[1]
Görres, Tt. Volksb. (1807), 290
: So wäre es daher verständig wohl, nicht ferner mehr so sehr zu pochen auf das was wir geleistet, und bey unsern Vätern anzufragen, daß sie in unserm Misere uns ihren Geist nicht vorenthalten, und uns erquicken in unserer Noth, mit dem was Gutes und Schönes sie gebildet: sie sind immer die Nächsten uns, und werden es uns nicht entgelten lassen, was wir in den Tagen unseres Stolzes gegen sie verbrochen haben. Auch das wird uns fernerhin wenig zieren, sie herabzusetzen so ganz und gar gegen die alte[10] classische[3] Zeit[3] in Griechenland; die Griechen mögten sonst, wenn wir so gar knechtisch von unserm und unserer Väter Naturelle denken, uns wohl für Heloten nehmen, die sich mit ihrer Herren Sitte und ihrer Art nach gemeiner Sclaven Weise blähen wollten, und das würde uns wieder sehr empfindlich fallen.
[2]
Herder, Philos. Gesch. Bild. (1774), 91 f. (92)
: Endlich folgte, wie wir sagen, die Auflösung, die Entwickelung: lange ewige Nacht klärte sich in Morgen auf: es ward Reformation, Wiedergeburt der Künste[2], Wissenschaften, Sitten! – die Hefen sanken; und es ward – unser Denken! Kultur[3/4]! Philosophie! on commencoit à penser comme nous pensons aujourd'hui: on n'etoit plus Barbare. | 〈92〉 Keinen Zeitpunkt der Entwickelung des menschlichen Geistes hat man schöner[6] beschrieben als diesen!.
[3]
Herder, Bef. d. Hum. III (1794), 151
: Einzelne Blätter, die mir über die Humanität einiger griechischen Dichter und Philosophen
in die Hände gekommen sind, sollen Ihnen zu einer andern Zeit zukommen; jetzt bemerke ich nur, daß, wenn in spätern Zeiten bei irgendeinem Schriftsteller, er sei Geschäftsmann, Arzt, Theolog oder Rechtslehrer, eine feinere, ich möchte sagen, classische Bildung sich äußerte, diese meistens auch auf classischem Boden, in der Schule der Griechen und Römer erworben, der Sprößling ihres Geistes
gewesen..
[4]
A. W. Schlegel, Geist d. Zeitalt. (1803), Eur. 2, 78
: Deutschland, als die Mutter der Reformation, hat auch an sich selbst die schlimmsten Wirkungen von ihr erfahren: [Es ist] in zwei Nationen[1], die nördliche und südliche geschieden, die ohne Zuneigung und Harmonie von einander nicht wissen, und sich hinderlich fallen, statt gemeinschaftlich herrliche Erscheinungen des Geistes hervorzurufen [...]. ➢ Volltext.
[5]
A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (
!1803–04), KAV 3, 56
: Die Cultur[3] der Philologie scheint demnach auf der Überzeugung von dem unschätzbaren Werthe der Originalwerke, welche sie kritisch[4] und hermeneutisch behandelt, zu beruhen, und dieß ist die eigentliche Triebfeder der Begeisterung[3] für philologische Forschung. Denn da ihre Bemühungen mit keinem materiellen Interesse zusammenhängen, (wie zB. die Naturbeobachtung) da sie weder wie Historie und praktische Philosophie den praktischen Menschen[7] in Anspruch nehmen, noch wie die speculative den eigentlichen Wissenstrieb, da sie nicht ohne die anhaltendste Aufmerksamkeit auf scheinbare Kleinigkeiten, auf die Unterabtheilungen der Grammatik, auf Lesearten, Buchstaben[1] und Striche, gelingen können: so muß darin ein Gegengewicht gegeben seyn, daß sie in Bezug auf das höchste, was der menschliche Geist leisten kann, aufgewandt werden. .
[6]
A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 4
: Die Aesthetik oder die philosophische Theorie des Schönen[2] und der Kunst[2] ist unendlich wichtig in ihrer Beziehung auf die übrigen Untersuchungen über den menschlichen Geist; aber für sich allein ist sie darum noch nicht praktisch belehrend. Dieß wird sie erst durch ihre Verbindung mit der Geschichte[4] der Künste[2]. Kritik[2] nennen wir den Mittelbegriff zwischen der allgemeinen Lehre und der geordneten Erfahrung oder der Geschichte[4]. Die Vergleichung und Beurtheilung der vorhandenen Hervorbringungen des menschlichen Geistes muß uns die Bedingungen an die Hand geben, die zur Bildung[1] eigenthümlicher und gehaltvoller Kunstwerke[2] erfoderlich sind. ➢ Volltext.
[7]
A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (
21817), 3 f. (4)
: Die allgemeine philosophische Theorie der Poesie[1] und der übrigen schönen[2] Künste[1] stellt die Grundgesetze des Schönen[1] auf, die allen mit einander gemein sind. Jede Kunst[2] hat ferner ihre besondere Theorie, welche darauf abzweckt, die Gränzen, die Schwierigkeiten und die Mittel dieser Kunst[2] kennen zu lehren. Hiezu werden wissenschaftliche Erörterungen erfo〈4〉dert, welche dem Künstler nützlich, aber wenig anziehend für solche Freunde der Kunst[2] sind, die nur die Hervorbringungen ausgezeichneter Geister[32] genießen wollen. Die allgemeine Theorie hingegen zergliedert eine der menschlichen Natur[1] wesentliche Eigenschaft: die Fähigkeit das Schöne[1] zu empfinden, woraus das Bedürfniß der schönen[2] Künste[1] und das Wohlgefallen daran entsteht; sie zeigt das Verhältniß zwischen dieser Fähigkeit und allen übrigen sittlichen und erkennenden Fähigkeiten des Menschen. Sie ist also sehr wichtig für den Denker, aber an sich allein reicht sie nicht hin, um zur Führerin bey Ausübung der Kunst[2] zu dienen. | Die Geschichte[4] der schönen[2] Künste[1] lehrt uns, was geleistet worden, die Theorie, was geleistet werden soll. Ohne ein verbindendes Mittelglied würden beyde abgesondert und unzulänglich bleiben. Die Kritik[2] ist es, welche die Geschichte[4] der Künste[2] aufklärt, und ihre Theorie fruchtbar macht. Die Vergleichung und Beurtheilung der vorhandenen Hervorbringungen des menschlichen Geistes muß uns die Bedingungen an die Hand geben, die zur Bildung[1] eigenthümlicher und gehaltvoller Kunstwerke[2] erforderlich sind..
[8]
F. Schlegel, Ath.-Fragm. (1798), 129, Nr. 418
: [D]er Sternbald vereinigt den Ernst und den Schwung des Lovell mit der künstlerischen Religiosität des Klosterbruders und mit allem was in den poetischen[4] Arabesken, die er aus alten[1] Mährchen gebildet, im Ganzen genommen das Schönste[1] ist: die fantastische[2] Fülle und Leichtigkeit, der Sinn[5] für Ironie[3], und besonders die absichtliche Verschiedenheit und Einheit des Kolorits. Auch hier ist alles klar und transparent, und der romantische[4/12/1/9] Geist[11/12?] scheint angenehm über sich selbst zu fantasiren. ➢ Volltext.
[9]
F. Schlegel, Lucinde (1799), 86
: Je schöner[4] das Klima ist, je passiver ist man. Nur Italiäner wissen zu gehen, und nur die im Orient verstehen zu liegen; wo hat sich aber der Geist zarter und süßer gebildet als in Indien? Und unter allen Himmelsstrichen ist es das Recht des Müssiggangs was Vornehme und Gemeine unterscheidet, und das eigentliche Prinzip des Adels[2]. ➢ Volltext.