Wortliste
Adel
Brief
Buchstabe
Dialekt
Freiheit
Ironie
ironisch
klassisch
Kritik
Ohr
progressiv
romantisch
Tier
Witz
Brief
Buchstabe
Dialekt
Freiheit
Ironie
ironisch
klassisch
Kritik
Ohr
progressiv
romantisch
Tier
Witz
Struktur
Semantik
Belege
[1]
Heinse, H. v. Hohenth. II (1796), SW 5, 360: „Die Deutschen Dichter gestatten in ihren Jambischen Versen keinem andern Fuße den Zutritt, und foltern in längern Gedichten Natur[19] und Sprache[3], so daß das Ohr[4] bey ihren besten Werken sich nach einer guten Prose und den göttlichen Knittelversen des Hans Sachs zurücksehnt“.
[2] A. F. Bernhardi, Sprachlehre II (1803), 240: Es ist aus dem obigen klar, daß die romantische[1] Prosa von den Gattungen der prosaischen[1] Poesie[11] die Blüthe und Krone ist [...]. Denn diese ganze Gattung der Poesie[11] geht aus der Geschichte[7] hervor, und im Roman[1] also, der eine historische Gattung ist, muß sie sich am 〈241〉 genauesten anschließen, und in ihrer höchsten Vollkommenheit darstellen können. ➢ Volltext.
[3] Bürger, Vorr. Ged. (1789), 34: [...] daß es die gelehrten, geist- und herzreichen, geschmackvollen, beredten Schriftsteller in Prosa und Versen sind, welche dem Verstande Licht, dem Herzen Rechtschaffenheit und Adel[5], der ganzen Empfindsamkeit Stimmung zu den schönsten[1] und edelsten Melodieen, den Sitten Glätte, Geschmeidigkeit und Anmuth, allen Leibes- und Geisteskünsten Vollkommenheit und Schönheit[1] verleihen..
[4] Goethe, Andenk. Wieland (1813), WA I, 36, 324: Haben wir jedoch, in sofern von Ansicht, Gesinnung, Übersicht die Rede sein kann, Shaftesbury und Wieland vollkommen ähnlich gefunden, so war doch dieser jenem an Talent weit überlegen; denn was der Engländer verständig lehrt und wünscht, das weiß der Deutsche, in Versen und Prosa, dichterisch und rednerisch auszuführen. | Zu dieser Ausführung aber mußte ihm die französische Behandlungsweise am meisten zusagen. Heiterkeit[4], Witz[1], Geist[20], Eleganz ist in Frankreich schon vorhanden; seine blühende Einbildungskraft, welche sich jetzt nur mit leichten und frohen Gegenständen beschäftigen 〈325〉 will, wendet sich nach den Feen- und Rittermährchen, welche ihm die größte Freiheit[5] gewähren. Auch hier reicht ihm Frankreich in der Tausend und Einen Nacht, in der Romanenbibliothek schon halb verarbeitete zugerichtete Stoffe, indessen die alten[11] Schätze dieses Fachs, welche Deutschland besitzt, noch roh und ungenießbar dalagen..
[5] Goethe, Not. u. Abhdlg. (1829), WA I, 7, 238: Man erinnere sich des entschiedensten Beifalls den wir Deutschen einer solchen Übersetzung der Sakontala gezollt, und wir können das Glück was sie gemacht gar wohl jener allgemeinen Prosa zuschreiben, in welche das Gedicht aufgelös't worden. Nun aber wär' es an der Zeit uns davon eine Übersetzung der dritten Art zu geben, die den verschiedenen Dialekten[1], rhythmischen, metrischen und prosaischen Sprachweisen 〈239〉 des Originals entspräche und uns dieses Gedicht in seiner ganzen Eigenthümlichkeit auf's neue erfreulich und einheimisch machte..
[6] v. d. Hagen, Vorr. Lit. Grdriß (1812), III: Der Zweck dieses Werkes ist eine literarische Grundlage zu einer ausgeführten Geschichte[7] der älteren Deutschen Poesie[3]. Nur die Werke und Überbleibsel, welche dieser angehören, d. i. innere und zugleich äußere poetische[5] Form haben, kommen hier in Betracht: beides ist ursprünglich unzertrennlich, und die poetische[6] Prosa, so wie prosaische[2] Poesien[3], sind neue Undinge.
[7] v. d. Hagen, Vorr. Lit. Grdriß (1812), III f.: Der bei weitem größte und bedeutendste Theil der Deutschen Literatur bis in das sechzehnte Jahrhundert, gehört der Poesie[3] an, und dieser ganze Zeitraum ist vorzugsweise der poetische[5]; denn die eigentliche Bildung[1] der Prosa fällt erst in's funfzehnte und sechzehnte Jahrhundert, zugleich mit der Buchdruckerkunst: auf ähnliche Weise wie in Griechenland mit der Schreibkunst. Die gleichzeitige Reformazion war dabei gewiß auch nicht ohne Einfluß: so wie dagegen der Katholizismus der Poesie[3] so günstig gewesen war. Zwar ist die frühe Einwirkung eben dieser Religion und einer fremden[1] Sprache[3] 〈IV〉 und Schrift wieder störend für die eigenthümliche Entwickelung der Deutschen Nazionalpoesie gewesen, hat dieselbe frühe zu frommen oder bloß gelehrten Zwecken verarbeitet, und besonders durch Übersetzung religiöser und klassischer[7] Schriften, zugleich eine breite Prosa neben ihr erzeugt: durch welches alles auch die die [sic] Deutsche Poesie[3] den Karakter[1] der romantischen[1] an sich trägt, und sich das eigenthümliche Streben dieser zum prosaischen[1] Roman[1] kund giebt. Dennoch ist die Poesie[3] hauptsächlicher Ausdruck dieser ganzen Zeit[3], und zwar, wie es uns scheint, der eigenthümlichste für Deutschland, indem nicht nur die alte Volkspoesie sich trefflich ausbildete, sondern auch die fremden[1] Romane[1] und religiösen Dichtungen kräftig angeeignet wurden, um so eher, da ihr Geist[12] ursprünglich von hier ausging oder doch verwandt war. So ist denn auch in dieser ganzen Periode eine vollständige poetische[5] Entwickelung sichtbar, und die in der älteren Zeit[3] häufigere Prosa, verliert sich in der eigentlichen Blüthezeit des zwölften und dreizehnten Jahrhunderts immer mehr, und selbst die Bibel und Kroniken erscheinen in Reimen.
[8] v. d. Hagen, Vorr. Lit. Grdriß (1812), V: So wie wir [...] die Prosa ausschließen, sogar solche Romane[1], von denen keine alte[9] poetische[5] Darstellung vorhanden oder bekannt ist, z. B. den Oktavian, die Melusina, Magelona: so haben wir auch die poetischen[5] Kroniken und historischen Gedichte und Lieder übergangen [...]. Doch haben wir solche Gedichte dieser Art, welche durch eine fabelhafte oder romantische[2] Darstellung sich den älteren[9] Heldenmythen anreihen, mit aufgeführt [...]. ➢ Volltext.
[9] Herder, Gott (
[10] A. Müller, Beredsamk. (!1812; 1816), 85: In dem Maße, als der einzelne Redner nach der Fülle seines Gegenstandes strebt, wird auch seine Rede rythmischer, seine Prosa nähert sich der Poesie[3], nicht etwa indem sie sich poetischer[4] Mittel, Bilder oder gar, wie es mitunter schlechte Prediger auf der Kanzel versucht haben, der Verse und des Reims bedient, sie wird nicht etwa zu dem ekelhaften Zwitter, den man poetische[6] Prosa genannt hat und die mit den weibischen Männern zu vergleichen seyn möchte, sondern wie der recht männliche Mann im Umgang mit Frauen[1] durch das Gesetz der Schönheit[1], durch die Sitte gedämpft und veredelt wird, so wird der wahre Redner durch den Umgang mit der Poesie[3/4], durch das Leben in ihrem Elemente, durch Aufenthalt als Gast in jener göttlichen Region, die sie immerwährend bewohnt, kurz 〈86〉 durch den Einfluß des wahren Geschmacks, der im Gebiete der Poesie[3/4] einheimisch ist, auf gewisse Weise verklärt, beruhigt: seine Rede wird, obwohl auf ganz andre eigenthümliche, männliche Weise, rythmisch und vollendet..
[11] A. Müller, Beredsamk. (!1812; 1816), 100: Nirgends aber haben sich Poesie[3] und Beredsamkeit gleichmäßiger entwickelt als in jenem griechischen[2] Vaterlande der Beredsamkeit, nirgends ist die Grenze beider strenger gezogen worden als dort: nirgends fühlt man wie im Studium der griechischen[2] Literatur, daß sie in einem Geschlechtsverhältniß zueinander stehn, daß sie sich untereinander veredeln und vermenschlichen, nirgends sind die Zwittergattungen der poetischen[6] Prosa und der prosaischen[2] Poesie[3] so unerhört oder doch der Gegenstand eines so entschiedenen Abscheus..
[12] Mundt, Dt. Prosa (1837), 323: Auch Liscov, der größte Satiriker des achtzehnten Jahrhunderts, der seinen ätzenden ironischen[1] Genius in einer vortrefflichen Prosa leuchten ließ, kehrte 〈324〉 seine gefährlichen Waffen gegen den schlechten Geschmack. Niemals hat Gott für elende Schriftsteller eine größere Plage geschaffen, als diesen unerbittlichen Geist[32], der sich seine Opfer nur in der Literatur suchte und so grausam war, einen „gründlichen Erweis der Nothwendigkeit und Vortrefflichkeit der elenden Scribenten“ zu schreiben. Mit hohnlachendem Jubel schwingt er das Panier seines Spottes und saugt sich wie ein Vampyr an das bloße Fleisch seiner Gegner an. Dann ruht er nicht eher, als bis er die Leiche vor sich liegen sieht, und verläßt sie mit einem unangenehmen Lächeln..
[13] A. W. Schlegel, Beytr. (1798), 174: Im blonden Ekbert werden [...] Schauer erregt, an denen keine Häßlichkeit der Erscheinungen Theil hat, und die um so überraschender treffen, weil sie nicht mit großen Zurüstungen herbeygeführt werden. Durch die ganze Erzählung geht eine stille Gewalt der Darstellung, die zwar nur von jener Kraft des Geistes[20] herrühren kann, welcher „die Gestalten unbekannter Dinge“ bis zur hellen Anschaulichkeit und Einzelnheit Rede stehn, deren Organ[1] jedoch hier vorzüglich die Schreibart ist: eine nicht sogenannte poetische[6], vielmehr sehr einfach gebaute, aber wahrhaft poetisirte Poesie [sic; gemeint sein dürfte jedoch Prosa1]. Das Geheimniß ihres Maßes und ihrer Freyheit[1], ihres rhythmischen Fortschrittes, und ihres schön[2] entfaltenden Überflusses hat, für unsre Sprache[3] wenigstens, Goethe entdeckt; und die Art wie Tieck seinen Styl, besonders im Wilhelm Meister und in dem goldnen Mährchen, dem Mährchen par 〈175〉 excellence, studirt haben muß, um es ihm so weit abzulernen, würde allein schon seinen Sinn[5] für dichterische Kunst[6] bewähren. ➢ Volltext.
[14] A. W. Schlegel, Vorles. philos. Kunstlehr. (!1798–99), KAV 1, 58: Vom Volksaberglauben, der sich zum ursprünglichen Mythus ungefähr so verhält, wie die Volkspoesie nach der entstandenen Prosa zur Naturpoesie vor derselben, muß noch unterschieden werden, wenn der poetische[2] Geist[12] der Sitten und Verfassung eines Volkes[1], oder selbst eines einzelnen Standes nach Erlöschung der mythischen Nationalreligion wieder jenen Partialmythus hervorbringt, z. B. die romantische[12/2] Ritterfabel des Mittelalters. Diese neumythischen Dichtungen können füglich, wenn sie vom Volke[5] gedichtet sind, nicht so feinen Geist[12] und reinen Geschmack haben, als wenn fühlende Dichter[1] sie schaffen. Diese müßten also jenen ohne Not verfeinern und ausbilden..
[15] A. W. Schlegel, Nachschr. (1799), 277: In Ihrem Don Quixote erkenne ich die reiche Zierlichkeit, die wohlklingende und gerundete Umständlichkeit der Castilianischen Prosa; in den Liedern und Sonetten glaube ich Laute jener süßen südlichen Poesie[3] zu vernehmen, deren geistiger Geist[12] und sinnreich zarte Gefühle uns noch so fremde[4] sind. ➢ Volltext.
[16] A. W. Schlegel, Entw. Krit. Inst. (*1800), SW 8, 51 ff. (53): Ebenso soll die Allgemeinheit, die wir suchen, nur darin be〈52〉stehen, daß wir dasjenige umfassen, was wirklich einen gemeinschaftlichen Mittelpunkt hat, also was den Menschen als Menschen interessiert und einen integrierenden Theil der gesamten höheren Geistesbildung ausmacht. Hiedurch sind also ausgeschlossen alle Bücher, die bloß empirische Data oder positive Sätze ohne Beziehung auf ein System oder Herleitung aus Principien zusammentragen, ingleichen alle bloß technischen Kenntnisse, die lediglich durch ihre Verwendung zu einem bedingten Zwecke einen Werth erhalten. | Unsre Gegenstände würden also folgende sein: | 1) Philosophie in ihrem weitesten Umfange. | 2) Naturwißenschaft. Da alle Naturbeobachtung, die den Namen verdienen kann, zu allgemeinen Naturgesetzen hinstrebt und die Spekulation über die Natur[2] ihre Sätze bis in die speciellste Erfahrung hinein bewährt wißen will, so würde sich die Kritik[7] sowohl über empirische als spekulative Physik verbreiten müßen, und es könnte nicht leicht zu viel in diesem Fache geschehen, da das Interesse des Zeitalters vorzüglich darauf gerichtet ist. [...] | 3) Von der Geschichte[4] dasjenige, was durch seinen Inhalt oder durch seine Form unmittelbaren Werth und Interesse hat und diese nicht erst durch äußerliche Brauchbarkeit erhält: also alles zur Geschichte[4] der Menschheit[1] Gehörige, dann historische Kunstwerke[4]. | 4) Von der Philologie: philosophische Grammatik und Beurtheilung der einzelnen Sprachen[3] nach Principien derselben, philologische Kritik[1] und Auslegungskunst. | Das Studium des klassischen[7] Alterthums[2] fällt unter die beiden vorhergehenden Rubriken, deren Bestimmung ausweist, was davon hier behandelt werden soll. Nur insofern sein Inhalt einen Theil der Kulturgeschichte ausmacht, gehört es in das historische Fach; seine Methode, Hülfsmittel u. s. w. in das philologische oder grammatische. | 5) Schöne[2] Kunst[9] und Theorie derselben. | Poesie[11] in ihrem weitesten Umfange, Beredsamkeit nach ihrer 〈53〉 richtigeren Bestimmung, als schöne[2] Komposition in Prosa, und überhaupt was zur schönen[2] Litteratur gerechnet wird, würde den Hauptartikel in dieser Rubrik ausmachen. .
[17] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. I (
[18] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. II (!1802–03), KAV 1, 773: Prosaische[1] Theile in komischen Partien Romantischer[12] Dramen. Sehr zu billigen. Alte[10] Poesie[11]: Reine Sonderung der Kunst[13] und Natur[19]; verlor sich also in der Prosa, ohne den Rückweg zur Poesie[3] finden zu können. Romantische[12/10] Poesie[11]: unauflösliche Verschmelzung von Kunst[13] und Natur[19]. Also Prosa schon als ursprünglicher Bestandtheil aufgenommen..
[19] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (!1803–04), KAV 2.1, 130: Unter den Quellen der romantischen[12] Poesie[11] und ihren früheren Naturproducten haben wir bis jetzt von allem demjenigen geredet, was zusammen die romantische[12] Mythologie ausmacht, und als Stoff einer höheren Ausbildung in andern Formen empfänglich war, wo also besonders Erfindung der Begebenheiten und Geist[12] der Composition im Ganzen in Betracht kam. Hierher gehörten die Rittergedichte, welche nachher zum Teil in Prosa aufgelöst im Druck erschienen [...]. [...] Endlich die eigentliche Volkspoesie der vorigen Jahrhunderte, worunter besonders die Romanze, als reichhaltigen poetischen[4] Stoff in der einfachsten Gestalt darbietend, hervorsticht [...]. Mit dieser kamen wir bis auf ziemlich moderne[8] Zeiten[3] herunter, die [...] schon ziemlich weit über die Epoche der romantischen[12] Kunstpoesie hinübergreifen. Wir müssen jetzt in der Zeit[1] beträchtlich wieder zurückgehn, um auf eine Classe[1] von Dichtern zu kommen, deren Hervorbringungen weniger durch den Inhalt, [...] als durch die Formen Vorbilder für die romantische[12] Kunst[3] geworden sind: ich meyne die Provenzalischen Troubadours..
[20] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (!1803–04), KAV 2.1, 183: Die drey Stifter der romantischen[12] Kunst[3] [sc. Dante, Petrarca, Boccaccio], von denen wir im bisherigen gesprochen, haben durch ihre Werke aufs Stärkste die ursprüngliche Eigenthümlichkeit der neueren[3] Poesie[11] bekundet, und können uns zum Beyspiel dienen, daß für uns in der bloßen und uneingeschränkten Nachahmung des classischen[7] Alterthums[2] das Heil nicht zu suchen ist. [...] Boccaz ist [...] der erste, welcher den ganzen Sprachschatz mit philologischer Gründlichkeit zum Vortheil der Darstellung verwandte, und gleichsam die Gränzen der romantischen[12/1] Prosa, von heroischer Würde und leidenschaftlicher Energie bis zum vertraulichen Tone des Scherzes abgesteckt hat. Theils hat er ihr classische[3/7?] Gediegenheit und Großheit in den periodischen Verknüpfungen zu geben gesucht, theils die Sprache[4] des gemeinen Lebens durch geschicktes Anbringen in zierlichen Wendungen geadelt..
[21] A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. ( das nachbetende Formularwesen nahe liegt. .
[22] A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (!1803–04), KAV 3, 358: Überhaupt scheint die Dürftigkeit der Deutschen Gelehrten gegen die Wohlhabenheit der Holländischen, welche einen Theil ihres Vermögens auf literarische Hülfsmittel wenden konnten, und die Nothwendigkeit, ihre meiste Zeit[6] mit dem Unterricht zu verderben, ihren Unternehmungen hinderlich gewesen zu seyn. Indessen hat es in Deutschland von jeher viele gründliche Philologen gegeben. Nur in den neuesten Zeiten[3] sind Versuche gemacht worden, das Studium auf die falsche Bahn zu lenken. Es war Heyne besonders, welcher auf eine Reformation drang, wozu auch die bisherige nicht seltne Anhäufung eines pedantischen Wustes Vorwände genug darbot. Er verlangte, man solle bey Lesung der Classiker gleich auf dasjenige gehen, was zur Bildung[2] des Geistes[14] und Veredlung des Gemüths bey tragen könne. Dieß hatten die älteren Philologen unstreitig auch beabsichtet, allein sie hatten mit gutem Grunde gemeynt, es sey hinreichend den Schülern gründlich den Buchstaben[11] der alten Autoren zu eröffnen, so würde ihnen der Geist[30] schon von selbst aufgehen. Aus der Heyneschen Schule hingegen gingen nun Commentare hervor, worin die Leser unaufhörlich wie mit der Nase auf die poetischen[4] Schönheiten hingestoßen werden, voll von Paraphrasen der Diction in Prosa, um zu zeigen durch welche Stufen der Dichter zu einem so gelehrten und künstlichen Schmucke gelangt sey, gleichsam als wenn ein Gedicht wie ein phraseologisches Exercitium nach einem prosaischen[1] Schema ausgearbeitet würde..
[23] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 65: Bey den meisten meiner Zuhörer darf ich keine unmittelbare aus eignem Studium der Ursprache geschöpfte Bekanntschaft mit den Griechen voraussetzen. Uebersetzungen in Prosa oder auch in Versen, 〈66〉 die aber nichts andres als Verkleidungen in den modernen[1] Geschmack sind, können keine wahre Vorstellung vom griechischen[2] Schauspiel verschaffen. Wahrhaft treue Uebersetzungen, und welche im Ausdruck und Versbau zu gleicher Höhe mit dem Original hinanstrebten, hat man bis jetzt wohl nur im Deutschen versucht. Allein, wiewohl unsre Sprache[3] äußerst biegsam und in vielen Stücken der griechischen[2] ähnlich ist, so bleibt es doch immer ein Kampf mit ungleichen Waffen; und nicht selten tritt an die Stelle der griechischen[2] freyen[13] Anmuth, Steifheit und Härte. ➢ Volltext.
[24] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. II.1 (1809), 145: Die französische Sprache[3] ist mancher Kühnheiten durchaus unfähig, sie hat wenig dichterische Freyheit[1], und trägt die ganze grammatische Gebundenheit der Prosa in die Poesie[3] über. ➢ Volltext.
[25] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. II.2 (1811), 13 f. (14): Die antike[2] Kunst[11] und Poesie[11] geht auf strenge Sonderung des Ungleichartigen, die romantische[12] gefällt sich in 〈14〉 unauflöslichen Mischungen; alle Entgegengesetzten: Natur[19] und Kunst[13], Poesie[3] und Prosa, Ernst und Scherz, Erinnerung und Ahndung[1], Geistigkeit und Sinnlichkeit, das Irdische und Göttliche, Leben und Tod, verschmelzt sie auf das innigste mit einander. [...] [D]ie gesamte alte[10] Poesie[11] und Kunst[11] [ist] gleichsam ein rhythmischer Nomos, eine harmonische Verkündigung der auf immer festgestellten Gesetzgebung einer schön[1] geordneten und die ewigen Urbilder der Dinge in sich abspiegelnden Welt. Die romantische[12/4] hingegen ist der Ausdruck des geheimen Zuges zu dem immerfort nach neuen[1] und wundervollen Geburten ringenden Chaos, welches unter der geordneten Schöpfung, ja in ihrem Schooße sich verbirgt: der beseelende Geist[12/1] der ursprünglichen Liebe schwebt[1] hier von neuem[2] über den Wassern. Jene ist einfacher, klarer, und der Natur[2] in der selbständigen Vollendung ihrer einzelnen Werke ähnlicher; diese, ungeachtet ihres fragmenta〈15〉rischen Ansehens, ist dem Geheimniß des Weltalls näher. Denn der Begriff[5] kann nur jedes für sich umschreiben, was doch der Wahrheit nach niemals für sich ist; das Gefühl wird alles in allem zugleich gewahr. ➢ Volltext.
[26] F. Schlegel, Fragm. Litt. u. Poes. (*1797), KFSA 16, 136, Nr. 606: Alle π [Poesie3] soll Prosa, und alle Prosa soll π [Poesie3] sein. Alle Prosa soll romantisch[1] sein. – Alle Geisteswerke sollen romantisiren[1] d[em] Roman[1] s.[ich] möglichst approximiren..
[27] F. Schlegel, Lyc.-Fragm. (1797), 134, Nr. 7: Mein Versuch über das Studium der griechischen[2] Poesie[11] [sc. F. Schlegel, Stud. grch. Poes. (*1795; 1797)] ist ein manierirter Hymnus in Prosa auf das Objektive in der Poesie[11]. Das Schlechteste daran scheint mir der gänzliche Mangel der unentbehrlichen Ironie[1]; und das Beste, die zuversichtliche Voraussetzung, daß die Poesie[11] unendlich viel werth sei; als ob dieß eine ausgemachte Sache wäre.
[28] F. Schlegel, Ath.-Fragm. (1798), 28, Nr. 116: Die romantische[12/14/1/9/4/10/11] Poesie[11] [...] will, und soll [...] Poesie[3] und Prosa, Genialität und Kritik[1], Kunstpoesie, und Naturpoesie bald mischen, bald verschmelzen [...]. ➢ Volltext.
[29] F. Schlegel, Ath.-Fragm. (1798), 58, Nr. 220: Ist aller Witz[2/3/4] Prinzip und Organ[1] der Universalphilosophie, und alle Philosophie nichts andres als der Geist[12] der Universalität, die Wissenschaft aller sich ewig mischenden und wieder trennenden Wissenschaften, eine logische Chemie: so ist der Werth und die Würde jenes absoluten, enthusiastischen, durch und durch materialen Witzes[4], worin Baco und Leibniz, die Häupter der scholastischen Prosa, jener einer der ersten, dieser einer der größten Virtuosen war, unendlich. Die wichtigsten wissenschaftlichen Entdeckungen sind bonmots der Gattung. Das sind sie durch die überraschende Zufälligkeit ihrer Entstehung, durch das Kombinatorische des Gedankens, und durch das Barokke des hingeworfenen Ausdrucks. Doch sind sie dem Gehalt nach freylich weit mehr als die sich in Nichts auflösende Erwartung des rein poetischen[4] Witzes[4]. Die besten sind echappées de vue ins Unend〈59〉liche. Leibnizens gesammte Philosophie besteht aus wenigen in diesem Sinne witzigen Fragmenten und Projekten. ➢ Volltext.
[30] F. Schlegel, an A. W. Schlegel (25. 2. 1799), KFSA 24, 234: Auch die Verse misfallen mir nicht in der Prosa, da jeder göttliche Dialekt[1] das Recht haben muß einzig zu seyn, und die himmlischen eben werden wie es ihnen gut däucht. .
[31] F. Schlegel, Gespr. Poes. (1800), 81: Vor Cervantes war die12 Drama das unmittelbare Leben in der Sprache4 des Umgangs scharf und genau nach.
[32] F. Schlegel, Fragm. Poes. u. Litt. (*1801), KFSA 16, 322, Nr. 810: Der Charakter[1] d[er] oriental.[ischen][1] Sprache[n][3] viell.[eicht] das Auseinandertreten der Pole. Daher Diphtonge [sic] und Di[phtong-]Consonanten (Analogie des Deutschen) dahingegen d[as] Griech[ische][5] auf ein Mit〈322〉telmaaß geht. [...] Zwischen dies[em] und d[em] Deutsch[en] oder d[em] Eleg.[ischen] die Prosa in drei Epochen 1) Classisch[5] ohne Farbe 2) auf Vokale und Conson.[anten] berechnet, rom[antisch][1] pict[oresk2] und μους [musikalisch7] 3) Synthesis von beiden, groß romantisch[1/10]..
[33] F. Schlegel, Less. Ged. u. Mein. I (1804), 48: An einzelnen großen Geistern[32] jeder Art hat es überhaupt in Deutschland in keinem Jahrhundert gefehlt; und man darf wohl sagen, daß oftmals hier in Einem vereinigt war, was bei andern Nationen[1] unter Hunderte vertheilt ist. Doch war das alles nur einzeln, und blieb ohne Folgen. Die alte[1] Dichtkunst war verlohren und vergessen, die Ausbildung der Prosa gleichsam schon vor ihrer Entstehung gehindert, und immer mehr und mehr zerstörte die Nation[1] sich selber. Eine Zerrüttung und Ein Bürgerkrieg folgte dem andern, und da die Reformation endlich durch die unglückliche Wendung, welche sie nahm, die Trennung der Nation[1] gleichsam 〈49〉 auf ewig sanctionirte, da ganze Provinzen in eingebildeter Freiheit[7] sich losrissen, um endlich, wie es sich voraussehen ließ, unter fremdes[1] Joch zu sinken; da Ausländer jeder Art sich einnisteten; da die Fürsten selbst nach ausländischen Besitzungen und Verbindungen strebend, die vaterländischen Sitten vergaßen; was war natürlicher[4] und unvermeidlicher, als daß die Sprache[3] selbst entarten und verwildern mußte?.
[34] F. Schlegel, Dt. Gramm. (*1805), KFSA 17, 15, Nr. 75 f.: Zur Rhetorik gehört [...] die Theorie von der Metapher[1/3], 〈und〉 den Tropen. – Die lezten mehr in Prosa, Bild aber das Wesen der Poesie[8], weil dieses in Allegorie des Unendlichen besteht. | Tropen auch in der gemeinen Rede; gründen sich stets auf 〈still schweigende[2]〉 Uebereinkunft; – D.[as] Bild aber auf innere Aehnlichkeit der geistigen und sinnlichen Welt..
[35] F. Schlegel, Gesch. d. Lit. (1812), Dt. Mus. 1, 461: Das Genie[2] des Cervantes abgerechnet, dem wohl einiges frey stand, was einem andern zur Nachfolge nicht zu rathen wäre; so waren auch die Verhältnisse, unter denen er in Prosa darstellte und dichtete, ungleich günstiger, als die seiner Nachfolger. ➢ Volltext.
[36] Wienbarg, Aesth. Feldzg. (1834), 184: Goethe vergleicht [...] sehr richtig die französische Sprache[3] mit ausgeprägter Scheidemünze, die jeder in der Tasche bei sich trägt und der er sich auf das schnellste im Handel und Wandel bedienen kann, die deutsche aber mit einer Goldbarre, die sich ein jeder erst münzen und prägen muß; woher es auch ein gewöhnlicher Fall, daß der gemeinste Franzose rasch und fließend spricht, da er seine Wörter[1] ungezählt nur so ausgibt, der Deutsche aber, selbst der gebildete, sich nur selten so rund und voll auszudrücken vermag, als er wohl wünscht. Demselben Umstande hat die französische Prosa ihre Vollkommenheit zu verdanken und sie, die Prosa, ist es vor allen Dingen, was den Ruhm und auch den Wert der französischen Literatur gegründet hat, obwohl darüber noch 〈185〉 manche im unklaren sind und die französische Poesie[3], die Trauerspiele eines Corneille, Racine, die gereimten Lustspiele eines Moliere, die Henriade eines Voltaire usw. für die einflußreichsten und am meisten klassischen[3] Produkte der französischen Literatur erachten. Ich weiß nicht, ob die Franzosen ein rein poetisches[4] Produkt zustande gebracht haben, ich wüßte keins, wo nicht der Redner den Poeten überwöge oder wenigstens ihm den Rang abzulaufen versuchte; selbst in der neuesten[3/7] romantischen[14] Schule, an deren Spitze Viktor Hugo steht, und die ohne Zweifel an poetischem[4] Gehalt die altfranzösisch klassische[4/8?] überflügelt, spielt die Rhetorik, die Floskelei, die Tiradensucht die Hauptrolle..
[2] A. F. Bernhardi, Sprachlehre II (1803), 240: Es ist aus dem obigen klar, daß die romantische[1] Prosa von den Gattungen der prosaischen[1] Poesie[11] die Blüthe und Krone ist [...]. Denn diese ganze Gattung der Poesie[11] geht aus der Geschichte[7] hervor, und im Roman[1] also, der eine historische Gattung ist, muß sie sich am 〈241〉 genauesten anschließen, und in ihrer höchsten Vollkommenheit darstellen können. ➢ Volltext.
[3] Bürger, Vorr. Ged. (1789), 34: [...] daß es die gelehrten, geist- und herzreichen, geschmackvollen, beredten Schriftsteller in Prosa und Versen sind, welche dem Verstande Licht, dem Herzen Rechtschaffenheit und Adel[5], der ganzen Empfindsamkeit Stimmung zu den schönsten[1] und edelsten Melodieen, den Sitten Glätte, Geschmeidigkeit und Anmuth, allen Leibes- und Geisteskünsten Vollkommenheit und Schönheit[1] verleihen..
[4] Goethe, Andenk. Wieland (1813), WA I, 36, 324: Haben wir jedoch, in sofern von Ansicht, Gesinnung, Übersicht die Rede sein kann, Shaftesbury und Wieland vollkommen ähnlich gefunden, so war doch dieser jenem an Talent weit überlegen; denn was der Engländer verständig lehrt und wünscht, das weiß der Deutsche, in Versen und Prosa, dichterisch und rednerisch auszuführen. | Zu dieser Ausführung aber mußte ihm die französische Behandlungsweise am meisten zusagen. Heiterkeit[4], Witz[1], Geist[20], Eleganz ist in Frankreich schon vorhanden; seine blühende Einbildungskraft, welche sich jetzt nur mit leichten und frohen Gegenständen beschäftigen 〈325〉 will, wendet sich nach den Feen- und Rittermährchen, welche ihm die größte Freiheit[5] gewähren. Auch hier reicht ihm Frankreich in der Tausend und Einen Nacht, in der Romanenbibliothek schon halb verarbeitete zugerichtete Stoffe, indessen die alten[11] Schätze dieses Fachs, welche Deutschland besitzt, noch roh und ungenießbar dalagen..
[5] Goethe, Not. u. Abhdlg. (1829), WA I, 7, 238: Man erinnere sich des entschiedensten Beifalls den wir Deutschen einer solchen Übersetzung der Sakontala gezollt, und wir können das Glück was sie gemacht gar wohl jener allgemeinen Prosa zuschreiben, in welche das Gedicht aufgelös't worden. Nun aber wär' es an der Zeit uns davon eine Übersetzung der dritten Art zu geben, die den verschiedenen Dialekten[1], rhythmischen, metrischen und prosaischen Sprachweisen 〈239〉 des Originals entspräche und uns dieses Gedicht in seiner ganzen Eigenthümlichkeit auf's neue erfreulich und einheimisch machte..
[6] v. d. Hagen, Vorr. Lit. Grdriß (1812), III: Der Zweck dieses Werkes ist eine literarische Grundlage zu einer ausgeführten Geschichte[7] der älteren Deutschen Poesie[3]. Nur die Werke und Überbleibsel, welche dieser angehören, d. i. innere und zugleich äußere poetische[5] Form haben, kommen hier in Betracht: beides ist ursprünglich unzertrennlich, und die poetische[6] Prosa, so wie prosaische[2] Poesien[3], sind neue Undinge.
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.[7] v. d. Hagen, Vorr. Lit. Grdriß (1812), III f.: Der bei weitem größte und bedeutendste Theil der Deutschen Literatur bis in das sechzehnte Jahrhundert, gehört der Poesie[3] an, und dieser ganze Zeitraum ist vorzugsweise der poetische[5]; denn die eigentliche Bildung[1] der Prosa fällt erst in's funfzehnte und sechzehnte Jahrhundert, zugleich mit der Buchdruckerkunst: auf ähnliche Weise wie in Griechenland mit der Schreibkunst. Die gleichzeitige Reformazion war dabei gewiß auch nicht ohne Einfluß: so wie dagegen der Katholizismus der Poesie[3] so günstig gewesen war. Zwar ist die frühe Einwirkung eben dieser Religion und einer fremden[1] Sprache[3] 〈IV〉 und Schrift wieder störend für die eigenthümliche Entwickelung der Deutschen Nazionalpoesie gewesen, hat dieselbe frühe zu frommen oder bloß gelehrten Zwecken verarbeitet, und besonders durch Übersetzung religiöser und klassischer[7] Schriften, zugleich eine breite Prosa neben ihr erzeugt: durch welches alles auch die die [sic] Deutsche Poesie[3] den Karakter[1] der romantischen[1] an sich trägt, und sich das eigenthümliche Streben dieser zum prosaischen[1] Roman[1] kund giebt. Dennoch ist die Poesie[3] hauptsächlicher Ausdruck dieser ganzen Zeit[3], und zwar, wie es uns scheint, der eigenthümlichste für Deutschland, indem nicht nur die alte Volkspoesie sich trefflich ausbildete, sondern auch die fremden[1] Romane[1] und religiösen Dichtungen kräftig angeeignet wurden, um so eher, da ihr Geist[12] ursprünglich von hier ausging oder doch verwandt war. So ist denn auch in dieser ganzen Periode eine vollständige poetische[5] Entwickelung sichtbar, und die in der älteren Zeit[3] häufigere Prosa, verliert sich in der eigentlichen Blüthezeit des zwölften und dreizehnten Jahrhunderts immer mehr, und selbst die Bibel und Kroniken erscheinen in Reimen.
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.[8] v. d. Hagen, Vorr. Lit. Grdriß (1812), V: So wie wir [...] die Prosa ausschließen, sogar solche Romane[1], von denen keine alte[9] poetische[5] Darstellung vorhanden oder bekannt ist, z. B. den Oktavian, die Melusina, Magelona: so haben wir auch die poetischen[5] Kroniken und historischen Gedichte und Lieder übergangen [...]. Doch haben wir solche Gedichte dieser Art, welche durch eine fabelhafte oder romantische[2] Darstellung sich den älteren[9] Heldenmythen anreihen, mit aufgeführt [...]. ➢ Volltext.
[9] Herder, Gott (
2
1800), SW 16, 464: In der Kritik[3] hat man die Probe, daß was in Prose Unsinn ist, es auch in Versen seyn müsse [...]..[10] A. Müller, Beredsamk. (!1812; 1816), 85: In dem Maße, als der einzelne Redner nach der Fülle seines Gegenstandes strebt, wird auch seine Rede rythmischer, seine Prosa nähert sich der Poesie[3], nicht etwa indem sie sich poetischer[4] Mittel, Bilder oder gar, wie es mitunter schlechte Prediger auf der Kanzel versucht haben, der Verse und des Reims bedient, sie wird nicht etwa zu dem ekelhaften Zwitter, den man poetische[6] Prosa genannt hat und die mit den weibischen Männern zu vergleichen seyn möchte, sondern wie der recht männliche Mann im Umgang mit Frauen[1] durch das Gesetz der Schönheit[1], durch die Sitte gedämpft und veredelt wird, so wird der wahre Redner durch den Umgang mit der Poesie[3/4], durch das Leben in ihrem Elemente, durch Aufenthalt als Gast in jener göttlichen Region, die sie immerwährend bewohnt, kurz 〈86〉 durch den Einfluß des wahren Geschmacks, der im Gebiete der Poesie[3/4] einheimisch ist, auf gewisse Weise verklärt, beruhigt: seine Rede wird, obwohl auf ganz andre eigenthümliche, männliche Weise, rythmisch und vollendet..
[11] A. Müller, Beredsamk. (!1812; 1816), 100: Nirgends aber haben sich Poesie[3] und Beredsamkeit gleichmäßiger entwickelt als in jenem griechischen[2] Vaterlande der Beredsamkeit, nirgends ist die Grenze beider strenger gezogen worden als dort: nirgends fühlt man wie im Studium der griechischen[2] Literatur, daß sie in einem Geschlechtsverhältniß zueinander stehn, daß sie sich untereinander veredeln und vermenschlichen, nirgends sind die Zwittergattungen der poetischen[6] Prosa und der prosaischen[2] Poesie[3] so unerhört oder doch der Gegenstand eines so entschiedenen Abscheus..
[12] Mundt, Dt. Prosa (1837), 323: Auch Liscov, der größte Satiriker des achtzehnten Jahrhunderts, der seinen ätzenden ironischen[1] Genius in einer vortrefflichen Prosa leuchten ließ, kehrte 〈324〉 seine gefährlichen Waffen gegen den schlechten Geschmack. Niemals hat Gott für elende Schriftsteller eine größere Plage geschaffen, als diesen unerbittlichen Geist[32], der sich seine Opfer nur in der Literatur suchte und so grausam war, einen „gründlichen Erweis der Nothwendigkeit und Vortrefflichkeit der elenden Scribenten“ zu schreiben. Mit hohnlachendem Jubel schwingt er das Panier seines Spottes und saugt sich wie ein Vampyr an das bloße Fleisch seiner Gegner an. Dann ruht er nicht eher, als bis er die Leiche vor sich liegen sieht, und verläßt sie mit einem unangenehmen Lächeln..
[13] A. W. Schlegel, Beytr. (1798), 174: Im blonden Ekbert werden [...] Schauer erregt, an denen keine Häßlichkeit der Erscheinungen Theil hat, und die um so überraschender treffen, weil sie nicht mit großen Zurüstungen herbeygeführt werden. Durch die ganze Erzählung geht eine stille Gewalt der Darstellung, die zwar nur von jener Kraft des Geistes[20] herrühren kann, welcher „die Gestalten unbekannter Dinge“ bis zur hellen Anschaulichkeit und Einzelnheit Rede stehn, deren Organ[1] jedoch hier vorzüglich die Schreibart ist: eine nicht sogenannte poetische[6], vielmehr sehr einfach gebaute, aber wahrhaft poetisirte Poesie [sic; gemeint sein dürfte jedoch Prosa1]. Das Geheimniß ihres Maßes und ihrer Freyheit[1], ihres rhythmischen Fortschrittes, und ihres schön[2] entfaltenden Überflusses hat, für unsre Sprache[3] wenigstens, Goethe entdeckt; und die Art wie Tieck seinen Styl, besonders im Wilhelm Meister und in dem goldnen Mährchen, dem Mährchen par 〈175〉 excellence, studirt haben muß, um es ihm so weit abzulernen, würde allein schon seinen Sinn[5] für dichterische Kunst[6] bewähren. ➢ Volltext.
[14] A. W. Schlegel, Vorles. philos. Kunstlehr. (!1798–99), KAV 1, 58: Vom Volksaberglauben, der sich zum ursprünglichen Mythus ungefähr so verhält, wie die Volkspoesie nach der entstandenen Prosa zur Naturpoesie vor derselben, muß noch unterschieden werden, wenn der poetische[2] Geist[12] der Sitten und Verfassung eines Volkes[1], oder selbst eines einzelnen Standes nach Erlöschung der mythischen Nationalreligion wieder jenen Partialmythus hervorbringt, z. B. die romantische[12/2] Ritterfabel des Mittelalters. Diese neumythischen Dichtungen können füglich, wenn sie vom Volke[5] gedichtet sind, nicht so feinen Geist[12] und reinen Geschmack haben, als wenn fühlende Dichter[1] sie schaffen. Diese müßten also jenen ohne Not verfeinern und ausbilden..
[15] A. W. Schlegel, Nachschr. (1799), 277: In Ihrem Don Quixote erkenne ich die reiche Zierlichkeit, die wohlklingende und gerundete Umständlichkeit der Castilianischen Prosa; in den Liedern und Sonetten glaube ich Laute jener süßen südlichen Poesie[3] zu vernehmen, deren geistiger Geist[12] und sinnreich zarte Gefühle uns noch so fremde[4] sind. ➢ Volltext.
[16] A. W. Schlegel, Entw. Krit. Inst. (*1800), SW 8, 51 ff. (53): Ebenso soll die Allgemeinheit, die wir suchen, nur darin be〈52〉stehen, daß wir dasjenige umfassen, was wirklich einen gemeinschaftlichen Mittelpunkt hat, also was den Menschen als Menschen interessiert und einen integrierenden Theil der gesamten höheren Geistesbildung ausmacht. Hiedurch sind also ausgeschlossen alle Bücher, die bloß empirische Data oder positive Sätze ohne Beziehung auf ein System oder Herleitung aus Principien zusammentragen, ingleichen alle bloß technischen Kenntnisse, die lediglich durch ihre Verwendung zu einem bedingten Zwecke einen Werth erhalten. | Unsre Gegenstände würden also folgende sein: | 1) Philosophie in ihrem weitesten Umfange. | 2) Naturwißenschaft. Da alle Naturbeobachtung, die den Namen verdienen kann, zu allgemeinen Naturgesetzen hinstrebt und die Spekulation über die Natur[2] ihre Sätze bis in die speciellste Erfahrung hinein bewährt wißen will, so würde sich die Kritik[7] sowohl über empirische als spekulative Physik verbreiten müßen, und es könnte nicht leicht zu viel in diesem Fache geschehen, da das Interesse des Zeitalters vorzüglich darauf gerichtet ist. [...] | 3) Von der Geschichte[4] dasjenige, was durch seinen Inhalt oder durch seine Form unmittelbaren Werth und Interesse hat und diese nicht erst durch äußerliche Brauchbarkeit erhält: also alles zur Geschichte[4] der Menschheit[1] Gehörige, dann historische Kunstwerke[4]. | 4) Von der Philologie: philosophische Grammatik und Beurtheilung der einzelnen Sprachen[3] nach Principien derselben, philologische Kritik[1] und Auslegungskunst. | Das Studium des klassischen[7] Alterthums[2] fällt unter die beiden vorhergehenden Rubriken, deren Bestimmung ausweist, was davon hier behandelt werden soll. Nur insofern sein Inhalt einen Theil der Kulturgeschichte ausmacht, gehört es in das historische Fach; seine Methode, Hülfsmittel u. s. w. in das philologische oder grammatische. | 5) Schöne[2] Kunst[9] und Theorie derselben. | Poesie[11] in ihrem weitesten Umfange, Beredsamkeit nach ihrer 〈53〉 richtigeren Bestimmung, als schöne[2] Komposition in Prosa, und überhaupt was zur schönen[2] Litteratur gerechnet wird, würde den Hauptartikel in dieser Rubrik ausmachen. .
[17] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. I (
!
1801–02), KAV 1, 417: Keine andre mir bekannte Sprache[3] hat einen so eigenthümlichen und von der Prosa so weit abweichenden poetischen[5] Theil gehabt als die Griechische. Dieß verdankte sie zum Theil der freyen Entwicklung verschiedner Dialekte[1], die einen so schönen und harmonischen Charakter[1] gewannen, daß sie den verschiednen Dichtarten zum Grunde gelegt werden konnten. So war das Ionische der epische Dialekt[1], das Aeolische und Dorische der lyrische, das Attische der dramatische: der erste durch 〈418〉 Fülle und Stätigkeit, die beyden folgenden durch energisch ausgesprochne Eigenthümlichkeit, der letzte endlich durch muntre lebhafte Gewandtheit für ihre Gattungen einzig geeignet..[18] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. II (!1802–03), KAV 1, 773: Prosaische[1] Theile in komischen Partien Romantischer[12] Dramen. Sehr zu billigen. Alte[10] Poesie[11]: Reine Sonderung der Kunst[13] und Natur[19]; verlor sich also in der Prosa, ohne den Rückweg zur Poesie[3] finden zu können. Romantische[12/10] Poesie[11]: unauflösliche Verschmelzung von Kunst[13] und Natur[19]. Also Prosa schon als ursprünglicher Bestandtheil aufgenommen..
[19] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (!1803–04), KAV 2.1, 130: Unter den Quellen der romantischen[12] Poesie[11] und ihren früheren Naturproducten haben wir bis jetzt von allem demjenigen geredet, was zusammen die romantische[12] Mythologie ausmacht, und als Stoff einer höheren Ausbildung in andern Formen empfänglich war, wo also besonders Erfindung der Begebenheiten und Geist[12] der Composition im Ganzen in Betracht kam. Hierher gehörten die Rittergedichte, welche nachher zum Teil in Prosa aufgelöst im Druck erschienen [...]. [...] Endlich die eigentliche Volkspoesie der vorigen Jahrhunderte, worunter besonders die Romanze, als reichhaltigen poetischen[4] Stoff in der einfachsten Gestalt darbietend, hervorsticht [...]. Mit dieser kamen wir bis auf ziemlich moderne[8] Zeiten[3] herunter, die [...] schon ziemlich weit über die Epoche der romantischen[12] Kunstpoesie hinübergreifen. Wir müssen jetzt in der Zeit[1] beträchtlich wieder zurückgehn, um auf eine Classe[1] von Dichtern zu kommen, deren Hervorbringungen weniger durch den Inhalt, [...] als durch die Formen Vorbilder für die romantische[12] Kunst[3] geworden sind: ich meyne die Provenzalischen Troubadours..
[20] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (!1803–04), KAV 2.1, 183: Die drey Stifter der romantischen[12] Kunst[3] [sc. Dante, Petrarca, Boccaccio], von denen wir im bisherigen gesprochen, haben durch ihre Werke aufs Stärkste die ursprüngliche Eigenthümlichkeit der neueren[3] Poesie[11] bekundet, und können uns zum Beyspiel dienen, daß für uns in der bloßen und uneingeschränkten Nachahmung des classischen[7] Alterthums[2] das Heil nicht zu suchen ist. [...] Boccaz ist [...] der erste, welcher den ganzen Sprachschatz mit philologischer Gründlichkeit zum Vortheil der Darstellung verwandte, und gleichsam die Gränzen der romantischen[12/1] Prosa, von heroischer Würde und leidenschaftlicher Energie bis zum vertraulichen Tone des Scherzes abgesteckt hat. Theils hat er ihr classische[3/7?] Gediegenheit und Großheit in den periodischen Verknüpfungen zu geben gesucht, theils die Sprache[4] des gemeinen Lebens durch geschicktes Anbringen in zierlichen Wendungen geadelt..
[21] A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (
!
1803–04), KAV 3, 303: Es ist für die Poesie[3] unendlich vortheilhaft, wenn in einer Sprache[3] für die [poetische] Licenz ein weites Feld offen gelassen ist, welches besonders durch den Zusammenfluß verschiedner Dialecte[1], verständliche Erhaltung des Alten, und Fähigkeit zu neuen Ableitungen bewerkstelligt wird [...]. Zuerst hat dieß den negativen Vortheil, daß die Poesie[3] dadurch ihre Verschiedenheit von der Prosa und ihren Vorsatz sich in einer freyeren Sphäre zu bewegen, selbst dem Ohre[4] 〈unmittelbar〉 ankündigt; dann aber wird die Sprache[3] durch diese Breite zu einem weit biegsameren Organ[1] für sie. Sie hat sich dabey nur vor der Gefahr zu hüten, daß dieser poetische[5] 〈304〉 Dialekt[1] nicht ins conventionelle ausarte, bloße Phrase werde, so wie dem unvermeidlichen, oft sehr heilsamen Gebrauche der Terminologie [22] A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (!1803–04), KAV 3, 358: Überhaupt scheint die Dürftigkeit der Deutschen Gelehrten gegen die Wohlhabenheit der Holländischen, welche einen Theil ihres Vermögens auf literarische Hülfsmittel wenden konnten, und die Nothwendigkeit, ihre meiste Zeit[6] mit dem Unterricht zu verderben, ihren Unternehmungen hinderlich gewesen zu seyn. Indessen hat es in Deutschland von jeher viele gründliche Philologen gegeben. Nur in den neuesten Zeiten[3] sind Versuche gemacht worden, das Studium auf die falsche Bahn zu lenken. Es war Heyne besonders, welcher auf eine Reformation drang, wozu auch die bisherige nicht seltne Anhäufung eines pedantischen Wustes Vorwände genug darbot. Er verlangte, man solle bey Lesung der Classiker gleich auf dasjenige gehen, was zur Bildung[2] des Geistes[14] und Veredlung des Gemüths bey tragen könne. Dieß hatten die älteren Philologen unstreitig auch beabsichtet, allein sie hatten mit gutem Grunde gemeynt, es sey hinreichend den Schülern gründlich den Buchstaben[11] der alten Autoren zu eröffnen, so würde ihnen der Geist[30] schon von selbst aufgehen. Aus der Heyneschen Schule hingegen gingen nun Commentare hervor, worin die Leser unaufhörlich wie mit der Nase auf die poetischen[4] Schönheiten hingestoßen werden, voll von Paraphrasen der Diction in Prosa, um zu zeigen durch welche Stufen der Dichter zu einem so gelehrten und künstlichen Schmucke gelangt sey, gleichsam als wenn ein Gedicht wie ein phraseologisches Exercitium nach einem prosaischen[1] Schema ausgearbeitet würde..
[23] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 65: Bey den meisten meiner Zuhörer darf ich keine unmittelbare aus eignem Studium der Ursprache geschöpfte Bekanntschaft mit den Griechen voraussetzen. Uebersetzungen in Prosa oder auch in Versen, 〈66〉 die aber nichts andres als Verkleidungen in den modernen[1] Geschmack sind, können keine wahre Vorstellung vom griechischen[2] Schauspiel verschaffen. Wahrhaft treue Uebersetzungen, und welche im Ausdruck und Versbau zu gleicher Höhe mit dem Original hinanstrebten, hat man bis jetzt wohl nur im Deutschen versucht. Allein, wiewohl unsre Sprache[3] äußerst biegsam und in vielen Stücken der griechischen[2] ähnlich ist, so bleibt es doch immer ein Kampf mit ungleichen Waffen; und nicht selten tritt an die Stelle der griechischen[2] freyen[13] Anmuth, Steifheit und Härte. ➢ Volltext.
[24] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. II.1 (1809), 145: Die französische Sprache[3] ist mancher Kühnheiten durchaus unfähig, sie hat wenig dichterische Freyheit[1], und trägt die ganze grammatische Gebundenheit der Prosa in die Poesie[3] über. ➢ Volltext.
[25] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. II.2 (1811), 13 f. (14): Die antike[2] Kunst[11] und Poesie[11] geht auf strenge Sonderung des Ungleichartigen, die romantische[12] gefällt sich in 〈14〉 unauflöslichen Mischungen; alle Entgegengesetzten: Natur[19] und Kunst[13], Poesie[3] und Prosa, Ernst und Scherz, Erinnerung und Ahndung[1], Geistigkeit und Sinnlichkeit, das Irdische und Göttliche, Leben und Tod, verschmelzt sie auf das innigste mit einander. [...] [D]ie gesamte alte[10] Poesie[11] und Kunst[11] [ist] gleichsam ein rhythmischer Nomos, eine harmonische Verkündigung der auf immer festgestellten Gesetzgebung einer schön[1] geordneten und die ewigen Urbilder der Dinge in sich abspiegelnden Welt. Die romantische[12/4] hingegen ist der Ausdruck des geheimen Zuges zu dem immerfort nach neuen[1] und wundervollen Geburten ringenden Chaos, welches unter der geordneten Schöpfung, ja in ihrem Schooße sich verbirgt: der beseelende Geist[12/1] der ursprünglichen Liebe schwebt[1] hier von neuem[2] über den Wassern. Jene ist einfacher, klarer, und der Natur[2] in der selbständigen Vollendung ihrer einzelnen Werke ähnlicher; diese, ungeachtet ihres fragmenta〈15〉rischen Ansehens, ist dem Geheimniß des Weltalls näher. Denn der Begriff[5] kann nur jedes für sich umschreiben, was doch der Wahrheit nach niemals für sich ist; das Gefühl wird alles in allem zugleich gewahr. ➢ Volltext.
[26] F. Schlegel, Fragm. Litt. u. Poes. (*1797), KFSA 16, 136, Nr. 606: Alle π [Poesie3] soll Prosa, und alle Prosa soll π [Poesie3] sein. Alle Prosa soll romantisch[1] sein. – Alle Geisteswerke sollen romantisiren[1] d[em] Roman[1] s.[ich] möglichst approximiren..
[27] F. Schlegel, Lyc.-Fragm. (1797), 134, Nr. 7: Mein Versuch über das Studium der griechischen[2] Poesie[11] [sc. F. Schlegel, Stud. grch. Poes. (*1795; 1797)] ist ein manierirter Hymnus in Prosa auf das Objektive in der Poesie[11]. Das Schlechteste daran scheint mir der gänzliche Mangel der unentbehrlichen Ironie[1]; und das Beste, die zuversichtliche Voraussetzung, daß die Poesie[11] unendlich viel werth sei; als ob dieß eine ausgemachte Sache wäre.
➢ Volltext
.[28] F. Schlegel, Ath.-Fragm. (1798), 28, Nr. 116: Die romantische[12/14/1/9/4/10/11] Poesie[11] [...] will, und soll [...] Poesie[3] und Prosa, Genialität und Kritik[1], Kunstpoesie, und Naturpoesie bald mischen, bald verschmelzen [...]. ➢ Volltext.
[29] F. Schlegel, Ath.-Fragm. (1798), 58, Nr. 220: Ist aller Witz[2/3/4] Prinzip und Organ[1] der Universalphilosophie, und alle Philosophie nichts andres als der Geist[12] der Universalität, die Wissenschaft aller sich ewig mischenden und wieder trennenden Wissenschaften, eine logische Chemie: so ist der Werth und die Würde jenes absoluten, enthusiastischen, durch und durch materialen Witzes[4], worin Baco und Leibniz, die Häupter der scholastischen Prosa, jener einer der ersten, dieser einer der größten Virtuosen war, unendlich. Die wichtigsten wissenschaftlichen Entdeckungen sind bonmots der Gattung. Das sind sie durch die überraschende Zufälligkeit ihrer Entstehung, durch das Kombinatorische des Gedankens, und durch das Barokke des hingeworfenen Ausdrucks. Doch sind sie dem Gehalt nach freylich weit mehr als die sich in Nichts auflösende Erwartung des rein poetischen[4] Witzes[4]. Die besten sind echappées de vue ins Unend〈59〉liche. Leibnizens gesammte Philosophie besteht aus wenigen in diesem Sinne witzigen Fragmenten und Projekten. ➢ Volltext.
[30] F. Schlegel, an A. W. Schlegel (25. 2. 1799), KFSA 24, 234: Auch die Verse misfallen mir nicht in der Prosa, da jeder göttliche Dialekt[1] das Recht haben muß einzig zu seyn, und die himmlischen eben werden wie es ihnen gut däucht. .
[31] F. Schlegel, Gespr. Poes. (1800), 81: Vor Cervantes war die
Prosa
der Spanier im Ritterbuch auf eine schöne Art alterthümlich, im Schäferroman blühend, und ahmte im romantischen[
]
[
]
➢ Volltext
.[32] F. Schlegel, Fragm. Poes. u. Litt. (*1801), KFSA 16, 322, Nr. 810: Der Charakter[1] d[er] oriental.[ischen][1] Sprache[n][3] viell.[eicht] das Auseinandertreten der Pole. Daher Diphtonge [sic] und Di[phtong-]Consonanten (Analogie des Deutschen) dahingegen d[as] Griech[ische][5] auf ein Mit〈322〉telmaaß geht. [...] Zwischen dies[em] und d[em] Deutsch[en] oder d[em] Eleg.[ischen] die Prosa in drei Epochen 1) Classisch[5] ohne Farbe 2) auf Vokale und Conson.[anten] berechnet, rom[antisch][1] pict[oresk2] und μους [musikalisch7] 3) Synthesis von beiden, groß romantisch[1/10]..
[33] F. Schlegel, Less. Ged. u. Mein. I (1804), 48: An einzelnen großen Geistern[32] jeder Art hat es überhaupt in Deutschland in keinem Jahrhundert gefehlt; und man darf wohl sagen, daß oftmals hier in Einem vereinigt war, was bei andern Nationen[1] unter Hunderte vertheilt ist. Doch war das alles nur einzeln, und blieb ohne Folgen. Die alte[1] Dichtkunst war verlohren und vergessen, die Ausbildung der Prosa gleichsam schon vor ihrer Entstehung gehindert, und immer mehr und mehr zerstörte die Nation[1] sich selber. Eine Zerrüttung und Ein Bürgerkrieg folgte dem andern, und da die Reformation endlich durch die unglückliche Wendung, welche sie nahm, die Trennung der Nation[1] gleichsam 〈49〉 auf ewig sanctionirte, da ganze Provinzen in eingebildeter Freiheit[7] sich losrissen, um endlich, wie es sich voraussehen ließ, unter fremdes[1] Joch zu sinken; da Ausländer jeder Art sich einnisteten; da die Fürsten selbst nach ausländischen Besitzungen und Verbindungen strebend, die vaterländischen Sitten vergaßen; was war natürlicher[4] und unvermeidlicher, als daß die Sprache[3] selbst entarten und verwildern mußte?.
[34] F. Schlegel, Dt. Gramm. (*1805), KFSA 17, 15, Nr. 75 f.: Zur Rhetorik gehört [...] die Theorie von der Metapher[1/3], 〈und〉 den Tropen. – Die lezten mehr in Prosa, Bild aber das Wesen der Poesie[8], weil dieses in Allegorie des Unendlichen besteht. | Tropen auch in der gemeinen Rede; gründen sich stets auf 〈still schweigende[2]〉 Uebereinkunft; – D.[as] Bild aber auf innere Aehnlichkeit der geistigen und sinnlichen Welt..
[35] F. Schlegel, Gesch. d. Lit. (1812), Dt. Mus. 1, 461: Das Genie[2] des Cervantes abgerechnet, dem wohl einiges frey stand, was einem andern zur Nachfolge nicht zu rathen wäre; so waren auch die Verhältnisse, unter denen er in Prosa darstellte und dichtete, ungleich günstiger, als die seiner Nachfolger. ➢ Volltext.
[36] Wienbarg, Aesth. Feldzg. (1834), 184: Goethe vergleicht [...] sehr richtig die französische Sprache[3] mit ausgeprägter Scheidemünze, die jeder in der Tasche bei sich trägt und der er sich auf das schnellste im Handel und Wandel bedienen kann, die deutsche aber mit einer Goldbarre, die sich ein jeder erst münzen und prägen muß; woher es auch ein gewöhnlicher Fall, daß der gemeinste Franzose rasch und fließend spricht, da er seine Wörter[1] ungezählt nur so ausgibt, der Deutsche aber, selbst der gebildete, sich nur selten so rund und voll auszudrücken vermag, als er wohl wünscht. Demselben Umstande hat die französische Prosa ihre Vollkommenheit zu verdanken und sie, die Prosa, ist es vor allen Dingen, was den Ruhm und auch den Wert der französischen Literatur gegründet hat, obwohl darüber noch 〈185〉 manche im unklaren sind und die französische Poesie[3], die Trauerspiele eines Corneille, Racine, die gereimten Lustspiele eines Moliere, die Henriade eines Voltaire usw. für die einflußreichsten und am meisten klassischen[3] Produkte der französischen Literatur erachten. Ich weiß nicht, ob die Franzosen ein rein poetisches[4] Produkt zustande gebracht haben, ich wüßte keins, wo nicht der Redner den Poeten überwöge oder wenigstens ihm den Rang abzulaufen versuchte; selbst in der neuesten[3/7] romantischen[14] Schule, an deren Spitze Viktor Hugo steht, und die ohne Zweifel an poetischem[4] Gehalt die altfranzösisch klassische[4/8?] überflügelt, spielt die Rhetorik, die Floskelei, die Tiradensucht die Hauptrolle..
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