[1]
Novalis, Begeist. (*
?1790), NS 2, 22 f. (23)
: Wie sich allmählich die Sprache[1] auszubilden anfing und nicht mehr bloß in Naturtönen stammelte, sondern mit vollem Strome 〈23〉 der Jugendfülle des menschlichen Geschlechts[7] dahinbrauste und jeder Ton[1], jede Stimme[3] derselben fast Empfindung und durch abstrakte Begriffe[1] und Erfahrung noch nicht ausgebildet und verfeinert war, da entstand zuerst die Dichtkunst, die Tochter des edelsten Ungestüms der erhabensten und stärksten Empfindungen der Leidenschaften, die sich zwar nachher wie ein Chamäleon nach den Organisationen der verschiedenen Erdstriche, Zeiten[3] und Charaktere[4] umgebildet, aber in ihrer Urbedeutung, zu ihrer größten Stärke, Zauberei und Wirkung auf die Gemüter, ihrer Mutter, der hohen Begeisterung[1], noch immer nötig hat..
[2]
Novalis, Begeist. (*
?1790), NS 2, 23
: Alles dies [...] gilt nur hauptsächlich von dem Morgenlande[2], dem eigentlichen Vaterlande der Menschheit[2], Sprache[1], Dichtkunst [...], von woher eigentlich wie vom Urstamme sich alles in die übrigen Erdgegenden und Zonen nur fortgepflanzt hat und eingepfropft worden ist. Das ganze Klima[1] desselben war für die Kindheit des menschlichen Geschlechts und der Künste[2] und Wissenschaften[1] wie seine Gegenden ganz vorzüglich geschickt; die Menschen[1] und Künste[2] erhielten hier die Kraft, die sie in den kältesten Wüsten und Regionen noch immer nach vielen Jahrhunderten erhält und ihnen feste Wurzeln fassen läßt: die schönen[1] Gegenden, die Wärme und Heiterkeit[1/2] des selten bewölkten Himmels bildeten sie, nährten sie, und die Fruchtbarkeit des Bodens ließ ihnen Ruhe, sich allmählich auszubilden und zu reifen; das ihnen in einem weniger milden Boden durch die Einflüsse des Klima[1], stumpfere Organisation und ängstliche Mühe und Suchen nach Lebensunterhalt und nach den notwendigsten Bedürfnissen wäre verwehrt worden..