[1]
Günderrode, Bram. (1805), SW 1, 311
: Eine heiße Liebe zu seinem Volk[1] beseelte den Braminen, er trauerte über dessen Fall, als sey es sein eigner, und weidete sich an dessen voriger Größe; und der lebhafte Antheil, den auch ich daran nahm, machte mich ihm immer lieber; er lehrte mich die Geschichte seines Vaterlandes genauer kennen, und mit Erstaunen sah ich, daß Indiens Kultur[4] in ein Alterthum hinauf reicht, wo die Zeitrechnungen anderer Völker[1] noch ungeboren sind. Mögen, sagte er einst zu mir, die stolzen Europäer sich rühmen, der Mittelpunkt der gebildeten und aufgeklärten Welt zu seyn, im Morgenlande[2] ist doch jede Sonne aufgegangen, die die Erde erleuchtet und erwärmet hat; später und bleicher sendet sie ihre 〈312〉 Strahlen dem Abendlande[2].
[2]
v. d. Hagen, Zueign. Nibel. (1810), V
: Schon in der Sache selber würde ich hinlänglichen Grund finden, Ihnen, als dem gefeierten Hersteller der Homerischen Gesänge, in ihrer wahren Gestalt und Bedeutung, diese Ausgabe des Deutschen Nazionalepos zu widmen: außerdem aber folge ich noch gern einem eigenen Antriebe, Ihnen, Dessen Schüler zu sein ich mich rühme, hauptsächlich in der durch Sie vor allen verherrlichten, für die klassischen[3] Werke jedes Alterthums gültigen und ziemlichen Wissenschaft der Philologie, und Der mir stäts auf dieser Bahn als ein großes Vorbild vorleuchten wird, durch diese Zuschrift öffentlich meine Erkenntlichkeit und Verehrung zu bezeigen.
[3]
Herder, Urspr. d. Spr. (1772), 115
: Der Grund der kühnen Wortmetaphern lag in der ersten Empfindung; aber wie? wenn spät nachher, wenn schon alles Bedürfniß weggefallen ist, aus bloßer Nachahmungssucht, oder Liebe zum Alterthum dergleichen Wort- und Bildergattungen bleiben? Und gar noch ausgedehnt und erhöhet werden? Denn, o denn wird der erhabne Unsinn, das aufgedunsne Wortspiel daraus, was es im Anfang eigentlich nicht war. Dort wars kühner, männlicher Witz[2], der denn vielleicht am wenigsten spielen wollte, wenn er am meisten zu spielen schien! es war rohe Erhabenheit der Phantasie[2], die solch Gefühl in solchem Worte[1] herausarbeitete; aber nun im Gebrauche schaaler Nachahmer, ohne solches Gefühl, ohne solche Gelegenheit – Ach! Ampullen von Worten[1] ohne Geist[30]! und das ist „das Schicksal aller derer Sprachen[3] in spätern Zeiten[3] gewesen, deren erste Formen so kühn waren.“ ➢ Volltext
[4]
F. Schlegel, Ath.-Fragm. (1798), 40, Nr. 155
: Die rohen kosmopolitischen Versuche der Carthager und andrer Völker[1] des Alterthums erscheinen gegen die politische Universalität der Römer, wie die Naturpoesie ungebildeter Nazionen[1] gegen die klassische[3] Kunst[12] der Griechen. Nur die Römer waren zufrieden mit dem Geist[12] des Despotismus, und verachteten den Buchstaben[8]; nur sie haben naive[2] Tyrannen gehabt. ➢ Volltext
[5]
F. Schlegel, Gedanken (*1808–09), KFSA 19, 268, Nr. 35
: Daß man im Deutschen jetzt die fremden[1/5] Worte[1] mit der fremden[1/5] Orthographie schreibt – hat einen tiefen Grund – es deutet an, daß von dieser Seite die deutsche Sprache[3] jetzt geschlossen sei, daß sie keine fremdartigen Worte[1] mehr sich lebendig einverleiben kann. – Ihre Bildsamkeit geht jetzt in sich selbst, und auf das Alterthum zurück – wo sie fast noch unbegränzt ist. Daher sollte man auch die ursprüngl[ich] bloß römischen Buchstaben[1] qu und v aus Deutschen Worten[1] ausmerzen. y desgl[eichen.]
[6]
A. W. Schlegel/F. Schlegel, Eleg. (1798), 114
: Zwar kann die Zeit[3], wenn Phanokles lebte und blühte, nicht mit Genauigkeit bestimmt werden. Wenn es aber auch gar keine Winke darüber gäbe, so würde ihm doch schon der in dem Bruchstücke vom Orpheus sichtbare Hang, alte Sitten sinnreich durch alte seiner Absicht gemäß ausgebildete und der Gegenwart angeschmiegte Sagen zu erklären, seine Stelle in der Periode der elegischen Kunst anweisen, wo die Dichter zugleich auch Gelehrte, Liebhaber und Kenner des schönen Alterthums, waren, und wo die erotische Poe〈115〉sie[3], nicht zufrieden, die lieblichen Freuden der Gegenwart, die zarte Leidenschaft des Dichters selbst, durch eine gebildete Darstellung zu verewigen, auch die Vergangenheit nach ihrer eigenthümlichen Ansicht verwandelte, und die Gestalten der Vorwelt mit dem Geist[30] der reizendsten Sinnlichkeit neu beseelte.
[7]
Brockhaus, Conv.-Lex. VI (1809), 421
: Winkelmann
[...] umfaßte mit glühender Liebe und Begeisterung alle Schätze des classischen Alterthums
, und vorzüglich der Kunst [...]..
[8]
Brockhaus, Conv.-Lex. VII (1809), 445
: [Herder] starb zu Weimar am 21. Dec. 1803 mit dem Rufe eines um die Läuterung unserer schönen Literatur höchst verdienstvollen Mannes, eines originellen Denkers, eines für das Studium der Gottesgelehrsamkeit bedeutenden Theologen, eines wichtigen Erklärers des klassischen Alterthums
, eines lieblichen Dichters; kurz eines – im ganzen vollen Umfange des Wortes genommen – wahren Humanisten.
.
[9]
Brockhaus, Bild.-Conv.-Lex. I (1837), 90
: Antik
, ein Wort röm. Ursprungs, heißt überhaupt alt oder alterthümlich, wird aber gegenwärtig blos von den Gegenständen der Kunst gebraucht, welche aus den Zeiten des classischen Alterthums
der Griechen und Römer auf uns gekommen sind..
[10]
Brockhaus, Bild.-Conv.-Lex. I (1837), 557
: [U]m das immer gründlichere Verständniß des classischen Alterthums
machten sich deutsche Philologen und Archäologen vielfach verdient [...]..
[11]
Brockhaus, Bild.-Conv.-Lex. III (1839), 489
: Vorzugsweise wird [...] unter Philologie der Inbegriff jener Kenntnisse und Nachrichten verstanden, welche die Sprachen und auf uns gekommenen literarischen Denkmale der Griechen und Römer oder des classischen[7 Alterthums, nach allen ihren Beziehungen zu den damaligen Verhältnissen und Zuständen verständlich machen und wofür auch die Benennungen classische[7] Philologie und Philologie der Griechen und Römer üblich sind..
[12]
Brockhaus, Bild.-Conv.-Lex. IV (1841), 201
: Versuche [...], wie namentlich Klopstock machte, die nordische Mythologie an die Stelle der griech.[2] in die moderne[9] Poesie[1] einzuführen, fanden keinen allgemeinen Beifall, ein Beweis, wie die jetzt lebenden german. Völker[1] vermöge des Ganges ihrer Bildung[4] dem griech.[2] Alterthume geistig beiweitem näher stehen als dem altgermanischen..
[13]
Fichte, Grundzg. d. Zeitalt. (1806), SW 7, 74
: Dass [...] man sich nicht von jeher gescheut, den Leser oder Zuhörer anzuregen, beweisen die noch bis jetzt übrigen Schriften des klassischen Alterthums
[...]..
[14]
Goethe, an S. S. v. Uwarow (22. 12. 1825), WA IV, 40, 186
: So höchst traurig die Gelegenheit ist, durch die ich Gegenwärtiges, verehrter Mann, an Sie gelangen lasse, will ich sie doch nicht versäumen, um mit den wenigsten Worten[2] meinen lebhaftesten Dank auszusprechen für so manches wissenschaftliche Gute, was uns durch unsere zurückkehrenden gnädigsten Herrschaften von dorther geworden ist; nicht weniger für das geistreiche Heft, das uns eine der wichtigsten Epochen des classischen[7] Alterthums neu[2] belebt vor die Seele bringt..
[15]
Gutzkow, Wally (1835), 108
: Das klassische Altertum
hatte den schönsten Ausdruck für das religiöse Prinzip der alten Welt: Religion ist alles, was man entweder selbst nicht ist oder nicht kennt..
[16]
v. d. Hagen, Vorr. Nibel. (1810), VII
: Gegenwärtige Ausgabe des Liedes der Nibelungen in der Ursprache, zu welcher sich meine frühere Bearbeitung desselben nur wie eine Übersetzung verhält, soll, nach beßtem Wissen und Vermögen, eine wirklich und durchaus kritische[4] sein, in der Art, wie wir sie von den Werken des Griechischen[1] und Römischen Alterthums haben. Über die Anwendung dieser Kritik[3] auf ein altes[1] vaterländisches Werk wird es bei dem vorliegenden, dessen Klassizität vor allen andern schon anerkannt ist, keiner Rechtfertigung bedürfen, und eben so wenig eines Beweises, daß eine solche Bearbeitung hier nöthig sei: denn hoffentlich ist das Nibelungen Lied alt[1] und schwierig genug dazu; noch mehr, als etwa, für ihre Landessprache, Shakspeare und Dante..
[17]
v. d. Hagen, Vorr. Nibel. (1810), XVI
: Hauptsächlich noch behalte ich mir dies alles vor zu dem mündlichen Vortrage über dieß Gedicht [sc. das Nibelungenlied], welchen ich noch in diesem Jahre an der hier [sc. in Berlin] aufblühenden Universität, wo der liberale Geist[14] des Ganzen auch die öffentliche Anerkennung der Deutschen Alterthums-Wissenschaft, als einer solchen, hoffen läßt, zu halten gedenke..
[18]
Heine, Relig. u. Philos. in Dtld. (1835), DHA 8.1, 45
: Der Geist[12] der Behandlung ist nicht mehr romantisch[4], sondern klassisch[5]. Durch das Wiederaufleben der alten[10] Literatur verbreitete sich über ganz Europa eine freudige Begeisterung für die griechischen[2] und römischen Schriftsteller, und die Gelehrten, die Einzigen welche damals schrieben, suchten den Geist[12] des klassischen[7] Alterthums sich anzueignen, oder wenigstens in ihren Schriften die klassischen[7] Kunstformen nachzubilden. Konnten sie nicht, gleich den Griechen, eine Harmonie der Form und der Idee erreichen, so hielten sie sich doch desto strenger an das Aeußere der griechischen[2] Behandlung, sie schieden, nach griechischer[2] Vorschrift, die Gattungen, enthielten sich jeder romantischen[4/12] Extravaganz, und in dieser Beziehung nennen wir sie klassisch[5/8]. ➢ Volltext.
[19]
Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. III (1835), 177
: Nach den Hebräern kam das sogenannte klassische[3] Alterthum, und die griechische Kunst blühte in Europa und Kleinasien..
[20]
Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. IV (1835), 203
: Drei Kreise waren es vorzüglich, in welchen sich die Leistungen der nordfranzösischen Dichter Trouvéres genannt (von trouver, finden, erfinden), bewegten; der Kreis der britischen Dichtungen, zu dem besonders die Sagen von Artus und der Tafelrunde gehörten; der Kreis der fränkischen Dichtungen, welcher die Mythen von Karl dem Großen und seinen Paladinen umschloß, und die nach damaliger Weise modernisirten Sagen des klassischen[3] Alterthums, zu welchen man vorzüglich den berühmten Roman von Alexander dem Großen rechnen kann..
[21]
A. v. Humboldt, Königr. Neuspanien (1809), 172 f. (173)
: Der ausgezeichnetste Geometer, welchen Neu-Spanien seit Siguenza's Epoche gehabt hat, war Don Joacquin Velasquez Cardenas y Leon. Alle astronomischen und geode〈173〉tischen Operationen dieses unermüdlichen Gelehrten tragen den Character[1] der größten Genauigkeit. Er war den 21sten Juli 1732 im Innern des Landes, auf dem Maierhof Santiago Acebedocla, in der Nähe des indianischen Dorfs Tizicapan, geboren, und bildete sich, so zu sagen, ganz allein. In seinem vierten Jahr theilte[1 er seinem Vater die Pocken mit1], der daran starb, daher sein Oheim, welcher Pfarrer von Xaltocan war, seine Erziehung übernahm, und ihn durch einen Indianer, Namens Manuel Asentzio, einen Mann von viel natürlichem[2] Verstand[4] und tiefen Kenntnissen in der mexicanischen Geschichte[3] und Mythologie, unterrichten ließ. Velasquez lernte in Xaltocan mehrere indianische Sprachen[3] nebst dem Gebrauch der aztekischen Hieroglyphenschrift, und es ist sehr zu bedauern, daß er nichts über diesen merkwürdigen Zweig des Alterthums bekannt gemacht hat..
[22]
Kugler, Gesch. dt. Kunst (1842), 286
: Wir haben [...] von der Thätigkeit und von dem Eifer, mit welchem Hr. Schmidt sich der Erforschung der Denkmale des vaterländischen Alterthums gewidmet hat, auch noch andern interessanten[1] und belehrenden Mittheilungen entgegenzusehen. Kürzlich war er zu diesem Behuf mit einer Aufnahme der höchst merkwürdigen Klosterkirche zu Laach, unfern von Andernach, beschäftigt. Diese Kirche, in der ersten Hälfte des 12ten Jahrhunderts erbaut, ist eins der großartigsten und reichsten Beispiele des strengen romanischen[4] Baustyls in Deutschland; sie ist in diesem Betracht um so wichtiger, als sie, wie vielleicht kein zweites Beispiel der Art vorhanden ist, durchaus als ein Ganzes aus Einem Gusse und von in sich völlig übereinstimmendem Style dasteht. Nur der zierliche Porticus an ihrer Westseite ist in der Zeit[3] des spätromanischen Baustyls hinzugefügt worden..
[23]
Mereau, Amd. u. Ed. II (1803), 113 f. (114)
: Nie vermag ich, ohne die innigste Rührung den Abendgesang der heiligen Jungfrau zu hören, welcher hier den müden Arbeiter zum ersehnten Feierabend ruft. [...] 〈114〉 [...] Und hört man in dieser Zusammensetzung, das sanfte Madre d'amore! so wähnt man auf Augenblicke, ganz in das schöne[1] Alterthum versetzt zu sein..
[24]
Ramdohr, Landsch. Friedr. (1809), 119 (1)
: Jener Mysticismus, der Symbole, Phantasieen[19] für malerische[2] und poetische[1] Bilder ausgibt, und das klassische[3] Alterthum mit gothischem Schnitzwerk, steifer Kleinmeisterei, und mit Legenden vertauschen möchte! ➢ Volltext.
[25]
Ramdohr, Landsch. Friedr. (1809), 119 (2)
: Jener Modeton wird sich nicht leicht ausbreiten an Orten, wo Geschichte[4] gründlich gelehrt, und das klassische[3] Alterthum mit Geschmack vorgetragen wird [...]. ➢ Volltext.
[26]
Schelling, Philos. d. Kunst (
!1803–04), SW I, 5, 440
: Der Protestantismus entstand und war historisch nothwendig. Preis den Heroen, welche zu jener Zeit, für einige Theile der Welt wenigstens, die Freiheit[1] des Denkens und der Erfindung auf ewig befestigten! Das Princip, das sie weckten, war in der That neu beseelend, und konnte, verbunden mit dem Geist[12/14?] des klassischen[7] Alterthums, unendliche Wirkungen hervorbringen, da es in der That seiner Natur[1] nach unendlich war [...]. ➢ Volltext.
[27]
A. W. Schlegel, Zeichn. (1799), 216
: Man hat häufig Dante, und mit ihm Michelangelo, aus den gewöhnlichen oberflächlichen Gründen getadelt, daß sie heidnische Mythologie unter katholische Vorstellungsarten gemischt; während das tiefere Gefühl einen großen Zusammenhang ahndet[3], und sie rechtfertigt. Es gehört mit zu den Mysterien der Hölle, die Fantome einer blinden Vorwelt, in schreckliche Wirklichkeit verwandelt, aufzustellen. Ueberdieß mochte Dante immerhin aus dem klassischen[7] Alterthume entlehnen wollen: es ist damit, als wenn er sich für einen Nachahmer Virgils ausgiebt, welches ihm niemand glaubt; sobald jene Bilder in die Seltsamkeit seines Geistes wie eingetaucht sind, treten sie auch als einheimische in seine Welt ein. ➢ Volltext.
[28]
A. W. Schlegel, Zeichn. (1799), 224 f.
: Mehr kann man wahrlich von einem geistvollen Manne nicht verlangen, als daß er in seiner Sinnesart und seinem Geschmack entweder recht entschieden modern, oder recht entschieden antik sey. Leider giebt es, seit begeisterte Kunstrichter das klassische Alterthum
gepredigt haben, so viel halbe Wesen, die nicht sind was sie sollen und nicht seyn können was sie wollen. Es sind die Mäuse der Kunst und Poesie, die bey dem großen Kampfe zwischen Erd- und Luftbewohnern zur entgegengesetzten Partey übergingen, und zum Dank dafür Fledermäuse geworden sind. ➢ Volltext.
[29]
A. W. Schlegel, Zeichn. (1799), 228
: Schade, daß dem Entschlusse, das klassische[7] Alterthum nicht bloß müßig zu vergöttern, sondern es aufzuwecken und in das wirkliche Leben einzuführen, immer verwünschte kleine Umstände in den Weg treten, die allen Enthusiasmus dämpfen. So habe ich klagen hören, daß in einem sehr geschmackvoll dekorirten Hause die Herren bey der Assemblee sich häufig an den Stühlen mit stark vor- und hinterwärts geschweiften Füßen die Schienbeine zerstießen, und bey gewissen Coëffures à la 〈137〉 Grecque sollen viel häßliche[1] Hälse zum Vorschein gekommen seyn. ➢ Volltext.
[30]
A. W. Schlegel, Entw. Krit. Inst. (*1800), SW 8, 51 ff. (52)
: Ebenso soll die Allgemeinheit, die wir suchen, nur darin be〈52〉stehen, daß wir dasjenige umfassen, was wirklich einen gemeinschaftlichen Mittelpunkt hat, also was den Menschen als Menschen interessiert und einen integrierenden Theil der gesamten höheren Geistesbildung ausmacht. Hiedurch sind also ausgeschlossen alle Bücher, die bloß empirische Data oder positive Sätze ohne Beziehung auf ein System oder Herleitung aus Principien zusammentragen, ingleichen alle bloß technischen Kenntnisse, die lediglich durch ihre Verwendung zu einem bedingten Zwecke einen Werth erhalten. | Unsre Gegenstände würden also folgende sein: | 1) Philosophie in ihrem weitesten Umfange. | 2) Naturwißenschaft. Da alle Naturbeobachtung, die den Namen verdienen kann, zu allgemeinen Naturgesetzen hinstrebt und die Spekulation über die Natur[2] ihre Sätze bis in die speciellste Erfahrung hinein bewährt wißen will, so würde sich die Kritik[7] sowohl über empirische als spekulative Physik verbreiten müßen, und es könnte nicht leicht zu viel in diesem Fache geschehen, da das Interesse des Zeitalters vorzüglich darauf gerichtet ist. [...] | 3) Von der Geschichte[4] dasjenige, was durch seinen Inhalt oder durch seine Form unmittelbaren Werth und Interesse hat und diese nicht erst durch äußerliche Brauchbarkeit erhält: also alles zur Geschichte[4] der Menschheit[1] Gehörige, dann historische Kunstwerke[4]. | 4) Von der Philologie: philosophische Grammatik und Beurtheilung der einzelnen Sprachen[3] nach Principien derselben, philologische Kritik[1] und Auslegungskunst. | Das Studium des klassischen[7] Alterthums fällt unter die beiden vorhergehenden Rubriken, deren Bestimmung ausweist, was davon hier behandelt werden soll. Nur insofern sein Inhalt einen Theil der Kulturgeschichte ausmacht, gehört es in das historische Fach; seine Methode, Hülfsmittel u. s. w. in das philologische oder grammatische. | 5) Schöne[2] Kunst[9] und Theorie derselben. | Poesie[11] in ihrem weitesten Umfange, Beredsamkeit nach ihrer 〈53〉 richtigeren Bestimmung, als schöne[2] Komposition in Prosa[1], und überhaupt was zur schönen[2] Litteratur gerechnet wird, würde den Hauptartikel in dieser Rubrik ausmachen. .
[31]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. I (
!1801–02), KAV 1, 195
: Höchst wesentlich ist für die Kunstgeschichte die Anerkennung des Gegensatzes zwischen dem modernen[1] und antiken[2] Geschmack. [...] Man hat den Charakter[1] der antiken[2] Poesie[11] mit der Bezeichnung classisch[3/5/7], den der modernen[1] [als] romantisch[12/4/11] bezeichnet; [...] sehr treffend. Es ist eine große Entdeckung für die Kunstgeschichte daß dasjenige, was man bisher als die ganze Sphäre der Kunst[3] betrachtete (indem man den Alten[10] die uneingeschränkte Autorität zugestand) nur die eine Hälfte ist: das classische[7] Alterthum kann dadurch weit besser verstanden werden als aus sich allein..
[32]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. II (
!1802–03), KAV 1, 640
: Es war [...] nichts geringes, daß uns durch Goethe, überhaupt den Auferwecker der Poesie[4/20] und nächst Winkelmann des Sinnes[5] für das classische[7] Alterthum 〈in unserm Zeitalter〉, die reine Form des Epos wiedergegeben ist..
[33]
A. W. Schlegel, Berl. Vorles. III (
!1803–04), KAV 2.1, 183
: Die drey Stifter der romantischen[12] Kunst[3] [sc. Dante, Petrarca, Boccaccio], von denen wir im bisherigen gesprochen, haben durch ihre Werke aufs Stärkste die ursprüngliche Eigenthümlichkeit der neueren[3] Poesie[11] bekundet, und können uns zum Beyspiel dienen, daß für uns in der bloßen und uneingeschränkten Nachahmung des classischen[7] Alterthums das Heil nicht zu suchen ist. [...] Boccaz ist [...] der erste, welcher den ganzen Sprachschatz mit philologischer Gründlichkeit zum Vortheil der Darstellung verwandte, und gleichsam die Gränzen der romantischen[12/1] Prosa[1], von heroischer Würde und leidenschaftlicher Energie bis zum vertraulichen Tone des Scherzes abgesteckt hat. Theils hat er ihr classische[3/7?] Gediegenheit und Großheit in den periodischen Verknüpfungen zu geben gesucht, theils die Sprache[4] des gemeinen Lebens durch geschicktes Anbringen in zierlichen Wendungen geadelt..
[34]
A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (
!
1803–04), KAV 3, 57
: Es dürften aber auch alle einzelnen Classiker in den verschiednen Fächern übertrefflich seyn, so könnte dennoch das gesamte classische Alterthum
unübertrefflich bleiben: denn es ist ein Ganzes, und zwar nicht als bloßes Aggregat gleichartiger Theile, sondern dem eine innere Einheit und Harmonie beywohnt. Eben diese vermissen wir bey unsrer modernen, aus sehr ungleichartigen Bestandtheilen zusammengeschlossenen, oft in sich widersprechenden und unverhältnißmäßigen Bildung, die, wie es scheint, immer noch zu sehr im Werden begriffen ist, als daß wir 〈
mit Sicherheit〉
über sie urtheilen könnten. In diesem Chaos zum Theil großer Bestrebungen, worin wir uns noch befinden, ist das classische Alterthum
mit seiner einfachen Vollendung gleichsam [...] ein Typus gesetzmäßiger organischer Geistesbildung; das Vorbild der Alten dient den neuen Erweiterern auf dem noch unbekannten Ocean, welchen sie befahren, als Leitstern und Compaß..
[35]
A. W. Schlegel, Vorles. üb. Enz. (
!1803–04), KAV 3, 160
: Will man von einem Mittelalter sprechen, so werde die Epoche von der Zerstörung des occidentalischen Reichs bis etwa auf Carl den Großen darunter verstanden, während welcher die gewaltigen gährenden Kräfte allerdings noch zu keiner rechten Consistenz kommen konnten. Die folgenden Jahrhunderte aber, während welcher das Ritterthum seine höchste Blüthe hatte, und die Europäische Bildung[5] etwas selbstständiges und vollendetes in ihrer Art ward, welches einen durchgängigen Gegensatz mit dem classischen[7] Alterthum darbietet, können keinesweges so genannt werden. [...] Dieß muß den Gesichtspunkt gänzlich verrücken: und so wird das wahrhaft Große in der modernen[1] Geschichte[1], oder der romantischen[12], wenn ich sie so nennen darf, verkannt und mit vornehmer Bemitleidung der damaligen Barbarey geschildert, hingegen dasjenige hervorgehoben, was den Verfall bezeichnet, der schon vom Schlusse des 13ten Jahrhunderts an sich zu äußern anfing, doch nur allmählich zunahm, so daß der ritterliche Geist[14], in manchen Ländern wenigstens, erst im 17ten Jahrhundert letztlich verlosch..
[36]
A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 15
: Als mit der Wiederbelebung des classischen Alterthums
überhaupt, auch die Nachahmung der griechischen Architektur aufkam, und oft nur allzu verkehrt ohne Rücksicht auf die Verschiedenheit des Clima's, der Sitten und der Bestimmung der Gebäude angebracht wurde, verdammten die Eiferer dieses neuen Geschmacks die gothische Baukunst gänzlich, schalten sie geschmacklos, düster, barbarisch. .
[37]
A. W. Schlegel, Dramat. Lit. II.1 (1809), 32
: Der Pastor fido insbesondre ist eine unnachahmliche Hervorbringung: originell und doch classisch[3]; romantisch[7] durch den Geist[12] der dargestellten Liebe: in den Formen mit dem großen einfachen Gepräge des classischen[3/7] Alterthums bezeichnet; neben den süßen Tändeleyen der Poesie[3] voll von hoher keuscher Schönheit[6] des Gefühls. Keinem Dichter 〈33〉 ist es wohl so gelungen, die moderne[1] und antike[2] Eigenthümlichkeit zu verschmelzen. Für das Wesen der alten[10] Tragödie zeigt er einen tiefen Sinn[5], denn die Idee des Schicksals beseelt die Grundanlage seines Stückes, und die Hauptcharakter kann man idealisch[1] nennen; er hat zwar auch Caricaturen eingemischt, und die Composition deswegen Tragikomödie genannt: allein sie sind es nur durch ihre Gesinnungen, nicht durch den Unadel der äußern Sitten, gerade wie die alte[10] Tragödie selbst den untergeordneten Personen, Sklaven oder Boten, ihren Antheil an der allgemeinen Würde leiht. ➢ Volltext.
[38]
A. W. Schlegel, Rez. Grimm [Altdt. Wäld.] (1815), 734
: Die Entzifferung eines einzigen Verses könnte unsern Lesern so vieler Umständlichkeit nicht werth zu seyn scheinen. Allein die Philologie hat immerfort mit solchen Kleinigkeiten zu thun; sie schämt sich dessen nicht bey den geringsten Ueberresten des classischen[7] Alterthums: warum sollte sie es bey den altdeutschen Denkmalen? Alle Beschäftigung mit ihnen bleibt ganz unersprießlich, so lange man sie nicht gehörig versteht. Dazu ist scharfe Kritik[3], sprachkundige Genauigkeit und gründliche Auslegungskunst erforderlich, und hierin ist, einige rühmliche Ausnahmen abgerechnet, noch fast gar nichts geleistet worden. Die meisten bisherigen Ausgaben altdeutscher Schriften sind so verwahrlost, daß, wer gewohnt ist, sich selbst Rechenschaft von dem, was er lieset abzulegen, dabey unaufhörlich zur Conjectural-Kritik seine Zuflucht nehmen muß..
[39]
A. W. Schlegel, Gesch. Dt. Spr. (
!1818–19), 7.3
: Übersicht der im heutigen Europa üblichen Vor- oder Taufnamen. Drey Hauptclassen: 1) Ursprünglich Deutsche[5]. Nicht nur in Deutschland, Holland, Dänemark, Schweden, England, sondern auch in den Romanisch[1] redenden Ländern, nur alterirt durch die Aussprache. 2) Christl.iche Namen oder solche bey denen irgend eine Bezeugung der Andacht zum Grunde liegt: Namen der Heiligen, Apostel, Patriarchen, Propheten pp. 3) Entlehnte Namen aus dem classischen[7] Alterthum. ➢ Volltext.
[40]
F. Schlegel, Fragm. Litt. u. Poes. (*1797), KFSA 16, 93, Nr. 105
: Kl.[opstock] hat d[en] Buchstaben[8] des Alterthums mehr als Goethe, d[en] Geist[12] mehr als Voß. Vorbild einer künftig[en] Vereinigung..
[41]
F. Schlegel, Stud. Grch. Poes. (*1795; 1797), 248
: Ein andres Zeichen von der Annäherung zum Antiken[2] in der Poesie[1] ist die auffallende Tendenz zum Chor in den höhern lyrischen Gedichten (wie die Götter[4] Griechenlands und die Künstler Schillers; eines Künstlers, der durch seinen ursprünglichen Haß aller Schranken vom klassischen[7] Alterthum am weitesten entfernt zu seyn scheint[)]. ➢ Volltext.
[42]
F. Schlegel, Spr. u. Weish. d. Ind. (1808), 212
: Während nun auf der einen Seite alle Vernünftler und die, welche vorzüglich in der Gegenwart leben und von dem Geist[12] derselben sich lenken und beherrschen lassen, fast ohne Ausnahme dem verderblichen und zerstörenden Grundsatze ergeben sind, alles durchaus neu und von vorn wie aus Nichts erschaffen zu wollen, ist auf der andern Seite wahre Kenntniß des Alterthums und der Sinn[5] für dasselbe fast verschwunden, die Philologie zu einer in der That sehr schaalen und unfruchtbaren Buchstabengelehrsamkeit herabgesunken, und so bei manchen erwünschten Fortschritten im Einzelnen, doch das Ganze zersplittert und weder Kraft noch lebendiger Geist[27] darin sichtbar. ➢ Volltext.
[43]
A. W. Schlegel/F. Schlegel, Vorerinn. (1798), III
: In der Einkleidung werden Abhandlungen mit Briefen[3], Gesprächen, rhapsodischen Betrachtungen und aphoristischen Bruchstücken wechseln, wie in dem Inhalte besondre Urtheile mit allgemeinen Untersuchungen, Theorie mit geschichtlicher Darstellung, Ansichten der vielseitigen Strebungen unsers Volks[1] und Zeitalters mit Blicken auf das Ausland und die Vergangenheit, vorzüglich auf das klassische[7] Alterthum. ➢ Volltext.
[44]
Wackenroder, an seine Eltern (24. 6. 1793), VL 2, 188
: Nürnberg ist eine Stadt, wie ich noch keine gesehen habe, u[nd] hat ein ganz besonderes Interesse für mich. Man kann sie, ihres Äußern wegen, in der Art romantisch[13/4?] nennen. Mit jedem Schritt heftet sich der Blick auf ein Stück des Alterthums, auf ein Kunstwerk[4] in Stein oder in Farben. [...] Wie konfus die Häuser durcheinander geschoben sind, u[nd] wie krumm die Straßen laufen, sehen Sie auf Ihrem Grundriß..
[45]
Wienbarg, Aesth. Feldzg. (1834), 44
: Es unterliegt keinem Zweifel, daß es für den tüchtigsten Schulmann eine unendlich schwere Aufgabe ist, den Dichter, den Redner, den Geschichtschreiber, den Philosophen des griechischen und römischen Altertums
, bei unseren heutigen gesellschaftlichen Zuständen, bei der Mechanik des Staatslebens, dessen hölzerne Räder auch in der Schulstube klappern, fruchtreich in den Schulen zu erklären; allein eben so gewiß ist es, daß den wenigsten nur einmal die Ahnung aufgegangen ist von der Bedeutung der Alten für das jetzige Leben, daß sie selbst jene großen und leuchtenden Züge in den Pergamenten klassischen Altertums
, die Züge der reinen Natur, des tiefen Sinnes für die Mysterien der Welt, für Wahrheit und Schönheit nur selten einmal mit verwandtem Auge selbst angeschaut und sich von ihnen durchdrungen haben..