[1]
Goethe, Klass. u. Rom. (1820), 106
: Von wem man sich [...] theoretisch viel verspricht ist Hermes Visconti [...]. [...] Er hat verschiedene Jahre der kantischen Philosophie gewidmet, deutsch deßhalb gelernt und sich den Sprachgebrauch des königsberger Weisen zu eigen gemacht.
[2]
H. Sander, Beschr. Reis. I (1783), 77
: Zum Erstaunen ists, wie die Franzosen die deutschen Namen verderben. Nicht ein einziger spricht sie recht aus. Kein einziger versteht deutsch, sie sagen, die Sprache[3] sei zu schwer, und habe gar grobe Wörter[1].
[3]
Herloßsohn, Dam. Conv. Lex. IX (1837), 172
: Unterdeß war der Helvetier aus wirren Feudalträumen zur Begründung eines schönen[6], festen Bürgerthums erwacht; die romanische[1] Sprache[3] in Savoyen lieh der deutschen[2] Zunge Wohlklang und Poesie[17]; begeisterte Minnesänger flogen wie Brieftauben der Kultur[4] von Burg zu Burg, von Haus zu Haus [...]..
[4]
S. v. Knorring, Evremont I (1836), 102
: „Ich weiß, Sie sprechen deutsch, ich ziehe es vor, mich in dieser Sprache[3] zu unterhalten, und Sie würden mich verbinden, wenn Sie nie französisch mit mir reden wollten.“ St. Julien [...] konnte nicht voraussetzen, daß die Gräfin die Sprache[3] seines Landes nicht verstehe [...]. Ich muß es beklagen, sagte er endlich in deutscher Sprache[3], daß meine Landsleute sich Ihnen so verhaßt gemacht zu haben scheinen, daß ihre Sprache[3] Ih〈103〉nen selbst im Munde dessen unerträglich ist, dem Sie so viele Güte erwiesen haben..
[5]
A. Müller, Beredsamk. (
!1812; 1816), 152–154
: Ich habe mich seit vielen Jahren um die deutsche Aussprache bekümmert, aber noch heut weiß ich keinen Ort in Deutschland anzugeben, wo die Sprache[3] gut gesprochen würde oder nur besser als anderswo. Ich habe wohl Personen angetroffen, von denen in Schwaben, in Franken, in Sachsen, an der Mündung der Elbe wie in Österreich gesagt werden würde: sie sprechen gut. Aber kein Ort hat dieß Privilegium für sich. Die Örter sind, was die Sprache[7] angeht, gleich gut: sie müssen ächt republikanisch alle gelten, sie müssen alle ihre Stimme[6; 8] hergeben, wenn ein guter deutscher Sprecher werden soll, – und so habe ich auch immer gefunden, daß die, welche gut sprachen, an recht verschiedenartigen Stellen von Deutschland gelebt und gesprochen hatten. Sie hatten unter der Rauhigkeit der Gebirgstöne, und 〈153〉 unter den weichen, platten Klängen, die das deutsche Niederland spricht, in Städten und auf dem Lande, an den südwestlichen Grenzen, wo die romanischen[1] Sprachen[3], und an den nordöstlichen, wo die slavischen Sprachen[3] Deutschland berühren – kurz, sie hatten aus den verschiedenartigsten Dialekten[1] sich das eigentlich Deutsche herausgehört, herausgefühlt. | Wenn nun, was sie herausgehört hätten, niedergeschrieben würde, so wäre es freilich für heute und morgen das beste Deutsch [...]. Aber auch für die Folge der Jahre? – Gewiß nicht. Ein Wörterbuch, aus lauter solchen guten und lebendigen Sprechern abgezogen, kann keine gesetzgebende Kraft erlangen in einem Volke[1], das innerlich frei ist. Besser ist es, daß solche gebildete Sprache[3] wieder zurückströmt in die Dialekte[1], sich wieder unaufhörlich erfrischt in dem Bade der Natur[19], daß, was Mühe, Fleiß und Geschick erreicht haben, sich immer wieder anschließe an jene alte Naturstimme der Gebirge und Thäler; daß dieses ächte und lebendige Hochdeutsch sich beständig wieder nicht auf unedle Weise vermische, aber – vermähle mit den Dialekten[1]. Also kein Wörterbuch, auch keine Hauptstadt, die nur den Wahn nähren kann, als gebe es in Sprachangelegenheiten einen privilegirten Ort, keine Akademie, deren ganze Kunst doch nur im 〈154〉 Waschen, Feilen, Absondern der Sprache[3], in der Verordnung einer strengen Diät für dieselbe, im Bewirken einer künstlichen Magerkeit bestehen würde – kann helfen. Es muß gesprochen werden, man muß reisen für die Sprache[3], man muß ihre Dialekte[1] hören lernen, aus der österreichischen, schweizerischen, fränkischen, niedersächsischen Mundart[1] das Deutsche herausfühlen lernen: Die größten Autoren und Sprecher der deutschen Sprache[3], Göthe, Schiller, Herder, Johann Müller, Gentz u. s. w., verdanken einen großen Theil ihrer Sprachkraft dem Umstande, daß sie umhergelebt haben in Deutschland oder aus dem Norden in den Süden, aus dem Westen in den Osten des Landes verpflanzt worden sind. – Wie müßte grade unsre Sprache[3] mit ihrem Reichthum, mit allen tausendfältigen Sitten und Lebensweisen, die sie jetzt einzeln ausdrückt, ergötzen können, wenn sie nur zwanzig Jahre hindurch ordentlich ineinander gesprochen wäre; wenn die naive Roheit der Naturtöne und Dialekte[1] nicht weiter getrennt wäre von der gebildeten Flachheit der hochdeutschen Buchsprache und nun durch jede Reihe von Tönen in dieser so veredelten dritten, mittleren Sprache[3] Deutschland hindurchklänge, während es doch nur immer Paris ist, das unaufhörlich in Eine Hauptstadt zusammenstrebende Frankreich, welches man durch die französische Sprache[3] hindurchhört..
[6]
H. Sander, Beschr. Reis. II (1784), 199
: Zum Hrn. O. K. R. Teller ging ich heute zuerst. Unsre Unterredung betraf das neue Berliner Gesangbuch, das er und Hr. Spalding besorgen. [...] Wegen des Deutschen ist viel Ungewißheit, weil in jeder Provinz dieser Monarchie anders geredet wird. Adelung muß hierüber entscheiden. Teller's Grundsatz dabei ist: Man müsse durch das Gesangbuch die Sprache[4] des gemeinen Mannes bereichern und erheben. [...] Die Verbesserung des Liedes: Wie schön leuchtet uns der Morgenstern etc. ist von Hrn. Teller. Ich gab noch einige an, die er gleich zur zweiten Auflage schrieb, als: Die müden Seelen Ruhe schaft, statt: Die Ruhe müden Seelen schaft..
[7]
H. Sander, Beschr. Reis. II (1784), 606 f. (607)
: Mastalier ist Professor der Aesthetik, und ein muntrer Mann [...]. [...] Er disputirte über Tisch darüber, daß das Wort[1] beträchtlich gar nicht gut sei, Adelung und andre hättens 〈607〉 auch nicht, man müsse immer ansehnlich dafür sagen. „Stehen wir auf,“ sagte endlich Hr. von Mechel, als der Streit lebhaft ward, „sonst verlieren wir noch die halbe deutsche Sprache[18].“.
[8]
F. Schlegel, Spr. u. Weish. d. Ind. (1808), 34
: Noch jetzt sind sehr viele Spuren dieser ältern[1] Sprachform im Deutschen[5], im eigentlichen Deutschen[2] mehr, als im Englischen und in den skandinavischen Mundarten[1] übrig; wenn aber im Ganzen hier das Princip der neuern[3] Grammatik, die Conjugation vorzüglich durch Hülfsverba, die Declination durch Präpositionen zu bilden, herrschend ist, so darf uns dieß um so weniger irre machen, da auch die sämmtlichen aus dem Lateinischen abstammenden romanischen[1] Sprachen[3], wie nicht minder alle hindostanische Mundarten[1], wie sie jetzt noch gesprochen werden, die sich zum Sanskrit etwa eben so verhalten, wie jene zum Lateinischen, eine ähnliche Veränderung erlitten haben. ➢ Volltext.
[9]
F. Schlegel, Spr. u. Weish. d. Ind. (1808), 176 f. (177)
: Bedenke man nur, wie sich die lateinische Sprache[3], anfangs nur dem mittlern Italien eigen, da im Norden Celten, im Süden Griechen wohnten, von diesem kleinen Fleck aus, fast über den ganzen Erdkreis verbreitet hat. Noch in ihren Töchtern, den romanischen[1] Sprachen[3], herrscht sie fast in allen Welttheilen; das Italiänische ist die Handels〈177〉sprache des Morgenlandes[2], wie das Portugiesische der afrikanischen und aller indischen Küsten; das Spanische ist die Sprache[3] des größten Theils der neuen[3] Welt geworden; des gesellschaftlichen Einflusses der französischen Sprache[3], des Gebrauchs der ausgestorbenen lateinischen zur Gelehrsamkeit und in mehren Ländern noch jetzt zur Unterredung und zur Religion[8], (wie das Samskrit, oder wenigstens einzelne Formeln desselben in Siam und Thibet liturgisch gebraucht werden), der beträchtlichen römischen Einmischungen endlich in der englischen, deutschen und wallachischen Sprache[3] gar nicht zu erwähnen. ➢ Volltext.
[10]
Schleiermacher, Meth. d. Übers. (1813), SW 3.2, 236
: Wie Einem Lande, so auch Einer Sprache[3] oder der andern, muß der Mensch[1] sich entschließen anzugehören, oder er schwebt[5] haltungslos in unerfreulicher Mitte. Es ist recht, daß noch jetzt unter uns lateinisch geschrieben wird von Amtswegen, um das Bewußtsein lebendig zu erhalten, daß dies unserer Vorfahren wissenschaftliche und heilige Muttersprache gewesen ist; es ist heilsam, daß es auch sonst geschehe im Gebiet der gemeinsamen europäischen Wissenschaft[1], des leichten Verkehrs wegen; aber gelingen wird es auch in diesem Fall nur in dem Maaß, als für eine solche Darstellung der Gegenstand alles ist, und die eigene Ansicht und Verknüpfung wenig. Dasselbe ist der Fall mit dem romanischen[1]. Wer gezwungen und von Amtswegen eine solche Sprache[3] schreibt, der wird sich doch wol bewußt sein, daß seine Gedanken im ersten Entstehen deutsch sind, und daß er nur sehr früh während der Embryo sich noch gestaltet schon anfängt sie zu übersezen[1]; und wer sich einer Wissenschaft[2] wegen 〈237〉 dazu aufopfert, der wird sich auch nur da leicht ungezwungen und ohne geheimes Uebersezen[1] finden, wo er sich ganz in der Gewalt des Gegenstandes fühlt. [...] Die Production in der fremden[4] Sprache[3] ist keine ursprüngliche; sondern Erinnerungen an einen bestimmten Schriftsteller oder auch an die Weise eines gewissen Zeitalters, das gleichsam eine allgemeine Person vorstellt, schweben der Seele fast wie ein lebendiges äußeres Bild vor, und die Nachahmung desselben leitet und bestimmt die Production. ➢ Volltext.