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Semantik 
Belege 
[1] B. v. Arnim, Frühlingskr. (*1800–04; 1844), 36: Mitleid ist aus Verachtung geboren, und ist auch eigentlich Verachtung, und edelgeborne Menschen werden durch Mitleid sich entwürdigt fühlen, sie wollen lieber die eignen Kräfte dran setzen als vom Mitleid sich bethauen lassen, und so kommt es oft daß diese große Helden werden, die dem Mitleid ausweichen; denn natürlich liegt der Keim des Helden in ihnen.

[2] A. Müller, Beredsamk. (!1812; 1816), 161 f. (162): [I]st nicht jene geflügelte Feder grade der Reiz aller Schriften, welche von weiblichen Händen herrühren; was bezaubert in den Briefen[1] der Mad. de Sevigné als dieses leise, zärtliche und doch so empfindliche, schmeichelnde und doch so ernste Berühren aller Verhältnisse des Lebens: es ist eine anscheinend beschränkte Welt, in der sich diese Frau[1] bewegt, es sind die Geheimnisse, es sind die Labyrinthe des Herzens und dann wieder die vielfältigen Kollisionen des Herzens mit der Welt und mit der Gesellschaft, aber wie biegsam ⟨162⟩ legt sich diese Feder um alle Formen des Lebens her; die Schrift athmet; wie leicht bewegte Lüfte spielen die Worte[2] durcheinander. Ebenso die Briefe[1] der Lady Montague: in den deutlichsten Umrissen, wie durch eine recht klare südliche Luft angesehn, erscheinen alle Gegenstände, an denen ihre wunderbare Reise vorüberführt. – Daher ist es den Frauen[1] auch so natürlich, daß sie das eigentlich zwecklose Briefschreiben, das Hin- und Herübertragen stiller Weltanschauungen und jeder Erfahrung des Herzens lieben, während doch die meisten Männer nicht ohne einen tüchtigen Grund die Feder zum Briefe[1] ansetzen: es muß etwas bewegt, von seiner Stelle gebracht, erlangt, erprozessirt werden können, wenn ein männlicher Brief[1] abgehn soll.

[3] A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (
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1803–04), KAV 3, 7 f. (8): Ein für die ächte Gründlichkeit sehr verderbliches Beyspiel eines solchen Zusammentragens einer Menge von Kenntnissen aus einer Menge von Wissenschaften aufs Gerathewohl giebt das berühmte Französische Werk ab, welches man unter dem Namen der großen Encyklopädie kennt. Es ist in der Form eines Lexicons abgefaßt, welche schon auf eine einzelne Wissenschaft angewandt, das zusammengehörige aus einander reißen und die ⟨8⟩ natürliche Ordnung und Gliederung zerstören muß; welche überdieß von dem niedrigsten Gesichtspunkte, dem des Buchstabens[1/8?], ausgeht, indem sie alle Untersuchungen und Bemerkungen an die gangbaren Kunstwörter anknüpft, worin vielleicht eben die bisherigen Misverständnisse und Irrthümer ausgeprägt sind, und die vermittelst dieser Sanction der Wegräumung derselben die größte Schwierigkeit entgegenstellen; – eine Form, sage ich, die vollends von verschiednen Gelehrten ohne Einheit der Maximen dazu gebraucht, ihr vielleicht weitläuftiges aber confuses Wissen in eine große Masse zusammenzuwerfen, welche durch ihren Umfang blenden und sich Ansehen verschaffen soll, die Verwirrung und Haltungslosigkeit aufs höchste steigern muß.

[4] Claudius, Asmus VII (1803), 580 f. (581).

[5] Engel, L. Stark (1801), 5.

[6] G. Forster, Ansichten II (1791), W 2, 800.

[7] Herder, Urspr. d. Spr. (1772), 73.

[8] Herder, Gesch. d. Menschh. IV (1791), 225 f. (226).

[9] Schelling, Philos. d. Kunst (!1803–04), SW I, 5, 443.

[10] Sulzer, Allg. Theor. II (1774), 633.














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