[1]
Chézy, Nachschr. Klencke (1805), 200
: Ich finde nöthig, mit dem Tode dieses Kindes das Bild zu schließen, da das Leben meiner Mutter von nun an eine andere Gestalt annimmt, mit der ich jetzt nicht genau genug bekannt bin, um sie vollständig schildern zu können. Was ich durch Briefe[1], Fragmente und durch mündliche Erzählungen einiger Freunde davon vereinigen kann, soll im zweiten Theil dieses Werkes erscheinen, nebst mehreren ihrer poetischen und romantischen[1] Werke.
[2]
A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 339
: Auch im versifizirten Lustspiel muß sich die Sprache[4] durch Wahl und Zusammenfügung der Wörter[1] gar nicht oder nur unmerklich von der des Umganges entfernen; die Freyheiten[17] des poetischen Ausdrucks, welche andern Gattungen unumgänglich, sind hier untersagt. ➢ Volltext
[3]
Bürger, Vorr. Ged. (1789), 26
: Wie weit ich meinen eigenen Foderungen Genüge geleistet, das ziemet mir nicht zu entscheiden. Soviel aber darf ich behaupten, daß mein junger vortrefflicher Freund, August Wilhelm Schlegel, dessen großem poetischen Talent, Geschmack und Kritik[2], mit mannigfaltigen Kenntnissen verbunden, schon sehr frühe die gehörige Richtung gaben, nach jenen Foderungen ohne Anstoß Sonnette verfertigt hat, die das eigensinnigste Ohr[4] des Kenners befriedigen müssen..
[4]
Goethe, Dicht. u. Wahrh. I (1811), 398
: Man hatte jenen Liebenden, dessen poetischer Secretär ich geworden war, glauben gemacht, der in seinem Namen geschriebene Brief[1] sey wirklich an das Frauenzimmer abgegeben worden, und zugleich seine Erwartung aufs äußerſte gespannt, daß nun bald eine Antwort darauf erfolgen müsse. Auch diese sollte ich schreiben, und die schalkische Gesellschaft ließ mich [...] aufs inständigste ersuchen, allen meinen Witz[1] aufzubieten und alle meine Kunst[6] zu verwenden, daß dieses Stück recht zierlich und vollkommen werde..
[5]
Goethe, Klass. u. Rom. (1820), 105 f. (106)
: Bey uns Deutschen[1] war die Wendung ins Romantische[14] aus einer, erst den Alten[10], dann den Franzosen abgewonnenen Bildung[5], durch christlich-religiose Gesinnungen eingeleitet, durch trübe, nordische Heldensagen begünstigt und bestärkt; worauf sich denn diese Denkweise festsetzen und verbreiten konnte, so daß jetzt kaum ein Dichter[1], Maler[1], Bildhauer übrig geblieben, der sich nicht religiosen Gefühlen hingäbe und analogen Gegenständen widmete. | Einen solchen Verlauf nimmt die Dicht- und Kunstgeschichte nun auch in Italien. Als 〈106〉 praktische Romantiker[3] werden gerühmt Johann Torti und dessen poetische Darstellung der Leidensgeschichte Christi; ferner seine Terzinen über die Poesie[1]. Alexander Manzoni, sodann, Verfasser eines noch ungedruckten Trauerspiels, der Carmagnol, hat sich durch Heilige Hymnen guten Ruf erworben..
[6]
v. d. Hagen, Vorr. Lit. Grdriß (1812), III
: Der Zweck dieses Werkes ist eine literarische Grundlage zu einer ausgeführten Geschichte[7] der älteren Deutschen Poesie[3]. Nur die Werke und Überbleibsel, welche dieser angehören, d. i. innere und zugleich äußere poetische[5] Form haben, kommen hier in Betracht: beides ist ursprünglich unzertrennlich, und die poetische[6] Prosa[1], so wie prosaische[2] Poesien[3], sind neue Undinge. .
[7]
v. d. Hagen, Vorr. Lit. Grdriß (1812), III f.
: Der bei weitem größte und bedeutendste Theil der Deutschen Literatur bis in das sechzehnte Jahrhundert, gehört der Poesie[3] an, und dieser ganze Zeitraum ist vorzugsweise der poetische; denn die eigentliche Bildung[1] der Prosa[1] fällt erst in's funfzehnte und sechzehnte Jahrhundert, zugleich mit der Buchdruckerkunst: auf ähnliche Weise wie in Griechenland mit der Schreibkunst. Die gleichzeitige Reformazion war dabei gewiß auch nicht ohne Einfluß: so wie dagegen der Katholizismus der Poesie[3] so günstig gewesen war. Zwar ist die frühe Einwirkung eben dieser Religion und einer fremden[1] Sprache[3] 〈IV〉 und Schrift wieder störend für die eigenthümliche Entwickelung der Deutschen Nazionalpoesie gewesen, hat dieselbe frühe zu frommen oder bloß gelehrten Zwecken verarbeitet, und besonders durch Übersetzung religiöser und klassischer[7] Schriften, zugleich eine breite Prosa[1] neben ihr erzeugt: durch welches alles auch die die [sic] Deutsche Poesie[3] den Karakter[1] der romantischen[1] an sich trägt, und sich das eigenthümliche Streben dieser zum prosaischen[1] Roman[1] kund giebt. Dennoch ist die Poesie[3] hauptsächlicher Ausdruck dieser ganzen Zeit[3], und zwar, wie es uns scheint, der eigenthümlichste für Deutschland, indem nicht nur die alte Volkspoesie sich trefflich ausbildete, sondern auch die fremden[1] Romane[1] und religiösen Dichtungen kräftig angeeignet wurden, um so eher, da ihr Geist[12] ursprünglich von hier ausging oder doch verwandt war. So ist denn auch in dieser ganzen Periode eine vollständige poetische Entwickelung sichtbar, und die in der älteren Zeit[3] häufigere Prosa[1], verliert sich in der eigentlichen Blüthezeit des zwölften und dreizehnten Jahrhunderts immer mehr, und selbst die Bibel und Kroniken erscheinen in Reimen. .
[8]
v. d. Hagen, Vorr. Lit. Grdriß (1812), V
: So wie wir [...] die Prosa[1] ausschließen, sogar solche Romane[1], von denen keine alte[9] poetische Darstellung vorhanden oder bekannt ist, z. B. den Oktavian, die Melusina, Magelona: so haben wir auch die poetischen Kroniken und historischen Gedichte und Lieder übergangen [...]. Doch haben wir solche Gedichte dieser Art, welche durch eine fabelhafte oder romantische[2] Darstellung sich den älteren[9] Heldenmythen anreihen, mit aufgeführt [...]. .
[9]
v. d. Hagen, Vorr. Lit. Grdriß (1812), IX f.
: Aus fast gleichzeitigen Galischen Quellen jedoch mag ein Theil der Dichtungen vom Artus herrühren, welche später bei den Wälschen Völkern, in den Romanen von der Tafelrunde und dem Gral ausgebildet wurden. Diese nahm die Deutsche Poesie[3], so viel sie mochte, in sich auf; und von nun an besteht der größte Theil der poetischen, besonders der epischen Literatur dieser Zeit in dergleichen Übertragungen aus dem Wälschen, oder dem zum Theil gemeinsamen Lateinischen. Freilich sind es solche, wie sie damals nur sein konnten, keine künstliche Nachbildungen, sondern wahrhafte Verdeutschungen in Saft und Kraft. Ebenso wurden die durch eine spätere historische Epoche in deren Heimat veranlaßten Romane von Karl dem Großen und seinen Helden herübergenommen. In beiden Fabelkreisen, wie sie zum Theil nach einander, und der von den Helden Karls erst später recht bearbeitet wurden, zeigen auch die einzelen Dichtungen in 〈X〉 ihrer mythischen Folge, in welcher sie hier aufgeführt sind, zugleich ihre Entstehung nach einander; welches auch mit von dem Heldenbuch und überhaupt von den erzählenden Gedichten gilt: so daß sich in ihnen, zunächst in diesen drei großen epischen Kreisen, nicht nur die Historie, sondern auch ihre eigene Geschichte ausdrückt. Solche allmälige Entwickelung der sämmtlichen drei Kreise ging hervor aus dem Streben aller epischen Poesie[11], sich cyklisch abzuschließen. Dieß zeigt sich mehr oder minder schon in einzelen Romanen, die als Grundlage und Mittelpunkt ihres Kreises anzusehen; noch mehr in späteren, die schon so viel als möglich davon in sich wiederholen; am deutlichsten aber in den wirklich und absichtlich cyklischen Gedichten, wie besonders das über die Tafelrunde und den Gral und die noch umfassendere Weltkronik: es offenbart sich hierin zugleich das ursprüngliche Streben aller romantischen[12/11] Poesie[11] zu einem großen Universalgedicht, welches alle Gegenstände des Himmels und der Erde, alle Formen der Poesie[11] in sich beschließt. .
[10]
A. W. Schlegel, Shksp. W. Meist. (1796), 84
: Ob es gleich in England keine zwey völlig abgesonderten Sprachen[3] der Vornehmen und Geringen, kein Sanskrit und Prakrit giebt, so weicht doch Shakespeare's poetische Sprache[3] von seiner prosaischen[1] durch die Wahl, Zusammensetzung, Anordnung und Bindung der Worte vielleicht eben so weit ab, als jene Indischen Dialekte[1] von einander. .
[11]
A. W. Schlegel, Vorles. philos. Kunstlehr. (
!1798–99), KAV 1, 31
: Die größten Bequemlichkeiten für die Überwindung der metrischen Schwierigkeiten abgerechnet, die für die Freiheit[5] in einer Sprache[3] dadurch entspringt, erhebt es die Poesie[3], wenn sich ihr Ausdruck so viel als möglich von dem des gewöhnlichen Lebens entfernt [...]. In dieser Rücksicht sind die sogenannten poetischen[4] Freiheiten[17] keine Begünstigung, sondern nach Maßgabe der jeder Gattung erforderlichen Stile ein Gesetz. [...] Folgende sind die vorzüglichsten Arten der Vorrechte, die eine Sprache[3] zu einem freien und kühnen poetischen[5] Stile erheben können: 〈32〉 1. die Fähigkeit, das Materielle der Wörter zum Behufe des Wohlklanges und des Silbenmaßes allerhand Veränderung, Zusammenziehung, Verlängerung, Hineinsetzung (epenthesis) usw. unterwerfen zu können, ohne daß sie dadurch dunkel werden. Diese Biegsamkeit können in einem beträchtlichen Grade fast nur solche Sprachen[3] besitzen, deren Ableitung und Flexionen vielsilbig sind, so die griechische, lateinische italienische; 2. eigentümliche, der Poesie[3] ausschließend gewidmete Flexionen, Konstruktionen und Wörter; für diese pflegen die verschiedenen Dialekte[1] (Stammabsprachen) und das Veraltete in den Sprachen eine Hauptquelle zu sein, welche daher dem Dichter auch niemals verschlossen werden darf..
[12]
A. W. Schlegel, Nachschr. (1799), 281
: Meine Absicht ist, alles in seiner Form und Eigenthümlichkeit poetisch übersetzen zu können, es mag Namen haben wie es will: antikes[2] und modernes[1], klassische[3] Kunstwerke[2] und nazionale Naturprodukte. ➢ Volltext.
[13]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. I (
!
1801–02), KAV 1, 417
: Keine andre mir bekannte Sprache[3] hat einen so eigenthümlichen und von der Prosa[1] so weit abweichenden poetischen Theil gehabt als die Griechische. Dieß verdankte sie zum Theil der freyen Entwicklung verschiedner Dialekte[1], die einen so schönen und harmonischen Charakter[1] gewannen, daß sie den verschiednen Dichtarten zum Grunde gelegt werden konnten. So war das Ionische der epische Dialekt[1], das Aeolische und Dorische der lyrische, das Attische der dramatische: der erste durch 〈418〉 Fülle und Stätigkeit, die beyden folgenden durch energisch ausgesprochne Eigenthümlichkeit, der letzte endlich durch muntre lebhafte Gewandtheit für ihre Gattungen einzig geeignet..
[14]
A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (
!
1803–04), KAV 3, 303
: Es ist für die Poesie[3] unendlich vortheilhaft, wenn in einer Sprache[3] für die [poetische] Licenz ein weites Feld offen gelassen ist, welches besonders durch den Zusammenfluß verschiedner Dialecte[1], verständliche Erhaltung des Alten, und Fähigkeit zu neuen Ableitungen bewerkstelligt wird [...]. Zuerst hat dieß den negativen Vortheil, daß die Poesie[3] dadurch ihre Verschiedenheit von der Prosa[1] und ihren Vorsatz sich in einer freyeren Sphäre zu bewegen, selbst dem Ohre[4] 〈unmittelbar〉 ankündigt; dann aber wird die Sprache[3] durch diese Breite zu einem weit biegsameren Organ[1] für sie. Sie hat sich dabey nur vor der Gefahr zu hüten, daß dieser poetische 〈304〉 Dialekt[1] nicht ins conventionelle ausarte, bloße Phrase werde, so wie dem unvermeidlichen, oft sehr heilsamen Gebrauche der Terminologie das nachbetende Formularwesen nahe liegt..