen. An Verstand übertraf ihn Meisner leicht, aber es war von der dürren Gattung, die den Geist[19] nicht zu fesseln vermag. Lieblingsschriftsteller ist er dennoch gewesen. Mehr kann Lafontaine auch nicht werden; das ist wenig genug, aber immer zu viel für die im Ganzen so herabziehende Tendenz seiner Produkte, denen es an Poesie[14], an Geist[27], ja sogar an romantischem[4] Schwunge fehlt. | Wer also einiges Bedürfniß für alle diese Dinge hat, wird sich gern von jener materiellen Masse, jener breiten Natürlichkeit, zu luftigeren Bildungen[16] der Fantasie[1] wenden, die bald heitern Scherz hingaukeln, bald die Musik zarter Regungen anklingen lassen. Ihm wird alsdann eine ruhige Darstellung sehr erquickend entgegen kommen, die, wenn sie auch noch nicht bis zur Vollendung gediehen ist, doch in der milden Temperatur eines künstlerischen Sinnes geboren wurde. Die theils dramatisirten, theils erzählten Volksmährchen von Tieck unter dem Namen Peter 〈168〉 Leberecht, sind von dieser Art: doch scheinen sie bis jetzt nicht mit der Aufmerksamkeit bewillkommt worden zu seyn, auf die eine so gefällige Erscheinung wohl rechnen dürfte, wenn es nicht gar wenige gäbe, welche in der Dichtung nur die Dichtung suchen. ➢ Volltext.
[49]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. I (
!1801–02), KAV 1, 364
: Ein [...] Abweg ist es, wenn der Mahler moralisiren will, und statt uns zu belustigen, die Häßlichkeit und Ausartung zur Warnung und zum Abscheu aufstellt. Dieses war einem Zeitalter aufbehalten, welches auch in der Poesie[11] aus den Darstellungen des wirklichen Lebens, Romanen und Komödien, die heitre Freyheit[13], den fantastischen[2] Leichtsinn und somit allen poetischen[3] Zauber verbannte, und ihm den peinlichen Trübsinn psychologischer Zergliederungen und moralischer Hinweisungen substituirte. Hogarth war es, der diese durchaus falsche und werthlose Gattung vollendete, und dabey in allen Theilen der Mahlerey ein Erzstümper war. Dieß sah Walpole, wiewohl sein Freund, dennoch ein, und will ihn zwar nicht für einen Mahler, aber für einen geistreichen Komödienschreiber mit Reißfeder und Grabstichel angesehen wissen. Doch dieß Urtheil ist immer noch zu günstig; vielmehr war er ein ernsthafter Satyrenschreiber, dessen Produkten es zwar nicht an beißendem Witz[4], aber an allem Scherz und Fröhlichkeit fehlt..
[50]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (
!1803–04), KAV 2.1, 154
: Mit dem Eintritt ins Purgatorium thut sich die heitre[1/5] Herrschaft des Lichtes wieder auf, anfangs zwar sehr gemäßigt, der Tag ist kaum noch angebrochen, und das erste, was der Dichter erkennt, ist das Blau des Himmels, der Morgenstern, und 4 allegorische Sterne welche die natürlichen Tugenden vorstellen. Während des Heraufsteigens am Berge ist noch Wechsel des Lichts und der Finsterniß, die Nächte unterbrechen die Reise, aber in einer reinen Atmosphäre, und durch heitre[1/5] Traumgesichte gemildert..
[51]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (
!1803–04), KAV 2.1, 173
: Der Chor [...] war Repräsentant einer harmonisch frey[13] versammelten Menge d. i. eines Volksfestes. Dieß war er immer, wenn er auch, wie in den Tragödien eine ernste ja traurige Handlung[3] feyerte. Es war immer Feyer, ein wirkliches Volksfest konnte sich ja auch auf dergleichen beziehen, denn wir müssen hier ganz unsern rohen Begriff[1] entfernen, die Volksfeste waren die künstlerisch organisirte[7] öffentliche Geselligkeit überhaupt, der schönste[1] Selbstgenuß der Staaten. – So war in der Ode aus der ihr eignen contemplativen Concentration die heiterste Geselligkeit wiederhergestellt. Daher die Neigung zur Fröhlichkeit auch in der höheren Lyrik der Alten[10], die auf uns gekommnen Gesänge des Pindar athmen in der That festliche Freude an einer festlichen Freude. | Bey den Neueren[3] geht nun die Richtung im allgemeinen mehr auf das Subjektive und Ideale, und es findet sich kein solches Gegengewicht, welches den lyrischen Sänger in die äußere Welt zurückriefe. Daher ist der Charakter[1] der eigenthümlich romantischen[12/9] Ode, der Canzone, statt der geselligen Heiterkeit[4] des Chores, vielmehr einsiedlerisch schwermüthig, und es ist ein vorwaltender Hang zur beschaulichen Vertiefung in sich selbst, in die Abgründe des eignen Gemüths, sichtbar..
[52]
A. W. Schlegel, Dramat. Lit. II.1 (1809), 262
: Ein Zeitgenosse Regnards war der Schauspieler Legrand, einer der ersten Lustspieldichter, die im versifizirten Nachspiele geglänzt, worin die Franzosen seitdem so viel artige Kleinigkeiten aufzuweisen haben. Er ist aber zu weit geringerm Nachruhme gelangt als Regnard, man sehe nur, wie geringschätzig Laharpe ihn abfertigt. Dennoch würden wir ihn als Künstler sehr hoch stellen, wenn er auch nichts weiter gedichtet hätte, wie den König im Schlaraffenlande (le roi de Cocagne), eine bunte Wunderposse, sprühend von dem so selten in Frankreich einheimischen fantastischen[2] Witz[1], beseelt von jenem heitern Scherz, der, wiewohl bis zum Taumel der Fröhlichkeit ausgelassen, harmlos um alles und über alles hingaukelt. .
[53]
F. Schlegel, Lucinde (1799), 32
: Sie ist die geistreichste Person ihrer Zeit[3] oder ihres Alters. Und das ist nicht wenig gesagt: denn wie selten ist harmonische Ausbildung unter zweyjährigen Menschen? Der stärkste unter vielen starken Beweisen für ihre innere Vollendung ist ihre heitere Selbstzufriedenheit. Wenn sie gegessen hat, pflegt sie beide Ärmchen auf den Tisch ausgebreitet ihren kleinen Kopf mit närrischem Ernst darauf zu stützen, macht die Augen groß und wirft schlaue Blicke im Kreise der ganzen Familie umher. Dann richtet sie sich auf mit dem lebhaftesten Ausdrucke von Ironie[3] 〈33〉 und lächelt über ihre eigne Schlauheit und unsre Inferiorität. ➢ Volltext.
[54]
F. Schlegel, Gesch. d. Lit. (1812), Dt. Mus. 1, 477 f. (478)
: Da die spanische Dichtkunst überhaupt ohne allen fremdartigen Einfluß und durchaus rein romantisch[7] geblieben ist, da die christliche Ritterpoesie des Mittelalters bey dieser Nation[1] am längsten bis in die Zeiten[3] der neuern[3] Bil〈478〉dung[5] fortgedauert, und die kunstreichste Form erlangt hat, so ist hier wohl der rechte Ort, das Wesen des Romantischen[12/7] überhaupt zu bestimmen. Es beruht allein auf dem mit dem Christenthum und durch dasselbe auch in der Poesie[11] herrschendem [sic] Liebegefühl, in welchem selbst das Leiden nur als Mittel der Verklärung erscheint, der tragische Ernst der alten[10] Götterlehre und heidnischen Vorzeit in ein heiteres Spiel der Fantasie[1] sich auflöst, und dann auch unter den äußern Formen der Darstellung und der Sprache[1] solche gewählt werden, welche jenem innren Liebegefühl und Spiel der Fantasie[1] entsprechen. ➢ Volltext.
[55]
R. Schumann, Tageb. I (*1827), 20
: Mit heitrer, gläubiger Seele fing ich das neue[1] Jahr an..
[56]
L. Tieck, Phant. ü. d. Kunst (1799), 92
: Er [sc. Watteau] zog sich ganz in seine eigne Farbenwelt zurück, seine Phantasie[1] ward heiter und fröhlich, so wie er den Pinsel ergriff. Ich habe ihm innerlich schon oft für seine Romanzen, für seine Tanzlieder Dank gesagt, für seine allerliebsten Weingesänge; ich habe oft nach Betrachtung seiner Gemählde die Regung des Lebens um mich lieblicher gefühlt. .
[57]
L. Tieck, Phant. ü. d. Kunst (1799), 94
: Wenn wir der Kinder holdseliges Angesicht betrachten, so vergessen wir gern und leicht die Verwickelungen der Welt, das Auge vertieft sich in den wunderbaren reinen Zügen, und wie Propheten einer schönen Zukunft, wie zarte Pflanzen, die unerklärlich aus der längstentflohenen goldenen Zeit zurückgekommen sind, stehn die Kinder um uns. Wir wissen uns nicht darin zu finden, daß diese Gestalten mit uns um den Bronn des Lebens sitzen, und noch nichts thun, als sich selber darin beschauen. Wir sehn mit ihnen hinab, und können uns nicht genug darüber verwundern, daß das das Leben sey. So kömmt denn in unsre Seele die Erinnerung der himmelsüßen Unschuld, immer tiefer, ernster und heiterer[4/3] schauen wir in das spiegelnde Gewässer hinab, und glauben am Ende nichts wahrzunehmen als uns, und 〈95〉 über unserm Haupte die lichten Wolken, wie im Begriff, als Glorie herunterzusteigen und uns mit Strahlen zu umflechten. .
[58]
L. Tieck, Phant. ü. d. Kunst (1799), 280
: Er blickt mit heiterm Lächeln nach den Schönen[.] .
[59]
L. Tieck, Vorr. Minnelied. (1803), XXIII
: Im Süden hatte sich alle Poesie[11] in Phantasie[18] verflüchtigen, im Norden hatte sie sich schon früh in Gemeinheit, Alltäglichkeit und Gleichgültigkeit verliehren wollen. Mit diesem, ihrem widerwärtigsten Gegentheil vermählte sie dieser unergründliche Geist[32] [sc. Schakspeare] und gab ihr die moralische Kraft und die Kühnheit, das Schicksal darzustellen und auszusprechen, die wir an ihm nie genug bewundern können. Er zieht einen magischen Kreis der schmerzhaftesten Ironie[1] um seine Phantasieen[19], aus welchem sie nicht weichen dürfen, und die uns nun eben so heiter als wehmüthig, eben so groß und gewaltig, als beengt und niedergedrückt erscheinen wollen. Eben so räthselhaft als Cervantes, ergreift uns in seiner Gegenwart eine Bangigkeit, weil wir ein Geheimniß spüren, welches uns die frische Heiterkeit[4] des südlichen Dichters in jedem Augenblick wieder vergessen läßt. .
[60]
L. Tieck, Phantasus I (1812), 99
: [I]n jedem Freunde der Natur[2], der diese liebliche Schatten besucht, müssen sich dieselben heitern Gefühle erregen, mit denen der sinnvolle Pflanzer die anmuthigste Landschaft hier mit dem Schmuck der schönsten[1] Bäume dichtete, die auf sanften Hügeln und in stillen Gründen mannichfaltig wechselt, und durch rührende Reize den Sinn[7] des Gebildeten beruhigt und befriedigt..
[61]
Uhland, Romant. (
H1807), 139
: Die Griechen in einem schönen[[[[BedeutungsVerweis ID='433' Anzeige='1' Formatierung='1']]]] genußreichen Erdstriche wohnend, von Natur[[[[BedeutungsVerweis ID='40' Anzeige='2' Formatierung='1']]]] heiter, umdrängt von einem glänzenden thatenvollen Leben, mehr äusserlich als innerlich lebend, überall nach Begrenzung und Befriedigung trachtend, kannten oder nährten nicht jene dämmernde Sehnsucht nach dem Unendlichen. Ihre Philosophen suchten es in lichten Systemen aufzufassen, ihre Dichter stellten jeder innern Regung des Höheren äusserlich eine helle, mit kräftigen Umrissen abgestochene, mit bezeichnenden Attributen ausgerüstete Göttergestalt entgegen. Ihr Olymp stand in lichter Sonne da, jeder Gott[[[[BedeutungsVerweis ID='189' Anzeige='4' Formatierung='1']]]], jede Göttin ließ sich klar darauf erblicken. | Einzelne Erscheinungen in der griechischen[[[[BedeutungsVerweis ID='119' Anzeige='2' Formatierung='1']]]] Poesie[[[[BedeutungsVerweis ID='80' Anzeige='11' Formatierung='1']]]] sind vielleicht mehr für uns romantisch[[[[BedeutungsVerweis ID='276' Anzeige='8' Formatierung='1']]]], als sie es für die Griechen selbst waren.
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[62]
K. A. Varnhagen von Ense, Denkw. I (1837–42), 174 f. (175)
: Die Alte Geschichte bei Wolf war ungemein reichhaltig und anregend; er trug weniger eine Erzählung als vielmehr eine fortlaufende Kritik[6] vor und versetzte die 〈175〉 Zuhörer unmerklich in solche Selbsttätigkeit und Mitarbeit, daß man am Schlusse der Stunde sich stets in der heitersten und wärmsten Stimmung, in der angenehmsten Aufregung aller Geisteskräfte fand..
[63]
Waagen, Kunstw. Erzgeb. (*1839; 1843), 3
: Obgleich Tieck etwas erkältet war, fand ich ihn doch heiter, geistig frisch und wie immer zum lebhaften Anregen und Eingehen auf alle und jede geistigen Interessen aufgelegt..
[64]
Wackenroder, Herz. (1797 [1796]), 82
: Noch eines Gemähldes des Leonardo muß ich, eines merkwürdigen Umstandes halber, gedenken. Ich meyne das Bildniß der Lisa del Giocondo, (der Gemahlinn des Francesco,) an welchem er vier Jahre arbeitete, ohne durch die sorgfältigste und feinste Ausarbeitung jedes Härchens, den Geist[12] und das Leben des Ganzen zu ersticken. So oft nun die edle Frau[4] ihm zum Mahlen saß, rief er allemal einige Personen herzu, die sie durch eine angenehme und muntre Musik[6] auf Instrumenten[3], mit der menschlichen Stimme[3] begleitet, aufheitern mußten. Ein sehr sinnreicher Einfall, wegen dessen ich den 〈83〉 Leonardo immer bewundert habe. Er wußte nur zu wohl, daß bey Personen, welche zum Mahlen sitzen, sich gewöhnlich eine trockene und leere Ernsthaftigkeit auf ihrem Gesichte einzufinden pflegt, und daß eine solche Miene, wenn sie im Gemählde in bleibenden Zügen festgehalten wird, ein ungefälliges oder wohl gar finsteres Ansehen gewinnt. Dagegen kannte er die Wirkung einer fröhlichen Musik[6], wie sie sich in den Mienen des Gesichts abspiegelt, wie sie alle Züge auflöst, und in ein liebliches, reges Spiel setzt. So trug er die sprechenden Reize des Antlitzes lebendig auf die Tafel über, und wußte bey Ausübung der einen Kunst[2] sich der andern so glücklich als Gehülfinn zu bedienen, daß diese auf jene ihren Wiederschein warf. ➢ Volltext.
[65]
Wackenroder, Herz. (1797 [1796]), 133 f. (134)
: Seit meiner frühen Jugend her, da ich den Gott[1] der Menschen[1] zuerst aus den uralten heiligen Büchern unserer Religion[1] kennen lernte, war mir die Natur[2] immer das gründlichste und deutlichste Erklärungsbuch über sein Wesen und seine Eigenschaften. Das Säuseln in den Wipfeln des Waldes, und das Rollen des Donners, haben mir geheimnißvolle Dinge von ihm erzählet, die ich in Worten[2] nicht aufsetzen kann. Ein schönes[1] Thal, von abentheuerlichen[3] Felsengestalten umschlossen, oder ein glatter Fluß, worin gebeugte Bäume sich spiegeln, oder eine 〈134〉 heitere[1/5] grüne Wiese von dem blauen Himmel beschienen, – ach diese Dinge haben in meinem inneren Gemüthe mehr wunderbare Regungen zuwege gebracht, haben meinen Geist[19] von der Allmacht und Allgüte Gottes[1] inniger erfüllt, und meine ganze Seele weit mehr gereinigt und erhoben, als es je die Sprache[2] der Worte[1] vermag. Sie ist, dünkt mich, ein allzu irdisches und grobes Werkzeug, um das Unkörperliche, wie das Körperliche, damit zu handhaben. ➢ Volltext.
[66]
Wackenroder, Herz. (1797 [1796]), 240
: Und mit welchem Entzücken und Erstaunen hörte er ein solches Tonstück an, das mit einer muntern und heitern Melodie, wie ein Bach, anhebt, aber sich nach und nach unvermerkt und 〈241〉 wunderbar in immer trüberen Windungen fortschleppt, und endlich in heftig-lautes Schluchzen ausbricht, oder wie durch wilde Klippen mit ängstigendem Getöse daherrauscht. .
[67]
Wackenroder, Phant. ü. d. Kunst (1799), 166 f. (167)
: Es ist rührend zu sehen, wie diese drey Künste[2] die Himmelsburg von ganz verschiedenen Seiten bestürmen, und mit kühnem Wetteifer untereinander kämpfen, dem Throne Gottes am nächsten zu kommen. Ich glaube aber wohl, daß die vernunftreiche Muse der Dichtkunst, und vorzüglich die stille und ernste Muse der Mahlerey, ihre dritte Schwester für die allerdreisteste und verwegenste im Lobe Gottes achten mögen, weil sie in einer fremden, unübersetzbaren Sprache[2], mit lautem Schalle, mit heftiger Bewegung, und mit harmoni〈167〉scher Vereinigung einer ganzen Schaar lebendiger Wesen, von den Dingen des Himmels zu sprechen wagt. | Allein auch diese heilige Muse redet von den Dingen des Himmels nicht beständig auf einerley Art, sondern hat vielmehr ihre Freude daran, Gott auf ganz verschiedene Weise zu loben, – und ich finde, daß jegliche Art, wenn man deren wahre Bedeutung recht verstehet, ein Balsam für das menschliche Herz ist. | Bald geht sie in muntern, fröhlichen Tönen daher, läßt sich von einfachen und heiteren, oder auch von zierlichen und künstlichen Harmonieen in allerley liebliche, wohlklingende Irrgänge leiten, und lobt Gott nicht anders, als Kinder thun, welche vor ihrem guten Vater an seinem Geburtstage eine Rede oder einen dramatischen Actus halten [...]. .