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Semantik 
Belege 
[1] Klingemann, Poesie (1800), 55: Die Poesie geht durch die ganze Kunst[2]; sie ist das Innerliche in ihr, und der geheime wunderliche Geist[12], der später erst durch sie zur Erscheinung kommt. Die Kunst[2] selbst ist nur Organ[1] der Poesie, sie aber ist die Seele des Ganzen, und das heilige Feuer, das unsichtbar sich entzündet. So ist die Dichtkunst allein nicht ihre einzige Heimath; sondern sie herrscht unumschränkt auch in der Skulptur und Mahlerei[2], und redet zart und geistig aus der Musik[4] uns an. Sie ist es eben, wodurch die Kunst[2] sich ausbreitet, und allgemein wird; denn Poesie ist die Grundanlage der Menschheit[1] überhaupt, und sie zeichnet sich nur, dem Grade nach, stärker oder schwächer in den Einzelnen aus. | Die Poesie ist das eigentlich Absichtslose, oder die Natur[19] in der Kunst[2]; Niemand vermag sie zu erringen, oder durch Kunst[2] sich anzueignen; sie ist vielmehr eine freie[5] Gunst der Götter[4], und wird dem Menschen[1] schon bei seiner Geburt zu Theile.

[2] F. Schlegel, Gespr. Poes. (1800), 58 f.: Die Vernunft ist nur eine und in allen dieselbe: wie aber jeder Mensch seine eigne Natur
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12
]
hat und seine eigne Liebe, so trägt auch jeder seine eigne
Poesie
in sich. Die muß ihm bleiben und soll ihm bleiben, so gewiß er der ist, der er ist, so gewiß nur irgend etwas Ursprüngliches in ihm war; und keine Kritik kann und darf ihm sein eigenstes Wesen, seine innerste Kraft rauben, um ihn zu einem allgemeinen Bilde ohne Geist
[
12
]
und ohne Sinn
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2
]
zu läutern und zu reinigen, wie die Thoren sich bemühen, die nicht wissen was sie
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wollen. Aber lehren soll ihn die hohe Wissenschaft ächter Kritik, wie er sich selbst bilden muß in sich selbst, und vor allem soll sie ihn lehren, auch jede andre selbständige Gestalt der
Poesie
in ihrer classischen
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3
]
Kraft und Fülle zu fassen, daß die Blüthe und der Kern fremder Geister
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32
]
Nahrung und Saame werde für seine eigne Fantasie[1].


[3] Schelling, Syst. transsc. Id. (1800), 460 ff. (462).

[4] Schelling, Syst. transsc. Id. (1800), 462 f..

[5] A. W. Schlegel, Gemählde (1799), 106.

[6] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 6.














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