[1]
Goethe, an Chr. G. Voigt (7. 12. 1808), WA IV, 20, 241
: Nach dem Buchstaben des Textes hätte die Comission nicht
einmal die Initiative, nicht einmal das Recht auszusprechen, wen sie beybehalten, verbessert, angenommen und abgedankt wünschte.
[2]
v. d. Hagen, Vorr. Nibel. (1810), XIV
: Wo [...] gegen den Buchstaben der Urkunden entschieden werden mußte, war [...] bei den, nach epischer Weise, nicht selten wenig oder gar unverändert wiederkehrenden halben und ganzen Versen.
[3]
Kant, Crit. d. Urtheilskr. (
21793),
: Das System der Casualität, welches dem Epicur oder Democritus beygelegt wird, ist, nach dem Buchstaben genommen, so offenbar ungereimt, daß es uns nicht aufhalten darf [...].
[4]
Novalis, an A. C. Just (26. 12. 1798), NS 4, 272
: Wenn ich weniger auf urkundliche Gewißheit, weniger auf den Buchstaben, weniger auf die Wahrheit und Umständlichkeit der Geschichte[3] fuße; wenn ich geneigter bin, in mir selbst höhern Einflüssen nachzuspüren [...]; wenn ich in der Geschichte[3] und den Lehren der christlichen Religion[1] die symbolische Vorzeichnung einer allgemeinen, jeder Gestalt fähigen, Weltreligion [...] und wahrhaftig also auch die vollkommenste Offenbarung zu sehen glaube; wenn mir aber eben aus diesem Standpunkt alle Theologien auf mehr oder minder glücklich begriffenen Offenbarungen zu ruhen, alle zusammen jedoch in dem sonderbarsten Parallelism mit der Bildungsgeschichte der Menschheit[2] zu stehn und in einer aufsteigenden Reihe sich friedlich zu ordnen dünken, so werden Sie das vorzüglichste Element meiner Existenz, die Phantasie[3], in der Bildung[1] dieser Religionsansicht, nicht verkennen.
[5]
Novalis, Fragm. u. Stud. (*1800), NS 3, 690, Nr. 688
: Der Heilige Geist[1] ist mehr, als die Bibel. Er soll unser Lehrer des Xstenthums seyn – nicht todter, irrdischer, zweydeutiger Buchstabe[6/9/11?].
[6]
Scheffner, Leben (1816), 384 f.
: Im väterlichen Hause wurde formaliter gebetet, in meinen Mitteljahren kamen die Formulare mir aus dem Sinn, fielen mir aber in den spätern wieder ein, und ihr Buchstabe verwandelte sich in ein Geistiges, so daß er mich nicht 〈385〉 hinderte, wahre Andacht dabey zu haben.
[7]
A. W. Schlegel, Gemählde (1799), 49
: Machen Sie es nicht wie ein berühmter Philosoph, der sich die Auslegung seiner Schriften nach dem Geiste[30] gradezu verbittet, und nach dem Buchstaben[11] verstanden seyn will. Für manche Künstler wäre die Vorkehrung freylich unnütz, denn sie haben bloß den Buchstaben[8] der Kunst[8]. ➢ Volltext
[8]
Adelung, Gramm.-krit. Wb. I (
2
1793), 1242
: Der Buchstab[1/7/11], [...] ein willkürliches Zeichen der unzertrennlichen oder einfachsten Theile eines Wortes[1]. 1. Eigentlich. Ein einfacher, ein zusammen gesetzter, oder doppelter Buchstab[1/7], Doppelbuchstab. Ein kleiner, ein großer Buchstab[1]. Ein Anfangsbuchstab u.s.f. Er hat mir keinen Buchstaben[1] davon geschrieben, er hat mit nicht das geringste davon gemeldet. Ich habe noch keinen Buchstaben[6] von ihm gesehen, keine Zeile, keinen Brief[1]. 2. Figürlich, ohne Plural. [...] Der eigentliche Wortverstand. Was würde da heraus kommen, wenn man alles dieses nach dem Buchstaben[11] verstehen wollte?.
[9]
Adelung, Gramm.-krit. Wb. I (
2
1793), 1243
: Buchstäblich, [...] dem Buchstaben, d. i. dem Wortverstande nach. Einen Satz buchstäblich verstehen, auslegen. Nach dem buchstäblichen Verstande dieses Wortes[1], nach dem Wortverstande. Einen Befehl buchstäblich befolgen, pünktlich..
[10]
Adelung, Gramm.-krit. Wb. IV (
2
1801), 1524
: Die meisten Anspielungen sind mit der Zeit dem Buchstaben nach verstanden worden, durch diesen Widersinn sind viele Irrthümer in die Wissenschaften gekommen..
[11]
A. v. Arnim, Drei Schwest. (1812), 243
: Da stand in dem Markschreiertone, womit sich die ersten Lotterieen zu empfehlen suchten, ganz kurz geschrieben: „Wer für vierzig Stüber, vierzig tausend Gulden haben will, kaufe sich im goldnen Schaf Amstelgracht No. 7 ein Lotterieloos und finde sich heute um zehn Uhr zur öffentlichen Ziehung vor dem Hause ein.“ Es war wohl keinem der Lotterieunternehmer eingefallen, daß sich irgend jemand durch diese Worte[2] täuschen lassen könnte, als ob für vierzig Stüber unmittelbar vierzig tausend Gulden in ein Paar Stunden zu verdienen wären, es sollte dieser kurze Ausdruck nur zum Einsatze reizen. Unser ehrlicher Golno nahm aber die Sache gläubig nach dem Buchstaben, dankte Gott[1], der ihn dahin geführt, wo so große Wohlthat ausgeteilt würde, und segnete das Land, das mit seinem Reichthume so viele Arme glücklich machen könnte [...]..
[12]
B. v. Arnim, Günder. II (1840), 275
: Es giebt gar viele Menschen[1], die große Weihgeschenke der Götter[4] mitbekommen haben, und keines derselben anzuwenden vermögen, denen es genügt über dem Boden der Gemeinheit sich erhaben zu glauben, blos weil der Buchstabe[8; 11] eines höheren Gesetzes in sie geprägt ist, aber der Geist[12; 30] ist nicht in ihnen aufgegangen und sie wissen nicht wie weit sie 〈276〉 entfernt sind jenen Seelenadel in sich verwirklicht zu haben auf den sie sich so mächtig zu gut thun..
[13]
Goethe, an C. Sartorius (18. 5. 1814), WA IV, 24, 275
: [E]s haben [...] diese Worte[2] einen mystischen Sinn[1], und dürfen nicht nach dem Buchstaben genommen werden..
[14]
Goethe, an K. v. Sternberg (30. 6. 1831), WA IV, 48, 265
: Zu Stärkung und Kräftigung habe ich angefangen, die Dialogen des Galilei zu lesen. Wenn man nicht rechnet, was in seiner Zeit[3] noch unbekannt war, und wie man sich mit dem aristotelischen Buchstaben herumzuschlagen hatte, so ist es ein höchst auferbauliches Lesen. Wie sich der Naturblick gegen den Buchstaben wehrt, ist fast zum Betrüben..
[15]
Hegel, Jacobi (1817), 21 f. (22)
: Es ist gleichmäßig eine Foderung an die Philosophie, diese Nothwendigkeit der sittlichen Bestimmungen und ihres Geltens, als auch das Höhere aufzuzeigen, in welchem sie gegründet sind, das eben darum auch Macht und Majestät über sie hat. – Ja, man könnte sogar geneigt werden, das Bewußtseyn dieser Majestät für den Ort der Wissenschaft[1] oder das Allerheiligste der Religion[1] aufzusparen, und es von einer populären Behandlung, in welcher Appellationen an das Gefühl und die innere Gewißheit des Subjects gestattet sind, fernzuhalten, wenn man nämlich 〈22〉 betrachtet, wie die Romantik[7] leicht auch in die Sittlichkeit einbricht, wie gern die Menschen[1] lieber großmüthig als rechtlich, lieber edel als moralisch zu handeln geneigt sind und, indem sie sich wider den Buchstaben des Gesetzes zu handeln erlauben, sich nicht so sehr vom Buchstaben als vom Gesetz lossprechen..
[16]
W. v. Humboldt, Stud. Alterth. (*1793), GS I, 1, 280
: Uebersezungen. Diese können in Absicht des übersezten Schriftstellers einen dreifachen Nuzen haben. 1., ihn diejenigen kennen zu lehren, die sein Original nicht selbst zu lesen im Stande sind. 2., für denjenigen, der das Original selbst liest, zum Verständniss desselben zu dienen. 3., denjenigen, der das Original zu lesen im Begriff[6] ist, vorläufig mit ihm bekannt zu machen, ihn in seine Manier, seinen Geist[30] einzuweihen. [...] Die Haupterfordernisse einer Uebersezung wechslen nun nach diesem dreifachen Zwekke. Zu dem 1sten wird Anpassung des übersezten alten[10] Schriftstellers auf den modernen[1] Leser, also oft absichtliche Abweichung von der Treue erfordert; zu dem 2ten Treue der Worte[4] und des Buchstabens; zu dem 3ten Treue des Geistes[30], wenn ich so sagen darf, und des Gewandes, worin er gekleidet ist, wobei also vorzüglich viel auf die Nachahmung der Diktion bei Prosaikern und des Rhythmus und des Versbaues bei Dichtern ankommt..
[17]
W. v. Humboldt, Rez. Jacobi (1794), 811
: Der wahrhaft tugendhafte Mann ist tugendhaft, weil seine Gesinnung es ist, weil diese sich einmal durch alle seine Empfindungen und Neigungen ergossen hat. Aber er hört darum nicht auf, wachsam zu seyn, er entnervt nicht seine Stärke. Sobald der Fall der Gefahr eintritt, weiß er die Stimme[14] der Sinnlichkeit zu verachten, allein dem dürren Buchstaben des Gesetzes zu gehorchen. Und gegen diese Gefahr sichert keine, noch so glückliche, Organisation[5], keine, noch so feine, geistige Ausbildung..
[18]
Kant, Daseyn Gottes (1763), 14
: Ueberdem kan der Satz: daß ein möglich Ding als ein solches betrachtet in Ansehung vieler Prädicate unbestimt sey, wenn er so nach dem Buchstaben genommen wird, eine große Unrichtigkeit veranlassen..
[19]
Kant, Metaph. d. Sitt. II (1797), 111
: Geisteskräfte sind diejenigen, deren Ausübung nur durch die Vernunft[1] möglich ist. Sie sind so fern schöpferisch, als ihr Gebrauch nicht aus Erfahrung geschöpft, sondern a priori aus Principien abgeleitet wird. Dergleichen sind Mathematik, Logik und Metaphysik der Natur[2], welche zwey letztere auch zur Philosophie, nämlich der theoretischen, gezählt werden, die zwar alsdann nicht, wie der Buchstabe lautet, Weisheitslehre, sondern nur Wissenschaft[1] bedeutet, aber doch der ersteren zu ihrem Zwecke beförderlich seyn kann..
[20]
J. D. Michaelis, Lebensbeschr. (1793), 25
: Hier sollte man blos dem Buchstaben folgen, und gar nicht die Vernunft zu Rathe ziehen; soll nun eben diese hermeneutische Regel bey moralischen Geboten der Bibel befolgt werden, so kommt bisweilen etwas Uebertriebenes oder Wunderliches heraus [...]..
[21]
Schelling, Notizenbl. III (1802), 86 f. (87)
: Für den, der den Anfang seines Studiums der Kantischen Werke mit der ersten Ausgabe der Kritik[4] gemacht hat, ist es eine eigne Empfindung, in der zweyten die besten Stellen zu vermissen, dagegen so manches Hereingekommene zu finden, was sich zu dem Vorherigen nicht besser schicken will als ein fremder Lappen auf einem guten Kleid; da man diese Bemerkung allgemein übersehen hat, und von sinnlosen Nachbetern Kants Namen noch immer durch 〈87〉 Berufung aus die Zufälligkeiten seines Buchstabens unrecht geschieht, so hielten wir diese Erwähnung nicht für uninteressant. ➢ Volltext.
[22]
Schiller, Abfall Niederl. (1788), NA 17, 288
: Margaretha besaß Geschicklichkeit und Geist[20], eine gelernte Staatskunst auf einen regelmäßigen Fall mit Feinheit anzuwenden, aber ihr fehlte der schöpferische Sinn[6], für einen neuen[1] und außerordentlichen Fall eine neue[1] Maxime zu erfinden, oder eine alte[1] mit Weisheit zu übertreten. In einem Lande, wo die feinste Staatskunst Redlichkeit war, hatte sie den unglücklichen Einfall, ihre hinterlistige italienische Politik zu üben, und säete dadurch ein verderbliches Mißtrauen in die Gemüther. Die Nachgiebigkeit, die man ihr so freigebig zum Verdienste anrechnet, hatte der herzhafte Widerstand der Nazion[1] ihrer Schwäche und Zaghaftigkeit abgepreßt; nie hat sie sich aus selbstgebohrnem Endschlusse über den Buchstaben der königlichen Befehle erhoben, nie den barbarischen Sinn[2] ihres Auftrags aus eigner schöner[1] Menschlichkeit misverstanden. Selbst die wenigen Bewilligungen, wozu die Noth sie zwang, gab sie mit unsichrer zurückgezogner Hand, als hätte sie gefürchtet, zuviel zu geben, und sie verlor die Frucht ihrer Wohlthaten, weil sie mit filziger Genauigkeit daran stümmelte. Was sie zu wenig war in ihrem ganzen übrigen Leben, war sie zuviel auf dem Throne – eine Frau[1]. Es stand bei ihr, nach Granvella's Vertreibung, die Wohlthäterin des niederländischen Volks[1] zu werden, und sie ist es nicht geworden. Ihr höchstes Gut war das Wohlgefallen ihres Königs, ihr höchstes Unglück seine Misbilligung; bei allen Vorzügen ihres Geistes[22] bleibt sie ein gemeines 〈289〉 Geschöpf, weil ihrem Herzen der Adel[5] fehlte..
[23]
A. W. Schlegel, Geist d. Zeitalt. (1803), Eur. 2, 46 f. (47)
: Die Philologie ist an sich ein liberales Studium, weil es bloß auf Uebung und Bildung[2] des Geistes[14] im allgemeinen abzweckt, und sich der Gemeinnützigkeit bestimmter Anwendungen entzieht. Man hat sie aber auch in der neueren[5] Epoche diesen unterwürfig machen wollen, 〈47〉 und dadurch auf Abwege geleitet. Die älteren[10] Philologen suchten den Schülern bloß den Buchstaben der alten[10] Autoren zu eröffnen, in der Zuversicht, wenn sie selbigen treufleißig erlernt hätten, würde ihnen der Geist[30] nach dem Maaße ihres Sinnes[5] von selbst aufgehen. Jetzt hat man sie voreilig in diesen einzuweihen gedacht, ohne ihn selbst recht gefaßt zu haben: man hat in Noten viel über die Schönheiten[3] der Dichter gefaselt, man hat die Mythologie nach oberflächlichen Ansichten aus der sogenannten Geschichte[4] der Menschheit[2], d. h. aus Vergleichungen mit andern Nationen[1] auf gleichen Stufen der Cultur[4] [...], zugestutzt, u. s. w. Was ist dabei herausgekommen? Die grammatische Gründlichkeit ist vernachlässigt, und das Höhere nicht erreicht worden. ➢ Volltext; vgl. [25].
[24]
A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (
!1803–04), KAV 3, 51
: Philosophische Kritik[1], im wahren Sinne, findet nur da Statt, wo das Allgemeine auf etwas individuelles bezogen werden muß, zB. bey der Beurtheilung der Darstellungsweise, deren sich Philosophen aus verschiednen Zeitaltern und Nationen[1] für ihre Systeme bedient haben, wobey denn auch die zweyte philologische Fertigkeit, Auslegungskunst, unentbehrlich ist. Häufig fehlte es den Philosophen in Beurtheilung ihrer Vorgänger eben an philologischem Geist[20], und sie glaubten gegen die Sache zu argumentiren, wenn sie bloß mit einem aus den Mängeln der Darstellung entsprungnen Misverstande kämpften. Das Geschäft zB. die Kritik[4] der reinen Vernunft[1] zu kritisiren würde demnach nicht darin bestehen, die Wahrheit und den Zusammenhang der darin vorgetragnen allgemeinen Sätze zu prüfen, sondern die darin eingefloßnen Subjectivitäten aus dem Charakter[2] des Urhebers, aus dem Gange seiner Forschung und der Stellung gegen das Zeitalter zu zeigen und auszuscheiden, wodurch es allein möglich wird jene von den Buchstaben zu entfesseln, und ihren wahren Gehalt an〈52〉ders als durch Nachbetung der Worte[2] Kants zusammenzufassen, wogegen dieser leider zum neuen Beweise der persönlichen Einflüsse protestirt hat. .
[25]
A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (
!1803–04), KAV 3, 358
: Überhaupt scheint die Dürftigkeit der Deutschen Gelehrten gegen die Wohlhabenheit der Holländischen, welche einen Theil ihres Vermögens auf literarische Hülfsmittel wenden konnten, und die Nothwendigkeit, ihre meiste Zeit[6] mit dem Unterricht zu verderben, ihren Unternehmungen hinderlich gewesen zu seyn. Indessen hat es in Deutschland von jeher viele gründliche Philologen gegeben. Nur in den neuesten Zeiten[3] sind Versuche gemacht worden, das Studium auf die falsche Bahn zu lenken. Es war Heyne besonders, welcher auf eine Reformation drang, wozu auch die bisherige nicht seltne Anhäufung eines pedantischen Wustes Vorwände genug darbot. Er verlangte, man solle bey Lesung der Classiker gleich auf dasjenige gehen, was zur Bildung[2] des Geistes[14] und Veredlung des Gemüths bey tragen könne. Dieß hatten die älteren Philologen unstreitig auch beabsichtet, allein sie hatten mit gutem Grunde gemeynt, es sey hinreichend den Schülern gründlich den Buchstaben der alten Autoren zu eröffnen, so würde ihnen der Geist[30] schon von selbst aufgehen. Aus der Heyneschen Schule hingegen gingen nun Commentare hervor, worin die Leser unaufhörlich wie mit der Nase auf die poetischen[4] Schönheiten hingestoßen werden, voll von Paraphrasen der Diction in Prosa[1], um zu zeigen durch welche Stufen der Dichter zu einem so gelehrten und künstlichen Schmucke gelangt sey, gleichsam als wenn ein Gedicht wie ein phraseologisches Exercitium nach einem prosaischen[1] Schema ausgearbeitet würde. ➢ vgl. [23].
[26]
A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (
!
1803–04), KAV 3, 369
: Niemand hat den Philosophen mehr Unrecht gethan, als sie sich unter einander, und dabey hat ein allgemeines Misverständniß Statt gefunden; man hat die Philosophieen die nur in so fern diesen Namen verdienen, als sie an ihrer Stelle treffende Ausdrücke der Einen untheilbaren und unwandelbaren Philosophie sind, bey ihrem dürren Buchstaben[8/11?] gefaßt, wo es denn leicht ist, sie eben so abgeschmackt erscheinen zu lassen, als sie dem großen Haufen überhaupt vorkommen..
[27]
K. A. Varnhagen von Ense, Denkw. I (1837–42), 181
: Die geschichtlichen Gestalten der weltlichen Erscheinungen des Christentums [...] hatten zu der verkündigten Liebe nur allzuoft kein andres Verhältnis als die Schreckenszeit der Französischen Revolution zu den Verheißungen der Freiheit[1] und Gleichheit, und mir war schon früh aus den Betrachtungen des Weltganges das Ergebnis unzweifelhaft, daß dieses hierarchische Christentum sich überlebt habe und völlig weichen müsse, während der geistige Hauch und die liebliche Wärme der ursprünglichen Lehre freilich zu ewigem Fortwirken berufen seien. In diesem Sinne[9] verfuhr auch Schleiermacher, und sein unverhohlenes Bestreben ging hauptsächlich dahinaus, die Religionslehre von dem Buchstaben[6/11?] der Bibel ganz unabhängig zu machen..