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Semantik 
Belege 
[1] Klingemann, Poesie (1800), 57: Die Dichtkunst[1] ist wohl überall am zartesten, und an sich selbst schon näher mit dem Geistigen verwandt; darum muß auch in ihr das eigentlich Poetische den höchsten Ausdruck erreichen: so ist jene südliche[2] Erscheinung des Romantischen[4], für das auch wir jetzt einen lebhafteren Sinn[5] bekommen haben, ein auffallender Beweis einer höhern poetischen Bildung[5]. Das Romantische[4] ist mehr Ahnung als Sprache[11], und es äußert sich in leichten Spielen, und umgaukelt die Phantasie[1] mit lachenden Bildern; es erscheint in der Kunst[10], wie der Abend in der Wirklichkeit; mehr ein leichter rosenfarbener Traum, als bestimmtes Dasein. Am zartesten entfaltet sich die Blüthe des Romantischen[4] in der Novelle; hier sind die Farben am durchsichtigsten, und es ist das bunte[1] Blumenufer, das im stillen Strome sich abbildet.

[2] Novalis, Aftdg I (*1799–1800; 1802), 102: Für den Dichter ist die Poesie[11/2] an beschränkte Werkzeuge gebunden, und eben dadurch wird sie zur Kunst[2]. Die Sprache[1] überhaupt hat ihren bestimmten Kreis. Noch enger ist der Umfang einer besondern Volkssprache. Durch Übung und Nachdenken lernt der Dichter seine Sprache[3] kennen. Er weiß, was er mit ihr leisten kann, genau, und wird keinen thörichten Versuch machen, sie über ihre Kräfte anzuspannen. Nur selten wird er alle ihre Kräfte in Einen Punkt zusammen drängen, denn sonst wird er ermüdend, und vernichtet selbst die kostbare Wirkung einer gutangebrachten Kraftäußerung. Auf seltsame Sprünge richtet sie nur ein Gaukler, kein Dichter ab. Überhaupt können die Dichter nicht genug von den Musikern und Mahlern lernen. In diesen Künsten[2] wird es recht auffallend, wie nöthig es ist, wirthschaftlich mit den Hülfsmitteln der Kunst[2] umzugehn, und wie viel auf geschickte Verhältnisse ankommt. Dagegen könnten freylich jene Künstler auch von uns die poetische Unabhängigkeit und den innern Geist[12] jeder Dichtung und Erfindung, jedes ächten Kunstwerks überhaupt, dankbar annehmen. Sie sollten poetischer und wir musikalischer[4] und mahlerischer[3] seyn – beydes nach der Art und Weise unserer Kunst[2].

[3] A. W. Schlegel, Vorles. philos. Kunstlehr. (!1798–99), KAV 1, 141: Darstellung heißt, eine innere Vorstellung bis zur Anschaulichkeit vor Andere bringen. Diese Vorstellung braucht sich auf kein äußeres Vorbild zu beziehen, im Begriffe[1] der Darstellung liegt die Unabhängigkeit von einer bestimmten Wirklichkeit, wobei die Phantasie[1] selbsttätig wirkt ohne äußeres Vorbild (das Poetische in den Künsten[2]); hingegen bei der Nachahmung findet Abhängigkeit von bestimmter Wirklichkeit statt; das Dargestellte wird immer durch andere Mittel zur Anschaulichkeit gebracht als wodurch es in der Wirklichkeit erscheint; hingegen das Nachgeahmte bedient sich derselben Mittel. Eine zweite Einteilung bezieht sich auf das Nachahmen selbst; man stellt entweder bessere Menschen als sie wirklich sind, oder ebensolche, oder schlechtere. Die Ausdrücke: bessere und schlechtere beziehen sich nicht auf moralische Eigenschaften, sondern auf die gesamte Erscheinung des Menschen, insofern sie edel oder unedel, schön[1] oder häßlich[1] sind. So unterscheidet man die Tragödie von der Komödie dadurch, daß erstere die Menschen ins Schöne[1] idealisiert, und die Komödie ins Häßliche[1] und Lächerliche.

[4] R. Schumann, Tageb. I (*1828), 97: Schwere Cigarren stimmen mich hoch u. poetisch; je mehr bey mir der Körper abgespannt ist, desto mehr ist der Geist[20] überspannt. | Wenn ich betrunken bin oder mich gebrochen habe, so war am andern Tage die Fantasie[1] schwebender[7] u. erhöhter. Während der Trunkenheit kann ich nichts machen, aber nach ihr.

[5] A. W. Schlegel, Vorles. philos. Kunstlehr. (!1798–99), KAV 1, 58.

[6] A. W. Schlegel, Berl. Vorles. I (!1801–02), KAV 1, 243.

[7] Uhland, Romant. [Entw.] (*?1807), FS 2, 402.














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