[1]
Schiller, Anm. u. Würd. (1793), 133
: Die Schönheit[3] ist daher als die Bürgerin zwoer Welten anzusehen, deren einer sie durch Geburt, der andern durch Adoption angehört; sie empfängt ihre Existenz in der sinnlichen Natur, und erlangt in der Vernunftwelt das Bürgerrecht. Hieraus erklärt sich auch, wie es zugeht, daß der Geschmack, als ein Beurtheilungsvermögen des Schönen[1], zwischen Geist[19] und Sinnlichkeit in die Mitte tritt, und diese beyden, einander verschmähenden Naturen, zu einer glücklichen Eintracht verbindet – wie er dem Materiellen die Achtung der Vernunft[1], wie er dem Rationalen die Zuneigung der Sinne[3] erwirbt – wie er Anschauungen zu Ideen adelt, und selbst die Sinnenwelt gewißermaaßen in ein Reich der Freyheit[10] verwandelt. ➢ Volltext
[2]
Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. VI (1836), 239
: Endlich erschien Shakespeare. Die Natur, wie sie ist – war sein Princip. Schiller gab der neuen[5] Zeit[3]: Veredelte Natur; Goethe [...]: Leben der Erde. Der wäre wohl der höchste Künstler, der mit der gigantischen Kraft und Sehergabe Shakespeare's, den Seelenadel Schiller's und Goethe's Weisheit und Klarheit verbände..
[3]
A. v. Humboldt, Königr. Neuspanien (1809), 189 f. (190)
: Ein Sclave z. B. der sich durch seine Industrie einiges Geld erworben hat, kann seinen Herrn zwingen, ihn gegen die mässige Summe von 〈190〉 1500 bis 2000 Livres in Freiheit[6] zu setzen, und diese kann ihm nicht verweigert werden, wenn jener auch gleich die Vorstellung macht, daß ihn der Sclave das Dreifache gekostet habe, oder daß er ein besonders einträgliches Handwerk verstehe. Letzterer gewinnt seine Freiheit[6], wenn er grausam behandelt worden ist, schon dadurch, sobald der Richter sich der Sache des Unterdrückten annimmt. Indeß begreift man leicht, daß dieses wohlthätige Gesetz oft genug umgangen wird. Allein ich habe doch im Juli 1803, und in Mexico selbst, das Beispiel von zwo Negersclavinnen gesehen, denen die obrigkeitliche Person [...] die Freiheit[6] zusprach, weil ihre Gebieterin [...] ihnen viele Wunden mit Scheeren, Stecknadeln und Federmessern beigebracht hatte. In diesem abscheulichen Proceß wurde die Dame beschuldigt, daß sie ihren Sclaven mit einem Schlüssel die Zähne ausgebrochen habe, wenn sie sich über Zahnweh, das sie am Arbeiten hinderte, beklagten. – Die römischen Matronen waren wahrlich nicht erfinderischer in den Handlungen[1] ihrer Rache; denn die Barbarei ist in allen Jahrhunderten dieselbe, wenn die Menschen[1] ihren Leidenschaften den Zügel schießen lassen können, und die Regierungen eine, den Gesetzen der Natur, und somit dem Wohl der Gesellschaft entgegenlaufende, Ordnung[1] der Dinge dulden..
[4]
A. W. Schlegel, Brf. Poes. I–II (1795), Hor. IV.11, 84
: Die Sprache[1], die wunderbarste Schöpfung des menschlichen Dichtungsvermögens, gleichsam das große, nie vollendete Gedicht, worinn die menschliche Natur[1] sich selbst darstellt, bietet uns von dem, was ich eben sagte, ein auffallendes Beyspiel dar. So wie sie auf der einen Seite, vom Verstande[1] bearbeitet, an Brauchbarkeit zu allen seinen Verrichtungen zunimmt, so büßt sie auf der andern an jener ursprünglichen Kraft ein, die im nothwendigen Zusammenhange zwischen den Zeichen der Mittheilung und dem Bezeichneten liegt. So wie die gränzenlose Mannigfaltigkeit der Natur[2/11/19?] in abgezognen Begriffen[1] verarmt, so sinkt die lebendige Fülle der Töne immer mehr zum todten Buchstaben[9] hinab. Zwar ist es unmöglich, daß dieser jene völlig verdrängen sollte, weil der Mensch immer ein empfindendes Wesen bleibt, und sein angebohrner Trieb, Andern von seinem innersten Daseyn Zeugniß zu geben, und es dadurch in ihnen zu vervielfältigen, (wie sehr ihn auch die Herrschaft des Verstandes[1], der sein Wesen, so zu sagen, immer außer uns treibt, schwächen möge) doch nie ganz verloren gehen kann. Allein in den gebildeten Sprachen[3], hauptsächlich in der Gestalt, 〈85〉 wie sie zum Vortrage der deutlichen Einsicht, der Wissenschaft gebraucht werden, wittern wir kaum noch einige verlohrne Spuren ihres Ursprunges, von welchem sie so unermeßlich weit entfernt sind; wir können sie fast nicht anders als wie eine Sammlung durch Uebereinkunft festgesetzter Zeichen betrachten. ➢ Volltext.