[1]
Klingemann, Poesie (1800), 57
: Die Dichtkunst ist wohl überall am zartesten, und an sich selbst schon näher mit dem Geistigen verwandt; darum muß auch in ihr das eigentlich Poetische[2] den höchsten Ausdruck erreichen: so ist jene südliche[2] Erscheinung des Romantischen[4], für das auch wir jetzt einen lebhafteren Sinn[5] bekommen haben, ein auffallender Beweis einer höhern poetischen[2] Bildung[5]. Das Romantische[4] ist mehr Ahnung als Sprache[11], und es äußert sich in leichten Spielen, und umgaukelt die Phantasie[1] mit lachenden Bildern; es erscheint in der Kunst[10], wie der Abend in der Wirklichkeit; mehr ein leichter rosenfarbener Traum, als bestimmtes Dasein. Am zartesten entfaltet sich die Blüthe des Romantischen[4] in der Novelle; hier sind die Farben am durchsichtigsten, und es ist das bunte[1] Blumenufer, das im stillen Strome sich abbildet..
[2]
L. Tieck, Phantasus I (1812), 396
: Häufig [...], wenn wir vom Dramatischen sprechen, verwechseln wir dieses mit dem Theatralischen, und wiederum ein mögliches besseres Theater mit unserm gegenwärtigen und seiner ungeschickten Form; und in dieser Verwirrung verwerfen wir viele Gegenstände und Gedichte als unschicklich, weil sie sich freilich auf unsrer Bühne nicht ausnehmen würden. Sehn wir also ein, daß ein neues[1] Element erst das dramatische Werk als ein solches beurkundet, so ist wohl ohne Zweifel eine Art der Poesie[11] erlaubt, welche auch das beste Theater nicht brauchen kann, sondern in der Phantasie[1] eine Bühne für die Phantasie[2] erbaut, und Compositionen versucht, die vielleicht zugleich lyrisch, episch und dramatisch sind, die einen Umfang gewinnen, welcher gewissermaßen dem Roman[1] untersagt ist, und sich Kühnheiten aneignen, die keinem andern dramatischen Gedichte ziemen. Diese Bühne der Phantasie[2] eröffnet der romantischen[1/4] Dichtkunst ein großes Feld, und auf ihr dürfte diese Magelone und manche alte[1/11] anmuthige Tradition sich wohl zu zeigen wagen..