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Semantik 
Belege 
[1] M. Boisserée, an S. Boisserée u. J. B. Bertram (26. 12. 1830), MB, 566: Aus euern Briefen[1] sehe ich, daß ihr mich bald wieder bei euch zu haben wünscht, welches mit meinem poetischen Plan, noch weiter zu reisen, nicht übereinstimmen will. Ich kann nicht leugnen, daß mein Wohlseyn, und weil ich gesehen, wie hier sich Alles so gut gestaltet, mich bewogen hat, euch die Proposition zu machen; voraussetzend, ihr werdet eben so wohl seyn, und diesen poetischen Ausflug mit eben so günstigen Augen ansehen, wie ich.

[2] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. I (!1801–02), KAV 1, 364: Ein [...] Abweg ist es, wenn der Mahler moralisiren will, und statt uns zu belustigen, die Häßlichkeit und Ausartung zur Warnung und zum Abscheu aufstellt. Dieses war einem Zeitalter aufbehalten, welches auch in der Poesie[11] aus den Darstellungen des wirklichen Lebens, Romanen und Komödien, die heitre[5] Freyheit[13], den fantastischen[2] Leichtsinn und somit allen poetischen Zauber verbannte, und ihm den peinlichen Trübsinn psychologischer Zergliederungen und moralischer Hinweisungen substituirte. Hogarth war es, der diese durchaus falsche und werthlose Gattung vollendete, und dabey in allen Theilen der Mahlerey ein Erzstümper war. Dieß sah Walpole, wiewohl sein Freund, dennoch ein, und will ihn zwar nicht für einen Mahler, aber für einen geistreichen Komödienschreiber mit Reißfeder und Grabstichel angesehen wissen. Doch dieß Urtheil ist immer noch zu günstig; vielmehr war er ein ernsthafter Satyrenschreiber, dessen Produkten es zwar nicht an beißendem Witz[4], aber an allem Scherz und Fröhlichkeit fehlt.

[3] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. II (
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1802–03), KAV 1, 648: Ich muß hier noch ein Gedicht erwähnen [...]: [...] Butlers Hudibras, eine carikaturmäßige Darstellung des Puritanismus, und der revolutionären Verhandlungen des Cromwellschen Parlaments. Das Gedicht hat eine große Celebrität, wird dem ungeachtet aber, so viel ich habe merken können, wenig gelesen. Voltaire, der für einen Kenner des Witzes[1] gilt, jedoch durchaus keinen poetischen Witz[1] hatte, hat es für das witzigste aller Gedichte erklärt. Sicher that er es auf Hörensagen: er verstand nicht Englisch genug zum Hudibras. Ohne Witz[1] ist Butler auch nicht, aber es ist ein unerfreulicher prosaischer[3] Witz[1], mit welchem die größte Gemeinheit der Gesinnung sich verträgt. Kein fröhlicher Taumel beseelt ihn zu leichten freyen Spielen des Scherzes, vielmehr lauert ein finstrer Ernst im Hintergrunde.

[4] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (!1803–04), KAV 2.1, 189: Allein das ist ausgemacht, daß viele der modernen[7] und unromantischen Romane[1] sich gerade dasselbe zum Ziel gesetzt, was die Novelle: nämlich Erfahrungen über den Weltlauf mitzutheilen, und etwas als wirklich geschehen zu erzählen. Daher die vielen Überschriften: kein Roman[1], wahre Geschichte[8] u. s. w. Wie wenige dieß leisten, liegt wieder am Tage. Denn erstens enthalten sie keine Wahrheit, sondern Fratzen, und zweytens geschieht auch nichts darin. Im besten Falle aber, wenn beydes geleistet wird, wofern das Detail keine Heiterkeit[4], keinen fantastischen[2] Farbenzauber, mit einem Worte keinen poetischen Werth an sich hat, so muß doch der Gehalt eines solchen Romans[1] auf das eigentlich Factische reducirt werden, d. h. dasjenige was sich darin zur Novelle qualifizirt.

[5] Jean Paul, Vorsch. Ästh. I (1804), 22.

[6] Novalis, Allg. Brouill. (*1798), NS 3, 303, Nr. 347.

[7] Novalis, Tageb. (1800), NS 4, 54.

[8] Schelling, Philos. d. Kunst (!1803–04), SW I, 5, 730.

[9] F. Schlegel, Gesch. d. Lit. (1812), Dt. Mus. 1, 461 f. (462).

[10] Sulzer, Allg. Theor. I (1771), 3.

[11] L. Tieck, Phantasus I (1812), 64 f. (65).














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