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Belege 
[1] Herder, Plastik (1778), 54 f. (55): Im Gemählde ist keine einzelne Person Alles: sind sie nun alle gleich schön[1], so ist keine mehr schön[1]. Es wird ein mattes Einerley langschenklichter, geradnäsiger, sogenannter Griechischen[4/6] Figuren, ⟨55⟩ die alle dastehn und paradiren, an der Handlung[3] so wenig Antheil nehmen als möglich, und uns in wenigen Tagen und Stunden so leer sind, daß man in Jahren keine Larven der Art sehen mag. [...] Und nun, wenn diese Lüge von Schönheit[1] sogleich der ganzen Vorstellung, der Geschichte[10], dem Charakter[4] der Handlung[3] Hohn spricht, und diese jene offenbar als Lüge zeihet? Da wird ein Mißton, ein Unleidliches vom Ganzen im Gemählde, das zwar der Antikennarr nicht gewahr wird, aber der Freund der Antike um so weher fühlet. Und endlich wird uns ja ganz unsre Zeit[4], die fruchtbarsten Sujets der Geschichte[3], die lebendigsten Charaktere[5], alles Gefühl von einzelner Wahrheit und Bestimmtheit hinwegantikisiret.

[2] Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. I (1834), 237 f.: Antike[4], Antiken[3], (vom lateinischen Worte[1] antiquus, längst verflossen, alt[1]) die Kunst[11] der Alten[10], Alterthümer[5]; im scharfen ⟨238⟩ Gegensatze zur Kunst[11] der Neuen[5] zur modernen[1] oder romantischen[12] Kunst[11]. Die antike[2] Kunst[11] (eigentlich nur die griechische[2] zu nennen) ist leichter zu beurtheilen, als in ihrem Stile zu schaffen. Ideale Ruhe, göttlicher Adel[5] in der Form und kühne Einfachheit sind die Kennzeichen, das Wesen der Antike[4]. Woher aber jene himmlische Ruhe, jene unnachahmliche Grazie, jene Abgeschlossenheit (Plastik) in der Antike[4]? – Griechenland war von Poesie[14] durchdrungen, nämlich von einer Phantasie[3], die ihre Ideale im Leben selbst vorfand, und dieselben in Formen bringen konnte, die wirklich vorhanden waren; die Kunst[11] besteht aber nur in dieser Verschmelzung des Ideals mit der Wirklichkeit, diese Erhebung des Irdischen zum übersinnlichen Genusse. Und wenn ein poetischer[1] Mensch derjenige ist, welcher bei Beschauung irdischer Gegenstände diesen sogleich ihre himmlische Beziehung in schöner[1] Form anweist, so waren die Griechen eine poetische[1] Nation[1], und die Kunst[4] lag ihnen nahe. Das Schöne[1] setzten sie über Alles, weil sie selbst schön[1] waren; sie vergötterten schöne[1] Menschen nach dem Tode; ihre Lebensaufgabe war Genuß des Schönen[1].

[3] Heyne, Antiquar. Aufs. I (1778), IV f.: Selbst wenn man die Erläuterung von einem Dutzend Stellen in Dichtern zum wichtigsten Nutzen der Antike machte, wie ganz hat man dabey den wahren Gesichtspunkt, das Wesen und den Zweck der ⟨V⟩ Beschäfftigung mit der Antike verfehlt! Volltext

[4] H. Chr. Kolbe, Paris. Gem. (1803), 143: Guerin in Vergleich mit David bleibt weit unter diesem Künstler, dieser fühlt das Schöne[1], ist nie häßlich[1], ahmt vortreflich die Antike nach. Guerin nicht davon begeistert, behandelt nur oberflächlich die Formen.

[5] A. W. Schlegel, Zeichn. (1799), 225: Nach dem Anblick dieser Umrisse kann man nicht umhin, Flaxman für einen gelehrten Kenner der Klassiker zu halten, der mit den griechischen Dichtern in ihrer Sprache vertraut ist; und wenn sich nachher bey genauerer Untersuchung hiegegen einige Zweifel regen, so wird es desto erstaunlicher, daß er sie so gefaßt: man könnte alsdann seine Umrisse zum Homer eine Rückübersetzung aus Pope's Travestie in das Aechtgriechische und Heroische nennen, aus eigenmächtiger Befugniß des Künstlersinnes ohne grammatische Beyhülfe vollbracht. Allerdings ist die klassische[7] Bildung[6] ein großes untheilbares Ganzes: durch den vollkommnen Besitz einer Seite desselben muß einem also auch der Zugang zu den übrigen geöffnet werden. Wer die alten[10] Dichter recht versteht, (man verstehe, was eigentlich verstehen heißt) dem mußten auch für die bildende Kunst[2] der Alten die Augen aufgehn, und umgekehrt hat sich unser Künstler durch tiefes und liebevolles Studium der Antike mit den Dichtern in unmittelbarere Berührung gesetzt, als durch modernisirende Uebersetzungen hätte geschehen können. Volltext

[6] F. Schlegel, Paris. Neuigk. (1803), 152: Jedes Heft enthält 5 Stiche nach Gemählden, und 1 nach der Antike.

[7] Goethe, Zeichenb. Mannlich (1805), WA I, 48, 131.

[8] Krünitz [Korth], Oecon. Encycl. CLXX (1839), 519 ff. (521).

[9] Novalis, Allg. Brouill. (*1798), NS 3, 398, Nr. 686.

[10] Novalis, Stud. Bild. Kunst (*1798), NS 2, 649, Nr. 480.

[11] Novalis, Über Goethe (*1798), NS 2, 641 f. (642), Nr. 445.

[12] A. W. Schlegel, Zeichn. (1799), 232.

[13] A. W. Schlegel, Dramat. Lit. I (1809), 67.














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